| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Circular-Erlaß, betreffend die Ausführung der
                              Druckprobe bei Dampfkesseln in Preußen.
                           Es sind Zweifel über das Maaß des Druckes hervorgetreten, mit welchem die, vor Erlaß des Regulativs,
                              betreffend die Anlage von Dampfkesseln, vom 31. August 1861 (polytechn. Journal Bd.
                                 CLXIII S. 71), genehmigten Dampfkessel bei den, nach §. 14 dieses Regulativs
                              vorzunehmenden Wiederholungen der Druckprobe zu prüfen sind. Um eine gleichmäßige
                              Ausführung zu sichern, bestimme ich, daß die Druckprobe, welche statt zu finden
                              hat,
                           a) nach Reparaturen, welche in der Maschinenfabrik haben
                              ausgeführt werden müssen;
                           b) wenn feststehende Kessel an einer anderen
                              Betriebsstätte aufgestellt werden,
                           bei solchen Dampfkesseln, für welche die polizeiliche
                              Genehmigung vor dem Tage ausgefertigt ist, an welchem das Regulativ vom 31. August
                              1861 in Kraft trat, nicht mit dem dreifachen, beziehungsweise zweifachen, sondern
                              mit dem anderthalbfachen Betrage des dem Druck der beabsichtigten Dampfspannung
                              entsprechenden Gewichts auszuführen ist.
                           Die königl. Regierung wolle hiernach die Aufsichtsbeamten ihres Bezirks mit der
                              erforderlichen Anweisung versehen.
                           Berlin, 5. März 1863.
                           Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
                           Graf von Itzenplitz.
                           
                        
                           Ueber Verdichtung von Gas- und Wasserröhren.
                           Zur Umgehung der Dichtung mit Hanfstricken und Blei oder mit Hanfstricken, Kitt und
                              Blei, oder mit abgedrehten Muffen, Spitzen und Mennigekitt hat Magnier in seinem Werk über Gasbeleuchtung imprägnirte Pappringe
                              vorgeschlagen. In Rücksicht der mangelnden Elasticität scheint diese Methode weniger
                              Eingang gefunden zu haben als die Dichtung mit Ringen von Gummi oder vulcanisirtem
                              Kautschuk. Dieses Material wird aber in kurzer Zeit porös und bröcklig, und eignet
                              sich deßhalb sehr wenig zu genanntem Zweck; Förster in
                              Lippstadt i. W. hat deßhalb Korkringe vorgeschlagen und mehr als tausend Dichtungen
                              mit denselben in Döbeln und auf dem Thüringer Bahnhof in Leipzig ausgeführt.
                           Förster hatte empfohlen, den Kork vor dem Gebrauch in
                              kochendem Wasser zu brühen, weil er alsdann elastischer werde; da er sich indeß
                              außerordentlich leicht beim Zusammenschrauben der Flanschen zusammen Preßte, so
                              wurde dieser Vorschlag nicht angenommen, sondern die Ringe von knapp 7/12
                              Quadratzoll Querschnitt wurden auf der äußeren Fläche mit Theer bestrichen, um sie
                              antiseptisch zu machen, und alsdann bis auf 1/6 Zoll rheinisch zusammen gepreßt. Der
                              Erfolg ist nicht überall gleich günstig gewesen, und zwar an denjenigen Stellen
                              nicht, wo die Röhren eine so hohe Lage haben, daß die Zusammenziehung derselben
                              durch die Einwirkung des Frostes nicht mehr unbeachtenswerth ist. Da indeß kein Fall
                              vorliegt, daß durch die Zusammenziehung der Röhren eine Flantsche abgerissen wäre,
                              so sind die Undichtheiten wohl lediglich dem Umstand zuzuschreiben, daß der Kork
                              nicht durch Brühen in heißem Wasser elastisch gemacht und daß er andererseits zu
                              viel über seine Elasticitätsgrenze zusammengepreßt worden ist. Die
                              Elasticitätsgrenze des Korkes wird man leicht ermitteln können, indem man einen
                              gebrühten und hierauf getrockneten Korkring zunächst um 1/8 Zoll zusammenpreßt und
                              nachsieht, ob er sich nach Aufhebung des Druckes wieder ausdehnt, und alsdann den
                              Versuch fortsetzt. Kann man bei dem dichten Gefüge des Korkes, welcher zu solchen
                              Ringen gewählt wird, versichert seyn, daß eine Zusammenpressung von 1/16 Zoll einen
                              festen Verschluß gegen den geringen Gasdruck in den Röhren gewährt, so wird die
                              doppelte Zusammenpressung, also von 1/8 Zoll, vollständig genügen, um die größere
                              Fuge, welche durch das Zusammenziehen des Rohres in der Kälte entsteht, zu
                              schließen; denn die Zusammenziehung eines 9 Fuß langen Rohres beträgt bei einem
                              Temperaturunterschied von 20° C., welcher doch nur für sehr flach liegende
                              Theile eines Röhrennetzes auftreten kann, nicht ganz 1/44 Zoll oder etwa 2/7 Linien,
                              also bedeutend weniger wie 1/16 Zoll, welche Ausdehnung man der Elasticität des
                              Korkes von 7/12. Quadratzoll Querschnitt ohne Versuch zumuthen dürfte. Würde sich an
                              einzelnen flachen Stellen eine Sicherung gegen etwaiges Abreißen der Rohflantschen
                              bei dem Zusammenziehen in der Kälte als nützlich voraussetzen lassen, so hätte man
                              nur nöthig, nachdem etwa 16 Rohre gelegt sind, die Schrauben der ersten acht Röhren
                              um etwa 1/12 Zoll nachzulassen und nach dem zwanzigsten Rohr ein Muffrohr
                              einzulegen, oder zwei Rohre mit Spitzen in einem längeren, darüber geschobenen Muffe
                              mit Handstricken und Blei zu dichten.
                           Was die Preise der Korkringe betrifft, so waren in Sachsen die Ringe von 2 1/4 Zoll
                              rheinisch im lichten Durchmesser zu 1 1/2, Sgr.; die von 2 2/3 Zoll rheinisch zu 2
                              Sgr.; von 3 1/2 Zoll rheinisch zu 2 1/2; von 4 1/2 Zoll rheinisch zu 3 Sgr. zu
                              haben. Die ersteren dienten für Rohre von 1 1/3 Zoll rheinisch lichter Weite; die
                              zweiten für Rohre von 1 5/6 Zoll u.s.w.
                           Eine größere Anwendung dürfte dem Kork bei Gasleitungen namentlich dann bevorstehen,
                              wenn man eben so, wie man von den gußeisernen zu den Chamotteretorten übergegangen
                              ist, auch von den gußeisernen Leitungsröhren mehr und mehr zu thönernen mit
                              Flantschenverbindung überginge, wo alsdann die geringere Elasticität des Korkes im
                              Vergleich zum Gummi, bei der äußerst geringen Längenveränderung thönerner Röhren in
                              der Kälte, außer Betracht, hingegen die große Billigkeit der Korkringe wesentlich in
                              Anschlag käme. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1863, Nr. 15.)
                           
