| Titel: | Die Torfmoore des unteren Oderthals von Stettin abwärts und deren Austorfung, mit besonderer Besprechung der Torffabrik zu Langenberg; von C. Wasserzieher, Ingenieur. | 
| Autor: | C. Wasserzieher | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXXV., S. 112 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXV.
                        Die Torfmoore des unteren Oderthals von Stettin
                           abwärts und deren Austorfung, mit besonderer Besprechung der Torffabrik zu Langenberg;
                           von C. Wasserzieher,
                           Ingenieur.
                        (Schluß von S. 78 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Wasserzieher, über die Torffabrik zu Langenberg.
                        
                     
                        
                           Nähere Beschreibung der Fabrik-Einrichtung. Die
                              Beschreibung des Dampfbaggers kann hier füglich unterbleiben, da seine Construction
                              nichts Außergewöhnliches darbietet.
                           Prahm-Transport. – Die Entfernung des
                              Baggers von der Fabrik beträgt jetzt gegen 80 Ruthen. Zur Aufnahme des gebaggerten
                              Torfes dienen 7 Prahme à 6 Schachtruthen Inhalt.
                              Einer derselben liegt am
                              Baggerschiff, um gefüllt zu werden; zwei gefüllte werden an den Paternostern
                              entleert; zwei volle Prahme sind unterwegs nach der Fabrik, zwei leere nach dem
                              Bagger. Auf jedem der letzteren vier Prahme ist ein Mann Besatzung.
                           In der Nähe der Fabrik, auf einer Landecke, welche in den durch mehrjährige Baggerung
                              bereits entstandenen kleinen See hineinragt, befindet sich ein Pferdegöpel in
                              directem Betriebe zweier 30 Zoll großer dreifachen Seilrollen mit verticalen Achsen.
                              Nähe am Bagger liegt ein kleiner Prahm vor Anker, der eine eiserne beweglich
                              aufgehängte Rolle von 24 Zoll Durchmesser trägt. Ein 7/8 Zoll starkes Tau ohne Ende
                              läuft über diese Rolle nach dem Göpel, umschlingt hier dreimal die parallel
                              nebeneinander stehenden Rollen und kehrt zur Rolle auf dem Prahm zurück. Die in
                              Bewegung gesetzten Göpelrollen nehmen selbst beim stärksten Zuge das Tau mit, ohne
                              daß dasselbe auf ihnen gleitet. Der kleine Rollen-Prahm wird etwa alle zwei
                              Tage dem vorschreitenden Bagger wieder nachgerückt. Eine lose Leine verbindet beide.
                              An dieser zieht der Arbeiter den gefüllten Prahm vom Bagger nach der Rolle und nach
                              dem am Land laufenden Theile des Taues, befestigt den Prahm an letzterem durch eine
                              einfache Zangenvorrichtung, und wird nun mit 1 1/4 Fuß Geschwindigkeit per Secunde bugsirt. Auf der anderen Seite kehren die
                              leeren Prahme vom Land aus nach dem Rollenprahm und dem Bagger zurück.
                           Das Tau ohne Ende besteht aus mehreren durch sogenannte Teufelsklauen vereinten
                              Längen, und kann mit Leichtigkeit verkürzt und verlängert werden. Auf dem
                              Rollenprahm ist eine kleine Ankerwinde, um deren Trommel sich die Kette eines im
                              Grund liegenden Ankers schlingt und mit deren Hülfe man das Tau straff holen kann.
                              Jeder Arbeiter hat einen Bootshaken und die genannte Zangenvorrichtung, die er
                              überall beliebig mit dem laufenden Tau verbinden und davon lösen kann.
                           Ehe diese Vorrichtung angelegt war, mußte jeder Prahm zwei Mann Besatzung erhalten
                              und da die Verhältnisse nicht gestatten, daß die Prahme vom Land aus mit Ziehleinen
                              getrödelt werden, mußten die Arbeiter lediglich durch Schieben mit langen Bootshaken
                              die Prahme fortbewegen. Bei stillem Wetter gieng dieß auch, obwohl es wegen der
                              großen Wassertiefe (bis 16 Fuß) nur von kräftigen, sehr geübten Männern geleistet
                              werden konnte. Bei leichtem Wind wurde es schwieriger, fixe Brise hemmte die
                              Fabrication, heftiger Wind machte die Arbeit unmöglich. Der Prahmgöpel nebst Pferd
                              und Jungen erspart einen Mann, und die nöthigen vier Mann brauchen nicht ausgesuchte
                              Leute zu seyn. Die Arbeit hängt nicht mehr vom Wetter ab.
