| Titel: | Die Melsens'sche Pulverprobe. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LVI., S. 191 | 
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                        LVI.
                        Die Melsens'sche Pulverprobe.
                        Nach dem Bericht von C. Laboulaye im Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, December 1862 S. 705, vom
                           Artillerie-Hauptmann Dy.
                           bearbeitet. – Aus dem Archiv für die Officiere der königl. preuß. Artillerie- und
                                 Ingenieurcorps, 1864, Bd. LVI S. 43.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Die Melsens'sche Pulverprobe.
                        
                     
                        
                           Die Société d'Encouragement pour l'industrie
                                 nationale hat auf Antrag des Hrn. C. Laboulaye
                              als Berichterstatter in ihrem Bulletin die Beschreibung
                              zweier Apparate veröffentlicht, welche von Hrn. Melsens,
                              Mitglied der kgl. belgischen Akademie, zu
                                 dynamometrischen und zu calorimetrischen
                                 Untersuchungen des Schießpulvers construirt, die
                              Aufmerksamkeit des artilleristischen Publicums verdienen möchten. – Die
                              dynamometrische Eprouvette verfolgt den Zweck, von jedem zu untersuchenden Pulver
                              schon im Voraus bestimmen zu können, welche Kraftwirkungen es bei einer bestimmten
                                 Gebrauchsweise, z.B. in einer genau bezeichneten Schießwaffe etc.
                              hervorbringen wird, und der calorimetrische Apparat soll es ermöglichen, auch
                              darüber Untersuchungen anstellen zu können, inwieweit sich das Joule'sche Princip auf Pulver-Explosionen anwenden läßt, nach
                              welchem die einer bestimmten mechanischen Arbeit entsprechende Wärmemenge durch die
                              Hervorbringung eben jener Arbeit dann auch wieder verschwinden muß.
                           Die dynamometrische Pulverprobe des Hrn. Melsens besteht aus zwei wesentlich von einander
                              verschiedenen Theilen, nämlich aus einem Aräometer,
                                 Taucher oder Schwimmer, und aus einem Mörser.
                           Der analog dem Regnier'schen PulverprobirsystemeRouvroy, Vorlesungen über die Artillerie, Thl. 1,
                                    S. 114. construirte Taucher bildet einen in starken
                              Dimensionen angefertigten Aräometer mit graduirtem Stiele, welcher, in dem Wasser
                              einer ihn umgebenden Kufe schwimmend, sich durch die Explosion des zu probirenden
                              Pulvers niedersenkt, sobald das Abbrennen desselben in einem auf dem oberen Theil
                              des Aräometerstieles aufgesetzten Mörser bewirkt wird. Die Größe der jedesmaligen
                              Eintauchung läßt sich leicht messen, wenn man den graduirten Stiel des
                              Instrumentes vorher mit einem rothen Pulver etc. überzogen hatte. Fig. 10 stellt einen
                              solchen Aräometer mit zugehöriger Wasserkufe dar. – Das zum Taucher
                              verwendete Material besteht größtentheils aus Messingblech von 0,001 Meter Stärke.
                              – Der aus einem etwas stärkeren Messingblech angefertigte Stiel von 0,0213
                              Meter Durchmesser ist von unten nach oben in Millimeter eingetheilt und mittelst
                              einer Schraube auf den oberen Conus des Aräometers aufgeschraubt. Der untere
                              conische Theil des Instruments besteht massiv aus Messing und ist ebenfalls durch
                              eine Schraube mit dem Ganzen verbunden. Wird das bis zum Nullpunkte seiner Scale in
                              Wasser von 15° Celsius Temperatur eingetauchte Instrument mit einem Gewichte
                              von 100 Grammen belastet, so taucht es dadurch um 278 Millimeter ein; dem Eintauchen
                              des Aräometers um eine Einheit seiner Scala entspricht also ein Gewicht von 0,360
                              Grammen. – Um ferner die Beweglichkeit des Instrumentes erforderlichenfalls
                              auch noch erschweren zu können, besteht der massive untere Theil des Instruments,
                              durch Fig.
                                 11 im doppelten Maaßstabe von Fig. 10 dargestellt, zum
                              leichteren Anbringen von Ringen, Flügelchen etc. aus zwei ineinander geschraubten
                              Theilen. Die Durchbohrungen E dieses unteren massiven
                              Theiles sind zur Aufnahme eines Stäbchens bestimmt, an welchem der permanente
                              Ballast des Aräometers angebracht wird. Genügt dieser permanente Ballast in einem
                              besonderen Falle noch nicht dazu das Instrument bis zum Nullpunkte seiner Scala in
                              das es umgebende Wasser einzutauchen, so ergänzt man das hierzu fehlende
                              Ausgleichungsgewicht durch Schrotkörner, welche in das Innere des Tauchers
                              eingeführt werden. Um endlich einzelne Gegenstände, z.B. Mörser etc., welche während
                              des Instrumentsgebrauches in dem Wasser der den Taucher umgebenden Kufe niedersinken
                              sollten, bequem wieder emporheben zu können, befindet sich am Boden der letzteren
                              ein Sieb F (Fig. 10), welches
                              mittelst zweier Stiele G, G emporgehoben werden kann.
                              Die feste Führung der letzteren wird durch einen in den oberen Theil der Kufe
                              eingesetzten Ring H (Fig. 10) bewirkt, und es
                              sind diese Stiele G, G hohl, um mittelst ihrer zugleich
                              auch, z.B. im Winter, warmes Wasser in den unteren Theil der Kufe einführen zu
                              können.
                           Den wesentlichsten und charakteristischen Theil der Meisens'schen dynamometrischen Pulverprobe aber bildet der auf den Stiel
                              des Aräometers aufzusetzende Mörser, welcher für
                              verschiedene Versuchszwecke mit verschieden gestalteten Ausbohrungen versehen ist
                              und außerdem auch noch durch das Aufschrauben einer Serie von Mundstücken oder
                              sogenannten Lumièren mit verschiedenartig geformten Ausströmungsöffnungen für das Pulvergas
                              versehen werden kann. – In den Figuren 1 bis 6 sind die
                              sechs von Melsens adoptirten Grundformen der Mörser im
                              Achsendurchschnitt dargestellt. Die cylindrischen Bohrungen A der Figuren 1, 2 und 3 unterscheiden sich
                              lediglich durch das Verhältniß ihrer Höhe zu ihrer Weite von einander, während die
                              cylindroconischen Bohrungen B der Fig. 3, 4 und 6 mannichfache Arten von
                              Cylindern und Kegeln mit einander combiniren. – Die Wandstärken dieser Mörser
                              stehen im umgekehrten Verhältnisse zum Durchmesser ihrer Ausbohrung oder Kammer,
                              welche letztere bei größerer Complicirtheit ihrer Form auch wohl aus zwei
                              zusammengeschraubten Metallstücken gebildet wird. – Jeder Mörser hat eine
                              Schwanzschraube C, welche, bei cylindroconischen Mörsern
                              sowohl auf den cylindrischen als auch auf den conischen Theil der Bohrung
                              aufschraubbar, den unteren Verschluß der Mörserkammer bildet und zugleich zum
                              bequemen Aufsetzen des Mörsers auf den graduirten Stiel des Aräometers eingerichtet
                              ist. Die zum Aufschrauben auf den oberen Theil der Mörserbohrung bestimmten
                              Mundstücke oder Lumièren D sind, wie aus den Fig. 2, 6, 7 und 8 ersichtlich,
                              bald aus einem bald aus zwei Metallstücken zusammengesetzt und bilden cylindrische
                              oder cylindroconische Ausströmungsöffnungen für das Pulvergas, welche sich
                              hauptsächlich durch die Größe ihrer obersten Mundlochtheile wesentlich von einander
                              unterscheiden. Es haben diese letzteren nämlich bei Lumière:
                           
