| Titel: | Die Verbrennungsproducte der Schießwolle und des Schießpulvers, erzeugt unter Umständen, welche denen der Praxis analog sind; von Ludwig v. Károlyi. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. CXIV., S. 426 | 
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                        CXIV.
                        Die Verbrennungsproducte der Schießwolle und des
                           Schießpulvers, erzeugt unter Umständen, welche denen der Praxis analog sind; von Ludwig
                              v. Károlyi.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie,
                              Bd. CXVIII S. 544.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        v. Károlyi, über die Verbrennungsproducte der Schießwolle
                           und des Schießpulvers.
                        
                     
                        
                           Die nach der Methode des Hrn. Generalmajor Freiherrn v. Lenk in Hirtenberg nächst Wiener Neustadt fabrikmäßig erzeugte Schießwolle
                              ist auf Grundlage vorangegangener Versuche nicht nur seit mehreren Jahren in der k.
                              k. Geniegruppe als Sprengpräparat eingeführt, sondern trotz des Umstandes, daß ihrer
                              Anwendung zu Geschützladungen noch Schwierigkeiten entgegen treten, wird sie auch
                              von der k. k. Artillerie zur Füllung der Hohlprojectile gebraucht.
                           
                           Namentlich die erstere Verwendungsart veranlaßte das k. k. Geniecomité, dem
                              der Verf. seit zwei Jahren zugetheilt ist, unausgesetzt Arbeiten im Gange zu
                              erhalten, welche geeignet sind, ein erhöhtes Einsehen in das chemische Verhalten
                              dieses Stoffes zu verschaffen. Unter diese Arbeiten fällt auch das Bestreben, die
                              Verbrennungsproducte der in Hirtenberg erzeugten Schießwolle kennen zu lernen, und
                              es erschien im Laufe der Untersuchung gerathen, das von dem Verf. hierbei befolgte
                              Verfahren auch auf das Schießpulver anzuwenden.
                           
                        
                           I. Analyse der Verbrennungsproducte der
                                 Schießwolle.
                           Das rasche Abbrennen der Schießwolle und die damit verbundene brisante Wirkung
                              verhinderte den Verf., zur Erzeugung ihrer Verbrennungsproducte Prof. Bunsen's vortreffliche MethodePolytechn. Journal Bd. CXLVII S. 413., die er zum Verbrennen des Schießpulvers behufs der Analyse der
                              Verbrennungsproducte ersann, zu verwenden. Der Verf. mußte vielmehr daran denken,
                              die Verbrennung im luftleeren Raume vorzunehmen, und hat zu diesem Ende ein
                              Eudiometer von nahezu 1 Meter Länge verwendet, welches zum Unterschiede von den
                              gewöhnlichen Eudiometern am oberen Ende, statt mit zwei Platindrähten versehen zu
                              seyn, von einem ganzen sehr dünnen Platindraht durchzogen war. An diesem Draht
                              wurden ungefähr 15 bis 20 Milligramme Schießwolle befestigt, das Rohr mit
                              Quecksilber gefüllt, die Luft möglichst gut daraus entfernt und durch Aufstellen in
                              der Quecksilberwanne Torricelli's Leere erzeugt. Mit
                              Hülfe einer galvanischen Batterie konnte der Draht zum Glühen, somit die Schießwolle
                              zur Explosion gebracht werden, worauf alle eudiometrischen Operationen in dem Rohre
                              wie folgt ausgeführt wurden, nachdem ein Vorversuch ergeben hatte, daß das auf diese
                              Weise erzeugte Gas aus Stickstoff, Stickoxydgas, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Grubengas
                              und Wasserdampf bestand.
                           
                              
                                 
                                 Vol.
                                 Druck.
                                 Temp.
                                 Vol. bei 0°u. 1 M. Druck.
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 374,53
                                 0,1156
                                    12°
                                 42,37
                                 
                              
                                 Im Dampfapparat
                                 415,83
                                 0,1768
                                    95
                                 54,56
                                 
                              
                                 Nach Absorption des NO²
                                 361,80
                                 0,1078
                                 11,2
                                 37,47
                                 
                              
                                 Nach Absorption der CO²
                                 328,06
                                 0,0850
                                 10,5
                                 26,85
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Luft
                                 481,25
                                 0,2372
                                 12,3
                                       109,26
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Sauerstoff
                                 497,56
                                 0,2510
                                 12,5
                                       119,41
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 466,21
                                 0,2212
                                 11,2
                                 99,07
                                 
                              
                                 Nach der Absorption der CO²
                                 430,57
                                 0,1855
                                 10,4
                                 76,97
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von H
                                 477,25
                                 0,2301
                                 11,7
                                       105,29
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 443,38
                                 0,1983
                                 12,6
                                 84,08
                                 
                              
                           
                           Aus den Absorptionen ergibt sich der Gehalt an NO² und CO², aus der
                              Volumsvermehrung im Dampfapparat der Gehalt an Wasser; aus dem Volumen 76,97,
                              welches nach Entfernung der aus den brennbaren Gasen entstandenen Kohlensäure
                              zurückbleibt, erhält man nach Abzug des unverbrannten Sauerstoffs und des mit der
                              atmosphärischen Luft zugesetzten Stickstoffs die Menge des Stickstoffs im Gase,
                              während die brennbaren Gase nach den Formeln aus Bunsen's
                              gasometrischen Methoden
                           Kohlenoxyd = P₁ – (2
                              P₂ – P)/3,
                              Grubengas = (2 P₂ –
                                 P)/3
                           Wasserstoff = P –
                                 P₁
                           berechnet werden, in welchen P die
                              Menge der brennbaren Gase, P₁ die während der
                              Verbrennung erzeugte Kohlensäure, P₂ den zur
                              Verbrennung verbrauchten Sauerstoff bedeuten.
                           Auf 100 gerechnet enthält daher das Schießwollgas:
                           
                              
                                 
