| Titel: | Ueber Haswell's Preßhammer; von A. Meugrey. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. VI., S. 12 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        VI.
                        Ueber Haswell's Preßhammer; von A. Meugrey.
                        Nach dem Bulletin de la Société de l'industrie
                                 minérale, t. IX p. 53; aus der berg- und hüttenmännischen
                                 Zeitung, 1864, Nr. 34.)
                        Meugrey, über Haswell's Preßhammer.
                        
                     
                        
                           Der Dampfhammer hat beim Schmieden großer Eisenstücke eine
                              wahre Umwälzung hervorgebracht, ist aber nicht frei von Fehlern, namentlich nicht
                              davon, daß die Schläge nicht gleichmäßig, sondern mehr auf die Oberfläche als auf
                              das Innere der zu schmiedenden und schweißenden Eisenstücke wirken. Während sie
                              hinreichend kräftig sind, um die Schlacke von den äußeren Theilen auszutreiben, ist
                              dieß mit den inneren weit weniger der Fall; in Folge dessen entstehen demnächst bei
                              dem Ausschmieden zu den erforderlichen Dimensionen leicht unganze Stellen, so wie
                              bei den starken Hammerschlägen auch eine unregelmäßige, mehr oberflächliche
                              Condensation der Masse, wodurch beim Erkalten unerwünschte Spannungen entstehen. Bei
                              den heftigen Schlägen wird auch die ganze Masse in Vibration versetzt, was ohne
                              Zweifel auf den Molecularzustand störend einwirkt. Daher kommen gewiß die nicht
                              seltenen Brüche der Wagenachsen.
                           Auch das Walzwerk ist nicht wohl geeignet zum Schweißen
                              großer Stücke, indem seine Wirkung zu kurze Zeit dauert, selbst wenn man die Walzen
                              recht langsam gehen läßt.
                           Dagegen erfüllt die hydraulische Presse alle Bedingungen
                              und kann den Hammer mit Vortheil ersetzen; sie wirkt mit der erforderlichen Kraft
                              hinreichend langsam und läßt sich leicht reguliren. Die continuirliche Wirkung ist
                              den momentanen Stößen jedenfalls vorzuziehen. Die Haswell'sche Maschine ist bereits mit dem besten Erfolge zur Bearbeitung sehr
                              großer Eisenstücke angewandt.Man s. die frühere Mittheilung über Haswell's
                                    hydraulische Presse zum Schnellschmieden, im polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 413. Zwar arbeitet die Presse langsamer als die Hämmer, aber die Maschine ist in
                              dieser Beziehung noch der Verbesserung fähig. Besonders dürfte sich die Presse auch
                              zur Bearbeitung der Bessemergußstahl-Blöcke eignen.
                           Eine auf dem Werke der Kirkstaller Eisengesellschaft in
                              Yorkshire vorhandene Haswell'sche Presse, Fig. 13 und 14, hat
                              nachstehende Einrichtung: A Preßcylinder, an dem
                              Obertheil B des Pressengerüstes befestigt, mit einem Kolben A₁, in welchem die befestigte Hammerbahn c. Das Untertheil B₁
                              nimmt den Ambos C auf. a
                              Cylinder mit einer dünnen Kolbenstange a₁ an
                              einem Arm T befestigt, welcher durch die Stangen b mit dem großen Preßkolben A₁ fest verbunden ist. e und e₁ sind die Wasserzulaß- und e₂ Wasserablaßcanäle; f₁ ein Ventil, welches die Communication zwischen den Wasserpumpen
                              und dem Preßcylinder A her- und abstellt; f Ventil an der Auslaßröhre e₂. Beide Ventile f und f₁ werden mittelst des Hebels h und der Kolbenstange k
                              durch zwei kleine verticale Dampfmaschinen in Bewegung gesetzt. Die Ausflußrohre e₂ ist mit einem verticalen Cylinder (welcher D genannt werden mag) in Verbindung, in welchem sich ein
                              Kolben bewegt. Das aus e₂ kommende Wasser tritt
                              unter diesen Kolben und sein Ueberschuß kann durch eine seitliche Oeffnung
                              ausfließen und zum Speisen der Pumpen benutzt werden. Leitet man über diesen Kolben
                              Wasser, so wird dasselbe in den Cylinder A gedrückt.
                           Der Gang der Maschine ist nun folgender: Bei geöffnetem Ventil f und geschlossenem Ventil f₁ pumpt man
                              Wasser unter den kleinen Kolben a₁, dieser hebt
                              sich und somit auch den großen Kolben A₁, wobei
                              das in A über dem Kolben A₁ vorhandene Wasser durch e₂ in den
                              Cylinder D (in der Zeichnung nicht dargestellt) unter
                              dessen Kolben getrieben wird und theilweise ausfließt. Man bringt die zu behandelnde
                              Eisenmasse auf den Ambos C, läßt in den Cylinder D über dessen Kolben Dampf, preßt dadurch das unter
                              demselben befindliche Wasser durch e₂ in A und somit den Kolben A₁ auf die Eisenmasse. Reicht die auf solche Weise zu erzielende
                              Pressung nicht mehr aus, so schließt man das Ventil f,
                              öffnet das andere und läßt die auf gewöhnliche Weise, wie bei hydraulischen Pressen
                              eingerichteten Pumpen spielen. Auf diese Weise kann man den Druck des Kolbens A₁ auf die Eisenmasse immer mehr verstärken.
                              Während der Arbeit läßt man das Wasser auch unter den Kolben a₁ wirken, was nur zur Vereinfachung der Construction der Maschine
                              geschieht. Diese kann im Ganzen eine Pressung von 1,550,800 Kil. ausüben. Das Gerüst
                              ist nicht, wie bei Dampfhämmern, schädlichen Erschütterungen ausgesetzt.