| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die österreichische Schnellzuglocomotive
                              „Duplex“.
                           Eine von der österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft in den
                              Werkstätten zu Wien nach der Construction des Hrn. Haswell angefertigte Schnellzuglocomotive – welche sich auf der
                              Londoner Industrie-Ausstellung vom Jahre 1862 befand – führt den
                              bezeichnenden Namen „Duplex“, weil
                              dieselbe 2 Cylinderpaare, sowie die damit zusammenhängenden Theile in Paaren
                              besitzt. In Gemeinschaft mit 11 anderen, welche wie üblich bloß 2 Cylinder hatten,
                              wurde diese Maschine versuchsweise mit 4 Cylindern versehen und doppelte Kurbeln
                              angewendet, so daß letztere einen Winkel von 180° bilden, folglich die Kolben und die damit verbundenen Theile in
                                 entgegengesetzten Richtungen sich bewegen müssen; diese Anordnung hat den
                              Zweck, die sich namentlich bei größeren Geschwindigkeiten äußernden, durch die
                              bewegenden Theile der Maschine erzeugten störenden Bewegungen auf ein Minimum
                              herabzuziehen. – Bei den zum Vergleiche der beiden Anordnungen angestellten
                              Versuchen entsprachen die Resultate ganz den Erwartungen und betrug bei der Maschine
                              mit 4 Cylindern die störende Bewegung in verticaler Richtung bei Geschwindigkeiten
                              von 52 bis 96 engl. Meilen 0,065'' bis 0,259''; in horizontaler Richtung bei
                              denselben Geschwindigkeiten 0,034'' bis 0,087'', während bei einer Locomotive mit 2
                              Cylindern unter Geschwindigkeiten von 31 bis 52 engl. Meilen die störende Bewegung
                              in verticaler Richtung 0,777'' bis 1,642'' und in horizontaler Richtung 0,173'' bis
                              0,259'' betrug. – Die Aufgabe, große Geschwindigkeiten mit Sicherheit zu erreichen,
                              scheint hiermit praktisch gelöst zu seyn, wenn auch nicht auf sehr einfache Weise,
                              und es muß kommenden Erfahrungen überlassen bleiben, ob die erreichten Vortheile der
                              vergrößerten Sicherheit, sowie der verminderten Zerstörung des Schienenweges und der
                              Radbandagen, im Vergleich mit den durch die Construction eingegangenen Opfern,
                              wirkliche Vortheile sind.
                           Bezüglich der Details muß hier auf die von der österreichischen
                              Staats-Eisenbahn-Gesellschaft veröffentlichten vollständigen
                              Beschreibungen und Zeichnungen dieser Locomotive verwiesen werden.Mittheilungen über die zur Londoner Ausstellung im Jahre 1862 von der k. k.
                                    priv. österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft gesendeten
                                    Gegenstände. Wien, Zamarski und Dittmarsch. (Civilingenieur, 1863, Bd. IX S. 167.)
                           
                        
                           Ueber Rowan's Maschine zum Brechen
                              und Schwingen des Flachses.
                           Diese Maschine (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 19), von welcher wir
                              die Hoffnung ausgesprochen haben, daß sie eine großartige Umwälzung in der
                              Zubereitung des Flachses zu veranlassen im Stande seyn würde, hat bis jetzt sehr
                              widersprechende Resultate geliefert.
                           Zuerst sagt uns eine Privatnachricht aus Leeds (England), daß man mit Rowan's Maschine besonders deßhalb unzufrieden sey, weil
                              es schwer halte die Schäbe aus der Mitte des Flachses ohne zu großen Verlust fortzuschaffen.
                           Zweitens sind uns Versuche im Braunschweig'schen (mit dort nachgebauten Rowan'schen Maschinen) bekannt geworden, die in keiner
                              Art zufriedenstellend ausgefallen sind. Gleiche Resultate hat man in einer Fabrik
                              unweit der Residenzstadt Hannover erhalten.
                           Etwas günstiger berichtet dagegen ein uns vorliegender Brief aus einer Provinz des
                              Königreichs Hannover, woselbst die betreffende Stelle folgendermaßen lautet:
                           
                              „Es ist mir nach vielen Proben gelungen eine Flachsmaschine nach Rowan'schem Principe herzustellen, die in jeder
                                 Beziehung den Anforderungen entspricht, jedoch wohlbemerkt, wenn deutscher Flachs verarbeitet wird, der sehr
                                 verschieden vom englischen Flachse, namentlich nicht so zäh und stark wie
                                 letzterer ist und demnach nicht so scharf (wie der englische) angegriffen werden
                                 muß.“
                              
