| Titel: | Die Whitney'sche Steinbrechmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. CVII., S. 405 | 
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                        CVII.
                        Die Whitney'sche
                           Steinbrechmaschine.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung,
                              1863, Nr. 29.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Ueber die Whitney'sche Steinbrechmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Whitney'sche SteinbrechmaschineDie „Redaction der berg- und hüttenmänischen
                                       Zeitung“ bemerkt, daß ihr diese Maschine ganz identisch mit
                                    der im Jahrgang 1861 des polytechn. Journals, Bd. CLXI S. 175, beschriebenen
                                    und abgebildeten Blake'schen
                                    Zerkleinerungsmaschine zu seyn scheint. scheint dem Referenten um so mehr Beachtung zu verdienen, als demselben vor
                              kurzem Gelegenheit geboten wurde, die ausgezeichneten Eigenschaften einer derartigen
                              größeren Maschine, welche nach dem auf der vorjährigen Londoner Ausstellung
                              vorhanden gewesenen amerikanischen Muster in Deutschland ausgeführt wurde, längere
                              Zeit zu beobachten.
                           Eine genaue Beschreibung und Zeichnung der betreffenden Maschine wird in der Gätzschmann'schen Aufbereitung veröffentlicht werden. Zum
                              näheren Verständniß derselben mögen folgende Bemerkungen hier Platz finden.
                           Ein starker Hebel a, Fig. 16, hat in b seinen Stütz- und Drehpunkt, während sein
                              anderes Ende durch eine Zugstange c mit einer
                              Kurbelwelle m verbunden ist, auf welcher zwei kleine
                              Schwungräder S und eine Riemenscheibe befindlich sind,
                              welche letztere zur Uebertragung der Bewegung von einer Dampf- oder sonstigen
                              Kraftmaschine dient.
                           Auf dem Hebel, nahe an dessen Drehpunkt, ruht ein starker Bolzen d, an dessen Kopfe 2 Hebelarme f,
                                 f' ihren Stützpunkt finden; der eine Hebel f'
                              stemmt sich gegen einen festen Riegel g, der andere
                              gegen einen Quetscher h, der in i als Schwinge aufgehängt ist.
                           Wird der Hebel a angezogen, so wirkt er durch den Bolzen
                              d in den aus f und f' gebildeten Kniehebel. Da f' einen festen Widerstand findet, so kann bei Streckung des Kniehebels
                              ein Ausweichen nur in der Richtung nach dem Quetscher h
                              erfolgen, welcher dadurch gegen die ihm gegenüberliegende feste Wand k geschoben wird und Alles, was sich in dem Zwischenraum
                              zwischen h und k befindet,
                              mit großer Kraft zerdrückt.
                           Nach vollendetem Ausschube, beim Rückgange des Hebels, zieht eine Gummifeder l den Quetscher zurück. Der Stützpunkt g für den Hebel f' kann
                              durch einen Keil n verstellt und dadurch der
                              Zwischenraum zwischen h und k innerhalb gewisser Grenzen verändert werden.
                           
                           Die angreifenden Flächen sowohl der Wand k, als auch des
                              Quetschers h sind mit gerippten Platten versehen, welche
                              nach eingetretener Abnutzung ausgewechselt werden und durch Schrauben befestigt
                              sind.
                           Alle im Vorstehenden beschriebenen Maschinentheile finden ihre Auflagerung in einem
                              starken gußeisernen Rahmen A, der vorn durch die Wand
                              k geschlossen ist.
                           Die Maschine, welche auf der Georgs-Marien-Hütte bei Osnabrück
                              nicht ohne schwierige Vorversuche, aber schließlich in höchst gelungener Weise nach
                              dem amerikanischen Muster hergestellt worden, dient zum Zerkleinen des für den
                              Hohofenbetrieb benöthigten Kalksteins. Dieß Material, ein
                              fester Muschelkalk, der in dortiger Gegend auch vorzugsweise als Wegematerial
                              benutzt wird, gelangt in den roh aus den Steinbrüchen erfolgenden Bruchstücken von
                              1/4 bis 1/3 Kubikfuß Größe auf die Maschine und wird von dieser in Stücken von
                              30–40 Kubikzoll Inhalt zurückgeliefert.
                           Die bewegende Kraft, 6–7 Pferde, wird der vorhandenen Gebläsedampfmaschine
                              entnommen und die Brechmaschine war bei dieser Kräftigkeit zeitweise im Stande, in
                              der Stunde ein Quantum von 17000 Pfd. Kalkstein in der beschriebenen Weise zu
                              zerkleinen.
                           Bei der angegebenen Leistung konnte die Maschine nur deßhalb nicht erhalten werden,
                              weil es bei der vorhandenen Einrichtung unthunlich ist, dieselbe durchweg mit der
                              Geschwindigkeit, welche obiger Leistung entspricht, zu bedienen. Als regelmäßige
                              Leistung ergab sich die Aufarbeitung eines Gewichts von 12000 Pfd. Kalkstein pro Stunde.
                           Welche Ersparung hierbei gegen Handarbeit herbeigeführt ist, erhellt aus folgender
                              Berechnung:
                           
                              
                                 a)
                                 Für das Zerschlagen von 1000 Pfd. Kalkstein auf demLagerplatz wurden
                                    gezahlt
                                 1,7 Gr.
                                 
