| Titel: | Boxer's Zünderverbesserungen und denselben entsprechende Geschoßeinrichtungen. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXIX., S. 365 | 
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                        LXXXIX.
                        Boxer's Zünderverbesserungen und denselben entsprechende
                           Geschoßeinrichtungen.
                        Aus dem London Journal of arts, September 1864, S.
                              156.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Boxer's Zünderverbesserungen und denselben entsprechende
                           Geschoßeinrichtungen.
                        
                     
                        
                           Die Veröffentlichung des Patents, welches sich Edw. Mounier Boxer, vom königl. Arsenal in Woolwich, am 1. December 1863 ertheilen ließ, beginnt mit einer Beschreibung
                              jener Holz-Zeitzünder, welche central eine nicht durchgehende Satzsäule von gepreßtem Schießpulver
                              sowie langsam brennendem Satze, und seitlich einen oder auch mehrere mit der
                              Sprengladung des Geschosses communicirende Pulvercanäle haben, so daß ihre Tempirung
                              durch das Ausbohren von Querlöchern bewirkt werden kann, welche die centrale
                              Satzsäule mit den seitlichen Kornpulversäulen in Verbindung bringen. – Dann
                              wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei dem bisherigen Laboriren dieser Zünderart
                              jene Querlöcher nur bis zur äußeren Wand des seitlichen Kornpulvercanals vorgebohrt,
                              und hierauf mit einer dazu geeigneten Substanz wieder verklebt worden seyen, beim
                              späteren Tempiren des Zünders also die ganze zwischen Seiten- und
                              Centralcanal befindliche Holzmasse desselben durchbohrt werden mußte. Da hierbei
                              aber leicht Richtungsdifferenzen dieser Nachbohrungen entstehen können, wodurch die
                              Präcision des Zeitzünders gefährdet erscheint, so geht Boxer's
                                 erster Verbesserungsvorschlag dahin, die Tempirungs-Communication
                              zwischen der centralen Satzsäule und den seitlichen Pulvercanälen schon im Voraus
                              ganz oder wenigstens theilweise, mittelst gänzlicher oder theilweiser Durchbohrung
                              der sie von einander trennenden Holztheile herzustellen, die innere Satzsäule aber
                              dann mit einer Hülse von Papier oder Papiermaché zu umgeben.
                           Weiter wird vorgeschlagen, den erweiterten oberen Theil
                              des in der Längenachse des Zünderkörpers liegenden Satzcanals mit einem Stöpsel oder
                              mit einer Kappe von Metall zu versehen und die Entzündung der centralen Satzsäule
                              vermittelst des überströmenden Feuers der Pulverladung des Geschützes dann durch zur
                              Seite angebrachte Oeffnungen im Zünderkopfe zu ermöglichen, weil bei den bisherigen,
                              oben offenen Zündern häufig ein Ersticken des Satzsäulenbrandes durch beim Anschlage
                              des Geschosses an irgend ein Object in den Zündercanal eingedrungene fremde Körper
                              vorgekommen sey.
                           
                           In Fig. 22 und
                              23 sind
                              Aufriß und Längendurchschnitt eines solchen verbesserten Zünders dargestellt; a ist der Zünderkörper, b
                              die Papier- oder Papiermaché-Hülse, welche den Zündsatz d und das zusammengepreßte Schießpulver c einschließt; e ist ein
                              seitlicher Pulvercanal mit den Querlöchern f, f, f,
                              welche noch in das Zwischenholz zwischen centraler und seitlicher Satzsäule
                              hineinragen; g, g sind die Seitenöffnungen im
                              Zünderkopfe, durch welche das überströmende Feuer der entzündeten Geschützladung zur
                              centralen Satzsäule des Zünders hingelangen soll, und k,
                                 k sind Verkappungen von Kupfer und Papiermaché, welche zum
                              Verschlusse jener Seitenöffnungen während des Transportes etc. der Geschosse dienen
                              sollen und beim Einsetzen derselben in's Geschützrohr abgenommen werden; m ist endlich der Metallkopf, welcher in den oberen
                              erweiterten Theil des centralen Zündercanals eingeschraubt ist und um dessentwillen
                              ein Metalldraht p um den hölzernen Theil des
                              Zünderkopfes herumgelegt wird, damit er beim Einschrauben jenes Metallstöpsels m nicht gesprengt werden könne. – Die Anzahl der
                              seitlichen Pulvercanäle, welche bei den in Rede stehenden Figuren auf zwei
                              festgestellt ist, kann vermehrt oder vermindert werden, je nachdem der Zünder auf
                              mehr oder weniger Zeit-Unterabtheilungen tempirbar seyn soll, wovon dann
                              wieder die Anzahl der auszubohrenden Querlöcher f, f, f
                              abhängig ist.
