| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. , S. 241 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hydraulische Hebevorrichtungen in englischen Hotels.
                           Die Maschinenfabrikanten Easton und Amos construiren jetzt in dem Brighton-Hotel hydraulische
                              Hebevorrichtungen, wobei zwar nur geringe Lasten, aber auf eine beträchtliche Höhe
                              gehoben werden sollen. Ein viereckiger Thurm von etwa acht Fuß Weite geht durch
                              sämmtliche Stockwerke des Hotels, mit Oeffnungen, die jedem Flure entsprechen. In diesem Thurme
                              ist die zum Aufsteigen bestimmte Vorrichtung an einer Kette aufgehängt, welche an
                              dem höchsten Punkte über eine Rolle läuft. Am anderen Ende der Kette sind
                              Gegengewichte angebracht, welche das Gewicht des leeren Apparats ziemlich
                              ausgleichen. Dieser sogenannte Treppen-Omnibus gleicht im Inneren einem
                              Eisenbahncoupe, das mittelst einer an der Decke befindlichen Lampe erleuchtet ist.
                              Die erste Anwendung dieser Vorrichtung finden wir in dem sogenannten Colosseum,
                              einem Londoner Vergnügungsort (berühmtes Diorama). Später wurde sie in mehreren
                              großen Hotels angewendet.
                           Die aufsteigende Bewegung wird im Brighton-Hotel auf folgende Art erhalten: In
                              der Mitte des gedachten Thurmes ist ein enger Brunnen abgeteuft (oder abgebohrt),
                              der so tief ist, als der Thurm hoch. In diesem Brunnen steht ein eisernes
                              dichtschließendes Rohr, worin sich ein zweites, ebenfalls unten geschlossenes Rohr
                              auf- und abbewegt. Das innere Rohr läßt zwischen sich und dem äußeren einen
                              Spielraum, ist dagegen an der Mündung durch eine wasserdicht schließende Stopfbüchse
                              geführt. Der Kopf dieses Preßkolbens trägt den erwähnten Treppen-Omnibus.
                           Das nöthige Preßwasser wird durch eine 120 Fuß hoch stehende Cisterne geliefert. Von
                              hier aus geht ein enges Rohr nach dem erwähnten Preßcylinder, und genügt daher die
                              Drehung eines Hahnes in diesem Rohr, um den Apparat zum Steigen zu bringen. Es sind
                              5 solche Hebevorrichtungen vorhanden. Die erste dient zur Beförderung der Passagiere
                              vom Parterre bis in den 5. Stock, etwa 56 Fuß. Etwa 10 Centner oder 8 Personen
                              können dadurch auf einmal gehoben werden, und zwar die ganze Höhe in einer Minute.
                              Die Kosten dieser einen Hebevorrichtung, excl. Wassercisterne, betrugen
                              600–650 Pf. St. Die zweite Vorrichtung hebt vom Keller bis in den 5. Stock 77
                              Fuß hoch; sie wird auf andere Art, nämlich durch eine Seiltrommel gehoben, die
                              wiederum durch einen horinzontalen Cylinder und Kolben mittelst Wasserdruck in
                              Bewegung gesetzt wird. Eine dritte Vorrichtung hebt den Wein aus dem Keller, eine
                              vierte die Speisen aus der Küche nach dem Speisezimmer, eine fünfte nach den
                              verschiedenen Stockwerken. Mittelst Sprachröhren sind die verschiedenen Stockwerke
                              mit einander verbunden, und dadurch werden auch die Hebevorrichtungen dirigirt. Wo
                              in den öffentlichen Wasserleitungen hinreichender Druck vorhanden ist, lassen sich
                              solche hydraulische Hebevorrichtungen mit der größten Leichtigkeit beschaffen.
                              Auchin Waarenlagern, für Läden in den oberen Stockwerken u.s.w. wären diese
                              Vorrichtungen sehr zu empfehlen. (Mechanics' Magazine;
                              Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 21.)
                           
