| Titel: | Ueber die Zusammensetzung des nach verschiedenen Extractionsmethoden gewonnenen Rübensaftes; von Dr. C. Stammer. | 
| Autor: | Karl Stammer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XX., S. 47 | 
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                        XX.
                        Ueber die Zusammensetzung des nach verschiedenen
                           Extractionsmethoden gewonnenen Rübensaftes; von Dr. C. Stammer.
                        Stammer, über die Rübensäfte verschied.
                           Extractionsmethoden.
                        
                     
                        
                           Die Resultate meiner früheren Untersuchungen (s. dieses Journal Bd. CLXXIV S. 391),
                              wornach die Aschenbestandtheile der Rüben nicht ganz als in ihrem Safte enthalten zu
                              betrachten sind, sowie die bemerkenswerthen Schlußfolgerungen Scheibler's und Heidepriem's (Zeitschrift des
                              Vereins für Rübenzuckerindustrie, Aprilheft 1864) über die beim Walkhoff'schen Verfahren entfallenden Nachsäfte
                              anderseits, schienen mir eine dringende Veranlassung, die Rübensäfte genauer zu
                              untersuchen, wie sie bei einigen der gebräuchlichen Methoden der Saftextraction
                              erhalten werden.
                           Die Methoden, welche ich zum Gegenstande meiner Untersuchungen machen konnte, waren
                              außer dem Auspressen des Breies ohne allen Zulauf, das Auspressen unter
                              Wasserzulauf, das Pressen mit Maischen und Nachpressen, das Pressen mit Zulauf des
                              Maischsaftes zur Reibe, und das Bobrinsky'sche Verfahren
                              (Pressen und Maceration der Preßlinge). Leider war ich nicht in der Lage, das Schützenbach'sche und das Schleuderverfahren mit in den
                              Kreis dieser Untersuchungen zu ziehen; ich muß daher hoffen, daß sie in diesen
                              beiden Richtungen durch Andere baldigst vervollständigt werden.
                           In wie weit die für das Bobrinsky'sche Verfahren
                              gefundenen Resultate etwa auch für das Walkhoff'sche
                              Geltung beanspruchen können, darüber muß ich mich hier jedes Urtheils enthalten, da über die
                              wesentlichen Punkte, worin sich beide Methoden von einander unterscheiden,
                              wenigstens bisher nichts Authentisches veröffentlicht worden ist, und die bekannten
                              allgemeinen Andeutungen über diesen Gegenstand nicht ausreichen dürften, um ein
                              näheres Eingehen darauf statthaft erscheinen zu lassen.
                           Die oben erwähnte Untersuchung ließ erwarten, daß alle Säfte, welche nicht durch
                              einfaches Auspressen, sondern unter Zusatz von Wasser in der einen oder anderen Art
                              gewonnen werden, einen höheren Aschengehalt zeigen würden, als reine Rübensäfte. Die
                              zu jener Untersuchung anwendbare Methode gestattet dabei nicht, die entsprechenden
                              Verhältnisse für den organischen Nichtzucker oder die Extractivstoffe des Saftes zu
                              ermitteln, dagegen ließen die Arbeiten Scheibler's und
                              Heidepriem's erwarten, daß hier noch größere
                              Unterschiede als für den Aschengehalt sich zeigen würden.
                           Meine Bestimmungen hatten sich daher auf Zucker, Aschenbestandtheile und
                              Extractivstoffe zu beziehen; daß dabei die noch hier und da so sehr beliebte und als
                              hinreichend zuverlässig betrachtete Methode der bloßen Vergleichung zwischen
                              Aräometeranzeige und Polarisation (allenfalls nebst einer Alkalibestimmung durch das
                              Halometer) ganz außer Betracht kam, ist wohl nach dem Urtheile, welches über solche
                              Untersuchungen schon mehrfach ausgesprochen wurde,U.a. im Jahresbericht für Zuckerfabrication von Scheibler und Stammer, III S. 278.
                                    – Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd. XIV S.
                                    277. als selbstredend anzusehen. Man wird im Folgenden wiederholte Bestätigungen
                              dafür finden, wie weit die Resultate von solcher allerdings für manche Zwecke,
                              keinenfalls aber für maßgebende Untersuchungen, betreffs Gewinnung eines Urtheils
                              über das eine oder andere Verfahren, geeigneten Methode von der Wahrheit abweichen.
                              Es zeigt sich dieß namentlich an dem sehr abwechselnden Verhältniß zwischen dem
                              wirklichen und dem scheinbaren Zuckerquotient und sind die betreffenden Zahlen so in
                              die Augen springend, daß dieser kurze Hinweis genügen möge. Die einzelnen Belege für
                              das Gesagte wird man leicht erkennen. Freilich kleben auch der Aschenbestimmung und
                              Trockensubstanzermittelung noch gewisse Mängel an, allein bei dem heutigen
                              Standpunkt der Chemie haben wir eine genauere Methode nicht, und man muß nur bei
                              Beurtheilung der Schlußresultate, um allen Verhältnissen Rechnung zu tragen, die der
                              Methode zuzuschreibenden Fehler im richtigen Maaße mit in Betracht ziehen.
                           
