| Titel: | Das Puddeln mit Anwendung von Dampf; von A. Weniger und J. Rossiwall. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. X., S. 24 | 
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                        X.
                        Das Puddeln mit Anwendung von Dampf; von
                           A. Weniger und
                           J.
                              Rossiwall.
                        Aus dem Berggeist, 1864, Nr. 57 und 59.
                        Weniger und Rossiwall, über das Puddeln mit Anwendung von
                           Dampf.
                        
                     
                        
                           Bei der Puddlings-Frischarbeit mit Anwendung des Wasserdampfes, wie sie nach
                              dem in England patentirten Verfahren von James Nasmyth,
                              namentlich aus der im London Journal of arts, März 1855,
                              S. 158 (daraus im polytechn. Journal Bd. CXXXVI S.
                                 349) veröffentlichten Patentbeschreibung und aus dem Werke Fairbairn's
                              „Iron, its history etc., London 1861“ bekannt ist, läßt man die
                              Masse des flüssigen Roheisens längere oder kürzere Zeit mit Wasserdampf von einem
                              gewissen Drucke durchströmen, wobei eine Zerlegung des Wasserdampfes stattfindet,
                              und Sauerstoff wie Wasserstoff frei wird; und da bekanntlich der Wasserstoff eine
                              große Affinität zum Schwefel, Phosphor und Arsen besitzt, so erfolgt eine
                              Ausscheidung dieser Wasserstoffverbindungen in Gasform, gleichzeitig wirkt aber der
                              freigewordene Sauerstoff oxydirend auf den Kohlenstoff, auf das Silicium und andere
                              Erdenbasen. In gleicher Weise wird durch Anwendung des Wasserdampfes beim Puddeln
                              der in den Brennstoffen (Mineralkohlen) enthaltene Schwefel für die Qualität des
                              Productes unschädlich gemacht, der Frischproceß aber auch wesentlich
                              beschleunigt.
                           Dieses Verfahren macht es daher möglich, Erze zu verwerthen, welche bis jetzt,
                              ungeachtet ihres oft ansehnlichen Eisengehaltes und reichen Vorkommens, und trotzdem
                              sie oft sehr billig zu gewinnen wären, wegen ihres Schwefel-,
                              Phosphor- oder Arsengehaltes, als für die Roheisenproduction ganz
                              unbrauchbar, unabgebaut bleiben mußten. Diese wichtige Thatsache ist von
                              unberechenbarem Vortheile, selbst noch dann, wenn die Erze so bösartig sind, daß sie
                              nur in einem gewissen Verhältnisse verwendet werden können. Ferner ist diese
                              Arbeitsmethode nicht weniger wichtig für solche Eisenwerke welche darauf angewiesen
                              sind, große Massen von Puddel- und Schweißofen-Schlacken zu Gute bringen zu müssen, in denen alle nachtheiligen
                              Nebenbestandtheile des Roheisens sich concentriren, oder dort, wo der für den
                              Hohofen- und Puddlingsbetrieb disponible Brennstoff sehr schwefelreich ist,
                              wie dieß bei vielen Mineralkohlen der Fall ist. Endlich wird aber durch die
                              Anwendung des Wasserdampfes beim Puddlingsprocesse, namentlich nach der von uns neu
                              eingeführten patentirten Verbesserung, sowohl an Calo (Abbrand) als auch an
                              Brennmaterial sehr namhaft erspart.
                           
                           Das Verfahren mittelst der für die Frisch- und Feinirarbeit mit Wasserdampf
                              von uns neu eingeführten Verbesserung ist folgendes:
                           