                        
                           Fabrication der gezogenen
                                 schmiedeeisernen Röhren in Wolverhampton (Staffordshire).
                           Als Rohmaterial dienen gewalzte flache Eisenschienen von etwa 10 Fuß Länge, einer
                              etwas größeren Breite, als der Peripherie der Röhre entspricht und verhältnißmäßiger
                              Dicke. Diese Schienen werden in einem Flammofen auf etwas mehr als die Hälfte ihrer
                              Länge rothglühend gemacht und dann unter einer Art Stanze mit 5 Fuß langer,
                              halbrunder Bahn halbrund gebogen, worauf sie unter derselben Stanze, aber einem
                              anderen Theile ihrer Bahn, oben zusammengedrückt werden. Diese Stanze oder Presse
                              wird wie eine Blechschere oder Luppenquetsche continuirlich durch Maschinenkraft
                              auf- und niederbewegt. Wenn die eine Hälfte der Eisenschiene auf diese Weise
                              ihre rohe Gestalt erhalten hat, kommt die andere Hälfte in's Feuer und wird ebenso
                              bearbeitet. Alsdann kommt die rohe Röhre in den Schweißofen, welcher aus drei
                              parallelen schmalen Herden von etwas größerer Länge als die der Röhren besteht. Er
                              wird durch ein Gebläse von 5 oder 6 nebeneinander liegenden Formen seiner ganzen
                              Länge nach auf Weißgluth erhalten. Die rohe Röhre kommt nach einander in alle drei
                              Abtheilungen. Vor der dritten rotirt eine sehr starke Kette ohne Ende, welche durch
                              Maschinenkraft bewegt wird. Die Greifzange, mit welcher die Röhre herausgezogen
                              wird, wird in die Kette eingehakt und die jetzt weißglühende Röhre dadurch
                              mitgenommen. So wie sie den Ofen verläßt, hat sie einen Ring zu passiren, welcher
                              aus zwei getrennten Hälften besteht; die untere ist fest, die obere wird von einem
                              Arbeiter an einem langen Hebelarm niedergedrückt. In diesem Augenblicke vereinigen
                              sich die beiden Enden der zusammengebogenen Eisenschienen, welche ich bis jetzt rohe
                              Röhre genannt habe, und
                              die jetzt erst geschweißte Röhre wird zugleich ihrer Länge nach ausgezogen.
                              Natürlich werden für verschiedene Weiten verschiedene Ringe eingesetzt. So wie die
                              Röhren aus dem Ofen herauskommen, brauchen sie nur noch gerichtet und an den Enden
                              beschnitten zu werden. Dr. Lunge. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 21.)
                           
                        
                           Das Magnesiumlicht; von Dr. J. Schnauß.
                           Der Magnesiumdraht ist jetzt leicht und zu einem gegen sonst verhältnißmäßig billigen
                              Preis Zu bekommen.Aus Hektor Rößler's
                                    chemisch-metallurgischem Laboratorium in Frankfurt a. M. zu
                                    beziehen. Das Magnesium oxydirt sich bei gewöhnlicher Temperatur zwar nicht merklich
                              in trockener Luft, jedoch bis zu seinem Schmelzpunkt, welcher den des Bleies nicht
                              viel übersteigt, erhitzt, verbrennt es sogleich mit blendend weißem Lichte zu
                              Magnesia (Magnesiumoxyd). Diese Magnesia ist es wahrscheinlich, welche durch ihr
                              Weißglühen im Momente des Entstehens die außerordentliche Leuchtkraft des brennenden
                              Magnesiums erzeugt, ähnlich dem weißglühenden Kohlenstoff in der Flamme jedes
                              kohlenstoffhaltigen Körpers oder wie beim Glühen des kohlensauren Kalkes in der
                              Löthrohr- oder Knallgasflamme, wobei sich ein dem Magnesiumlichte ähnliches
                              Licht von blendender Weiße zeigt. Das erstere scheint stärkere photochemische
                              Eigenschaften zu besitzen, als jedes andere bis jetzt bekannte künstliche Licht; ein
                              Draht von der Stärke einer gewöhnlichen Steck- oder Haarnadel und etwa 5 bis
                              6 Zoll lang wiegt ungefähr 1/5 Grm. und genügt zur photographischen Aufnahme eines
                              kleinen Kupferstiches oder ähnlichen flachen Körpers. Will man einen größeren,
                              gerundeten Gegenstand photographisch aufnehmen, eine Statue oder ein Porträt, so muß
                              man 2 Drähte von genannter Größe gleichzeitig abbrennen, den einen auf der anderen
                              Seite des Objectivs und etwas weiter davon entfernt. Man kann durch Aenderung der
                              Entfernung und Stellung der brennenden Drähte, auch während der Aufnahme,
                              verschiedene Lichteffecte erzielen. Bei einer weißen Statue braucht man natürlich
                              nur die Hälfte Draht zu verbrennen, welche nöthig ist, um ein gutes Porträt zu
                              erzeugen, und zu einem kleinen Kupferstich bedarf man noch weniger.
                           Man wird zur bequemen Handhabung eine kleine Maschine erfinden müssen, welche den
                              Draht langsam und gleichmäßig, der Schnelligkeit des Verbrennens entsprechend, in
                              die Flamme schiebt und wo möglich, vielleicht durch eine kleine continuirliche
                              Erschütterung des Drahtes, die gebildete Magnesia sofort entfernt, weil dadurch oft
                              viel Draht unverbrannt abschmilzt, daß er von der gebildeten Magnesia umhüllt wird.
                              (Photographisches Archiv, 1864 S. 415.)
                           