                        
                           Grüel's elektromagnetische Maschine
                              mit dauernd geschlossenem Magnet.
                           Dieser für die Veranschaulichung der elektromagnetischen Triebkraft vorzugsweise
                              geeignete Apparat unterscheidet sich von allen früher bekannt gewordenen
                              Constructionen dadurch, daß der Anker nicht aus irgend einer Entfernung vom Magneten
                              angezogen wird, sondern mit demselben permanent m
                              Berührung bleibt.
                           Es erscheint daher wenig gerechtfertigt, daß in dem Werke von Dr. Dub über den Elektromagnetismus bei der
                              Classification der elektromagnetischen Maschinen die Grüel'sche Construction mit der von Zöllner
                              vorgeschlagenen um deßwillen zusammengestellt worden ist, weil bei beiden die
                              Ankerstücke mit den Magneten in Berührung treten. – Wenn es erwiesen ist, daß
                              die Zugkraft eines Elektromagneten circa 2/3 ihres
                              Werthes durch die geringste Trennung des Ankers, durch die Zwischenlegung eines
                              Blattes Postpapier zwischen Anker und Polflächen verringert wird, so ist es
                              begreiflich, daß bei Vergrößerung des Zwischenraumes die Kraft selbst starker
                              Elektromagnete auf einen kleinen Bruchtheil herabsinken und zur Illusion werden
                              muß.
                           Diese Entfernung der anzuziehenden Anker ist nun nach der Zöllner'schen Einrichtung eine ganz bedeutende, und nur im letzten Moment
                              treten die Anker successive in wirkliche Berührung mit den Polen. Dagegen hat Hr.
                              Grüel das Princip befolgt, den Anker fortwährend auf
                              den Polflächen zu belassen und als Triebkraft allein die oscillirende Bewegung
                              desselben zu benutzen, welche denselben allemal aus seiner schiefen Stellung in die
                              verticale zu ziehen strebt, indem der an der Achse des Schwungrades befindliche
                              Commutator bei jeder Drehung des Rades zweimal den Strom schließt und wieder öffnet. Die Schließung
                              geschieht immer zu der Zeit, wo der Anker die äußerste schiefe Stellung zu beiden
                              Seiten hat, und die Oeffnung des Stromlaufs allemal zu der Zeit, wo der Anker seine
                              verticale Lage, und damit die größte Attraction eben erreicht und dem Krummzapfen
                              einen neuen Antrieb gegeben hat. Auf solche Weise leistet ein einziger Magnet mit
                              sehr geringem Aufwand von Stromstärke mehr als eine Anzahl derselben nach älterer
                              Art in Wirksamkeit gesetzt. Der Apparat überrascht durch die Lebendigkeit seiner
                              Bewegung und ist zu kleinen mechanischen Leistungen, z.B. zum Treiben von Modellen
                              in Schaufenstern, zum Schleifen, Poliren und Mischen sehr geeignet.
                           Daß die von Hrn. Grüel gelieferten, in Holz ausgeführten
                              Maschinen mit einem Magnet und 15zölligem Holzrade schon mittelst einer auffallend
                              kleinen galvanischen Kette mit Thonbüchse von 1'' Höhe, einem kurzen Platindraht
                              oder Kohlenstift, combinirt mit einem Zinkdraht oder Zinkstreifen, in lebhafte
                              Bewegung kommen, dürfte hinreichen, die Richtigkeit des Princips außer Zweifel zu
                              stellen, weil eine Vergleichung stets unter Berücksichtigung des verwendeten
                              Materials, der Stromstärke und des Consums von Zink und Säuren geschehen muß.
                           
                        
                           Neues Barometer.
                           Der ausgezeichnete englische Physiker Joule hat ein neues,
                              sehr einfaches und empfindliches Barometer construirt, das aber eben so gut als
                              Thermometer dienen könnte und deßhalb wohl empfindlich, aber nicht genau seyn kann.
                              Er nimmt einen großen Schwefelsäureballon, verschließt seine Oeffnung mit einem
                              genau schließenden Stopfen von Kautschuk, durch den ein Glasrohr durchgeht, welches
                              oben doppelt knieförmig gebogen ist, und mit seiner ausgezogenen Spitze unter einen
                              kleinen Platintiegel mündet, der in einem Gesäß mit Wasser umgestülpt ist. An dem
                              Platintiegel ist der kürzere Arm eines ungleicharmigen Hebels befestigt, der mit
                              seinem längeren, in eine Spitze endenden Arme auf einem eingetheilten Kreisbogen
                              spielt. Die steigende Bewegung des Tiegels wird dadurch um das 6fache vergrößert.
                              Sinkt der Luftdruck, so dehnt sich die im Ballon eingeschlossene Luft aus, tritt
                              unter den Platintiegel, hebt diesen und bewegt dadurch den Zeiger. Hebt man den
                              Ballon nur um 2 Fuß, so beträgt die Abweichung des Zeigers über einen Zoll. Jeder
                              Windstoß markirt sich mittelst dieses Instruments. Ebenso dürfte aber auch schon die
                              geringste Temperaturveränderung auf das Instrument einwirken. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1863, Nr. 12.)
                           