                        
                           Beschreibung des Apparates.
                           Das Haupterforderniß für die Frischarbeit mit Wasserdampf ist ein Dampfkessel. Bei
                              größeren Eisenwerken wird jetzt ohnehin fast allgemein für die Eisenraffinirung
                              Dampfkraft allein, oder doch mit Wasserkraft vereint, angewendet, und der Dampf
                              durch die Ueberhitze der Oefen erzeugt; wo dieß jedoch nicht der Fall ist, da müßte
                              ein kleiner Dampfkessel eingelegt und durch die Ueberhitze von einem oder zwei Oefen
                              bedient werden. Dieselbe Einrichtung läßt sich bei Herdfrischfeuern machen, bei
                              welchen man anstatt des Gewölbes über dem Vorwärmer einen kleinen Dampfkessel
                              anbringt, welcher 3–4 Frischfeuer mit Dampf versehen kann. Auf das gegen den
                              Ofen (oder das Frischfeuer) gekehrte Ende des Dampfkessels wird ein
                              Dampfleitungsständer gesetzt, an welchem die Haupt-Dampfleitung angebracht
                              ist. Von der Hauptdampfleitung geht eine Rohrleitung von halbzölligen Gasröhren zu
                              einem Sicherheitsventile, welches 10 Fuß über der Sohle
                              der Arbeitsthür des Puddelofens (oder der Herdbank des Frischfeuers) angebracht ist,
                              und zwar genau correspondirend mit der Mitte der Arbeitsöffnung. Das
                              Sicherheitsventil dient zur Regulirung des Dampfdruckes; deßhalb ist am Hebel dieses
                              Sicherheitsventiles ein Gewicht angebracht, welches sich hebt, wenn der Dampfdruck 8
                              Pfd. auf den Quadratzoll übersteigt. Von dem Sicherheitsventile geht dann der zweite
                              Röhrenstrang herab, und dieser ist mit einem horizontalen Rohre, welches im Niveau
                              des Schwellers liegen muß, verbunden. Das horizontale Rohr ist mit dem Krückenrohr
                              in Verbindung; dieses Krückenrohr ist am vorderen Ende, welches in den Ofen
                              eingeführt wird, gekrümmt und mit einem angeschraubten Mundstücke versehen. Durch
                              dieses Mundstück wird der Dampf mittelst 5 Oeffnungen von je 3''' Durchmesser in das
                              flüssige Eisen eingeführt. Hierzu wird bemerkt, daß dieses Mundstück auch so
                              construirt seyn kann, daß es auch noch länger ausfällt und hiernach an beliebiger
                              Stelle an das Rohr anzuschrauben kommt. Auch die Zahl und
                              der Durchmesser der Oeffnungen dieses Mundstückes lassen
                              sich beliebig vermehren oder vermindern; doch haben sich bisher die oben angegebene
                              Zahl und Dimension dieser Oeffnungen sehr gut bewährt. Hervorzuheben ist, daß durch
                              das Einleiten des Dampfes mittelst mehrerer Oeffnungen
                              eine viel kräftigere Wirkung erzielt wird, als wenn der Dampf bloß durch die ganze
                              Querschnittsöffnung des Krückenrohres in das flüssige Eisen einströmt, wie dieß bei
                              der bisher bekannten Puddlingsarbeit mit Wasserdampf ausgeführt wurde. Damit aber
                              der Dampf auf allen
                              Punkten des Metallbades eingeführt werden kann, so sind 2 Kugelgelenke angebracht, welche jede beliebige Bewegung des Rohres
                              zulassen; zur Handhabung des letzteren dient ein hölzerner Griff. Zum Absperren oder
                              Auslassen des Dampfes sind an der Dampfleitung zwei Hähne (Pipen) angebracht.
                              – Hierin besteht der ganze Apparat, welcher eben so einfach, als wenig
                              kostspielig ist.
                           
