| Titel: | Ueber die verschiedenen Handelssorten von Copal; von C. H. Worlée in Hamburg. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. CXV., S. 453 | 
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                        CXV.
                        Ueber die verschiedenen Handelssorten von Copal;
                           von C. H. Worlée in
                           Hamburg.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1864, Nr.
                              1.
                        Worlée, über die verschiedenen Handelssorten von
                           Copal.
                        
                     
                        
                           1. Der Copal von Zanguebar. Dieser trägt, außer diesem
                              richtigen Namen, noch die Benennungen: „ostindischer,“
                              „Bombay,“
                              „Salem.“ Wir erhielten ihn zuerst von Ostindien, namentlich
                              Bombay, nach Europa, daher der Irrthum, daß er in Ostindien gefunden werde, während
                              er in Wirklichkeit ausschließlich aus Afrika stammt und bis jetzt nur von Zanguebar
                              an der Ostküste exportirt wird. Seit circa 30 bis 40
                              Jahren geschieht dieser Export theilweise direct, namentlich nach Hamburg und
                              Nordamerika, seltener nach England, Frankreich oder anderen europäischen Ländern;
                              vor dieser Zeit, und auch noch jetzt, zum großen Theil durch arabische
                              Küstenschiffer nach Bombay, woselbst die Waare gereinigt und als Bombay-Copal oder ostindischer in den Handel kommt. Der directe Export nach Europa wird
                              hauptsächlich durch Hamburger Häuser vermittelt, welche in Zanguebar Filialen
                              besitzen, wodurch Hamburg ein Hauptmarkt für diesen Artikel geworden ist, Es ist
                              unzweifelhaft, daß diese interessante Sorte, ähnlich dem Bernstein, von einem
                              untergegangenen Pflanzengeschlecht, aus einer älteren Vegetationsperiode stammt, da
                              an der ganzen Küste kein lebender Baum mehr existirt, welcher dieses Harz liefert,
                              und es hinreichend bekannt ist, daß die Eingebornen es aus der Erde graben, wo es an
                              verschiedenen Orten eine fortlaufende Schicht von verschiedener Dicke und
                              Reichhaltigkeit bildet. Die genaue Lage der Fundorte ist nicht bekannt; die
                              Eingebornen, welche sich mit dem Sammeln beschäftigen, bringen das Harz im rohen
                              Zustande an die Küste zu den europäischen Niederlassungen, und überlassen den
                              Käufern die Reinigung. Im rohen Zustande bildet es unregelmäßige, meist glatte,
                              scheibenförmige Stücke jeder Größe, von der der Erbsen bis zu der einer starken
                              Hand, und ist mit einer fest aufliegenden, mit dem Harze getränkten und verklebten
                              sandigen Schicht von braunrother Farbe bedeckt, welche durch die Erde gebildet, auf
                              und in welcher das Harz,
                              als es noch weich damit in Berührung kam, erhärtet ist. Durch diese rauhe Rinde
                              sieht und fühlt man schon, daß jedes Stück sich beim Erstarren eigenthümlich
                              zusammengezogen und eine fein granulirte Oberfläche, sogenannte Gänsehaut, bekommen
                              hat. Durch Waschen in geeigneten Flüssigkeiten, welche die durch das Harz gebundenen
                              Erdtheile oberflächlich auflösen und den reinen Kern entblößen, tritt diese
                              Gänsehaut vollkommen deutlich hervor, und bildet dann eines der Kennzeichen dieser
                              Sorte. Jedes Stück ist vollkommen punktirt und mit kleinen Wärzchen, wie
                              Stecknadelknöpfe groß, völlig besetzt. Die Wäsche läßt das reine Harz fast unberührt
                              und conservirt diese Gänsehaut, welche dagegen durch das in Ostindien übliche
                              Schälen mit Messern fast ganz zerstört wird. Die gereinigten Stücke zeigen sehr
                              verschiedene Farben, vom fast farblosen Blaßgelb bis zum dunkeln Braunroth, und sind
                              natürlich, der Art ihrer Entstehung zufolge, mehr oder weniger mit Insecten,
                              Erd- und Pflanzentheilen gefärbt und verunreinigt. In rohem Zustande kommt
                              der Copal selten nach Europa, und dann selten über die Seestädte hinaus; eine sehr
                              bedeutende Wäscherei ist in Salem in Nordamerika, welche große Quantitäten als
                              „Salem-Copal“ in den
                              Handel bringt. Der Zanguebar-Copal ist der härteste unter allen Sorten und
                              liefert den dauerhaftesten Lack, so daß er in England ausschließlich zur Herstellung
                              des bekannten englischen Wagenlacks benutzt wird. Er zeigt im Bruch eine theilweise
                              matte, sonst glasartige Fläche, läßt sich nicht, ohne zu splittern, schneiden,
                              erreicht fast die Härte des Bernsteins, läßt sich schleifen und Poliren, und wird
                              vielfach wie dieser zu Schmuck und Drechslerarbeiten benutzt. Ein Charakterzug ist
                              noch die völlige Klarheit und Durchsichtigkeit der Stücke, sie mögen hell oder
                              dunkel seyn, so daß trübe Exemplare zu den Seltenheiten gehören, was für den
                              geringen Wassergehalt und das hohe Alter des Harzes spricht.