                              
                                 Nr. 7 (Fig. 8)
                                 0,011
                                 Millim.
                                 Durchmesser
                                 und
                                 95,40
                                 Quadr.
                                 Millim.
                                 Querschnitt,
                                 
                              
                                 Nr. 1 (Fig. 6)
                                 0,009
                                 „
                                 „
                                 „
                                 63,30
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Nr. 4 (Fig. 2)
                                 0,0045
                                 „
                                 „
                                 „
                                 15,95
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Nr. 6 (Fig. 7)
                                 0,0026
                                 „
                                 „
                                 „
                                   5,30
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           so daß hierdurch annähernd den Größenverhältnissen von
                              18:12:3:1 der Querschnitte entsprochen wird. – Das Gewicht der Mörser von
                              einerlei Art ist immer genau dasselbe; die Bezeichnung derselben sowie die der
                              Mundstücke oder Lumièren, durch die den Zeichnungen beigesetzten Nummern ist
                              zu Gunsten der Uebereinstimmung mit einer größeren auf diesen Gegenstand bezüglichen
                              Arbeit beibehalten worden, mit deren Veröffentlichung Hr. Melsens umgeht. Fig. 2 und 6 stellen die mit den
                              Mundstücken Nr. 4 und Nr. 1 armirten Mörser Nr. 4 und Nr. 78; – Fig. 7 und 8 den
                              Achsendurchschnitt und die obere Ansicht der Lumièren Nr. 6 und Nr. 7 dar.
                              Die Gesammtvolumina der inneren Mörser-Ausbohrungen betragen, wenn sämmtliche
                              Mörser mit Lumièren von der Form Nr. 1 (Fig. 6) armirt sind,
                              bei
                           
                           
                              
                                 Mörser
                                 Nr.   1 (Fig. 3)
                                 101,5
                                 Kubik-Centimeter,
                                 
                              
                                 „
                                 Nr.   4 (Fig. 2)
                                   22,0
                                 „            
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                 Nr. 12 (Fig. 1)
                                     9,0
                                 „            
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                 Nr. 77 (Fig. 4)
                                     9,0
                                 „            
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                 Nr. 65 (Fig. 5)
                                   15,0
                                 „            
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                 Nr. 78 (Fig. 6)
                                   32,0
                                 „            
                                    „
                                 
                              
                           Zum Einfüllen des Pulvers in die Mörser dient ein Trichter,
                              dessen Form der in Fig. 9 dargestellte Verticaldurchschnitt angibt, und welcher zum
                              Gebrauche auf das Mundstück des Mörsers aufgesetzt wird.
                           Der Gebrauch des Instrumentes bei Ausführung der
                              dynamometrischen Pulverprobe geschieht in folgender
                              Weise: Man setzt den Aräometer in die zugehörige mit Wasser gefüllte Kufe ein,
                              versieht dann den Mörser mit seiner Lumière, füllt die gewöhnlich 3 Gramme
                              schwere Pulverladung mit dem Trichter ein, stößt den Mörser mit seiner
                              Schwanzschraube dreimal auf den Rand der Kufe auf, setzt eine Zündschnur durch das
                              Mundloch der Lumière ein, wie dieses die einen geladenen Mörser darstellende
                              Fig. 2
                              versinnlicht, und steckt dann den so armirten Mörser auf den graduirten Stiel des
                              Tauchers auf, wornach der Ballast des Instrumentes in der Weise justirt wird, daß
                              der Nullpunkt seiner Scalen-Eintheilung nahezu mit der Oberfläche des in der
                              Kufe befindlichen Wassers übereinstimmt. Hierauf bestreicht man den graduirten Stiel
                              des Tauchers mittelst eines Pinsels mit einer dünnen Lackschicht, welche Ziegelmehl,
                              gepulverten Blutstein etc. enthält, und notirt sich ganz genau denjenigen Punkt der
                              Scalen-Eintheilung, an welchem die Wasseroberfläche bei ruhig gewordenem und
                              in der Mitte der Kufe schwimmendem Instrumente steht. Dann gibt man Feuer und
                              bemerkt sich endlich, wenn der durch die Gewalt der Pulver-Explosion in das
                              Wasser niedergetauchte Aräometer wieder emporgestiegen ist, genau die Anzahl
                              derjenigen Scalentheile des graduirten Stieles, um welche das Instrument durch den
                              Schuß eingetaucht worden war, was an dem, wie oben erwähnt, vorbereiteten Stiele
                              leicht abzulesen steht, da es sich hierbei nur um die Differenz der beiden
                              Eintauchungspunkte vor und nach dem Schusse handelt. – Aus diesem Grunde
                              genügt es daher auch vollständig, wenn das Instrument vor dem Schusse nur auf einen
                              in der Nähe des Nullpunktes seiner Scala liegenden Eintauchungspunkt justirt worden
                              ist, was eine Erleichterung gewährt, da es sehr zeitraubend seyn würde, wenn man das
                              Instrument bei restirend gebliebenen Pulverzersetzungsproducten etc. vor jedem
                              Schusse immer genau wieder auf den Nullpunkt seiner Scala als Eintauchungspunkt
                              einspielen lassen müßte. – Dagegen aber ist es von größter Wichtigkeit, daß
                              das Wasser, in welches
                              der Aräometer eintauchen soll, immer genau dieselbe Temperatur hat, welche letztere
                              Hr. Melsens, wie schon oben erwähnt wurde, auf 15°
                              C. festsetzt, und daß ferner die Ladung des Mörsers stets auf dieselbe Weise im
                              Innern desselben aufgeschichtet ist, wozu das oben vorgeschriebene dreimalige
                              Aufstoßen des geladenen Mörsers auf den Rand der Wasserkufe, in Verbindung mit den
                              sich stets gleich bleibenden Manipulationen des Ladungsmodus überhaupt dienen soll.
                              – Der Taucher, welchen Hr. Melsens zu seinen
                              Pulveruntersuchungen anwendet, wiegt 4,950 Kilogramme und behält auch bei
                              aufgesetzten Mörsern von 1,4 bis 1,5 Kilogrammen Gewicht noch immer ein stabiles
                              Gleichgewicht. – Sehr zur Erleichterung der anzustellenden Versuche dient es,
                              wenn alle anzuwendenden Mörser dasselbe Gewicht haben; – sind die zu einer
                              vorliegenden Pulveruntersuchung nothwendigen Mörser aber nun einmal verschieden
                              schwer, so justirt man das Instrument zunächst nur für denjenigen Mörser, welcher
                              das größte Gewicht hat, setzt dann in den unteren Theil der graduirten Röhre des
                              Tauchers einen Pfropf ein und legt auf denselben bei zum Versuche kommenden
                              leichteren Mörsern dann immer so viele Schrotkörner auf, als erforderlich sind, um
                              den auf diese Weise armirten Taucher oder Schwimmer die Oberfläche des in der Kufe
                              befindlichen Wassers mit einem in der Gegend des Nullpunktes seiner Scala liegenden
                              Theilstrich berühren zu lassen. Für ein Einspielen des Instrumentes mit dem
                              Nullpunkte seiner Theilung an der Oberfläche von Regenwasser, welches eine
                              Temperatur von 15° C. hat, finden in dieser Beziehung bei Armirung des
                              Tauchers mit den in Fig. 1–9 dargestellten Mörsern
                              etc. folgende Gewichtsverhältnisse statt:
                           