                        
                           Beschreibung der Arbeit beim
                                 Puddlings-Processe.
                           Nachdem der mit Holzgasfeuerung zu heizende Puddelofen oder der mit einer anderen
                              Gasfeuerung betriebene Puddelofen gut abgewärmt ist, gibt man auf die Herdsohle
                              vertheilt 5 Proc. (oder auf 400 Pfd. Roheiseneinsatz 20 Pfd.) Eisenoxyd, gröblich zerstoßen; wenn reines Eisenoxyd fehlt, bedient man
                              sich eines vollkommen gerösteten reinen Eisenerzes, welches in Oxyd umgewandelt ist.
                              Befindet sich der Eisenoxydzuschlag bereits auf der Herdsohle des Puddelofens, so
                              trägt man dann das Roheisen ein, was wo möglich zu 2/3 grauem und 1/3 weißem Roheisen gattirt seyn
                              soll, und schmelzt dasselbe rasch ein, damit es
                              vollkommen flüssig wird. In dieser Weise oder durch Eintragen in das geschmolzene
                              Eisen kann man übrigens auch noch andere, die
                              gleichzeitige Reinigung des Eisens bezweckende Zuschläge
                              verwenden, wobei jedoch darauf zu achten ist, daß die Zuschläge das Mundstück des
                              erwähnten Krückenrohres nicht anzugreifen und durch zu häufige Schlackenbildung
                              einen größeren Eisenverlust zu verursachen geeignet seyn dürfen, wie z.B. Kochsalz,
                              Potasche und andere Salze, oder daß die Zuschläge dem Processe nicht andere
                              Nachtheile bringen, wie dieß beim Kalksteine der Fall ist, welcher ein zu frühes
                              Aufsteigen des geschmolzenen Metalles bewirkt.
                           Dann hebt man mittelst der Brechstange alle festen
                              Partikeln auf und rührt mit einer Krücke die Masse gut
                                 durch, bis alle festen Brocken aufgelöst sind. Nun bestreicht man das
                              Krückenrohr so weit, als dasselbe der Ofenhitze ausgesetzt wird und das Mundstück
                              desselben mit einem dünnen Schleder, aus Thonwasser und
                              geschlämmtem Graphit bestehend,Dieser Graphitschleder wird wie eine dünne Hefe angemacht und mittelst eines
                                    Lappens oder eines Bauschens von Werg auf das Rohr gestrichen. Für das
                                    Thonwasser, welches das Bindemittel für den Graphit liefert, verwendet man
                                    gewöhnlichen feuerfesten Thon. Die Schraube am Mundstücke wird mit feuchtem
                                    Graphit geschwärzt, damit dieses Mundstück, wenn nöthig abgeschraubt werden
                                    kann, was sonst nicht leicht möglich ist. stellt sodann die Zufeuerung, sowie den Oberwind ab, und öffnet zuerst den
                              einen Hahn (Pipe), dann den anderen Hahn, während man das Krückenrohr noch außerhalb des Ofens
                              hält. Erst wenn alles condensirte Wasser durch den Dampf aus dem Krückenrohre
                              ausgeblasen ist, bringt man das Krückenrohr mit dem Mundstücke in das Metallbad und
                              rührt nun langsam und gleichförmig, in der Mitte beginnend, gegen den Fuchs und so zurück, und zwar stets von der Arbeitsseite
                              gegen die Rückwand, also über die Quere des Ofens, Streifen an Streifen bis gegen
                              die Feuerbrücke, und so wieder zurück bis gegen den
                              Fuchs, jedoch derartig daß das Mundstück nie den Boden
                              oder die Ofenwände berührt, sondern ganz leicht im Metallbade bewegt wird. Das
                              Metallbad muß in dieser Art recht gleichförmig mit Dampf bedient werden. Wird jedoch
                              das Eisen vor beendetem Dampfrühren dick, so unterbricht
                                 man das Dampfrühren.
                           Dieses Dampfrühren, welches je nach der reineren oder unreineren Beschaffenheit des
                              Roheisens 10, 12, 15 bis 20 Minuten betragen kann, darf weder
                                 zu schnell, noch zu langsam erfolgen, sondern es dürfen in 5 Minuten höchstens 175 Züge von
                              der Arbeits- gegen die Rückseite und zurück erfolgen, oder in derselben Zeit
                              88 Doppelzüge. – In dieser Dampfrührperiode ist
                              das gänzliche Einstellen der Zufeuerung von besonderer
                              Wichtigkeit, da hiervon, zum geringeren Theile wohl auch von der Anwendung des
                              erwähnten Graphitschleders und von der, später zu erwähnenden, nach beendetem
                              Dampfrühren nicht sogleichen Unterbrechung des Dampfausströmens, zumeist die längere
                              Dauer der Dampfkrücke abhängt, welche sonst sehr bald (im günstigsten Falle nach 8