                           2. Der Copal von Sierra Leone erreicht fast die edlen
                              Eigenschaften der vorhergenannten Sorte, seine Härte ist wenig geringer, dabei ist
                              er meistens farblos. Er kommt vor a) in Form von Kugeln
                              und großen Tropfen, selten über Nußgröße, ist dann in der Regel gar nicht oder sehr
                              wenig mit Kalk und Erdtheilen von grauer Farbe incrustirt, völlig klar und wird
                              häufig Glascopal genannt; b) in flachen muschelförmigen
                              Stücken, mehr oder weniger bedeckt und vielfach sehr stark mit Pflanzentheilen
                              durchwachsen, welche ihm eine schwärzliche Farbe ertheilen. Das reine Harz dieser
                              geringeren Sorte ist indeß ebenfalls glasartig, farblos und sehr hart, und steht im
                              Werth dem Zanguebar sehr nahe, während die durchwachsenen Stücke, nach dem Grade
                              ihrer Reinheit, verhältnißmäßig billig sind. Die in den europäischen Handel kommende
                              Quantität,
                              namentlich der b-Sorte ist eine sehr bedeutende,
                              so daß sie einen wichtigen Handelsartikel bildet. Der Härte nach kommt zunächst
                              folgende Gattung:
                           3. Der Copal von Benguela bildet unregelmäßige Stücke
                              jeder Größe und Dicke, durchschnittlich in Muschelform, etwa so wie ein consistenter
                              Teig sie annehmen würde, den man in Klumpen auf eine Platte wirft. Die Farbe ist
                              gleichmäßig klar hellgelb wie Madeira, selten ganz farblos, der Bruch ebenfalls
                              glasartig. Kugeln oder scheibenförmige Stücke kommen nie darin vor. Im rohen
                              Zustande ist diese Sorte mit einer sehr dünnen, theils durchscheinenden
                              weißlich-gelben, mit dem Harz sehr fest verbundenen Kalkschicht bedeckt,
                              welche ebenfalls durch Waschen oder Schälen entfernt wird. Von Afrika wird er nur im
                              rohen Zustande, größtentheils durch Vermittelung portugiesischer Häuser an der Küste
                              in den Handel gebracht.
                           4. Copal von Angola mit einer starken rothen Kruste
                              bedeckt, ähnlich darin dem Zanguebar, Stücke jeder Größe, die Form sich mehr der
                              Kugel nähernd, selten flach, und narbig wie der Zanguebar-Copal, doch leicht,
                              außer durch die Form, von jenem zu unterscheiden, weil die kleinen Erhabenheiten
                              viel gröber und größer sind als bei jenem, nicht so scharf ausgeprägt und nicht so
                              dicht bei einander. Gereinigt ist diese Sorte gleichmäßig röthlich-goldgelb,
                              behält nach der Wäsche ihre Gänsehaut, darf aber nicht so stark angegriffen werden,
                              wie Zanguebar, weil sie bedeutend weicher als jener, in dieser Beziehung die dritte
                              oder vierte Stufe einnimmt. Eine Verwechselung mit Zanguebar-Copal, für den
                              der Angola zuweilen ausgegeben wird, ist, schon der verschiedenen Farbe und Form
                              wegen, nicht wohl möglich.