                              
                                 Taucher
                                   4,950 Kilogr.
                                   4,950 Kilogr.
                                 
                              
                                 Cylindrischer      Mörser
                                    Nr.   1, 12 oder 4
                                   0,650    „
                                     
                                    –        „
                                 
                              
                                 cylindroconischer    
                                    „    Nr. 65, 77  
                                    „   78
                                     
                                    –        „
                                   1,150    „
                                 
                              
                                 Ballast in der graduirten Röhre
                                   0,500    „
                                       –      
                                    „
                                 
                              
                                     
                                    „     im Instrument
                                   4,550    „
                                   4,550    „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Totalgewicht
                                 10,650 Kilogr.
                                 10,650 Kilogr.
                                 
                              
                           Die eisernen und kupfernen Instrumente, welche zum Reinigen des Innern der Mörser und
                              Lumièren dienen, sowie der Schlüssel zum Auf- und Abschrauben der
                              Mundstücke und die kegelförmige Kaliberleere zum Nachmessen der Bohrungsdurchmesser
                              von Mörser und Mundstück bedürfen hier keiner besonderen Beschreibung.
                           Der calorimetrische Apparat zur Untersuchung des
                                 Schießpulvers ferner besteht höchst einfacher Weise aus einem mit
                              Quecksilber gefüllten hölzernen Gefäße d, Fig. 11½, in
                              welches ein mit Schwanzschraube, Lumière und Pulverladung versehener Mörser eingeführt
                              wird. Vier durch die Wände dieses den Mörser umgebenden Holzgefäßes gehende
                              Schrauben e sichern die centrale Lage des ersteren in
                              letzterem, so daß dadurch die Achse des Mörsers mit dem Mittepunkte der
                              Gefäß-Oeffnung c, welche in der oberen Wand des
                              Holzgefäßes d angebracht ist, zusammenfällt. Zur Messung
                              der vor und nach dem Schusse bestehenden Temperaturen des den Mörser umgebenden
                              Quecksilbers dienen zwei in das Quecksilbergefäß eingetauchte Thermometer, welche so
                              empfindlich construirt sind, daß sie noch Zehntel-Theile der hunderttheiligen
                              Scala ablesen lassen.
                           Beim Gebrauche dieses calorimetrischen
                                 Pulveruntersuchungs-Instrumentes mißt man zunächst die Temperatur
                              des den geladenen Mörser umgebenden Quecksilbers, entfernt dann die Thermometer,
                              gibt Feuer und verstopft hierauf die Gefäßöffnung c,
                              damit endlich auch die Quecksilber-Temperatur nach
                              dem Schusse mittelst der wieder eingeführt werdenden Thermometer möglichst genau
                              bestimmt werden könne. – Die Differenz beider Temperatur-Beobachtungen
                              dient hierauf als Anhaltspunkt für die Schlußfolgerungen zur Bestimmung der beim
                              Schießen mit dem zu untersuchenden Pulver frei gewordenen Wärmemenge.
                           Zur Versinnlichung der Resultate, welche bei der Untersuchung
                                 verschiedener Pulversorten mit dem dynamometrischen Apparate erhalten
                              werden, wählt Hr. Melsens die graphische Darstellung,
                              indem er sich hierzu eines carrirten Papieres bedient, dessen Seiten der auf ihm
                              verzeichneten kleinen Quadrate die Größe von irgend einer sich gleichbleibenden
                              Anzahl von Einheiten der Scalen-Eintheilung des Aräometers haben. –
                              Von irgend einem, als Nullpunkt eines aufzutragenden orthogonalen Coordinatensystems
                              anzunehmenden Eckpunkte dieser kleinen Quadrate aus theilt man dann die horizontale
                              Abscissenlinie in so viele gleiche Theile von angemessen erachtet werdender Länge
                              ein, als Mörser- und Lumièren-Combinationen zur Prüfung des zu
                              untersuchenden Pulvers angewendet werden sollen, und markirt die diesen Theilpunkten
                              entsprechenden senkrechten Ordinaten durch starke Linien, welche an ihrem oberen
                              Ende die Bezeichnung derjenigen Mörser- und Mundstück-Combination
                              erhalten, deren Schießresultate man auf ihnen aufzutragen beabsichtigt. Diese
                              Bezeichnung geschieht einfach in der Form eines Bruches, dessen Zähler die Nummer
                              des Mörsers und dessen Nenner die Nummer desjenigen Mundstückes angibt, durch dessen
                              Verbindung mit ersterem diejenigen bei einem anzustellenden Schießversuche von der
                              Aräometerscala abzulesenden Rücklaufszahlen erzielt werden, welche dann auf dieser Ordinate, von der
                              horizontalen Abscissenlinie als Nullpunkt an, in Theilen der Aräometerscala
                              aufgetragen werden sollen. Ist dieses hierauf bei einem zu prüfenden Pulver für
                              mehrere Mörser- und Lumièren-Combinationen geschehen, so werden
                              die dadurch markirten Punkte der verschiedenen verticalen Ordinaten durch gerade
                              Linien mit einander verbunden und so zur Construction einer gebrochenen Linie
                              benutzt, deren Gestaltung dem Auge des Beobachters sofort die Art und Weise
                              versinnlicht, in welcher das zu prüfende Pulver in jeder der angewendeten
                              Zusammenstellungen von Mörser und Mundstück gewirkt hat. Verfährt man auf dieselbe
                              Weise dann auch mit mehreren Pulversorten, so erhält man hierdurch Zeichnungen,
                              welche die Vergleichung von deren Wirkungen mit einander sehr erleichtern. Die
                              Schießversuche, welche den so entstandenen Diagrammen, deren Darstellung in den Figuren 12,
                              13, 14 und 15 enthalten
                              ist, zu Grunde liegen, sind zwar mit einem Apparate angestellt worden, welcher nicht
                              ganz genau mit dem oben beschriebenen übereinstimmt; Hr. Melsens glaubt aber, gestützt auf seine Versuchserfahrungen, versichern zu
                              dürfen, daß diese Zeichnungen sich reproduciren werden, sobald die in denselben
                              angegebenen Combinationen von Mörsern und Lumièren der in Rede stehenden
                              dynamometrischen Pulverprobe zur Anwendung kommen.
                           Das in Fig. 12
                              dargestellte Diagramm versinnlicht die Resultate von Schießversuchen, welche mit vier verschiedenen französischen Pulvern angestellt worden sind, und es haben dieselben hiernach für sechs verschiedene Combinationen von Mörsern und Mundstücken der oben bezeichneten Art in runden Zahlen
                              folgende Resultate ergeben:
                           
