| Titel: | Ueber die Conservirung des Kupfers und des Eisens im Seewasser; von Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XV., S. 42 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XV.
                        Ueber die Conservirung des Kupfers und des Eisens
                           im Seewasser; von Becquerel.
                        Aus den Comptes rendus, t. LIX p. 15, Juli
                              1864.
                        Becquerel, über die Conservirung des Kupfers und des Eisens im
                           Seewasser.
                        
                     
                        
                           Die Conservirung der Metalle, namentlich des Kupfers und des Eisens, im Seewasser
                              bildet heutzutage eine Hauptfrage und zwar in Folge der bei allen seefahrenden
                              Völkern eingeführten, bezüglich in Aussicht stehenden Umbildung der Marine, durch
                              welche in den gegenseitigen Beziehungen aller hervorragenden Völker möglicherweise
                              eine vollständige Umwälzung hervorgebracht werden wird. Da diese Frage dem Bereiche
                              der physikalisch-chemischen Wissenschaften angehört, so hielt auch ich es für angemessen, mich mit
                              dem Gegenstande zu befassen, von der Hoffnung geleitet, durch meine Untersuchungen
                              die zur Lösung jener Frage bereits vorliegenden Thatsachen mit einigen neuen
                              Anhaltspunkten vermehren zu können.
                           Die große Anzahl und die Mannichfaltigkeit der auf die Zerstörung der Metalle im
                              Seewasser hinwirkenden Ursachen macht die Aufgabe sehr schwierig. Alle diese
                              Ursachen, welche sowohl mechanischer, als physikalischer und chemischer Art sind,
                              haben auf die chemischen Wirkungen und daher auf die Erzeugung der Elektricität,
                              welche die Entstehung einzelner galvanischer Elemente veranlaßt, Einfluß; sie lassen
                              sich nur beseitigen, wenn man sie alle besonders aufsucht und im Einzelnen
                              bekämpft.
                           Da es mit nicht möglich ist, der Akademie meine, diesen Gegenstand betreffende Arbeit
                              in ihrer ganzen Vollständigkeit vorzutragen, so werde ich mich darauf beschränken,
                              eine kurze Uebersicht der wichtigsten Resultate meiner Untersuchungen zu geben;
                              diesen will ich einen Ueberblick von Davy's älteren
                              Untersuchungen hinsichtlich dieses Gegenstandes vorausgehen lassen, damit man meinen
                              Ausgangspunkt zu beurtheilen vermag.
                           In einem am 22. Januar 1824 in der Royal Society
                              gehaltenen Vortrage (Annales de Chimie et de Physique,
                                 t. XXVI p. 84) bemerkte Davy, daß das rasche Verderben des Kupferbeschlags der Kriegsschiffe und
                              die Unsicherheit der Zeit seiner Dauer die besondere Aufmerksamkeit der Lords der
                              Admiralität auf sich gezogen und daß diese letzteren ihn veranlaßt hätten, sich mit
                              Auffindung von geeigneten Mitteln zur Erhaltung dieses Beschlags zu beschäftigen.
                              Diesem Auftrage entsprechend, stellte er sofort eine Reihe von Versuchen an, die ihn
                              zur Entdeckung eines wichtigen Princips führten, welchem gemäß man ein Metall, das
                              im Seewasser positiv elektrisch ist, innerhalb gewisser Grenzen dadurch conserviren
                              kann, daß man dasselbe negativ elektrisch macht.
                           Davy war ein Anhänger der Contacttheorie, d. i. der
                              Erzeugung der Elektricität durch die Berührung zweier heterogenen Metallplatten.
                              Seiner Ansicht nach dient die chemische Wirkung nur zur Uebertragung der
                              Elektricität auf die benachbarten Körper. Diese Anschauungsweise verhinderte ihn,
                              aus seiner Entdeckung die Consequenzen zu ziehen, welche sich aus derselben
                              natürlicherweise ergeben. Zunächst bemerkt er, daß ein erbsengroßes Stück Zink (oder
                              die Spitze eines kleinen eisernen Nagels) vollkommen hinreiche, um 40 bis 50 engl.