                              Tagen) abschmilzt und unbrauchbar wird, während dieselbe bei der genauen Beobachtung
                              des Einstellens der Zufeuerung 14 Tage bis 3 Wochen und auch noch länger brauchbar
                              bleibt. Das Einstellen der Zufeuerung, was bei dem Dampfrühren dadurch ermöglicht
                              wird, weil während desselben durch die Dampfzersetzung die Temperatur des
                              Metallbades unverändert hoch bleibt, bringt aber auch
                              noch die weiteren Vortheile, daß hierdurch das Reagiren der
                                 Schlacke auf die Eisenoberfläche befördert und Brennmaterial erspart
                              wird.
                           Nach beendetem Dampfrühren wird sogleich wieder zugefeuert
                              und Oberwind gegeben, worauf man wie gewöhnlich etwas Gaarschlacke, aber ja nicht zu viel einträgt, und das Rühren mit der
                              Arbeitskrücke in der gewöhnlichen Weise beginnt. Man braucht hierauf noch etwa
                              2–3 Krücken, während man bei der gewöhnlichen Arbeit (ohne Dampfanwendung)
                              6–9 Krücken braucht, bis das Eisen so dick wird, daß es mit der Brechstange
                              umgesetzt werden kann. Nach zweimaligem Umsetzen erfolgt
                              dann in der Regel das Luppenmachen.
                           Während des Dampfrührens bemerkt man in einer Peripherie von 12–15'' um die
                              Dampfkrücke unausgesetzt Flämmchen von bläulicher,
                              röthlicher und gelblicher Farbe aus dem Metallbade aufsteigen, nämlich Kohlenoxydgas
                              und Wasserstoff-Verbindungen, welche den sichtbaren Beweis der Eingangs
                              geschilderten Zersetzung und Neubildungen liefern.
                           Die ganze Manipulation ist so einfach und leicht, daß sie weder eine Anstrengung noch
                              besondere Aufmerksamkeit von Seiten des Arbeiters erfordert, daher er sich um so
                              leichter daran gewöhnt, als derselbe bald einsieht, daß ihm dadurch seine schwere
                              Arbeit erleichtert wird; denn der Puddler müßte ohne Dampfrühren mindestens
                              3–4 Krücken mehr rühren, welche große Anstrengung
                              erfordern.
                           Bei Rostfeuerung mit Mineralkohlen (oder einer anderen
                              Rostfeuerung) ist die Manipulation ganz dieselbe, nur daß man vor dem Dampfrühren
                              den Rost gut bedeckt und den Temper schließt, bis das Dampfrühren vorüber ist,
                              worauf dann die Nachfeuerung sogleich wieder beginnt; der Temper muß wenigstens
                              soweit geschlossen werden, daß der Arbeiter im Ofen noch sehen kann. – Zur
                              besseren Conservirung des Krückenrohres ist es auch
                              geboten, nach beendetem Dampfrühren den Dampf durch das
                              aus dem Ofen genommene Krückenrohr noch fortströmen zu
                                 lassen, bis dieses Rohr nicht mehr glüht, was etwa eine Minute dauert.
                           Die Millbars, welche aus mit Dampf gerührtem Eisen erzeugt
                              werden, sind auffallend zäher, als jene in gewöhnlicher Art erzeugten; während
                              letztere, hohl gelegt, mit einem neunpfündigen Schlägel einige 20 Schläge
                              aushielten, vertrugen die ersteren bei 5 Minuten Dampfrühren 40, bei 10 Minuten 90,
                              bei 15 Minuten 127–160, bei 20 Minuten Dampfrühren aber 215–223 solche
                              Schläge. Die Festigkeit nimmt demnach bei verlängertem Dampfrühren (bis zu einer
                              gewissen, zumeist nach Beschaffenheit des Roheisens wechselnden Grenze) progressiv
                              zu; außerdem wird auch nach den bisherigen Erfahrungen noch an Calo sicher 2–3 Proc. und an Brennholz 2
                              Kub.-Fuß für den
                              Centner des gewonnenen Productes erspart. Nun wird sich dieß zwar wohl nicht aller
                              Orten gleich bleiben, aber zuverlässig wird sich allenthalben ein großer Unterschied
                              zu Gunsten der oben beschriebenen Manipulation ergeben.
                           Bei dem Puddeln für Stahl darf der Oberwind und die
                              Zufeuerung nicht abgestellt, so wie nur bis 10 Minuten
                              mit Dampf gerührt werden, weil sowohl durch das Abstellen der Zufeuerung, als auch
                              durch das längere Dampfrühren das Eisen sehnig wird, was bei der Stahlerzeugung zu vermeiden
                              ist, indem dabei der Stahl ungleich im Korne und eisenschüssig ausfallen würde.
                           
