| Titel: | Ueber die Einwirkung des Lichtes auf eine intervertirte Rohrzuckerlösung. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. C., S. 379 | 
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                        C.
                        Ueber die Einwirkung des Lichtes auf eine
                           intervertirte Rohrzuckerlösung.Aus dem „Jahresbericht über die Untersuchungen
                                       und Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Zuckerfabrication; von Dr.
                                       C. Scheibler und Dr. C. Stammer. Jahrgang I und II (1861 und 1862).
                                    Breslau, Verlag von Eduard Trewendt,
                                    1863.“
                                 
                           
                        Ueber die Einwirkung des Lichtes auf eine intervertirte
                           Rohrzuckerlösung.
                        
                     
                        
                           Hr. Dr. C. Scheibler hat in
                              der 37. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Carlsbad die von ihm
                              gemachte Beobachtung mitgetheilt, daß die bekannte Ausscheidung von Traubenzucker aus einer syrupdicken Lösung des intervertirten Rohrzuckers von der Einwirkung des Lichtes abhängig ist. Kocht man eine Rohrzuckerlösung kurze
                              Zeit und möglichst bei Lichtabschluß mit einer geringen Menge Schwefelsäure, die man
                              nach beendeter Einwirkung genau mittelst Aetzbarytlösung entfernt, und dampft das
                              Filtrat auf dem Wasserbade rasch zu einem Syrup ein, so hat man in letzterem eine
                              die Polarisationsebene des Lichtes links drehende Flüssigkeit, welche bei
                              hinlänglicher Concentration nach einiger Zeit bekanntlich eine mehr oder weniger
                              große Menge warziger Krystalle des rechtsdrehenden Traubenzuckers ausscheidet,
                              während linksdrehender Fruchtzucker flüssig bleibt.
                           Diese letztere Erscheinung bietet auch der gewöhnliche Honig
                                 der Bienen dar.
                           Dr. Scheibler hat nun
                              gefunden, daß die vorerwähnte Zerlegung des durch Schwefelsäure modificirten
                              Rohrzuckers in zwei verschiedene, die Polarisationsebene in entgegengesetztem Sinne
                              drehende Zuckerarten lediglich nur unter Mitwirkung des Lichtes, nicht aber im
                              Dunkeln vor sich geht, und daß die Schnelligkeit, mit der diese Zerlegung sich
                              vollendet, abhängig ist von der Intensität dieser Lichteinwirkung, indem sie bei
                              directem Sonnenlichte ungleich schneller erfolgt, als bei zerstreutem Tageslicht.
                              Mit einer und derselben im Dunkeln dargestellten, syrupdicken, intervertirten
                              Rohrzuckerlösung wurden mehrere mittelst Glasstöpsel luftdicht verschließbare
                              Glasgefäße abgefüllt, von welchen eines der Lichteinwirkung ausgesetzt wurde,
                              während die übrigen in einem dunkeln Schranke verblieben. Nach wenigen Tagen schon
                              zeigten sich in dem dem Lichte ausgesetzten Gefäße Traubenzuckerkrystalle, die sich
                              rasch vermehrten, während sich solche in den übrigen, dunkel aufbewahrten Gefäßen
                              nicht bildeten. Zur
                              näheren Bestätigung und Controle der gemachten Beobachtung wurde dann in größeren
                              Zeitpausen von diesen letzteren Gefäßen abermals je eines der Lichteinwirkung
                              ausgesetzt, wobei sich jedoch jedesmal dasselbe Resultat herausstellte. In dem
                              zuletzt übrig bleibenden, dunkel aufbewahrten Gefäße zeigten sich erst nach Verlauf
                              von mehr als zwei Jahren einige spärlich am Boden auftretende
                              Traubenzuckerkrystalle; offenbar weil mitunter beim Oeffnen des Präparatenschrankes
                              zerstreutes Tageslicht einzudringen vermochte. Eine mit der Ausscheidung von
                              Traubenzucker vor sich gehende Veränderung der Polarisationsgröße konnte nicht
                              beobachtet werden, doch wird der Verfasser in dieser Beziehung noch weitere
                              Untersuchungen anstellen.
                           Schließlich hebt derselbe hervor, daß in der vorbesprochenen Erscheinung auch der
                              Grund liegen dürfte, weßhalb die Bienen sorgfältig den
                                 Eintritt des Lichtes in ihr Gehäuse zu verhindern suchen, und jede von dem
                              beobachtungsdurstigen. Bienenzüchter absichtlich an diesem angebrachte Glaswand
                              sofort mit einer Wachsschicht bekleiden, sicherlich damit der Honig in den Waben
                              nicht krystallisire und so den Bewegungen der jungen Thiere hinderlich werde.