                           
                           Ein laufender Fuß des gedachten Göpel-Taues wiegt 8 Loth, durchnäßt 10 Loth.
                              Bei der großen Distanz des Göpels vom Rollenprahm im Verhältniß zu dem geringen
                              Pfeil (circa 7 Fuß) der Kettenlinie würde die absolute
                              Festigkeit des Taues kaum der eigenen Spannung desselben genügen, geschweige den
                              Widerstand der Prahme überwinden. Nun hängt aber die Bucht im Wasser, woselbst 1 Fuß
                              des durchnäßten Taues nur 1,2 Loth wiegt. Dieser Umstand ermöglicht sehr große
                              Distanzen bei verhältnißmäßig geringer Bucht des Taues, wodurch allein die
                              Einrichtung brauchbar wird.
                           Die Paternoster- oder Becherwerke sind etwa 45 Fuß
                              lang und hängen unter einer Neigung von etwa 45 Grad aus dem oberen Theil der Fabrik
                              heraus, woselbst sie um eine horizontale Achse drehbar aufgehängt sind und schweben
                              mit ihren unteren Enden, an Flaschenzügen hängend, über den Prahmen.
                           Construction: 2 hölzerne Wangen von 42 Fuß Länge, 13 Zoll Höhe, 6 Zoll Breite sind in
                              3 Fuß lichter Entfernung mit und nebeneinander verbunden; sie bilden die Seitenwände
                              einer oben offenen Rinne von 12 Zoll Höhe und 3 Fuß Breite, deren Breterboden auf
                              die Verbindungsriegel und Streben aufgenagelt ist. Jede Wange trägt am oberen Ende
                              einen schmiedeeisernen Schwanenhals, mit denen das ganze Werk auf zwei hohlen
                              gußeisernen Zapfen von 10 Zoll Durchmesser drehbar ruht. Diese Zapfen sind mittelst
                              angegossener Platten etwa 24 Fuß über dem Wasserspiegel auf dem vor das Gebäude
                              hervorspringenden Gebälk befestigt. Die Platten dienen gleichzeitig als Lager einer
                              schmiedeeisernen Welle, welche durch die hohlen Zapfen hindurch geht und zwischen
                              beiden die viereckige gußeiserne Betriebswalze von 14 Zoll Quadrat und 3 Fuß Länge
                              trägt, die pro Minute 20 Umdrehungen macht.
                           Das andere untere Ende jeder Wange trägt ein Lager für die Welle einer fünfeckigen
                              gußeisernen Walze von 3 Fuß Länge. Zwei Ketten ohne Ende, mit je siebenzig 15 Zoll
                              langen Schaaken, in 34 Zoll Entfernung von einander über diesen Walzen laufend (wie
                              ein Riemen über zwei Riemscheiben), sind mit einander verbunden durch 70
                              schmiedeeiserne Becher. Die untere leere Becherreihe läuft in der oben gedachten
                              Holzrinne abwärts, geradlinig erhalten durch kleine gußeiserne Gleitstücke, die auf
                              Eichenholzschienen gleiten, welche die Oberkante der Wangen bekleiden. Die obere
                              gefüllte Becherreihe des Werks läuft auf Rollen, die auf einem Nahmen festgelagert
                              sind. Das untere Ende des Werks hängt in eisernen vierscheibigen Flaschenzügen,
                              deren 3/8 Zoll Kette nach einer Windetrommel läuft, die durch Einrücken eines
                              Riemens in Bewegung gesetzt wird. Dadurch wird das Werk mit Leichtigkeit gehoben. Das Senken wird
                              durch eine Bandbremse bewirkt.
                           Das untere Ende des Werks tritt so weit über das Bassin hin, daß es bis in das
                              hintere Ende der Prahme reicht, wenn deren vorderes Ende an das Bollwerk stößt,
                              welches die Grenze zwischen dem Fabrikgebäude und dem mit dem Moor in Verbindung
                              stehenden Bassin bildet. Die ankommenden vollen Prahme werden mit ihrem Vorderende
                              unter das Paternoster gelegt (so daß sie also noch 8–10 Fuß vom Bollwerk
                              abstehen), dieses wird gesenkt und eingerückt; es arbeitet die Torfmasse heraus,
                              während es immer tiefer herabgelassen wird; das Vorderende des Prahms wird leerer
                              und hebt sich dem Paternoster entgegen. In der Fabrik steht eine kleine
                              Schneckenradwinde, deren Kette in das Vorderende des Prahms eingehakt ist. Sobald
                              diese Winde eingerückt wird, zieht sie den Prahm langsam unter dem Paternoster
                              hindurch gegen die Fabrik, bis dasselbe das Hinterende des Prahms erreicht und so
                              denselben entleert hat.
