| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 230 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Miller's und Bell's Methode, Dämme in tiefem Wasser zu construiren.
                           Eine Hauptaufgabe des Wasserbaues, besonders an Seeküsten, ist die Construction von
                              Häfenmolen und Schutzdämmen gegen den Wellenschlag. Es werden solche Dämme an
                              Flußmündungen oft Tausende von Fußen weit ins Meer hineingetrieben, einmal um die
                              Versandung der Hafenmündung zu verhindern, andererseits um die Schiffe im Hafen vor
                              dem Wellenschlag des Oceans zu schützen. Es sind zu diesen höchst kostspieligen
                              Bauten verschiedene Systeme in Anwendung gebracht worden. Man schlägt entweder
                              Pfahlroste, die bis zum Wasserspiegel (zur Zeit der Ebbe) heraufreichen und mauert
                              auf diese den
                              eigentlichen Damm auf, oder man schließt die Baustelle mit wasserdichten Fangdämmen
                              ein, oder endlich man mauert unter Wasser mit Hülfe von Taucherapparaten. Die erste
                              Methode ist unanwendbar, wenn die Gefahr der Zerstörung des Holzes durch Bohrwürmer
                              vorliegt. Die zweite Methode ist sehr kostspielig, obwohl dadurch ein sehr gutes
                              Resultat erreicht werden kann; die dritte Methode endlich fördert sehr langsam. Ein
                              Fortschritt besteht darin, daß man z.B. bei Brückenpfeilern den ganzen Baugrund mit
                              dicht nebeneinander eingeschlagenen Pfählen einschließt und den eingeschlossenen
                              Raum nur mit zerschlagenen Steinen und hydraulischem Mörtel ausfüllt, der unter
                              Wasser zu einem soliden Block erhärtet. Statt der vergänglichen Holzpfähle hat man
                              z.B. bei der Westminsterbrücke weite gußeiserne Säulen angewendet, die mit solchem
                              Beton ausgefüllt werden. Der Beton wird indessen meistens nur zu Fundamentirungen,
                              selten als wirkliches Baumaterial benutzt. Man hat aus solchem Beton auch erst große
                              Blöcke gebildet und diese nachträglich versenkt, besonders dort, wo es an
                              hinreichend großen natürlichen Blöcken fehlte, wie z.B. bei den Marseiller
                              Hafenbauten.
                           Die Herren Miller und Bell
                              haben nunmehr bei den Hafenbauten zu Greenock (dem Seehafen von Glasgow) ein neues,
                              sehr sinnreiches System angewendet. Ohne uns hier auf die dort errichteten
                              ausgedehnten Werke einzulassen, führen wir nur an, wie die gedachten Herren ihre
                              Aufgabe gelöst, einen sehr breiten und langen Seedamm meist in tiefem Wasser, ohne
                              jeden Fangdamm zu construiren.
                           In der Linie dieses Dammes wurden zuerst mittelst Baggervorrichtungen zwei parallele
                              Gruben ausgehoben bis zu einer Tiefe von 14 Fuß unter dem Wasserstand zur Zeit der
                              Ebbe. Auf provisorisch eingerammten Holzpfählen wurde nun ein Gerüst zur Aufnahme
                              der Dampframmen, beweglichen Krahne, kurz zum Transport der Bauwerkzeuge und
                              Materialien errichtet. Hierauf wurden mittelst der Dampframmen gußeiserne Pfähle 7
                              Fuß von einander auf den äußeren Linien des Dammes, also in 2 parallelen Reihen,
                              eingerammt, bis ihre Köpfe bei niedrigster Ebbe eben den Wasserspiegel erreichten.
                              Die gegenüberstehenden Pfähle wurden durch Spannstangen verbunden. Die Pfähle selbst
                              besaßen zwei angegossene Flangen auf jeder Seite, und unten, nahe am Boden, einen
                              Vorsprung. Es wurde nun zuerst der Boden zwischen ihnen durch eine Schicht Beton
                              geebnet, alsdann Granitplatten (von Roß Mull) zur Ausfüllung des Raumes zwischen
                              zwei neben einander stehenden Pfählen benutzt. Dieselben waren genau 7 Fuß lang und
                              paßten mit ihren zugearbeiteten Längskanten in die durch die Flangen gebildeten
                              Furchen der eisernen Pfähle genau hinein, wie die Füllung einer Thür in das
                              Thürgewände. Bei einer verbesserten Construction sind die Granitplatten so
                              gearbeitet, daß sie die Pfeiler umfassen und nur eine schwache Fuge zwischen sich
                              lassen, die mit Cement ausgegossen wird. Die eingeschobenen Granitplatten ruhen auf
                              dem Betonbett und dem unten angegossenen Ansatz auf. Sie sind 18 Zoll bis 2 Fuß dick
                              und so hoch, daß nur drei Platten über einander nöthig waren, die zusammen eine Höhe
                              von 16 Fuß ausfüllten. Hinter diesen Platten wurde nun Beton in Kästen mit
                              beweglichem Boden herabgelassen. Damit derselbe nicht nach innen abfloß ehe er
                              erhärtete, wurde dahinter ein Wall von zerschlagenen Steinen unter Wasser
                              aufgehäuft. Der Kern des Dammes wurde durch grobe zerschlagene Granitbruchstücke
                              gebildet. Als nun auf diese Art der ganze Damm bis zum Ebbewasserstand aufgefüllt
                              war und sich gesetzt hatte, wurde er mit einem Pflaster von großen Granitplatten
                              belegt und auf diese nun mit Mauerwerk und hydraulischem Mörtel der obere Dammkörper
                              aufgeführt, natürlich nur an den Außenwänden, während der Kern durch Schutt und
                              zerschlagene Steine ausgefüllt wurde. So erhielt man einen sehr festen und sehr
                              billigen Seedamm. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 14.)
                           
                        
                           Wärmehaltender Ueberzug für Dampfkessel, Rohrleitungen etc.;
                              von J. Spence in Portsmouth.
                           Zur Darstellung der als Ueberzug dienenden Masse wird gemahlener und gestampfter Thon
                              mit Wasser zu einem Teig angemacht. Diesem setzt man dann Oelkuchen, Thran, Kuhhaare
                              und kohlige Stoffe zu, um ihm mehr Festigkeit und Haltbarkeit zu geben. Das Kuhhaar
                              ist vorher gut auszuzupfen und zu klopfen, und Alles zu einer gleichförmigen Masse
                              von der erforderlichen Steifigkeit zu mischen.
                           