                        
                           Ein sehr einfaches Surrogat für Stimmgabeln.
                           Es ist eine gewiß schon von Vielen gemachte Beobachtung, daß beim Zusammenrollen
                              eines Blattes steifen Papiers außer dem unbestimmbaren
                              Geräusche der über einander geführten Ränder ein eigenthümlicher Ton von sehr wohl
                              bestimmbarer Höhe vernehmlich wird, der, wie man sich durch ein paar Versuche leicht
                              überzeugen kann, lediglich von der Breite des gerollten
                                 Papiers, d.h. von der Länge der entstehenden Rolle abhängt. Der Versuch
                              zeigte, daß zur Hervorbringung dieses Tons das unbedeutendste Geräusch, das leiseste
                              Klopfen oder Trommeln mit zwei Fingern auf die äußere Papierfläche, ja das bloße
                              Hinstreichen eines Fingers über die Kante der einen Mündung etc. ausreicht.Nur muß man, wenn es sich um Bestimmung der Tonhöhe handelt, die Papierrolle
                                    nicht etwa (der deutlicheren Wahrnehmung wegen) mit dem anderen Ende dicht an's Ohr halten, – weil nämlich
                                    dadurch der Ton, analog der Wirkung einer theilweise gedeckten Pfeife, sofort erniedrigt
                                       wird. Bei sehr schwachem Tone genügt es vielmehr, das Ohr der
                                    Papierröhre seitlich, in der Nähe ihres einen
                                    Endes, zu nähern, so daß es keinen Theil ihrer Mündung verdeckt.
                              
                           
                           Man ersieht daraus alsbald, wie das bloße Zusammenrollen eines solchen Papiers, ja
                              das bloße Anfassen des zusammengerollten, genügt, sofort seine Breite (und das
                              Zusammenrollen in der anderen Richtung, auch seine Hohe,
                              – resp. das genaue Verhältniß beider Dimensionen)
                              sicher zu beurtheilen. Gewahrt mein Ohr dabei z.B. den Ton e¹, so ist mein Papier einen Fuß (oder genauer 33 Centimeter)
                              breit, höre ich dagegen g⁰ so mißt es 1 1/3 Fuß (oder 44–45
                              Centimeter) u.s.f. Gibt ein viereckiges Blatt beim Rollen in einer Richtung die kleine Sexte des Tons, welcher beim Rollen in der
                              andern Richtung erscheint, so verhalten sich seine beiden Dimensionen genau, wie
                              5:8; war es die große Sexte, so ist dieß Verhältniß = 3:5
                              u.s.w.
                           – Es liegt nun auf der Hand, wie man diesen einfachen Versuch auch umkehren, d.h. ein Papier von bekannter Breite, z.B. ein Notenblatt, als ein sehr bequemes und für
                              praktisch-musikalische Zwecke vollständig ausreichendes Surrogat für eine Stimmgabel benützen kann. Weiß ich z.B., daß mein Blatt
                              circa 20 resp. 40 Centimeter Höhe besitzt (zufällig
                              gerade die eine Dimension eines ziemlich gebräuchlichen Papierformates), so brauche
                              ich es nur zusammenzurollen und in die Hand zu fassen, um sofort ziemlich genau das
                              A der gewöhnlichen Stimmgabeln (oder dessen Octave)
                              zu haben; – eine für Dirigenten von Singvereinen etc. beim Mangel von
                              Instrumentalbegleitung vielleicht nicht ganz zu verachtende Anwendung, da die
                              Erfahrung gelehrt hat, daß auch solche Fachmänner, – die den Gebrauch der
                              Stimmgabel verschmähen – mitunter beim Schätzen absoluter Tonhöhen mittelst
                              des Ohrs um einen halben, ja einen ganzen Ton irren können. Eine Reihe von 8
                              Blättern steifen Papiers, welche bei Besprechung dieses Themas vorgelegt ward, gab
                              deutlich die vollständige Durscala von cº bis c¹. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu
                              Frankfurt a. M. für 1862/63, S. 14.)
                           
