| Titel: | Cole's Methode segmentförmige Dampfcylinder zu gießen und zu bohren. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXIII., S. 253 | 
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                        LXIII.
                        Cole's Methode segmentförmige Dampfcylinder zu gießen und zu
                           bohren.
                        Aus dem Mechanics' Magazine August 1864, S.
                              109.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Cole's Methode segmentförmige Dampfcylinder zu gießen und zu
                           bohren.
                        
                     
                        
                           W. H. Cole in London
                              wurde am 9. December 1863 ein Patent
                              ertheilt auf das Gießen von Dampfcylindern von der Form eines cylindrischen
                              Ringstückes, sowie auf eine Maschine, um diese segmentförmigen Minder genau
                              cylindrisch zu bohren, das heißt als Mittellinie der Bohrung genau einen Kreisbogen
                              einzuhalten.
                           Fig. 15 zeigt
                              eine Seitenansicht von einer Dampfmaschine mit einem
                                 segmentförmigen Cylinder. A ist der durch
                              Manischen an die Bodenplatte oder das Gestell B
                              befestigte Dampfcylinder. Mit letzterem werden zwei Welllager C, C aus einem Stücke gegossen, deren Mittelpunkte beim Bohren genau mit
                              dem Mittelpunkte des Kreisbogens zusammenfallen, welcher die Mittellinie des
                              Cylinders bildet; ebenso ist der Schieberkasten D ein
                              Theil desselben Gußstückes, aus dem der Cylinder besteht. Der Dampfkolben ist in der
                              gewöhnlichen Form mit Liederungsringen, Federn etc. hergestellt; an jedem der beiden
                              Kolbenböden ist eine Kolbenstange E befestigt, welche
                              durch eine in den Cylinderdeckeln F, F' angebrachte
                              Stopfbüchse hindurchgeht, außerhalb dieser letzteren mit der anderen ein Stück
                              (einen vollen Kreis) bildet und an ein kreisabschnittförmiges Stück G dauerhaft befestigt ist. Das gabelförmige Ende der
                              Kurbelstange H ist durch einen Zapfen mit einem Auge an
                              dem Stück G und das andere oder einfache Ende mit der
                              Kurbel I an der Kurbelwelle K verbunden. Die Sehne des von dem Kurbelstangenzapfen in dem Stück G beschriebenen Bogens ist genau gleich dem Durchmesser
                              des von dem Kurbelzapfen I beschriebenen Kreises und
                              wenn der Kolben die Hälfte seines Hubes in dem Cylinder erreicht hat, so wird die
                              gerade Linie, welche durch die Mittelpunkte des Stückes G
                               und des
                              Kurbelstangenbolzens hindurchgeht, mit der Linie, die durch die Welle und den
                              Kurbelzapfen geht, fast parallel seyn und die Enden der Kurbelstange werden beinahe
                              einen rechten Winkel mit jeder von beiden bilden. Wenn dagegen die Kurbel I den todten Punkt erreicht, so bildet die Kurbelstange
                              noch einen Winkel mit der durch den Mittelpunkt der Welllager C, C und den Zapfen in dem Stück G
                              hindurchgehenden Linie; und da die Richtung der Kraft den Umfang eines Kreises
                              verfolgt, der durch den Scheitel dieses Winkels hindurch geht, oder mit anderen
                              Worten, da die Kraft am Ende eines Hebels wirkt, welcher einen Winkel mit dem Ende
                              L der Kurbelstange H
                              bildet und seinen Stützpunkt in M hat, so wird die
                              Kurbel den todten Punkt mit derselben Leichtigkeit wie irgend einen anderen Punkt
                              des Kurbelkreises durchschreiten.
                           Bei gewöhnlichen Maschinen mit horizontal liegenden Cylindern findet die Richtung der
                              Kraft, wenn sich die Kurbel auf dem todten Punkte befindet, in einer horizontalen
                              Linie statt, die mit der geraden Linie, welche die Kolbenstange, die Kurbelstange
                              und der Kurbelzapfen bilden, zusammenfällt, eine Stellung, welche bei einer Maschine
                              mit segmentförmigem Cylinder niemals eintreten kann. Dagegen hat der Cylinder, da
                              die Bewegung des Kolbens genau dem Umfange eines Kreisbogens folgt und da der
                              Cylinder mittelst der Lager an die Welle aufgehängt ist, um deren Mittelpunkt er
                              schwingt, das Gewicht des Kolbens nicht zu tragen und es findet auf allen Seiten
                              eine gleichmäßige Abnutzung statt, während in großen horizontal liegenden geraden
                              Cylindern das bedeutende Gewicht des Kolbens von der unteren Hälfte des Cylinders
                              getragen wird, wodurch eine unregelmäßige Abnutzung eintritt und ein Nachbohren oder
                              Auswechseln des Cylinders nothwendig wird, damit er zu den anderen beweglichen
                              Theilen paßt. Bei einer Maschine mit segmentförmigem Cylinder, wie er im
                              Vorhergehenden beschrieben ist, kann die Kurbelwelle fast an jeden: Punkte außerhalb
                              des Cylinders, das heißt über oder unter oder an einem Ende desselben angebracht
                              werden, ohne diesen auf irgend eine Weise in seiner Bewegung zu stören oder ohne daß
                              einer von den ihm eigenthümlichen Vortheilen verloren geht, weßhalb sich eine solche
                              Maschine fast für jede Localität eignet. Für Dampfschiffe und ganz besonders für
                              Schraubenschiffe empfiehlt sich eine Maschine mit derartigen Cylindern sehr, da bei
                              letzteren der ganze Bewegungsmechanismus unter die Wasserlinie gelegt werden kann,
                              und der Nutzen, den diese Einrichtung gewährt, ist bei dieser Art von Schiffen hoch
                              anzuschlagen. Hierbei läßt sich ein Paar von diesen Cylindern nebeneinander auf
                              dieselbe Seite des Kiels legen und direct mit Kurbeln verbinden, die unter rechten
                              Winkeln zu einander auf der Welle angebracht werden und zwar ohne hierzu einer
                              Parallelführung, Seitenstangen oder Kreuzköpfe zu bedürfen, die aber bei der
                              gewöhnlichen Form der Schraubenschiffs-Maschinen nothwendig sind; oder es
                              kann auch auf jeder Seite des Kiels ein einziger segmentförmiger Cylinder angebracht
                              und direct mit einem und demselben Kurbelzapfen verbunden werden, wodurch dieselbe
                              Verbindung hervorgebracht wird, die bei der bevorzugten Classe von Schiffsmaschinen
                              mit Doppelkurbeln stattfindet, wo der todte Punkt mit demselben Erfolge unschädlich
                              gemacht wird, als wenn zwei Kurbeln angewendet werden und Parallelführung,
                              Seitenstangen und Kreuzköpfe ebenso wie in dem anderen Falle zu entbehren sind.
