| Titel: | Die Feuerbeständigkeit der Thone nach den Resultaten synthetischer Versuche, analytischer Untersuchungen und der Erfahrung in technischer wie mineralogischer Beziehung; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. CXVIII., S. 455 | 
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                        CXVIII.
                        Die Feuerbeständigkeit der Thone nach den
                           Resultaten synthetischer Versuche, analytischer Untersuchungen und der Erfahrung in
                           technischer wie mineralogischer Beziehung; von Dr. Carl Bischof.
                        (Fortsetzung von S. 359 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Bischof, über die Feuerbeständigkeit der Thone.
                        
                     
                        
                           Analytische Untersuchungen.
                           Selbstverständlich läßt sich bei den äußerst verbreitet, aber stets unrein in der
                              Natur vorkommenden Thonen, deren Feuerbeständigkeit meist
                                 gleichzeitig durch mehrere verschiedenartige Verhältnisse modificirt wird,
                              eine geltende Gesetzmäßigkeit besonders schwierig erkennen.
                           Bei einer Mannichfaltigkeit von Verhältnissen und Bedingungen überhaupt, kann man nur
                              aus einem sich ergebenden Zusammenstimmen im Allgemeinen oder aus einem mittleren
                              vorwiegenden Resultate, mit einer gewissen Sicherheit einen Schluß ziehen. Besteht
                              eine Gesetzmäßigkeit, so müßte sie um so leichter sich zu erkennen geben bei einer
                              Auswahl von Thonen, die von demselben Vorkommen und
                              überhaupt einander ähnlich, aber dennoch hinsichtlich der
                              Strengflüssigkeit verschieden sind.
                           Ich wählte zu dem Zwecke sechs Thonsorten von Audenac in Belgien, sämmtlich
                              vorkommend in der Umgegend von Namur an sechs verschiedenen Fundpunkten, und im
                              Vergleiche damit wurde der bestbekannte, strengflüssigste schottische Thon, der von
                              Garnkirk, analysirt.
                           