                           Bei der großen Wichtigkeit der aus diesen Untersuchungen für den verhältnißmäßigen
                              Werth der Fabricationsweisen zu ziehenden Folgerungen konnte es ferner nicht
                              genügen, die auf verschiedene Weise gewonnenen Säfte in ihrer Zusammensetzung mit
                              derjenigen des reinen Rübensaftes zu vergleichen, wie sie etwa eine Durchschnittsberechnung verschiedener Bestimmungen
                              ergeben würde. Bei solchen Abweichungen, wie sie die Zusammensetzung des
                              Rübensaftes, selbst wenn man in kurzen Zwischenräumen der Fabrication Proben
                              entnimmt, zeigt, haben derartige Durchschnittszahlen
                              keinen Anspruch auf die Anwendung zu dem anzustellenden Vergleiche; die gefundene
                              Abweichung würde keineswegs maßgebend seyn können und die darauf gebauten Schlüsse,
                              wie solche ebenfalls bei so manchen Untersuchungen gewonnen worden, haben nur einen
                              sehr relativen Werth. Die hier zu befolgende Methode konnte vielmehr nur die seyn,
                              daß für jede einzelne Untersuchung die Vergleichszahlen
                              für reinen Rübensaft aus einer besonderen Bestimmung bei einer kleineren Probe
                              Rübenbreies gewonnen wurden, welche Probe dann weiter in der betreffenden Weise
                              behandelt wurde und also auch die übrigen
                                 Untersuchungsobjecte abzugeben hatte, so daß die
                                 einzelnen Säfte jeder Arbeitsweise unzweifelhaft zu einander gehörten und
                                 vergleichbar waren. Aus den folgenden Resultaten, namentlich aus der großen
                              Verschiedenheit der Zusammensetzung der Rübensäfte ergibt sich, daß diese Methode
                              allein richtige Vergleiche liefern kann. Jede Untersuchung bildet daher ein in sich
                              geschlossenes Ganzes und der Vergleich der Veränderungen des Rübensaftes, je nach
                              den einzelnen Untersuchungsweisen, kann sonach nicht direct aus der Zusammensetzung
                              der einzelnen Producte selbst, sondern erst dann gefolgert werden, wenn man die
                              Größe dieser Veränderung für jeden einzelnen Fall und die so durch Verhältnißzahlen
                              dargestellten Unterschiede bei den einzelnen Methoden einander gegenüber stellt.
                              Solche Vergleiche können in verschiedener Weise aufgestellt und daraus die beste
                              Einsicht in die Wirkung der Verfahrungsweisen auf die Zusammensetzung der Säfte
                              gewonnen werden.
                           Was die angewandten analytischen Methoden betrifft, so wurde Zucker und Asche in
                              bekannter Weise, letztere unter Auslaugung des zuerst erhaltenen kohligen
                              Rückstandes u.s.w. bestimmt, der Gehalt an sogenannten Extractivstoffen (organischem
                              Nichtzucker) durch Abzug des Zuckers und der Asche von der Gesammttrockensubstanz
                              ermittelt. Leider kennen wir für letztere Zwecke keine directe Methode, und es hat
                              diese indirecte den Nachtheil, daß die Fehler der übrigen Bestimmungen sich unter
                              Umständen summiren und sämmtlich auf die gefundene Menge Extractivstoffe übertragen
                              können. Hierin liegt der Grund, daß diese stets die Ungenaueste ist und das wenigste
                              Vertrauen verdient. Es ist dieß bei allen Analysen, welche Differenzbestimmungen
                              enthalten, unverweidlich und der Fehler läßt sich nur durch Verwendung der größten
                              Sorgfalt auf die übrigen Bestimmungen möglichst vermindern. Daher ist namentlich
                              diejenige der Trockensubstanz so genau wie thunlich auszuführen, und glaube ich