                        
                           Mongruel's Imprägnirung der
                              atmosphärischen Luft mit flüchtigen Kohlenwasserstoffen zu
                              Belenchtungszwecken.
                           Das in London erscheinende Mining Journal vom 22.
                              November 1862 enthält folgenden Aufsatz:
                           
                              „Es ist eine anerkannte Thatsache, daß es sehr wünschenswerth ist, ein
                                 Mittel zu entdecken, welches dem Edelmanne auf seinem Landsitze und dem Bewohner
                                 einer kleinen Ortschaft eine gleich vortheilhafte und schöne Beleuchtung
                                 verschaffen konnte, wie die Bewohner größerer Städte eine solche an dem
                                 allgemein gebräuchlichen Steinkohlengas haben. Daher wurden auch schon unzählig
                                 viele Versuche von Erfindern sowohl in England und Amerika als auch auf dem
                                 europäischen Continente gemacht, um einen einfachen, soliden Apparat
                                 herzustellen, der es möglich machen könnte, die Gasfabrication eben so gut zu
                                 einer gewöhnlichen Hausbeschäftigung zu machen, wie das Backen oder Brauen es
                                 schon lange sind. – Obwohl schon viele sehr sinnreiche Einrichtungen für
                                 diesen Zweck ersonnen und ausgeführt wurden, und obwohl derartige Apparate hie
                                 und da unter den Händen einer intelligenten Dienerschaft sehr gute und bewährte
                                 Dienste leisten, so ist es bisher doch noch nicht so weit gekommen, daß die
                                 Gasbeleuchtung als ein allgemein verbreitetes und benutztes Licht angesehen
                                 werden kann; und es scheint, daß nicht nur Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit,
                                 sondern ganz besonders die sehr allgegemeine Abneigung, in
                                    seinem Hause die Gasfabrication zu betreiben, die Hauptursache ist,
                                 warum bisher selbst in England die Steinkohlengaserzeugung noch lange nicht
                                 allgemein im Gebrauche ist.
                              
                           
                           
                              Vor wenigen Tagen wurden wir aber mit einer neuen Erfindung von Hrn. L. P. Mongruel aus Paris bekannt, und hatten Gelegenheit,
                                 einer Reihe von sehr interessanten Versuchen beizuwohnen, und es scheint uns,
                                 daß diese Erfindung wirklich berufen ist, alle bisher noch bestehenden
                                 Hindernisse gegen eine allgemeine Benützung der Gasbeleuchtung zu beseitigen.
                                 Hrn. Mongruel's Erfindung ist die Erzeugung eines atmosphärischen Gases (Atmospheric-Gas) oder, um vielleicht richtiger zu sprechen, die Entdeckung, carbonisirte atmosphärische Luft zu
                                    Beleuchtungszwecken zu verwenden.Bekanntlich benutzte zuerst Beale bei seinem
                                       sogenannten Luft-Licht die flüssigen
                                       Kohlenwasserstoffe auf die Art zur Beleuchtung, daß er einen Strom
                                       atmosphärischer Luft durch Gefäße trieb, welche jene enthielten. Mansfield empfahl dann im J. 1849 das Benzin
                                       als den geeignetsten flüssigen Kohlenwasserstoff, um nicht leuchtende
                                       brennbare Gase und selbst atmosphärische Luft in ein mit lebhaftem
                                       Glanze verbrennendes Leuchtgas zu verwandeln (m. s. polytechn. Journal
                                       Bd. CXIII S. 25 und 275). Auf den Namen J. Longbottom zu Leeds wurde im J. 1854 in England folgende
                                       Beleuchtungseinrichtung dieser Art patentirt: Die der Luft
                                       beizumischende Flüssigkeit besteht aus gleichen Theilen Benzin,
                                       Schwefeläther und Terpenthin- oder Harzöl; der Luft wird zuerst
                                       durch Bimssteinstücke, deren einer Theil mit concentrirter
                                       Schwefelsäure, der andere mit Aetzkalilauge befeuchtet ist, ihre
                                       Feuchtigkeit und Kohlensäure entzogen, und dann dieselbe durch Gebläse
                                       in eine Büchse geleitet, worin das Gemisch genannter Flüssigkeiten so
                                       vertheilt ist, daß möglichst innige Berührung stattfinden kann; von da
                                       geht das Gemenge in einen Gasometer (m. s. die Patentbeschreibung im
                                       polytechn. Journal Bd. CXL S. 130). – Zur praktischen Anwendung
                                       konnte dieses Beleuchtungssystem wegen der demselben anhaftenden
                                       Gebrechen bisher nicht gelangen.A. d. Red.
                                 
                              
                           
                              Die Vortheile, welche der Erfinder für sein neues atmosphärisches Gas im
                                 Vergleiche mit dem gewöhnlich gebrauchten Steinkohlengase geltend macht und von
                                 deren Vorhandenseyn uns die erwähnten Versuche überzeugten, sind folgende: 1)
                                 kann das neue Gas in jedem Hause oder Fabriketablissement ohne Umstände und ohne
                                 Feuerung erzeugt werden; 2) kostet es weniger als
                                 das gewöhnliche Steinkohlengas; 3) ist es für die Gesundheit der Menschen ganz
                                 unschädlich; 4) gibt es eine weißere und hellere Flamme ohne Geruch und ohne
                                 Rauch; 5) ist eine sehr starke und vollständige Beleuchtung mit diesem neuen Gas
                                 eben seiner Reinheit wegen den Papiertapeten und allen Gattungen von
                                 Decorationen ganz unschädlich; 6) ist bei Anwendung dieser neuen Gasbeleuchtung
                                 jede Explosion ganz unmöglich; und wo bisher
                                 gewöhnliches Steinkohlengas gebrannt wird, dort läßt sich auch das neue Gas
                                 einführen, ohne bei den Röhrenleitungen und Gaslustern die mindeste Abänderung
                                 zu erheischen; wo aber die Beleuchtung mit diesem neuen Gas erst neu
                                 eingerichtet werden soll, dort sind weniger Röhren erforderlich als das
                                 gewöhnliche Steinkohlengas nothwendig macht.
                              
                           
                              Daß mit dieser neu erfundenen carbonisirten Luft ein bedeutend glänzenderes Licht
                                 erzeugt werden kann als mit dem gewöhnlichen Steinkohlengas, und daß die Kosten
                                 dieser neuen Beleuchtung geringer sind als die der gewöhnlichen Gasbeleuchtung,
                                 das haben die oben angeführten Versuche schlagend dargethan. – Beim
                                 Vergleich einer Flamme dieses neuen Gases mit einer gleichgeformten Flamme des
                                 gewöhnlichen Steinkohlengases hat sich gezeigt, daß gleiche Gasquantitäten im
                                 ersteren Falle mehr als das doppelte Licht geben, und es wurde auch bewiesen,
                                 daß dieses neue Gas eine ganz allgemeine Verwendung gestattet, weil die
                                 Vermischung des Kohlenstoffes mit der atmosphärischen Luft eine so vollständige
                                 und haltbare ist, daß eine Flamme aus einem Brenner, der nur 3' vom
                                 Carbonisationsapparate entfernt ist, mit der Flamme eines anderen Brenners
                                 verglichen, der an dem Ende einer langen Röhrenleitung angebracht ist, ganz
                                 gleiche Intensität zeigt; wir beobachteten eine solche Flamme, nachdem das Gas
                                 durch ein Bleirohr von 180' Länge geleitet war.
                              
