| Titel: | Ueber eine Verbesserung des Brünnow'schen magnetischen Stromunterbrechers von S. W. Robinson, nebst einigen Bemerkungen über die Rheotomen bei elektromagnetischen Zeitübertragern, von C. Kuhn in München. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XII., S. 19 | 
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                        XII.
                        Ueber eine Verbesserung des Brünnow'schen magnetischen Stromunterbrechers von S. W. Robinson,Aus dem Journal of the Franklin Institute of the State
                                       Pennsylvania, September 1864, Vol. XLVIII p. 210. nebst einigen Bemerkungen über die Rheotomen bei elektromagnetischen
                           Zeitübertragern, von C. Kuhn in München.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber eine Verbesserung des Brünnow'schen magnetischen
                           Stromunterbrechers etc.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich bieten bei den elektromagnetischen Uhren und Zeitindicatoren sowie bei
                              den elektromagnetischen Chronographen, wie solche für astronomische Zwecke zur
                              Benutzung kommen, die Vorrichtungen, durch welche in periodisch wiederkehrender
                              Weise unter directer oder indirecter Einwirkung des Pendels der Hauptuhr der
                              arbeitende Strom beständig hergestellt und unterbrochen werden muß, für den Gang der
                              Uhren mancherlei Schwierigkeiten dar, die durch keine der bis jetzt uns bekannt
                              gewordenen Anordnungen vollständig beseitigt werden konnten. Diese Anordnungen
                              lassen sich, insoweit sie bei den elektromagnetischen Apparaten für Zeitübertragung
                              angewendet werden, in zwei Classen theilen: bei den zur ersten Classe gehörenden
                              Rheotomen wird die Stromherstellung und Unterbrechung mittelst einer
                              Zwischenvorrichtung bewirkt, deren Thätigkeit von dem Räderwerke der Hauptuhr
                              abhängig gemacht ist; bei den Rheotomen der zweiten Classe werden diese Functionen
                              von dem Pendel der Uhr selbst verrichtet.
                           Die Vorrichtungen der ersten Classe finden wir zwar auch bei einigen der bekannten
                              Chronographen; hauptsächlich sind dieselben aber nur bei regulirenden Pendeluhren
                              angewendet, welche in andauernder Weise bestimmte Zeitintervalle auf die durch den
                              elektrischen Strom in Thätigkeit zu versetzenden Zeitindicatoren – die sogen.
                              elektrischen Uhren – überzutragen haben, so daß letztere im Allgemeinen etwa
                              auf eine Minute genau denselben Stand wie die Hauptuhr zeigen. Bei diesen
                              Vorrichtungen wiederholt sich also – insoferne ihre Benutzung bloß auf die
                              Ingangsetzung von Zeitindicatoren beschränkt bleibt – die Stromunterbrechung
                              und Herstellung gewöhnlich erst nach einem größeren Zeitintervalle als bei den
                              elektromagnetischen Uhren und den Chronographen, bei welch letzteren die
                              discontinuirlichen Ströme in jeder Secunde auf einander folgen, es können ferner die
                              Bedingungen eines sicheren Contactes dabei auf längere Zeit nahezu erfüllt, und
                              dieselben können so angeordnet werden, daß sie den Gang der Hauptuhr eben so wenig
                              beeinträchtigen, als dieß durch ein mit der Uhr verbundenes Schlagwerk im
                              Allgemeinen geschieht. Wenngleich übrigens nicht alle Schwierigkeiten bei den
                              Rheotomen der ersten Classe beseitigt werden können, so ist doch ihr Einfluß auf den
                              Gang der sogen. elektrischen Uhren nicht so beträchtlich, daß sie als wesentliche
                              Störungen betrachtet werden dürfen, sie treten sogar anderen störenden Umständen
                              gegenüber, welche bei den elektromagnetischen Zeitindicatoren auftreten, fast in den
                              Hintergrund.
                           Von wesentlichem Einflusse hingegen können die Anordnungen der zweiten Classe auf den
                              Gang der chronometrischen Apparate seyn, zu denen sie gehören; wir finden dieselben
                              namentlich bei den elektromagnetischen Uhren so wie bei den für astronomische
                              Chronographen bestimmten Hauptuhren in Anwendung, und dieselben unterscheiden sich
                              ihrer principiellen Anordnung nach wesentlich von einander.