                           
                              „Eine Rowan'sche (Original?) Maschine, wovon
                                 mir bekannt wurde, daß sie in der Gegend von Mannheim arbeitet, soll nur einen
                                 Reingewinn von 14 Procent bei der Verarbeitung deutschen Flachses liefern, wogegen meine Maschinen nach wiederholten
                                 Proben 22, 24, 25 ja selbst 27 Procent Ausbeute gaben.“
                              
                           Wir werden nicht unterlassen, diese Maschine im Auge zu behalten und fernere
                              zuverlässige Nachrichten und Arbeitsresultate mitzutheilen. (Monatsblatt des
                              hannoverschen Gewerbevereins, 1863, Nr. 3 und 4.)
                           
                        
                           Ueber Fabrication der Panzerplatten.
                           Dieselbe kann geschehen:
                           a) Durch bloßes Schmieden
                              (Thames Iron-Works), indem man aus
                              Abfall- und Alteisen gefertigte 1–1 1/2 Ctr. schwere Pakete der
                              Schweißhitze aussetzt, 3–4 Pakete hinter einander mit nur wenigen Schlägen zu
                              einem flachen Stück zusammenschmiedet, dieses entweder für sich oder mit einem
                              darauf gelegten zweiten Stück schweißwarm macht und nun die Schmiedung vollendet,
                              indem man das flache rechteckige Stück an einer schmalen und einer langen Seite
                              keilförmig abnehmen läßt. Die ganze Platte wird nun allmählich aus solchen einzelnen
                              Stücken zusammengesetzt, indem man die keilförmigen Ränder beim Schweißen über
                              einander legt. Zuletzt wird die Platte in mäßiger Glühhitze unter öfterem Aufgießen
                              von Wasser zu der erforderlichen Dicke ausgeschmiedet unter Dampfhämmern von
                              200–400 Ctr. Gewicht mit 8–12 Fuß Hub, während zum ersten Vorschmieden
                              Hämmer von 50–100 Ctr. Gewicht ausreichen.
                           b) Durch Walzen (Atlas Iron-Works in Sheffield). Die Puddelluppen
                              werden zu Platten von 1 Zoll Dicke, 12 Zoll Breite und 30 Zoll Länge ausgewalzt,
                              5–6 davon paketirt und zu einer Platte von 4 Fuß Breite und Länge ausgewalzt
                              und aus deren 5–6 wieder Platten von 8 Fuß Länge, 4 1/2 F. Breite, 2 1/2 Zoll
                              Dicke und 30 Ctr. Schwere hergestellt. Vier solcher Platten mit genau
                              abgeschnittenen Rändern werden über einander gelegt, in einem besonders construirten
                              Ofen geschweißt und die 120 Ctr. schwere Platte zu 4 1/2–5 1/2 Zoll Dicke
                              unter einem Walzwerk mit sehr zweckmäßig eingerichteten Vor- und
                              Rückwärtswalzen (Leoben. Jahrb., neue Folge VI, 239) ausgewalzt. Solche gewalzte
                              Platten sind zwar billiger herzustellen als geschmiedete; kommt aber beim letzten
                              Walzen ein Fehler zum Vorschein, so ist das ganze Stück Ausschuß, während bei den
                              geschmiedeten etwa wahrgenommene Fehlstellen so lange geschweißt und gehämmert
                              werden können, bis diese verschwunden sind. Auf den Bruchflächen der Walzplatten
                              sieht man noch mehr oder weniger deutlich die einzelnen Blätter, während bei
                              geschmiedeten der Bruch gleichförmiger ist. Da bei Walzplatten die Fasern bloß nach
                              der Länge liegen, so werden dieselben nach dieser Richtung sehr zähe und fest seyn,
                              aber nicht nach der Breite quer den Fasern. Kaltbrüchiges Eisen gibt keine guten
                              Panzerplatten, weßhalb man dieselben auf dem oben erwähnten Werke aus gutem
                              schwedischen Eisen darstellt.
                           c) Durch Schmieden und Walzen (Codner Park in
                              Derbyshire). Zwei vorgeschnittene und über einander gelegte Platten werden unter dem
                              Hammer geschweißt und schließlich bei gelinder Hitze zu den richtigen Dimensionen
                              ausgewalzt, das Richtigste zur Erzielung guter Qualität und eines hübschen
                              Fabricates. Im Vergleich mit den bloß geschmiedeten Platten ist jedoch der Nachtheil
                              vorhanden, daß bei dem letzten Zusammenschweißen eine große Schweißfläche in der
                              Mitte vorhanden ist, über deren vollkommene Schweißung man keine Sicherheit hat.
                              (Tunner's Bericht über die metallurgischen
                              Gegenstände der Londoner Weltindustrie-Ausstellung von 1862, Wien 1863, S.
                              83.)
                           