                           Bekanntlich findet sich der feuerfeste belgische Thon im Uebergangskalke in Mulden,
                              deren Durchmesser bis zu circa 200 Fuß steigt und die
                              circa 100 Fuß tief sind, nach unten gewöhnlich durch
                              eine Sandschicht abgeschlossen und nach oben allmählich in gewöhnlichen Ziegelthon
                              übergehend.
                           Der schottische Thon ist, wie bekannt, ein grauer, wenig bindender, kohlenhaltiger
                              Schieferthon, welcher sich in der Steinkohlenformation zu Garnkirk bei Glasgow
                              findet und verschiedene Schichten von wechselnder Güte bildet. Der vorzüglichste feuerfeste
                              Thon kommt in einer mittleren Schicht von 30 Zoll Mächtigkeit vor.
                           Physikalische Eigenschaften. – Die untersuchten
                              belgischen Thone gehören sämmtlich zu den fetten, die an
                              der Zunge stark anhaften, im Wasser zerfallen unter
                              Entwickelung kleiner mit Zischen entweichender Luftbläschen, und die damit
                              angefeuchtet, eine sehr bindende, plastische Masse geben.
                              – Sie fühlen sich fettig an. – Mit Säure übergossen brausen sie nicht,
                              nur Nr. 2 ein wenig. – Ueber der Spiritusflamme geglüht, schwärzen sie sich,
                              enthalten daher organische Reste.
                           In dem Achatmörser zerrieben, knirschen sie alle, Nr. 3 am meisten, in Folge einer
                              Beimischung gröberer Sandkörnchen.
                           In der Farbe sind sie etwas verschieden von einander:
                           Nr. 1 ist von hell-schieferblauer Farbe, das Pulver bläulich-grau.
                           Nr. 2 ist von derselben nur ein wenig helleren Farbe.
                           Nr. 3 ist hell-blaugrau, das Pulver schmutzig-gelblichgrau.
                           Nr. 4 ist blaugrau, das Pulver hell-blaugrau.
                           Nr. 5 ist von gleichfalls hell-blaugrauer Farbe, das Pulver
                              gelblich-grau.
                           Nr. 6 ist gelblich-grauweiß und das Pulver ebenso.
                           Der Grad der Strengflüssigkeit wie des Bindevermögens der fraglichen Thone wurde auf
                              Grund des in diesem Journal (Bd. CLIX S. 54 und Bd. CLXI S. 208 und 291)
                              beschriebenen Verfahrens geprüft, wonach die Menge des chemisch reinen Quarzzusatzes
                              das Maaß für die Strengflüssigkeit des Thones in umgekehrtem und für das Bindevermögen in geradem Verhältniß gibt, indem die resp. Proben einer bestimmten
                              Prüfungshitze ausgesetzt werden im Vergleich zu dem Garnkirker Thon, welcher,
                              vermengt mit 1 Theil chemisch reinem Quarz, als Einheit gesetzt ist.
                           Die Analysen wurden in derselben Weise, wie früher beschrieben (dieses Journal Bd.
                                 CLXVII S. 35), ausgeführt und bemerke ich besonders, daß auf eine genaue Bestimmung
                              der Kieselsäure und der Thonerde die größte Sorgfalt verwendet und letztere durch
                              Decantiren bis zur 20,000fachen Verdünnung ausgewaschen wurde. Die Menge der
                              Thonerde mußte daher stets eher zu niedrig als zu hoch
                              gefunden werden.
                           Im Allgemeinen geht aus den in den nachfolgenden Tabellen A und B mitgetheilten Analysen hervor, daß die
                              Zusammensetzungsweise dieser sechs Thone, mit etwaiger Ausnahme von Nr. 5 und Nr. 3,
                              eine ähnliche ist.
                           Hebt man unter den Thonen die beiden strengflüssigsten, Nr. 1 u. 2, hervor, so sind
                              sie auch die verhältnißmäßig thonerdehaltigsten, selbst
                              wenn man (vergl. d der Tabelle B) das Verhältniß der Gesammtmenge der Kieselerde zur Thonerde, abgesehen
                              von der untergeordneten Menge der übrigen Basen und nach Abzug des Glühverlustes, in
                              Betracht zieht. Die Gesammtmenge der Kieselsäure ist aber
                              für einen feuerfesten Thon, dessen Werth nach seinem endgültigen Verhalten im Feuer
                              geschätzt wird, schließlich stets entscheidend.
                           Setzt man demzufolge (vergl. e der Tabelle B) die Gesammtmenge der Kieselsäure = 100, so beträgt
                              die Thonerde bei dem Thon Nr. 1 50,96, bei dem Thon Nr. 2 aber 52,63 und bei dem
                              besten schottischen Thon selbst 81,32.
                           Der Thon Nr. 2, wiewohl er weniger strengflüssig, wenn auch nur um ein Geringes, ist
                              dennoch thonerdehaltiger, eine Ausnahme von dem in Rede stehenden Gesetze, welche
                              aber durch die doppelt so große Menge an flußbildenden Basen sich genügend erklären
                              dürfte.
                           Andererseits steht den übrigen Analysen zufolge keineswegs
                              die Ab- oder Zunahme der flußbildenden Basen in unbedingtem Zusammenhange mit der Strengflüssigkeit. So enthält gerade der
                              weit strengflüssigste, der Garnkirker Thon, eine größere Menge an flußbildenden
                              Bestandtheilen, und der leichtflüssigste Thon, Nr. 6, keineswegs dieselben in größter Menge.
                           Will man die Zusammensetzung des Thones Nr. 4, der wenig strengflüssig, als Beweis
                              für das aufgestellte Gesetz in umgekehrter Weise gelten lassen, so ist
                              bemerkenswerth, daß er auch die geringste Menge Thonerde
                              (auf 100 Kieselsäure nur 32,97 Thonerde) enthält.
                           Um wo möglich herauszufinden, worin zwischen den in ihrer Zusammensetzung im Ganzen
                              sehr ähnlichen, und doch hinsichtlich der Strengflüssigkeit ebenso verschiedenen
                              Thonen, Nr. 1 und Nr. 6, die analytischen Kennzeichen liegen, erschien es nicht
                              uninteressant von beiden die Analysen sorgfältigst zu wiederholen, um aus
                              Durchschnittszahlen Schlüsse ziehen zu können.
                           