                           Hierbei ist nun aber ein Arbeiter behülflich, der, sobald der Prahm seine Bewegung
                              beginnt, in das leere Ende desselben steigt und mit einer Holzkrücke den liegen
                              gebliebenen Schlamm gegen das Paternoster schiebt, so daß der Prahm nach Verlauf von
                              20 Minuten leer ist.
                           Zuweilen ist der Schlamm so zähe und unbeweglich, daß es nöthig wird, einen kräftigen
                              Wasserstrahl hineinzuleiten, um denselben aufzulockern und loszuschwemmen. Zu diesem
                              Ende geht von der später zu erwähnenden Wasserdruckleitung aus ein Strang nach den
                              Paternostern. Er endet in zwei Hahnen von 3 Zoll Durchmesser mit Schläuchen und
                              Mundstücken, welche von den Arbeitern, wie angedeutet, benutzt werden.
                           Die PaternosterDiese Baggerwerke sind erst kürzlich aus den früheren Schaufelwerken
                                    hergestellt. Letztere drehten sich in entgegengesetztem Sinne wie die
                                    jetzigen Werke, und trugen nicht Eimer oder Becher, sondern Schaufeln, deren
                                    untere Reihe aufwärts stieg und den Schlamm
                                    in der Rinne, welche von den Wangen gebildet wird, emporschleifte. Neu
                                    wirkten diese Werke ganz gut. Die Schaufeln glitten ohne den Boden jener
                                    Rinne zu berühren, aber doch dicht über demselben hin. Aber bald liefen sich
                                    sämmtliche Gelenke und Rollen ein wenig aus und die Schaufeln streiften den
                                    Rinnenboden, was viel Kraftverlust verursachte. Das Uebelste bei dieser
                                    Anordnung aber war, daß jede noch kräftige Wurzel (und es gelangen deren oft
                                    armesstarke unbemerkt bis zum Paternoster) sich zwischen Schaufel und Boden
                                    setzte und entweder das Werk anhielt, oder, und zwar meist, eine Schaufel
                                    verbog resp. zerbrach. Das gab täglich stundenlangen Aufenthalt beim
                                    Auswechseln der Schaufeln und nach drei Campagnen waren sämmtliche Schaufeln
                                    verbogen, geflickt oder erneut. Bei dem jetzigen System ist in der ganzen
                                    Campagne nicht das Mindeste vorgekommen.Dann wurden früher unbegreiflicher Weise die Winden zum Heben und Senken der
                                    Werke von den Arbeitern gedreht. 4 bis 6 Mann waren mit ungeheurem
                                    Zeitverlustbeschäftigt, erst das eine und dann das andere
                                    Werk zu heben, und dicht daneben lief während der Zeit
                                       leer die Transmissionswelle, welche jetzt diese Arbeit verrichtet.
                                    Ferner waren diese Schaufelwerke so kurz, daß wenn der Prahm am Bollwerk
                                    lag, das Ende des Werks nur bis in das Vorderende des Prahms reichte, von
                                    einem Durchziehen des letzteren also nicht die Rede seyn konnte, sondern
                                    aller Schlamm mußte nach einem Ende des Prahms herangedrückt werden, eine
                                    Arbeit, bei der in jedem Prahm drei Mann sich abmühten, so daß sieben Mann
                                    oft täglich nur 18, höchstens aber 24 Prahme entleerten. Freilich fehlten
                                    damals auch die Wasserschläuche, mittelst deren und der übrigen Abänderungen
                                    Hülfe jetzt täglich von drei Mann 40 bis 44 Prahme entleert werden. werden von drei Mann bedient; zwei sind in den Prahmen beschäftigt. Der
                              dritte hebt und senkt die Werke, rückt sie ein und aus, bedient die Winden zum
                              Durchziehen der Prphme und die Wasserhähne.
                           Für den zuweilen vorkommenden Fall, daß der Betriebsriemen während des Ganges
                              zerreißt oder von den Scheiben läuft, was mehrmals eintrat, wenn das Werk zu tief in
                              den Schlamm hineingesenkt wurde, ist unter der Riemenscheibe eine rohe Klotzbremse
                              angebracht, welche der Arbeiter in solchem Falle von feinem Platze aus schnell
                              anziehen kann. Ohne diese Anwendung würde natürlich das gefüllte Werk mit
                              beschleunigter Geschwindigkeit zurücklaufen, was, bevor es aufgehalten werden
                              konnte, zu mannichfachen Brüchen Veranlassung gab.