                           Bei einer der von Bain getroffenen Anordnungen dieser Art
                              ist das Pendel unterhalb seines Lagers mit einer Contactfeder versehen, die bei
                              jeder Ausschwingung des Pendels nach der linken Seite der Verticalen einen
                              Contactstreifen berühren und hierauf wieder momentan verlassen soll, um das
                              Schließen und Unterbrechen der in der Leitung befindlichen, zur Ingangsetzung von
                              Zeitindicatoren dienenden Batterie zu bewirken; bei seiner elektromagnetischen Uhr
                              ist wieder die Pendelstange unterhalb der Aufhängestelle mit einem Contacte
                              versehen, und hierbei wird durch ein an einer Feder angebrachtes Platinkügelchen die
                              Herstellung und die Unterbrechung des Stromes dadurch bewirkt, daß das Kügelchen bei
                              jeder zweiten Pendelschwingung nach der rechten Seite der Verticalen hin mit einem
                              mit metallischem Lager versehenen Contact momentan in Verbindung tritt. Bei dem von
                              Weare vorgeschlagenen Systeme berühren zwei an dem
                              unteren Ende des Pendels mit der Spirale des Elektromagneten verbundene
                              Contactstreifchen abwechselnd bei jeder Pendelschwingung zwei aus feinem Golddrahte
                              angefertigte Spiralfedern, die beiderseits der Verticalen an festen Contactstellen
                              angebracht und in der Kette eingeschaltet sind; bei den elektromagnetischen Uhren
                              von Liais, von Detouche und
                              Houdin, von Verité
                              und A. ist die Pendelstange mit einem oder mit zweien metallenen Armen versehen, um
                              bei jeder doppelten – beziehungsweise bei jeder einfachen –
                              Pendelschwingung den Contact an federnden Hebeln herzustellen, von denen
                              gleichzeitig das Pendel wieder einen neuen Impuls zur Fortsetzung seiner Bewegung
                              etc. zu empfangen hat. Mouilleron hat bei seinen
                              elektromagnetischen Uhren
                              die Anordnung getroffen, daß durch das von ihm benutzte Echappement nach jeder
                              Doppelschwingung des Pendels mittelst platinirter und dünner Contactfedern, von
                              denen die eine an der Welle der Ankerhemmung, die andere an einem festen Lager in
                              der Nähe befestigt ist, die Herstellung und Unterbrechung des Stromes so geschieht,
                              daß der Gang der Uhr nur wenig beeinträchtigt wird; übrigens ist dabei dafür
                              gesorgt, daß stündlich die Uhr regulirt, also jedesmal auf den richtigen Stand
                              gebracht wird. – Mehrfache Mittel wurden von Lamont bei der Construction seines Chronographen und seiner elektromagnetischenelektomagnetischen Uhr (in den Jahren 1849 und 1850) versucht, um die Uebelstände der
                              gebräuchlichen Rheotomen für die in Rede stehenden Zwecke zu beseitigen. Obgleich es
                              demselben gelungen ist, schon damals einen magnetischen Unterbrecher zu construiren
                              (den wir unten beschreiben werden), welcher die meisten der bekannten
                              Schwierigkeiten zu beseitigen geeignet war, so blieb er dennoch zuletzt bei den
                              Quecksilberrheotomen, die für den vorliegenden Zweck zuerst von Lamont eingeführt worden sind, stehen. Bei der zu dem Lamont'schen Chronographen gehörenden Hauptuhr besteht
                              der Quecksilberrheotom beiläufig in Folgendem: An dem unteren Ende des metallenen
                              (Compensations-) Pendels ist ein Kupferdraht eingeschraubt, der nach aufwärts
                              gekrümmt ein kurzes unten geschlossenes Glasrohr trägt, in welches derselbe
                              einmündet; dieses Gefäß enthält etwas Quecksilber, und in der Schwingungsebene des
                              Pendels ist, mit ihrem Mittelpunkte in der Verticalen an einem eigenen Lager vor dem
                              Pendel und in der Nähe des Gefäßes eine amalgamirte Messingscheibe angebracht, die
                              während des Durchganges des Pendels in die Quecksilberfläche, diese bloß berührend,
                              eintaucht, ohne den Gang des Pendels merklich zu stören. Bei einer anderen Anordnung
                              hat Lamont die kleine Metallscheibe durch eine eigene
                              Vorrichtung drehbar gemacht, so daß dieselbe während der Schwingungen des Pendels
                              wieder gereinigt werden und die Quecksilberfläche metallisch erhalten werden kann.