                           Für Dampfkessel nimmt der Patentträger 1000 Pfd. Thon, so viel Wasser wie zur
                              Herstellung des Teiges erforderlich ist, dann 24 Pfd. Oelkuchen, 3 Gallons
                              Fischthran, 24 Pfd. Kuhhaare, 24 Pfd. Ruß und 3 Pfd. Knochenasche oder
                              Knochenmehl.
                           Für Dampfröhren oder Dampfmaschinen-Cylinder nimmt man auf 1000 Pfd. Thon etwa
                              30 Pfd. Oelkuchen, 2 Gallons Thran, 36 Pfd. Kuhhaare, 14 Pfd. Ruß, 18 Pfd.
                              Knochenmehl und 14 Pfd. gemahlene kohlige Stoffe.
                           Um die eben beschriebenen Ueberzugmischungen nochmals zu bestreichen, kann man sich
                              folgender Mischung bedienen: 1000 Pfd. Thon, 1 1/2–2 Gallons Thran, etwa 32
                              Pfd. Kuhhaare, 1/2 Gallon Leinöl, 24 Pfd. Holzkohlenpulver, 8 Pfd. Leim und 8 Pfd.
                              von irgend einer Farbe.
                           Dampfkessel können während ihres Gebrauches überkleidet werden; nachdem man von der
                              Ueberzugmasse eine Schicht von etwa 3/4 Zoll darauf angebracht hat, läßt man diese
                              trocknen, körnt oder streift sie und bringt dann noch eine oder mehrere Schichten
                              desselben Ueberzuges darauf an.
                           Röhren umgibt man am besten mit schmalen Heu- oder Strohbändern, welche vorher
                              mit der Masse gehörig imprägnirt wurden und schmiert die Zwischenräume schließlich
                              noch mit dieser aus. Auch kann man hölzerne Latten in die Bänder einführen und
                              schließlich einen beliebigen Verband anwenden. (Mechanics'
                                 Magazine, Juni 1863, S. 412.)Man s. die zu demselben Zweck dienende Composition von Basset und Comp. zu Laeken im
                                    polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 314.
                              
                           
                        
                           Ueber Aluminiumbronze.
                           In neuerer Zeit werden diese mit so vielen ausgezeichneten Eigenschaften begabten
                              Legirungen des Kupfers mit Aluminium häufig in der Praxis angewandt. So stellt man
                              gegenwärtig in der weitbekannten Fabrik von Christofle in
                              Paris aus einer Legirung von 2–3 Proc. Aluminium und 98–97 Proc.
                              Kupfer Kunstwerke dar, welche eine sehr schöne, goldgelbe Farbe besitzen und sich
                              ausgezeichnet mit dem Grabstichel und Meißel bearbeiten lassen. – Eine andere
                              Legirung des Kupfers mit Aluminium, von 90 Proc. Kupfer und 10 Proc. Aluminium, ist
                              mit einer außerordentlichen Zähigkeit begabt, die nach den Versuchen von Gordon nur von derjenigen des gezogenen Stahldrahtes
                              übertroffen wird; sie wird sicherlich vermöge dieser Eigenschaft, ist einmal der
                              Preis des metallischen Aluminiums gesunken, eine vielfache praktische Anwendung
                              finden.
                           Was die Entdeckung der Aluminiumbronze anbelangt, so müßte man nach Deville (l'Aluminium par
                              Deville 1859 S. 135 oder dessen Bericht über die
                              Londoner allgemeine Industrie-Ausstellung im J. 1862) als den ersten
                              Darsteller derselben Debray betrachten, während derselbe
                              Autor einige Jahre früher (Annales de Chimie et de Physique,
                                 3me série, 1856, t. XLVI p. 448) Dr. Percy in London als denjenigen bezeichnet, welcher zuerst
                              die Legirungen des Aluminiums mit Kupfer darstellte und deren Eigenschaften
                              untersuchte. Es gibt uns dieser Fall wieder ein Beispiel, wie gerne französische
                              Schriftsteller Verdienste, welche ihrer Nation nicht gebühren, doch derselben
                              zuschreiben möchten.
                           
                              G. H.
                              
                           
                        
                           Wiedergewinnung von Mangansuperoxyd aus den Rückständen von
                              der Chlorfabrication, nach C. Binks und J. Macqueen.
                           Die von den Verfassern benutzte Methode besteht darin, die Lösung des Manganchlorürs
                              durch eine Basis zu zersetzen und zugleich einen Strom von Luft durch die
                              Flüssigkeit zu leiten, welche das sich ausscheidende Manganoxydul zu Mangansuperoxyd
                              oxydirt. Die Reaction geht zwar schon in der Kälte von statten, sie wird indessen
                              durch Erwärmung (der Lösung und der durchzuleitenden Luft) sehr beschleunigt.
                           
                           Man bringt zunächst die zur Zersetzung dienende Basis, Kalkmilch, in geringem
                              Ueberschusse in die Reactionsbottiche, erhitzt durch Einleiten von Dampf, läßt Luft
                              hindurch strömen und fügt hierauf die Manganlösung in kleinen Portionen zu. Die
                              Zersetzung und Oxydation ist rasch vollendet. Man zieht die Lösung des Chlorcalciums
                              ab, wäscht den Braunsteinniederschlag mit etwas Salzsäure aus und trocknet ihn. Man
                              gibt der durchströmenden Luft eine Temperatur von 100–300° C., je nach
                              der gewünschten Intensität der Reaction. Man kann auf gleiche Weise auch die übrigen
                              wasserhaltigen oder wasserfreien Oxydationsstufen des Mangans in Mangansuperoxyd
                              umwandeln. Auch die Bereitung desselben aus künstlichem kohlensauren Manganoxydul
                              geht nach dieser Methode (bei einer Temperatur der durchstreichenden Luft von
                              268–300°) sicherer als durch die bisher angewendete Erhitzung bei
                              Luftzutritt von statten.
                           Da das künstliche Mangansuperoxyd seiner feinen Zertheilung wegen das Chlor sehr
                              rasch und stürmisch entwickelt, so hat man es durch starken Druck comprimirt. Man
                              erreicht nach den Verfassern denselben Zweck, wenn man das Oxyd mit einer heißen
                              gesättigten Salzlösung, z.B. Manganchlorür, durchfeuchtet; diese krystallisirt beim
                              Erkalten und verkittet das Pulver.
                           Die Verfasser beschreiben schließlich noch eine zur Darstellung des Chlors taugliche
                              chemische Reaction. Zersetzt man nämlich 1 Aeq. Manganchlorür durch 1 Aeq. gebrannte
                              Magnesia in der oben für den Kalk beschriebenen Weise, und fügt hierauf noch 1 Aeq.
                              Chlormagnesium hinzu, so erhält man eine Mischung von 1 Aeq. Mangansuperoxyd und 2
                              Aeq. Chlormagnesium. Diese gibt beim Eindampfen und Calciniren 2 Aeq. Magnesia und 1
                              Aeq. Manganchlorür unter Entwicklung von 1 Aeq. Chlor. Wird der Rückstand wieder der
                              Behandlung mit heißer Luft unterworfen und hierauf 1 Aeq. Salzsäure hinzugefügt, so
                              resultirt wieder das Gemisch von 2 Aeq. Chlormagnesium und 1 Aeq. Mangansuperoxyd.
                              (Technologiste, September 1862, S. 627;
                              polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1659.)
                           