                        
                           Beschreibung der Arbeit bei der
                                 Herdfrischerei, dann in Feinir-Herden und Oefen.
                           Bei Herdfrischfeuern ist, nachdem das Eisen flüssig eingeschmolzen, der Wind
                              einzustellen und die Kohle von der Oberfläche des Eisens zu beseitigen; im Uebrigen
                              gilt ganz dasselbe wie bei den Puddelöfen, nur daß die Dampfrührperiode 5, höchstens
                              6 Minuten betragen darf, da das Eisenquantum hier viel geringer ist. Nach beendigtem
                              Dampfrühren wird dann wieder, und zwar die warme Kohle aufgegeben, der Wind
                              angelassen und die Arbeit in gewöhnlicher Weise zu Ende geführt.
                           Bei Feinirherden wird wie bei den Frischfeuern verfahren, jedoch können die
                              Feinirherde auch in unmittelbare Verbindung mit dem Hohofenbetriebe gebracht werden,
                              indem man die Feinirherde in der unmittelbaren Nähe des Hohofens anbringt, dieselben
                              durch Brennstoff stets warm erhält, bei jedesmaligem Abstiche das Roheisen
                              unmittelbar aus dem Hohofen in die Feinirherde abfließen läßt und in diesen sogleich
                              durch das Dampfrühren (mittelst des beschriebenen Apparates) von dem in demselben
                              enthaltenen Schwefel, Phosphor oder Arsen befreit, wozu dann kein anderer Brennstoff
                              erforderlich ist, als jener, welchen man zum Warmhalten der Feinirherde in den
                              zwischen den einzelnen Abstichen vorkommenden Intervallen benöthigt. Die Größe
                              solcher Feinirherde ist theilweise abhängig von dem Dampfdrucke, mit welchem man den Dampf in die Feinirherde
                              einzuleiten in der Lage ist, da man darauf zu achten hat, daß die Tiefe des
                              Metallbades keine größere ist, als eine solche, welche der nahe am Boden des Herdes
                              einströmende Wasserdampf wirksam zu durchströmen
                                 vermag.
                           Es versteht sich übrigens von selbst, daß das Feiniren des Roheisens mit Anwendung
                              des Wasserdampfes in gleicher Weise, wie in Herden, auch
                              in Flammöfen ausgeführt werden kann, in welchem Falle
                              aber die Arbeit nach Art jener in den Puddelöfen mit Rücksicht
                                 auf den Fassungsraum und die Feuerungszustellung der Oefen auszuführen
                              kommt.
                           Das Feiniren oder Reinigen unreinen Roheisens durch den Wasserdampf ist auch für den
                              Bessemer-Proceß von großer Bedeutung, da
                              bekanntlich für diesen Proceß sich vorzugsweise nur ein ganz reines Roheisen eignet;
                              es wäre hierdurch auch solchen Hütten die entsprechende Ausführung des Bessemerns
                              möglich, welche nur über ein weniger reines Roheisen verfügen können. In diesem
                              Falle könnte die Feinirung oder Reinigung des Roheisens entweder, wenn dasselbe ohnehin
                              für die Manipulation in dem Bessemer-Apparate umgeschmolzen werden müßte, in
                              den hierfür bestimmten Flammöfen erfolgen, oder, wenn das Roheisen unmittelbar vom
                              Hohofen zum Bessemern gelangen sollte, könnte dasselbe aus dem Hohofen in
                              entsprechend construirte transportable Feinirherde geleitet, in diesen mit
                              Wasserdampf gereinigt und dann sogleich in den Bessemer-Apparat geschafft
                              werden; oder es könnte im letzteren Falle für das Feiniren mit Wasserdampf auch ein
                              für diesen Zweck geeigneter Bessemer-Apparat (z.B. der in Schweden
                              vorzugsweise gebräuchliche fixe Bessemer-Ofen) unmittelbar vor der
                              Manipulation des Bessemerns als Feinirherd benützt werden, und es wäre zu diesem
                              Ende nur eine vollkommen schließbare Oeffnung an demselben anzubringen, durch welche