                           Ein dritter Vorschlag geht dahin, den oben beschriebenen
                              Zünder zugleich auch noch durch Concussion, d.h. durch die Erschütterung zu
                              entzünden, welche das mit ihm versehene Hohlgeschoß beim Entzünden der
                              Geschützladung erfährt und so ein etwaiges Blindgehen der Granate möglichst zu
                              verhüten. – Der oben angegebene Metallstöpsel des Zünderkopfes wird zu diesem
                              Ende in einen sogenannten Detonator umgewandelt, indem man ihn aushöhlt, seine
                              central durchbohrte Bodenplatte an dieser Oeffnung mit einer leicht explodirenden
                              Zündung versieht und über derselben dann ein aus Bronze oder Messing bestehendes
                              Metallstück, den sogenannten Hammer, mittelst eines durchgehenden Kupfer-
                              oder Messingdrahtes von einer so abgemessenen Stärke suspendirt, daß der Stoß,
                              welchen das Geschoß beim Abfeuern des Geschützes bekommt, hinreichend ist, um diesen
                              Befestigungsdraht des Hammers zu zerreißen und letzteren auch noch kräftig genug
                              gegen die am Boden der Kammer angebrachte Zündung anschlagen zu lassen, um dieselbe
                              dadurch zur Detonation bringen zu können. – Fig. 24 zeigt den
                              Längendurchschnitt eines solchen, von Boxer
                              Percussions-Zünder benannten Zeitzünders; m ist
                              der durch eine in ihm angebrachte Kammer zum Detonator vorgerichtete Metallstöpsel,
                              welcher in den hölzernen Zünderkopf eingeschoben wird; n
                              ist der Hammer, welcher mittelst des durch ihn und die Kammerwände
                              hindurchgesteckten Drahtes o an seiner Stelle festgehalten wird und
                              dadurch mit seiner oberen Fläche an dem eingeschraubten Detonator-Deckel m' anliegt, bis er durch den Stoß, welchen das Geschoß
                              beim Abfeuern der Geschützladung erhält, gegen den Boden der Kammer des Detonators
                              vorfährt und dann mittelst seines hervorstehenden Theiles n' die Zündung q zum Explodiren bringt.
                              Letztere ist in einer Nuth des Detonator-Bodens enthalten und theilt hierauf
                              ihr Feuer durch den Canal r des Detonator-Bodens
                              hindurch, auch der centralen Satzsäule c des Zünders
                              mit; s ist eine zum Schutze dieses Zünders auf denselben
                              aufgekittete Filzkappe.
                           Fig. 25
                              stellt den Längendurchschnitt eines eben solchen Concussions-Zeitzünders,
                              oder, nach Boxer's Bezeichnung,
                              Percussions-Zeitzünders dar, bei welchem die zur Verbindung der centralen
                              Zündersatzsäule mit den seitlichen Pulvercanälen dienenden Querlöcher f, f schon im Voraus bis zur Wand des centralen
                              Zündercanals durchgebohrt sind, so daß beim Tempiren des Zünders also nur noch die
                              Papier- oder Papiermaché-Hülse b
                              durchgestoßen zu werden braucht.