                        
                           Ueber das beim Bessemer-Proceß erzeugte Spectrum; von
                              Roscoe.
                           Das Spectrum dieser sehr leuchtenden Flamme zeigt während einer gewissen Phase ihrer
                              Existenz eine complicirte, aber sehr charakteristische Folge heller Linien und
                              dunkler Absorptionsstreifen. Unter ersteren sind am meisten bemerkbar die
                              Natrium-, Lithium- und Kaliumlinien, welche aber von einer Anzahl zur
                              Zeit nicht bestimmter Linien begleitet werden, während unter den Absorptionsstreifen
                              die von Natriumdampf und Kohlenoxyd leicht zu erkennen sind. Roscoe glaubt, daß diese erste praktische Anwendung der Spectralanalyse
                              sich von hoher Wichtigkeit bei der Anfertigung des Gußstahles erweisen wird. (Philosophical Magazine, Bd. V S. 318; Zeitschrift des
                              Vereins deutscher Ingenieure, Bd. VII S. 310.)
                           
                        
                           Ueber krystallisirtes Natronhydrat; von Otto Hermes.
                           Man hat bis jetzt die Zusammensetzung eines krystallisirten Natronhydrats nicht mit
                              Sicherheit gekannt.
                           Berzelius gibt an, daß dasselbe aus einer concentrirten
                              wässerigen Auflösung bei starker Kälte in vierseitigen Tafeln krystallisire, welche
                              bei Erhöhung der Temperatur wieder schmelzen, und deren Wassergehalt nicht
                              untersucht sey. Etwas Aehnliches sagt Leopold Gmelin.
                           Die ersten Krystalle eines krystallisirten Natronhydrats erhielt ich aus einer
                              concentrirten Lösung desselben bei einer Temperatur von – 8° C. Bei
                              fortgesetzten Versuchen gelang es mir, sie aus einer Natronlösung von dem spec.
                              Gewicht 1,385 bei 0° zu erhalten. Die Krystalle schießen oft in bedeutender
                              Größe an; sie bilden rhombische Prismen, sind glasartig, vollkommen durchsichtig und
                              farblos. Schon bei einer Temperatur von + 6° C. fangen sie an zu schmelzen, ziehen
                              schnell Kohlensäure aus der Luft, langsamer Wasser an. Das bei 6° C.
                              geschmolzene krystallisirte Natronhydrat hat das spec. Gewicht von 1,405. Es kann
                              das Hydrat auch sehr rein aus Lösungen desselben erhalten werden, welche nicht rein
                              sind, und schwefelsaures Natron und Chlornatrium enthalten.
                           Die Bestimmung des Wassergehaltes ergab für das krystallisirte Natronhydrat die
                              Formel: NaO + 8 HO, welche 30,09 Proc. Natron verlangt.
                           Als die Krystalle sechs Wochen hindurch im luftleeren Raume über Schwefelsäure
                              gestanden, hatten sie gerade die Hälfte des Wassers verloren und enthielten 4 Atome
                              Wasser. (Poggendorff's Anualen der Physik, 1863, Bd. CXIX S. 170.)
                           