                           TabelleA.
                           a. Gefundene
                                 procentische Zusammensetzung der bei 100° C. getrockneten Thone.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 169, S. 458
                              
                                 
                                 Gesammtmenge der Kieselsäure. Durch Auskochen mit kohlensaurer Natronlösung
                                    ließ sich freie Kieselsäure oder Kieselsäurehydrat ausziehen bei Thon
                                    1–0,45 Proc, bei Thon 6–0,59 Proc. und bei dem Garnkirker Thon
                                    – 0,25 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Gesammtmenge der sogenannten flußbildenden Bestandtheile:
                                 a) Wasser und Spuren pflanzlicher Reste.
                                 b) Wasser und pflanzliche Reste.
                                 c) Wasser und viel pflanzliche Reste.
                                 d) Wasser, Spur von Kohlensäure und
                                    Organischem.
                                 e) Wasser, Organisches und Spur von
                                    Kohlensäure.
                                 f) Darin 4,5 Procent Kohle.
                                 Außerdem enthielten die Thone 3, 4 und 5 sehr geringe Mengen Gyps oder
                                    schwefelsaure Thonerde und die übrigen Spuren davon. Thon 3 und 4 enthielten
                                    Spuren von Kupfer.
                                 
                              Nr.; Strengflüssigkeit = weniger
                                 als 2; Bindevermögen = 8; Garnkirker Thon; Thonerde; Kieselsäure, chemisch
                                 gebund.; Kieselsäure, als Sand; Eisenoxyd; Eisenoxydul; Kalk; Alkalien;
                                 Magnesia; Glühverlust; Mittel daraus
                              
                           
                           b. Berechnete
                                 procentische Zusammensetzung der bei 100° C.
                                 getrockneten Thone.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 169, S. 459
                              Thonerde; Kieselsäure, chemisch
                                 gebund.; Kieselsäure als Sand; Eisenoxyd; Eisenoxydul; Kalk; Alkalien; Magnesia;
                                 Glühverlust
                              
                           
                           TabelleB.
                           c. Procentische
                                 Zusammenstellung der Thonerde, der Gesammtmenge der Kieselsäure und derjenigen
                                 der flußbildenden Bestandtheile in den Thonen.
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 Nr. 4.
                                 Nr. 5.
                                 Nr. 6.
                                 GarnkirkerThon.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 29,96
                                 30,34
                                 25,73
                                 27,99
                                 22,30
                                 27,87
                                 36,32
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 58,80
                                 57,65
                                 63,61
                                 56,98
                                 67,60
                                 61,19
                                 44,67
                                 
                              
                                 Flußbildende Bestandtheile  (Eisen, Kalk
                                    und Alkalien)
                                   1,64 
                                   3,32  
                                   2,97  
                                   4,55  
                                   2,19  
                                   2,46  
                                   3,03
                                 
                              
                           d. Procentische
                                 Zusammenstellung der Thonerde, der Gesammtmenge der Kieselsäure und derjenigen
                                 der flußbildenden Bestandtheile nach Abzug des Glühverlustes.
                           
                              
                                 Thonerde
                                 33,07
                                 33,13
                                 27,80
                                 31,11
                                 24,04
                                 30,34
                                 42,80
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 64,90
                                 62,95
                                 68,72
                                 63,34
                                 72,91
                                 66,62
                                 52,63
                                 
                              
                                 Flußbildende Bestandtheile
                                   1,81
                                   3,62
                                   3,21
                                   5,05
                                   2,36
                                   2,67
                                   3,57
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,22
                                   0,30
                                   0,27
                                   0,50
                                   0,69
                                   0,37
                                   1,00      
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                    100,00
                                 
                              
                           e. Zu je 100
                                 Theilen der Gesammtmenge der Kieselsäure gehörende Thonerde nach Abzug des
                                 Glühverlustes und ohne Rücksicht auf die beigemengten Basen.
                           