                              darauf aufmerksam machen zu müssen, daß diese gerade bei Rübensäften keineswegs ohne
                              Schwierigkeit ist. Obwohl im Allgemeinen die Ermittelung des Wassergehaltes für sehr
                              einfach gilt, so ist doch eine solche gerade für diesen Fall (für Rübensäfte und
                              Syrupe) nicht mit voller Sicherheit auszuführen. Wenn man
                              z.B. nach Verjagung der größten Menge Wasser im Wasserbade die Trocknung so
                              ausführt, daß man den noch nicht ganz entwässerten Rückstand rasch auf 100°C.
                              und dann nach kurzer Zeit auf 105–110° erhitzt und einem trockenen
                              Luftstrom aussetzt, so erreicht man nicht allein kein constantes Gewicht, sondern es nimmt dasselbe auch so weit ab, daß es nach
                              einigen Tagen Trocknens sogar bis unter den wirklichen Zuckergehalt herabsinkt. Wenn nun dieser
                              Uebelstand leicht dadurch zu umgehen ist, daß man lange
                                 Zeit auf 80° und dann erst, wenn das constante Gewicht schon beinahe
                              erreicht ist, auf 105–110°C. erhitzt – ein Verfahren, welches
                              dann sicher zu einem constanten Gewichte führt, so beweist doch der erwähnte
                              Umstand, daß Veränderungen beim Trocknen eintreten können, deren Wesen uns noch
                              unbekannt ist, und daß demnach auch die sorgfältigste Trockensubstanz-Bestimmung der
                              Rübensäfte mit einer gewissen Unsicherheit behaftet bleiben wird, welche sich
                              unmittelbar auf die Rubrik „Extractivstoffe“ übertragen muß.
                              Ich glaube hierauf auch deßhalb besonders aufmerksam machen zu müssen, weil sich
                              hieraus vielleicht von Anderen beobachtete und mit den folgenden Resultaten nicht in
                              Einklang stehende Ergebnisse erklären lassen, und weil es mir scheint, als ob man
                              demnach das größere Gewicht auf die Aschenbestimmung legen müsse. Daß die Asche
                              nicht ganz als solche im Rübensaft enthalten ist, sondern ihrem größten Theile nach
                              nur als Repräsentant der darin vorkommenden Verbindungen
                              mit unorganischer Basis zu betrachten ist, brauche ich wohl kaum hervorzuheben; doch
                              möchte ich noch darauf aufmerksam machen, daß die
                              „Extractivstoffe“ im Safte bis zu einem gewissen Grade im
                              Verhältnisse zur „Asche“ stehen, indem ein großer Theil des
                              organischen Nichtzuckers im Saft ohne Zweifel mit dessen unorganischen
                              Bestandtheilen verbunden ist.
                           Alle Versuche wurden in ganz gleicher Weise zweimal mit zu verschiedenen Zeiten aus
                              der Fabrik entnommenem Materiale gemacht. Die erhaltenen Zahlen stimmen im Allgemeinen in so weit
                              überein, daß man über die relative Größe der Unterschiede nicht im Zweifel seyn
                              wird; im Uebrigen scheinen die Abweichungen im Einzelnen sehr von der Natur des
                              reinen Rübensaftes, sowie von anderen nicht näher ermittelten Umständen abzuhängen;
                              im Großen und Ganzen eines Fabrikbetriebes werden noch weit größere Abweichungen
                              vorkommen und die in den einzelnen Untersuchungen beobachteten weisen also gewiß
                              darauf hin, daß man nicht erwarten darf, alle diese Verhältnisse mit allgemein
                              gültigen Zahlen mathematisch darzustellen.
                           Indem ich bemerke, daß zur Vermeidung von Irrthümern, wie sie die Gegenwart von Fasern im Safte veranlassen könnte, alle Säfte vor den
                              Untersuchungen colirt worden sind, lasse ich zunächst die Resultate der einzelnen
                              Untersuchungen und dann die Vergleichsberechnungen folgen.
                           