                           Diese vier genannten Sorten gelten im Handel als harte und
                              dienen zur Erzeugung der besseren Sorten Lack, welche sich, getrocknet, schleifen
                              und poliren lassen. Weniger wichtig, weil selten und nur in verhältnißmäßig kleinen
                              Mengen vorkommend, aber zu den harten Copalen zu zählen ist noch der sogenannte Kiesel-Copal in kleinen flachen, runden und ovalen
                              Stücken von Bohnengröße, auch See-Copal genannt,
                              welcher ebenfalls von der Westküste Afrika's zugeführt seine Form augenscheinlich,
                              gleich den bekannten runden Steinen der Helgoländer Küsten, einem fortwährenden
                              Abschleifen im bewegten Wasser verdankt.
                           Den Uebergang zu den weicheren westafrikanischen Sorten
                              bildet der Copal von Accra, in Form und Farbe dem
                              Benguela sehr ähnlich, aber selten so rein, meistens nicht völlig klar, vielfach
                              ganz trübe (milchig) im Bruch und Schnitt, leicht als weicher zu erkennen und
                              charakterisirt durch einen eigenthümlichen Geruch, ähnlich dem des
                              Copaivabalsams.
                           
                           Der Copal von Benin, ähnlich in Form dem Angola, sich der
                              Kugelform nähernd, oft mehr birnförmig und mit viel gleichmäßig dicken
                              länglich-flachen Stücken gemischt. Bedeckt mit einer sehr dunkeln braunen,
                              meistens dünnen Erdrinde, von glattem, abgeschliffenem Aussehen. Die Sorte ist
                              durchschnittlich leicht bis vollständig getrübt, großentheils ganz undurchsichtig
                              von braunrother Farbe, stets mit gelben wie verwittert aussehenden Stücken gemischt,
                              welche voll Blasen und von starkem Wassergehalt sind. Die Sorte ist härter als die
                              vorhergehende, mit Ausnahme dieser schlackig verwitterten Stücke. Beide Sorten
                              kommen nicht regelmäßig vor und werden etwa auf den halben Werth des Benguela
                              geschätzt.
                           Die weichen Arten sind zu eröffnen mit der ältest
                              bekannten, dem Kugel-Copal, gewöhnlich westindischer genannt, obgleich Westindien, Brasilien und
                              Mittelamerika nur unbedeutende Mengen davon, gegen Afrika's Westküste, liefern.
                              Unter dem genannten noch viel gebrauchten Gattungsnamen versteht man jetzt alle
                              weichen, farblosen, kugelförmigen Sorten, welche in den europäischen Handel gebracht
                              werden, auch die von Afrika, namentlich von Loanda in großen Quantitäten
                              exportirten. Der Kugel-Copal von Afrika erscheint in allen Größen, von der
                              einer Faust bis zu der der Erbsen, und zwar in reinen durchsichtigen Stücken sowohl,
                              als in der Regel mit einer mehr oder weniger dicken kalkigen Erdschicht bedeckt. Die
                              durchschnittliche Kugelform ist natürlich nicht buchstäblich zu nehmen, es ist
                              häufig nur eine Annäherung an dieselbe vorhanden, große Tropfen und regelmäßige
                              Conglomerate von zusammengeflossenen Stücken sind häufig. Im gereinigten Zustande
                              ist er zuweilen milchig-trübe, in der Regel klar und farblos, aber sehr
                              weich, so daß er durch starkes Reiben auf Wolle sich stark abnutzt und oft klebrig
                              wird. Er bedarf nicht so großer Hitze beim Schmelzen und liefert sehr helle Lacke.
                              Afrika liefert von diesem sogenannten westindischen Copal – einen Namen, den
                              man der Bequemlichkeit wegen noch im Handel beibehalten hat – mindestens das
                              Zehnfache des Quantums, welches davon in anderen Erdtheilen gewonnen wird; unter
                              letzteren ist eine interessante Sorte, welche gewöhnlich von Maracaibo ausgeführt
                              wird, indem sie oft im Innern der großen Stücke noch weich ist, so daß sie sich
                              biegen und pressen läßt, anderntheils wieder in älteren schon ziemlich harten und
                              sehr großen birnförmigen Stücken erscheint, welche eine völlig gleichmäßige ganz
                              farblose glasartig reine Masse bilden, woraus sich sehr hübsche Schnitzarbeiten
                              herstellen lassen. Eine Varietät des afrikanischen Kugel-Copals erscheint mit
                              einer rothen, sehr zerrissenen kalkigen Rinde bedeckt, oberflächlich dem rothen
                              Angola ähnlich, und gereinigt von schön goldgelber Farbe. Die Sorte ist aber eben so weich wie die
                              weiße und findet sich oft derselben beigemischt. Die Härte des sogenannten
                              westindischen Copals mag, daran ihren Maaßstab finden, daß zuweilen die tropische
                              Hitze genügt, ihn so sehr zu erweichen, daß die Sendungen in gepreßtem Zustande,
                              nicht selten zu großen Blöcken zusammengeflossen, in Europa eintreffen. Der
                              Verbrauch und die Wichtigkeit der geringen, entweder unreinen oder weichen
                              afrikanischen Copal-Gattungen hat in den letzten Jahren sehr abgenommen, weil
                              bessere und ergiebigere Bezugsquellen aufgefunden wurden; die bedeutendste ist
                              Australien, es liefert uns den.