                              Das Herstellen und Oeffnen des Stromes am Ende einer jeden Minute geschieht bei dem
                              Lamont'schen Chronographen wieder mittelst
                              Quecksilbercontact; hierbei taucht nämlich der Secundenzeiger in dem Augenblicke, in
                              welchem derselbe auf 12 zeigt, mit seinem abgewendeten Ende in ein
                              Quecksilbernäpfchen, das in der Kette eingeschaltet ist, während der Zeiger durch
                              die Metalltheile des. Uhrwerkes selbst, ebenso wie das Pendel, in der Kette sich
                              befindet. Statt des Quecksilbercontactes hat Jacobi bei
                              seiner elektromagnetischen Pendeluhr unterhalb der Pendellinse ein drehbares
                              Scheibchen angebracht, das beim Durchgange des Pendels durch die Verticale durch
                              einen leisen Druck gegen einen federnden Streifen an einer – einem Taster
                              ähnlichen Vorrichtung
                              – den Schluß der Kette zu bewerkstelligen hat. Bei dem Chronographen der
                              Altonaer Sternwarte – und so weit uns bekannt auch bei dem von Ausfeld für die Gothaer Sternwarte construirten
                              Chronographen – bleibt die Kette beständig durch einen dünnen von zwei ganz
                              nahe an einander endigenden Capillarröhrchen gebildeten Quecksilbercanal
                              geschlossen, und es findet bei jedem Durchgange des Pendels durch die Verticale die
                              Unterbrechung des Stromes dadurch statt, daß durch ein unterhalb der Pendellinse
                              angebrachtes feines Glimmerblättchen der Quecksilberfaden momentan durchschnitten
                              wird.
                           Wenn wir nun die Bedingungen betrachten, welche in jedem der in Rede stehenden Fälle
                              erfüllt werden sollen, so finden wir, daß unter den erwähnten Vorrichtungen
                              insbesondere die Quecksilberunterbrecher denselben nahezu genügen, während die
                              übrigen sowie andere, auf ähnliche Principien wie jene gegründete, manche nicht
                              unwesentliche Störungen verursachen müssen. Jene Anforderungen sind nämlich
                              beiläufig folgende: 1) Muh der Contact bei der Herstellung des Stromes rein
                              metallisch und ein sicherer seyn. 2) Derselbe soll niemals durch den Einfluß der
                              Unterbrechungsfunken oder durch andere nachtheilige Einwirkungen in der Art
                              verändert werden, daß derselbe dem Strome einen sogenannten Uebergangswiderstand
                              darbietet oder gar die Leitung unterbricht. 3) Die Dauer des Contactes soll zwar im
                              Allgemeinen sehr gering, sie muß jedoch von solchem Betrage seyn, daß die auf
                              einander folgenden discontinuirlichen Ströme zu ihrer vollen Wirksamkeit gelangen
                              können. 4) Der Gang der Hauptuhr etc. soll durch die Einwirkung des
                              Stromunterbrechers auf das Pendel keine Störungen erleiden: die Kraft, welche dabei
                              entweder als Widerstand oder in activer Weise auftritt, soll in jeder Beziehung
                              constant bleiben, so daß auf ihre Wirksamkeit bei der Anordnung des regulirenden
                              Pendels gehörig Rücksicht genommen werden kann.