                              
                                 Combinationvon
                                 In Millimetern gemessener Rücklauf bei
                                    Pulverfür
                                 
                              
                                 Mörser und Mundstück
                                 Minen.
                                 Kanonen
                                 Musketen.
                                 Jagd.
                                 
                              
                                 12/1
                                   15
                                 200
                                 260
                                 360
                                 
                              
                                   4/1
                                 100
                                 320
                                 350
                                 400
                                 
                              
                                 12/4
                                 230
                                 380
                                 400
                                 420
                                 
                              
                                   4/4
                                 280
                                 370
                                 390
                                 390
                                 
                              
                                 12/6
                                 350
                                 390
                                 400
                                 400
                                 
                              
                                   1/6
                                 300
                                 300
                                 320
                                 310
                                 
                              
                           Die Rückstöße, welche bei Anwendung des Mörsers Nr. 12 mit Lumière Nr. 1 für
                              diese vier Pulversorten so sehr verschieden von einander ausfallen, sind also für den mit
                              Mundstück Nr. 6 armirten Mörser Nr. 1 fast ganz dieselben; – Jagd- und
                              Musketenpulver schlagen am kräftigsten in Mörser Nr. 12 mit Lumière Nr. 4 und
                              haben gleiche Wirkung in den Mörser- und Mundstück – Combinationen 4/4
                              und 12/6; – Minen – und Kanonenpulver endlich erhalten das Maximum
                              ihrer Wirkung in dem Mörser Nr. 12 mit dem Mundstück Nr. 4.
                           Dieselben vier Pulversorten mit einem Regnier'schen Mörser
                              probirt, bezüglich dessen Construction auf den Bulletin
                              vom Jahr 1807, Bd. IV Seite 93 hingewiesen wird, ergeben für Pulver zu:
                           
                              
                                 Minen die Rücklaufszahl
                                 20
                                 Millimeter,
                                 
                              
                                 Kanonen
                                    die      „
                                 170
                                 „
                                 
                              
                                 Musketen die     „
                                 230
                                 „
                                 
                              
                                 Jagd
                                    die            
                                    „
                                 380
                                 „
                                 
                              
                           und es läßt sich durch eine einfache Vergleichung dieser
                              Versuchszahlen mit denen des Diagramms schon hiernach ermessen, wie wenig das Sichbegnügen mit einer einzigen Versuchszahl zur
                                 Erlangung einer richtigen Vorstellung von den
                              Wirkungsäußerungen eines zu untersuchenden Pulvers geeignet ist, da es nach Ausweis des Diagramms
                              Umstände geben kann, unter denen selbst die gewöhnlichsten Pulversorten ganz
                              denselben Effect hervorzubringen vermögen, wie die noch so sorgfältig
                              zubereiteten.
                           Einen noch weiteren Beleg für das Ungenügende einer einzigen Pulverprobe liefert
                              das in Fig.
                                 13 dargestellte Diagramm, in welchem die Resultate zusammengestellt sind,
                              welche mit fünf verschiedenen durch die Buchstaben A, B, C,
                                 D und E bezeichneten Sorten von Geschützpulver
                              erhalten wurden, als man sie mit einem Mörser Regnier'scher Construction und den drei Combinationen 12/1, 12/4 und 4/4 der
                              in Fig.
                                 1–9 dargestellten Mörser und Mundstücke einer dynamometrischen Probe
                              unterwarf. Der in Millimetern gemessene Rücklauf betrug hierbei:
                           
                              
                                 Für die Mörser und
                                 Bei den Pulversorten
                                 
                              
                                 beziehungsweise Mundstücke
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    D
                                    
                                 
                                    E
                                    
                                 
                              
                                 nach Regnier
                                   35
                                   45
                                   20
                                   15
                                 
                                 
                              
                                 12/1
                                 135
                                 150
                                   50
                                   40
                                 200
                                 
                              
                                 12/4
                                 325
                                 325
                                   34
                                 280
                                 380
                                 
                              
                                   4/4
                                 370
                                 355
                                 370
                                 350
                                 370
                                 
                              
                           
                           Es rangiren diese fünf Pulversorten also nach den beiden ersten Proben, welche mit
                              dem Regnier'schen Mörser und mit dem Mörser Nr. 12 nebst
                              der Lumière Nr. 1 angestellt wurden, ihrer hervorgebrachten Wirkung nach in
                              der absteigenden Ordnung:
                           E > B >
                              A > C > D.
                           Die Schießversuche mit Mörser Nr. 12 und Lumière Nr. 4
                              ergeben das abnehmende Kraftverhältniß:
                           E > C >
                              A > B > D
                              
                           und der Mörser Nr. 4 mit der Lumière Nr. 4 gibt, durch
                              die Resultate der mit ihm angestellten Schießversuche, den auf die Wirkungsgrößen
                              dieser fünf Pulversorten bezüglichen Aufschluß:
                           E = A =
                              C > B > D.
                           Während demnach alle diese Proben in mit einander übereinstimmenden Resultaten E als das stärkste und D als
                              das schwächste der probirten Pulver ergeben, äußert die Pulversorte C in dem engen Mörser Nr. 12 mit der weiten Mundöffnung
                              von Lumière Nr. 1 eine weit geringere Wirkung, als in demselben Mörser mit
                              der engeren Mundöffnung von Lumière Nr. 4, und es schlägt diese Pulversorte
                              C endlich in dem weiteren Mörser Nr. 4 mit
                              Beibehaltung der Lumière Nr. 4 sogar gerade so stark als die beste
                              Pulversorte E. –
                           In den dienstlich bestehenden Pulverproben Belgiens wirken nach Melsens die vier ersten der genannten Pulversorten bei Anwendung des Probirmörsers mit erleichterter
                                 Bombe in den Stärke-Verhältnissen:
                           B > A >
                              C > D
                              