                        
                           Vortheilhafte Bereitung von Chromgelb und Chromroth; von
                              Joseph Fanzoy in Klagenfurt.
                           Ich nehme 100 Pfd. Bleiglätte (Bleioxyd), gebe diese in einen hinreichend großen
                              Trog, mische dann 10 Pfd. Kochsalz dazu, darauf bringe ich so viel warmes Wasser
                              hinzu, daß Alles ein Brei wird. In beiläufig 24 Stunden bläht sich das Gemisch auf;
                              man rührt es gut um. Ist es dicker geworden, so gibt man Wasser dazu, bis es die
                              frühere Consistenz erreicht. Dieses wiederholt man so oft, bis der Brei ganz
                              zersetzt ist, was man an seiner Weiße, die er bekommt, erkennt. Dieser Proceß ist
                              bei einer Temperatur von 16 bis 18° R. in 4 bis 5 Tagen vollendet und das
                              Gemenge ist in Chlorblei umgewandelt. Darauf gibt man 12
                              Pfd. Salpetersäure hinzu, rührt es gut um und läßt es einige Stunden in Ruhe. Dann
                              bringt man eine gesättigte Alaunlösung in Wasser, welche 15 Pfd. Alaun enthält,
                              dazu, und rührt nochmals gut um. Das Chlorblei hat sich jetzt in schwefelsaures Bleioxyd umgewandelt. Nach einigen Stunden
                              bringt man dieses schwefelsaure Bleioxyd, ohne die Mutterlauge abzugießen, unter
                              beständigem Umrühren, in eine Lösung von doppelt-chromsaurem Kali. Diese
                              letztere soll nicht ganz concentrirt seyn, sondern man nimmt auf 1 Pfd.
                              doppelt-chromsaures Kali 15 Pfd. Wasser.
                           Will man das Chromgelb von einer helleren Nüance haben, so gießt man die chromsaure
                              Kalilösung ganz kalt und in kleinem Strahle, unter stetem Umrühren, zum
                              schwefelsauren Bleioxyd, welches sich sogleich in schönes lichtes Chromgelb
                              verwandelt.
                           Bei den übrigen Nüancen wird die Chromsalzlösung mehr oder weniger warm verwendet. Bei Orange nimmt man statt des Alauns
                              kohlensaures Natron. Bei Chromroth gibt man unmittelbar in das Chlorblei ohne
                              weitere Umstände eine concentrirte Lösung von doppelt-chromsaurem Kali und
                              rührt es gut um; in 24 Stunden hat man das schönste Chromroth.
                           Zuletzt werden die Chromfarben entlaugt, ausgewaschen, das übrige Wasser durch
                              Pressen entfernt, dann geformt und getrocknet. (Stamm's
                              illustrirte Wochenschrift, 1863 S. 156.)
                           
                        
                           Verfahren, um den alkoholischen Extracten der Parfümerie die
                              zurückgehaltenen fetten Oele zu entziehen; von Ed. Sichel, Parfümeur in Paris.
                           Der Alkohol, welcher mit Fetten in Berührung blieb, löst immer eine kleine Menge
                              derselben auf, und das gebräuchliche Verfahren, um ihn von denselben zu befreien,
                              ist die Destillation. Diese Methode eignet sich aber nicht mehr, wenn der Alkohol
                              zum Auflösen flüchtiger, in der Wärme veränderlicher Körper benutzt worden ist, wie
                              bei den Operationen der Parfümerie, wo man sich bei der Anfertigung der Riechwasser
                              der fetten Oele bedient, um die ätherischen Oele aus den Blumen auszuziehen.
                           Diese parfümirten fetten Oele werden mit Alkohol in Berührung gebracht, an welchen
                              sie ihr Parfüm abgeben und welcher sie in geringer Menge auflöst. Es ist
                              vortheilhaft, den Alkohol von diesen fetten Oelen zu befreien, denn sie schaden der
                              Frische des Parfüms,
                              indem sie demselben einen Fettgeruch ertheilen, welcher leicht ranzig wird. Zu
                              diesem Zweck wende ich folgendes Verfahren an: ich tauche den Alkohol einige Stunden
                              lang in eine Kältemischung, welche ihn auf beiläufig – 18° Cels.
                              abkühlt, und nachdem das aufgelöste fette Oel sich von der Flüssigkeit getrennt hat,
                              entferne ich dasselbe durch Decantiren oder Filtriren. Bei meinen Versuchen habe ich
                              ein Gemenge von zerstoßenem Eis und Kochsalz benutzt, in der Folge werde ich mich
                              des Carré'schen Apparates bedienen. (Répertoire de Chimie appliquée, Mai 1863,
                              S. 178.)
                           