                           Für gezogenes Geschütz sollen die so verbesserten Holzzünder, mit oder ohne
                              Detonator, in der Weise auch als Percussionszünder verwendet werden, daß man den zur
                              Aufnahme des Zünders bestimmten Mundlöchern der betreffenden Granaten eine solche
                              Länge und einen solchen Grad von conischer Verjüngung (taper) gibt, welche es gerade noch möglich machen, daß der fest in das
                              Mundloch eingesetzte Zünder beim Anschlage des Geschosses an sein Zielobject in das
                              Innere des ersteren hineingetrieben werden kann. Der in das Hohlgeschoß eindringende
                              brennende Zünder soll dann die Sprengladung des ersteren entzünden. – Fig. 26 stellt
                              den Verticaldurchschnitt vom Kopfe eines mit Zündervorrichtung der eben bezeichneten
                              Art versehenen Hohlgeschosses für gezogenes Geschütz dar; A ist der Geschoßkern und B ein zur Aufnahme
                              des Holzzünders a in den Geschoßkopf eingeschraubter
                              Zünderstollen von Kanonenmetall. Die Länge und die conische Verjüngung des nach
                              obiger Bedingung vorgerichteten und zur Aufnahme des Zünders bestimmten Mundloches
                              sollen in dieser Figur so abgemessen worden seyn, daß der mit einem feinen
                              Schraubengewinde in den Zünderstollen der Granate eingeschraubte Holzzünder a, durch den Anschlag des mit voller Ladung abgefeuerten
                              Geschosses an sein Ziel, in das Innere der Granate hineingetrieben werde und sein
                              Feuer so der Sprengladung derselben mittheile. Für geschwächte Ladungen sollen Länge
                              und Verjüngung des zur Zünderaufnahme bestimmten Mundloches der Granate dann in
                              entsprechender Weise vermindert werden.
                           Ein zweiter Theil der durch Boxer's Patent veröffentlichten Erfindungen bezieht sich auf Verbesserung derjenigen Metall-Percussionszünder, welche Feuer geben,
                              sobald das mit ihnen armirte Geschoß während seiner Flugbahn an einen festen
                              Gegenstand anstößt, indem dadurch entweder ein beweglich in der Zündvorrichtung
                              liegender Metallbolzen durch sein Beharrungsvermögen gegen eine im Zünderkopfe
                              angebrachte, leicht explodirende Zündung vorgetrieben wird, – oder aber ein
                              an der Geschoßspitze vorstehender Metallstift in das Geschoßinnere hineinfährt und
                              so eine dort angebrachte Zündpille entzündet, – oder endlich indem dadurch im
                              directen Anschlage ein Zündhütchen zur Explosion kommt, welches auf einem an der
                              Geschoßspitze angebrachten Zündstifte aufsitzt.
                           Der erste hierher gehörige Vorschlag besteht darin, eine Metallscheibe (disc), welche nach innen hin mit einer vorstehenden
                              Spitze versehen ist, so in die Geschoßspitze einzusetzen, daß sie sich dort mit dem
                              Geschoßkörper vergleicht und in demselben einen genügend schweren Gang hat, um erst
                              durch einen sehr harten Anschlag der Geschoßspitze an einen festen Körper in das
                              Geschoßinnere hineingetrieben werden zu können, wodurch die an ihr angebrachte
                              Spitze dann mit einem geeigneten Zündsatze in Berührung kommt und so die Entzündung
                              der Sprengladung des Geschosses zuwege bringt. Als Vorzüge dieser Einrichtung werden
                              angegeben: Verhütung vorzeitiger Zünder-Explosionen in oder kurz vor dem
                              Rohre, und Verminderung der durch zufällige Zünder-Explosionen bedingten
                              Gefahren.
                           Ein weiterer auf Verbesserung dieser Metall-Percussionszünder gerichteter Vorschlag soll die Möglichkeit
                              bieten, das durch den Geschoßanschlag an irgend einen festen Gegenstand entstehende
                              Feuer je nach Belieben entweder sofort, oder auch erst nach einem gewissen
                              Zeit-Zwischenraume zur Sprengladung der Granate gelangen lassen zu können. Zu
                              diesem Zwecke erhält der Zündkörper zwei, durch eine oder mehrere Oeffnungen mit
                              einander communicirende Kammern, von denen die vordere mit irgend einer angemessenen
                              Vorrichtung zum Zünden durch Percussion versehen wird, und die hintere Kammer eine
                              mit Zündersatz vollgeschlagene und an beiden Enden offene Hülse von Papier,
                              Papiermaché oder Holz erhält, welche letztere auf der einen Seite durch oben
                              erwähnte Oeffnungen mit der Percussions-Vorrichtung der vorderen
                              Zünderkammer, und auf der anderen Seite dadurch mit der Sprengladung des Geschosses
                              in Verbindung steht, daß der Metall-Zünder hinten mit einer ein- oder
                              mehrfach durchlochten Kappe versehen ist. Soll das Geschoß dann beim Anschlage an
                              sein Ziel sofort crepiren, so wird die Zündersatz-Säule der hinteren Kammer
                              vor dem Einsetzen des Zünders in's Geschoß vermittelst eines Bohrers, welcher durch
                              eine der im Boden der hinteren Kammer befindlichen Oeffnungen hindurchgeführt wird,
                              ganz durchbohrt; während man im anderen Falle gerade soviel von dieser Satzsäule
                              stehen läßt als nöthig ist, damit zwischen dem Anschlage des Geschosses an sein Ziel
                              und dem Crepiren des ersteren eine bestimmte Zeit-Intervalle liegt.