                           
                              Daß bei dieser neuen Erfindung wirklich nur die carbonisirte atmosphärische Luft
                                 und nicht ein Verdampfungsproduct irgend einer brennbaren Flüssigkeit es ist,
                                 was brennt, wird augenscheinlich, indem die Flamme alsogleich verlischt, wenn
                                 der Druck von dem Luftbehälter entfernt, oder das Kautschukrohr, durch welches
                                 die atmospärische Luft in den Apparat geleitet wird, geschlossen wird.
                              
                           
                           
                              Die Wichtigkeit und volle Bedeutung dieser Thatsache darf nicht unbeachtet
                                 bleiben, denn eben diese Thatsache beweist auf das Schlagendste, daß bei dieser
                                 neuen Erfindung irgend ein Bruch oder Fehler in der Röhrenleitung, durch welche
                                 die carbonisirte atmosphärische Luft geleitet wird, keine Explosion erzeugen
                                 kann, indem entweder bloß gewöhnliche atmosphärische Luft zu dem Brenner
                                 gelangt, oder das Gemisch in der freien Atmosphäre sich sogleich ändert und
                                 unverbrennlich wird; in jedem Falle löscht die brennende Flamme augenblicklich
                                 aus.
                              
                           
                              Dieser neu erfundene Carbonisationsapparat ist aber nicht nur zur directen
                                 Lichterzeugung vortheilhaft, sondern er kann auch sehr zweckmäßig dazu verwendet
                                 werden, um das auf gewöhnlichem Wege erzeugte Steinkohlengas zu verbessern und
                                 leuchtfähiger zu machen, und die Resultate, welche auf diese Art in unserer
                                 Gegenwart erzielt wurden, rechtfertigen vollständig die Ansicht, daß diese neue
                                 Erfindung der Beachtung aller Gasconsumenten im Allgemeinen werth ist. –
                                 Der Versuch wurde der Art gemacht, daß man bei einem gewöhnlichen Gasbrenner die
                                 Gaszuströmung so weit hemmte, daß diese Gasflamme nach dem Photometer kein
                                 helleres Licht als das Aequivalent von 5 Wachskerzen ergab; nachdem aber das zu
                                 diesem Brenner gelangende Gas durch den Carbonisationsapparat geleitet wurde,
                                 zeigte dieselbe Flamme an dem Photometer ein Aequivalent von 16 Wachskerzen,
                                 ohne daß die verbrauchte Gasmenge vermehrt wurde. Versuchte man bei zwei Flammen
                                 mit dem carbonisirten Steinkohlengas einerseits und andererseits mit dem
                                 gewöhnlichen Steinkohlengas eine gleiche Lichtintensität zu erzeugen, so
                                 brauchte man von dem carbonisirten Kohlengas drei
                                    Kubikfuß, während von dem gewöhnlichen Gas 9 Kubikfuß per Stunde verbraucht wurden. Außer den besprochenen
                                 Versuchen wurden auch noch mehrere andere Experimente gemacht, aber das
                                 Angeführte wird genügen, um zu zeigen, wie mannichfach der Nutzen und die
                                 Verwendbarkeit dieser Erfindung ist.“
                              
                           *            **
                           Dieser Bericht des Mining Journal hat mich bei meiner
                              letzten Anwesenheit in London veranlaßt Gelegenheit zu suchen, die Experimente mit
                              dieser neuen Beleuchtung selbst zu sehen, und mich von deren Richtigkeit auch
                              persönlich zu überzeugen. Ich bin daher im Stande, das oben Angeführte in jeder
                              Beziehung zu bestätigen, und kann somit auch meinerseits die Ueberzeugung
                              aussprechen, daß diese neue Erfindung als ein für Alle höchst wichtiger Fortschritt
                              begrüßt werden muß, und daß diese Erfindung für Oesterreich um so größere
                              Wichtigkeit haben muß, weil Steinkohlen, welche eine reiche Ausbeute an
                              Steinkohlengas geben, in Oesterreich nicht sehr häufig vorkommen, während
                              Braunkohlen und Naphta in beinahe unerschöpflicher Menge fast in allen Kronländern
                              der österreichischen Monarchie vorhanden sind.
                           So viel mir bekannt wurde, ist das Material, welches im Carbonisationsapparate des
                              Hrn. Mongruel eine so wichtige Rolle spielt, PetroleumUm der
                                    atmosphärischen Luft Leuchtkraft zu ertheilen, besitzt nach Dr. Wiederhold's
                                    Versuchen der Erdöläther eine Leistungsfähigkeit, wie sie keiner der in
                                    dieser Richtung bisher vorgeschlagenen Substanzen gleichkommen dürfte (m. s.
                                    dessen Abhandlung „zur Technologie des amerikanischen
                                       Erdöls“ im polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 63).A. d. Red. oder Hydrocarbür; für die Erzeugung der
                              Hydrocarbüre bestehen in Oesterreich schon sehr viele Industrieunternehmungen, deren
                              Zahl ohne Zweifel noch sehr bedeutend zunehmen wird, wenn sich ein allgemeiner,
                              lohnender Absatz für dieses bis jetzt von so Vielen seines Geruchs wegen noch
                              verachtete Beleuchtungsmittel gewinnen läßt.
                           Alle, welche bis jetzt bei derartigen Industrieunternehmungen betheiligt sind, müssen
                              somit für diese neue Erfindung ein sehr entscheidendes Interesse haben, und es wäre
                              zu wünschen, daß bald eine Actiengesellschaft mit den nöthigen Capitalien gebildet
                              werden könnte, um die ersprießliche Ausbeutung dieser neuen Erfindung, die auch in
                              Oesterreich schon privilegirt wurde, in die Hand zu nehmen. – Was ich in
                              dieser Richtung beitragen kann, werde ich mit Vergnügen thun, und ich erbiete mich hiemit zu weiteren
                              mündlichen oder schriftlichen Mittheilungen, die ich auf alle Anfragen zu geben
                              bereit bin.
                           Gumpoldskirchen, den 28. December 1862.
                           Georg R. v. Winiwarter,             Civilingenieur
                              und Fabriks-Gesellschafter in Wien,Riemerstraße Nr.
                              816.                
                           (Zeitschrift des österreich. Ingenieurvereins, 1863 S. 14.)
                           