                        
                           G. Stevart's Vereinfachung der
                              Maaßanalyse betreffend.
                           Die auf S. 39 dieses Bandes aus der Revue universelle des mines mitgetheilte Vereinfachung der Maaßanalyse von
                              Stevart ist ein einzelner Fall der von Hrn. Dr. Mohr im Jahre 1861 gestellten Aufgabe (Annalen der Chemie
                              und Pharmacie, Bd. CXVI S. 128); die allgemeine Auflösung der Aufgabe findet sich in
                              denselben Annalen Bd. CXVII S. 386. Stevart hält es für
                              einen Vortheil, daß man unrichtige Gewichte anwenden könne, Mohr schließt den Gebrauch der Gewichte ganz aus.
                           Die Redaction d. p. J.
                           
                        
                           Mineralien-Statistik Englands für 1863.
                           Die Förderung im Jahre 1863, soweit Berichte eingegangen waren, belief sich auf:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 im Werthe vonPfd. Sterling.
                                 
                              
                                 Goldquarz
                                 Centner
                                 7,700
                                 1,500
                                 
                                 
                              
                                 Zinnerz
                                 „
                                 303,140
                                 963,985
                                 
                                 
                              
                                 Kupfererz
                                 „
                                 4,218,940
                                 1,100,554
                                 
                                 
                              
                                 Bleierz
                                 „
                                 1,825,660
                                 1,193,530
                                 
                                 
                              
                                 Silbererz
                                 „
                                 1,760
                                 5,703
                                 
                                 
                              
                                 Zinkerz
                                 „
                                 258,820
                                 29,968
                                 
                                 
                              
                                 Eisenerz
                                 „
                                 192,031,040
                                 3,240,890
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelkies
                                 „
                                 1,907,520
                                 62,035
                                 
                                 
                              
                                 Wolfram
                                 „
                                 260
                                 67
                                 
                                 
                              
                                 Uran
                                 „
                                 3
                                 23
                                 
                                 
                              
                                 Gossans (ein Eisenocker mit
                                    Quarz,    in Cornwall vorkommend)
                                 „
                                 88,480
                                 4,576
                                 
                                 
                              
                                 Arsenik
                                 „
                                 28,880
                                 1,200
                                 
                                 
                              
                                 Kohlen (verkauft und verbraucht)
                                 „
                                 1,725,844,300
                                 20,572,945
                                 
                                 
                              
                                 Erdige Mineralien, geschätzt
                                    auf      
                                 
                                 
                                 1,975,000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 29,151,376
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 = ca. 200 Mill. pr.
                                 Thlr.
                                 
                              
                           
                           Aus brittischen Mineralien erzeugte Metalle und Kohlen:
                           
                              
                                     Gold
                                 Unzen
                                 552
                                 Werth
                                 Pfd. St.
                                 1,747
                                 
                              
                                     Zinn
                                 Centner
                                 200,120
                                 „
                                 „
                                 1,170,702
                                 
                              
                                     Kupfer
                                 „
                                 284,940
                                 „
                                 „
                                 1,409,608
                                 
                              
                                     Blei
                                 „
                                 1,364,400
                                 „
                                 „
                                 1,418,985
                                 
                              
                                     Silber
                                 Unzen
                                 634,004
                                 „
                                 „
                                 174,351
                                 
                              
                                     Zink
                                 Centner
                                 76,700
                                 
                                 „
                                 90,889
                                 
                              
                                     Roheisen
                                 „
                                 90,200,800
                                 „
                                 „
                                 11,275,100
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Totalwerth des Obigen
                                 
                                 15,541,382
                                 
                              
                                 Geschätzter Werth anderer Metalle
                                 
                                 250,000
                                 
                              
                                 Kohlen
                                 
                                 20,572,945
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Totalwerth der im Jahre 1863 gewonnenen
                                    Metalle    und producirten Kohlen
                                 Pfd. St.
                                 36,364,337
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 = circa 350 Mill.
                                    preuß. Thlr.
                                 
                              
                           (Chemical News vom 27. August 1864;
                              Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 21.)
                           