                        
                           I. Einfaches Auspressen des ohne allen
                                 Zulauf gewonnenen Rübenbreies.
                           Die Untersuchung sollte zeigen, ob der reine Saft der Pressen ein zu Anfang und Ende
                              der Pressung gleichartiger sey, oder ob er im Verlauf der Pressung seine
                              Beschaffenheit etwa ändere.
                           
                              
                                 
                                    Erster
                                       Versuch
                                    
                                 
                              
                                 a)
                                 Saft zu Anfang.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Specifisches Gewicht
                                 13,2 Proc. Ball.Alle Wägungen geschahen bei der Normal- oder doch bei einer davon nur
                                          wenig verschiedenen Temperatur.
                                 
                              
                                 
                                 Polarisation
                                 11,1 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Aschengehalt
                                   0,537 Proc.
                                 
                              
                                 b)
                                 
                                    Saft kurz vor Beendigung der
                                    
                                 Pressung.
                                 
                              
                                 
                                 Spec. Gewicht
                                 13,2 Proc. Ball.
                                 
                              
                                 
                                 Polarisation
                                 11,1 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Aschengehalt
                                   0,541 Proc.
                                 
                              
                                 
                                    Zweiter
                                       Versuch.
                                    
                                 
                              
                                 a)
                                 Saft zu Anfang.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Spec. Gewicht
                                 13,7 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Polarisation
                                 11,4 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Wirkliche Trockensubstanz
                                 13,44 Proc.
                                 
                              
                                 b)
                                 
                                    Saft kurz vor Ende.
                                    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Spec. Gewicht
                                 13,5 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Polarisation
                                 11,4 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Wirkliche Trockensubstanz
                                 13,13 Proc.
                                 
                              
                           
                           Man sieht, die beobachteten Abweichungen sind nur ganz unerheblich und ohne
                              praktischen Einfluß. Sie dürften kaum über die Grenzen der Beobachtungsfehler
                              hinausgehen. Größere, vielleicht hier und da beobachtete Unterschiede lassen sich
                              also unzweifelhaft auf die Gegenwart von Faser oder Luft im Safte u.s.w.
                              zurückführen.
                           
                        
                           II. Auspressung unter
                                 Wasserzulauf.
                           Eine gewisse Menge, ohne Wasser geriebenen Breies wurde wohl gemischt, ein Theil
                              davon ausgepreßt (a), ein anderer mit 50 Procent seines
                              Gewichts reinem Wasser gemischt und theils gleich (b),
                              theils nach 1 Stunde ausgepreßt (c). Die Auspressung
                              geschah mit einer sehr kräftigen Schraubenpresse, welche etwa 9/10 der Saftmenge der
                              hydraulischen Presse liefert.
                           a. Saft von
                                 reinem Brei.
                           