                           Fig. 16 zeigt
                              eine Seitenansicht der Maschine zum Bohren der Cylinder.
                              Sie besteht aus dem Rahmen oder der Platte F, dem mit
                              dem Schneidwerkzeug k versehenen segmentförmigen
                              Bohrerträger a und der Einrichtung um letzterem eine
                              kreisförmige Bewegung mitzutheilen.
                           Der im Durchschnitt und in Thätigkeit gezeichnete Bohrerträger a ist hohl und ein Segment von demselben Kreise, dem auch die Mittellinie
                              des Cylinders angehört, aber er hat einen kleineren Durchmesser als jener der
                              Bohrung des Cylinders werden soll, damit die Bohrspäne zwischen den beiden Umfängen
                              niederfallen können. Das eine Ende b des Bohrerträgers
                              ist verlängert und bildet einen massiven gekrümmten Arm mit der Nabe c, mittelst welcher er in den Welllagern C, C liegt, die wie erwähnt mit dem Cylinder aus einem
                              Stücke gegossen sind. An dieses Ende des Bohrerträgers ist ein gabelförmiger Arm d angegossen und nahe an dem anderen Ende desselben ist
                              eine Oeffnung O gelassen, um ein Paar conische Räder e, é durch dieselbe einführen zu können. Die
                              Lager g, g' für die Welle f
                              von dem einen dieser Räder (e') sind an den Bohrerträger
                              angegossen; das andere Rad (e) ist auf die Welle h befestigt, deren Ende i
                              als Träger des Schneidwerkzeugs k dient, das durch den
                              Schraubenbolzen w in seiner Lage erhalten wird. Auf der
                              Welle m, an welcher der Bohrerträger befestigt ist,
                              dreht sich ein Stirnrad n' mit einer langen Nabe lose
                              um. Auf diese Nabe sind zwei Treibscheiben, eine kleine p (in der Skizze nicht sichtbar) und eine große p' aufgekeilt. Das Stirnrad n' treibt ein
                              anderes n von derselben Größe an der Welle r, die ihre
                              Lager an dem Bohrerträger hat und an welcher sich ein conisches Rad s befindet, das wieder ein anderes s' an dem Ende der Welle f
                              treibt, durch deren Umdrehung auch das Bohrwerkzeug k
                              mittelst der conischen Räder e, e' in rotirende Bewegung
                              versetzt wird.
                           Die Bewegung der Maschine findet nun auf folgende Weise statt: Die kleine Scheibe p an der Welle m treibt die
                              Welle x, welche in einem Hängelager unter dem. Rahmen
                              F läuft und diese wieder die Welle t mittelst der Scheiben 3, 1. Auf die Welle t ist ein conisches Rad u
                              aufgekeilt, welches ein anderes u' in Bewegung setzt,
                              dessen Welle ihr Lager in dem Achsband V hat. Der größte
                              Theil von der Länge dieser Welle ist mit einem flachen Gewinde versehen und das
                              obere Ende desselben geht durch eine Mutter N, welche
                              mittelst zweier Zapfen an das Ende des gabelförmigen Armes d angehängt ist; hierdurch wird die gewünschte langsame Bewegung um den
                              Mittelpunkt m hervorgebracht. Segmente von cylindrischen
                              Ringen oder Dampfcylindern, von der angegebenen Form, können auch vollkommen richtig
                              durch die umgekehrte Operation von der im Vorhergehenden beschriebenen gebohrt
                              werden, das heißt der Träger des Bohrwerkzeugs kann durch den Cylinder seiner Länge
                              nach bewegt werden und dabei einen Span schneiden, wird dann wieder an seinen
                              Anfangspunkt zurückgezogen, für den nächsten Schnitt richtig gestellt und so fort
                              bis das Bohren vollendet ist. Diese Wirkungsweise ist, wie man sieht, mit der einer
                              gewöhnlichen durch Maschinenkraft betriebenen Hobelmaschine identisch, nur mit dem
                              Unterschiede, daß das Werkzeug auf einer krummen anstatt einer horinzontalen Fläche
                              schneidet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
