| Titel: | Skizzen von Holzbearbeitungsmaschinen aus der Maschinenfabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXII., S. 249 | 
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                        LXII.
                        Skizzen von Holzbearbeitungsmaschinen aus der
                           Maschinenfabrik von Joh.
                              Zimmermann in Chemnitz; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in
                           Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Schmidt, Skizzen von Zimmermann's Maschinen zur Bearbeitung des
                           Holzes.
                        
                     
                        
                           IV. Combinirte Maschinen.
                           Unter combinirten Maschinen der hier in Rede stehenden Art verstehen wir, wie bereits
                              auch in der Einleitung dieser Abhandlung erwähnt, solche, von welchen jede einzelne
                              durch ihre Construction zu verschiedenen Arbeiten vorgerichtet ist, entweder
                              deßhalb, weil die Vollendung einer Arbeit mehrere Manipulationen erheischt, oder
                              weil die Haupttheile der Maschine es möglich machen, daß man mit derselben, durch
                              Zuhülfenahme verschiedener Mechanismen, verschiedene Arbeiten ausführen kann. Wie
                              nach dem Gesagten zu erwarten, werden die hier zu erwähnenden Maschinen complicirter
                              als die bisher beschriebenen seyn, gleichzeitig aber auch zu denjenigen gehören,
                              die, in Bezug auf ihre Leistungen, als weniger allgemein bekannt gelten können.
                           1) Nuth- und Federschneidmaschine mit Kreissäge.
                              – Bei dieser, in Fig. 1 und 2 in zwei Ansichten
                              dargestellten Maschine ist die Arbeitswelle horizontal gelagert, aber in der Weise,
                              daß einerseits dieselbe in verticaler Richtung verstellt werden kann, anderseits auf
                              derselben in leichter Weise entweder ein Kreissägeblatt oder ein Fräskopf befestigt
                              werden kann, wodurch die Maschine eben zu zwei verschiedenen Operationen brauchbar
                              gemacht ist.
                           Der Betrieb geschieht von der Haupttransmission aus durch Vermittelung der
                              Vorgelegewelle a, welche einerseits mit den
                              Riemscheibenpaaren B, B₁ und C, C₁, anderseits mit der Riemscheibe A versehen ist; das Riemscheibenpaar B, B₁ dient zur Bewegungsübertragung bei
                              Benutzung der Maschine als Kreissäge, dasjenige C,
                                 C₁, wenn dieselbe als Fräsmaschine angewandt werden soll, wogegen die
                              Riemscheibe A in jedem Falle die Bewegung der Welle a an die Arbeitswelle E zu
                              übertragen hat.
                           
                           Das gußeiserne Gestell der Maschine trägt den, auf seiner oberen Fläche gehobelten
                              Arbeitstisch; dieser ist mit zwei Führungen D für die
                              Lager der Arbeitswelle E versehen. Diese Lager sind mit
                              dem Bügel F verbunden und können durch das Handrad G, welches durch ein conisches Räderpaar und Schraube
                              mit dem Bügel F in Verbindung steht, in verticaler
                              Richtung bewegt werden. Das Kreissägeblatt oder der Fräskopf wird an dem
                              linksgelegenen Ende (Fig. 2) der Arbeitswelle E befestigt.
                           Auf dem Arbeitstische ist noch ein doppeltes Führungslineal H angebracht, welches durch das Handrad K
                              verstellt werden kann und außerdem mit der verstellbaren Walze L versehen ist, durch welche Einrichtung das zu
                              schneidende oder zu fräsende Holz von zwei Seiten geführt werden kann. Auf Wunsch
                              des Bestellers wird übrigens mit der Maschine auch noch ein entsprechend geformter
                              Hebel mit Rolle angebracht, durch welchen das Holz bei der Bearbeitung abwärts
                              gedrückt wird.
                           Die Maschine dient als gewöhnliche Kreissäge, wenn auf der Arbeitswelle E ein Kreissägeblatt befestigt ist; dagegen läßt sie
                              sich zu den verschiedensten (geraden) Fräsarbeiten benutzen, wenn mit der
                              Arbeitswelle eine Fräse verbunden wird. Das zu bearbeitende Holz wird dem
                              Arbeitswerkzeug in jedem Falle mit der Hand zugeführt. Die Maschine empfiehlt sich
                              ihrer Einfachheit und vielseitigen Anwendbarkeit wegen besonders für Tischlereien,
                              kann aber auch mit Vortheil von dem Zimmermann zum Säumen, Nuthen und Federn der
                              Dielen und Schalungsbreter so wie bei der Parquetfabrication benutzt werden. Der
                              Preis einer solchen Maschine ist 250 Rthlr.