                           Zerreiben der Torfmasse. – Am oberen Ende jedes
                              Paternosters schütten die Becher den Schlamm in eine große kurze Holzrinne, welche,
                              sich theilend, denselben in zwei neben einander stehende Bottiche führt. Dieselben
                              haben 10 Fuß Durchmesser, sind 2 Fuß tief und aus 2 Zoll starken Planken gemacht.
                              Concentrisch innerhalb ihres Randes, circa 10 Zoll von
                              demselben abstehend und ebenfalls 2 Fuß hoch ist eine zweite Wand, siebartig aus 3/8
                              zölligem Rundeisen gebildet. In diesen inneren Raum von 8 Fuß Durchmesser gelangt
                              der Schlamm. Eine stehende Welle mit vier Armen dreht sich 20 mal per Minute inmitten desselben. Das Ende jedes Armes
                              trägt einen verticalen starken Besen, welcher scharf an der Siebwand
                              hinstreicht.
                           In diesen vier Bottichen wird die Torfmasse zerkleinert, und es werden die Wurzeln
                              und groben Fasern zurückgehalten, während die gereinigte Masse in den ringförmigen
                              Raum außerhalb des Siebes hineincentrifugirt wird. Da der Bagger die Torfmasse stets
                              viel zu trocken liefert, ja selbst in den Prahmen nie so genügend Wasser
                              hinzugesetzt wird, daß die zerkleinerte Masse in den Rinnen außerhalb der Fabrik
                              gehörig fließen kann, so wird während der Bearbeitung in den Bottichen das nöthige
                              Wasser zugesetzt. Zu diesem Zweck liegt oberhalb derselben die Druckleitung einer großen
                              Wasserpumpe, welche über jedem Bottich einen Hahnen trägt, der nach Bedürfniß
                              gestellt wird.An dieser Druckleitung befinden sich 6 Hähne von je 3 Zoll Durchmesser; die
                                    Pumpe liefert so viel Wasser, daß alle 6 gleichzeitig kräftige Strahlen
                                    geben. Oft ist aber nur einer oder sind nur zwei derselben geöffnet, ja sie
                                    sind zuweilen alle geschlossen. Deßhalb mußte die Pumpe einen Regulator
                                    erhalten, welcher sie jeder Anforderung sofort accomodirte. Außerdem
                                    befindet sich natürlich ein Sicherheitsventil auf der Druckleitung. Ich sage
                                    „natürlich“ und doch ist es Thatsache, daß ich kein
                                    Sicherheitsventil und keinen Druckregulator vorfand, obwohl wegen dieses
                                    Mangels bereits zweimal das Druckrohr gesprengt worden war!
                              
                           Vor jedem der vier Bottiche und etwas tiefer steht ein gleiches Gefäß, in welchem
                              sich ein hölzerner Mahlgang befindet. Der fest liegende, 8 Zoll hohe Bodenstein, so
                              wie der rotirende 21 Zoll hohe Läufer sind beide 8 Fuß 6 Zoll lang, auf den
                              mahlenden Flächen mit tiefen Eingangsrinnen versehen und mit Hirn- auf
                              Hirnholz auf einander wirkend. Das Eingangsloch des Läufers ist 4 Fuß 8 Zoll groß
                              und nimmt den aus dem Siebbottich kommenden Strom auf. Die Abflußrinne des Mahlgangs
                              ist durch ein Ueberfallschütz geschlossen, mit welchem man das Niveau der
                              Flüssigkeit außerhalb des Läufers beliebig ändern kann. Dadurch macht man nun den
                              Stein leichter oder schwerer, ja man kann ihn förmlich aufschwimmen lassen, und hat
                              so die Feinheit des Mahlens in der Gewalt. Der rotirende Stein mit seinen tiefen
                              Einzugsrinnen auf der Mahlfläche wirkt übrigens ähnlich einer Centrifugalpumpe denn
                              er mahlt sich im Loch stets leer, während er außen den Schlamm bis zum Ueberfließen
                              über den Bottichrand treibt.
