| Titel: | Die maaßanalytische Bestimmung des Kobalts bei Gegenwart von Nickel; von Dr. Clemens Winkler. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXII., S. 295 | 
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                        LXXII.
                        Die maaßanalytische Bestimmung des Kobalts bei
                           Gegenwart von Nickel; von Dr. Clemens
                              Winkler.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1864, Bd. XCII S.
                              449.
                        Winkler, über maaßanalytische Bestimmung des Kobalts bei Gegenwart
                           von Nickel.
                        
                     
                        
                           Nach mehreren erfolglosen Versuchen fand ich eine Reaction auf, welche die
                              volumetrische Bestimmung von Kobalt bei Gegenwart von Nickel möglich macht.
                           Versetzt man eine neutrale Lösung von Kobaltchlorür mit Quecksilberoxyd, so tritt
                              zunächst keine Veränderung ein; fügt man aber hierauf übermangansaures Kali zu, so
                              entfärbt sich letzteres sofort, während das in der Flüssigkeit suspendirte
                              Quecksilberoxyd sich durch Ausscheidung von Kobaltoxydhydrat und
                              Mangansuperoxydhydrat bräunt.
                           Verfährt man in gleicher Weise mit einer Auflösung von Nickelchlorür, so tritt keine
                              Fällung und nicht die geringste Entfärbung des übermangansauren Kalis ein, wenn das
                              angewendete Nickelsalz wirklich völlig frei von Kobalt war; besitzt es aber einen
                              Gehalt an letzterem Metalle, so erfolgt im Verhältniß zu dessen Höhe Entfärbung der
                              Chamäleonflüssigkeit und Bräunung des Quecksilberoxyds durch ausgeschiedenes
                              Kobaltoxydhydrat.
                           Diese Reaction ist so empfindlich, daß noch neben 1000 Th. Nickel 1 Th. Kobalt mit
                              Sicherheit nachgewiesen und bestimmt werden kann.
                           
                           Uebermangansaures Kali scheidet also aus einer mit Quecksilberoxyd versetzten Lösung
                              von Kobaltchlorür sofort alles Kobalt aus, während Chlornickellösung dadurch keine
                              Veränderung erleidet; auf dieses Verhalten gründet sich die im Nachstehenden zu
                              beschreibende Methode der volumetrischen Kobaltbestimmung, welche mit so
                              vortreffliche Resultate gab, daß ich nicht anstehe sie zu veröffentlichen.
                           
                        
                           I. Bestimmung des Gesammtgehaltes von
                                 Kobalt und Nickel.
                           Bei der Bestimmung von Kobalt und Nickel ist es zunächst Erforderniß, daß man die
                              beiden Metalle rein in Lösung habe.
                           Man führt den zu untersuchenden Körper auf irgend welche bekannte Weise in gelösten
                              Zustand über, entfernt durch Schwefelwasserstoff Arsen, Kupfer, Blei, Wismuth etc.,
                              erhitzt das Filtrat zum Kochen, oxydirt nach Austreibung des Schwefelwasserstoffes
                              mit chlorsaurem Kali und scheidet Eisen und Thonerde durch essigsaures Natron ab,
                              wobei man nie versäumen darf, den erhaltenen Niederschlag auf Nickel zu prüfen.
                           Das Filtrat, welches – vorausgesetzt, daß kein Mangan zugegen war – nur
                              noch Kobalt und Nickel nebst etwa vorhandenen in diesem Falle unschädlichen Erden
                              und Alkalien enthält, verdünnt man auf ein gewisses Volumen und mißt sodann mehrere
                              gleiche Portionen ab, in deren einer man Kobalt und Nickel zusammen bestimmt,
                              während die andere einzig zur Ausmittelung des Kobaltgehaltes dient.
                           Um nun zunächst den summarischen Gehalt an Kobalt und Nickel zu bestimmen, wird ein
                              abgemessenes Volumen der Kobaltnickellösung zum Kochen erhitzt und mittelst
                              Barytwasser gefällt. Es ist dieses Fällungsmittel unter allen Umständen dem
                              caustischen Kali vorzuziehen, weil bei Anwendung des letzteren der Niederschlag
                              immer kieselsäure- und kalihaltig ausfällt. Die erhaltenen Oxydulhydrate
                              wäscht man mit heißem Wasser aus und löst sie sodann in verdünnter Salzsäure.
                           Diese Lösung verdampft man, nachdem man sie mit der hinreichenden Menge verdünnter
                              Schwefelsäure versetzt hatte, zur Trockne, raucht den Schwefelsäureüberschuß ab,
                              löst in Wasser, filtrirt vom etwa ausgeschiedenen schwefelsauren Baryt ab, verdampft
                              die wässerige Lösung in einem Gefäße von Platin, glüht gelinde und wägt die
                              erhaltenen, völlig reinen schwefelsauren Salze, in welchen man zur Controle noch den
                              Schwefelsäuregehalt bestimmen kann. Diese Methode gibt, wie ich mich vielfach
                              überzeugt habe, weit genauere Resultate, als man durch Fällung der
                              Kobaltnickellösung mit Aetzkali und Reduction der Oxyde zu Metall erhält.
                           