                        
                           Zerlegung des Wassers in seine Elemente.
                           Saint-Claire Deville, der ausgezeichnete franz.
                              Chemiker hat im Verein mit Debray das Experiment des
                              englischen Physikers Grove, nämlich das Wasser durch schmelzendes Platin in
                              Sauerstoff- und Wasserstoffgas zu zerlegen, sehr im Großen wiederholt. Er hat
                              zu verschiedenen Malen mehrere Kilogramme (Doppelpfunde) geschmolzenes Platin in
                              Wasser gegossen und dabei eine reichliche Entwickelung von Knallgas beobachtet.
                           Dasselbe Platin, das man bei der Verbrennung von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser
                              geschmolzen hat, vermag seinerseits im geschmolzenen Zustande Wasser zu
                              zersetzen.
                           Ein Experiment, welches mit geringen Hülfsmitteln auszuführen ist, gibt die
                              Erklärung. Leitet man einen raschen Strom von Kohlensäuregas erst durch ein Gefäß
                              mit Wasser, dann durch ein glasirtes Porzellanrohr, das mit sehr reinen ausgeglühten
                              Porzellanstückchen gefüllt ist, erhitzt dieses Rohr so stark, als es mit Hülfe von
                              harten Kohlen und mittelst eines Gebläses möglich ist, und fängt dann das Gasgemisch
                              in Glasröhren auf, welche eine starke Aetzkalilauge enthalten, so bleibt darin nach
                              der Absorption der Kohlensäure ein sehr explosives Gas zurück, das aus 47 Proc.
                              Sauerstoff, 32 36 Proc. Wasserstoff, 11–12 Proc. Kohlenoxyd und dem Rest
                              Stickstoff besteht. Der Ueberschuß an Kohlensäure dient nur dazu, um die durch die
                              Zersetzung des Wassers durch Hitze gebildeten Gase hinreichend zu verdünnen, damit
                              sich ihre Atome nicht wieder vereinigen können, sobald sie die Stelle des Apparates
                              erreicht haben, wo sonst bei Heller Rothgluth die Wiederverbindung erfolgen müßte.
                              Es ist bekannt, daß Knallgas nicht explodirt, wenn ihm eine hinreichend große Menge
                              indifferenter Gase beigemischt ist. Ganz ein gleicher Vorgang findet bei der
                              Zerlegung des Wassers durch schmelzendes Platin statt. Hier spielt der rasch
                              entwickelte Wasserdampf dieselbe Rolle. Ein anderer Grund ist die rasche Abkühlung
                              des Gases in dem einen oder dem anderen Falle. In dem Experiment mit dem glühenden
                              Porzellanrohr führt die Kohlensäure das explosive Gas schnell an kühlere Stellen des
                              Apparates, während im zweiten Falle das Gas im Aufsteigen mit viel kaltem Wasser in
                              Berührung kommt. Dieß ist auch der Grund, warum Wasserdampf, durch ein heftig
                              glühendes Platinrohr geleitet, keine Spur Knallgas gibt. Die spec. Wärme des
                              Wasserdampfes ist so groß, daß er keine rasche Abkühlung des etwa erzeugten
                              Knallgases gestattet, weßhalb sich dasselbe wieder zu Wasser verbindet. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 12.)
                           