                                 Dem Volum nach.
                                 Dem Gewichte nach.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 28,55
                                 28,92
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 19,11
                                 30,43
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 11,17
                                   6,47
                                 
                              
                                 Stickoxydgas
                                   8,83
                                   9,59
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   8,56
                                   8,71
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   1,85
                                   1,60
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 21,93
                                 14,28
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                         
                                    100,00
                                           
                                    100,00
                                 
                              
                           Die zur Analyse verwendete Schießwolle hatte die durchschnittliche Zusammensetzung
                              C²⁴H¹⁷N⁵O³⁸, woraus sich nach Abzug
                              der Resultate der Gasanalyse der ausgeschiedene und hier hinzugerechnete Kohlenstoff
                              ergibt.
                           Diese einfache und scheinbar tadellose Methode hat dem Verf. nun wiederholt gezeigt,
                              daß bei Anwendung eines etwas größeren Quantums Schießwolle unter sonst gleichen
                              Umständen, wenn also verhältnißmäßig ein größerer Druck der Verbrennung entgegen
                              gesetzt wird, das Mengenverhältniß der Verbrennungsproducte sich ändert, und zwar
                              vermindert sich hierbei das Quantum Stickoxydgas in dem Maaße, als sich der Druck
                              vermehrt. Es scheint somit die Desoxydation der Stickstoffverbindung während der
                              Verbrennung um so vollständiger vor sich zu gehen, je größer die Arbeit ist, welche
                              die Schießwolle während ihrer Verbrennung zu verrichten hat.
                           Dieser Umstand führte den Verfasser auf den Gedanken, der Schießwolle während der
                              Verbrennung einen bestimmten und zwar so geregelten Widerstand entgegen zu setzen,
                              daß er gerade in dem Momente weicht, wo die ihn beseitigende Schießwolle vollständig
                              abgebrannt ist, welche Bedingung ihn zu dem Versuche veranlaßte, in einer luftleer
                              gepumpten 60pfündigen Bombe ein mit Schießwolle gefülltes Gefäß, welches den
                              nöthigen Widerstand bietet, mittelst galvanischer Zündung zum Sprengen zu
                              bringen.
                           Die detaillirte Ausführung dieses Apparates ist aus Fig. 12 (1/4 der
                              natürlichen Größe) zu ersehen. In das Bohrloch der Bombe läßt sich ein starker
                              eiserner Kopf a einschrauben, welcher mit Hülfe guter
                              Belederung e das luftdichte Verschließen der Bombe
                              gestattet. Dieser Schraubenkopf ist bei b mit einem
                              kurzen, durch einen Hahn verschließbaren Rohre versehen, durch welchen das erzeugte
                              Vacuum während der ferneren Operation erhalten wird. Bei d' geht ein Kupferdraht mittelst Gutta-percha gut isolirt durch den
                              Kopf; bei d befindet sich ein kleiner Haken; an diesem,
                              wie an dem isolirten Kupferdraht, werden die mit Schießwolle geladenen und zum
                              Zersprengen bestimmten Gefäße mittelst isolirter Drähte angehängt, welche, wie die
                              Figur zeigt, die Entzündung der Ladung gestatten. Bei dem Versuche wird die Bombe
                              luftleer gepumpt, der Hahn verschlossen und durch den Strom einer kleinen Smee'schen Batterie von sechs Elementen der in das
                              Schießwollgefäß eingesetzte Platindraht zum Glühen gebracht und so das Gefäß
                              gesprengt. Es ist leicht einzusehen, daß man es auf diese Art in der Macht hat,
                              sowohl die Schießwolle unter verschiedenen Widerständen zu verbrennen als auch die
                              entstehenden Schießwollgase frei von atmosphärischer Luft zu erhalten.
                           Die Widerstandsfähigkeit der Sprenggefäße muß richtig getroffen seyn und ihr
                              Rauminhalt muß der Art gewählt werden, daß das nach der Explosion entstandene Gas in
                              der Bombe eine halbe Atmosphäre Ueberdruck besitzt, um nachmals behufs der weiteren
                              Untersuchung in die Meßgefäße übergefüllt werden zu können.
                           Die bei der Arbeit des Verf. verwendeten Explosionsgefäße, welche nach Angabe des
                              sel. Oberstlieutenants Br. Ebner verfertigt wurden, waren
                              gußeiserne, an dem einen Ende verschlossene Hohlcylinder, welche an ihrem anderen
                              Ende durch einen Kopf luftdicht verschlossen werden konnten, in welchem die
                              Vorrichtung zur galvanischen Zündung angebracht war. Zu diesem Zweck ist der Kopf
                              mit einer Aushöhlung versehen, in welcher ein dünner Platindraht, einerseits an dem
                              directen, andererseits an dem isolirt durch den Kopf gehenden Kupferdraht befestigt
                              wird. Die Kupferdrähte sind außerhalb des Deckels zu Oefen umgebogen, welche, wie
                              schon erwähnt, zur Befestigung des Cylinders an dem oberen Theile des
                              Bombenverschlusses, beziehungsweise zur galvanischen Stromleitung dienen.
                           Das Gewicht der Schießwolle, deren Verbrennungsgase die luftleere Bombe von 5216 Kub.
                              Cnt. Inhalt, wie oben angedeutet, mit einer hinreichenden Spannung erfüllen sollen, hat
                              der Verf. empirisch bestimmt und zu 10 Grm. gefunden. Da 10 Grm. Wolle, etwas
                              comprimirt, einen Raum von 10,5 Centim. Länge und 2 Centim. Durchmesser einnehmen,
                              so waren hiermit die inneren Abmessungen der Cylinder bestimmt. Die Wanddicke der
                              Cylinder ergab sich ebenfalls durch empirische Versuche, aus welchen folgte, daß
                              gerade bei 8 Millim. Wanddicke die Cylinder ohne Feuererscheinung zersprangen, also
                              der gemachten Bedingung gemäß auch die Schießwolle in dem Moment angebrannt war, wo
                              der Cylinder zersprang. Einen eigenthümlichen Umstand muß der Verf. bei dieser
                              Gelegenheit erwähnen, der ihm bei Bestimmung der Wanddicke der Cylinder auffiel und
                              zur Charakteristik der Schießwolle beitragen dürfte. Er hat nämlich zur genannten
                              Untersuchung der Reihe nach Cylinder von 4, 6 und 8 Millim. Wanddicke mit
                              Schießwolle gefüllt und in einer Grube gesprengt. Obgleich die Cylinder von 4 und 6
                              Millim. verhältnißmäßig eine größere Schießwollladung enthielten, waren deren
                              Sprengstücke doch bedeutend größer als jene der Cylinder von 8 Millim. Wandstärke.
                              Erstere wurden oft nur der Länge nach gespalten, ihr Deckel und Boden blieb
                              unversehrt, während die Sprengstücke der Cylinder von 8 Millim. Wanddicke kaum
                              größer als Haselnüsse waren.
                           Statt der eben beschriebenen Sprenggefäße könnte man ebenso gut und vielleicht
                              entsprechender den chemischen Laboratorien solche aus Glas herstellen. Man nimmt
                              sehr starkwandige Glasröhren und kittet an beiden Enden luftdicht Körke ein, nachdem
                              man einen derselben mit der galvanischen Zuleitung und dem Platindrähtchen versehen
                              hat. Die Länge der Gefäße und deren Wanddicke kann sodann der Gasmenge und dem
                              gewünschten Widerstand entsprechend geregelt werden.
                           Die qualitative Analyse der unter den oben beschriebenen Umständen erhaltenen
                              Verbrennungsproducte der Schießwolle ergab Kohlenoxyd, Kohlensäure, Stickstoff,
                              Wasserstoff, Grubengas und eine Spur einer schwefelhaltigen Gasart (wahrscheinlich
                              eine Schwefelkohlenstoffverbindung), welche ihrer geringen Menge wegen der Analyse
                              entgieng und nur durch den Geruch wahrgenommen werden konnte. Diese rührt
                              vermuthlich von der der Schießwolle anhaftenden Spur von Schwefelsäure her, welche
                              als solche entweder dem Auswaschen entgieng oder durch das nachmalige Auslaugen in
                              Potasche als schwefelsaures Salz zurück blieb.
                           Die quantitative Gasanalyse wurde nach dem folgenden Absorptions- und
                              Verbrennungs-Analysen-Schema vorgenommen:
                           