                           Bezüglich der ersten dieser Bedingungen ist es ausreichend, dieselbe lediglich von
                              den Resultaten abhängig zu machen, welche Mousson durch
                              seine exacten hierüber ausgeführten UntersuchungenNeue Denkschriften der allgem. schweizerischen Gesellschaft für die gesammten
                                    Naturwissenschaften, Bd. XIV. 8 Aufsatz. (Allgemeine Encyklopädie der
                                    Physik, Bd. XX S. 686.) dargelegt hat. Aus diesen Untersuchungen geht nämlich unter Anderem hervor,
                              daß jede Verbindung durch harte schleifende Theile eine sehr unvollkommene bleibe,
                              daß indeß polirte schleifende Flächen regelmäßiger als scharf einschneidende Kanten
                              wirken; daß Eintauchen in Quecksilber ohne Benetzung stets eine schlechte veränderliche Verbindung
                              gibt, mit Benetzung aber, d.h. nach vorheriger Verzinnung oder Amalgamation ein sehr
                              guter Contact erhalten werde, der bei geringem Eintauchen ein wenig von der Tiefe
                              des letzteren abhängig ist; daß ferner lockere Verbindungen ohne Druck – also
                              auch Contacte ohne daß die Contactstellen gegen einander gepreßt werden –
                              unsicher und daher unbrauchbar sind, und daß bei starkem Drucke, der
                              Flächenberührung bewirkt, die Verbindung – also auch der Contact –
                              sicher werden kann etc. – Will man also nicht von Vorrichtungen der ersten
                              Classe Gebrauch machen, die der ersten Bedingung wirklich entsprechen können, so
                              tritt entschieden der Quecksilbercontact bei Stromunterbrechern für die in Rede
                              stehenden Anwendungen als der wirksamste hervor, wenn die zur Berührung kommenden
                              Theile gegen einander gehörig adjustirt werden. – Bezüglich der zweiten
                              Anforderung muß bemerkt werden, daß dieser niemals vollkommen entsprochen werden
                              kann, und daß selbst Platincontacte oder Contacte aus Platinlegirungen, die man für
                              diesen Zweck schon benutzte, der Einwirkung der Unterbrechungsfunken bei oft
                              wiederholt auftretenden Unterbrechungen, wie dieß bei elektromagnetischen Uhren und
                              Chronographen der Fall ist, für immer nicht widerstehen. Lamont hat zwar gezeigt, daß bei seinem (unten erwähnten) magnetischen
                              Unterbrecher die Unterbrechungsfunken wirkungslos gemacht werden können, wenn man
                              die Contactstellen mit einer geeigneten Flüssigkeitsschichte – sehr schwach
                              angesäuertes Wasser oder Weingeist – einhüllt; dabei treten aber andere
                              Schwierigkeiten hervor, die zwar beseitigt werden könnten, bei den in Rede stehenden
                              Anordnungen aber schon von Vorneherein vermieden werden müssen. Es bleibt daher
                              nichts anders übrig, als die Unterbrechungs- und Contactstellen zugänglich zu
                              machen, so daß dieselben zeitweise von ihrer Oxydschichte gereinigt werden können.
                              Die dritte Bedingung kann bei Quecksilbercontacten sowie bei einzelnen Vorrichtungen
                              der ersten Classe genügend erfüllt werden; was aber die vierte betrifft, so wird
                              dieser bei keiner der in Gebrauch stehenden Anordnungen in vollständiger Weise
                              entsprochen werden können, jedoch sind hierbei die Störungen am geringsten, wenn das
                              Pendel beim Durchgange durch seine Ruhelage afficirt wird, und es kann, wenn die
                              periodisch hier auftretende Kraft constant bleibt, bei der Anordnung und Correction
                              des Pendels darauf Rücksicht genommen werden, so daß der Isochronismus durch einen
                              solchen Widerstand nicht gestört wird. Die Störungen jedoch, welche in geringem
                              Grade dabei noch übrig bleiben, können, in so weit dieselben auf die von einem
                              Chronographen angegebenen Zeitintervalle von Einfluß sind, in präciser Weise dadurch
                              berücksichtigt werden, daß man von Zeit zu Zeit den Gang der regulirenden Uhr
                              durch Vergleichung mit der Normaluhr bestimmt.
                           Was nun die von Robinson verbesserte Einrichtung betrifft,
                              so bezieht sich diese auf die eben besprochenen Störungen, welche das Pendel der
                              Hauptuhr als Stromunterbrecher bei astronomischen Chronographen erfährt. Diese
                              Störungen rühren lediglich von dem Umstande her, daß das Pendel während jeder
                              Schwingung zum Zwecke der Stromherstellung und Unterbrechung – oder für
                              letztere allein – von einem Widerstande in Folge der eintretenden Berührung
                              afficirt wird, und da jede Einwirkung – sowohl directe als indirecte –
                              auf das Pendel einer astronomischen Uhr den Gang der letzteren mehr oder weniger
                              stören und daher als einer der wesentlichsten Uebelstände betrachtet werden muß, so
                              glaubte man, diese Schwierigkeit umgehen zu können, wenn man das Pendel mittelst
                              magnetischer Kraft auf einen unterhalb desselben angebrachten und von ihm getrennten
                              Stromunterbrecher einwirken läßt. Bei der von Brünnow zu
                              diesem Zwecke getroffenen Anordnung bleibt – wie bei den älteren
                              amerikanischen, bei dem Altonaer, dann bei dem Greenwicher Chronographen etc.