                        
                           Vorschläge über ein neues Verfahren der Sodafabrication in
                              Verbindung mit der Barytindustrie; von Dr. G. Hoffacker in Stuttgart.
                           Bekanntlich hat Kuhlmann vor einigen Jahren angefangen,
                              die Barytindustrie mit der Sodafabrication zu verbinden, indem er die Rückstände der
                              Chlorbereitung und die bei der Sulphat-Darstellung entstehenden
                              Salzsäuredämpfe zur Darstellung von Chlorbaryum verwendet und aus letzterem
                              schwefelsauren Baryt und die übrigen Barytpräparate darstellt. Diese Industrie hat
                              seitdem einen großen Aufschwung genommen. Kohlensaurer Baryt (Witherit) ist aus
                              England namentlich sehr billig zu beziehen. Ich habe deßwegen daran gedacht, ob es
                              nicht vortheilhaft wäre, Witherit direct zur Sodafabrication zu verwenden und mache
                              demgemäß folgende Vorschläge:
                           1) Fein gemahlener kohlensaurer Baryt wird mit einer kalten Lösung von schwefelsaurem
                              Natron in großen eisernen Kästen in der Art angerührt, daß man den kohlensauren
                              Baryt etwas im Ueberschuß nimmt. Das schwefelsaure Natron wird sich auf diese Weise in kohlensaures
                              verwandeln, während schwefelsaurer Baryt niederfällt. Zur Beschleunigung des
                              Processes und um das Gemenge in die vielseitigste Berührung zu bringen, wird man
                              geeignete Rührapparate anbringen. Man erhält so vortreffliche Laugen von
                              kohlensaurem Natron, die namentlich frei von Schwefelnatrium-Verbindungen
                              sind, welch letztere bei dem Verfahren von Le Blanc den
                              Fabrikanten so sehr belästigen. Den schwefelsauren Baryt kann man als solchen
                              verwerthen oder nach 3) verarbeiten.
                           2) Witherit wird ebenfalls fein gemahlen, mit Kohlenpulver gemischt und im Flammofen
                              heftig geglüht. Es bildet sich Baryumoxyd, das man durch Auslaugen mit kochendem,
                              von Kohlensäure befreitem Wasser von der unverbrannten Kohle trennt. Die so
                              erhaltene Lauge von Barythydrat klärt man durch Absetzen oder Filtriren, wobei die
                              Kohlensäure der Luft abzuhalten ist, und vermischt sie noch heiß mit der ebenfalls
                              heißen Lösung einer bestimmten Menge schwefelsauren Natrons. Es bilden sich
                              Aetznatron und schwefelsaurer Baryt. Die Aetznatronlauge wird entweder mit
                              Kohlensäure behandelt, oder sofort eingedampft. Aetznatron findet ja mehr und mehr
                              Aufnahme in Gewerben und in der Industrie. Auf diese Weise wird man wiederum ganz
                              schöne Laugen und aus schwefelsaurem Natron mit einer
                              Operation das hochgradigste Aetznatron neben reinem schwefelsaurem Baryt
                              erhalten.
                           3) Man verwandelt schwefelsauren Baryt (man kann auch feingemahlenen Schwerspath
                              nehmen) durch Glühen mit Kohle in Schwefelbaryum und stellt hieraus nach der alten
                              Methode mittelst Kupferoxyds, Barythydrat und Schwefelkupfer dar. Barythydrat
                              verwendet man wie bei 2) zur Darstellung von Aetznatron und schwefelsaurem Baryt.
                              Aus Schwefelkupfer erhält man durch Rösten allen Schwefel als schweflige Säure
                              wieder, während Kupferoxyd zurückbleibt. Nach der Theorie verliert man also weder
                              Schwefel noch Kupfer, und in der Praxis kann der Verlust nur unbedeutend seyn.
                           Es wird nun darauf ankommen, ob man im Großen mit 1) oder 2) bessere Resultate
                              erzielt. Bei zu geringem Absatz von gefälltem schwefelsauren Baryt kann man ja
                              theilweise nach 3) arbeiten. Deßgleichen wenn Witherit zu theuer ist und da
                              schwefelsaurer Baryt immer wieder Endproduct ist, würden nöthigenfalls auch von
                              diesem keine großen Quantitäten erforderlich seyn. Dem Fabrikanten geben
                              Calculationen hierüber die beste Auskunft.
                           Schwefelbaryum und Baryumoxyd werden das Mauerwerk weniger corrodiren, als das bei
                              vielen vorgeschlagenen Methoden angewandte Schwefelnatrium.
                           Der Verlust an Schwefel kann bei 3) nicht bedeutend seyn.
                           Jedenfalls hat man den Vortheil, sehr reine und hochgradige Laugen zu bekommen.
                           Uebrigens beabsichtigt der Verfasser nur die Grundzüge des Verfahrens anzugeben. Es
                              ist z.B. selbstverständlich, daß die Waschwasser von schwefelsaurem Baryt
                              herrührend, zum Auflösen des schwefelsauren Natrons benützt werden oder daß man den
                              schwefelsauren Baryt nur wenig auswaschen wird, wenn man ihn wieder zu
                              Schwefelbaryum verwendet.
                           Technische Schwierigkeiten stehen den Methoden keine entgegen und an günstig
                              situirten Plätzen läßt sich unzweifelhaft Gewinn und Nutzen daraus ziehen.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 24.)
                           
                        
                           Oesterreichische Schießbaumwolle.
                           Man nehme Baumwollgarn und drehe es zu Schnüren von geeigneter Dicke, damit sie
                              demselben Zweck entsprechen wie die Körner im Schießpulver. (Die Dicke dieser
                              Schnüre kann nur durch Versuche festgestellt werden.) Die Baumwolle wird dann einige
                              Minuten lang in Salpetersäure getaucht, welche in einem Gefäß von Steinzeug
                              enthalten ist, ausgerungen und vollständig mit Wasser ausgewaschen, das man aus
                              einem Rohr auf sie fallen läßt, welches in einer Höhe von mehreren Fußen über ihr
                              angebracht ist. Alsdann wird sie ausgerungen und in einem auf 54° Cels.
                              geheizten Raume getrocknet, wornach sie mit einem Gemisch von Salpetersäure von 1,52
                              spec. Gew., und Schwefelsäure von 1,14 spec. Gewicht behandelt werden kann. Diese
                              Säuren werden in gleichen Quantitäten in einem Gefäß von Glas oder Steinzeug
                              vermischt, und vierundzwanzig Stunden lang stehen gelassen; dann wird das präparirte
                              Garn achtundvierzig Stunden lang in diese Mischung getaucht und gelegentlich
                              umgerührt. Die Gefäße bleiben zugedeckt; hernach wird das Garn ausgerungen, mehrere
                              Stunden lang in fließendem Wasser gewaschen und wieder getrocknet. Alsdann taucht man es
                              eine kurze Zeit in verdünntes Kali-Wasserglas, wornach es ausgerungen, wieder
                              gewaschen und getrocknet wird, und nun verwendet werden kann. Diese Schießbaumwolle
                              wird von Hrn. Reny in Wien fabricirt. Sie gibt nur wenig
                              Rauch; auch explodirt sie nicht durch den Stoß, wie gewöhnliche Schießbaumwolle.
                              (Chemical News, 1863, Nr. 175.)
                           