                        
                           Eine Bereitung von Zinnsulfid als neuer gelber Malerfarbe; von
                              V. Kletzinsky.
                           Die Bereitung einer solchen gelben Malerfarbe, welche durch Schwefelwasserstoff, Luft
                              und Licht nicht leidet, und im Tone das Neapelgelb (eine veränderliche Bleifarbe) zu
                              ersetzen vermag, gelang auf folgende Weise: 4 Theile Zinnsalz werden in 20 Theilen
                              Wasser gelöst, das früher mit 2 Theilen concentrirter Salzsäure oder 1 Theil
                              concentrirter Schwefelsäure versetzt wurde; diese Lösung wird bis zum beginnenden
                              Kochen erhitzt und mit schwefligsaurem Gase gesättigt, wozu ungefähr die Menge von
                              Schwefligsäure erforderlich ist, welche 1 Gewichtstheil Schwefel zu liefern vermag.
                              Der Proceß spielt sich nach folgender Bedingungsgleichung ab: 3 SnCl + 2 HO +
                              SO³ HO + 5 SO² = Sn S² + 2 (Sn O², 2 SO³) + 3 H
                              Cl. Filtrirt man die während des Erkaltens mit Schwefligsäure gesättigte, gelb
                              gefällte Flüssigkeit, so bleibt die neue Farbe, das Musivgelb, das neapelgelbe Zinnsulfid auf dem Filter und kann sofort
                              gewaschen und getrocknet werden, während das Filtrat beim Destilliren Salzsäure im
                              Destillate und Zinnvitriol im Retorten-Rückstande liefert.
                           Wenn man das reine, trockene Musivgelb aus einem Glaskolben bei Glühhitze und
                              gehemmtem Luftzutritte sublimirt, so erhält man prachtvolles Musivgold in großen
                              goldglänzenden Schuppen und Flittern von einer Reinheit und einem Feuer, wie dieß
                              das nach alter Methode bereitete Musivgold niemals zeigt. (Jahresbericht der
                              Wiedner-Oberrealschule, 1864.)
                           