                              – die Kette während der Schwingungen des Pendels beständig geschlossen; das
                              Oeffnen derselben wird erst im Augenblicke des Durchganges des Pendels durch die
                              Verticale und zwar bei dem Brunnow'schen Unterbrecher
                              durch magnetische Kraft bewirkt. An dem unteren Ende des Pendels und zwar senkrecht
                              zu seiner Schwingungsebene ist nämlich ein kleiner Stahlmagnet angebracht und in der
                              Verticalen befindet sich unterhalb desselben eine kleine Armatur, auf welche dieser
                              Magnet bei jedem Pendeldurchgange anziehend einwirken kann. Diese Anziehung bewirkt
                              die Unterbrechung der Platincontacte, von denen einer ein an dem magnetischen Anker
                              angebrachter Platinstift, der andere eine mit Platinspitze versehene Schraube ist,
                              und welche beide in der Kette eingeschaltet sind. Brunnow
                              bemerkt, daß bei den astronomischen Chronographen es von Wichtigkeit sey, den Act
                              der Stromunterbrechung auf die möglich kürzeste Dauer zu beschränken. Bei seiner
                              Anordnung sey es ihm gelungen, diese Dauer bis auf 0,06 Secunde zu verkürzen, und
                              der Fehler der Ablesung zwischen zwei auf einander folgenden Secundenpunkten betrage
                              höchstens 0,03 einer Secunde. Die Untersuchung der Störungen an der Hauptuhr, welche
                              mittelst jenes magnetischen Stromunterbrechers den Chronographen in Thätigkeit
                              versetzt, hat für den täglichen Gang derselben –
                              innerhalb eines Monates – die folgenden Resultate ergeben:
                           
                           
                              
                                 
                                 Sec.  │
                                 
                                 Sec.  │
                                 
                                 Sec.  │
                                 
                              
                                 3. Mai
                                 – 1,28  │
                                 11. Mai  
                                 – 1,27  │
                                 23. Mai
                                 – 1,26  │
                                 
                              
                                 4.   „
                                 – 1,25  │
                                 15.   „
                                 – 1,20  │
                                 25.   „
                                 – 1,32  │
                                 
                              
                                 5.   „
                                 – 1,25  │
                                 22.   „
                                 – 1,17  │
                                 29.   „
                                 – 1,32  │
                                 
                              
                           Die eben gedachte Anordnung hat, wie Robinson bemerkt, den
                              Uebelstand, daß das Pendel während der Bewegung nicht in seiner Schwingungsebene
                              verharren kann, sondern, da die die Pendellinse afficirende magnetische Kraft,
                              während das Pendel von einer Seite der Verticalen zur anderen schwingt, nicht im
                              Sinne der Schwere wirkt, dieselbe eine elliptische Bahn – das Pendel also
                              eine conische Fläche – beschreiben muß. Um diese Störung zu beseitigen, ward
                              zwar an dem entgegengesetzten Ende eine fixe Armatur angebracht, aber selbst bei der
                              besten Adjustirung konnte das Abweichen des Magneten nicht gehindert werden. Robinson hält es deßhalb für geeigneter, den Magneten
                              sowie die Armatur in verticaler Lage gegeneinander wirken zu lassen, und hierauf
                              beruht hauptsächlich der eine Theil der Verbesserung, welche Robinson an dem Brünnow'schen Stromunterbrecher
                              vorgenommen hat. Die von Robinson getroffene Anordnung
                              finden wir in Fig. 1 und 2 schematisch dargestellt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 175, S. 25
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 175, S. 25
                              
                           Der aus zwei dünnen Streifen zusammengesetzte Stahlmagnet M hat eine Länge von etwa 2 Zoll (engl.) und ist in der
                              (Fig. 1) angedeuteten Weise mit dem unteren Ende
                              der Pendelstange – an dem Pendelindex unterhalb der Linse – durch
                              Klammern fest verbunden. Der in der Ruhelage gedachten Pendelstange steht der Anker
                              AA' (Fig. 1 und
                              2), der selbst in einem dünnen Stahlmagneten
                              besteht, so gegenüber, daß derselbe dem Magnete M seinen
                              ungleichnamigen Pol zukehrt und von ihm nur um so wenig absteht, daß die freie
                              Bewegung des Pendels nicht gehindert wird. Der Anker AA' ist mittelst eines Rohres F aus Messing oder Platin
                              hebelartig unter stützt, und kann mit diesem auf seiner Unterlage um eine Messer
                              schneide als Achse oscilliren; seine Bewegungen sind durch die Stifte H und G begrenzt; letzterer
                              ist von den übrigen Metalltheilen mittelst des Elfenbeinstückes C isolirt und bildet einen Contact, während das Lager
                              für den Anker AA' ebenfalls in der Kette
                              eingeschaltet ist. Mittelst der Schraube E kann der
                              Stift G in gehöriger Weise gegen die Armatur eingestellt
                              werden, so daß die Platincontacte einander gegenüber stehen. Das Stück J, an welchem das Lager für die Armatur sich befindet,
                              kann mittelst der Schraube D gehoben oder gesenkt
                              werden, um die äußerst kleine Distanz zwischen der Armatur A und dem Magnetbündel M gehörig zu reguliren.