                           und bei dem Schießen mit dem gegossenen
                                 langen 24-Pfünder durch Hervorbringung der Anfangsgeschwindigkeiten
                              von
                           C > A >
                              B > D.
                           Die Ergebnisse der belgischen Mörser-Eprouvette
                                 stimmen also im Allgemeinen mit denen von Mörser
                              Nr. 12 nebst Lumiére Nr. 4, und die des langen 24-Pfünders mit denen
                                 von Mörser Nr. 4 nebst Lumière Nr. 4
                              überein, und es erscheint somit der Schluß gerechtfertigt, daß, wenn hierbei auch
                              von einem genauen Uebereinstimmen der bezüglichen Zahlenverhältnisse abzusehen seyn
                              dürfte, diese oben beschriebene Pulverprobe denn doch
                              ganz dazu geeignet ist, die dynamischen Werthzahlen
                                 verschiedener zur Untersuchung vorliegender Pulversorten mit Regelmäßigkeit und Sicherheit für verschiedene Gebrauchsweisen derselben feststellen zu lassen.
                           Weiter entspricht das mit E bezeichnete Pulver mit seiner
                              in dem Diagramm der Fig. 13
                              enthaltenen Wirkungslinie, nach Melsens, den
                              durchschnittlichen Wirkungen verschiedener Sorten französischen Geschützpulvers;
                              – Proben von englischen und holländischen Pulversorten haben sich in ihren
                              Schießresultaten denjenigen angenähert, welche in demselben Diagramme für die Sorten
                              A und C verzeichnet
                              sind, und endlich haben verschiedene Sorten deutschen Pulvers, deren quantitative
                              Zusammensetzungsverhältnisse von der Dosirung von Sechs (6 : 1 : 1) mehr oder
                              weniger abwichen, und welche bei einem specifischen Gewichte von mehr als 0,900
                              geglättete Körner vom Durchmesser des Musketenpulvers hatten, deren 900 bis 1000
                              Stück auf einen Gramm gingen, unter den im Diagramme der Fig. 13 angegebenen
                              Bedingungen Schießresultate ergeben, die im Allgemeinen immer mit denen des
                              Tracé's der Geschützpulversorte E
                              übereinstimmten, woraus ersichtlich ist, daß auch
                                 Pulversorten mit physikalisch und chemisch von einander verschiedenen
                                 Eigenschaften unter bestimmten Umständen ihres
                              Gebrauches ganz dieselbe
                                 Wirkung äußern können, und wodurch also abermals die Richtigkeit der
                              Behauptung erwiesen wird, daß man über die ballistischen
                                 Eigenheiten eines Pulvers, welches nur unter einem einzigen Modus seines Abbrennens probirt wurde, hierdurch allein noch kein richtiges und umfassendes
                                 Urtheil haben könne.
                           Vermittelst des in Fig. 14 dargestellten Diagramms, welches die mit einem Minenpulver A, neun Qualitäten von Geschützpulver B, C, D, E, F, G, H, I, J, K und einem Jagdpulver L unter den angemerkten Umständen erhaltenen
                              Schießresultate graphisch wiedergibt, soll anschaulich gemacht werden, daß mittelst
                              der Melsen'schen Pulverprobe auch die Bedingungen aufgefunden werden können, unter welchen Pulversorten die, in lange Streifen gelegt
                              oder zu Mehlpulver zerrieben, nur
                                 langsam abbrennen, ebenfalls bedeutende
                                 Kraftwirkungen hervorzubringen im Stande sind, und daß also auch in dieser Beziehung eine einseitige Pulverprobe unter Umständen zu ganz falschen Schlußfolgerungen führen kann.
                           Das Minenpulver A ist französisches mit sphärischen
                              Körnern. – Die acht Kanonenpulver B, C, D, F, H,
                              I, J und K haben
                              zwar sämmtlich die reglementsmäßige Körnung von 0,0014 bis 0,0025 Meter Durchmesser
                              der einzelnen Körner; sie sind aber dennoch sowohl in physikalischer als auch in
                              chemischer Hinsicht von einander abweichend. Das Kanonenpulver D hat sehr starke Körner von 0,004 bis 0,005 Meter
                              Durchmesser und ist genau nach den Verhältnissen von 6 : 1 : 1 dosirt. Das Jagdpulver L endlich ist mit rother Kohle angefertigt, und
                              entspricht den feinsten Sorten welche Frankreich von dieser Pulvergattung
                              hervorbringt.
                           Classificirt man diese 11 Pulversorten in Bezug auf die Raschheit des
                              Zusammenbrennens ihres Mehlpulvers, so erhält man in abnehmender Reihenfolge:
                           
                              
                                 1)
                                 H als das am raschesten verbrennende,
                                 
                              
                                 2)
                                 F und D als weniger
                                    rasch verbrennende,
                                 
                              
                                 3)4)
                                 
                                    L
                                    
                                    E, I, J,
                                       K
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 als immer langsammer verbrennende,
                                 
                              
                                 5)
                                 A, B, C als die am langsamsten
                                    verbrennenden.
                                 
                              
                           Untersucht man dieselben 11 Pulversorten aber mittelst der Regnier'schen und den nachverzeichneten vier Combinationen der Melsens'schen Pulverprobe, so erhält man in
                              dynamometrischer Hinsicht bei den Mörsern:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 174, S. 201
                              Nach Regnier; Zwischen Nr. 12 u.
                                 Nr. 4, Mundstück Nr. 1; immer kleiner werdende Rücklaufszahlen in der
                                 Pulversorten-Reihenfolge; L; J; K; I; H; F; E; C; D; B; A
                              
                           wobei die Einklammerungen gleiche Rückläufe andeuten. Das Pulver
                              L von mittlerer Raschheit des
                              Zusammenbrennens seines Mehlpulvers schlägt also in allen
                              diesen Proben am stärksten:
                              – der langsam abbrennende Pulversaß von C liefert ein Pulver, welches
                              in den Mörser- und Lumièren-Combinationen 12/4 und 4/4 der Melsens'schen Pulverprobe mehr Kraft entwickelt, als die Pulversorte
                              H mit dem am raschesten
                                 abbrennenden Mehlpulver, und es hat sich endlich diese dem raschesten Satze angehörende Pulversorte
                              H auch bei sämmtlichen der
                              hier gemachten Proben
                              weniger kräftig
                                 erwiesen, als dieses bei den aus relativ langsamem Satze bestehenden Pulversorten
                              I, J, K der Fall war.
                           Das in Fig. 15
                              dargestellte Diagramm endlich, welches die Versuchsergebnisse von sechs Geschützpulversorten
                              A, B, C, D, E und F enthält,
                              mit denen auch auf dem Polygone der belgischen Artillerie
                                 vergleichende Schießversuche im Großen angestellt worden sind, hat den
                              Zweck, Nachricht darüber zu geben, welcher Combinationen von Mörsern und Lumièren des Melsens'schen Apparates man sich zu bedienen hat, um ein für bestimmte artilleristische Zwecke dienen sollendes
                                 Pulver sachgemäß auswählen zu können. Man erhielt nämlich bei Prüfung
                              dieser Pulversorten durch Anwendung der Melsens'schen
                              Pulverprobe:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 174, S. 202
                              Mit Mörser und Lumière:; die
                                 Größenverhältnisse der Rücklaufszahlen:; A; B; C; D; E; F
                              