                        
                           Ueber die blaue Tinte aus Berlinerblau; von August Vogel.
                           Bekanntlich löst sich das Berlinerblau in Kleesäure zu einer klaren dunkelblauen
                              Flüssigkeit. Diese interessante Erfindung von Stephen und
                              Rasch (patentirt in England im J. 1837) darf als eine
                              wichtige Bereicherung der Farbenchemie betrachtet werden, indem es hierdurch in
                              einfacher Weise möglich geworden, das Berlinerblau als Saftfarbe zu verwenden. Um
                              das käufliche Berlinerblau in Kleesäure zu lösen, muß es in der Weise vorbereitet
                              werden, daß man es mit concentrirter Salzsäure oder Schwefelsäure, welcher nach dem
                              Vermischen mit Berlinerblau eine gleiche Gewichtsmenge Wasser zugesetzt wird, 48
                              Stunden stehen läßt und hierauf die Säure durch sorgfältiges Auswaschen möglichst
                              vollständig entfernt. Statt dieses, wie man sieht, etwas umständlichen und
                              langwierigen Verfahrens ist es vorzuziehen, frisch gefälltes Berlinerblau
                              anzuwenden, welches dieser Vorbereitung durch concentrirte Säure nicht bedarf.
                           Im Folgenden theile ich eine Vorschrift mit, nach welcher ich stets eine ganz
                              entsprechende und haltbare blaue Tinte aus Berlinerblau und Kleesäure erhalten
                              habe.
                           10 Grm. oder 2/3 Loth Eisenvitriol werden in einem Kolben mit vielem Wasser gelöst
                              und unter Zusatz von Salpetersäure gekocht, bis alles Eisenoxydul in Eisenoxyd
                              übergeführt ist, was man daraus erkennt, daß eine Lösung von rothem Blutlaugensalz
                              davon nicht mehr blau gefärbt wird. Diese Eisenoxydlösung setzt man einer verdünnten
                              Auflösung von 10 Grm. gelben Blutlaugensalzes hinzu und läßt den Niederschlag
                              absetzen. Nachdem die überstehende klare FlüssigkeitFüssigkeit abgegossen, bringt man den Niederschlag aufs Filtrum, wäscht mit kaltem
                              Wasser nach und läßt vollkommen abtropfen. Den noch feuchten, nur so weit
                              getrockneten Niederschlag, daß man ihn leicht mit dem Messer vom Filtrum abnehmen
                              kann, vermengt man in einem Porzellanmörser mit 2 Grm. oder 1/4 Loth
                              Kleesäurekrystallen, läßt ihn eine Stunde stehen und setzt nach und nach 400
                              Kubikcentimeter oder 2/5 Maaß Wasser hinzu. Hierdurch erhält man eine tiefblaue
                              Lösung, in welcher auch nach längerem Stehen kein Absatz zu bemerken ist. Es mag
                              noch erwähnt werden, daß diese blaue Tinte durchaus keine Vermengung mit
                              gewöhnlicher schwarzer Gallustinte verträgt, ja daß sogar eine Feder, welche nur
                              Reste von Gallustinte enthält, zum Schreiben mit Berlinerblautinte nicht verwendet
                              werden kann. (Bayerische Gewerbezeitung, 1863, Nr. 7.)
                           
                        
                           
                           Leichte Darstellung einer reinen Salzsäure.
                           Die Darstellung einer reinen officinellen Salzsäure ist gewiß eine sehr leichte
                              Operation, und dennoch wird sie selten in pharmaceutischen Laboratorien
                              ausgeführt.
                           Der Grund davon mag wahrscheinlich die Zusammenstellung des nöthigen Apparates seyn,
                              an dem der Verschluß des Kolbens, in welchem die Gasentwickelung vorgenommen wird,
                              der umständlichste Theil ist. Wir machten uns daher die Aufgabe, den Apparat so viel
                              als möglich zu vereinfachen, und waren auch so glücklich, unseren Zweck zu
                              erreichen. Der ganze Apparat besteht in einer Tubulatretorte und einem Kolben, die
                              beide ohne Lutirung mit einander verbunden sind und zwar in der Art, daß die Mündung
                              des Retortenhalses bis in den Bauch des als Vorlage dienenden Kolbens hineinragt und
                              sich in der Nähe der Oberfläche des Absorptionswassers befindet. Die Retorte wird
                              mit 3 Theilen reinem Kochsalz beschickt, so daß sie damit ungefähr zu 1/4 bis 1/3
                              ihres Rauminhalts gefüllt ist, in ein Sandbad gesetzt, die Vorlage mit vier Theilen
                              destillirtem Wasser beschickt angelegt und nun durch den Tubulus der Retorte mit
                              Hülfe eines gläsernen Trichters eine erkaltete Mischung aus 5 Theilen arsenikfreier
                              englischer Schwefelsäure (1,830 spec. Gewicht) und ein Theil Wasser eingegossen. Die
                              Entwickelung des Chlorwasserstoffgases beginnt sofort. Man nimmt den Trichter
                              heraus, verschließt den Tubulus mit dem Glasstopfen und befördert die
                              Gasentwickelung durch gelinde Heizung des Sandbades. Das Chlorwasserstoffgas wird
                              bei seinem Austreten aus dem Retortenhalse sofort von dem vorgelegten Wasser
                              absorbirt, und so lange das Wasser nicht warm wird, ist an der Mündung des Kolbens
                              auch nicht die geringste Spur Chlorwasserstoff wahrzunehmen. Tritt die Erwärmung des
                              Absorptionswassers ein, so kühlt man den Kolben durch Auffließenlassen von Wasser
                              oder durch Hineinlegen in kaltes Wasser ab. Die Gasentwickelung geht unter dem
                              Siedepunkte des Wassers ruhig von statten und erst im letzten Drittel der Operation
                              ist eine Steigerung der Temperatur bis auf 110° C. nöthig. Sobald das Sandbad
                              eine Temperatur von 120° C. angibt, kann man das Feuer ausgehen lassen und
                              die Operation beendigen.
                           Man könnte die Verdünnung der Schwefelsäure noch abkürzen und nur 1/2mal soviel
                              Wasser nehmen, weil dieses Verhältniß auch ausreicht, das blasige Aufsteigen der
                              Mischung beim Aufgießen der Schwefelsäure auf das Kochsalz zu verhindern, dennoch
                              ist es besser das oben angegebene Verdünnungsverhältniß beizubehalten. Enthält
                              nämlich die Schwefelsäure Selen und selenige Säure, so entsteht bei zu geringer
                              Verdünnung der Säure Selenchlorür. Dieses destillirt als eine braungelbe Flüssigkeit
                              über, sammelt sich auf dem Wasser in der Vorlage und zersetzt sich nach wenigen
                              Minuten mit dem Wasser in Berührung in Chlorwasserstoff, selenige Säure und Selen.
                              Das ausgeschiedene Selen gibt, so lange es sich in Suspension befindet, der
                              Salzsäure eine rothe Färbung. Ist die Schwefelsäure gehörig verdünnt, so ist auch
                              die Bildung des Selenchlorürs gehindert. (Hager's
                              Centralhalle.)
                           