                           Kowrie-Copal (sprich Kaurie), welcher jetzt das
                              Material zu den meisten geringen Lacksorten bildet. Diese Sorte kommt in sehr großen
                              Mengen in den Handel, namentlich von Neuseeland, und erscheint in mehr oder weniger
                              großen, oft bis zu 100 Pfund schweren unregelmäßigen Stücken oder Klumpen, mit
                              grauer kalkiger Rinde schwach bedeckt, im Innern stets trübe, nur in kleinen
                              Splittern durchsichtig, streifig und von hellgrauer, gelblicher bis hellbrauner
                              Farbe. Der Bruch hat einen matten Glanz; die Härte übertrifft die der vorher
                              beschriebenen Sorte bedeutend, und der Copal ist bequem zu verarbeiten, wie er auch,
                              trotz seines großen Wassergehaltes, gut schmilzt und einen sehr brauchbaren Lack
                              gibt. Er findet sich in den Wäldern Neuseelands in enormen Massen und ist, wenn auch
                              augenblicklich, wegen des dort herschenden Krieges selten, in gewöhnlichen Zeiten
                              jedoch sehr billig, so daß seine Verwendung in der Lackfabrication zum Nutzen des
                              Publicums die Verfälschung der ordinären Copallacke mit gemeinem Fichtenharz
                              verdrängt hat.
                           Wir haben nun noch als wichtige Sorte den Copal von
                                 Manilla in zwei Gattungen, von zwei verschiedenen lebenden Pflanzenspecies
                              gewonnen, hier anzuführen. Der Handel unterscheidet „harten“ und „weichen“
                              Manilla-Copal. Der harte ist dem Kowrie sehr
                              ähnlich, aber dunkler von Farbe, selten grau, sondern gelb bis dunkelbraun, von
                              etwas blankerem Bruch, etwas größerer Härte und schwerer schmelzbar. Er wird wohl
                              nur zur Herstellung dunkler aber ziemlich harter Lacke verwendet und etwas höher
                              geschätzt als der Kowrie. In größeren Quantitäten noch exportirt Manilla den weichen Copal, eine Sorte von schmutzig bis rein gelber
                              Farbe, in Form zusammengeflossener Thränen oder Blöcke, in der Regel sehr grusig.
                              Dieser Copal ist der weichste und brüchigste, ist im Aussehen dem Galipot ähnlich,
                              oft sehr unrein, mit Pflanzen- und Erdtheilen gemischt und verklebt, und wird
                              fast nur als Zusatz zu besseren Sorten verwendet. Er ist so brüchig, daß man ein
                              kleines Stück zwischen den Fingern zerreiben kann, und hat einen großen Wassergehalt. Er ist nicht
                              leicht zu lösen und gibt schwer einen hellen Lack. Er ist wohl die einzige Sorte,
                              welche, ohne vorher durch Schmelzen in ihrer chemischen Constitution verändert zu
                              seyn, sich in Alkohol lösen läßt, eine ganz werthvolle Eigenschaft. Eine solche
                              Lösung, mit etwas Copaivabalsam und etwas Lavendelöl versetzt, gibt einen glänzenden
                              und härteren Lack als Sandarac und ist farblos.
                           Der geringste Copal, der von Californien, ist kaum werth, daß man ihm die Zeit der
                              Besprechung widmet, kommt auch nur noch selten nach Europa, da sein Werth kaum die
                              Fracht deckt. Er ist ein ganz unreines, schwärzlich-braunes, muldenförmiges,
                              mit Rindentheilen und sonstigem Schmutz stark verunreinigtes Harz, welches sich
                              durch den Geruch beim Schmelzen zwar als Copal charakterisirt, sonst aber wenig von
                              dessen edlen Eigenschaften besitzt.