                           und es ergab sich dann bei Vergleichung dieser Resultate mit
                              denjenigen der auf dem Polygone der belgischen Artillerie mit deren Waffen
                              angestellten Parallel-Versuche, daß einmal die Reihenfolge der Wirkungs-Intensitäten, welche durch Pulverprüfungen
                              mit Mörser Nr. 12 und Lumière Nr. 1 erhalten wird,
                              ganz mit derjenigen übereinstimmt, welche bei Anwendung
                              der belgischen Mörser-Eprouvette zum Vorschein
                              kommt; – daß ferner durch Anwendung von Mörser Nr.
                              12 und Lumière Nr. 4 dieselbe dynamometrische Classification der zu prüfenden Pulversorten
                              erreicht wird, wie durch Anwendung der belgischen
                                 Kanonen-Eprouvette, und daß endlich die relativen Schießresultate, welche mit Mörser
                              Nr. 4 und Lumière Nr. 4 erhalten werden, durchaus
                              denjenigen analog ausfallen, welche bei Anwendung der
                              belgischen Feld- und Belagerungs-Geschütze sich herausstellen.
                           Die Anzahl der zur Ermöglichung eines sicheren Signalements
                                 des zu prüfenden Pulvers nöthigen Mörser und Lumiéren anlangend, so
                              läßt sich dieselbe nach vielfachen hierüber angestellten Versuchen auf drei Mörser von den Formen Nr. 1, 4 und 12, mit
                              cylindrischer Bohrung von verschiedener Weite, und auf 
                              vier Lumièren von den mit Nr. 7, 1, 4 und 6
                              bezeichneten Formen beschränken, indem die hierdurch ermöglichten zwölf
                              Combinationen von Mörsern und Mundstücken allen Forderungen der Praxis entsprechen
                              lassen dürften. – In den meisten Fällen wird man, selbst bei einer constanten
                              Ladung von 3 Grammen Pulver, zur Bildung des die Pulverwirkung versinnlichenden
                              Diagramms sogar nicht alle die hierdurch ermöglichten zwölf, sondern etwa nur drei
                              bis vier Ordinaten nöthig haben, wofür dann eben so viele passende Mörser-
                              und Mundstück-Combinationen auszuwählen sind, um das zu prüfende Pulver so
                              genau charakterisiren zu können, daß man es dadurch von jeder anderen Pulversorte zu
                              unterscheiden vermag und beziehungsweise auch seine Identität mit anderen bereits
                              bekannten Pulversorten in genügender Weise zur Evidenz bringen kann.
                           Sollten aber in einzelnen Fällen noch weitere
                                 Anhaltspunkte für die Beurtheilung eines zu
                              prüfenden Pulvers wünschenswerth erscheinen, so lassen
                              sich dieselben mit Beibehaltung derselben Anzahl von Mörsern
                                 und Lumièren schon ganz einfach dadurch
                                 gewinnen, daß man die bisher als constant angenommene Ladung variabel macht, was innerhalb der Gewichts-Grenzen von 0,5
                              und 6 Grammen ohne Anstand geschehen kann. Die Rückläufe
                              der angewendeten Mörser- und Mundstück-Combinationen werden dann bei
                              den zu prüfenden Pulversorten entweder den angewendeten
                                 Ladungen proportional seyn, oder aber sie werden rascher, beziehungsweise langsamer als
                              dieselben wachsen, wodurch sich noch neue Beobachtungen ergeben, welche den bereits
                              bestehenden zwölf Bestimmungselementen hinzugefügt werden können.
                           Zu einer noch feineren Unterscheidung der Eigenthümlichkeiten
                                 verschiedener zu einer Untersuchung vorliegender Pulversorten endlich dient die Anwendung der
                                 cylindroconisch ausgebohrten Mörser, wie sie durch die Figuren 4, 5 und 6 dargestellt werden. Denn
                              einmal ist es durch Versuche klar geworden, daß bei dergleichen, mit derselben
                              Ladung, derselben Lumière und demselben Volumen der Mörserausbohrung
                              angestellt werdenden Schießversuchen die durch das Abbrennen der Ladung entstehenden
                              Rückläufe mit dem Durchmesser der letzteren variiren, und dann gibt der Gebrauch
                              dieser cylindroconischen Formen weiter auch noch die Möglichkeit, die Pulverladungen
                              bald in einer mehr verlängerten und bald in einer mehr in die Breite ausgedehnten
                              Form zur Anwendung bringen zu können, wodurch der Entzündungsmodus derselben
                              geändert wird. Da ferner bei dieser Mörserart die Lumiéren sowohl an den
                              cylindrischen, als auch an den conischen Theil der Mörser-Bohrung angeschraubt
                              werden können, so hat man durch Anwendung von drei cylindroconischen Mörserformen,
                              z.B. der von Nr. 77, 65 und 78, sowie von vier Lumiéren, z.B. nach den Formen
                              Nr. 1, 4, 6 und 7, erforderlichen Falles 24 Combinationen von Mörsern und
                              Lumiéren zur Disposition, welche zur Bestimmung des Tracé's für die
                              Wirkungslinie eines zu untersuchenden Pulvers durch eben so viele Ordinaten des
                              zugehörigen Diagramms beitragen, und wenn man bei sehr schwierigen und wichtigen
                              Untersuchungen dann auch noch die für gewöhnlich constanten Pulverladungen wechseln
                              läßt, jedenfalls ein vollkommen ausreichendes Material zur Beurtheilung der
                              dynamischen Eigenschaften irgend eines zur Untersuchung vorliegenden Pulvers abgeben
                              werden. setzt man z.B. die Lumiéren 1, 4 und 6 abwechselnd einmal auf den
                              cylindrischen Gipfel und dann auch auf die conische Basis der Ausbohrung des
                              cylindroconischen Mörsers Nr. 77 auf, so erhält man bei constanten Ladungen von 3
                              Grammen Gewicht und Anwendung zweier Kanonenpulversorten, von denen das eine ein
                              sogenanntes. rasches, und das andere ein sogenanntes langsames ist, als
                              Versuchsresultate von:
                           
                              
                                 Mörser
                                    undLumière:
                                 Aufgeschraubtauf
                                 In Millimetern gemessene Rückläufe bei
                                 
                              
                                 
                                 
                                 raschemKanonenpulver.
                                 langsamemKanonenpulver.
                                 