                        
                           Nachweisung der Salpetersäure im Trinkwasser etc. mit Brucin;
                              von R. Kersting.
                           Bei Gelegenheit von Trinkwasserprüfungen fand ich folgende Form für obigen Zweck sehr
                              vortheilhaft.
                           Das Brucin löste ich in 1000 Theilen Wasser. Von dieser Lösung goß ich 1
                              Kubikcentimeter in ein Champagnerglas, mischte 1 Kub. C. des zu prüfenden
                              Trinkwassers hinzu, und ließ 1 Kub. C. concentrirte Schwefelsäure langsam, von der
                              Wand aus durch die Mischung fließen, so daß sie sich unter das Wasser schichtete,
                              wie bei der Salpetersäurereaction mit Eisenvitriol. Auf der Schwefelsäureschicht
                              bildet sich bei Anwesenheit von Salpetersäure sogleich eine rosenrothe Zone von
                              einer halben Linie Dicke; diese wird nach einer Minute am unteren Rande gelb und
                              bleibt dann Stunden lang unverändert. Durch vorsichtiges Schütteln zeigt sich über
                              der gelben Zone später von neuem eine Röthung.
                           Auf solche Weise behandelt, zeigte 1 Kub. C. Wasser mit 1/10000 Salpetersäure (d. i.
                              1/10 Milligramm) eine sehr deutliche Reaction. Selbst 1 Kub. C. Wasser mit 1/100000
                              NO⁵ gab eine zarte rosenrothe Zone, die sich deutlich zu erkennen gab durch
                              Nebenstellung einer
                              ganz gleich behandelten Probe mit reinem Wasser. War hingegen 1 Millionstel
                              NO⁵ zugemischt, so konnte man mit 1 Kub. C. Wasser keine Röthung mehr
                              beobachten.
                           Bei meiner Untersuchung konnte ich anfangs keine ungeröthete Mischung von Brucin,
                              Schwefelsäure und destillirtem Wasser erhalten. Es fand sich, daß alle drei Stoffe
                              mit Salpetersäure verunreinigt waren. Ich reinigte nun jeden für sich. Das Wasser
                              destillirte ich nochmals über Kali. Das Brucin wusch ich mit solchem Wasser mehrmals
                              ab, um das leichter lösliche salpetersaure Salz zu entfernen. Die englische
                              Schwefelsäure wurde mit etwa 5 Proc. kohlensaurem Ammoniak gemischt, und 3/4 davon
                              in Glasgefäßen über der Weingeistlampe abdestillirt (etwa 1/4 Pfund).
                           Nun erst bekam ich eine farblose Mischung mit Brucin, welche bei Zusatz der genannten
                              Mengen Salpetersäure sich röthete. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1863, Bd. CXXV
                              S. 254.)
                           
                        
                           Wirkung des Ammoniaks auf Schießbaumwolle; neue Reaction auf
                              die salpetersauren Salze.
                           P. Thenard und Schützenberger
                              haben bekanntlich gefunden, daß bei Einwirkung von Ammoniak auf gewisse neutrale
                              organische Körper sehr stickstoffreiche braune Producte entstehen. G. Guignet (Comptes rendus, t.
                              LVI p. 358) hat eine ähnliche Beobachtung an der
                              Schießbaumwolle gemacht, die sehr leicht und ohne Anwendung von Druck bei
                              100° C. von Ammoniak verändert wird.
                           Kocht man Schießbaumwolle mit Ammoniakflüssigkeit, so ist sie nach Verlauf von zwei
                              Stunden in eine braune Flüssigkeit verwandelt, aus welcher nach fernerem Kochen zur
                              Vertreibung des Ammoniaks und auf Zusatz einiger Tropfen Essigsäure der größte Theil
                              der braunen Masse fällt. Letztere löst sich bei Behandlung mit kalter
                              Aetznatronlauge unter Zurücklassung vou etwas nicht zersetzter Schießbaumwolle und
                              wird durch Essigsäure abermals ausgefällt. Der mit Wasser gewaschene Niederschlag
                              ist sehr stickstoffreich; er ist löslich in concentrirten Alkalien und Säuren, nur
                              sehr wenig löslich in Wasser.
                           Die vom braunen Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit hat noch eine braune Farbe; sie
                              gibt mit neutralem-essigsaurem Bleioxyd einen braunen Niederschlag und ein
                              sehr schwach gelbes Filtrat, das mit basisch-essigsaurem Bleioxyd einen
                              außerordentlich reichlichen weißen Niederschlag gibt, der zum größten Theil aus dem
                              bekannten zweibasischen salpetersauren Bleioxyd besteht: NO⁵, 2. PO, HO.
                           Dieses Salz entsteht auch direct aus basisch-essigsaurem Bleioxyd und irgend
                              einem salpetersauren Salz. Es ist wenig löslich in kaltem Wasser und fällt in Form
                              eines krystallinischen Pulvers, krystallisirt übrigens auch beim Erkalten aus einer
                              kochenden Auflösung. Diese Erscheinung könnte zur Auffindung, ja sogar zur
                              Abscheidung der Salpetersäure benutzt werden.
                           Eine Flüssigkeit, welche 1 Proc. Salpeter enthält, gibt einen merklichen Niederschlag
                              mit dem Bleisalz. Fällt man das basisch-essigsaure Bleioxyd mit
                              salpetersaurem Bleioxyd, so enthält die Mutterlauge ein Doppelsalz von essigsaurem
                              und salpetersaurem Bleioxyd, welches in langen Nadeln krystallisirt. (Journal für
                              praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 251.)
                           
                        
                           Explosives Glycerin (Pyroglycerin).
                           Man erhält dasselbe nach A. Sobrero, wenn man 2 Vol.
                              Schwefelsäure von 66° B. und 1 Vol. Salpetersäure von 40° B. mischt
                              und nach dem Erkalten ungefähr den sechsten Theil vom Volumen der ganzen Flüssigkeit
                              Glycerin hinzufügt. Dieses löst sich sofort; bald aber trübt sich die Flüssigkeit
                              und ein gelbliches klares Oel sammelt sich an der Oberfläche. Man wäscht mit dem
                              15–20fachen Vol. kalten Wassers und fährt damit so lange fort, bis das
                              abfließende Wasser frei von Säure ist. Schließlich trocknet man unter der
                              Luftpumpe.
                           