                              die entsprechend construirte Dampfkrücke eingeführt werden könnte und für die
                              gleichzeitig ermöglichte Schließung der Düsen zu sorgen. Uebrigens könnten diese
                              Düsen auch den Wind schräg nach abwärts in den Ofen führend angebracht werden, so
                              daß das flüssige, allenfalls mechanisch in dieselben hineingetriebene Roheisen auf
                              der schiefen Ebene der Düsen von selbst wieder in den Ofen zurückfallen müßte.
                           Auch die retortenförmigen Bessemer-Apparate könnten leicht als Feiniröfen vor
                              dem Bessemern benützt werden, in welchem Falle die zum Einführen der Dampfkrücke
                              nöthige schließbare Oeffnung an jener Seite des Apparates, welche beim Füllen
                              desselben nach oben zu liegen kommt, und in entsprechender Entfernung vom Boden
                              desselben anzubringen wäre. Nach der Feinirung des Eisens müßte dann der Apparat
                              behufs des Bessemerns erst in die verticale Lage gebracht werden, nachdem das
                              Krückenrohr herausgenommen und die für dasselbe dienende Oeffnung geschlossen worden
                              ist. Selbstverständlich müßte in den eben angeführten Fällen sowohl auf den
                              entsprechenden Querschnitt der sämmtlichen Ausströmungs-Oeffnungen des
                              Krückenrohres, sowie auf den entsprechenden Dampfdruck Bedacht genommen werden.
                           Schließlich wird bemerkt, daß bei der oben beschriebenen Eisen- und
                              Stahl-Frischmethode mit Anwendung des Wasserdampfes als neu patentirt wurde: 1) die Construction des anschraubbaren und mit
                              mehreren Oeffnungen versehenen Mundstückes an der Dampfkrücke; 2) die Anwendung des
                              Graphitschleders für den der Ofenhitze ausgesetzten Theil der Dampfkrücke und das
                              Mundstück derselben; 3) die bei der Eisen- und Stahl-Frischarbeit mit
                              Wasserdampf eingeführte gleichzeitige Verwendung von Zuschlägen, namentlich des
                              Eisenoxyds, welche ebenfalls die Reinigung des Eisens bezwecken; 4) die auf Schonung
                              der Dampfkrücke und auf Verminderung des Brennstoff-Aufwandes, so wie des
                              Calo's abzielende gänzliche Einstellung der Zufeuerung während der Dampfrühr-Periode; 5) die
                              Anwendung des Wasserdampfes mit den oben sub 1 bis
                              einschließlich 4 bezogenen eingeführten Modalitäten bei der Herdfrischerei, dann bei
                              den Feinir-Herden und Oefen. –
                           So weit geht die von den Patent-Inhabern, den Herren A. Weniger und J. Rossiwall über den Gegenstand
                              verfaßte Abhandlung. Einige geschäftliche Anhaltspunkte bietet ein Circular, in
                              welchem die Genannten Folgendes bemerken:
                           Die besonders günstigen Resultate, welche wir mit dieser neuen Frischarbeit bereits
                              in der Puddlingshütte zu Nadràg erzielt haben,
                              hatten die Aufstellung des zu dieser Arbeit nöthigen Apparates bei allen Puddelöfen
                              dieses Eisenwerkes zur Folge, und wir können die Vortheile dieser Frischarbeit als
                              erprobt einer Aufmerksamkeit um so mehr empfehlen, als die nöthige Einrichtung bei
                              einem Werke, welches mit Dampfkesseln für andere Zwecke ohnehin versehen ist, mit
                              Ausnahme der Beischaffung und Aufstellung des billigst zu beschaffenden
                              Dampfpuddlings-Apparates keine Auslagen bedingt. Dagegen sind die Vortheile,
                              welche durch diese Arbeit geboten werden, sehr namhaft; denn abgesehen von dem
                              großen Vortheile, welcher aus der selbst von einem minder reinen, ja durch Schwefel,
                              Phosphor oder Arsen bedeutend verunreinigten, Roheisen erzielten untadelhaften
                              Qualität der Streckwaaren erwächst, ergab sich in Nadrág bisher per Centner Erzeugung (Millbars) eine Ersparniß
                           