                              
                                 77/4
                                 
                                    
                                    
                                 die Basis  den Gipfel
                                 190116
                                 150  45
                                 
                              
                                 77/4
                                 
                                    
                                    
                                 die Basis  den Gipfel
                                 300275
                                 330280
                                 
                              
                                 77/6
                                 
                                    
                                    
                                 die Basis  den Gipfel
                                 350320
                                 370340
                                 
                              
                           woraus, ohne in weitere Details eingehen zu wollen, wenigstens
                              schon so viel auf den ersten Blick ersichtlich ist, daß die Rücklaufsdifferenzen, welche durch das Aufschrauben der Lumiéren auf
                                 Basis oder Gipfel der Mörserbohrung entstehen, um so beträchtlicher ausfallen,
                                 je weiter die Gasausströmungsöffnungen der Lumiéren sind und je mehr
                              das zu untersuchende Pulver ein sogenanntes langsames
                                 ist.
                           Dieser bisher üblich gewesenen Unterscheidung der Pulver
                              durch die Bezeichnungen rasch und langsam glaubt aber Hr. Melsens nicht das Wort reden zu
                              dürfen. Er hält dieselbe vielmehr, gestützt auf umfassende Versuche, welche mit
                              Kriegspulver der verschiedensten Art, Jagdpulvern wechselnder Qualitäten und
                              verschiedenen Minenpulvern angestellt wurden, für ganz dazu geeignet, grundsätzlich zu dem Einschleichen jener Vorurtheile in die
                                 Praxis der Artillerie beigetragen zu haben, welche durch die Menge der
                              daraus resultirenden Täuschungen Proust zu dem Ausspruche
                              veranlaßt haben, daß man, um das Pulver richtig studiren zu
                                 können, sich zunächst der Hypothese hingeben müsse, der Mensch habe das Pulver
                                 noch gar nicht erfunden, – Worte, welche das Auseinandergehen der
                              Meinungen von verschiedenen Nationen und Personen noch heutigen Tages zu bestätigen
                              scheinen. Seiner Ansicht nach würden sich, – bei aller Vorsicht, welche
                              dieser wichtige Gegenstand erfordere, und mit möglichster Beibehaltung der in den
                              Artillerien bisher üblichen Ausdrücke, welche letzteren freilich nicht so scharf
                              bezeichnend seyen, als die der exacten Wissenschaften, – vielmehr folgende
                              Classificationen von, unter gleichen Umständen geprüften Pulversorten empfehlen
                              lassen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 174, S. 205
                              A. Schwache; Pulver; langsame oder
                                 schwache; rasche oder starke; mit lebhafter oder rascher Verbrennung; mit
                                 langsamer Verbrennung; B. Starke
                              
                           wobei selbstverständlich dann auch noch der physikalischen
                              Eigenschaften des zu untersuchenden Pulvers, als: äußeres Ansehen, Form und Größe
                              der Körner, specifisches und absolutes Gewicht derselben, sowie ferner der
                              chemischen Zusammensetzung oder Dosirung des Pulvers, der Natur der zu seiner
                              Anfertigung verwendeten Kohle, der Entzündlichkeit und der größeren oder geringeren
                              Raschheit seines Zusammenbrennens als Ladung und der Verbrennungszeitdauer seines
                              Satzes oder Mehlpulvers in gebührender Weise Rechnung zu tragen sey, und wodurch
                              weiter auch der Wahl noch besser bezeichnender Worte durchaus nicht vorgegriffen
                              werden solle, da diese Bemerkung nur den Zweck habe, die Wichtigkeit des
                              Gegenstandes zu betonen und die Aufmerksamkeit der mit Pulveruntersuchungen
                              beauftragten Officiere auf die Nothwendigkeit einer Classificationsmethode hinzulenken, welche das
                              Studium der Pulvereigenthümlichkeiten erleichtere und die Dunkelheiten ausschließe,
                              in welche besonders Anfänger, wie er, durch mangelnde Bezeichnungsschärfe und
                              Mehrdeutigkeit der technischen Ausdrücke gerathen müßten.
                           Für den Gang der vorzunehmenden Pulveruntersuchungen
                              schlägt Hr. Melsens folgende allgemeine Betrachtung als
                              maßgebend vor: Ist irgend ein Pulvertypus gegeben, welcher für
                                 die eine oder für die andere Art der dienstlichen Verwendung sich als gut und
                                 brauchbar erwiesen hat, so sucht man die Bedingungen auf, unter denen seine
                                 Wirkungen, also bei dem oben beschriebenen Apparate die Rückläufe des mit
                              Mörser und Lumiéren armirten Aräometers erst zu-
                                 und dann auch wieder abnehmen und benutzt die auf solche Weise gewonnenen
                              Resultate dann als Vergleichungsmaaßstab für die Beurtheilung der zu untersuchenden Pulversorten. So ergaben z.B. verschiedene Arten von
                              Musketenpulver englischen, bayerischen, belgischen, französischen und holländischen
                              Ursprungs, bei Anwendung eines und desselben Aräometers und constantem
                              Ladungsgewichte für
                           
                              
                                 Mörser und Lumièren
                                 12/1
                                 12/4
                                 4/4
                                 1/6
                                 
                                 
                              
                                 die Rücklaufszahlen von
                                 190–350
                                 410–430
                                 400–420
                                 330–350
                                 Millim.
                                 
                              
                           Ferner erhielt man bei der Anwendung verschiedener Sorten von Kanonenpulver, unter
                              sonst gleichen Umständen, ebenfalls für dieselben
                           
                              
                                 Mörser und Lumiéren
                                 12/1
                                 12/4
                                 4/4
                                 1/6
                                 
                                 
                              
                                 die Rücklaufszahlen von
                                 30–250
                                 300–420
                                 350–420
                                 330–350
                                 Millim.
                                 
