| Titel: | Ueber einen amerikanischen und einen englischen Vorschlag zu excentrischen Zügen für gezogene Feuerwaffen. | 
| Autor: | Dy | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXV., S. 89 | 
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                        XXV.
                        Ueber einen amerikanischen und einen englischen
                           Vorschlag zu excentrischen Zügen für gezogene Feuerwaffen.
                        Mitgetheilt vom Artillerie-Hauptmann
                           Dy.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Ueber einen amerikanischen und einen englischen Vorschlag zu
                           excentrischen Zügen für gezogene Feuerwaffen.
                        
                     
                        
                           In dem Scientific
                                    American vom 21. November 1863 findet sich unter der
                              Ueberschrift: „Die Züge gezogener
                                 Gewehre“ eine mit G. Hagenmeyer unterzeichnete Zuschrift an den
                              Herausgeber des genannten Blattes, in welcher die Anwendung von Zugprofilen mit
                              excentrischer Basis bei Anfertigung von gezogenen Feuerwaffen folgender Weise
                              befürwortet wird:
                           
                              „Wenn eine Kugel durch die Kraft des Pulvers im gezogenen Rohre in
                                 Bewegung gesetzt wird, so hat sie das Bestreben geradlinig und ohne spirale
                                 Bewegung vorwärts zu gehen; die Züge müssen sie also zu einer RotationUm ihre in der Längenachse des Rohres liegende Achse. zwingen, und hierbei wird auf einer Seite der Züge, welche ich die
                                 SchneideNach deutscher Nomenclatur Führungsfläche der Züge. derselben nennen will, ein Druck entstehen, während zwischen dem
                                 Geschosse und der anderen Seite der Züge, welche der RückenNach deutscher Nomenclatur Ladefläche der Züge.Anmerk. des Einsenders. derselben heißen mag, ein Zwischenraum entsteht, welcher, als Spielraum,
                                 eine Pulvergasentweichung zur Folge hat. – Durch Züge der in Fig. 16
                                 dargestellten Form wird hierbei auch noch eine ganz unnöthige Reibung des
                                 Geschosses auf dem Boden der Züge erzeugt und es macht diese Zugform, welche man
                                 gewöhnlich angewendet findet, ferner eine bedeutende Tiefe der Züge nothwendig,
                                 wenn dem Projectile durch die Schneiden der letzteren ein genügender Antrieb zur
                                 Notation gegeben werden soll.“
                              
                           
                              „Die Form der Züge würde also besser der in Fig. 17 dargestellten
                                 zu entsprechen haben, bei welcher die mit a
                                 bezeichneten Stellen als die Schneiden der Züge dastehen, das Geschoß also während
                                 seiner Vorwärtsbewegung zur Rotation zwingen, und ferner Boden und Rücken der
                                 Züge von einer Form sind, welche das Geschoß nach Möglichkeit vor Frictionen
                                 sichert, ohne deßhalb den Spielraum unnöthig groß werden zu lassen.“
                              
                           
                              „Ich habe mancherlei Büchsen mit Zügen von der Form Fig. 16 gesehen,
                                 welche, wenige Schüsse ausgenommen, nur sehr ungenau schossen. – Sind
                                 diese Züge zu flach, so folgt ihnen die Kugel nicht, und sind sie zu tief, so
                                 werden dadurch nicht nur Bewegungshindernisse des Geschosses hervorgerufen,
                                 sondern es wird auch ein steter Spielraum erzeugt, während angestellte Versuche
                                 mit neu angefertigten und mit abgeänderten Büchsen von der in Fig. 17 dargestellten
                                 Form des Zugprofiles diese als die beste haben erkennen lassen.“
                              
                           Noch bestimmter wird diese Forderung eines Zugprofiles mit excentrischer Basis ferner
                              in Newton's
                              London Journal of arts vom 1. Februar 1864 durch
                              Veröffentlichung eines Patentes formulirt, welches an Theophilus Alexander Blakely in London (Montpelier-square) am 22. Mai 1863 für „eine neue Methode
                                 Geschütze zu ziehen und deren Geschosse damit übereinstimmend
                                 einzurichten“ ertheilt worden ist.
                           Dieser Erfindung nach sollen nämlich „Zugprofil und Geschoßform so
                                 eingerichtet werden, daß die drehende Kraft, an irgend einem Punkte des
                                 Geschosses angreifend, immer dieselbe Wirkung äußere“ und als hierzu
                              führende Regel wird dann Folgendes angegeben:
                           