                        
                           Violette's Verfahren zur
                              Destillation des Terpenthins und des Harzes.
                           Diese Abhandlung ist einer franz. Broschüre entlehnt, welche von Violette in Lille
                              herausgegeben, viel Interessantes über den fraglichen Gegenstand enthält. Man
                              bezeichnet mit dem Namen Terpenthin den harzartigen Saft, welcher von selbst oder
                              aus künstlich bewirkten Oeffnungen den Stämmen einiger Arten Bäume aus der Familie
                              der Coniferen entquillt. Die Masse erscheint als eine weißliche, undurchsichtige,
                              teigartige und honigähnliche Materie, welche aus einem flüchtigen Oele und einem
                              darin aufgelösten Harze gebildet wird. Die Trennung beider Substanzen ist Aufgabe
                              der Harzindustrie. Unter Galipot oder Fichtenharz wird speciell dasjenige Terpenthin
                              verstanden, welches sich an den Rändern der Einschnitte am Stamme festsetzt; mit
                              Colophonium, Spiegelharz, Griechisches Pech werden die Substanzen bezeichnet, die
                              nach der Destillation zurückbleiben, während das flüchtige Oel abgeschieden wurde.
                              Die jährliche Production von Terpenthin beträgt in Frankreich an 450,000 Faß zu je
                              350 Klgr. und es repräsentirt dieser Rohstoff der Harzindustrie, beim mittleren
                              Preise von 60 Frcs. pro Faß, einen Werth von etwa 27
                              Millionen Frcs.
                           Die Operationen der Schmelzung, Filtration und Destillation werden noch in sehr
                              unrationeller Weise ausgeführt. Da die Erwärmung meist noch über offenem Feuer
                              stattfindet, so steigt die Temperatur viel zu hoch, denn statt daß sie 100°
                              C. betragen sollte, steigt sie meist auf 150 bis 200°. Es ist daher durchaus
                              nöthig, statt des directen Feuers durchgängig Wasserdampf anzuwenden. Indem derselbe
                              das geschmolzene Terpenthin durchzieht, nimmt er den ganzen Antheil des darin
                              enthaltenen flüchtigen Oeles, also etwa 18 bis 22 Proc. desselben mit sich fort; mit
                              Hülfe des Wasserdampfes wird es daher möglich, die ganze Quantität des im
                              Rohterpenthin enthaltenen Terpenthinöls und zwar im reinsten Zustande zu gewinnen,
                              während das Harz in keinerlei Weise schädlich afficirt wird.
                           Der Apparat, dessen sich Violette bei der Verarbeitung des
                              Rohterpenthins bedient, um Schmelzung, Filtration und Destillation durch Anwendung
                              des Wasserdampfes zu bewirken, besteht aus zwei kupfernen, eiförmigen Gefäßen, die
                              durch ein kurzes Rohr, mit einander in Verbindung gesetzt sind; mittelst desselben
                              läßt sich ein Quantum von etwa 4000 Kilogr. auf einmal in Arbeit nehmen. Das untere
                              Gefäß ist an der unteren Hälfte mit einem gußeisernen Mantel, außerdem aber noch im
                              Inneren mit einem Schlangenrohre versehen; die Füllung und Reinigung des Apparates
                              erfolgt durch ein Mannloch, und ein Abzugsrohr für die Destillationsproducte
                              communicirt mit einem Kühlapparat; das Ablassen der breiartigen Rückstände erfolgt
                              durch ein im unteren Theile angebrachtes Zapfenloch, welches mittelst einer
                              kupfernen Stange, die sich in einer Mutter im gußeisernen Mantel einschrauben läßt,
                              geschlossen wird. Der Wasserdampf kann durch 8 Röhren, die durch ein den Apparat
                              umschließendes Rohr vereinigt sind, in die Terpenthinmasse im Apparat eingeleitet
                              werden, um die Destillation direct zu vollziehen. Die Operation wird überhaupt in
                              folgender Weise ausgeführt. Man trägt durch das Mannloch 4000 Kilogr. Rohterpenthin
                              ein und schließt den Apparat wiederum; hierauf läßt man Dampf in die Schlange und
                              den Mantel eintreten, wobei dem Condensationswasser genügender Abzug zu verschaffen
                              ist. Nach etwa 2 Stunden ist die Harzmasse im Flusse. Sobald sich die vollständige
                              Schmelzung vollzogen hat (wovon man sich vielleicht durch ein angebrachtes Fenster
                              unterrichten könnte), läßt man den Dampf durch die vorerwähnten 8 Röhren in den
                              Apparat einströmen, die Destillation beginnt und gibt sich durch den Austritt von
                              Wasser und Oel am Condensator kund. Die Dampfeinströmung ist mit Rücksicht darauf,
                              daß keine harzigen Bestandtheile mit in den Condensator übergerissen werden, zu
                              regeln und überhaupt mit Vorsicht in's Werk zu setzen. Während der Destillation läßt man
                              fortwährend Dampf in die Schlange und den Doppelboden einströmen. In dieser Weise
                              vollzieht sich dieselbe in etwa 8 Stunden. Sobald alles Oel ausgetrieben ist, was
                              daran zu merken, daß nur noch reines Wasser am Condensator ausfließt, schließt man
                              die Dampfeinströmungsrohre, erwärmt aber den Apparat mittelst der Schlange und des
                              Doppelbodens so lange, bis alles Wasser aus den Rückständen ausgetrieben ist.
                              Nachdem dieß erfolgt, ist es nöthig, die Harzmasse, welche alle Unreinigkeiten des
                              Rohstoffes noch enthält, zu filtriren. Das Filter befindet sich unter dem
                              Destillationsapparat, um letzteren direct in dasselbe entleeren zu können, und ist
                              folgendermaßen angeordnet: Es besteht im wesentlichen aus einem eisenblechenen
                              Cylinder von 1,4 Mtr. Durchmesser und 1,5 Mtr. Höhe; der obere Theil desselben ist
                              mit einem Mannloche, einem Dampfeinlaß- und einem Dampfablaßrohre versehen.
                              Unterhalb ist ein durchbohrter beweglicher Boden mit dem Cylinder durch 8 Oesen mit
                              Vorsteckern verbunden; dieser Boden besteht aus zwei Scheiben von 1 Centim. starkem
                              Eisenbleche; sie sind 6 Cent. von einander entfernt und werden von einer 12 Centim.
                              im Durchmesser haltenden Abtheilung durchsetzt, durch welche die filtrirte Substanz
                              entweicht. Auf die oberste Scheibe ist ein durchbohrtes Blech und auf dieses
                              wiederum ein grobes Tuch gelegt. In den Raum zwischen den Scheiben läßt man Dampf
                              einströmen, welcher die Harzmasse erwärmt und die zur Filtration geeignete
                              Consistenz derselben erhält. Bevor man die Harzmasse aus dem Destillationsapparat in
                              das Filter einläßt, erwärmt man letzteres mittelst einer Dampfschlange; überhaupt
                              ist bei der Destillation dafür Sorge zu tragen, daß die zähe Harzmasse stets gehörig
                              erwärmt wird. Wenn das Filter gefüllt ist, schließt man das Mannloch im Deckel
                              desselben und läßt Dampf einströmen, der durch seinen Druck die Filtration bewirkt.
                              Die Harzmasse fließt dann vollkommen rein und klar, als gereinigtes Colophonium
                              durch den Boden des Filters ab; die Filtration ist beendigt, sobald Dampf unterhalb
                              ausströmt, worauf man das Dampfzuführungsrohr sogleich schließt. Hierauf löst man
                              die Vorstecker und läßt den Boden, der durch Ketten mit dem Filter verbunden ist,
                              herab, worauf man das verunreinigte Filtertuch entfernt und durch ein neues ersetzt.
                              Der Boden wird dann wieder an seinem Platze befestigt und die Filtration von neuem
                              begonnen. Praktische Versuche, welche mit Violette's
                              Apparaten in Frankreich angestellt wurden, haben deren Zweckmäßigkeit angeblich
                              genügend bewiesen. (Deutsche Industriezeitung, 1863, Nr. 26.)
                           