                              
                                 Gesetzt
                                 die Gesammtmenge der
                                    Kieselsäure
                                  = 100
                                 
                              
                                 Dazu gehörende
                                    Thonerde          
                                 50,96  
                                 52,63  
                                 40,46  
                                 49,12  
                                 32,97  
                                 45,54  
                                 81,32
                                 
                              
                           
                           Chemische Constitution.
                           f. Procentische
                                 Zusammensetzung der Thone nach Abzug des Sandes.
                           
                              
                                 Thonerde
                                 40,32
                                 38,59
                                 40,65
                                 35,57
                                 38,36
                                 38,15
                                 39,99
                                 
                              
                                 Kieselsäure, chemisch gebundene
                                 44,60
                                 46,15
                                 42,54
                                 45,37
                                 44,26
                                 46,91
                                 44,05
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,60
                                   0,85
                                 –
                                   0,77
                                   0,86
                                   0,99
                                   1,10
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 –
                                 –
                                   0,94
                                   0,56
                                   0,69
                                   0,28
                                 –
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,04
                                   0,71
                                   0,09
                                   0,35
                                   0,14
                                   0,13
                                   0,46
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   1,54
                                   2,65
                                   3,64
                                   4,08
                                   2,08
                                 
                                   1,77
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,25
                                   0,35
                                   0,39
                                   0,57
                                   1,10
                                   0,46
                                   0,94
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 12,65
                                 10,70
                                 11,75
                                 12,73
                                 12,51
                                 11,14
                                 11,69Wasser nach Abzug der Kohle.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           g. Berechnete
                                 Sauerstoffmengen der chemisch gebundenen Kieselsäure, der Thonerde und des
                                 Wassers.
                           
                              
                                 
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 44,60–23,16
                                 46,15–23,96
                                 42,54–22,09
                                 45,37–23,56
                                 44,26–22,98
                                 46,91–24,36
                                 44,05–22,87
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 40,32–18,85
                                 38,59–18,04
                                 40,65–19,00
                                 35,57–16,63
                                 38,36–17,93
                                 38,15–19,83
                                 39,99–15,69
                                 
                              
                                 Wasser
                                 12,65–11,24
                                 10,70–  9,51
                                 11,75–10,44
                                 12,73–11,31
                                 12,51–11,12
                                 11,14–  9,90
                                 11,69–10,39
                                 
                              
                           h. Berechnete
                                 Sauerstoffmengen der Gesammtmenge der Kieselsäure und der Thonerde nach Abzug
                                 des Glühverlustes.
                           
                              
                                 
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                                              
                                       O
                                    
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 64,90–33,70
                                 62,95–32,69
                                 68,72–35,68
                                 63,34–32,89
                                 72,91–37,86
                                 66,62–34,59
                                 52,63–27,33
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 33,07–15,46
                                 33,13–15,49
                                 27,80–12,99
                                 31,11–14,54
                                 24,04–11,24
                                 30,34–14,18
                                 42,80–20,01
                                 
                              
                           
                           Da im Ganzen die Resultate für die Thone Nr. 1 und Nr. 6, die beide genau in derselben Weise
                              analysirt wurden, annähernd stimmen, so ist es wohl bei Annahme einer wenigstens
                              relativen Zuverlässigkeit gestattet, folgende sich darbietende vier Gesichtspunkte
                              aufzustellen:
                           
                              1) Bei dem Thon Nr. 1 findet sich mehr
                                 Thonerde, als bei dem Thon Nr. 6, und zwar in absoluter wie relativer
                                 Hinsicht.
                              2) Bei dem Thon 1 findet sich weniger
                                 Sand mechanisch beigemengt.
                              3) Die Menge der flußbildenden Bestandtheile ist bei dem Thon 1
                                 eine geringere.
                              4) Der Wassergehalt ist bei dem Thon 1 ein größerer. – Die Menge der freien Kieselsäure oder der durch
                                 kochende Sodalösung ausziehbaren ist bei Thon 1 eine geringere als bei Thon 6,
                                 noch weniger beträgt sie bei dem Garnkirker Thon.
                              
