| Titel: | Ueber Lagerung der Flyerspindeln; von C. Morgenstern. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXVI., S. 351 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber Lagerung der Flyerspindeln; von C. Morgenstern.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1864, Nr.
                              41.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Morgenstern, über Lagerung der Flyerspindeln.
                        
                     
                        
                           Nachdem man sich mit Erfolg bemüht hat, die Qualität der Arbeit eines Flyers nach
                              Wunsch zu erhöhen und darin einen ziemlich befriedigenden Standpunkt erreicht hat,
                              sucht man anderseits auch die Quantität derselben zu vergrößern und hat hierzu in
                              letzterer Zeit mannichfache Verbesserungen an den Flyern angebracht. Da das
                              gelieferte Arbeitsquantum dieser Maschinen, sobald die Leistungen qualitativ
                              befriedigend sind, von dem der Lunte ertheilten Draht abhängt, so ist der
                              natürlichste Weg, dieses Quantum zu erhöhen, in einer Vermehrung der
                              Spindelumdrehungszahl zu suchen.
                           Der Stand der Flyerspindel wird nach der gewöhnlichen Ausführung durch ein Fußlager
                              in der Spindelbank und durch ein Halslager in der Spulenbank (dem Wagen) zu sichern
                              gesucht, und erreicht man diesen Zweck bei mäßigen Umgangszahlen der Spindel. Werden
                              diese aber überschritten, so fängt der obere, den Flügel tragende Spindeltheil an zu
                              vibriren, welcher Umstand eine größere Reibung in den Halslagern, also einen
                              größeren Kraftaufwand, sowie ein vorzeitiges Auslaufen derselben, außerdem aber auch
                              ein Ungleichwerden der Lunte zur Folge hat. Um alledem vorzubeugen, hat man vielfach
                              versucht, die Spindel noch an einer dritten Stelle (an ihrem oberen Ende) zu lagern;
                              allein alle diese Constructionen haben sich nicht einbürgern können, da sie fast
                              durchgängig das Abziehen der Spulen und das Aufstecken der Röhren für den nächsten
                              Abzug mehr oder weniger erschweren. Eine weitere Anordnung, größere Spindelumgänge
                              möglich zu machen, ist die von Mason und Collier in Manchester; hier wird das Halslager wie
                              gewöhnlich in der Spulenbank fest geschraubt, es hat dasselbe aber eine solche
                              Länge, daß es in die Spulenröhren hineinreicht und so dem oberen Spindeltheile eine
                              Lagerung bot. Diese Einrichtung hat aber den Uebelstand, daß wegen der großen Länge
                              dieses Lagers und der Befestigung desselben auf der Spulenbank leicht zwischen
                              diesem und der Spindel ein Klemmen entsteht, was ebenfalls zu vermehrtem
                              Kraftaufwande und größerer Abnutzung führte.
                           In neuester Zeit hat sich nun eine englische Flyerconstruction Eingang verschafft,
                              deren Spindellagerung in solcher Weise ausgeführt ist, daß die Umdrehungszahlen der
                              Spindeln bedeutend erhöht werden können, ohne daß das Abnehmen der vollen Spindeln
                              erschwert oder durch mögliches Klemmen der Kraftaufwand erhöht wird. Wir meinen die
                              Anordnung an den neuest gelieferten Patent-Spindelbänken der Firma Higgins u. Söhne in Salford bei Manchester.
                           Figur 31 und
                              32
                              stellen zwei einander gegenüber stehende Spindeln dar, und zwar ist die Lagerung der
                              einen im Durchschnitt und die der anderen in der Ansicht gezeichnet. In der
                              Spindelbank a sind, der vorhandenen Spindelzahl
                              entsprechend, Gabelbolzen b drehbar eingeschraubt (bei
                              der Durchschnittszeichnung ist derselbe weggelassen) und ist jeder derselben mit
                              einem Spindelfußlager c durch einen Bolzen d scharnierartig verbunden. Das Spindelhalslager wird
                              von der langen Büchse A gebildet, welche an ihrem
                              unteren Ende mittelst einer Bohrung auf c aufgesteckt
                              und hier durch die Preßschraube p festgehalten wird.
                              Eine weitere Bohrung von A nimmt das Spindelrädchen m auf und ist dieses mit einem viereckigen Loche
                              versehen, in welches der untere Spindeltheil genau paßt. Der obere Theil von A wird durch eine Büchse h
                              gehalten, die mit dem Winkel f so verschraubt ist, daß
                              sie sich um g drehen kann; f
                              selbst ist aber mit der Spulenbank e in der Weise
                              verbunden, daß er sich um den Bolzen o zu drehen vermag.
                              (Der Winkel ist ebenfalls für die im Durchschnitt gezeichnete Spindellagerung nicht mit angegeben.) Die
                              Figuren zeigen ferner in welcher Art das Spulenrad n und
                              die Spule q aufgesteckt sind; w,
                                 w sind die Spulen- und w'w' die
                              Spindeltriebwellen. Die Befestigung der Spindelbüchse A
                              und der Umstand, daß dieselbe im Innern nach unten zu erweitert ist, machen es
                              unmöglich, daß zwischen ihr und der Spindel k ein
                              Klemmen eintreten kann.
                           Die beschriebene Lagerungsmethode wird von der genannten Firma an allen von ihr
                              gebauten Flyern ausgeführt und liefert dieselbe solche von 700–1700
                              Spindelumgängen per Minute, für die entsprechenden
                              Luntenfeinheitsnummern 1/2 bis 20, wobei die zugehörigen Spulendimensionen folgende
                              sind: Länge 10'' bis herab zu 5'' und Durchmesser 5'' bis zu 2 1/4'' engl. Flyer
                              nach dieser Construction gebaut, zeichnen sich durch gute Arbeit aus und besitzen
                              trotz der hohen Zahl der Spindelumgänge einen ziemlich ruhigen Gang.
                           
                        
                     
                  
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