                              
                                 von
                                 2
                                 Kubikfuß gedörrten Holzes à 5,6 kr.
                                    und
                                 
                              
                                 „
                                 2
                                 Pfund Roheisen à 2,6 kr., also für eine
                                    jährliche Erzeugung von
                                 
                              
                           nur 8000 Ctr. Millbars per
                              Puddelofen
                           
                              
                                 
                                 von 16,000 Kubikfuß Holz, à 5,6 kr.
                                    gerechnet
                                   896 fl.
                                 
                              
                                 und
                                 von 16,000 Pfd. Roheisen, à 2,6 kr.
                                    gerechnet
                                   416 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 1312 fl.
                                 
                              
                           Ferner resultirt aber auch bei der Schweißarbeit der mit Dampf gepuddelten Millbars,
                              da dieselben weit leichter schweißen und die Pakete mit einer Hitze auf Zaggel
                              ausgewalzt werden können, für das 8000 Ctr. Millbars gewonnene Mittelgut (6960 Ctr.)
                              per Centner der Erzeugung eine Ersparniß von 2
                              Kubikf. gedörrten Holzes à 5,6 kr. und von 2 Pfd.
                              Millbars à 4 kr., also als Ersparniß für
                           
                              
                                 13,920 Kubikf. Holz, à 5,6
                                    kr. gerechnet
                                   779 fl. 52 kr. und für
                                 
                              
                                 13,920 Pfund Millbars, à 4
                                    kr. gerechnet
                                   556
                                    „  80  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1336 fl. 32 kr.,
                                 
                              
                           wornach sich bloß der aus unserer neuen Puddlingsarbeit bei
                              jedem einzelnen Puddelofen, erzielte, in Zahlen ausdrückbare Gewinn mit 2648 fl. 32
                              kr. per Jahr beziffert.
                           Wohl wissend, daß sich dieser Gewinn nicht bei allen Eisenwerken gleich hoch stellen
                              wird und kann, da hierauf die Qualität und der Preis der verwendeten Materialien
                              einen entscheidenden Einfluß nehmen, so glauben wir doch durch die obigen
                              wahrheitsgetreuen Ziffern die Nützlichkeit unserer Erfindung dargethan zu haben.
                           Wer von dieser Erfindung Gebrauch zu machen gedenkt, wolle sich vorerst mit uns,
                              unter der Adresse: „Joseph Rossiwall, k. k.
                                 Rechnungsrath in Wien, Landstraße, Salesianergasse Nr. 10“, in's
                              Einvernehmen setzen. Wir werden sodann einen vollständigen
                              Dampfpuddlings-Apparat für einen Ofen, gegen sofortige Vergütung von dessen
                              Gestehungskosten, besorgen und gerne das Zugeständniß machen, daß mit demselben während einer mit uns
                              zu vereinbarenden Zeit Versuche ausgeführt werden können.
                              Nach Ablauf dieser Zeit aber würde jede weitere Arbeit mit diesem Apparate und nach
                              unserem privilegirten Verfahren sofort einzustellen und sich gleichzeitig zu
                              erklären seyn, ob man die Concession zur Ausübung unseres Privilegiums und für
                              welche Zahl von Puddelöfen man dieselbe von uns zu erwerben gesonnen sey.
                           Hierzu bemerken wir, daß wir diese Concession gegen eine billige Quote des bei einem
                              einfachen Puddelofen jährlich zu erzielenden Gewinnes zu überlassen gedenken, und
                              daß das Nadráger Eisenwerk für einen zu den Versuchen benöthigten
                              Dampfleitungs-Apparat mit 5 Klafter halbzölligen Gasröhren excl. der
                              Emballage 45 fl. berechnen wird; sollte eine größere Länge von Gasröhren
                              erforderlich seyn, so würde für jeden weiteren Fuß der Gasröhren 45 kr. zu vergüten
                              kommen.