                           Will man diese Resultate, die für den belgischen Thon und
                              solche, die ihm ähnlich, maaßgebend seyn dürften, allgemein ausdrücken, so läßt sich daraus folgern:
                               Von zwei oder
                                 mehreren Thonen, die übrigens einander in der Zusammensetzung sehr ähnlich, ist
                                 derjenige der strengflüssigere, welcher
                              
                           
                              1)der thonerdehaltigere,
                              2)am wenigsten Sand mechanisch beigemengt
                                    enthält;
                              3)wird der strengflüssigere auch weniger flußbildende
                                    Bestandtheile enthalten, doch ist dabei zu beachten, daß deren nachtheilige
                                    Wirkung eine qualitativ verschiedene, und
                              4)dürfte der größere Wassergehalt auf eine größere
                                    Strengflüssigkeit deuten.In Betreff des Sandgehaltes oder der Kieselsäure überhaupt, dieses nach
                                       H. Rose in seinen Eigenschaften mehrfach
                                       rätselhaften Körpers, gibt es einige Erscheinungen, die auch in
                                       feuerfester Hinsicht auf eine gewisse Abhängigkeit von den verschiedenen
                                       Zuständen der Kieselsäure, dem amorphen oder krystallinischen,
                                       deuten.
                                 
                              
                           Um nicht den Vorwurf der Einseitigkeit oder Voreiligkeit zu verdienen, wovor ich mich
                              um so mehr bewahren möchte, je größer die Verschiedenartigkeit des Vorkommens der
                              Thone, wie deren Zusammensetzung und Eigenschaften, behalte ich mir ausdrücklich vor, die genannten Ergebnisse noch weiter
                              und umfassender zu verfolgen.
                           Soll eine Formel für vorstehende Thone aufgestellt werden und vergleicht man zu dem
                              Zwecke die Sauerstoffmengen zwischen Kieselsäure, Thonerde und Wasser, und zwar
                              nach Abzug des Sandes, so ergeben sich die unter lit. g
                              der Tabelle B angeführten und bezeichneten Zahlen.
                           Setzt man die Sauerstoffmenge der Kieselsäure = 4, so erhält man für den Thon
                           
                              
                                 
                                 Kieselsäure
                                 Thonerde
                                 Wasser
                                 
                              
                                 Nr. 1.
                                 4
                                 3,24
                                 1,94
                                 
                              
                                 Nr. 2.
                                 4
                                 3,00
                                 1,59
                                 
                              
                                 Nr. 3.
                                 4
                                 3,40
                                 1,89
                                 
                              
                                 Nr. 4.
                                 4
                                 2,84
                                 1,92
                                 
                              
                                 Nr. 5.
                                 4
                                 3,12
                                 1,93
                                 
                              
                                 Nr. 6.
                                 4
                                 2,92
                                 1,63
                                 
                              
                                 Garnkirk Thon
                                 4
                                 3,27
                                 1,82
                                 