                           
                              
                                 
                                    Absorptions-Analyse
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Vol.
                                 Druck.
                                 Temp.
                                 Vol. bei 0°u. 1 M. Druck.
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 114,78
                                 0,6242
                                 19,1
                                   66,94
                                 
                              
                                 Nach Absorption der CO²
                                   84,88
                                 0,6048
                                 20,2
                                   47,81
                                 
                              
                                 
                                    Verbrennungs-Analyse
                                    
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 159,38
                                 0,3144
                                 19,8
                                   46,72
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Luft
                                 238,48
                                 0,4108
                                 19,4
                                   87,75
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Sauerstoff
                                 293,77
                                 0,4436
                                 18,7
                                 121,98
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 248,16
                                 0,3954
                                 19,1
                                   91,71
                                 
                              
                                 Nach Absorption der Kohlensäure
                                 181,12
                                 0,3504
                                 19,5
                                   59,19
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Wasserstoff
                                 251,65
                                 0,4344
                                 21,6
                                 101,32
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 174,85
                                 0,3389
                                 20,4
                                   55,15
                                 
                              
                           Die Menge der Kohlensäure ergibt sich aus der Absorptions-Analyse = 19,13. Der
                              Stickstoff, auf bekannte Weise gefunden, beträgt 11,37 Volume. Die brennbaren Gase
                              bestimmen sich aus den bereits bei der Analyse in der Torricelli'schen Leere erwähnten Formeln zu Kohlenoxyd = P₁ – (2 P₂ – P)/3 = 26,01, Grubengas = (2
                              P₂ – P)/3
                              = 6,51, Wasserstoff = P – P₁ = 2,83, wobei
                              P = 35,35, P₁ =
                              32,52, P₂ = 27,44. Die bei der Untersuchung
                              verwendete Schießwolle entsprach der Formel
                              C²⁴H¹⁷N⁵O³⁸, wonach sowohl das
                              directe, nicht durch den Versuch zu bestimmende Wasser, als auch die abgeschiedene
                              Kohle zu finden sind.
                           Es besteht sonach der Schießwollgas-Complex aus:
                           
                              
                                 
                                 Dem Volumen nach.Kub. Cent.
                                 Dem Gewicht nach.Grm.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 28,95
                                 29,97
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 20,82
                                 33,86
                                 
                              
                                 Grubengas
                                   7,24
                                   4,28
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   3,16
                                   0,24
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 12,67
                                 13,16
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   1,82
                                   1,62
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 25,34
                                 16,87
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                           
                                    100,00
                                           100,00
                                 