                           Fig. 27
                              stellt den Längendurchschnitt eines mit dieser Verbesserung versehenen
                              Metall-Percussionszünders dar; a ist der
                              Metallkörper des Zünders, welchem an seiner Außenfläche Schraubengewinde, zum
                              Einschrauben in das mit entsprechendem Muttergewinde versehene
                              Geschoß-Mundloch, gegeben worden sind; die vordere Kammer b, mit dem leicht explodirenden Zündsatze c, ist durch die Metallkappe d geschlossen, welche letztere den nach innen hervorragenden Bolzen d' hat und rings um denselben herum genügend in ihrem
                              Metalle geschwächt worden ist, so daß durch den Anschlag des Geschosses an sein Ziel
                              der mittlere Theil der Kappe kräftig genug in das Geschoßinnere hineingetrieben
                              werden kann, um durch den Zusammenstoß des an ihr befindlichen Bolzens d' mit dem Zündsatze c Feuer
                              geben zu können; e ist die hintere Kammer, welche
                              vermittelst der Oeffnungen f mit der vorderen in
                              Verbindung steht und die Zündersatz-Säule g mit
                              ihrer Hülse h enthält. Diese hintere Kammer ist durch
                              die Kappe i verschlossen, in welcher sich die schmale
                              Oeffnung i' zur Mittheilung des Zünderfeuers an die
                              Sprengladung des Geschosses und zur eventuellen gänzlichen oder theilweisen
                              Durchbohrung ihrer Zündersäule befindet. – Fig. 28 stellt ferner den
                              Längendurchschnitt eines Zünders derselben Art mit gänzlich durchbohrter
                              Zündersatz-Säule der hinteren Kammer dar, wodurch das bei Anschlag des
                              Geschosses an sein Ziel entstehende Feuer der vorderen Zünderkammer, also sofort
                              auch der Sprengladung des mit einem solchen Zünder armirten Hohlgeschosses
                              mitgetheilt wird.
                           Als dritten und letzten Theil
                              enthält das Patent noch Verbesserungsvorschläge, welche sich auf diejenigen Concussions-Percussionszünder, von Boxer einfach Concussions-Zünder genannt,
                              beziehen, in denen ein zweckentsprechend befestigter Schlagkörper durch die
                              Erschütterung, welche das Geschoß beim Abfeuern des Geschützes erfährt, von seiner
                              Verbindung mit dem Zündkörper frei gemacht und dadurch befähigt wird, bei einem
                              plötzlichen Aufgehaltenwerden des Geschosses in seiner Flugbahn, gegen eine
                              leichtexplodirende Masse anzuschlagen, welche im Zünderkopfe angebracht ist, und so
                              durch deren Entzündung dann auch die der Geschoß-Sprengladung zu
                              bewirken.