                           2) Horizontale Langloch-Bohr- und Stemmmaschine.
                                 – Diese Maschine, welche in Fig. 3 in der
                              Vorderansicht dargestellt ist, kann einerseits als einfache Bohr- oder
                              Stemmmaschine benutzt werden, dient aber hauptsächlich dazu, um für größere
                              Holzarbeiten rechteckige Löcher, bis zu 1 172 Zoll Breite, 12 Zoll Länge und 9 Zoll
                              Tiefe, durch die combinirten Operationen des Bohrens und Stemmens auszuarbeiten.
                           Durch Maschinenkraft wird allein mittelst der Stufenscheibe A die Arbeitsspindel B in Umdrehung gesetzt,
                              und zwar mittelst einer Deckenvorgelegewelle, welche von der Haupttransmission
                              getrieben wird. Die Arbeitsspindel ist mittelst Feder und Nuth in der Stufenscheibe
                              nur verschiebbar gemacht und ihr links gelegener Theil abgesetzt. Dieser Theil ist
                              in der Schraube F drehbar gemacht und endigt in dem
                              Bügel a, welcher mit der Schraube aus einem Stück
                              hergestellt ist. Die Mutter der Schraube besteht in der Nabe des Handrades E, welches sich nur drehen kann, während die Schraube
                              selbst durch Feder und Nuth am Drehen gehindert wird. Wie ersichtlich, läßt der
                              beschriebene Mechanismus zu, daß man durch das Handrad E der Arbeitsspindel B sowohl beim Bohren als auch zum Stemmen eine Bewegung
                              in ihrer Achsenrichtung ertheilen kann; für letzteren Fall wird diese zu einer
                              geradlinigen gemacht durch den Stift d, welcher in zwei, sich diametral gegenüber
                              liegende Löcher der Stufenscheibe gesteckt werden kann. Durch letzterwähnte
                              Construction kann ein in die Arbeitsspindel B gesetztes
                              Stemmeisen leicht um 180° gedreht werden.
                           Die Docke C der Arbeitsspindel muß noch, behufs des
                              Langlochbohrens, in horizontaler Richtung, rechtwinkelig zur Achse der Spindel,
                              bewegbar seyn. Zu dem Ende steht sie mit dem Bett D der
                              Maschine supportartig in Verbindung und kann mittelst der Kurbel d von der Hand des Arbeiters in angeführter Richtung
                              bewegt werden. Um die hierher gehörige Bewegung in den einzelnen Fällen begrenzen zu
                              können, sind noch bei f zwei verstellbare Knacken
                              angebracht, während an der Docke C sich entsprechende
                              Anschläge befinden.
                           Das in Arbeit zu nehmende Holz M wird auf einem Tisch G befestigt, so zwar, daß es sich dabei gegen einen
                              festen Anschlag J legt, während ein zweites Winkelstück
                              K durch zwei Handräder L
                              gegen dasselbe gedrückt werden kann. Zum richtigen Einstellen des Arbeitsstücks M in verticaler Richtung ist noch der Tisch G in dieser bewegbar gemacht, und zwar durch die
                              Handkurbel c. Die Welle derselben trägt nämlich eine
                              Schraube ohne Ende, welche in ein Schneckenrad greift, dessen Nabe die Mutter für
                              eine verticale Schraube bildet, die mit dem Bahnkörper des Tisches G drehbar verbunden ist.
                           Das Bohren von Langlöchern findet mittelst der beschriebenen Maschine in der Weise
                              statt, daß, nachdem der Bohrer zum Holze die richtige Stellung erhalten und Span
                              gefaßt hat, derselbe mittelst der Kurbel d hin-
                              und herbewegt wird. Zum Nachstemmen der Ecken wird in die Arbeitsspindel das in Fig. 4 in zwei
                              Ansichten dargestellte Stemmeisen gesetzt, und die Spindel durch den Stift b am Drehen gehindert, während weiter dann mittelst des
                              Handrades E dem Stemmeisen eine geradlinige Bewegung
                              ertheilt werden kann. – Der Preis dieser Maschine ist 400 Rthlr.