                              Denken wir uns nun den Platinstift G mit dem einen, die
                              Metalltheile des Lagers J mit dem anderen Ende der Kette
                              verbunden, in welcher die Batterie und der Elektromagnet für den Chronographen sich
                              befinden, so wird unter gewöhnlichen Umständen der Contact zwischen dem Hebel AA' und dem isolirten Stifte G hergestellt, also die Kette geschlossen seyn; geht nun
                              das Pendel während seiner Schwingungen durch die Verticale, so wird A gegen M gezogen und diese
                              Bewegung wird durch das regulirende Gegengewicht bei A'
                              unterstützt, so daß jetzt die Kette unterbrochen wird; unmittelbar nach dem
                              Pendeldurchgange geht der Anker wegen seines Uebergewichtes bei A wieder in seine Ruhelage zurück, und schließt sohin
                              die Kette. Eine weitere und anscheinend wichtige Verbesserung, welche Robinson vorgenommen hat, besteht darin, daß er die
                              Armatur mit einer Art Compensation versehen hat, wodurch die Distanz zwischen A und M bei auftretenden
                              Temperaturänderungen unverändert erhalten werden soll. Es soll dieß dadurch erreicht
                              werden, daß, wenn das Pendel mit einer sogenannten Rostcompensation versehen ist,
                              die Armatur mit einem einfachen, für ein Pendel mit Quecksilbercompensation die
                              Armatur mit einem aus einem Messingstabe B und einem
                              Zinkstabe Z zusammengesetzten Doppelstab (sogenannten
                              thermometr. oder Compensationsstreifen) verbunden wird, der in einem eigenen Lager
                              I festgehalten werden soll etc. (Der von Robinson in unserer Quelle angegebenen und aus
                              theoretischen – uns nicht bekannt gewordenen – Erörterungen
                              hervorgegangenen Formel, durch welche der Krümmungshalter der bei einer bekannten
                              Temperaturänderung eintretenden Biegung des Doppelstabes bestimmt werden kann, mag
                              hier vorübergehend Erwähnung gethan werden.)
                           Von Robinson wird gelegentlich erwähnt, daß Brünnow's Stromunterbrecher in dem Jahre 1859 bekannt
                              geworden und in dessen „Astronomical Notices No.
                                    16“ veröffentlicht worden sey, daß aber der Prof. C. A. Young des Western Reserve College um dieselbe Zeit auf
                              die gleiche Idee gekommen seyn soll. Hierzu müssen wir bemerken, daß jene Idee nicht
                              neu, sondern daß dieselbe unter vollständiger Beschreibung des zugehörigen Apparates
                              schon im Jahre 1851 von Lamont veröffentlicht worden
                              ist.M. s. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der königl.
                                    bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. VI. 2. Abth. S. 421. Diese Anordnung ist dabei von einem wesentlichen Fehler frei, mit dem die
                              vorherbeschriebenen magnetischen Unterbrecher noch behaftet sind, daß nämlich durch
                              die ungleiche Einwirkung der magnetischen Kräfte auf das Pendel der Gang des
                              letzteren – wenigstens mit der Zeit – gestört werden muß. Lamont erwähnt über seinen versuchsweise benutzten
                              magnetischen Stromunterbrecher (a. a. O.) Folgendes:Die dort gegebene Abbildung können wir hier unterdrücken.