                              
                                 b)
                                 Für den Transport der zerschlagenen Steine vom Lagerplatzund
                                    Möllerhaus pro 1000 Pfd.
                                 0,6  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 2,3 Gr.
                                 
                              
                           Nach Inbetriebsetzung der Brechmaschine werden gezahlt:
                           
                              
                                 a)
                                 an 3 Arbeiter, welche 120000 Pfd. Kalkstein täglich an dieMaschine
                                    heranschaffen 1 Thlr. 15 Sgr., also pro 1000
                                    Pfd.
                                 0,37 Gr.
                                 
                              
                                 b)
                                 an den Arbeiter, welcher die Maschine füttert und bedient,täglich 15
                                    Gr., also pro 1000 Pfd.
                                 0,12 Gr.
                                 
                              
                                 c)
                                 für Abnutzung, Reparaturen, Amortisation und
                                    Verzinsung  des Anlagecapitals der Maschine ad 1200 Thlr., jährlich40 Proc.; bei einer
                                    Leistung von jährlich 43,800,000 Pfd.Kalkstein also 487 Thlr., d. i.
                                    für 1000 Pfd.
                                 0,32  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 0,81 Gr.
                                 
                              
                           
                           Hieraus ergibt sich also eine Ersparung von 2,3 – 0,81 = 1,49 Gr. pro 1000 Pfd. Kalkstein zu Gunsten der Maschine oder,
                              unter den Betriebsverhältnissen des betreffenden Hüttenwerks, ein täglicher Gewinn
                              von 5 Thlr. 28 Ngr. 8 Pf.
                           Es ist bekannt, daß die Versuche, Quetsch- und Walzwerke zur Zerkleinerung grober Gesteine und Erzwände
                              anzuwenden, bisher keinen befriedigenden Erfolg gehabt haben. Bei der Größe des
                              Durchmessers der zu diesem Zwecke erforderlichen Walzen ist der Kraftbedarf
                              derartiger Maschinen unverhältnißmäßig groß; noch mehr ist es aber die starke
                              Abnutzung der kostbaren Walzapparate, welche alle ökonomischen Vortheile, welche
                              sich zeitweise bei deren Anwendung ergeben möchten, wieder vollständig aufhebt.
                           Um so mehr wird man daher in der amerikanischen Maschine einen höchst erwünschten
                              Fortschritt begrüßen, von dem man bei der Erzaufbereitung, bei
                                 der Zurichtung von Wege-, Schmelz- und Baumaterialien den
                              erheblichsten Nutzen wird ziehen können. Denn es wird nicht allein gelingen, der
                              Maschine diejenigen Einrichtungen zu geben, welche dieselbe auch zur Zerkleinerung
                              fester und festester Materialien aus dem Groben tauglich machen, sondern auch den
                              Grad der Zerkleinerung so zu reguliren, daß die Maschine in ausgedehnterem Maaße bei
                              der Aufbereitung die kostbaren Walzwerke zu ersetzen im Stande ist.
                           Die zuletzt ausgesprochene Behauptung wird allerdings noch der Bestätigung im
                              experimentellen Wege bedürfen, und der Zweck dieser Mittheilung ist hauptsächlich,
                              den betreffenden Technikern zu Versuchen in der angedeuteten Richtung Veranlassung
                              und Anregung zu geben.
                           Die Verwaltung der Georgs-Marienhütte, welche die Absicht hat, die betreffende
                              Maschine auf Bestellung zu liefern, ist dem Vernehmen nach erbötig, eine in kurzem
                              neu zu erbauende Maschine zu Versuchen eigens zur Verfügung zu stellen. Diejenigen
                              technischen Verwaltungen, welche die Anwendbarkeit der neuen Maschine für ihre
                              speciellen Zwecke zu erproben wünschen, haben also dabei nur die Transportkosten für
                              die Versuchsmaterialien, die Betriebsausgaben während der Versuche und die Kosten
                              für etwaige Reparaturen, Veränderungen und neue Einrichtungen an dem
                              Versuchsapparate zu übernehmen.
                           In wie weit es gerechtfertigt und lohnend erscheint, die Anwendbarkeit der fraglichen
                              Maschine nach Ansicht des Referenten für diejenigen Zwecke, welche bei der
                              Erzaufbereitung bislang Vorzugsweise durch Walzwerke erreicht worden, zu erproben,
                              wird sich aus folgenden Betrachtungen ergeben.
                           Soll die fragliche Maschine einen genügenden Ersatz für die Walzwerke abgeben, so muß sie bei gleichem
                              Kraftaufwande mindestens dasselbe in quantitativer und qualitativer Beziehung
                              leisten, wie ein gut eingerichtetes Walzwerk, und sie muß ferner weniger kostbar in