                           Das Pyroglycerin hat ein spec. Gewicht von 1,60, ist geruchlos, schwach gelb gefärbt;
                              diese Farbe rührt wahrscheinlich von öligen, im Glycerin ursprünglich enthaltenen
                              fremden Beimengungen her. Es hat einen süßlichen angenehmen Geschmack, ist aber
                              giftig, wie man durch Versuche an Thieren festgestellt hat. Bringt man einen Tropfen
                              auf die Zunge, so trägt man, selbst wenn man ihn sofort wieder ausspeit,
                              Kopfschmerzen von mehrstündiger Dauer davon. Auf Papier macht es einen Oelfleck; es
                              ist noch bei 20° C. flüssig, unlöslich in Wasser, sehr löslich in Alkohol und
                              Aether; aus der alkoholischen Lösung wird es durch Wasser niedergeschlagen; es ist
                              nicht flüchtig und verträgt eine Temperatur von 100° C. Wenn man einen
                              Tropfen dieser Flüssigkeit langsam auf Platinblech erhitzt, so zersetzt er sich
                              unter Entwickelung salpetriger Dämpfe. Bei höherer Temperatur tritt die Zersetzung
                              plötzlich, unter Verpuffung und Entzündung ein. Es bleibt dann wenig Kohle zurück.
                              Wenn man eine kleine Menge von Pyroglycerin sehr schnell bis zu dem Punkte erhitzt,
                              so erfolgt eine heftige Detonation. Ein Tropfen von einigen Decimalgrammen vermag
                              einen Knall wie einen Pistolenschuß zu geben. Wenn das Gefäß, in dem die Detonation
                              stattfindet, nicht sehr fest ist, wird es zertrümmert. Das Experiment läßt sich ohne
                              Gefahr ausführen, wenn man einen Tropfen der Substanz auf ein Uhrglas bringt und ihn
                              dann mit einem rothglühenden Drahte erhitzt. Trockenes Pyroglycerin detonirt auch
                              durch einen Schlag. Ein Tropfen auf einem Amboß zersetzt sich mit großer Heftigkeit
                              und verwandelt sich gänzlich in gasförmige Producte, sobald man mit einem Hammer
                              darauf schlägt. (Journal de Chimie médicale, Juni
                              1862, S. 367; chemisches Centralblatt, 1863, Nr. 28.)
                           
                        
                           Ueber die Verbrennung des Schießpulvers in der Leere und in
                              verschiedenen Gasen; von Bianchi.
                           Bei den Versuchen, welche der Genannte in diesem Betreff gemacht hat (Comptes rendus, t. LV p. 97)
                              geschah die Entzündung in einem luftleeren Ballon mittelst der elektrischen
                              Säule.
                           1) Das gewöhnliche Schießpulver, die knallsauren Salze und alle Zündpulver, in
                              Körnern oder in compacten Massen in die Leere gebracht, d.h. in einen Raum, dessen
                              Volum zum Volum des Pulvers sehr beträchtlich ist, und rasch auf mehr als
                              2000° C. erhitzt, verbrennen langsam und ohne Verpuffung.
                           2) Wenn dagegen das Pulver in einem Pistolenlauf eingeschlossen ist und durch einen
                              glühenden Platindraht oder besser durch eine Zündkapsel in der Leere entzündet wird,
                              so verbrennt es fast eben so schnell wie in der Luft.
                           3) Die Schießbaumwolle verbrennt langsam in der Leere von den Theilen aus, die dem
                              entzündenden Körper am nächsten liegen; die Verbrennung, einmal begonnen, erfolgt
                              aber vollständig, ohne daß die Baumwolle mit dem Feuerherde in Berührung zu seyn
                              braucht. Endlich beobachtet man selbst in der vollständigsten Dunkelheit kein Licht
                              bei dieser Verbrennung.
                           4) Die Producte der Verbrennung sind nicht dieselben wie in der Luft.
                           5) Die Verbrennung des Schießpulvers erfolgt in Stickstoff, Kohlensäure und anderen
                              zur Verbrennung ungeeigneten Gasen fast eben so rasch und lebhaft wie in der Luft.
                              (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 250.)
                           
                        
                           Das schwefelsaure Eisenoxydul-Ammon als Entwickler der
                              Lichtbilder.
                           Ein Correspondent der Photographie News theilt
                              nachstehende Vorschriften mit. Als Vorzüge des Doppelsalzes vor dem Eisenvitriol
                              bezeichnet er, daß in den Schatten kein Niederschlag entsteht, daß eine kürzere
                              Belichtung erforderlich, daß die Krystalle sich gut halten und daß die Lösung, wenn
                              nicht zu alt, mit Silberlösung gemischt werden kann, ohne daß sie sich gleich
                              trübt.
                           
                              
                                 Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon
                                     5 Gramme,
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                     3      
                                    „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 100       „
                                 
                              
                                 Alkohol, eine hinreichende Menge
                                 
                                 
                              
                           
                           Obige Lösung ist gut für Portraits und Ansichten; sie hält sich lange.
                           
                              
                                 Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon
                                     7 Gramme,
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                     4      
                                    „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 100       „
                                 
                              
                                 Alkohol, wie oben.
                                 
                                 
                              
                           Diese Verhältnisse eignen sich für schwächer beleuchtete Gegenstände, Interieurs
                              u.s.w.
                           
                              
                                 Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon
                                   20 Gramme,
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                     6      
                                    „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 100       „
                                 
                              
                                 Alkohol, wie oben.
                                 
                                 
                              
                           Diese Lösung eignet sich zu augenblicklichen Aufnahmen; sie entwickelt klar und
                              gleichmäßig, und kann einige Minuten auf der Platte gehalten werden, wenn das Bild
                              nicht gleich zum Vorschein kommt. (Photographisches Archiv, Juli 1863, S. 162.)
                           
                        
                           Uebertragen der Albuminschicht mit dem Bilde von Papier auf
                              andere Stoffe.
                           Hr. Terreil, vom naturhistorischen Museum in Paris,
                              präsentirte der französischen photographischen Gesellschaft (am 10. April d. J.)
                              Albuminschichten, die von dem positiven Papier abgelöst worden waren, sammt dem
                              photographischen Bilde.
                           Er taucht, um die Ablösung zu bewerkstelligen, das Bild einige Minuten lang in
                              concentrirte Schwefelsäure oder eine sehr concentrirte Auflösung von Chlorzink, und
                              wascht darauf sorgfältig. Nach dieser Operation theilt sich das Bild sehr gut in
                              zwei Theile.
                           Die Schwefelsäure oder das Chlorzink pergamentisiren nämlich nur die Oberflächen des
                              Papiers und des Albumins, während das Papier im Innern bleibt wie es war, nämlich
                              nicht geleimt, also vom Wasser leicht zu durchdringen. Es ist folglich leicht von
                              der Albuminschicht zu trennen.
                           Die so abgelösten Albuminbilder sind dünne Häutchen von großer Festigkeit. Man kann
                              sie leicht auf jeden beliebigen Stoff übertragen. (Photographisches Archiv, Juli
                              1863, S. 163.)
                           