                              Quadratzoll Kupfer an jeder Stelle, wo es angebracht worden, vor Zerstörung zu
                              schützen; ferner daß,
                              wenn man an einem Stücke Kupfer oben ein kleines Stück Zink, unten dagegen ein viel
                              größeres Stück Eisenblech befestigt und das Ganze in Meerwasser bringt, dadurch
                              nicht allein das Kupfer auf beiden Seiten, sondern auch das Eisen so gut conservirt
                              wird, daß beide Metalle nach vierzehntägigem Verweilen im Seewasser noch ihren
                              früheren Glanz behalten hatten. Er schloß daraus sofort, daß der Kupferbeschlag der
                              Schiffe vor dem Zerfressen geschützt wird, wenn das Metall mit einer geringen Menge
                              Zink, Stabeisen oder Gußeisen in Contact ist. Er bemerkt überdieß, daß, da die
                              negative Elektricität für das Leben von Thieren und Pflanzen nicht als günstig
                              gelten könne, weil sie die Fällung von Magnesia, einer den Landpflanzen sehr
                              schädlichen Substanz, auf das Kupfer veranlaßt, diese Elektricität dazu beitragen
                              müsse, den Kupferbeschlag der Schiffe von Seepflanzen etc. rein zu erhalten.
                           Nachdem ihm die Lords der Admiralität die Mittel zur Anstellung von Versuchen in sehr
                              großem Maaßstabe bewilligt hatten, um sein Verfahren der Conservirung des
                              Kupferbeschlags der Schiffe zu Chatham und Portsmouth näher zu prüfen, constatirte
                              er die nachstehenden Thatsachen.Philosophical Transactions, 1824; Annales de Chimie et de Physique, t. XXIX p. 187.
                              
                           Kupferbleche, welche auf 1/40 bis 1/1000 ihrer Fläche mit Zink, Stabeisen oder
                              Gußeisen in Berührung waren, wurden im Hafen von Portsmouth mehrere Wochen lang den
                              Bewegungen der Ebbe und Fluth ausgesetzt; vor und nach dem Versuche wurde ihr
                              Gewicht genau bestimmt. Davy fand, daß wenn das
                              Schutzmetall eine Ausdehnung von 1/40 bis 1/150 der Fläche des Kupfers hatte, weder
                              Corrosion, noch Gewichtsverlust des letzteren stattfand; war das Verhältniß beider
                              Metalle 1/200 bis 1/400 : 1, so erlitt das Kupfer einen Gewichtsverlust, welcher um
                              so beträchtlicher war, je kleiner die Fläche des schützenden Metalles wurde. Mit
                              Recht erklärte er das Gußeisen, eine Substanz welche überall zu niedrigem Preise zu
                              haben ist, als das zum Schutze des Kupfers am besten geeignete Metall, welches eben
                              so lange Dienste leisten müsse als Schmiedeeisen und Zink.
                           Der auf diese Weise geschützte Kupferbeschlag erhielt sich mehrere Wochen hindurch,
                              so lange die metallische Fläche des Kupfers blank blieb, vollkommen rein; sobald
                              sich aber das Metall mit kohlensaurer Kalk- und Talkerde überzog, setzten
                              sich Pflanzen und Seethiere an.
                           In den Philosophical Transactions von 1825, S. 328,
                              finden wir noch folgende Beobachtungen:
                           
                           Der Sammarang, ein Schiff von 28 Kanonen, welches i. J.
                              1821 in Indien beschlagen worden war, zeigte sich 1824 bei seiner Rückkunft nach
                              Portsmouth ganz mit einer dicken Kruste von kohlensaurem Kupferoxyd und
                              Kupferoxychlorid, nebst einer üppigen Vegetation von Seegewächsen und zahlreichen
                              Zoophyten überzogen. Wegen der schon weit vorgedrungenen Zerstörung wendete Davy, um das noch vorhandene Kupfer zu schützen, eine
                              größere Menge Gußeisen an als bei neuem Kupfer, nämlich 1/80 von der Kupferfläche.
                              Nach einer Reise nach Neuschottland zeigte sich im Januar 1825 die Kupferfläche sehr
                              gut erhalten. Die Armirungen waren zu zweien vorn und zu zweien hinten angebracht.