                              
                           Wie oben erwähnt, wurden die Sprenggefäße mit 10 Grm. Schießwolle gefüllt, welche
                              einer genauen Messung zu Folge ein Gasquantum von 5740 Kub. Cent. bei 0° und
                              1 Met. Druck lieferten. Der Inhalt der Bombe ist nämlich bei 16° und 0,7382
                              Met. Druck 5292 Kub. C.; die bis zu diesem Druck ausströmende Gasmenge betrug 2939
                              K. C.; folglich gaben 10 Grm. Schießwolle 8231 K. C. bei 16° und 0,7382 M.
                              Druck. Berechnet man aus den Resultaten der Analyse das Gasquantum, so ergibt sich, daß 10 Grm.
                              Schießwolle 5764,2 K. C. Verbrennungsgase liefern, was mit der wirklichen Messung
                              genügend übereinstimmt.
                           Vergleicht man die Resultate der eben beschriebenen Analyse mit jenen der obigen in
                              Torricelli's Leere ausgeführten, so ergibt sich:
                           1) daß die Verbrennungsgase in beiden Fällen wegen ihres großen Gehaltes an
                              Kohlenoxyd brennbar sind;
                           2) daß die im luftleeren Raum erzeugten Gase eine bedeutende Menge Stickoxydgas
                              enthalten, während beim Verbrennen der Schießwolle unter dem richtigen Widerstande
                              die Stickstoffverbindung zu Gunsten der im Grubengas vorkommenden Kohle und des
                              Wasserstoffs desoxydirt wird, und hierdurch ein Vermehrung des Kohlenoxyds, der
                              Kohlensäure, des Wassers und eine Abscheidung freien Wasserstoffs veranlaßt. Hieraus
                              folgt, daß die rothen, sogenannten Schießwolldämpfe niemals auftreten können, wenn
                              die ganze Schießwolle in dem Augenblick abgebrannt ist, wo sie den ihr gesetzten
                              Widerstand zu beseitigen beginnt.
                           Beide Thatsachen haben bei der Verwendung der Schießwolle zu Sprengwirkungen eine
                              praktische Bedeutung.
                           Analyse der Verbrennungsproducte des Schießpulvers.
                              Nachdem die Verbrennung der Schießwolle unter Umständen, wie sie bei Minen
                              vorkommen, von so entschiedenem Einfluß auf die Verbrennungsproducte derselben ist,
                              erschien es vollkommen gerechtfertigt, zu untersuchen, wie sich das Schießpulver
                              unter solchen Umständen benehme. Leider konnte der Verf., da seine Untersuchungen
                              militärischen Zwecken gewidmet waren, nur das österreichische Gewehr- und
                              Geschützpulver analysiren, und somit kann man nur einen oberflächlichen Vergleich
                              mit den Resultaten vom Prof. Bunsen anstellen, welche
                              sich bekanntlich auf frei abbrennendes Jagdpulver beziehen.
                           Das Verbrennen des Schießpulvers geschah in ganz derselben Art und Weise in der
                              luftleer gepumpten Bombe, wie das Verbrennen der Schießwolle, mit dem Unterschiede
                              jedoch, daß wegen der geringeren Wirkung des Pulvers, und um ein gleich großes
                              Quantum Gas zu erhalten, der Ladungsraum der Sprenggefäße größer, hingegen die
                              Wanddicke derselben kleiner seyn mußte, als wie bei den Sprenggefäßen der
                              Schießwolle. Die Aushöhlung des Deckels wurde mit Mehlpulver angefüllt.
                           Die Zusammensetzung der genannten, zur Untersuchung verwendeten zwei Pulversorten
                              kann aus folgenden Analysen berechnet werden:
                           Geschützpulver. 4,5487 Grm. Geschützpulver gaben 3,3562
                              Grm. Salpeter und 1,1923 Grm. in Wasser unlöslichen Rückstand. Schwefelkohlenstoff
                              löste 0,5823 Schwefel. Der Rest war 0,6100 Grm. Kohle.
                           Gewehrpulver. 8,8653 Grm. Pulver hatten 6,8408 Grm.
                              Salpeter, der Rückstand
                              von 2,0245 Grm. enthielt 0,765 Grm. Schwefel und es blieben 1,2595 Grm. Rückstand an
                              Kohle.
                           Die organische Analyse der vom Schwefel gänzlich befreiten Kohle ergab:
                           Für das Geschützpulver:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   81,2
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     2,865
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   13,599
                                 
                              
                                 Asche
                                     2,336
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 
                              
                           Für das Gewehrpulver:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   82,9
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     2,99
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   12,14
                                 
                              
                                 Asche
                                     1,97
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich die procentische Zusammensetzung der beiden Pulvergattungen wie
                              folgt:
                           Geschützpulver.
                           
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                 73,78
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 12,80
                                 
                                 
                                 
                              
                                 KohlenstoffWasserstoffSauerstoffAsche
                                 10,880,381,820,31
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Kohle
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           Gewehrpulver.
                           
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                 77,15
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 8,63
                                 
                                 
                                 
                              
                                 KohlenstoffWasserstoffSauerstoffAsche
                                 11,780,421,790,28
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Kohle
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           Während das von Bunsen und Schischkoff untersuchte Jagdpulver zusammengesetzt war aus:
                           
                              
                                 Salpetersaurem Kali
                                 78,99
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 9,84
                                 
                                 
                                 
                              
                                 KohlenstoffWasserstoffSauerstoffAsche
                                 7,690,413,070,00
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Kohle
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Zur qualitativen Analyse der Verbrennungsproducte wurden zwei Cylinder mit den zwei
                              Pulvergattungen gefüllt, luftdicht verschlossen und nacheinander auf die bekannte
                              Weise in der luftleer gepumpten Bombe zur Explosion gebracht.
                           Für beide Pulvergattungen ergab sich an festem Rückstand: 1) schwefelsaures Kali, 2)
                              kohlensaures Kali, 3) unterschwefligsaures Kali, 4) anderthalbkohlensaures Ammoniak,
                              5) Schwefel, 6) Kohle, 7) Schwefelkalium. Letzteres zeigte sich in dem Gewehrpulver
                              nur in äußerst geringen Spuren.
                           Die gasförmigen Verbrennungsproducte bestanden aus: 1) Stickstoff, 2) Kohlensäure, 3)
                              Kohlenoxyd, 4) Wasserstoff, 5) Schwefelwasserstoff, 6) Grubengas und einer sehr
                              geringen Menge einer Schwefelkohlenstoffverbindung, welche durch den Geruch deutlich
                              als die bei den Schießwollgasen bereits erwähnte Verbindung zu erkennen war. Der
                              ganze Gascomplex ist farblos und mit keinerlei Rauch oder Dampf erfüllt.
                           a) Geschützpulver. Zur
                              quantitativen Bestimmung der Verbrennungsproducte wurden 36,8366 Grm. verwendet.
                           Das in drei Absorptionsröhren eingeleitete Gas betrug 75,3 K. C., das aus der Bombe
                              bis zum äußeren Luftdruck ausströmende Gas betrug 5480,7 K. C. bei 16° C. und
                              0,749 Meter Druck; die Bombe faßt unter diesen Umständen 5216 K. C., daher lieferte
                              obiges Pulverquantum 7621,9 K. C. Gas bei 0° und 1 Meter Druck.
                           Die Absorptions-Analyse ergab:
                           