                        
                           Ueber den Bienenhonig; von C. Kraut.
                           Hr. Dr. Kemper in Bissendorff hat auf meine Veranlassung
                              Bienen ausschließlich mit käuflichem Traubenzucker gefüttert. Er erhielt einen
                              harten gelbweißen Honig, welcher weit weniger süß schmeckt als der gewöhnliche.
                              – Hr. Röders hat in meinem Laboratorium die
                              Untersuchung desselben 'vorgenommen und festgestellt, daß der Honig keine Spur
                              Invertzucker oder Rohrzucker, sondern nur Rechtstraubenzucker enthielt. Dagegen
                              hielt Heidhonig nur Invertzucker, d. i. Rechtstraubenzucker und Linksfruchtzucker zu
                              gleichen Atomen; Cubahonig, welcher nicht ganz frisch zur Untersuchung vorlag, hielt
                              außer Invertzucker etwas Rechtstraubenzucker überwiegend, aber wie auch der
                              Heidhonig keinen Rohrzucker. – Berücksichtigt man Buignet's Untersuchungen über den in Früchten vorkommenden Zucker, so
                              ergibt sich hieraus, daß die Bienen die Beschaffenheit des Zuckers, welchen sie zu
                              Honig verarbeiten, nicht zu verändern vermögen, es sey denn, daß von den Bienen
                              gesammelter Rohrzucker eine Spaltung in Rechtstraubenzucker und Linksfruchtzucker
                              erlitte. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1863 S. 359.)
                           
                        
                           Phosphorfreie Zündhölzer von Hjerpe,
                                 Simdsledt und Holmgrün.
                           In Armengaud's
                              Génie industriel, Mai 1863, S. 257 werden zwei
                              Vorschriften für die Herstellung phosphorfreier Zündhölzer mitgetheilt, welche sich
                              die in der Ueberschrift genannten Herren patentiren ließen. Dieselben lauten:
                           
                           
                              
                                 1.
                                 2.
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 6–8
                                 Gewichtsth.
                                 Chlorsaures Kali
                                 4–6
                                 Gewichtsth.
                                 