                              
                           Diese vier Combinationen von Mörsern und Lumiéren werden also zur
                              Charakterisirung eines zur Untersuchung vorliegenden Pulvers schon vollständig
                              genügend seyn, wenn es sich darum handelt, sein dynamisches Verhalten als Musketen
                              – oder als Kanonenpulver festzustellen. Ebenso findet man, daß
                              Jagdpulversorten, von welchen eine besondere Lebhaftigkeit verlangt wird, sich durch
                              Anwendung des cylindrischen Mörsers von der Form Nr. 12 mit geringem Bohrungsvolumen
                              sowie der Lumiéren Nr. 7, 1 und 4 mit genügender Schärfe beurtheilen lassen.
                              Derselben Anforderung entspricht auch der cylindroconische Mörser Nr. 77 mit
                              geringem Bohrungsvolumen, wenn man zu feiner Armirung nach und nach dieselben drei
                              Lumiéren Nr. 7, 1 und 4 benutzt. – Minenpulver, welche, wie die
                              belgischen und englischen Pulversorten dieser Art., dem Geschützpulver an Qualität
                              sehr nahe kommen, probirt man zur Feststellung von deren Signalement unter denselben
                              Bedingungen wie letzteres, also ebenfalls mittelst der Mörser- und
                              Mundstück-Combinationen 12/1, 12/4' 4/4 und 1/6', während über solche
                              Pulversorten, welche, speciell zum Gebrauche des Mineurs bestimmt, aus Natronsalpeter und Sägespänen
                              mit oder ohne Zusatz von Schwefel bereitet wurden, sowie über die mit salpetersaurem
                              Baryt zubereiteten Pulverarten noch keine Versuchsergebnisse vorliegen, und
                              derartige Pulversorten endlich überhaupt auch wohl ein ganz neues Studium erfordern
                              dürften, da sie wegen der ungemeinen Langsamkeit ihres Satzes, in mit weiten
                              Mundöffnungen versehenen Mörsern zuweilen zerfließen, anstatt zu detoniren und in
                              Mörsern mit enger Mundöffnung bei starker Ladung gewöhnlich erst zerfließen und dann
                              mit großer Heftigkeit explodiren.
                           Die Gleichförmigkeit der unter gleichen Umständen erlangt
                                 werdenden Versuchsresultate anbelangend, so wird versichert, daß die oben beschriebenen Apparate in dieser Beziehung –
                              und das zwar im directen Gegensatze zu anderen Eprouvetten welche oft so wenig als
                              Vergleichsmaaßstab tauglich seyen, daß Instrumente desselben Modelles unter sonst
                              gleichen Umständen ganz verschiedene Wirkungen anzeigten, – nichts zu wünschen übrig lassen, und als Beweis dafür
                              folgendes Factum angeführt: Zur Zeit der Feststellung des Melsens'schen Apparates wurden in den Musterwerkstätten des
                              Artillerie-Museums zu Paris zwei Serien von Modellen desselben hergestellt,
                              und es stimmten diese in ihren Versuchsresultaten so genau mit einander überein, daß
                              zahlreiche zu wiederholten Malen abgegebene Schüsse mit zwanzig verschiedenen
                              Pulversorten und allen nur möglichen Mörser- und
                              Mundstück-Combinationen von sechs Mörsern und vier Lumiéren immer ganz
                              genau dieselben Rückläufe ergaben. Die Identität beider Apparate war so groß, daß
                              man versucht ward, sie als ein Spiel des Zufalls anzusehen.
                           Als Schlußbetrachtung wird endlich darauf hingewiesen, daß,
                                 wenn Pulversorten, deren Wirkung in den Waffen bereits bekannt ist, durch
                              den Melsens'schen Probir-Apparat mit einer solchen
                              Sicherheit gekennzeichnet werden können, dann umgekehrt auch wohl anzunehmen stehe, daß von den Resultaten dieser Pulverprobe auf das Verhalten
                              eines zu untersuchenden Pulvers in den Waffen sich ein
                                 Rückschluß erlaubt werden dürfe, welcher natürlich immer um so
                              zuverlässiger ausfallen werde, je mehr dabei dann auch noch die zugleich mit
                              beobachteten physikalischen und chemischen Eigenschaften des Pulvers berücksichtigt
                              worden seyen. Nach dieser Richtung hin angestellte Versuche haben dann auch, wie
                              weiter mitgetheilt wird, bereits nachgewiesen, daß man, geleitet durch aufmerksames
                              Experimentiren mit der Melsens'schen Eprouvette, im
                              Stande ist, Pulver von ganz genau im Voraus bestimmten Eigenschaften der Verbrennlichkeit und der zu
                              äußernden Wirkungen bereiten zu können. Das Instrument bestätigt oder kritisirt die
                              hierbei gemachten Voraussetzungen mit einer solchen Schärfe, daß der
                              Experimentirende dadurch zur Aussprechung eines bestimmten Urtheils darüber befähigt
                              wird, ob ein in irgend einer Weise zubereitetes Pulver zu den als sogenannte
                              langsame, oder zu den als rasch und zertrümmernd (brisant) bekannten Pulversorten zu
                              zählen sey. So hat man z.B., als vier ganz besonders zubereitete Pulver verschiedener Qualität mit
                              den in Rede stehenden Apparaten geprüft worden waren,
                              dadurch dann auch schon a priori bestimmen können, in
                              welcher Reihenfolge die Effecte dieser Pulver bei Anwendung des gezogenen Vierpfünders stehen würden, wozu
                              als Vergleichungsmaaßstab lediglich die Beobachtung von
                              vier Schüssen aus dem genannten Geschütze mit einem
                              französischen Kanonenpulver nothwendig gewesen war,
                              dessen Verhalten in der Melsens'schen Eprouvette man bereits kannte.
                           Hiernach dürfte der oben gethane Ausspruch, daß der Melsens'sche Apparat die Aufmerksamkeit des artilleristischen Publicums
                              verdienen möchte, also wohl gerechtfertigt erscheinen. Die Ausbildungsfähigkeit des
                              dynamometrischen Theiles dieses Systems das Pulver zu Probiren, läßt auf die
                              endliche Ausfüllung einer wissenschaftlichen Lücke hoffen, welche noch immer nicht
                              ganz wegzuläugnen ist, wenn auch die in mittelst mehr ausgebildete praktische
                              Routine heutigen Tages vor Irrthümern schützen wird, wie sie nach Scharnhorst
                              Handbuch für Officiere in den angewandten Theilen der Kriegswissenschaften.
                                    Erster Theil, Seite 199. selbst dem berühmten Gelehrten der Artilleriewissenschaft, Prof. Lombard, bei Berechnung der 1787 herausgegebenen Tables du Tir des Canons und in dem Traité du mouvement des Projectiles (1797) seiner Zeit noch
                              mitunterliefen; und ebenso wird auch wohl der oben beschriebene calorimetrische
                              Apparat als für die Wissenschaft der Pulveruntersuchungen interessant bezeichnet
                              werden müssen, da er vielleicht ganz geeignet ist, Mittel dazu an die Hand zu geben,
                              wie sich der, nach Laboulaye in den Annales du conservatoire mitgetheilten Erfahrung Rumford's eine rationelle
                                 Basis liefern läßt: daß bei seinen, mit einem Flintenpendel angestellten Schießversuchen das Rohr
                                 nach dem Schusse, unter sonst gleichen Umständen, immer eine höhere Temperatur angenommen hatte, wenn dasselbe nur mit einem Pfropfen geladen
                              worden war, als wenn man eine Kugel auf die Pulverladung des Rohres
                                 aufgesetzt hatte, ein Umstand, welchen Rumford
                              sich nicht zu erklären vermochte, während er bei dem jetzigen Standpunkt der
                              Wissenschaft allerdings zur Bestätigung des oben
                              angegebenen Princips dienen dürfte, wornach die größere zum Forttreiben einer Kugel
                                 erforderliche mechanische Arbeit auch mehr von der Pulververbrennungswärme in
                                 Anspruch nehmen muß, als deren durch das Schießen mit einem leichteren
                              Pfropfen absorbirt werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
