| Titel: | Ueber analytische Gewichte. | 
| Autor: | Mohr | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXIV., S. 301 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber analytische Gewichte.
                        Ueber analytische Gewichte.
                        
                     
                        
                           Hr. Dr. Otto Buchner in Gießen
                              hat in diesem Bande des polytechn. Journals S. 35
                              Bemerkungen über die von mir vorgeschlagenen Formen der analytischen Gewichte
                              mitgetheilt, die in einer einfachen Negation bestehen, wobei er aber in dem
                              Nachtheil steht, daß er die neue Form der Gewichte nicht aus Gebrauch und Erfahrung,
                              sondern aus der bloßen Beschreibung kennt, während ich die alten Gewichte sehr gut
                              aus eigener Erfahrung kannte. Darin irrt er aber, daß er glaubt, diese Form der
                              Gewichte sey noch nicht in Anwendung gekommen, denn es sind zahlreiche Sätze davon
                              an Chemiker abgelassen worden, und wer dieselben einmal gebraucht hat, will die alte
                              Form unter keiner Bedingung wieder haben.
                           Daß Staudinger und Liebrich
                              gute Waagen und Gewichte machen, hat Niemand in Abrede gestellt, allein daß sie
                              dieselben allein machen, oder daß ihre Producte keiner Verbesserung mehr fähig
                              wären, ist eine Täuschung. So ist z.B. der Umstand, daß die Hänggewichte auf einer
                              schiefen Ebene liegen, und daß diese Ebene oberhalb der Linie der drei Schneiden
                              liegt, ein entschiedener Constructionsfehler, denn dadurch wird der Schwerpunkt des
                              ganzen Balkens verändert. Wenn dieß auch bei 10 Milligrammen wenig beträgt, so
                              beträgt es doch etwas, und wenn ein Balkenarm mit dem Zirkel in 10 gleiche Theile
                              getheilt ist, so ist jeder Angriffspunkt eines 10 Milligrammhäkchens in einer
                              verschiedenen Höhe von der Horizontalen entfernt. Es läßt sich auch nicht die
                              Richtigkeit der Eintheilung durch Aufhängen von schwereren Gewichten prüfen, weil
                              nun sogleich der Schwerpunkt des Balkens über den Drehpunkt kommt und die Waage toll
                              wird. Man muß sich also auf die richtige Eintheilung verlassen, was unangenehm ist.
                              So läßt sich die Entfernung des Striches 1 von der Mittelschneide und des Striches 9
                              von der Endschneide gar nicht messen; die erste nicht, weil sie ziemlich hoch über
                              der Mittelschneide liegt, die letzte nicht, weil sie ebenfalls darüber liegt und die
                              Mitte der Schneide von oben nicht zugänglich ist.
                           Es ist mit ganz gleichgültig, ob Hr. Dr. Otto Buchner mit viereckigen oder runden Gewichten wägt, wenn
                              er aber den Praktiker hervorkehren will, so hätte er das Wägen mit runden Gewichten
                              probiren sollen. Was er von der nothwendigen Feinheit der Stifte und von der
                              Unmöglichkeit sie solid zu befestigen sagt, verdient keine Widerlegung und ist ein längst
                              überwundener Standpunkt. Aus diesem Grunde will ich auch nicht auf das Einzelne
                              seiner Einwendungen eingehen, die überall eine gewisse Gereiztheit verrathen. Dazu
                              wird er wohl den Grund darin gefunden haben, daß ich in der geologischen Section zu
                              Speyer seinem Vortrage über die Meteoriten keine Anerkennung schenken konnte, da
                              Alles, was er von den Meteoriten sagte, ein so beschränktes Verständniß dieser
                              Erscheinung verrieth, daß daraus unmöglich der Wissenschaft ein Vortheil erwachsen
                              konnte.
                           Dr. Mohr.