                        
                           Quaglio's Vorschlag zu einem neuen
                              photolithographischen Verfahren.
                           Hr. Quaglio theilte dem Hrn. Martin auf sein Ansuchen die von ihm erfundene Methode mit, damit
                              letzterer dieselbe der photographischen Gesellschaft in Wien bekannt gäbe, was auch
                              in der Plenarversammlung am 7. April geschehen ist. Hr. Quaglio sagt:
                           Das Problem, Photographien für den Druck herzustellen, hatte mich bereits im Jahre
                              1851 beschäftigt. Als im Jahre 1852 von der Société d'Encouragement eine Preisertheilung von 30,000
                              Frcs. auf die druckbare Uebertragung von Photographien auf lithographischen Stein
                              erfolgte, begann ich mit einem Freunde, Hrn. Theodor Erich, die Versuche mit Ernst zu betreiben. Ich faßte vor Allem die
                              Theorie der Lithographie ins Auge. Auf einem aus kohlensaurem Kalk bestehenden
                              Steine wird mit geschwärzter Seife (ölsaurem Natron) gezeichnet. Der Stein wird mit
                              verdünnter Säure (Salz- oder Salpetersäure) übergossen. Dadurch tritt eine
                              Zersetzung ein; das Natron der Seife verbindet sich mit der Säure, die Oelsäure mit
                              dem Kalk des Steines zu fettigem, in Wasser unlöslichem ölsauren Kalk. Wird der
                              Stein gleichzeitig mit Gummi arabicum überstrichen, so dringt dasselbe nur dort in
                              den Stein ein, wo kein ölsaurer Kalk darauf haftet, und befeuchtet nimmt der Stein,
                              wo das Gummi arabicum eindrang, keine fette Farbe an, während am fetten ölsauren
                              Kalk die Schwärze haftet.
                           Die Aufgabe besteht also darin, am Stein die Zeichnung aus ölsaurem Kalk
                              darzustellen.
                           Als photographisches Agens benutzte und untersuchte ich vor allem das ölsaure
                              Silberoxyd, Silberseife. Ich stellte dieselbe dar durch Fällen einer Lösung von
                              Marseiller Seife mittelst eines Aequivalents salpetersauren Silberoxyds. Die
                              Silberseife ist ein gelblichweißer, weicher wachsartiger Stoff. Die Zersetzung
                              derselben am Sonnenlichte erfolgt ziemlich rasch; 5–7 Minuten genügen zu
                              vollkommener prachtvoller Schwärzung. Ich mache bei dieser Gelegenheit gleichzeitig
                              auf die Möglichkeit einer ausgedehnten Anwendung der Silberseife in der Photographie
                              aufmerksam. Die Silberseife kann nämlich durch Einreiben auf alle möglichen Stoffe,
                              als Metalle, Holz, Elfenbein, mattes Glas, Stein u.s.w. gleichmäßig aufgetragen
                              werden und gibt durch Exponirung mit der negativen Matrize ein Bild, dessen matt
                              fettglänzende Schwärze auf keine andere Art zu erreichen ist, und besonders als
                              Unterlage zur Uebermalung mit Oellasurfarben geeignet seyn dürfte. Die Fixirung kann
                              mit verdünnter Salzsäure und darauf folgender Behandlung mit unterschwefligsaurem
                              Natron oder Cyankalium erfolgen. Ich bin überzeugt, daß Versuche in dieser Richtung
                              zu sehr schönen Resultaten führen werden.
                           Die ersten Versuche mit Silberseife auf lithographischem Stein bestanden darin, daß
                              ich den Niederschlag der Silberseife am Steine selbst erfolgen ließ, indem ich den
                              Stein waagrecht stellte, mit einer Lösung salpetersauren Silbers befeuchtete und
                              dann mit einer Seifenlösung überstrich und im Finstern trocknen ließ. Das Bild wurde
                              nach Exponirung mit der Matrize im directen Sonnenlichte sehr scharf; unter den
                              geschwärzten Stellen hatte sich offenbar die Zeichnung als Kalkseife gebildet und
                              die Aufgabe war so zu sagen gelöst. Die große Schwierigkeit bestand aber in der
                              Entfernung der nicht geschwärzten Silberseife, da alle Lösungsmittel, die ich
                              versuchte, gleichzeitig auch die Kalkseife angriffen. Cyankalium that noch die
                              besten Dienste.
                           Ein scharf gekörnter Stein (wie man ihn für Kreidezeichnungen verwendet) wurde erst
                              mit arabischem Gummi überstrichen, dann trocknen gelassen und erst nach einigen
                              Stunden wieder rein mit Wasser abgewaschen. Die Silberseife strich ich dünn auf ein
                              Flanellstückchen und rieb damit den Stein so lange ein, bis er einen gleichmäßigen
                              Fettglanz zeigte. Die Exponirung mit der Matrize erfolgte 1/2 Stunde lang im
                              directen Sonnenlichte; die Matrize war ein nach der Natur aufgenommenes Portrait;
                              Große 8 auf 10 Zoll. Das Bild am Stein war außerordentlich scharf und schön. Hierauf
                              wurde der Stein mit rectificirtem Mineralöl gewaschen, gummirt und nun auf die Art
                              geschwärzt, wie man
                              zarte Ueberdrücke schwärzt, nämlich ein Schwamm gleichzeitig in Gummi, Terpenthinöl
                              und Wachsfarbe getaucht und damit der Stein sanft eingerieben und gleichzeitig mit
                              der Walze einigemal ausgewalzt.
                           Ein Abdruck zeigte das Bild mit allen Nuancen der Mitteltöne. Nach dem Drucke wurde
                              das Verfahren wiederholt und so vier bis fünf Mal; jeder Abdruck wurde schon
                              hübscher. Nach dem fünften Male ätzte ich das Bild ganz schwach mit Salzsäure und
                              Gummi, ließ das Gummi eintrocken und einen halben Tag getrocknet stehen. Hiernach
                              wurde der Stein wie eine gewöhnliche Lithographie behandelt und ich konnte 200
                              vollkommen gelungene Abdrücke davon machen. Ich bin überzeugt, daß das Verfahren
                              noch einer großen Vervollkommnung fähig ist, und theile meine Erfindung, da mich
                              Berufegeschäfte an deren Verfolgung hindern, zur allgemeinen Benutzung mit; ich
                              würde mich glücklich schätzen, wenn ein schöner Erfolg der photographischen
                              Wissenschaft eine neue Errungenschaft aus unserem Vaterlande, das schon so viel
                              hierin leistete, zuführen möchte. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1863, Nr.
                              18.)
                           
