| Titel: | Ueber die Erzeugung phosphorfreien Roheisens; von H. Caron. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XCII., S. 349 | 
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                        XCII.
                        Ueber die Erzeugung phosphorfreien Roheisens; von
                           H. Caron.
                        Aus den Comptes rendus,
                              t. LVII p. 167.
                        Caron, über die Erzeugung phosphorfreien Roheisens.
                        
                     
                        
                           Die zahlreichen Versuche, welche ich in der Absicht anstellte, dem Roheisen den
                              Phosphor zu entziehen, blieben bisher fruchtlos, und ich konnte mich sogar
                              überzeugen, daß das Roheisen großentheils den Phosphor absorbirt, welcher es im
                              Zeitpunkt seiner Bildung umgibt, besonders wenn die Schlacken kieselerdehaltig sind.
                              Als ich nämlich vollkommen phosphorfreie Eisenerze mit Holzkohle behandelte, welche
                              mit phosphorsaurem Kalk und Kieselerde versetzt war, fand ich stets in dem so
                              erzeugten Roheisen fast allen Phosphor wieder, welchen ich als phosphorsaures Salz
                              in den Tiegel gebracht hatte. Ich theile im Folgenden die genauen Resultate meiner
                              Versuche mit, bei welchen Spatheisenstein von Benndorf in einem gefütterten Tiegel
                              durch Holzkohle reducirt wurde, welche mit phosphorsaurem Kalk gemengt war.
                           Der Zusatz von phosphorsaurem Kalk wurde nach dem Ausbringen des Erzes berechnet, um
                              1 Procent Phosphor in das erhaltene Roheisen einführen zu können.
                           
                              
                                 
                                 Phosphorin 100 Roheisen
                                 
                              
                                 Nr. 1. – Reduction mit 15 Proc. Kieselerde
                                 0,92
                                 
                              
                                 Nr. 2. – Reduction mit 10 Proc. Kieselerde
                                 0,89
                                 
                              
                                 Nr. 3. – Reduction mit 5 Proc. Kieselerde
                                 0,87
                                 
                              
                                 Nr. 4. – Reduction ohne Zusatz
                                 0,85
                                 
                              
                                 Nr. 5. – Reduction mit 5 Proc. kohlensaurem
                                    Kalk
                                 0,82
                                 
                              
                                 Nr. 6. – Reduction mit 10 Proc. kohlensaurem
                                    Kalk
                                 0,82
                                 
                              
                           Da es mir kein Mittel zu geben scheint, um dem Roheisen den darin enthaltenen
                              Phosphor zu entziehen und außerdem dasselbe sich jedesmal mit diesem Körper
                              verbindet, wenn es damit zusammentrifft, so muß man nothwendig bei der
                              Roheisenfabrication alle Umstände zu vermeiden suchen, welche beitragen können um
                              dieses schädliche Metalloid in das Eisen einzuführen. Unter diesen Ursachen ist
                              eine, welcher man gewöhnlich wenig Wichtigkeit beilegt, nämlich die chemische
                              Zusammensetzung der vegetabilischen Brennmaterialien.
                           Fast alles Holz enthält Phosphor, daher auch das Roheisen, welches mit Holz aus
                              Eisenerzen erblasen wurde, worin sich keine Spur von Phosphor nachweisen läßt, stets
                              wenigstens 0,2 Proc. Phosphor enthält (nach Karsten). In
                              diesem Verhältniß ist der Phosphor nicht schädlich; ein Phosphorgehalt von 0,5
                              Procent bringt auch noch keinen Nachtheil, aber bei einem Phosphorgehalt des
                              Roheisens von 0,7 Proc. erhält man daraus ein Stabeisen, welches schon durch den
                              Schlag zerbricht, obgleich es noch im rechten Winkel gebogen werden kann.
                           Es ist daher von der größten Wichtigkeit, niemals Holzkohlen anzuwenden, welche dem
                              Roheisen 0,7 Proc. Phosphor zu geben vermögen.
                           Zu diesem Zweck muß man das Holz, welches zur Reduction des Eisenerzes verwendet
                              werden soll, entsprechend wählen.
                           Die verschiedenen Holzarten enthalten verschiedene Mengen von Phosphor, welche
                              überdieß nach der Beschaffenheit des Bodens, worin das Holz gewachsen ist, variiren.
                              Berthier (Essais par la voie
                                 sèche, t. I p. 262) hat in dieser
                              Hinsicht Analysen gemacht, welche allen Metallurgen bekannt sind, wobei er jedoch
                              den hier besprochenen Umstand nicht hervorhob.
                           Die Eiche von Roque-les-Arts zum Beispiel, deren Asche 0,008
                              Phosphorsäure enthält, könnte als Reductionsmittel nicht durch die Hagebuche der
                              Somme oder der Nièvre ersetzt werden, deren Verbrennungsrückstände bis 0,09
                              oder 0,10 Phosphorsäure enthalten. Da diese zwei Holzarten beiläufig die gleiche
                              Menge Asche geben, so ist es einleuchtend, daß die Eiche von
                              Roque-les-Arts, welche höchstens 0,12 Proc. Phosphor in das Roheisen
                              einführen würdeDas Maximum von Phosphor, welches ein Roheisen aus dem Brennmaterial
                                    absorbiren kann, ist leicht zu berechnen, wenn man den Phosphorgehalt der
                                    angewandten Holzkohle und die durch ein bestimmtes Gewicht dieser Kohle
                                    erzeugte Roheisenmenge kennt.A. d. O., der Hagebuche von Nièvre vorzuziehen wäre, welche dem Eisen
                              wenigstens 1 Procent zubringen könnte. Die im ersteren Falle absorbirte
                              Phosphormenge würde keinen Nachtheil verursachen, im zweiten Falle wäre sie aber
                              unbestreitbar schädlich.
                           Wenn es also zur Erzeugung eines Roheisens von guter Qualität unumgänglich nöthig
                              ist, die zu reducirenden Erze mit Sorgfalt zu wählen, so ist es nicht weniger
                              wichtig sich zu versichern, daß das Reductionsmittel, nämlich das Brennmaterial, dem
                              Metall keine schädlichen Unreinigkeiten zuführen wird, die man hernach nicht mehr
                              entfernen könnte.