                              Ungefähr in der Mitte des Bodens zeigte sich ein nur ganz dünner, pulveriger
                              Ueberzug von Grünspan und hinten, um das Eisen herum, eine Art Rost, dessen unebene
                              Oberfläche einigen Zoophyten, Balanen und Patellen zum Anhaltspunkte gedient hatte,
                              eine Beobachtung, welche insofern von Wichtigkeit ist, als die Ablagerung auf dem
                              schützenden und nicht auf dem geschützten Metalle sich befand.
                           Die Dacht Elisabeth, durch 1/125 Eisenfläche geschützt,
                              welche in zwei Theilen hinten angebracht war, wurde zuerst in der hohen See
                              verwendet und dann lag sie sechs Monate lang im Hafen; das Kupfer zeigte sich nicht
                              angegriffen und es hatten sich weder Zoophyten, noch Mollusken angesetzt, doch
                              fanden sich am Eisenroste einige allerdings nur lose ansitzende Patellen.
                           Das Schiff Carnebria-Castle machte, durch 1/104
                              Eisenfläche geschützt, die Fahrt von Calcutta nach England; nach seiner Rückkehr
                              zeigte sich die Kupferfläche vollkommen gut erhalten und frei von jedem Ansatze oder
                              Ueberzuge.
                           Aus dem Vorhergehenden ergibt sich daß Kupferblech, welches im Wasser eines Seehafens
                              oder auch im Laboratorium sich ruhig im Seewasser befindet und durch Eisen, dessen
                              Fläche weniger als 1/150 von derjenigen des Kupfers beträgt, geschützt ist, an
                              Gewicht zunimmt, indem es sich mit einem Ueberzuge von erdigen und alkalischen
                              Substanzen bedeckt, daß aber das Kupfer sich conservirt und von Ansätzen, von
                              Zoophyten und Muschelthieren frei bleibt, sobald die Fläche des Eisens zwischen
                              1/150 und 1/1000 beträgt.
                           Demnach hatte sich Davy die Aufgabe gestellt, die Grenzen
                              der Flächenausdehnung, innerhalb deren das Kupfer durch
                              andere Metalle geschützt wird, zu bestimmen, ohne auf die Stärke oder die Dicke der letzteren Rücksicht
                              zu nehmen. Ebensowenig berücksichtigte er die mit Partikelchen von dem einen oder
                              dem andern dieser Metalle gemengte Schicht von Zinkoxychlorid oder Kupferoxychlorid,
                              welche der Einwirkung des
                              Salzwassers Widerstand leistet und so die schützende Wirkung hemmt. Hier liegt der
                              Schwerpunkt der Frage: Davy hielt sich nur an die
                              Contacttheorie.
                           Obgleich mehrere der im Vorstehenden erwähnten Versuche ganz günstige Resultate
                              gaben, so fand Davy's Verfahren zum Conserviren der
                              Schiffsbeschläge doch keinen Eingang. Als Grund dafür gab man den negativen Zustand
                              des Kupfers an, welcher den Ansatz von Seegewächsen und Thieren in solchem Grade
                              begünstigt, daß der Lauf des Schiffes dadurch bedeutend verzögert wurde. Wir werden
                              sogleich sehen, daß jener Ansatz keineswegs von dieser Ursache herrührte, weil die
                              schützenden Metalle zum größten Theile verschwunden waren. Man hatte jedoch bemerkt,
                              daß das schützende Metall oxydirt werden müsse, um das Kupfer conserviren zu können.
                              Davy glaubte an die Richtigkeit seiner Theorie in
                              solchem Grade, daß er, wie erwähnt, behauptete, ein erbsengroßes Stück Zink oder die
                              Spitze eines kleinen eisernen Nagels sey hinreichend, um ein Kupferblech von 256 bis
                              320 Quadrat-Centimeter Fläche im Seewasser gegen die zerstörende Einwirkung
                              dieses letztern zu schützen; dieser Schutz konnte jedoch nur sehr kurze Zeit dauern,
                              weil das Zinkstückchen oder die Nagelspitze sehr bald
                              zerstört wurde. Uebrigens weist nichts darauf hin, daß bei den im Meere angewendeten
                              Schutzmitteln auf die aus der Zerstörung des oxydirbaren Metalls erfolgenden
                              Nachtheile Rücksicht genommen wurde; es kann demnach nicht verwundern, daß der
                              Kupferbeschlag sich, wie der Seemann sagt, „schmutzig gemacht,“
                              nämlich mit Seethieren und Pflanzen bedeckt hat. Zudem verhält es sich mit der
                              Erzeugung von Elektricität zur Conservirung des Kupfers und des Eisens im Seewasser
                              ganz so, wie mit der Erzeugung von Wärme; zur letztern ist ein fortwährender Aufwand
                              von Brennmaterial erforderlich, zu jener muß das oxydirbare Metall in dem Grade, als
                              es aufgelöst wird, durch neues Metall ersetzt werden; diese Maßregel ist
                              unerläßlich, wenn die Conservirung sicher stattfinden soll.