                           Zunächst wird in dieser Beziehung vorgeschlagen die Zündvorrichtung im Allgemeinen so einzurichten, daß dem Stoße des
                              Schlagkörpers auf die, mit Hülfe von amorphem Phosphor zweckentsprechend zubereitete Zündmasse, zur
                              Entzündung der letzteren auch noch eine chemische Wirkung zu Hülfe kommt, indem man
                              entweder den zur Zündsatzaufnahme bestimmten Theil des Zünderkopfes oder auch die
                              Schlagfläche des Schlagkörpers lediglich mit, durch Lack vor Feuchtigkeit
                              geschütztem amorphen Phosphor, und den anderen dieser beiden Theile dann jedesmal
                              mit einem Präparate versieht, welches, wenn auch für sich nicht sehr entzündlich,
                              bei Berührung mit amorphem Phosphor sofort detonirt. Für specielle Einrichtung bei Neuanfertigung solcher Zünder aber wird
                              empfohlen, den aus Kupfer, Kanonenmetall oder Messing bestehenden Schlagkörper oder
                              Hammer, cylindrisch gestaltet, so in einen dazu passenden hohlen Metallcylinder
                              einzusetzen, daß er mittelst eines durch ihn und die Wände des hohlen Cylinders
                              hindurchgesteckten Kupfer-, Kanonenmetall – oder Messingdrahtes an dem
                              unteren Ende des Cylindermantels festgehalten wird, nach Zerreißung dieses Drahtes
                              aber bis zum oberen Ende seiner cylindrischen Hülle vorgeschoben werden kann, in
                              welchem Falle der Hammer oder Schlagkörper dann zugleich auch noch durch einen, an
                              seinem unteren Ende angebrachten Vorsprung mit der unteren Fläche des
                              Cylindermantels in Verbindung tritt. Der durch oben bezeichneten Verbindungsdraht an
                              seiner Cylinderhülse befestigte Schlagkörper wird so, daß der Cylindermantel nach
                              vorn steht, in die Zünderkammer eingesetzt und diese hierauf mit einer zum
                              Einschrauben eingerichteten Kappe verschlossen, an welcher sich central ein nach
                              innen vorspringender und eventuell mit amorphem Phosphor etc. versehener Dorn
                              befindet. Wird, durch die Erschütterung, welche das Geschoß beim Abfeuern der
                              Geschützladung erhält, hierauf der Verbindungsdraht von Schlagkörper und
                              Schlagkörperhülse, vermöge des der letzteren inne wohnenden Trägheitsmomentes,
                              zerrissen, so setzt sich im weiteren Verlaufe des Geschoßvorgehens der äußere
                              Cylindermantel des Schlagkörpers auf den unteren vorstehenden Rand des letzteren auf
                              und verbindet sich mit demselben so zu einem wuchtigen Ganzen, welches, bei einem
                              plötzlichen Aufhalten des Geschosses in seiner Flugbahn, gegen den aus der vorderen
                              Verschlußkappe des Zünders vorstehenden Zünddorn anschlägt und dadurch in irgend
                              einer der oben angegebenen Weisen Feuer gibt. Dieses Feuer gelangt dann mittelst
                              einer centralen Durchbohrung des Schlagkörpers und des dahintergelegenen
                              Zündertheiles zur Sprengladung des Geschosses, und bringt letzteres dadurch zum
                              Crepiren. Fig.
                                 29 zeigt den Querschnitt eines solchen Zünders; a stellt den zum Einschrauben in's Geschoß eingerichteten Zünderkörper,
                              b die Zünderkappe mit ihrem nach innen vorstehenden
                              Zünddorne b', c den Hammer oder Schlagkörper und d seinen Cylindermantel dar, die beiden letzteren durch den Kupferdraht
                              e miteinander verbunden. Der Schlagkörper c hat den hinteren Vorstand c', auf welchen sich die untere Fläche d' des
                              Cylindermantels d aufsetzt, sobald das Trägheitsmoment
                              des letzteren in der oben angegebenen Weise zur Thätigkeit gekommen ist. Die
                              centrale Ausbohrung des Schlagkörpers enthält vorn den Zündsatz f, welcher beim Anschlage gegen den, eventuell mit
                              amorphem Phosphor angefeuerten Zünddorn b' explodirt,
                              und der hintere Theil dieser Ausbohrung ist mit einer Zündsatz – oder
                              Pulver-Säule ausgeschlagen, welche ihrer ganzen Länge nach durchbohrt ist,
                              und so das Feuer der vorderen leichtexplodirenden Zündung rasch an das Schießpulver
                              des hinteren Zündercanals h abgeben muß, von wo es
                              wieder durch die entkappte untere Zünderöffnung i zur
                              Sprengladung des Geschosses gelangt und dadurch endlich das Crepiren des letzteren
                              bewerkstelligt. – Fig. 30 stellt einen für
                              Shrapnels bestimmten Zünder derselben Art dar,
                              welcher sich vom entsprechenden Granatzünder nur durch stärkere Dimensionen des
                              Hammers oder Schlagkörpers und dessen cylindrischen Metallmantels unterscheidet.
                           ––––––––––
                           Für die Artillerie Deutschlands ist der Inhalt dieses Patentes wenigstens insofern
                              von Interesse, als sich dadurch der jetzige Standpunkt der Zünderfrage in England
                              und insbesondere auch der Umstand documentirt, daß der Pettman-Zünder und der Armstrong'sche
                              Säulen-(pillar)-Zünder, welche nach
                              dem amtlichen Berichte über die allgemeine Londoner Industrie-Ausstellung von
                              1862 schon damals neben Armstrong's Concussionszünder und
                              dessen Zeitzünder für gezogenes Geschütz in Anwendung gebracht worden waren,Allgemeine Militär-Zeitung Nr. 48, Darmstadt den 28. November
                                    1863.Anm. des Einsenders. dort ebenwohl als noch nicht vollkommen befriedigend betrachtet werden.