                           Die untere Schicht der Torfsorte III (Tabelle auf Seite 68) läßt sich natürlich nicht
                              verarbeiten; auch würde dieß keinen Sinn haben, wie auf Seite 66 erhellt. Aber auch
                              weniger lissige Schichten und Sorten machen die Verarbeitung schwierig, indem sie
                              die Siebe oft dicht verfilzen.
                           Früher, als 4–6 Prahme pro Tag einen Bottich
                              passirten, hatte man diese Schwierigkeit nie so empfunden, wie nun, wo 9–11
                              Prahme täglich durchgerieben werden müssen.
                           Bei Anlage der Fabrik müssen eigenthümliche Vorstellungen über die Natur des zu
                              verarbeitenden Rohstoffs geherrscht haben: Anstatt der vier Siebbottiche nämlich
                              nahmen vier Walzengerüste den Schlamm aus den Paternostern auf. Jedes enthielt zwei
                              Paar Walzen von 30 Zoll Durchmesser und 4 Fuß Länge. Das obere Paar war geriffelt
                              mit 2 Zoll Theilung, das untere deßgleichen mit 3/4 Zoll Theilung. Die Walzen je
                              eines Paares liefen mit gleicher Peripheriegeschwindigkeit gegeneinander. Die
                              Torfmasse, von den Baggereimer und Paternosterschaufeln schon breiartig zerkleinert,
                              erlitt bei ihrem Durchfluß durch die Walzen eine nur geringe Veränderung. Die
                              kostbaren Walzengerüste, auf denen man Steine hätte zermalmen können, erwiesen sich
                              für die schlammige Torfmasse fast nutzlos.
                           An Stelle der Mahlgänge standen die heutigen Siebe; dieselben waren aber viel enger
                              als diese, weil sie ja die Zerkleinerung vollenden mußten; auch empfiengen sie
                              natürlich alle Wurzeln und Fasern, und verstopften sich demnach viel schneller, als
                              die jetzigen, lieferten aber dennoch niemals den Schlamm so fein als die
                              Mahlgänge.
                           Der Schlamm sammelt sich nun auf allen vier Mahlgängen in einem Canal von fünf Fuß
                              Breite mit geneigter Sohle. Am tiefsten Punkte desselben befindet sich das Saugrohr
                              einer Schwartzkopff'schen Centrifugalpumpe von 30 Zoll
                              Durchmesser und 220 Umdrehungen per Minute, welche den
                              Schlamm in die 18 Fuß höher befindliche Rinnenleitung treibt. Von Unterkante,
                              Saugrohr bis Mitte Rinnenleitung sind 20 Fuß. Die Pumpe hebt bei dieser
                              Geschwindigkeit 134 Pfund oder circa 2 Kubikfuß Schlamm
                              auf 19 Fuß Höhe per Secunde, was einer Arbeit von 6
                              Pferden entspricht.
                           Leistung der Fabrik. – Der ganze Torfplatz ist
                              jetzt circa 65 preußische Morgen groß; davon gehen etwa
                              15 Morgen auf Fabrikplatz, Canäle, Fahrwege, Wälle, Gräben etc. und 50 Morgen oder
                              9000 Quadratruthen werden mit Torf belassen. Eine Quadratruthe liefert circa 54 Kubikfuß trockenen Torf, in einem 54 Kubikfuß
                              großen Kasten eingeschüttet gemessen. Die Stücke sind 2-2 3/4 Zoll im Geviert
                              und 6–8 Zoll lang.
                           Eine preuß. Klafter à 108 preuß. Kubikfuß
                              wiegt
                           aus lissigem Rohstoff circa, 26
                              Centner,
                           aus braunem Rohstoff circa 32
                              Centner.
                           Das spec. Gewicht des Torfs ist circa 0,73 und resp. 0,9.
                              (108 Kubikfuß Torf ohne alle Zwischenräume würden also wiegen resp. 48 1/2 und 59
                              3/4 Centner; die Zwischenräume betragen demnach circa 46
                              Proc., der Torf 54 Procent; wird der Torf gepackt, so betragen die Zwischenräume
                              doch noch 30 Procent, eine Thatsache, die man gewöhnlich weit unterschätzt.)
                           In Wirklichkeit werden in circa 60 Arbeitstagen à 12 effectiven Arbeitsstunden auf 9000
                              Quadratruthen circa 4300 Klafter oder circa 125000 Zollcentner Torf fabricirt.