                              
                                 zweifach-chroms. Kali
                                 2
                                 „
                                 zweifach-chromsaures Kali
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Glaspulver
                                 2
                                 „
                                 Schwefelantimon (statt dessen
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gummi oder Leim
                                 2
                                 „
                                 auch Schwefel, Bleisuperoxyd
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 oder Mangankupferoxyd)
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Glaspulver
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Gummi (Leim)
                                 2–3
                                 „
                                 
                              
                           Dabei wird auch noch eine Vorschrift zur Anfertigung der zum Anstreichen der
                              Zündhölzchen sich besonders eignenden Reiben angegeben. Die zweckmäßigste Mischung
                              besteht aus Schwefelantimon (5), Chromsalz (2–4), Glaspulver (2), Gummi
                              (2–3). Außer den, den phosphorfreien Zündhölzern überhaupt zukommenden
                              Vortheilen, wird von diesen Zündmassen noch eine sehr geringe Hygroskopität
                              gerühmt.
                           Nachschrift. Die obigen Vorschriften sind im Principe
                              nichts anderes, als die schon von CanouilPolytechn. Journal Bd. CLI S. 231. vorgeschlagenen Zündmassen. Sie unterscheiden sich nur von denselben durch
                              die Gewichtsverhältnisse der einzelnen Bestandtheile, die nicht einmal immer eine
                              Verbesserung sind; so ist z.B. in der ersten Vorschrift die Menge des chlorsauren
                              Kalis jedenfalls im Verhältnis zu der geringen Quantität Gummi zu hoch und die
                              eigentliche Canouil'sche Vorschrift der größeren
                              Festigkeit der Masse wegen vorzuziehen. Die zweite Vorschrift ist etwas besser und
                              steht in ihrer Wirksamkeit der von Vaudaux und Paignon
                              Polytechn. Journal Bd. CLXI S. 148. ziemlich gleich. Beide Zündmassen finde ich aber, den Angaben der
                              Patentträger entgegen, merklich hygroskopisch. Daß alle derartigen Zündmassen denen,
                              welche mit Anwendung von unterschwefligsaurem Bleioxyd bereitet werden, nachstehen,
                              habe ich schon früher ausführlich nachgewiesen und brauche hier wohl nur darauf zu
                              verweisen.Man s. polytechn. Journal Bd. CLXI S. 221 und 268, Bd. CLXIII S. 203 und
                                    296. Ueberhaupt bezweifle ich sehr, daß es auf Grund des Canouil'schen Principes je gelingen dürfte, die der Einführung
                              phosphorfreier Zündrequisiten entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Diese
                              letzteren bestehen vorzugsweise darin, daß es sich darum handelt, ein Fabricat zu
                              ersetzen, welches allen Anforderungen des Publikums entspricht und dessen
                              Nachtheile, welche in der Giftigkeit des Phosphors und der allzugroßen
                              Leichtentzündlichkeit bestehen, bisher nicht genügend gewürdigt wurden. Der
                              Unterschied in dem Grad der Entzündlichkeit zwischen den leichtentzündlichsten
                              phosphorfreien Zündhölzern, wie solche in einzelnen Fabriken in sehr guter Qualität
                              hergestellt werden, und den gewöhnlichen Phosphorzündhölzchen besteht darin, daß,
                              während bei ersteren eine wirkliche Reibung, d.h. ein gewisser Strich erforderlich
                              ist, es bei den letzteren genügt, nur eine Stelle in der Masse wund zu machen, um
                              die Entzündung herbeizuführen. An diesen Umstand hat man sich einmal gewöhnt. In
                              zweiter Linie sind der Einführung hinderlich (der wahrscheinlich vorübergehende)
                              etwas höhere Preis der Zündhölzchen und die allzugroße Aengstlichkeit vieler
                              Fabrikanten in der Anwendung des chlorsauren Kalis. Trotzdem dauern die Bestrebungen
                              für die Einführung phosphorfreier Zündrequisiten fort und werden sich wohl auch
                              durch leere Redensarten nicht beseitigen lassen. Ob sie überhaupt einen Erfolg haben
                              werden, darüber kann und wird nur die Zeit ein gültiges Urtheil fällen. Dr. Wiederhold. (Neue
                              Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863. Nr. 12.)
                           