                        
                           Anilinfarben für die Oelmalerei zu Präpariren; von V. Kletzinsky.
                           Ein einfaches Verfahren, die Anilinfarben für die Oelmalerei und den Oeldruck zu
                              Präpariren, besteht darin, die Farbe (Fuchsin, Violett, Azulin u.s.w.) in stärkstem
                              Alkohol zu lösen, diese Lösung mit gepulvertem Dammarharz zu sättigen, die Tinktur
                              zu filtriren, und das Filtrat in reines oder kochsalzhaltiges Wasser zu gießen,
                              welches während des Eingießens durch Umrühren bewegt wird und mindestens die
                              zwanzigfache Menge der Tinctur betragen muß. Die in Pulvergestalt sich absetzende
                              Farbe wird auf Filtern gesammelt, mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. Sie läßt
                              sich mit Mohnöl, Leinöl und Oelfirnissen gut anreiben und kann man damit malen und
                              drucken. Der Umstand übrigens, daß die prachtvollen, gegen chemische Agentien so
                              hartnäckig trotzenden Anilinfarben ziemlich lichtscheu sind, dürfte einer derartigen
                              Verwendung kaum das Wort reden. (Jahresbericht der Wiedner-Oberrealschule
                              1864.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Heilbronn'sche Verfahren,
                              Lack- und Oelfarben auf Zinkblechgefäßen dauerhaft zu fixiren; von Dr. Wilhelm v. Schwarz.
                           Die Wohlfeilheit und leichtere Bearbeitung des Zinkbleches im Verhältnisse zu dem
                              verzinnten Eisenbleche, der Umstand ferner, daß das letztere bei schlechter
                              Verzinnung rostet, haben der Verwendung des Zinkbleches zur Verfertigung von Gefäßen
                              und Hausgeräthen der mannichfaltigsten Art ein ausgedehntes Feld eröffnet.
                           Dasselbe hat sich in den jüngsten Jahren in Paris in noch höherem Maaße erweitert,
                              seitdem man dahin gelangt ist, Lack- und Oelfarben derart auf Zinkblech zu
                              befestigen, daß sie sich nicht mehr abblättern, wie es bei den gewöhnlichen
                              Anstrichen der Fall ist.
                           Dieses Verfahren wurde in den Pariser Werkstätten von Alex. Heilbronn
                              sen. aus London eingeführt und hat seiner Vorzüge und
                              Solidität wegen eine so außerordentliche Verbreitung gefunden, daß man gegenwärtig
                              in allen Magazinen, Bazars und Kaufläden von Metallwaaren ausschließlich nur Heilbronn'sche Anstriche findet.
                           Es besteht im Principe in der Anwendung von Säuren und Verbindungen von Säuren mit
                              anderen Substanzen, welche auf die Oberfläche des Zinkbleches eine chemische Wirkung
                              ausüben.
                           Die chemischen Agentien, welche vorzugsweise angewendet werden, sind die gewöhnlich
                              im Handel vorkommende Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure), mit Wasser bis zum
                              specifischen Gewichte von 144 verdünnt. Diese verdünnte Salzsäure wird entweder rein
                              angewendet oder mit verschiedenen Substanzen gemengt, wie z.B. chromsaurem Bleioxyd,
                              Schwefelblüthe etc.; auch können diese Mischungen noch mit verschiedenen anderen
                              Farben, wie Berlinerblau, Schweinfurtergrün etc. versetzt werden.
                           Bei der praktischen Anwendung sind in den Pariser Werkstätten drei verschiedene
                              Verfahrungsweisen in Uebung.
                           Die erste ist „l'aspersion“ (die
                              Besprengung) genannt. Die reine oder mit der Farbe gemischte Säure wird gegen die
                              Oberfläche des Zinkbleches gerade so gespritzt, wie es bei gewöhnlichen
                              Oelfarben-Anstrichen behufs der Darstellung der sogenannten
                              Granit-Imitation der Fall ist.
                           Die zweite nennen die Arbeiter „le
                                    chiquetage“ (die Zerfaserung). Sie besteht darin, die Oberfläche
                              des Zinkbleches mit einem in die Säurepräparationen getauchten Schwamm zu
                              betupfen.
                           Bei der dritten, „le
                                    revêtement“ genannten Methode, werden die Mischungen
                              mittelst eines Pinsels oder einer mit rauhen Wollstoffen überzogenen Walze
                              aufgetragen.
                           Bei jeder dieser Methoden ist es wesentlich, das Zinkblechgefäß nach Auftrag der
                              Säuremischungen den Einwirkungen dieser letzteren durch einige Zeit ruhig zu
                              überlassen.
                           Die erste Methode, der sogenannte Granit-Anstrich, wird am häufigsten
                              angewendet, und zwar derart, daß man die Zinkgefäße mit der verdünnten Salzsäure
                              bespritzt und die Oberfläche nach erfolgter Einwirkung der Säure und vollkommener
                              Trocknung an der atmosphärischen Luft in gewöhnlicher Weise mit Oelfarben durch das
                              Beklopfen des Pinsels bespritzt und diesen Anstrich später firnißt.
                           Vielseitige vergleichende Versuche haben gezeigt, daß ein nach dem Heilbronn'schen Verfahren dargestellter Anstrich von vollkommener Solidität ist und äußerst fest auf dem
                              Zinkbleche haftet, während die Farbe auf gewöhnlichem Zinkbleche aufgetragen, nach
                              kurzer Zeit sich abblättert und abfällt.
                           Die Theorie erklärt auch vollkommen die Ursachen. Die Oberfläche des gewalzten
                              Zinkbleches ist nämlich so glatt, daß zwischen dem Metalle und der Farbe keine
                              Cohäsion stattfinden kann. Bei dem Heilbronn'schen
                              Verfahren hingegen wird die Metalloberfläche einerseits durch die Einwirkung der
                              Salzsäure rauh und runzelig, während sich anderseits Chlorzink bildet, welches sich
                              unter dem Einflüsse des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft in unlösliches
                              Oxydchlorür umwandelt und äußerst fest an dem Metalle adhärirt, zwischen dem Metalle
                              und der Farbe gleichsam eine rauhe Zwischenlage bildend, auf welcher die Farbe
                              dauernd haften bleibt.
                           Die Société d'Encouragement pour l'Industrie
                                 nationale hat Hrn. Heilbronn in Anbetracht der
                              Nützlichkeit seines Verfahrens für die Pariser Gewerbe die Bronze-Medaille
                              verliehen. (Verhandlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1864 S.
                              284.)
                           