                        
                           Prüfungsmittel für die Reinheit der Oele.
                           Obgleich die wissenschaftliche Chemie die Mittel besitzt, die Natur der Oele erkennen
                              zu lassen, so fehlt es dennoch an solchen Mitteln, die für die Praxis geeignet,
                              schnell und genau genug eine Entscheidung über deren Einkaufs- und
                              Verkaufswerth erlauben. Im Constitutionnel ward kürzlich
                              von H. de Parville berichtet, daß ein Apotheker zu
                              Yvetot, Hauchecorne, ein Reagens entdeckt habe, welches
                              die meisten im Handel vorkommenden Oele nach Qualität und Mischung sicher zu
                              beurtheilen diene. Die Wichtigkeit des Gegenstandes veranlaßt uns, auf diese
                              Entdeckung hier näher einzugehen. – Die Geneigtheit der Oele, Sauerstoff
                              aufzunehmen, ist wohlbekannt, man weiß z.B., daß fettige Wolle, in Folge dieser
                              Eigenschaft der Oele, sehr leicht sich selbst entzünden kann; gerade diese
                              Eigenschaft ist von Hauchecorne zur Prüfung benutzt
                              worden. Er entdeckte, daß sich in einem Oele eine der Art des Oeles ganz
                              eigenthümliche Reaction ergibt, wenn man demselben eine bestimmte Quantität
                              Sauerstoff zuführt. Diese Reaction äußert sich durch eine charakteristische Färbung;
                              ist jedoch die Quantität des Sauerstoffs zu klein oder zu groß, so tritt diese
                              Färbung weniger bestimmt auf. Um den Sauerstoff für diesen Zweck disponibel zu
                              machen, bedient sich H. des oxydirten Wassers (Wasserstoffsuperoxyds) und zwar
                              adoptirte er das Mischungsverhältniß von 1 Vol. des Reagens auf 4 Vol. Oel. H.
                              drückt sich selbst darüber folgendermaßen aus: „Man nehme in eine
                                 graduirte Röhre 4 Th. Oel und 1 Th. oxydirtes Wasser, kehre das Rohr um,
                                 schüttle einige Secunden stark und beobachte die Färbung.“ Da gerade
                              das Olivenöl, seines Werthes wegen, am öftesten verfälscht wird, so wurde es von H.
                              vorzugsweise untersucht. Er gibt an, daß er die Verfälschung mit anderen Oelen durch
                              seine Methode nicht allein qualitativ, sondern quantitativ erkannt habe, eine
                              Behauptung, deren Wahrheit wohl erst noch zu constatiren ist. Selbst in dem Falle,
                              wo bei der Bereitung des Oeles unreife und reife Früchte gleichzeitig verwendet
                              wurden, wodurch die Güte beeinträchtigt wird, soll das genannte Verfahren sichere
                              Auskunft geben, indem die färbende Substanz im Oele mit der Reife der Frucht
                              zunimmt, so daß aus der durch das Reagens hervorgerufenen Färbung die Reife der
                              Früchte erkannt werden könne.
                           Die Färbung, welche sich bei dem Prüfungsverfahren kund gibt, wird daher weniger
                              dunkel seyn, wenn das Oel weniger gut ist. Es folgt hier die Angabe der Färbungen,
                              welche verschiedene Oele nach H's. Verfahren annehmen:
                           
                              
                                 Reines
                                 Olivenöl
                                 apfelgrün, zartes Grün.
                                 
                              
                                 
                                 Mohnöl
                                 fleischroth.
                                 
                              
                                 
                                 Sesamöl
                                 hellroth. Das Reagens färbt sich selbst.
                                 
                              
                                 
                                 Erdnußöl
                                 milchig, graugelblich.
                                 
                              
                                 
                                 Bucheckeröl
                                 ockergelbroth, ohne Färbung des Reagens.
                                 
                              
                           Die vollkommen bestimmten Färbungen sollen durchaus keinen Zweifel über die Oelart
                              aufkommen lassen. Sind die Oele in Mischung, so werden sie gleichfalls durch eine
                              charakteristische Färbung erkannt. H. operirte Anfangs mit verschiedenen
                              selbsterzeugten Mischungen von bekanntem Verhältnisse, und behauptet, daß die Erkennung in jedem
                              Falle unzweifelhaft möglich gewesen sey. Hier folgen seine Resultate:
                           
                              
                                 Olivenöl
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 gemischt„„„„„„„„„„„
                                 mit„„„„„„„„„„„
                                 103050103050103050103050
                                 Proc.„„„„„„„„„„„
                                 Mohnöl      
                                    „„Erdnußöl    „„Sesamöl     
                                    „„Bucheckeröl„„
                                 schmutzig grau mit grünlichem Scheine.ächt schmutzig grau.ächt
                                    graurosa.milchig grün.leicht grau.grau mit grünlicher
                                    Nuance.bernsteinfarbig.lebhaft orange und Färbung des
                                    Reagens.rothschmutzig grau mit gelblichem Scheine.röthlich
                                    gelb.hell ockergelbroth.
                                 
                              
                           Mit etwas Uebung soll die Unterscheidung der Farben sehr leicht erfolgen. Bei dem
                              Erdnußöle soll die Unterscheidung am schwierigsten seyn, weil seine unterscheidende
                              Färbung sich mit der charakteristisch grünen Farbe des Olivenöles mischt. Die
                              milchichte Trübung, welche bei einer Mischung von Erdnußöl mit Olivenöl erfolgt,
                              besteht über 24 Stunden; die, welche ranziges Olivenöl gibt, verschwindet schon nach
                              1 oder 2 St. Ruhe. H. prüfte 292 Proben von franz. Olivenöle und fand nur eine
                              einzige mit Mohnöl vermischt, dagegen enthielten 6 Sesamöl und etwa 100 Erdnußöl.
                              Nur der zwanzigste Theil der Proben zeigte, daß das Oel aus guten reifen Früchten
                              gewonnen war, während zu den übrigen Sorten unreife oder ranzige verwendet waren.
                              Wenn sich dieses Prüfungsverfahren bewährt, so wird man gewiß zugeben müssen, daß
                              dessen Erfinder dem Handel einen großen Dienst erwiesen hat. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1863, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber Asphaltlack; von Dr. Emil
                              Jacobsen.
                           Die aus Steinkohlentheer-Asphalt und Benzol bereitete bekannte Lösung gibt
                              zwar einen glänzenden Lack, derselbe bricht aber sehr leicht. Der nach folgender
                              Vorschrift bereitete Lack zeigt diesen Uebelstand in viel geringerem Maaße, so daß
                              er sich selbst für Leder u.s.w. verwenden läßt. Man löst in einem Kolben 24 Theile
                              gröblich zerstoßenen deutschen Asphalt in etwas mehr als der gleichen Menge Benzol
                              unter Anwendung gelinder Wärme auf, läßt gut absetzen, gießt vom Bodensatze ab und
                              fügt eine klare Lösung von 1 bis 2 Theilen hartem (Manila-) Elemi und 1 Theil
                              Copaivabalsam in wenig Benzol hinzu. Man verdünnt schließlich den Lack mit Benzol
                              zur gewünschten Consistenz. Der Lack trocknet sehr rasch und hat einen dauernd
                              schönen Glanz. Fügt man demselben noch ein paar Procente einer Lösung von Kautschuk
                              in Benzol hinzu, so kann er selbst zum Ueberziehen der Gummischuhe benutzt werden;
                              an Glanz büßt der Lack dadurch freilich immer etwas ein. (Aus des Verfass.
                              chemisch-technischem Repertorium, Jahrg. 1862, 2tes Halbjahr, S. 44.)