                        
                           
                           II. Bestimmung des Kobalts.
                           Hat man nach der vorstehenden Weise den Gesammtgehalt an Kobalt und Nickel ermittelt,
                              so verwendet man eine andere Portion der ursprünglichen Lösung dazu, die Menge des
                              darin enthaltenen Kobalts zu bestimmen. Hierzu ist es nöthig, daß die Flüssigkeit
                              kalt sey und daß sie keine schwefelsauren Salze,
                              sondern womöglich nur Chlormetalle enthalte. Es ist deßhalb zweckmäßig, derselben
                              jederzeit vor dem Titriren etwas Chlorbaryum zuzusetzen und so die etwa vorhandene
                              Schwefelsäure zu entfernen. Der gebildete schwefelsaure Baryt stört die Reaction
                              nicht im Mindesten und macht keine Filtration nöthig.
                           Man setzt nun der Flüssigkeit eine beliebige Portion nassen Quecksilberoxydes zu,
                              welches man am besten so darstellt, daß man eine Lösung von Quecksilberchlorid mit
                              Aetzkali fällt und den erhaltenen gelben Niederschlag durch öfteres Aufgießen und
                              Decantiren völlig auswäscht. Man bewahrt denselben als nassen Schlamm in einer
                              Flasche zu stetem Gebrauche auf.
                           Die mit Quecksilberoxyd versetzte Lösung von Chlorkobalt und Chlornickel bringt man
                              hierauf unter die Chamäleonbürette und läßt unter stetem Umrühren so lange
                              übermangansaures Kali zutröpfeln, bis die letzten Tropfen die ganze Flüssigkeit
                              bleibend zwiebelroth färben. Das hierbei ausgeschiedene Kobaltoxydhydrat setzt sich
                              gewöhnlich schwer ab, und die Flüssigkeit bleibt lange trübe und undurchsichtig; man
                              kann jedoch diesem Uebelstande leicht abhelfen, indem man zuweilen eine Portion
                              Quecksilberoxyd zufügt und gehörig umrührt, wodurch das feinvertheilte Kobaltoxyd
                              sich an das dichte schwere Quecksilberoxyd hängt und von diesem mit zu Boden
                              gerissen wird.
                           Je schneller sich übrigens der Niederschlag absetzt, desto mehr nähert man sich dem
                              Ende der Operation und sobald alles Kobalt abgeschieden ist, erfolgt das Klären der
                              Flüssigkeit sofort, so daß man die Wirkung des letzten Tropfens Chamäleon mit
                              größter Sicherheit beobachten kann.
                           Hat man so viel übermangansaures Kali zugesetzt, daß der nächste Tropfen die
                              Flüssigkeit bleibend röthet, so ist die Fällung des Kobalts als beendet anzusehen
                              und man liest die verbrauchten Kubikcentimeter ab.
                           Die Lösung enthält jetzt nur Nickel ohne jede Spur von
                                 Kobalt; im Niederschlage findet sich jedoch neben allem Kobalt auch eine
                              geringe Menge Nickel, welche aber, wie ich mich sicher überzeugt habe, als
                              mechanisch niedergerissenes Oxydul darin vorhanden ist und daher keinen
                              Mehrverbrauch an übermangansaurem Kali veranlaßt.
                           Unterwirft man nämlich einestheils die Lösung von reinem Kobaltmetall und andererseits diejenige eines
                              Gemisches von Kobalt und Nickel der Maaßanalyse, so werden stets gleiche Volumina
                              der Titerflüssigkeit verbraucht.
                           Die Lösung von
                           