                              „Auf einem festgemachten Querstücke von Holz befindet sich ein messingenes
                                 Lager, worauf die Achse eines (kleinen) Magneten ns ruht. Dieser Magnet ist aus einer Uhrfeder gemacht, 1 Zoll lang und
                                 1/2 Zoll breit, mit dem Nordpol in n und dem Südpol
                                 in s. Die Südhälfte s
                                 hat das Uebergewicht, ein Haken verhindert aber das Umschlagen und hält den
                                 Magneten in horizontaler Lage. An dem Pendel befindet sich ein kleiner
                                 Magnetstab NS von ungefähr 4 Zoll Länge mit
                                 dem Nordpol in N (unten) und dem Südpol in S (oben, den Magneten NS vertical gedacht). Das eine Ende des Verbindungsdrahtes der
                                 Batterie ist an das Lager des Magneten ns fest
                                 geklemmt, das andere Ende e geht unter den Magnet
                                 ns herauf und ist von dem Nordende n ungefähr 1/4 Linie entfernt. So oft nun das Pendel
                                 durch die Verticallinie schwingt, wird durch den Nordpol N der Südpol s gehoben und der Nordpol n niedergedrückt; so kommt der Nordpol n mit dem Drahtende e in
                                 Berührung und der Strom geht durch. Da der Pol N nur
                                 eine Drehung des Magnetes ns zu bewirken sucht und
                                 die Abstoßung eben so stark ist wie die Anziehung, so hat diese Einrichtung auf
                                 den Gang der Uhr gar keinen Einfluß.“
                              – Bei einem späteren Versuche schraubte Lamont an
                              das eine Drahtende der Kette in der Nähe von ns
                              eine kupferne Kapsel an, die mit schwach angesäuertem Wasser angefüllt wurde. Von
                              dem Ende n des kleinen Magneten gieng ein Stückchen
                              Kupferdraht in die Kapsel und berührte den Boden, so oft das Pendel mit dem Magneten
                              NS vorübergieng. „Dadurch wurde die
                                 Entstehung eines Funkens verhindert, und die in Berührung kommenden Metalltheile
                                 blieben beständig blank.“ – Uebrigens hat Lamont von diesen Einrichtungen bei seinem Chronographen deßhalb keinen
                              Gebrauch machen können, weil er es zur Vermeidung anderer Uebelstände für gerathen
                              hielt, nur mit einer Kette aus einigen kleinen Kupferzinkelementen den Chronographen
                              in Thätigkeit zu versetzen, während der Sicherheit des Contactes halber u.s.w. bei
                              der eben erwähnten Anordnung eine starke Batterie erforderlich gewesen wäre.
                           Bei der Anwendung von permanenten Magneten für Zwecke wie die in Rede stehenden hat
                              man übrigens noch einen anderen Umstand zu beachten, der für die Thätigkeit des
                              Chronographen nicht unwesentlich seyn dürfte. Man nimmt nämlich bei der Construction
                              von Vorne herein an, daß die gegenseitige Einwirkung der Magnete mit einer
                              bestimmten Kraft geschieht, die gerade noch ausreicht, den magnetischen Ankerhebel
                              durch einen kleinen Raum zu bewegen. Bekanntlich nimmt aber die magnetische
                              Anziehung der Stahlmagnete unter sonst gleich bleibenden Umständen bei statthabenden
                              Temperaturerhöhungen ab, ohne daß dieselben ihre ursprüngliche Kraft bei
                              eintretender Temperaturerniedrigung wieder annehmen, und da selbst durch die
                              jährlichen Temperaturschwankungen in der Atmosphäre sowie in Räumen, welche einen
                              mit dieser gleichen Temperaturgang haben, in unseren Gegenden die Kraft der Magnete
                              auf fast 1/4 ihrer Größe nach und nach herabgeführt werden kann, so erscheint es
                              jedenfalls für nothwendig, daß die Hauptuhr eines Chronographen mit magnetischem
                              Unterbrecher in einem möglichst gut isolirten Raume aufgestellt werde, wo die
                              Temperaturänderungen im Laufe des Jahres nur von ganz geringem Betrage sind.