                           Versendung. – Dieselbe geschieht ausschließlich
                              durch verdeckte Kähne, welche mit Kippwagen von 40 Kubikfuß Inhalt von Laderampen
                              aus beladen werden. Zwischen diesen und den Kähnen ist ein Sieb von 12 Fuß Länge und 4 Fuß Breite
                              etwas geneigt aufgehängt, welches zwei Mann durch Drehen einer quer unter dem Sieb
                              liegenden Daumenwelle in rüttelnde Bewegung versetzen. Das Sieb ist auf 3 Fuß Länge
                              zunächst der Rampe 1 1/4 Zoll weit, alsdann 3/4 Zoll weit aus 3/8 zölligen Stäben
                              zusammengesetzt. Der Torf, der oftmals viel Mull enthält und meistens auch von dem
                              Planum her anhaftenden Sand, wird hier von beiden in gewissem Maaße befreit. Der
                              Sand und ganz feines Mull fallen durch den engeren Theil des Siebes und gesondert
                              das grobe Mull, welches zum Heizen des Fabrikdampfkessels dient. Es wird immer nur
                              an einer Rampe geladen, und zwar mit 6-8 Wagen und 3–4 Pferden; mit 3
                              Pferden werden durchschnittlich per Tag 30 Klafter
                              verladen.
                           Das Sieben und das Wegkarren des Mulls nach den Schuppen kostet pro Klafter 1 Slbrgr. und ergiebt pro Tag etwa 1 Klafter Mull mit einem Werthe für die Fabrik von etwa 2
                              Thlrn. Das Sieben bringt also um so mehr Vortheil, als unsere Fahrzeuge eine größere
                              Anzahl Klafter gesiebten als ungesiebten Torf tragen.
                           Der Torf dient lediglich Fabrikzwecken und wird zum großen Theil in Schweißöfen nach
                              dem Siemens'schen Regenerationsprincip vergast.
                           Sein Preis loco Langenberg frei im Kahn ist per Centner circa 3 1/3
                              Silbergroschen.
                           Bei Betrachtung dieser Torfbereitung fällt zuerst die
                              große Menge Wasser in's Auge, dessen Zuführung die Methode erheischt, um die
                              Zerkleinerung des Torfes, die Ausscheidung von Wurzeln und Fasern, und den Transport
                              der zerriebenen Masse auf weite Strecken hin zu ermöglichen und zu erleichtern.
                              Schon das Baggern bringt viel Wasser in die Prahme; beim Ausschöpfen derselben muß
                              Wasser zugeführt werden, um diese Arbeit zu erleichtern, endlich beim Sieben, und es
                              ist gewiß richtig, daß nur durch dieses Flüssigmachen des Torfes solche Massen so
                              schnell und mit so wenig Handarbeit gehoben, zerrissen, gereinigt und dann noch nach
                              allen Seiten hin transportirt und gleichmäßig ausgebreitet werden können.
                           Bei alledem ist es doch mißlich, daß ein Product, dessen Trocknung schließlich die
                              Hauptaufgabe ist, die Fabrik so wässerig verläßt, daß aus 100 Theilen des Belaufs
                              circa 83 Volum- oder 85 Gewichtstheile Wasser
                              verdunsten oder in den Boden sinken müssen. Natürlich vergeht in Folge davon vom
                              Belauf bis zum Einmiethen geraume Zeit, obschon eben der Sandboden das Absacken und
                              die überaus freie Lage der Felder das Verdunsten des Wassers begünstigt. Dagegen
                              wird letzteres dadurch sehr gehemmt, daß der Torf auf weiten Flächen ausgebreitet
                              liegt und somit beim
                              ersten Aufsetzen der Soden sehr gedrängt zu stehen kommt. Um mit Sicherheit die
                              letzten Belaufe trocken zu erhalten, müssen dieselben vor Ausgang Juni beendet seyn,
                              deßhalb kann man auch nicht darauf rechnen, die erstbelaufenen Felder zuletzt noch
                              einmal zu belassen und so etwa die Production zu steigern. Ferner wird man sich
                              sagen, daß der ganze großartige Apparat nur einen außerordentlich kleinen Theil des
                              Jahres für die Amortisation und Verzinsung der Anlage arbeitet. Dieß ist aber nur
                              für die Fabrik nebst den Paternostern und Rinnenleitungen richtig. Der Sandplan ist
                              ja den ganzen Sommer über nöthig. Der Bagger ist nach der Campagne für fremde
                              Rechnung beschäftigt, so daß er sich genügend verzinst. Die Anlage einer
                              Schneidemühle neben der Fabrik ist nur eine Frage der Zeit; alsdann ist für den Rest
                              des Jahres Dampfmaschine und Kessel lohnend beschäftigt.