                              
                                 
                                 Vol.
                                 Druck.
                                 Temp.
                                 Vol. bei 0°u. 1 M. Druck.
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 90,72
                                 0,6028
                                 16,2
                                 51,63
                                 
                              
                                 Nach Absorption von CO² und HS
                                 53,71
                                 0,5705
                                 14,3
                                 29,12
                                 
                              
                           Aus der Titrirung der Kalikugel mit Jodlösung gieng hervor, daß dem
                              Schwefelwasserstoff 0,44 Theilstriche entsprachen, daß obige 51,63 Vol. aus 0,44
                              Vol. Schwefelwasserstoff, 22,07 Vol. Kohlensäure und aus 29,12 Vol. Stickstoff und
                              brennbaren Gasen bestehen.
                           Die Verbrennungsanalyse des von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff befreiten und ins
                              Eudiometer übergefüllten Gases gieng nach folgendem Schema vor sich:
                           
                              
                                 
                                 Vol.
                                 Druck.
                                 Temp.
                                 Vol. bei 0°u. 1 M. Druck.
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 113,26
                                 0,2729
                                 15,6
                                 28,8
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Luft
                                 183,36
                                 0,3494
                                 16,8
                                  60,36
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Sauerstoff
                                 204,32
                                 0,4295
                                 16,4
                                  71,79
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 185,62
                                 0,3522
                                 15,4
                                  61,89
                                 
                              
                                 Nach Absorption der CO²
                                 167,90
                                 0,3476
                                 15,1
                                  55,31
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von H
                                 224,67
                                 0,4068
                                 16,2
                                  86,30
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 166,38
                                 0,3355
                                 15,7
                                  52,79
                                 
                              
                           
                           Bei Anwendung der bereits bei der Analyse der Schießwolle erwähnten Formeln der
                              gasometrischen Methoden, welche sich auf das qualitativ gleiche Gas beziehen,
                              ergeben sich die Werthe für Kohlenoxyd = 5,21, Wasserstoff = 3,03, Grubengas = 1,38
                              und Stickstoff = 19,18.
                           Es besteht somit das Gesammtgas auf 100 gerechnet aus:
                           
                              
                                 42,74
                                 Volumen
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
                                 0,86
                                 „
                                 Schwefelwasserstoff,
                                 
                              
                                 10,19
                                 „
                                 Kohlenoxyd,
                                 
                              
                                 2,70
                                 „
                                 Grubengas,
                                 
                              
                                 5,93
                                 „
                                 Wasserstoff,
                                 