                        
                           Verbesserte Bereitung des Albuminpapiers für photographische
                              Zwecke; von Thomas Sutton.
                           Um das Albuminpapier darzustellen, läßt man gewöhnlich ein Papierblatt auf der
                              Oberfläche flüssigen Albumins schwimmen; das Albumin wird daher je nach der Leimung
                              des Papiers von demselben mehr oder weniger eingesogen. Bei den nachfolgenden
                              Photographischen Operationen durchdringen die verschiedenen gebräuchlichen Lösungen
                              das Papier in derselben Weise. Die Lichtbilder sind daher weniger kräftig und
                              lebhaft und auch weniger dauerhaft, als wenn das Albumin nur auf der Oberfläche des
                              Papiers angebracht worden wäre, oder auf einem Papierblatt, welches vorher mittelst
                              einer wasserdichten Leimung für Flüssigkeiten undurchdringlich gemacht worden ist.
                              Um diesem Fehler abzuhelfen, tränke ich das Papier vor dem Auftragen des Albumins
                              mit einer Auflösung von Kautschuk oder Gutta-percha in Benzin. Eine sehr gute
                              Lösung zu diesem Zweck besteht aus fünf Gran Kautschuk in einer Unze Benzin
                              aufgelöst. Nachdem das Papier in diese Lösung eingetaucht und getrocknet worden ist,
                              wird es in gewöhnlicher Weise albuminirt. – Patentirt in England am 28.
                              October 1862. (London Journal of arts, Juli 1863, S.
                              6.)
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Reproduction alter oder neuer Lithographien auf
                              Stein; von Rigaud.
                           Ich lege die Lithographie mit ihrer verkehrten Seite einige Minuten lang auf eine
                              Schicht reinen Wassers; sie befeuchtet sich gleichförmig, das Wasser netzt aber die
                              Schatten nicht. Ich hebe das Blatt ab und lege es zwischen Fließpapier, welches die
                              überschüssige Flüssigkeit absorbirt. Dann breite ich das Blatt auf dem
                              lithographischen Stein mit seiner rechten Seite aus, welchem es mittelst einer
                              schwachen Pressung an allen Stellen anhaftet. Ich nehme hernach ein Blatt
                              gewöhnlichen Papiers und breite es über schwacher Salpetersäure (käuflicher
                              Salpetersäure mit ihrem zehnfachen Volum Wasser verdünnt) aus. Dieses mit
                              Salpetersäure imprägnirte Blatt wird zwischen Fließpapier gebracht, welches die
                              überschüssige Salpetersäure absorbirt. Ich lege es dann auf das lithographische
                              Blatt, welches dem Stein vollkommen anhaftet, und übe einen gleichförmigen Druck auf
                              die beiden Blätter aus.
                           Die Salpetersäure dringt so nur langsam durch das feuchte lithographische Bild; sie
                              wirkt daher gleichförmiger auf den Stein; die Kohlensäure welche sich entbindet,
                              dringt langsam durch die Poren der Papierblätter, in dem Maaße als sie frei wird;
                              das lithographische Bild wird durch sie nicht gehoben und der Stein wird so
                              gleichförmig als möglich angegriffen. (Comptes rendus,
                                 t. LVI p. 1137.)
                           
                        
                           Verfahren zum Bleichen der Gutta-percha.
                           Man löst die Gutta-percha in ihrem 20fachen Gewicht kochenden Benzins auf, und
                              setzt der Auflösung gebrannten Gyps von sehr guter Qualität zu, indem man besorgt
                              ist das Gemisch von Zeit zu Zeit umzurühren. Nach zweitägiger Ruhe hat sich der Gyps
                              abgesetzt und alle im Benzin unlöslichen Unreinigkeiten mitgerissen. Die klare
                              Flüssigkeit wird decantirt und dann in kleinen Portionen unter beständigem Umrühren
                              in ein Gefäß gegossen, welches das Doppelte ihres Volums Alkohol von 90°
                              Tralles enthält. Während dieser Operation wird die Gutta-percha in Form einer
                              teigigen Masse von vollkommener Weiße gefällt. Zum Austrocknen muß die so gereinigte
                              Gutta-percha mehrere Wochen lang der Luft ausgesetzt bleiben; dasselbe läßt
                              sich aber sehr beschleunigen, wenn man sie in einem Mörser zerreibt und das sich von
                              ihr abscheidende Wasser beseitigt. A. K. (Répertoire
                                 de Chimie appliquée, April 1863, S. 137.)
                           
                        
                           Conservirung des Holzes durch dünne Verkohlungsrinde.
                           Die Wirkung der oberflächlichen Verkohlung des Holzes zur Erhaltung desselben
                              besonders in feuchter Erde und im Wasser ist allgemein anerkannt, wie sich denn die
                              Unzerstörbarkeit der Kohle im Wasser, in der Erde und an feuchter Luft durch
                              Jahrtausende zu oft bewährt hat, als daß man sie in Abrede stellen kann, und im
                              Vertrauen darauf legt man Kohlenstücke unter Rainsteine, daß sie ewiges Zeugniß über
                              die Grenze abgeben; allein was die Anwendung der oberflächlichen Verkohlung des
                              Holzes sehr beeinträchtigt, ist die Schwierigkeit einer streng
                                 begrenzten Verkohlung des Holzes selbst. Einen Holzpfahl kann man an dem
                              unteren Ende leicht anbrennen, um seine Oberfläche zu verkohlen, aber wie dann eine
                              Eisenbahnschwelle nach ihrer ganzen Oberfläche, oder ein Fußdielenbret oder eine
                              Parkettafel, eine Schiffsplanke und sonst geschnittenes und behauenes Holz, welches
                              durch die oberflächliche Verkohlung seine Form, seine scharfen Kanten nicht
                              verlieren darf?
                           Nach einem Bericht von A. Brull in den „Annal. forestières“ hat Hr. v. Lapparent ein zweckmäßiges Verfahren entdeckt, welches
                              diese Art der Holzconservirung wieder in Aufnahme zu bringen und seine Anwendung
                              ungemein auszudehnen scheint. Der Genannte wendet zur Verkohlung nicht die wilde
                              Flamme des offenen Feuers, sondern die Flamme von Leuchtgas, Wasserstoffgas oder
                              sonst von einem Brennstoffe an, deren Größe und Stärke man vollkommen in seiner
                              Gewalt hat, um eine beliebig dicke Verkohlungsschicht an jeder Stelle des
                              Holzstückes zu erzeugen.
                           Wenn man sich in Erinnerung bringt, daß man mit so geregelten Flammen die Fasern von Baumwollengeweben
                              abzusengen im Stande ist, ohne dem Stoff zu schaden, so erscheint diese künstliche
                              Rindenverkohlung des Holzes auch leicht ausführbar.
                           Die conservirende Wirkung solcher dünn verkohlten Hölzer soll sich sehr gut bestätigt
                              haben und ihre Anwendung auf Eisenbahnschwellen, Rebstöcke, Hopfenstangen,
                              Zaunpfähle, für Schiffbauholz, Breterdielen, Wasserleitungsröhren, Wassertröge
                              u.s.w. zeigt den Kreis, wohin sich der Nutzen dieser Erfindung ausbreiten kann.
                              (Nach Stamm's illustrirter Wochenschrift, 1863 S.
                              141.)
                           