                              
                           Es dürfte hiernach das Verhältniß des Sauerstoffs der Kieselsäure und desjenigen in
                              der Thonerde seyn 4 : 3 oder 12 : 9, und die kieselsaure Thonerde ist somit in
                              diesen Thonen eine basische und hat die Formel 3
                              Al²O³, 4 SiO³.
                           Nimmt man die Sauerstoffmenge im Wasser zu 2/3 der in der Thonerde enthaltenen an, so
                              erhalten wir demnach die Formel
                           3 Al²O³, 4 SiO³ + 6 HO
                           was genau entspricht der von Brogniart und Malaguti für den Kaolin
                              aufgestellten Formel.
                           Bekanntlich fand Fresenius bei seinen ausgezeichneten
                              Untersuchungen von fünf nahe bei einander vorkommenden
                              Thonen aus dem Nassauischen, daß der reine Thon neutrale
                              kieselsaure Thonerde, während Forchhammer gleichfalls
                              eine basische Formel
                           (2 Al²O³, 3 SiO³ + 6 HO)
                           aufstellte.
                           Es bestehen demnach bis jetzt drei bis vier verschiedene
                              Formeln für die Thone, welche dem Vorkommen dieses ungemein, namentlich durch alle
                              sedimentären Formationen bis in die jüngsten Alluvionen verbreiteten sehr
                              verschiedenartigen, bald mehr bald weniger fortgeschrittenen Endzersetzungsproductes
                              entsprechen dürften.
                           Faßt man die Sauerstoffmengen der Gesammtmenge der
                              Kieselsäure zur Thonerde, nach Abzug des Glühverlustes, ins Auge – ein
                              Verhältniß, das, wenn auch nicht zur Aufstellung einer Formel berechtigt, doch im
                              Feuer endgültig maaßgebend ist – so ergeben sich die sub lit. h der Tabelle berechneten Zahlen.
                           Setzt man die Sauerstoffmenge der Kieselsäure = 2, so erhält man:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kieselsäure
                                    Thonerde
                                 
                              
                                 Nr. 1.
                                 
                                  2
                                 0,92
                                 
                              
                                 Nr. 2.
                                 
                                  2
                                 0,96
                                 
                              
                                 Nr. 3.
                                 
                                  2
                                 0,74
                                 
                              
                                 Nr. 4.
                                 
                                  2
                                 0,88
                                 
                              
                                 Nr. 5.
                                 
                                 (2
                                 0,58
                                 
                              
                                 Nr. 6.
                                 
                                  2
                                 0,82
                                 
                              
                                 Garnkirk Thon
                                 
                                  2
                                 1,43
                                 
                              
                                 
                                 oder
                                  3
                                 2,13
                                 
                              
                           Im Allgemeinen ergibt sich hieraus, mit Ausnahme des Garnkirker Thons, daß wir es
                              schließlich im Feuer mit neutraler oder gar saurer kieselsaurer Thonerde zu thun haben, woraus sich
                              erklärt und gerade beweisen läßt, warum wir die genannten belgischen Thone nicht zu
                              den ausgezeichnetsten feuerfesten Thonen rechnen
                              können.
                           Die strengflüssigsten Thone, Nr. 1 u. 2, bilden, besonders wenn wir den übrigen Basen
                              einen Theil der Kieselsäure zumessen, alle Kieselsäure mit der Thonerde in
                              chemischer Verbindung gedacht, wenigstens neutrale Verbindungen.
                           Bei dem schottischen Thone haben wir selbst in diesem Falle ganz entschieden eine basisch-kieselsaure Thonerde vor uns, eine Erklärung für die
                              einzige Vorzüglichkeit dieses schottischen Thones in feuerfester Hinsicht, und
                              gleichzeitig ein Beweis für das aufgestellte Gesetz, der nicht gering in die
                              Waagschale fallen dürfte.
                           Versucht man aus den verschiedenen, in der Literatur sich vorfindenden Analysen von
                              feuerfesten Thonen das gewonnene Resultat darzuthun, so erscheint hier in der That
                              Thür und Thor geöffnet für jedwede fast beliebige
                              Behauptung.
                           Wir finden unter den als höchst feuerfest gerühmten Thonen die
                              allerverschiedenartigste Zusammensetzungsweise, namentlich was das relative
                              Verhältniß zwischen der Kiesel- und Thonerde angeht, wovon erstere jedoch im
                              Ganzen einer meist vorherrschenden Bestimmung sich zu erfreuen scheint. Abgesehen
                              von manchen darunter befindlichen älteren und unsicheren Analysen, gehört nicht nur
                              eine genaue Silicatanalyse, wie allbekannt und häufig auch deren Ausführung, und
                              besonders die scharfe Scheidung der Kieselerde von der Thonerde, nicht zu den leichten Aufgaben der analytischen Chemie, sondern die
                              Bestimmung der einen auf Kosten der anderen, ist wohl
                              abhängig von der Uebung des Analytikers. Ferner sind es noch andere Umstände, die
                              das Auffinden einer Gesetzmäßigkeit unter dieser wirklichen und scheinbar noch
                              größeren Verwirrung, erschweren.
                           Das Beurtheilungsmaaß für die feuerfesten Thone ist ein außerordentlich variirendes. Die gestellten
                              Anforderungen sind höchst verschiedenartig und je nach den Umständen, unter denen
                              ein Thon geprüft worden ist, fällt die Entscheidung sehr wechselnd aus. Anderntheils
                              ist die Verschiedenartigkeit der Thone selbst in demselben Lager meist groß genug,
                              um beliebige Proben, je nach dem leitenden Vorurtheil entnehmen zu können, und mag
                              daher auch der Zufall seine Rolle mitspielen.
                           Ich werde mich daher auf berühmte und allgemeiner bekannte feuerfeste Thone oder auch Fabricate
                              daraus beschränken, worunter von bewährten Analytikern untersuchte sind.
                           Vorerst hebe ich die Analyse eines englischen feuerfesten Steines von Fresenius hervor.
                           Die Analyse 1) der Zusammensetzung des ganzen Steines und 2) der darin enthaltenen
                              Chamotte ergab:
                           