                              „Man bestimme zuerst diejenige Entfernung vom Mittepunkte des Projectiles,
                                 in welcher die drehende Kraft wirksam seyn wird; – je kleiner das Kaliber
                                 ist, desto näher liegt dieser Angriffspunkt am Centrum. Dann beschreibe man
                                 einen Kreis, welcher seinen Mittepunkt in der Rohrachse und zum Radius die oben
                                 bezeichnete Entfernung hat, und gebe hiernach den Zügen eine solche Gestalt, daß
                                 jede senkrecht auf ihrer Oberfläche stehende Linie eine Tangente an den so
                                 beschriebenen Kreis ist, wie dieses durch die in Fig. 18 gegebene
                                 Zeichnung veranschaulicht wird, in welcher a b, c d
                                 und e f die Führungsflächen (bearing surfaces) der Züge sind. Die zu diesen Führungsflächen
                                 senkrecht stehenden Linien a g, h i, b k sind alle
                                 gleichweit vom Centrum o entfernt. – Die
                                 Formen der Geschosse stimmen dann hiermit überein, indem auch bei deren
                                 Oberflächenbildung nach denselben mathematischen Regeln verfahren
                                 wird.“
                              
                           Die anscheinende Verschiedenheit, welche bei Vergleichung der Hagenmeyer'schen Zeichnung Fig. 17 und der Blakely'schen Zeichnung Fig. 18 darin liegt, daß
                              die Führungsflächen der zur oberen Rohrhälfte gehörigen Züge in ersterer Zeichnung
                              den linken und in letzterer Zeichnung den rechten Theil der Zugrinne bilden, wird
                              sofort verschwinden, wenn
                              man entweder, – bei gleichbleibendem Standpunkte des Beobachters am hinteren
                              Ende des dort abgeschnittenen Rohres – den Blakely'schen Zug als für ein schraubenrechts und den Hagenmeyer'schen Zug als für ein schraubenlinks gezogenes Rohr bestimmt
                              betrachtet, oder auch, wenn von der Annahme ausgegangen wird, der Blakely'sche Zug werde von der Mündung und der Hagenmeyer'sche Zug vom Ladungsraume eines
                              schraubenrechts gezogenen Rohres aus beobachtet. Die das Spitzgeschoß zur Rotation
                              um seine Längenachse zwingenden Führungsflächen der Züge bilden nämlich, ihrer
                              Bestimmung gemäß, von der Mündungsfläche eines schraubenrechts gezogenen Rohres aus
                              betrachtet, bekanntlich in der oberen Rohrhälfte stets die rechten Seitenflächen der
                              Zugrinnen eines schraubenrechts gezogenen Rohres, während die Ladeflächen derselben,
                              – an denen die mit Führungszapfen oder Führungsleisten versehenen Geschosse
                              eines gezogenen Vorderladungsrohres in den Laderaum des letzteren hinabgleiten
                              –, in diesem Falle am rechten Zugrinnen-Rande liegen.
                           Ihrem Sinne nach stimmen beide Vorschläge also vollkommen darin überein, daß
                              Zugprofile mit concentrisch zum Kaliberkreise geführter Basis und radial zu diesem
                              Kreise liegendem Durchschnitte der Zug-Seitenflächen nicht zu empfehlen sind,
                              vielmehr Zugprofile mit excentrischer Basis zur Anwendung kommen müssen, für welche
                              bekanntlich auch schon von Deutschland und Frankreich aus mannichfache Vorschläge
                              geliefert worden sind.Vergleiche: Rutzky, die Einrichtung und die
                                    Construction gezogener Geschütze, S. 32 bis 47.
                              