                        
                           Einfaches Verfahren, die Festigkeit der in dem Handel
                              vorkommenden Cemente zu erhöhen; von Prof. Dr. Artus.
                           Gibt es schon im Handel Cemente, wie den Portland- und den sogenannten
                              Stettiner Cement, welch' letzterer, wie ich fand, dem Portlandcemente in keiner
                              Weise an Güte nachsteht, so gibt es doch Fälle, in denen der Cement zur Anwendung
                              kommt, wo selbst die besten Sorten nicht den Anforderungen entsprechen, die an ihn
                              gestellt werden; ich erwähne beispielsweise nur die Verwendung desselben zur
                              Auskleidung hölzerner Schlämmbassins, welche zum Schlämmen des Porzellanthons
                              gebraucht werden. In dieser Beziehung wurde mit von einer auswärtigen großen Fabrik
                              die Frage vorgelegt, ob es nicht Mittel gäbe, den Cement hinsichtlich seiner
                              Festigkeit noch zu verbessern?
                           Nach einer Reihe angestellter Versuche habe ich denn endlich auch nachstehendes
                              Verhältniß ermittelt, wodurch der Cement schnell eine außerordentliche Dauer und
                              Festigkeit erlangt und zu dem fraglichen Zwecke, wie auch im Allgemeinen, besonders
                              mit Vortheil zu verwenden ist: 100 Pfund Cement, 200 Pfund Sand, 5 Pfund von einer
                              Mischung von gebranntem Gyps und geglühtem (wasserfreiem) Borax und die übliche
                              Menge Wasser, die zur Verarbeitung nothwendig erscheint.
                           Was zunächst die Mischung von Gyps und Borax betrifft, so wird diese bereitet, indem
                              man 1 Pfund Borax bis zum Glühen erhitzt, so daß das Krystallwasser vollständig
                              daraus entfernt wird, worauf derselbe nach dem Erkalten fein pulverisirt und mit 45
                              Pfund gebranntem und gesiebtem Gyps auf das Sorgfältigste vermischt wird.
                           Was den Kostenpunkt dieser Mischung betrifft, so ist er sehr unbedeutend den
                              Vortheilen gegenüber, welche erzielt werden, wenn diese Mischung in dem oben
                              angedeuteten Verhältnisse dem Cemente zugesetzt wird. 1 Pfund Borax zu circa 16 Sgr. und 45 Pfund gebrannter Gyps 3 Sgr., macht
                              in Summa 19 Sgr. Mithin kosten die 5 Pfund Mischung, welche obiger 300 Pfund
                              betragenden Cementmasse zugesetzt werden, circa 2 Sgr.
                              und 2 Pf. Gewiß außerordentlich wenig, und doch wird durch diesen Zusatz die
                              Festigkeit und Haltbarkeit des Cementes gerade um das Doppelte erhöht. (Aus des
                              Verfassers Vierteljahresschrift.)
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung der nahrhaften Bestandtheile aus der
                              Pöckelflüssigkeit mittelst Dialyse; von A. Whitelaw in
                              Glasgow.
                           Die in der Pöckelflüssigkeit enthaltenen Nährstoffe des eingepöckelten Fleisches
                              gehen meistens ganz verloren, weil sie wegen des hohen Salzgehaltes der Flüssigkeit
                              ungenießbar sind. Der Erfinder schlägt daher vor, durch Dialyse die
                              (krystallinischen) Salze von den (colloidalen) Nährstoffen zu trennen und dann
                              letztere auf irgend eine Weise in consumtionsfähige Form zu bringen. Die
                              Pöckelflüssigkeit wird zu diesem Zweck entweder in einer Reihe von porösen Gefäßen,
                              oder in Blasen, oder in mit Blasen oder Pergamentpapier überzogenen durchlöcherten
                              Gefäßen (für große Quantitäten am besten in ungegerbten Häuten) in Wasser gehängt,
                              dieses täglich einigemale erneuert und nach 3 oder 4 Tagen die von dem Salze
                              befreite Nahrungsflüssigkeit gesammelt, und zu Suppen oder auch nach vorherigem
                              Eindampfen zur Darstellung von Fleischbiscuits verwendet. Auch kann man daraus
                              Eiweiß darstellen.
                           Da die dialytische Wirkung auch in salzigem Wasser stattfindet, so kann man auch die
                              Operation an Bord der Schiffe zum Theil unter Anwendung von Seewasser ausführen, muß
                              sie aber natürlich mit reinem Wasser beendigen.
                           Auch zur Entsalzung des gepöckelten Fleisches selbst empfiehlt der Erfinder sein
                              Verfahren. Man soll dasselbe mit seiner Salzlake in die dialysirenden Gefäße bringen
                              und in Wasser hängen, bis fast alles Salz aus dem Fleisch, wie aus der Lösung
                              entfernt ist. Während
                              des Austrittes des Salzes aus der Fleischfaser dehnt sich diese wieder aus,
                              absorbirt wieder die früher ausgeflossene Flüssigkeit und erlangt dadurch wieder
                              gleichen Nahrungswerth, wie frisches Fleisch. – Patentirt in England am 30.
                              December 1863. (London Journal of arts, Juli 1864, S.
                              26.)
                           