                              
                                 
                                 1.
                                 2.
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 54,63
                                 47,98
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 40,27
                                 46,94
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   2,67
                                   2,94
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1,53
                                   2,32
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   1,03
                                   Spur
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,13
                                 100,18
                                 
                              
                           Berechnet aus beiden Bestimmungen die Sauerstoffmenge der Kieselsäure und der
                              Thonerde, so ergibt
                           
                              
                                 
                                 1.
                                 
                                 
                                    O
                                    
                                 2.
                                 
                                 
                                    O
                                    
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 54,63
                                 –
                                 28,37
                                 47,98
                                 –
                                 24,91
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 40,27
                                 –
                                 18,82
                                 46,94
                                 –
                                 21,94
                                 
                              
                           Ohne allen Zweifel bestand demnach der zur Grundmasse
                              dieses Steins (wovon mir zufällig Stücke zu Händen gekommen sind, welche denselben
                              als ausgezeichnet strengflüssig, gleich den bestbekannten
                              schottischen feuerfesten Steinproben erwiesen) und noch mehr der zur Chamotte
                              verwendete Thon aus basisch-kieselsaurer
                              Thonerde.
                           Unter den besten feuerfesten Thonen Englands und
                              Schottlands finden sich überhaupt mehrere basische
                              Thonsilicate.
                           So enthalten 1) der Thon von Stannington bei Sheffield, analysirt a. von Le Play und b. von Humbly, 2) von
                              Brierley Hill, Staffordshire, erste Qualität, analysirt von T. H. Henry, 3) von Poole, Dorsetshire, analysirt von Weston, 4) der Chinathon, Kaolinit aus Cornwall,
                              analysirt von R. A. Cooper, 5) von Stourbridge, analysirt
                              a. von Le Play und b. von Salvetat, und 6) von
                              Grangemouth, analysirt von Penny, Sorte a.
                           
                           
                              
                                 
                                             1.
                                 
                                     2.
                                     3.
                                 
                              
                                 
                                 a.       O
                                 
                                    b.      O
                                    
                                 
                                              O
                                    
                                 
                                              O
                                    
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 40,9–19,12
                                 34,47–16,11
                                 30,40–14,21
                                 32,11–15,01
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 42,0–21,80
                                 48,04–24,94
                                 51,80–26,90
                                 48,99–25,44
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                     4.
                                 
                                     5.
                                     6.
                                 