                           Der erstere, von Pettman, einem Meister in den
                              Laboratorien des königl. Arsenals zu Woolwich construirte Zünder besteht nämlich aus
                              einer conischen, cylindrisch ausgebohrten Schraube, welche durch eine Bodenplatte
                              verschlossen ist, in der sich eine kleine mit Pulver voll geschlagene Oeffnung
                              befindet. Auf dieser Bodenplatte steht ein hohler Bleicylinder, hierauf liegt eine
                              centrisch durchlochte Scheibe von Bronze und auf dieser wieder, mittelst zweier
                              kleinen Zäpfchen, eine mit Frictionssatz, welcher aus chlorsaurem Kali und Antimon
                              besteht, umgebene kleine Bronzekugel. Letztere ist durch Eindrehungen zum Festhalten
                              ihrer Satzhülle rauh
                              gemacht, und außerdem mit einem weiteren, den Zündsatz schützenden Ueberzuge von
                              Seide oder Hausenblase versehen. – Ueber dieser so angefeuerten Bronzekugel
                              liegt noch eine zweite Bronzescheibe, welche jedoch, statt der centrischen
                              Durchbohrung, in ihrer Mitte nur eine, jene kleine Bronzekugel mit ihrer Satzhülle
                              umfassende Vertiefung hat; und alle diese einzelnen Theile werden endlich durch
                              eine, oben in die Zünderbohrung einzuschraubende Platte fest zusammengehalten.
                              – Während des Stoßes, welchen das Geschoß beim Abfeuern der Geschützladung
                              erhält, wird der hohle Bleicylinder von der Kugel nebst ihrer unteren Scheibe
                              zusammengedrückt, die erstere verläßt ihr Lager, und bei dem darauf folgenden ersten
                              Anschlage des im Fluge befindlichen Geschosses an einen festen Gegenstand finden
                              endlich Berührungen des die Kugel umgebenden Zündsatzes mit den Wänden der
                              Zünderbohrung statt, welche den Zünder und somit auch die Sprengladung des
                              Geschosses zum Explodiren bringen.
                           Der andere, von Sir Armstrong für die gewöhnlichen
                              Granaten des gezogenen Geschützes bestimmte, sogenannte Säulen-(pillar)-Zünder, bildet eine bronzene Schraube von
                              1,5 Zoll Länge und 0,9 Zoll Durchmesser, welche in ihrer Mitte cylindrisch
                              ausgehöhlt, unten jedoch mit einem kugelförmig ausgefräßten Boden versehen ist, auf
                              dem ein an seinem unteren Ende entsprechend abgerundeter Conus (pillar) aus Bronze steht, welcher durchbohrt, wie eine
                              Schlagröhre voll Pulver geschlagen, auf seiner oberen Fläche mit einem darauf
                              aufgesetzten Zündhütchen und nahe dieser oberen Fläche auch noch mit einer
                              Randplatte versehen ist, auf welcher ein innerer gekröpfter Bleiring und die sogen.
                              Zerbrecherstifte, nämlich die dünnen Vorstände eines zweiten, sich an die Wandungen
                              des Zünderkörpers anlegenden und genau in die Höhlung desselben passenden äußeren
                              Bleiringes aufliegen. – Der Zünderdeckel endlich schließt sich so an beide
                              Bleiringe an, daß dadurch zwischen ihm und dem auf der oberen Fläche des Conus (pillar) aufsitzenden Zündhütchen ein Zwischenraum von
                              1/8 Zoll verbleibt. Durch den Abfeuerungsstoß werden die Zerbrecher des eisernen
                              Bleiringes abgestreift und der innere Bleiring eingeknickt, so daß bei einem
                              späteren Auf- oder Anschlagen des Geschosses der als Zündbolzen fungirende
                              Conus (pillar) nach vorn fahren und das an seiner Stirn
                              befindliche Zündhütchen durch Anschlag an den Zünderdeckel explodiren lassen
                              kann.
                           Cassel, im October 1864.
                           Dy.,          Artillerie-Hauptmann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