                              
                                 37,58
                                 „
                                 Stickstoff.
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           Zur Bestimmung der festen Rückstände wurden dieselben, nach Entfernung des
                              Pulvergases, in der Bombe mit heißem Wasser aufgenommen und durch einen am Boden
                              derselben befindlichen Hahn f abgelassen und rasch
                              filtrirt. Die Resultate der Analyse hat der Verf. in folgender Weise gewonnen:
                           1) Schwefelkalium. Die gesammte filtrirte Flüssigkeit
                              wurde in drei großen Kochflaschen mit gut ausgeglühtem Kupferoxyd durch einige Tage
                              behandelt, hierauf abfiltrirt und der Rückstand in rauchender Salpetersäure gelöst.
                              Mit salpetersaurem Baryt versetzt gab er 0,1015 Grm. schwefelsauren Baryt, was
                              0,0478 Grm. Schwefelkalium in dem Rückstand von 36,8366 Grm. Pulver entspricht.
                           Die vom Kupferoxyd abfiltrirte Flüssigkeit ist zum Behufe weiterer Untersuchung auf 6
                              Liter ergänzt worden.
                           2) Kohlensäure. Ein Liter dieser Flüssigkeit mit
                              salpetersaurem Silberoxyd versetzt, gab einen Niederschlag, bestehend aus
                              kohlensaurem Silberoxyd und Schwefelsilber. Mit Ammoniak behandelt löste sich das
                              kohlensaure Silberoxyd, wurde durch ein genau gewogenes Filter vom Schwefelsilber
                              abgetrennt und aus dem Filtrat mittelst Chlorwasserstoffsäure als Chlorsilber
                              gefällt. Das Gewicht des letzteren betrug 3,0475 Grm., was 0,4687 Grm. gebundener
                              Kohlensäure entspricht; also kommen der ganzen Menge des Rückstandes 2,8126 Grm.
                              gebundene Kohlensäure zu.
                           Zur Controle ist die Kohlensäure mit Manganchlorür bestimmt worden, indem 1 Liter der
                              Flüssigkeit, mit einer Lösung von zuvor geschmolzenem Manganchlorür versetzt,
                              kohlensaures Manganoxydul als unlöslichen Niederschlag fällte, welcher in einem
                              Kohlensäureapparat nach dem Vertreiben der Kohlensäure und wiederholtem Erwärmen bis
                              zum Kochen einen Gewichtsverlust von 0,4722 Grm. an entwichener Kohlensäure ergab,
                              entsprechend dem
                              gesammten Rückstand 2,8337 Grm. gebundene Kohlensäure.
                           3) Unterschwefligsaures Kali. Das sub 2 auf einem gewogenen Filter gesammelte Schwefelsilber wog nach dem
                              Trocknen bei 120° 0,2261 Grm., welche 0,1733 unterschwefligsaurem Kali
                              entsprechen; der ganze Pulverrückstand enthielt daher 1,0400 Grm.
                              unterschwefligsaures Kali.
                           Die Bestimmung des unterschwefligsauren Kalis wurde auch nach Bunsen's Angabe mittelst Titrirung gemacht, wozu 1 Liter Lösung mit
                              Essigsäure schwach angesäuert und mit Stärke versetzt bis zur blauen Färbung mit
                              einer Jodlösung von bestimmtem Gehalte titrirt wurde. Ein Liter erforderte 22,57 K.
                              C. Jodlösung, folglich enthielt nach der Formel s = α (2 KO, S²O²)/J = t, worin t = 22,57, α =
                              0,00517, dieser Liter 0,1746 Grm. unterschwefligsaures Kali und der gesammte
                              Rückstand 1,0476 Grm. dieses Salzes.
                           4) Anderthalb-kohlensaures Ammoniak. Nach der von
                              Bunsen angedeuteten Methode wurde 1/4 Liter der
                              Flüssigkeit mit Aetzkali gekocht, das Destillat in eine Salzsäurelösung von
                              bekanntem Gehalte geleitet und die hierbei nicht zu Chlorammonium umgewandelte
                              Salzsäure mit einer titrirten Ammoniaklösung bestimmt. Der Verf. fand α = 0,04853, die Menge der angewendeten
                              Salzsäure, t = 19,87 die Anzahl Bürettengrade einer
                              Ammoniakflüssigkeit, welche ein der angewendeten Salzsäure gleiches Volumen
                              Salzsäure mit t' = 41,30 Bürettengraden sättigte. Bei
                              Anwendung der Formel x = [2 (NH⁴O) 3
                              CO²]/2HCl [α (t'
                                 – t)]/t' fand er das in einem
                              Viertel-Liter der ursprünglichen Flüssigkeit enthaltene
                              anderthalb-kohlensaure Ammoniak = 0,041275 Grm. Somit entsprechen dem ganzen
                              Quantum des angewendeten Geschützpulvers 0,9908 Grm. anderthalbkohlensaures
                              Ammoniak.
                           5) Kohlensaures Kali. Zieht man die dem
                              anderthalb-kohlensauren Ammoniak entsprechende Menge Kohlensäure = 0,5541
                              Grm. von der sub 3 gefundenen Gesammtmenge = 2,8337 Grm.
                              ab, so bleibt die dem kohlensauren Kali entsprechende Menge = 2,2796 Grm. Es enthält
                              somit der Rückstand des ganzen Pulvers 7,1498 Grm. kohlensaures Kali.
                           6) Schwefelsaures Kali. Ein Liter der Flüssigkeit mit
                              Chlorbaryum versetzt, gab 3,0244 Grm. schwefelsauren Baryt, was 2,2683 Grm.
                              schwefelsaurem Kali für einen Liter Flüssigkeit und 13,6100 Grm. für den ganzen
                              Rückstand entspricht.
                           7) Kali. Zur Bestimmung der Gesammtmenge des in den
                              verschiedenen Salzen
                              enthaltenen Kalis wurde 1 Liter mit Schwefelsäure vorsichtig zur Trockene
                              eingedampft und in der Platinschale heftig geglüht. Es enthielt letztere 3,8466 Grm.
                              schwefelsaures Kali, entsprechend 2,0786 Grm. Kali. 100 Grm. Geschützpulver
                              enthalten somit 33,85 Grm. Kali, was dem Resultat der Analyse über die
                              Zusammensetzung des Geschützpulvers sehr nahe steht.
                           Nachdem aus der directen Beobachtung gefunden wurde, daß 36,8366 Grm. Geschützpulver
                              7621,9 Kub. Cent. Gas liefern, so läßt sich dem entsprechend die Zusammensetzung der
                              Verbrennungsproducte dieses Pulvers wie folgt zusammenstellen:
                           
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 13,61
                                 
                              
                                 Kohlensaures Kali
                                 7,14
                                 
                              
                                 Unterschwefligsaures Kali
                                 1,04
                                 
                              
                                 Schwefelkalium
                                 0,04
                                 
                              
                                 Kohle
                                 0,94
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1,73
                                 
                              
                                 Anderthalb-kohlensaures Ammoniak
                                 0,99
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 3,60
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 6,40
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,97
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,04
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                 0,10
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 0,15
                                 
                              
                                 Verlust
                                 0,07
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 36,83
                                 
                              
                           wobei Schwefel und Kohle aus dem Abgang berechnet wurden.
                           b) Gewehrpulver. Zur
                              Verbrennung sind 34,153 Grm. Gewehrpulver verwendet worden.
                           Das Mengenverhältniß der gasförmigen Verbrennungsproducte ergab sich aus folgenden
                              gasometrischen Versuchen.
                           Absorptions-Analyse.
                           
                              
                                 
                                 Vol.
                                 Druck.
                                 Temp.
                                 Vol. bei 0°u. 1 M. Druck.
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 136,94
                                 0,6331
                                 22,1
                                 80,21
                                 
                              
                                 Nach Absorption von CO² und HS
                                   75,04
                                 0,5824
                                 21,9
                                 40,46
                                 
                              
                           Titrirt man die Auflösung der Kalikugel mit Jodlösung, so findet man, daß dem
                              Schwefelwasserstoff 0,535 Theilstriche entsprechen, wonach das obige
                              Pulvergasquantum zusammengesetzt ist aus:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 39,22
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                 0,53
                                 
                              
                                 Brennbaren Gasen und Stickstoff
                                 40,46
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 80,21
                                 
                              
                           
                           Die Verbrennungsanalyse mit dem übergefüllten Gase ging wie folgt vor sich:
                           
                              
                                 
                                 Vol.
                                 Druck.
                                 Temp.
                                 Vol. bei 0°u. 1 M. Druck.
                                 