                              
                                 
                                 
                                              O
                                    
                                 a.      O
                                 b.      O
                                 
                                              O
                                    
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 39,74–18,58
                                 38,8–18,14
                                 28,77–13,45
                                 35,65–16,66
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 46,32–24,05
                                 46,1–23,94
                                 45,25–23,49
                                 62,85–32,63
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Da die doppelte Sauerstoffmenge der Kieselsäure im
                              Gegensatze zu derjenigen der Thonerde der neutralen
                              Verbindung entspricht, so gehören sämmtliche genannte Thone, ungeachtet der Angabe
                              der Kieselsäure nur in der Gesammtmenge, zu den mehr oder
                              weniger basischen.
                           Unter den belgischen Thonen besteht der von Maizerouille, welcher wegen seiner großen
                              Strengflüssigkeit besonders geschätzt wird, analysirt von Coste, aus:
                           
                              
                                 
                                 
                                              O
                                    
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 33,0–15,42
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 56,0–29,08
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                              
                           Unter bekannteren Thonen enthält der hessische Thon von Groß-Almerode,
                              analysirt a. von Berthier und
                              b. von Salvetat:
                           
                              
                                 
                                 a.     O
                                 b.      O
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 34,9–16,31
                                 34,37–16,07
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 46,5–24,14
                                 47,50–24,66
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                                 
                              
                           Ferner der Passauer Thon, analysirt a. von Forchhammer, b. von Fuchs und c. von Salvetat:
                           
                              
                                 
                                 a.      O
                                 b.      O
                                 c.      O
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 33,56–15,69
                                 35,93–16,80
                                 28,10–13,14
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 43,30–22,48
                                 43,65–22,66
                                 45,79–23,77
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Ferner unter den böhmischen Thonen (dieses Journal Bd. CLXII S. 122) die
                              Porzellanerde von Gieshübl bei Carlsbad, analysirt von Joh. Czjzek im k. k. polytechnischen Institute zu Wien:
                           
                              
                                 
                                 
                                              O
                                    
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 37,99–17,76
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 47,50–24,66
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                              
                           Unter den französischen Thonen finden sich gleichfalls solche, so die Thone von:
                           
                              
                                 
                                 Abondant.
                                 Montunis(Saone u. Loire)
                                 Journay.
                                 
                              
                                 
                                 
                                            O
                                    
                                 
                                            
                                       O
                                    
                                 
                                              O
                                    
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 40,0–18,7
                                 45,0–21,0
                                 31,0–14,5
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 52,0–27,0
                                 55,0–28,6
                                 53,0–27,5
                                 
                              
                           
                           Schließlich erwähne ich noch die Analysen verschiedener, wenn auch weniger bekannten
                              Kaoline und eines rothen Thones der Provinz Almeria in Spanien, analysirt von Terreil (dieses Journal Bd. CLXV S. 440):
                           
                              
                                 
                                 Kaolinvon Almanzor.
                                 Kaolinvon Moabdil.
                                 Gewöhnlicherrother Thon.
                                 Sehr feinerrother Thon.
                                 
                              
                                 
                                 
                                              O
                                    
                                 
                                              O
                                    
                                 
                                              O
                                    
                                 
                                              O
                                    
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 31,07–14,52
                                 30,13–14,08
                                 35,42–16,56
                                 48,26–22,56
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 37,99–19,72
                                 47,17–24,49
                                 26,84–13,94
                                 15,17–  7,88
                                 
                              
                                 (im Ganzen)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           A. Terreil bemerkt von dem rothen Thon, daß er sich durch
                              seine Zusammensetzung von den gewöhnlichen Thonen unterscheide; er enthalte viel
                              Thonerde und wenig Kieselerde, daher er im höchsten Grade feuerbeständig sey.
                           Unter den vielen herrschenden entgegengesetzten Ansichten,
                              welche der Kieselerde die Hauptrolle beimessen, steht die ausgesprochene vereinzelt
                              da, woran sich nur wenige ähnliche, so von Leschen und
                              Andeutungen von Anderen, anschließen.
                           Verhältnißmäßig kommen demnach unter den wegen der ausgezeichnetsten Feuerfestigkeit
                              sehr gesuchten englischen Thonen die meisten basischen
                              Thonsilicate vor; wir finden jedoch auch solche, und gerade unter den berühmten, in
                              Deutschland, in Böhmen, in Belgien, in Frankreich etc.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)