                           Die Ursachen, welche die Zerstörung der Metalle veranlassen, sind zahlreich.
                              Besonders müssen wir als solche hervorheben die Ungleichartigkeit der Theilchen, die
                              verschiedene Gruppirung oder Aggregation der Massetheilchen, das Vorhandenseyn
                              irgend welcher fremder Körper, z.B. von Sandkörnchen, Rostflecken etc. auf der
                              Oberfläche der Metalle; auch hie und da angebrachte Hammerschläge, der Druck, ein
                              bloßes Falten u.s.w. sind schädliche Ursachen, welche die Entstehung galvanischer
                              Elemente an der Oberfläche bedingen und durch einen passend gewählten Protector
                              unschädlich gemacht werden. Wie Ed. Becquerel
                               durch seine
                              interessanten, zu Toulon wiederholten Experimente nachgewiesen hat, wirkt auch die
                              Reibung des Wassers in ganz gleicher Weise.
                           Es ist hieraus ersichtlich, weßhalb Metalle, wie das Eisen, welche geschmiedet,
                              gewalzt, gestreckt sind, zahlreiche Ursachen der Veränderung darbieten, welche durch
                              Protectoren, die den elektrochemischen Gesetzen entsprechend angeordnet sind,
                              beseitigt oder unschädlich gemacht werden müssen. Daraus ergibt sich ferner, warum,
                              wie die Erfahrung bewiesen hat, der elektrische Zustand des geschützten Metalls
                              nicht immer einem regelmäßigen Gesetze entspricht.
                           Bei meinen Untersuchungen ließ ich mich von einer wichtigen Betrachtung leiten, von
                              der ich hier sprechen muß. Der Erfahrung zufolge ist nämlich zur Zersetzung von 1
                              Milligramm Wasser eine Quantität freier Elektricität als Strom erforderlich, gleich
                              derjenigen von 20000 Batterien von je 1 Quadratmeter Fläche, die so geladen ist, daß
                              sie bei mehr als 1 Centimeter Entfernung Funken gibt. Diese Elektricitätsmenge ist,
                              wie man annimmt, mit dem Stoffe verbunden und wird bei der Zersetzung von 1
                              Milligramm Wasser frei oder erfährt wenigstens irgend eine Umwandlung, mag sie nun
                              zu Wärme werden oder sich in eine lebendige Kraft umsetzen, deren Wirkungen in den
                              hier uns beschäftigenden Fällen ich zu bestimmen versuchte. Bevor ich aber zu dieser
                              Bestimmung schritt, suchte ich so genau als möglich mittelst der Sinusbussole und
                              geeignet angeordneter Apparate die elektromotorische Kraft des Zinks, des Eisens,
                              des Kupfers, des Bleies und ihrer Legirungen, wenn diese Körper sich in Seewasser
                              befinden, zu bestimmen. Diese Kraft steht mit den auftretenden Affinitäten im
                              Verhältniß und gibt natürlich die Ausgangspunkte zur Auffindung des schützenden
                              Metalls oder der schützenden Legirung, welche letztere nur dann gehörig zu wirken
                              vermögen, wenn der durch das schützende Metall hervorgerufene negative Zustand des
                              geschützten Metalls stärker als derjenige ist, welchen es annimmt, wenn es vom
                              Seewasser angegriffen wird.