                              
                                 Anfangsvolumen
                                 120,12
                                 0,3432
                                 20,4
                                   38,36
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Luft
                                 198,51
                                 0,4263
                                 20,3
                                   78,77
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von Sauerstoff
                                 230,33
                                 0,4478
                                 20,5
                                   95,89
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 201,14
                                 0,4323
                                 19,6
                                   81,47
                                 
                              
                                 Nach Absorption der CO²
                                 189,46
                                 0,4276
                                 21,0
                                   75,23
                                 
                              
                                 Nach Zusatz von H
                                 261,02
                                 0,4817
                                 21,2
                                 116,66
                                 
                              
                                 Nach der Explosion
                                 174,20
                                 0,4130
                                 18,3
                                   67,43
                                 
                              
                           Wendet man die bereits angedeuteten, einem aus Kohlenoxyd, Grubengas und Wasserstoff
                              bestehenden Gascomplex entsprechenden Formeln an, so findet man:
                           Kohlenoxyd = 3,95, Grubengas = 2,29, Wasserstoff = 5,24 und Stickstoff = 26,88.
                           Somit enthielt das Gewehrpulvergas in 100 Volumtheilen:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 48,90
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                 0,67
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 5,18
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 3,02
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 6,90
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 35,33
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die festen Rückstände dieses Pulvers wurden bei dem Geschützpulver aus der Bombe mit
                              heißem Wasser entfernt und die abfließende Flüssigkeit rasch filtrirt.
                           Der Gang der Analyse war folgender:
                           1) Schwefelkalium. Das ganze Quantum der eben genannten
                              Flüssigkeit wurde mit einer genügenden Quantität gut ausgeglühtem Kupferoxyd
                              versetzt und in drei wohl verschlossenen Flaschen bei öfterem Umschütteln
                              aufbewahrt, sodann abfiltrirt. Der Niederschlag, in rauchender Salpetersäure gelöst,
                              gab eine Flüssigkeit, in welcher salpetersaurer Baryt keinen Niederschlag
                              hervorbrachte; somit war kein Schwefelkalium in den festen Rückständen.
                           2) Kohlensäure. Die vom Kupferoxyd abfiltrirte Flüssigkeit
                              ist wie beim Geschützpulver auf 6 Liter ergänzt worden, in einem derselben mit einer
                              Lösung von geglühtem Manganchlorür der Niederschlag, kohlensaures Manganoxydul,
                              erzeugt und die Kohlensäure in einem Kohlensäureapparat aus dem Gewichtsverlust
                              bestimmt. Es entwichen 0,4616 Grm. Kohlensäure, gebunden an Kali und Ammoniak. Dem
                              ganzen Rückstand entsprechen hiernach 2,7701 Grm. gebundene Kohlensäure.
                           
                           3) Anderthalb-kohlensaures Ammoniak. Ein
                              Viertel-Liter Flüssigkeit, nach der beim Geschützpulver angedeuteten Methode
                              mit Aetzkali behandelt, gab die Werthe:
                           α = 0,05783, t = 22,09, t' = 36,75
                           für die Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 169, S. 439
                              
                           wonach einem Viertel-Liter 0,037825 Grm.
                              anderthalb-kohlensaures Ammoniak entsprechen, daher im ganzen Rückstand
                              0,908,3 (CO²) 2 (NH⁴O) enthalten sind.
                           4) Kohlensaures Kali. Nach Abzug der an Ammoniak
                              gebundenen Kohlensäure von der sub 2 gefundenen erhält
                              man 0,3770 Grm. an Kali gebundene Kohlensäure, entsprechend 7,096 Grm. kohlensaures
                              Kali.
                           5) Unterschwefligsaures Kali. Ein Liter mit Essigsäure und
                              Stärke versetzt, brauchte 13,03 Kub. Cent. Jodlösung zur Bläuung; nach der Formel
                              s = α (2
                              S²O², KO)/J t, worin α = 0,00517 und t =
                              13,03 gefunden wurde, enthält es daher 0,1008 Grm. unterschwefligsaures Kali, dem
                              entsprechend im ganzen Rückstand 0,6050 Grm. unterschwefligsaures Kali enthalten
                              sind.
                           6) Schwefelsaures Kali. Ein Liter mit Chlorbaryum
                              versetzt, gab 2,7453 Grm. schwefelsauren Baryt, entsprechend 2,059 Grm.
                              schwefelsaurem Kali; im Rückstand waren also 12,354 Grm. schwefelsaures Kali.
                           7) Kali. In einem Liter wurde das Kali an Schwefelsäure
                              gebunden. Bis zur Trockene abgedampft und heftig geglüht, enthielt die Platinschale
                              3,7641 Grm. schwefelsaures Kali, entsprechend 2,0335 Grm. Kali. Im ganzen Rückstand
                              waren somit 12,2010 Grm. Kali enthalten, welche sehr nahe der Salpetermenge des
                              ursprünglichen Pulvers entsprechen, wie aus der Analyse der Bestandtheile des
                              Pulvers zu ersehen ist.
                           Aus diesen Resultaten, sowie aus jenen der Gasanalyse, da die directe Messung
                              dargethan hat, daß 34,153 Grm. Geschützpulver 7738 Kub. Cent. Gas entwickeln, läßt
                              sich das Schema über die Verbrennungsproducte des Gewehrpulvers wie folgt
                              zusammenstellen:
                           
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 12,354
                                 
                              
                                 Kohlensaures Kali
                                 7,096
                                 
                              
                                 Unterschwefligsaures Kali
                                 0,605
                                 
                              
                                 Kohle
                                 0,887
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,397
                                 
                              
                                 Anderthalb-kohlensaures Ammoniak
                                 0,908
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 3,432
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 7,442
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,504
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,047
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                 0,079
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 0,167
                                 
                              
                                 Verlust
                                 0,237
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 34,155
                                 
                              
                           Wir wollen nun die bisher gewonnenen Resultate der Verbrennungsproducte beider
                              Pulvergattungen unter sich und mit jenen von Professor Bunsen und Schischkoff bei der Analyse des
                              Jagdpulvers veröffentlichten Resultaten vergleichen, wozu folgende übersichtliche
                              Zusammenstellung dienlich seyn wird.
                           