                        
                           Verfahren, die färbende Kraft der Eichenfässer auf Spiritus zu
                              vernichten; von V. Kletzinsky.
                           Eine Versuchsreihe, welche durch diese technische Aufgabe veranlaßt wurde, erwies als
                              sicherstes Mittel zu diesem Zweck folgendes:
                           1 Theil Ammoniakalaun und 2 Theile Eisenvitriol wurden in 100 Theilen Wasser gelöst;
                              diese siedendheiß gemachte Brühe wurde in die Fässer eingegossen und durch 24
                              Stunden bis zum Erkalten darin belassen. Nach dieser Zeit wurden die
                              schwarzgefärbten Fässer gespült, gedämpft, getrocknet und innen mit einem dünnen
                              Anstrich von Natron-Wasserglas überzogen. (Jahresbericht der
                              Wiedner-Oberrealschule, 1864.)
                           
                        
                           Kautschuklösung zum Repariren von Gummischuhen und zur
                              Befestigung von Ledersohlen auf Gummischuhe; von Prof. Dr. Artus.
                           Vielfach deßhalb an mich gerichtete Anfragen, wie auch in neuester Zeit solche in
                              mehreren technischen Journalen angeregt, veranlaßten mich, eine Reihe Versuche
                              anzustellen, um diesen Gegenstand zur Erledigung zu bringen.
                           Man kennt schon lange die Löslichkeitsverhältnisse des Kautschuks in
                              Schwefelkohlenstoff, und doch hat man diese zu oben gedachtem Zwecke noch nicht so
                              benutzt, wie es die Masse zuläßt. Der Grund hiervon liegt nahe, insofern als in der
                              Regel die Substanzen in dem entsprechenden Verhältnisse nicht angewendet werden,
                              dann aber auch, und was ganz besonders zu berücksichtigen ist, gehört der
                              Schwefelkohlenstoff zu den sehr flüchtigen Stoffen, wodurch die Masse in der Regel
                              so schnell dick wird, daß sie die Verarbeitung bedeutend erschwert. Was die Lösung
                              des Kautschuks selbst betrifft, so bereitet man dieselbe, indem man 2 Gewichtstheile
                              Kautschuk zerschneidet und in ein blechernes Gefäß bringt, hierauf mit 12 bis 14 Th
                              eilen Schwefelkohlenstoff übergießt; zur Unterstützung der Löslichkeit wird das
                              blecherne Gefäß in ein Gefäß mit Wasser gestellt, welches zuvor bis auf etwa
                              30° Cels. erwärmt worden war. Auf diese Weise erfolgt die Lösung sehr
                              schnell; allein sie wird so schnell dick, daß in der Regel hieran die Verwendung
                              scheitert; um diesem Uebelstande zu begegnen, das zu schnelle Eintrocknen zu
                              verhindern, wird der Lösung von Kautschuk in Schwefelkohlenstoff noch eine Lösung
                              von Kautschuk und Colophonium in Terpenthinöl zugesetzt und zwar so viel, bis sie
                              die Consistenz eines dünnen Breies erlangt hat. letztere Lösung erhält man, wenn man
                              1 Theil Kautschuk zerschneidet, ihn in ein Gefäß gibt und so lange über gelindem
                              Kohlenfeuer erwärmt, bis der Kautschuk flüssig wird, worauf dann 1/2 Theil
                              zerstoßenes Colophonium zugesetzt und zusammengeschmolzen wird; ist die Masse
                              flüssig geworden, so werden 3, auch 4 Theile Terpenthinöl nach und nach hinzugefügt.
                              Durch den Zusatz letzterer Lösung wird verhindert, daß die Masse zu schnell
                              erhärtet, indeß erhält man eine Masse, die obigem Zwecke vollkommen entspricht. (Artus' Vierteljahresschrift, 1863 S. 409.)