                           Demnächst bestimmte ich den elektrischen Zustand sämmtlicher Theile eines geschützten
                              Metalls, um zu erfahren was aus der oben erwähnten lebendigen Kraft wird und um die
                              Gesetze aufzufinden, welchen entsprechend man verfahren muß, um ein Metall mit
                              andauerndem Erfolg zu schützen. Hierzu gelangt man auf folgende Weise:
                           Bringt man ein 5 Meter langes und 6 Centimet. breite Kupferblech von sonach 3000
                              Quadrat-Centimet. Fläche, welches an dem einen Ende mit einem kleinen
                              Zinkstreifen von 1 Quadrat-Centimet. armirt und in gewissen Entfernungen von
                              einander mit verticalen Stäbchen von demselben Metalle und mit verschiedenem Zubehör
                              versehen ist, in Seewasser, so findet man, daß, von dem Zinkstreifen des einen Endes an, bis zu dem
                              andern Ende des Kupferbleches, der elektrische Zustand eines jeden Punktes des
                              letztern schwächer wird, und daß, wenn man die Intensitätscurve graphisch darstellt,
                              indem man zur Abscissenachse eine die elektromotorische Kraft des Kupfers
                              repräsentirende Linie, zu Abscissen die Entfernungen vom Zinkstreifen, und zu
                              Ordinaten die entsprechenden elektrischen Zustände nimmt, jene Curve in Bezug auf
                              die Abscissenachse sich als Asymptote verhält; es läßt sich demnach nicht entnehmen,
                              wie weit der Schutz sich erstreckt. Die ganze Oberfläche des Kupfers behält ihren
                              Glanz, mit Ausnahme des Theiles neben dem Zink, bis auf 1 oder 1 1/2 Meter
                              Entfernung von dem letztern. Man sieht also, daß bei der Oxydation des Zinks die
                              ungeheure Menge der Elektricität, indem sie aufhört mit dem Stoffe vereinigt zu
                              bleiben, als lebendige Kraft wirkt, wenn sie auf das Kupfer bis zu Entfernungen
                              übertragen wird, deren Grenzen noch nicht erforscht sind. Dabei ist zu
                              berücksichtigen, daß durch Vermittelung der das Metall benetzenden Flüssigkeit auf
                              der ganzen Oberfläche desselben secundäre Ströme circuliren, welche elektrochemische
                              Zersetzungen bewirken und sich auf Kosten der bei der Oxydation des Zinks
                              entwickelten Elektricität bilden.
                           Es ist demnach begreiflich, daß man, um eine Kupferfläche so zu conserviren, daß die
                              elektrochemischen Niederschläge vermieden werden, diese Fläche mit einem metallenen
                              Protector armiren muß, dessen elektromotorische Kraft gleich ist derjenigen des
                              Punktes wo jene Ablagerungen oder Niederschläge anfangen unmerklich zu seyn. Die
                              Erfüllung dieser Bedingung ist von Bedeutung um Ansätze von Muscyelthieren etc. zu
                              vermeiden, Ansätze, welche sich allem Anschein nach vorzugsweise an den Stellen
                              bilden, welche bereits mit kohlensaurem Kalk, Magnesia und andern Substanzen
                              überzogen waren.
                           Mit Eisen armirte Kupferplatten und mit Zink geschützte Eisenplatten verhalten sich
                              ähnlich, mit dem Unterschiede, daß die Sphäre der elektrischen Thätigkeit kleiner
                              ist, weil ihre Ausdehnung von der Differenz zwischen den elektromotorischen Kräften
                              des schützenden und des geschützten Metalles abhängt.
                           Man kann sich kaum eine Vorstellung von der geringen Ausdehnung machen, welche man
                              dem Zink und dem Eisen zu geben braucht, um auf den durch sie zu schützenden
                              Metallen die eben besprochenen Wirkungen hervorzubringen; so ist die zur
                              Conservirung des Eisens eines Panzerschiffs erforderliche Metallmenge nur sehr
                              gering.
                           Die schützend wirkenden Zinkkupfer-, Zinkblei- und andere Legirungen
                              wirken im Verhältniß ihres Gehaltes an dem am leichtesten oxydirbaren Metalle, wobei
                              jedoch ihre Härte von Einfluß ist. Bei einer Legirung aus Kupfer und Zink vermindert
                              sich das Schutzvermögen in dem Grade, als das letztere der beiden Metalle oxydirt
                              und aufgelöst wird; zuletzt bleibt nur noch schwammartiges Kupfer zurück, welches
                              sich bald ganz in Oxychlorid verwandelt. Je härter aber die Legirung ist, desto
                              langsamer finden diese Wirkungen statt.