                           In Bezug auf Bestimmtheit der Ausführungsvorschriften aber steht der Hagenmeyer'sche Vorschlag, welcher nur das ungefähre Bild
                              eines empirisch gut befundenen Zugprofiles liefert, der genau präcisirten Forderung
                              Blakely's entschieden nach, welche letztere, den
                              Terminologien der Mechanik und der analytischen Geometrie entsprechend ausgedrückt,
                              nichts anderes besagt, als: das senkrecht zur Rohrachse stehende Zugprofil soll die
                              Evolvente eines Kreises seyn, welcher seinen Mittepunkt in der Rohrachse und zum
                              Radius eine Länge hat, deren Maaßzahl man erhält, wenn das Drehungsmoment des um
                              seine Längenachse rotirenden Geschosses durch dessen Masse dividirt und aus dem so
                              entstehenden Quotienten dann die Quadratwurzel gezogen wird.
                           Blakely's Vorschlag weist also für die Gestaltung des
                              Zugprofiles gezogener Feuerwaffen ganz auf dieselbe Curve hin, welche die Mechanik
                              bereits zur Anwendung bringt, wenn es sich darum handelt, die Kämme einer gezahnten Stange nach
                              einem gegebenen Grundkreise zu krümmen, oder auch die Hebedaumen eines Stampfwerkes
                              so einzurichten, daß der verticale Stampfer dadurch gleichförmig gehoben und
                              zugleich auch die Entfernung des Angriffspunktes der hebenden Kraft vom Schwerpunkte
                              des Stampfers nicht geändert werde, und es bestimmt dieser Vorschlag dann auch noch
                              weiter, daß der Radius des dem Zugprofile als Evolute dienenden Grundkreises gleich
                              k seyn soll, wenn das Drehungsmoment des
                              zugehörigen, um seine Längenachse rotirenden Geschosses von der Masse M gleich Mk²
                              gefunden worden ist.
                           Erscheint es demnach zulässig, die hier in Frage kommenden Langgeschosse der
                              einfacheren Rechnung wegen als massive oder hohle Cylinder homogener Masse ansehen
                              zu dürfen, so ist der Radius des dem Zugprofile als Evolute dienen sollenden
                              Grundkreises für ein Vollgeschoß vom Kaliberhalbmesser R
                              gleich R√1/2 und für ein Hohlgeschoß desselben
                              Kalibers gleich √(R² + r²)/2 zu setzen, wenn die innere Geschoßhöhlung
                              den Halbmesser r hat; denn es ist in diesem Falle das
                              Drehungsmoment des massiven Cylindergeschosses gleich 1/2 MR² und das des hohlen Geschosses derselben
                              Art gleich 1/2 M¹ (R² + r²) wenn M und M¹ in beiden Fällen das Product
                              VD aus dem Volum V
                              und der Dichtigkeit D der homogenen Geschoßmasse
                              bedeuten.
                           Sollen, nachdem dieser Halbmesser k des Grundkreises in
                              der einen oder in der anderen Weise, bestimmt worden ist, die Punkte der das
                              Zugprofil zu bilden habenden Kreis-Evolvente dann durch Rechnung festgelegt werden, und bedient man sich hierzu eines
                              rechtwinkeligen Coordinatensystemes, dessen Abscissenachse CX, Fig. 19, radial zum
                              Grundkreise liegend, durch den Anfangspunkt A der Curve
                              geht, so ist der dahin abzielenden Rechnung am einfachsten wohl die als
                              Constructionsbedingung gegebene Länge des Krümmungsradius ρ der Evolvente zu Grunde zu legen, welche für ein dem Centriwinkel
                              ω entsprechendes Peripheriestück kω des abgewickelt werdenden Grundkreises
                              ebenwohl immer:
                           ρ = kω
                              
                           seyn muß. – Combinirt man nämlich hiermit die
                              allgemeine Gleichung für den Krümmungsradius irgend einer Curve von bekanntem
                              Bildungsgesetze:
                           ρ = – ds/dα
                              Vergleiche: Vega, Vorlesungen über die höhere
                                    Mathematik, Bd. II S. 529.,
                           
                           in welcher ds das Differenzial des
                              Curvenbogens und α den Tangenten-Winkel
                              irgend eines Curvenpunktes P bezeichnen, so ist in
                              diesem besonderen Falle also
                           ds/dα = – kω
                              
                           und da ferner auch für die zum Punkte P der Curve gehörige Abscisse und die zugehörige Ordinate y
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 174, S. 93
                              
                           ist, so erhält man hieraus die Gleichung
                           dx/cos
                                 α dα = – kω
                              
                           in welcher, weil für irgend ein, dem Centriwinkel ω des Grundkreises entsprechendes
                              Peripheriestück, kω = AA¹ desselben, die Tangente PN des zu diesem abgewickelten Bogen gehörigen
                              Evolventen-Punktes P, dem zweiten Schenkel CA¹ dieses Centriwinkels parallel seyn
                              muß:
                           α = 180° – ω
                              
                           und folglich
                           cos α = – cos ω
                              
                           zu setzen ist, so daß hieraus das Differenzial der Abscisse
                              x:
                           dx = kω . cos ω . dω
                              
                           und die Abscisse selbst:
                           x = ∫ k
                                 ω . cos ω d ω = k ∫ ω . cos ω d ω
                              