                        
                           Ueber die Zuckerbildung in der Kartoffelmaische; von Dr. Grouven in
                              Salzmünde.
                           Gelegentlich einer Prüfung der hiesigen Kartoffelmaische, unmittelbar bevor sie in
                              den Bottich zur Vergährung kommt, fanden wir darin noch ungefähr die Hälfte der
                              Stärke der eingemischten Kartoffeln und des Gerstenmalzes im ursprünglichen Zustande
                              und nicht verwandelt in den allein vergährbaren Zucker.
                           Es wunderte uns dieß sehr, weil hier die allgemeine Annahme, daß zur Erzielung einer
                              ordentlichen Alkohol-Ausbeute eine sorgfältige Umwandlung der Stärke in
                              Zucker im Maischprocesse nothwendig sey, in offenbarem Widerspruche stand mit der
                              musterhaften Einrichtung der großen Salzmünder Brennerei und den günstigen
                              Betriebsresultaten, welche dieselbe seit Jahren beständig aufzuweisen hat.
                           Wir beschlossen daher, die Sache ein wenig näher zu untersuchen, wenigstens so weit,
                              bis wir befriedigende Aufklärung darüber hätten.
                           Es wurden zu dem Ende Proben der Maische sowohl unmittelbar vor der Vergährung als auch nach Beendigung
                              derselben an 5 verschiedenen Tagen sorgfältig von meinem ersten Assistenten –
                              Hrn. Schultz – aus hiesiger Brennerei vorigen
                              Winter genommen und jedesmal auf Stärke und Zucker untersucht. Wir fanden bei allen,
                              von unbedeutenden Abweichungen abgesehen:
                           
                              
                                 
                                 Procent
                                 
                              
                                 
                                 Stärke
                                 Traubenzucker
                                 Trockensubstanz.
                                 
                              
                                 In der unvergohrenen Maische
                                 6,9
                                 8,4
                                 25–26
                                 
                              
                                 In der vergohrenen Maische
                                 0,2
                                 0,5
                                 11–13
                                 
                              
                           daraus folgt: daß während der Gährung eine Umwandlung von
                              Stärke in Zucker erfolgt und daß es daher nicht nothwendig ist, beim Maischen alle Stärke in Zucker zu verwandeln, falls man für einen
                              kräftigen Hefensatz größere Sorge trägt.
                           So konnte z.B. hier in Salzmünde, wo der Brennerei-Meister sich gerade auf
                              seine Hefenbereitung etwas zu Gute thut, die Hälfte der Stärke unzersetzt in den
                              Gährbottich gehen, ohne der Alkohol-Ausbeute zu schaden. Man kann sogar
                              vermuthen, daß letztere eben durch die unzersetzte Stärke begünstigt wird, indem
                              dadurch die Vergährung anfänglich keine zu stürmische wird, sondern gleichmäßiger
                              mit der allmählichen Umwandlung der Stärke in Zucker verläuft.
                           Das Salzmünder Resultat scheint uns auch noch dadurch bedeutsam, daß es erzielt wird
                              unter der höchstmöglichen Dickmaischung, nämlich bei einem Trockensubstanzgehalt der
                              Maische von etwa 25 Proc. Diese Dickmaischung mag schuld an der unvollkommenen
                              Umsetzung der Stärke seyn, aber da sie schließlich kein schädliches Resultat gibt,
                              so muß man sie wohl der bedeutenden Maische-Steuer-Ersparniß halber
                              gegen die Dünnmaische vertheidigen, welche zu ihren Gunsten nicht mehr die Thatsache
                              anführen kann, daß bei ihr schon anfangs, vor Eintritt der Gährung, eine vollkommene
                              Umwandlung der Stärke in Zucker stattfindet.
                           Ich habe nun noch kurz die analytische Methode zu beschreiben, welche der Erangung
                              jener Resultate zu Grunde liegt.
                           1) 100 Gramme Maische wurden im Dampftrockenschranke bei 105° C. zur Trockniß
                              gebracht und die Trockensubstanz gewogen.
                           2) 100 Gramme Maische wurden mit Wasser verdünnt bis auf 1 Liter und nach guter
                              Mischung zur freiwilligen Klärung 2 Stunden lang stehen gelassen. Es ließen sich
                              dann ziemlich klar 100 Kub. Centim. abheben, die mit Bleiessig gefällt und vom
                              überschüssigen Blei durch schwefelsaures Natron befreit wurden. Im klaren Filtrat
                              wurde nach Kalizusatz und Fehling'scher Kupferlösung der Traubenzucker in der
                              Wärme zerstört und dessen Menge durch das ausgeschiedene Kupferoxydul mittelst
                              Chamäleon gemessen.
                           3) Die in der Maische vorhandene Stärke wurde in Zucker verwandelt und mit dem sub 2 gefundenen Zucker zusammen bestimmt. Zu dem Ende
                              nahm man wieder 100 Gramme Maische und digerirte dieselbe mit 500 Kub. Centim. 2
                              1/2procentiger Schwefelsäure während 8 Stunden im Wasserbade. Die Flüssigkeit
                              darnach bis auf 1 Liter verdünnt, diente zu 1/10 zur Zuckerbestimmung gerade wie sub 2.
                           Mehrere Versuche, die Stärke mittelst starker Malzinfusion in Zucker zu verwandeln,
                              gaben uns trotz achtstündiger Digestion bei 70° C. so wenig übereinstimmende
                              Resultate, daß wir diese Methode für unbrauchbar halten, um in einer Maische 0,2
                              Proc. Stärke neben 0,5 Proc. Zucker zu ermitteln. (Wochenblatt zu den preußischen
                              Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 12.)
                           