                           Es war erforderlich, daß die Versuche, deren wichtigste Resultate im Vorstehenden
                              berührt sind, an der See wiederholt wurden. Demnach stellte der Marineminister, in
                              Anerkennung ihrer Wichtigkeit, im Hafen von Toulon alle zu deren Durchführung
                              erforderlichen Mittel zu meiner Verfügung. Die dortigen Versuche wurden in großem
                              Maaßstabe angestellt und ließen rücksichtlich der Genauigkeit der im Laboratorium
                              erhaltenen Resultate keinen Zweifel übrig; sie setzten mich außerdem in Stand, neue,
                              für die praktischen Anwendungen wichtige Beobachtungen zu machen, von denen ich
                              einige, welche jedenfalls in genaue Erwägung zu ziehen seyn dürften, hier specieller
                              berühren will.
                           Nachdem die eisernen Panzerplatten der Schiffe mit mehreren Anstrichen von
                              Mennigfarbe überzogen worden sind, conserviren sie sich stets so lange, als dieser
                              Anstrich anhaftet; ist er aber einmal durch die Reibung oder durch die langsam
                              auflösende Wirkung des Seewassers an einzelnen Stellen losgegangen, so beginnt das
                              Metall hier und da angegriffen zu werden; die Theile an denen der Anstrich noch
                              vorhanden ist, sind negativ bezüglich derjenigen an denen derselbe weniger oder gar
                              nicht mehr vorhanden ist, so daß diese letzteren stärker angegriffen werden als
                              jene. Daher rühren jene stellenweisen Veränderungen, welche zuweilen auf der
                              Oberfläche der Eisenbekleidung sich zeigen; dieselben werden sich durch Anwendung
                              von passenden, nach den im Vorstehenden erörterten Grundsätzen angebrachten
                              Protectoren, welche erst nach Entfernung des Menniganstrichs ihren Dienst
                              verrichten, leicht vermeiden lassen.
                           Der Kupferbeschlag des Kieles, welcher keinen Anstrich erhält, muß, da in Bezug auf
                              ihn dieselben Verhältnisse wie bei dem Beschlage der älteren Schiffe obwalten,
                              denselben schädlichen Einflüssen ausgesetzt seyn; man muß ihn daher nicht allein zu
                              seiner Conservirung schützen, sondern auch zur Verhinderung der Niederschläge von
                              erdigen und anderen Substanzen, welche die Ansätze von Muscheln und anderen
                              Weichthieren, von Seepflanzen etc. zu begünstigen scheinen.
                           Alle Theile des Beschlags und des Panzers sind in Toulon durch Hrn. Dupuy so zweckmäßig angeordnet worden, daß es leicht seyn
                              wird, die Protectoren zeitweise zu reinigen und nach Erforderniß auszuwechseln.
                           
                           Es wird sogar möglich seyn, mittelst zu diesem Zwecke construirter Apparate zu
                              ermitteln, ob, wenn das Schiff aus den Docks in den Hafen gebracht werden soll, alle
                              dessen Oberfläche bedeckenden Metalltheile gehörig gegen die zerstörende Einwirkung
                              des Seewassers geschützt sind.
                           Dieß sind die allgemeinen Resultate vielfacher und andauernder, sowohl im
                              Laboratorium als an der See angestellter Versuche über die Mittel, welche zur
                              Conservirung der zum Beschlagen und Bepanzern der Schiffe dienenden Metalle, sowie
                              zur Verhinderung des Ansehens von Seethieren und Seepflanzen anzuwenden sind.
                           Es ist mit nicht möglich, in diesem Auszuge auf die Einzelheiten der zur Erhaltung
                              der Metalle zu treffenden, im vorstehenden Aufsatze erörterten Anordnungen
                              einzugehen; ich begnüge mich zu bemerken, daß die allgemeinen Principien des
                              Verfahrens mit genügend festgestellt zu seyn scheinen und daß nur noch auf die
                              praktischen Anwendungen bezügliche Detailfragen zu lösen übrig bleiben.