                           3) Verticale Langloch-Bohr- und
                                 Stemmmaschine. – Diese Maschine, welche in Fig. 5 in einer Ansicht
                              dargestellt ist, hat gleichen Zweck wie die vorhin beschriebene, sie kann nämlich
                              als einfache Bohr – oder Stemmmaschine benutzt werden, dient aber
                              hauptsächlich dazu, um Löcher von rechteckiger Form, bis zu 2 Zoll Breite, 6 Zoll
                              Tiefe und 10 Zoll Länge, in Holz auszuarbeiten, wie solches bei größeren
                              Holzarbeiten oft vorkommt. Wesentlich unterscheidet sich diese Maschine von jener dadurch, daß
                              bei ihr die Arbeitsspindel in verticaler Richtung arbeitet.
                           Die Drehbewegung der Bohrspindel C geschieht vermittelst
                              der conischen Räder B und B'
                              von der Stufenscheibe A aus, welche durch Vermittelung
                              eines Deckenvorgeleges von der Haupttransmission bewegt wird. Das mit der
                              Stufenscheibe A verbundene Rad a wirkt als Schwungrad und die Arbeitsspindel C ist mittelst Feder und Nuth in der Nabe des Rades B' verschiebbar gemacht. Zur Bewegung der Arbeitsspindel C in verticaler Richtung ist der obere Theil derselben
                              abgesetzt und auf diesen eine Hülse E gesteckt. Dieselbe
                              endigt oben, ganz ähnlich wie bei der vorigen Maschine die Schraube F, in einem rahmenartigen Körper E', zwischen welchem das Ende der Spindel drehbar gemacht ist, und ist
                              seitlich mit einer Zahnstange versehen. In letztere greift ein Zahnradsegment,
                              dessen Drehachse mit dem Hebel D in fester Verbindung
                              steht. Beim Bohren wird mittelst dieses Hebels der Bohrer vorgestellt und kann auch
                              mittelst einer jenseitigen Mutter mit Handgriff in jedem beliebigen Punkte fixirt
                              werden, wogegen beim Stemmen, ohne Benutzung jener Mutter, durch den Hebel die
                              Auf- und Abwärtsbewegung der Arbeitsspindel bewirkt wird. Um für letzteren
                              Fall die Arbeitsspindel am Drehen zu hindern, dient der Stift b, und zwar ist auch hier die Nabe des Rades B' an zwei diametral gegenüberliegenden Stellen durchbohrt, so daß sie und
                              mit ihr die Arbeitsspindel um 180° gedreht werden kann. Diese Drehung wird
                              mittelst eines Handgriffes d ausgeführt, der mit dieser
                              Nabe fest verbunden ist.
                           Das zu bearbeitende Holz wird auf einen Tisch K gebracht,
                              welcher durch die Kurbel F und das Handrad G nach zwei Richtungen hin bewegbar ist, während es sich
                              zur Befestigung gegen den mit dem Tisch verbundenen Anschlag H legt, und mittelst des verstellbaren Winkeleisens J und der Preßschraube g gegen denselben
                              gedrückt werden kann. Die Längendimension des Langlochs wird in der Richtung
                              genommen, welche parallel der Kurbelachse von F ist, und
                              durch die verstellbaren Knacken f kann auch hier der
                              Weg, der Länge des Loches entsprechend, begrenzt werden.
                           Das Bohr- oder Stemmwerkzeug nimmt der Spindelkopf C' auf; das Bohren und weitere Ausstemmen der Löcher geschieht mit
                              Anwendung der beschriebenen Mechanismen ganz in derselben Weise, wie bei der vorhin
                              beschriebenen Maschine. Der Preis dieser Maschine ist 250 Rthlr.
                           Die unter 2) und 3) beschriebenen Maschinen besitzen beide die Eigenschaft, daß zum
                              Ausarbeiten von rechteckigen Löchern nur das Werkzeug gewechselt werden muß, während das Holz selbst
                              für jedes einzelne Loch seinen Platz auf der Maschine nicht zu ändern braucht; dieß
                              ist besonders für lange, schwere Hölzer von Wichtigkeit.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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