                        
                           Weinschönungsmittel.
                           Die „Aargauer Mittheilungen“ enthalten folgendes Recept zum
                              Schönen von 400 Maaß Wein, welches ein Hr. Karl Baumann
                              von Reckingen verkauft und welches der Einsender mehrmals bewährt gefunden hat:
                           
                              „Man nimmt 1 Pfund Alaunleder oder Abfall von weißgegerbtem Schafleder,
                                 welches bei den Weißgerbern oder Schustern zu erhalten ist, 4 Loth Gummi Chind,
                                 4 Loth Tormentillenwurzel (gestoßen) und bei rothen Weinen noch 2 Loth Ratania.
                                 Dieß wird sodann mit 3 Maaß Wasser in einem Topf aufs Feuer gesetzt, Alles mit
                                 einander verkocht und die Flüssigkeit auf die Hälfte einsieden gelassen. Hernach
                                 seiht man sie durch rohes Emballage, drückt dieses aus, schüttet sie nach
                                 3–5 Minuten oben ins Faß und arbeitet sie dann mit dem Weine recht unter
                                 einander.“
                              
                           
                        
                           Das künstliche Ausbrüten der Eier in Frankreich.
                           Um zu erfahren, wie sich das künstliche Ausbrüten der Eier in der Praxis bewähre,
                              wurde im Auftrag des kgl. preußischen Ministers für die landwirthschaftlichen
                              Angelegenheiten nach Paris um genaue Auskunft geschrieben, in der Voraussetzung, daß
                              dort Erfahrungen vorliegen würden, weil die Hühnerzucht im nördlichen Frankreich
                              eine große Bedeutung hat.
                           Es ist uns gestattet, aus dem eingegangenen Berichte das Wesentliche hier
                              mitzutheilen.
                           Darnach hat sich keiner der bisher gemachten Versuche mit dem künstlichen Ausbrüten
                              aufmunternd erwiesen; noch Niemand hat eine eigentlich gewerbliche Unternehmung
                              darauf begründet. Wirkliche Anwendung findet augenblicklich nur der Apparat eines
                              Hrn. Vallée, Wächter bei den Reptilien im Jardin des plantes, der sich auch selbst praktisch mit
                              dem künstlichen Ausbrüten beschäftigt, aber nur im Kleinen, indem er Eier für den
                              zoologischen Garten in seinem Apparate ausbrüten läßt.
                           Auf eine Reihe, im dießseitigen Auftrage an den Hrn. Vallée gestellter Fragen, hat derselbe folgendermaßen
                              geantwortet:
                           1) „Es gibt kein Mittel, im Voraus zu erkennen, ob ein Ei befruchtet ist
                                 oder nicht. Erst nach 4tägiger Bebrütung kann man, wenn man das Ei in einem
                                 dunklen Zimmer gegen das Licht hält, einen beweglichen Punkt wahrnehmen, der die
                                 stattgefundene Befruchtung andeutet. Nicht befruchtete Eier bleiben klar.
                              
                           2) „Die Brutzeit dauert für Hühner 21, für Enten 28–30, für Truthühner 30, für Tauben 17–18
                                 Tage.
                              
                           3) „Der Procentsatz der wirklich zum Ausbrüten kommenden Eier ist ein sehr
                                 wechselnder.
                              
                           4) „Bei guter Wartung sind alle ausgekommenen
                                 Küchlein leicht groß zu ziehen; bei kalter Witterung müssen sie etwas länger im
                                 Apparate bleiben, aus dem sie in den ersten Tagen überhaupt nicht entlassen werden dürfen.
                                 Insecten werden durch Bestreichen der Küchlein mit Brennöl getödtet.
                              
                           5) „Die künstlich ausgebrüteten Hühner schmecken ebenso, wie auf
                                 natürlichem Wege erzogene.
                              
                           6) „Die Küchlein werden mit Hirse, Brod und gehackten Eiern gefüttert.
                              
                           7) „Künstlich ausgebrütete Hühner verhalten sich im Eierlegen, Brüten etc.
                                 wie andere.
                              
                           8) „Ein Apparat für 120 Eier kostet, aus Eichenholz gefertigt, 120 Frcs.
                                 (32 Thlr.), der Regulator (der Wärme) dazu 18 Frcs. (4 Thlr. 24 Sgr.).
                              
                           9) „Der Apparat kann in jedem Raume aufgestellt werden; doch muß daselbst
                                 Ruhe herrschen und im Winter geheizt werden.
                              
                           10) „Die Heizung des Apparates kostet täglich 2 Sgr. (20 Lth. Brennöl).
                              
                           11) „Zum Heizen dient eine Oellampe. Nach Hrn. Vallée ist eine Anzahl kleinerer Apparate besser, als ein
                                 großer.“ (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft,
                              1863, Nr. 29.)
                           Im Jahrgang 1862 des polytechn. Journals, Bd. CLXV S. 432, wurde der in mehreren
                              deutschen Staaten patentirte Brütapparat des Hrn. C. A. Alte zu Bernau beschrieben und abgebildet. Erfahrungsresultate liegen uns
                              bezüglich desselben noch nicht vor. Die Redact.
                           
                        
                           Chinesische Baumwolle.
                           Noch vor kurzer Zeit führte China für seine Südprovinzen Baumwolle aus der
                              Gangeshalbinsel ein. Jetzt werden beträchtliche Mengen chinesischer Baumwolle
                              ausgeführt. Im Jahre 1862 betrug die Ausfuhr nicht weniger als 130,000 Ballen oder
                              7,800,000 Kil., und zwar nur für das erste Halbjahr; fast die ganze Menge gieng nach
                              England. Diese Baumwolle kommt aus dem Norden und trägt zweierlei Namen je nach den
                              Häfen Schang-hai und Ningpo. (Armengaud's
                              Génie industriel, Mai 1863, S. 277.)
                           
                        
                           Anstrich für Drahtgehege.
                           Von Hrn. Albrecht, Inspector des Hrn. Baron von dem Knesebeck auf Karwe geht uns folgende Mittheilung
                              zu:
                           Im ökonomischen Vereine des Ruppiner Kreises und des Ländchens Bellin wurde von dem
                              Maler Huckenbroich die Zusammensetzung eines Anstriches
                              für Drahtgehege angegeben und dieser Anstrich in Karwe zur Anwendung gebracht, wo er
                              seinen Zweck, Rost vom Eisendraht abzuhalten, vollständig zu erfüllen scheint. Die
                              Darstellung des Anstriches ist folgende:
                           1) Grundfarbe. Man löst 8 Loth Gummi elasticum (auch alte
                              Gummischuhe) in 10 Loth Terpenthinöl und 5 Loth Mohnöl über gelindem Feuer; zur
                              Lösung setzt man 4 Pfund geriebenes Zinkweiß, 5 Loth Damarrh-Harz (besser
                              Damarrh-Lack) 2 Loth Siccatif und 1/4 Loth Lavendelöl. Nachdem man die ganze
                              Masse gut durcheinander gerührt hat, setzt man so viel Mohnöl zu, daß sich der Lack
                              mit einem Pinsel verarbeiten läßt.
                           2) Deckfarbe. Wird wie die Grundfarbe bereitet, nur darf
                              man keine alten Gummischuhe benutzen, sondern 5 Loth recht reines Gummi elasticum
                              (Kautschuk). (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr.
                              27.)