                           gefunden wird, und endlich da
                           ∫ ω cos ω d
                                 ω = ω sin ω –
                              ∫ sin ω d ω = ω sin ω + cos
                                 ω
                              
                           gefunden wird,
                           x = k .
                              cos ω + k ω sin
                                 ω + C
                              
                           folgt, in welcher Gleichung die Constante C der Integration, für Abscissen welche vom Mittepunkte
                              des Grundkreises an gemessen werden, gleich Null ist, weil in diesem Falle für ω gleich Null, die Abscisse x gleich dem Radius k des
                              Grundkreises ist, obige Gleichung also in:
                           k = k + 0
                              + C
                              
                           übergeht, woraus
                           
                           C = 0
                           folgt.
                           Für vom Centrum des Grundkreises an gemessene Abscissen ist also, wenn der Radius
                              dieses Grundkreises gleich k ist, die Abscisse irgend
                              eines Punktes P der Curve:
                           x = k .
                              cos ω + k ω sin
                                 ω
                              
                           und in ganz analoger Weise findet man für die zur Abscisse x gehörige Ordinate y
                              desselben Punktes P den Werth:
                           y = k sin
                                 ω – k ω cos ω,
                           wornach also jeder Punkt dieser Kreis-Evolvente durch
                              Rechnung bestimmt werden kann.
                           Zu einer graphischen Festlegung der hier in Rede stehenden
                              Curve aber können nach dem Vorhergehenden folgende Constructions-Methoden
                              angewendet werden:
                           1) Durch Punkte, indem man die Peripherie des als Evolute
                              gegebenen Grundkreises von irgend einem Punkte A
                              derselben an, siehe Fig. 19, in so kleine und einander gleiche Theile eintheilt, daß jeder
                              derselben ohne Nachtheil mit feiner Sehne verwechselt werden kann, und dann in allen
                              diesen Theilpunkten 1, 2, 3, 4 etc. Tangenten errichtet, auf denen die
                              beziehungsweisen Längen 11' = A 1, 22' = 2 A 1, 33' = 3 A 1 etc.
                              abgeschnitten werden.
                           Die so bestimmten Endpunkte 1', 2', 3', 4' etc. dieser Tangentenlängen sind dann
                              Punkte des als Evolvente dieses Grundkreises gesucht werdenden Zugprofiles.
                           2) Durch kleine Kreisbögen, indem man mittelst der ad 1 bestimmten Tangentenlängen 11' = A 1, 22' = 2 . A 1, 33' = 3.
                              A 1 etc. die kleinen Kreisbögen A 1', 1'2', 2'3', 3'4' etc. beschreibt und die Curve so
                              zusammensetzt.
                           3) Durch einen einzigen zusammenhängenden Zug, indem man
                              um den mittelst einer Metallplatte etc. dargestellten Grundkreis einen biegsamen und
                              undehnbaren Fäden legt, welcher hiernach so von der Peripherie desselben abgewickelt
                              wird, daß er dabei immer straff angezogen bleibt. – Der Fäden wird dann, wenn
                              er z.B. bis zum Theilpunkte 3 der Fig. 19 abgewickelt
                              worden ist, eine Tangente von der Länge A 3 = 3 . A 1 = 33' an den Grundkreis bilden, 3' also ein Punkt
                              der darzustellenden Curve seyn u.s.w.
                           Faßt man weiter auch die Entfernung E = CP in's Auge, welche ein dem Abwickelungswinkel
                              ω des Grundkreises entsprechender
                              Evolventenpunkt P vom Centrum C der Evolute haben wird, so ist dieselbe, wenn der zum Curvenpunkte P gehörige Krümmungsradius mit ρ und der Halbmesser des Grundkreises mit k bezeichnet werden:
                           E = √(k² + ρ) = √(k² + (kω)²) = √(1 + ω²).
                           Für denselben Abwickelungswinkel ω, aber den Halbmesser k¹ des Grundkreises wird diese Entfernung also seyn:
                           E¹ = k¹ √(1 + ω²)
                           und es verhalten sich diese Entfernungen E und E¹ also zu
                              einander wie die Radien k und k¹ der zugehörigen Grundkreise, woraus hervorgeht, daß diese
                              Kreisevolvente um so stärker von der Peripherie ihres Grundkreises abgebogen seyn
                              wird, je größer der Radius k des letzteren ist.
                           Da nun nach dem Vorhergegangenen der Radius des Grundkreises, welcher als Evolute des
                              Zugprofiles einer Feuerwaffe dienen soll, für cylindrische Vollgeschosse homogener
                              Masse gleich R√1/2 und für dergleichen
                              Hohlgeschosse gleich √(R² + r²)/2 ist, wenn R den
                              Kaliberhalbmesser und r den inneren Höhlungsradius
                              derselben bezeichnen, so verhalten sich in diesem Falle die Entfernungen E und E¹ der,
                              gleichen Abwickelungswinkeln der Grundkreise entsprechenden Zugprofilspunkte:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 174, S. 95
                              