                              der Unterhaltung seyn, als letzteres.
                           Die oben angeführten Resultate, sowie die von Gätzschmann
                              a. a. O. angegebenen, dem „Mining
                                    Magazine“ entlehnten Leistungen der Brechmaschine, bei denen
                              allerdings nicht zu ersehen ist, auf welche Größenmaaße sich die Zerkleinerung des
                              betreffenden Materials erstreckt hat, berechtigen zu der Erwartung, daß die
                              amerikanische Maschine in quantitativer Beziehung der obigen Anforderung genügen
                              werde.
                           In Bezug auf die Art der Zerkleinerung hat man bekanntlich den Walzwerken lange Zeit
                              nachgerühmt, daß bei deren Anwendung der Bildung von feinen Mehlen ganz oder doch im
                              Wesentlichsten vorgebeugt werde.
                           Unparteiische Beobachter werden sehr wohl wissen, daß dieß Lob übertrieben ist und
                              daß es keine mechanische Zerkleinerungsmethode gibt und geben wird, bei welcher jene
                              den Hauptzweck der Aufbereitung allerdings erschwerende Bildung von Staub und
                              Schlamm ganz vermieden werden kann.
                           Berechtigter Weise wird man deßhalb auch an die Brechmaschine jene Anforderung im
                              strengsten Sinne nicht stellen können.
                           Es liegen indeß, so weit der Verfasser die mechanische Wirkungsweise der Maschine
                              kennen gelernt hat, keine Gründe vor, welche es unmöglich machen sollten, die
                              Zerkleinerung des Erzmaterials, wenn nicht mehr, doch in eben so angemessener Weise
                              zu beschränken, als es bei den Walzwerken der Fall ist. Offenbar ist die mechanische
                              Operation, welche durch die Brechmaschine ausgeführt wird, einfacher als die Wirkung
                              eines Walzwerks. Während erstere einen kurzen, stoßweißen Druck auf das zu
                              zerkleinernde Material ausübt, findet beim Walzwerke noch eine gleitende und
                              reibende Bewegung statt, die offenbar, ähnlich wie bei Mühlwerken, die feine
                              Zergänzung der reicheren Bestandtheile des Walzgutes befördern muß.
                           Ein weiterer Vortheil der Brechmaschine besteht aber noch darin, daß dieselbe ohne
                              allen Nachtheil naß arbeiten kann und so ein Verstäuben der Erze und Gesteinsmassen
                              verhindert, welches bei Walzwerken, bei denen die Zuführung von Wasser
                              Unzuträglichkeiten herbeiführt, schon deßhalb nachtheilig wirkt, weil es die
                              Abnutzung der mit Reibung arbeitenden Maschinentheile in hohem Grade befördert.
                           Es ist bekannt und schon früher erwähnt, daß Walzwerke einer starken Abnutzung
                              unterworfen und in der Unterhaltung daher im Allgemeinen sehr kostbar sind. Selbst das
                              härteste Material, welches neuerdings zu den Walzen selbst verwandt worden ist,
                              widersteht nur auf kurze Zeit bei festem Erzmaterial einer nachtheiligen
                              Formveränderung und Ausfurchung, nach deren Eintritt die Erzielung einer
                              gleichmäßigen Leistung mehr und mehr unmöglich wird. Die weitere Folge dieses
                              Uebelstandes ist, daß die Walzen, wenn dann auch erst ein verhältnißmäßig kleiner
                              Theil wirklich abgenutzt ist, schon völlig abgeworfen oder, bei Gußstahl, wenigstens
                              einer neuen und kostbaren Bearbeitung unterzogen werden müssen.
                           Die Brechmaschine bietet den großen Vortheil, daß an sich die wirksamen
                              Angriffsstücke derselben viel leichter und billiger anzufertigen und auch
                              auszuwechseln sind. Auch wird, selbst bei eintretender Abnutzung und Formveränderung
                              der Maulplatte in Folge der stoßweisen Wirkungsweise der Maschine, dieselbe,
                              namentlich bei grobem Material, noch immer eine gleichmäßigere Wirkung und Leistung
                              beibehalten, als ein abgenutztes Walzwerk. Kurz, die Abnutzungsverhältnisse dürften
                              voraussichtlich mehr mit den bei Pochwerken vorkommenden Erfahrungen übereinkommen,
                              bei denen an einzelnen Orten eine um 50 Proc. geringere Abnutzung wahrgenommen ist,
                              als bei Walzwerken.
                           Unter diesen Umständen können wir die amerikanische Steinbrechmaschine nur aufs
                              dringendste den betreffenden Technikern zur Beachtung empfehlen, und bemerken
                              schließlich, daß eine Maschine von der in diesen Mittheilungen angegebenen Leistung
                              und Größe von der Georgs-Marienhütte für den Preis von 1200 Thlrn. geliefert
                              wird.
                           
                              B. O.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