                              
                                 I)
                                 0,250
                                 Grm.
                                 chemisch reinem Kobalt erforderte
                                 
                              
                                 
                                 a)
                                 =
                                 34,0 Kub.
                                 Centm.
                                 KO, Mn²O⁷.
                                 
                              
                                 
                                 b)
                                 =
                                 34,0   „
                                 „
                                   „        
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 c)
                                 =
                                 34,2   „
                                 „
                                   „        
                                    „
                                 
                              
                                 II)
                                 0,250
                                 Grm.
                                 Kobalt und 0,250 Grm Nickel
                                 
                              
                                 
                                 a)
                                 =
                                 33,8 Kub.
                                 Centm.
                                 KO, Mn²O⁷
                                 
                              
                                 
                                 b)
                                 =
                                 34,1   „
                                 „
                                   „        
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 c)
                                 =
                                 34,0   „
                                 „
                                   „        
                                    „
                                 
                              
                                 III)
                                 0,250
                                 Grm.
                                 Kobalt und 1,000 Grm. Nickel
                                 
                              
                                 
                                 a)
                                 =
                                 34,0 Kub.
                                 Centm.
                                 KO, Mn²O⁷.
                                 
                              
                                 
                                 b)
                                 =
                                 34,0   „
                                 „
                                   „        
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 c)
                                 =
                                 34,4   „
                                 „
                                   „        
                                    „
                                 
                              
                           Trotzdem daß bei diesen Versuchen gleich große Mengen Maaßflüssigkeit verbraucht
                              worden waren, enthielt doch der Niederschlag
                            II) auf 100 Th. Co 3,3 Th. Ni
                           III) auf 100 Th. Co 5,7 Th. Ni
                           welche Mengen sonach mechanisch als Nickeloxydul
                              niedergerissen seyn mußten.
                           Um sich für die Titerstellung reines Kobalt und Nickel in metallischem Zustande
                              herzustellen, wurde nickelfreies Kobaltchlorür und kobaltfreies Nickelchlorür
                              sublimirt und sodann bei starker Hitze im Wasserstoffstrom reducirt. Die Metalle
                              legten sich hierbei in Form biegsamer Bleche an die Wandungen des Tiegels und ließen
                              sich von diesen leicht abtrennen.
                           Der Schwefelnatriumtiter war bei meinen Versuchen so gestellt, daß 1 Kub. Centm. 8
                              bis 10 Milligrm. CoNi fällte; von der Chamäleonlösung oxydirte 1 Kub. Centm. 6 bis 8
                              Milligrm. Kobalt.
                           (In unserer Quelle folgen nun Belege, welche aus vielen mit großer Sorgfalt
                              angestellten Versuchen herausgegriffen sind und hinreichend die Schärfe und
                              Brauchbarkeit der in Vorstehendem mitgetheilten Methode der volumetrischen
                              Kobaltbestimmung beweisen.)
                           Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, den 10. August 1864.