                           Die Führungsflächen der Züge müssen, diesem Gesetze entsprechend, demnach für
                              Hohlgeschosse homogener Masse stärker von der cylindrischen Fläche der
                              Kaliberbohrung abgebogen werden, als dieses für Vollgeschosse derselben Art
                              erforderlich ist, und zwar in einem Verhältnisse, welches um so größer ist, je
                              hohler die Geschosse sind.
                           Früher ist in diesem JournaleIm „artilleristischen Nachtrag zu Anderson's Anwendung des Copir- oder
                                       Uebertragungs-Principes bei der Anfertigung und beim Ziehen von
                                       Feuerwaffen,“ Bd. CLXIX S. 92. schon einmal darauf hingedeutet worden, daß für Hohlgeschosse irgend eines
                              Kalibers auch der Drall des Zuges ein anderer als der für Vollgeschosse homogener
                              Masse desselben Kalibers bestimmte seyn müsse, wenn dabei von der Bedingung
                              ausgegangen wird, daß das zwischen den lebendigen Kräften der anfänglichen Rotation
                              und der anfänglichen fortschreitenden Bewegung des Geschosses bestehende Verhältniß constant
                              seyn soll. – Legt man, um die Wirkungen dieses Gesetzes auf
                              Constructionsfragen in Parallele mit denen des obigen zu stellen, auch hier die
                              Rechnung an, so ist der Verhältnißquotient Q der
                              genannten lebendigen Kräfte nach Bd. CLXIX S. 100 dieses Journals für cylindrische
                              Vollgeschosse homogener Masse vom Kaliber-Radius R und für die Drall-Länge H des
                              zugehörigen Rohres:
                           Q = 4,935 . (2R/H)² = 19,74 R²/H²
                           wenn dabei, weil es sich hier nur um Vergleichung dieser
                              Quotienten für Voll – und Hohlgeschosse derselben Materie handelt, von der
                              Schwere der Masseneinheit abgesehen wird, welche letztere nach dem französischen
                              Maaßsysteme bekanntlich gleich ebenso vielen Kilogrammen ist, als die Beschleunigung
                              der Schwere, g, in Metern beträgt.Vergleiche: Duhamel. Lehrbuch der analytischen
                                    Mechanik, Bd. I S. 304.
                              
                           Für ein cylindrisches Hohlgeschoß homogener Masse desselben Kalibers mit dem
                              Höhlungsradius r und der Drall-Länge des
                              zugehörigen Rohres gleich H' beträgt dieser Quotient Q' nach demselben Entwicklungsgange ferner:
                           Q¹ = 19,74 . (R² + r²)/H¹ ²
                           und sollen diese Quotienten also gleich bleiben, mithin
                           Q = Q¹
                           seyn, so erhält man zur Bestimmung des dieser Bedingung
                              entsprechenden Drall-Längen-Verhältnisses die Gleichung:
                           19,74 . R²/H² = 19,74 . (R² + r²)/H¹ ²
                           woraus die Proportion
                           H : H¹ = R : √(R² + r²) = 1 : √(1 + (r/R)²)
                           hervorgeht, durch welche also besagt wird, daß nach diesem
                              Gesetze die für cylindrische Vollgeschosse homogener Masse gültigen
                              Drall-Längen bei Anwendung von Hohlgeschossen derselben Art immer größer
                              werden müssen, je hohler die zum Gebrauche kommenden Projectile sind.
                           Zwischen den beiden hier vorliegenden Gesetzen besteht also der interessante
                              Zusammenhang daß, wenn Zugprofil und Drall-Länge für ein massives
                              Cylindergeschoß homogener Masse irgend eines Kalibers festgestellt worden sind, bei Anwendung eines dergleichen Hohlgeschosses von gegebener
                              Cavität dann die Zugprofile ganz in demselben Verhältnisse
                                 excentrischer werden müssen, in welchem die Drall-Längen zuzunehmen
                                 haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