                        
                           Eisenholz dem Cigarrenkistenholz ähnlich zu färben; von Dr. Emil Jacobsen.
                           Für die billigsten Cigarrensorten schneidet man die Kistenbretchen meistens aus
                              Eisenholz. Um diesem ein dem ächten Cigarrenkistenholz ungemein ähnliches Aussehen
                              zu geben, kann man die
                              Bretchen mit einem Anstriche versehen, der wie folgt bereitet wird. Man löst Catechu
                              in der 20fachen Menge seines Gewichts kochenden Wassers auf, seihet die Flüssigkeit
                              durch, erhitzt sie nochmals zum Kochen und fügt derselben dann unter Umrühren eine
                              concentrirte Lösung von doppelt-chromsaurem Kali zu. Je nach Verdünnung
                              dieser Mischung und der Quantität des zugefügten doppelt-chromsauren Kalis
                              (auf 1 Pfund Catechu genügen 1 bis 2 Loth desselben) erhält man eine Anstrichfarbe,
                              die hellere oder dunklere Nüancen zeigt. Man muß dieselbe jedesmal frisch bereiten
                              und heiß auftragen. Noch ist zu bemerken, daß das Eisenholz durchaus ein gut ausgetrocknetes seyn muß, da frisches Holz so
                              behandelt, eine völlig andere und nicht gewünschte Farbe annimmt. (Aus des
                              Verfassers chemisch-technischem Reperatorium, Jahrgang 1862, zweites
                              Halbjahr, S. 38.)
                           
                        
                           Verfahren zur Conservirung des Hopfens; von A. B. Freeland.
                           Um dem Hopfen das Aroma zu erhalten und zugleich ein möglichst kleines Volumen zu
                              geben, preßt der Verfasser denselben mittelst einer hydraulischen Presse zwischen
                              Metallplatten zusammen, befestigt dann diese Platten durch Klammern, so daß sie in
                              der gegebenen Lage bleiben und setzt sie mit dem Hopfen einer Temperatur von 80 bis
                              100° C. in einem Ofen oder einer Trockenstube aus. Nachdem die Pakete hierauf
                              wieder ausgekühlt und die Metallplatten entfernt sind, bildet der Hopfen einen
                              dichten Kuchen, läßt sich leicht verpacken und kann nun lange aufbewahrt werden,
                              ohne an seinem Aroma beträchtliche Einbuße zu erleiden. (London Journal of arts, Februar 1863, S. 77; polytechnisches Centralblatt,
                              1863 S. 556.)
                           
                        
                           Zur Desinfection; von Dr. Le Voir in Leiden.
                           Der englische Landwirth Mechi, welcher sich durch seine
                              großartigen Drain- und Bewässerungssysteme so verdient und berühmt gemacht
                              hat, gibt in einem seiner Aufsätze an, daß er die reinigenden Eigenschaften des Dampfes benutzt, um seine großen Compostkeller oder
                              Cisternen geruchlos zu machen. Dieß gelingt vorzüglich.
                           Ich habe dabei bemerkt, daß man – ohne Dampfkessel – mit einer Bedeckung von stets benetztem Gewebe jeden üblen Geruch
                              wegnehmen kann. Vielleicht ist dieß eine bekannte Thatsache und dann lenke ich die
                              Aufmerksamkeit nur neuerdings darauf, da es zur Benutzung der Fäcal-Stoffe
                              aus den Städten in der Landwirthschaft ein bequemes und ganz kostenloses
                              Desinfectionsmittel ist. Ein nasses Tuch wirkt in einem schnellen Luftstrome so
                              kräftig desinficirend, daß Schwefelwasserstoff, von welchem sich in jeder Minute ein
                              halber Kubikcentimeter per Quadratcentimeter Tuch
                              darunter entwickelt, ganz unbemerkbar gemacht wird.
                           Faulende thierische Abfälle können auch vorzüglich mit einer Lösung von
                              schwefelsaurer Thonerde, worin feines Knochenkohlenpulver aufgerührt ist, geruchlos
                              gemacht werden. Dieß scheint mir dem Düngerwerth nicht zu schaden. (Journal für
                              praktische Chemie, 1863, Bd. LXXXIV S. 147.)
                           
                        
                           Mittel gegen die Schwaben.
                           Als Mittel gegen die Schwaben (Blata orientalis) wendet
                              Björklund eine mit gleichen Gewichtstheilen
                              Zuckersyrup verdünnte Phosphorpaste an, die er entweder auf einem Teller aussetzt,
                              oder an die Stellen ausstreicht, wo sich die Thiere aufhalten. Die Thiere sollen den
                              Brei mit solcher Begierde fressen, daß sie binnen einigen Tagen aussterben.
                              (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland.)