                              
                                 I. Zusammensetzung.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Jagdpulver.
                                 Gewehrpulver.
                                 Geschützpulver.
                                 
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                 78,99
                                 77,15
                                 73,78
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 
                                 
                                   9,84
                                   8,63
                                 12,80
                                 
                              
                                 KohlenstoffWasserstoffSauerstoff
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Kohle
                                   7,69  0,41  3,07
                                 11,78  0,42  1,79
                                 10,88  0,38  1,82
                                 
                              
                                 Asche
                                 
                                 
                                   0,00
                                   0,28
                                   0,31
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                     100,00
                                       100,00
                                        100,00
                                 
                              
                                 II. Verbrennungs-Gase
                                       in Volumprocenten.
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 
                                 
                                 41,12
                                 35,33
                                 37,58
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 52,67
                                 48,90
                                 42,74
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   3,88
                                   5,18
                                 10,19
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 
                                 
                                   1,21
                                   6,90
                                   5,93
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                   0,60
                                   0,67
                                   0,86
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 
                                 
                                   0,52
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 
                                 
                                 –
                                   3,02
                                   2,70
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                     100,00
                                       100,00
                                         100,00
                                 
                              
                                 III. Sämmtliche
                                       Verbrennungsproducte dem Gewichte nach.
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 42,27
                                 36,17
                                 36,95
                                 
                              
                                 Kohlensaures Kali
                                 12,64
                                 20,78
                                 19,40
                                 
                              
                                 Unterschwefligsaures Kali
                                   3,27
                                   1,77
                                   2,85
                                 
                              
                                 Schwefelkalium
                                   2,13
                                 –
                                   0,11
                                 
                              
                                 Schwefelcyankalium
                                   0,30
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                   3,72
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kohle
                                 
                                 
                                   0,73
                                   2,60
                                   2,57
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 
                                 
                                   0,14
                                   1,16
                                   4,69
                                 
                              
                                 Anderthalb-kohlens.
                                    Ammon.       
                                   2,86
                                   2,66
                                   2,68
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 
                                 
                                   9,98
                                 10,06
                                   9,77
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 20,12
                                 21,79
                                 17,39
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Jagdpulver.
                                 Gewehrpulver.
                                 Geschützpulver.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 
                                 
                                 0,94
                                 1,47
                                 2,64
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 
                                 
                                 0,02
                                 0,14
                                 0,11
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                 
                                 
                                 0,18
                                 0,23
                                 0,27
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 
                                 
                                 0,14
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 
                                 
                                 –
                                 0,49
                                 0,40
                                 
                              
                                 Verlust
                                 
                                 
                                 –
                                 0,68
                                 0,19
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    100,00
                                      100,00
                                       100,00
                                 
                              
                                 Gasmenge per Grm.
                                    Pulver                      
                                 
                                 
                                    190
                                      226,59
                                       206,91.
                                 
                              
                           Ein Vergleich dieser Resultate ergibt wohl auf den ersten Blick, daß im Wesentlichen
                              die Verbrennungsproducte beim Pulver von der Art, wie ihre Verbrennung geschieht,
                              wenig abhängig sind. Daß aber die Zusammensetzung des Pulvers von Einfluß ist, mag
                              schon daraus zu entnehmen seyn, daß bei Bunsen's Pulver,
                              welches viel Salpeter enthält, im Rückstand gegen 4 Proc. Salpeter wieder zu finden
                              sind, sowie andererseits im Rückstand des Geschützpulvers, welches weniger Salpeter
                              enthält, nahezu 7 Procent Schwefel und Kohle unverbrannt abgeschieden wurden.
                              Auffallender noch ist die Einwirkung der Dosirung auf die gasförmigen
                              Verbrennungsproducte. Man sieht, daß dort, wo der reducirende Körper überwiegend
                              ist, auch die Verbrennung des Kohlenstoffs unvollkommener vor sich geht. Während die
                              Gase des Jagdpulvers nur 3 Proc. Kohlenoxyd enthalten, hat das Geschützpulvergas
                              gegen 10 Proc. dieser Gasart; in demselben Sinne wächst auch die Quantität des
                              Wasserstoffs und des Grubengases, so daß das Geschützpulver gegen 20 Proc. brennbare
                              Gase enthält. Es darf daher gar nicht wundernehmen, wenn man, wie es der Versuch
                              gezeigt hat, die Gase des Geschützpulvers, wie jene der Schießwolle, mit einem
                              brennenden Span anzünden kann.
                           Es dürfte vielleicht keiner Schwierigkeit unterliegen, aus den Ergebnissen der
                              Analyse den Weg zu einer richtigen Dosirung des Pulvers anzubahnen, – doch
                              zieht es die Praxis vor, in dieser Hinsicht ihren eigenen empirischen Weg zu
                              wandeln. Jedenfalls mögen jedoch diese Ergebnisse als neuer Beleg gelten für die
                              Unrichtigkeit der in vielen chemischen Lehrbüchern und beinahe allen
                              artilleristischen Anstalten verbreiteten Ansicht, das Pulver müsse bei der
                              Verbrennung zu Schwefelkalium, Kohlensäure und Stickstoff zerfallen. Wenn die Praxis
                              keine anderen zwingenden Gründe zur Basis ihrer Dosirung besitzt als wie die
                              Möglichkeit, daß diese Verbrennungsproducte entstehen können, so ist es gewiß
                              gerechtfertigt, durch experimentelle Untersuchungen zu beweisen, daß diese
                              Verbrennungsproducte selbst unter den Verhältnissen, wie die Verbrennung in der
                              Praxis geschieht, niemals allein entstehen können, ja daß sogar eins derselben, das
                              Schwefelkalium, in vielen Fällen gar nicht entsteht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