                              
                                 
                                 Versuch 1.
                                 Versuch 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 14,1 Proc.
                                 15,0 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                  86,6
                                 88,4
                                 
                              
                                 Polarisation
                                  12,22  „
                                  13,26 „
                                 wirklicher
                                       „
                                      94
                                 88,2
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  13,00  „
                                  15,03 „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                    0,53  „
                                    0,58 „
                                 
                                 Asche
                                      4,36
                                     4,37
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                    0,25  „
                                    1,19 „
                                 
                                 Extractivst.
                                      2,05
                                     8,97
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                      6,41
                                   13,34
                                 
                              
                           b. Saft von mit
                                 50 Proc. Wasser gemischtem Brei.
                           
                              
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 10,2 Proc.
                                 10,0 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                 85,7
                                 84,4
                                 
                              
                                 Polarisation
                                    8,74  „
                                    8,44  „
                                 wirklicher
                                       „
                                 86,2
                                 88,0
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  10,10  „
                                    9,59  „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                    0,43  „
                                    0,39  „
                                 
                                 Asche
                                     4,93
                                     4,66
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                    0,97  „
                                    0,76  „
                                 
                                 Extractivst.
                                   11,09
                                     9,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   16,02
                                   13,66
                                 
                              
                           c. Ebenso, nach
                                 einstündigem Stehen ausgepreßt.
                           
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 9,0 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                 87,4
                                 
                              
                                 Polarisation
                                 7,87  „
                                 wirklicher
                                       „
                                 87,4
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                 9,00  „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                 0,39  „
                                 
                                 Asche
                                   5,00
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                 0,74  „
                                 
                                 Extractivst.
                                   9,40
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                 14,40
                                 
                              
                           
                        
                           III. Auspressen und Nachpressen der mit
                                 Wasser gemischten Preßlinge (Maischverfahren).
                           Eine gewisse Menge ohne Wasser geriebener Brei wurde wohl umgerührt und dann eine
                              Probe ausgepreßt (a); die erhaltenen Preßlinge, mit der Hand zerkleinert,
                              wurden mit ihrem doppelten Gewichte (kaltem) Wasser gemischt und dann ausgepreßt
                              (b).
                           a. Saft des
                                 Breies:
                           
                              
                                 
                                 Versuch 1.
                                 Versuch 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 14,9 Proc.
                                 15,0 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                 78,4
                                 89,8
                                 
                              
                                 Polarisation
                                  11,69   „
                                  13,47   „
                                 wirklicher
                                       „
                                 81,1
                                 87,9
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  14,42   „
                                  15,33   „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                    0,588 „
                                    0,520 „
                                 
                                 Asche
                                     5,03
                                     3,86
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                    2,145 „
                                    1,345 „
                                 
                                 Extractivst.
                                   18,35
                                     9,98
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   23,38
                                   13,84
                                 
                              
                           b. Saft der
                                 Preßlinge von obigem Breie:
                           
                              
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 3,3 Proc.
                                 3,9 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                 78,7
                                 90,0
                                 
                              
                                 Polarisation
                                  2,60   „
                                  3,52   „
                                 wirklicher
                                       „
                                     75
                                 84,0
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  3,48   „
                                  4,199 „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                  0,149 „
                                  0,144 „
                                 
                                 Asche
                                     5,73
                                     4,09
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                  0,731 „
                                  0,535 „
                                 
                                 Extractivst.
                                   28,12
                                   15,20
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   33,85
                                   19,29
                                 
                              
                           
                        
                           IV. Auspressen des Rübenbreies, nachdem
                                 derselbe mit dem Saft der Preßlinge gemischt ist (Maischverfahren, mit
                              Auflaufenlassen des Nachpressensaftes auf die Reibe).
                           Der Saft der Preßlinge (b
                                 ) vom Versuch III wurde im Verhältniß von 40 Theilen Saft mit 100 Theilen Brei
                              gemischt, welcher der gleichen Probe entnommen war, die den Saft a geliefert hatte. Der ausgepreßte Saft c ist also direct mit dem Saft a, Versuch III, zu vergleichen (weßhalb die Zusammensetzung des reinen
                              Saftes hier nicht nochmals aufgeführt ist).
                           c. Preßsaft
                                 durch Vermischung des Breies mit Nachsaft.
                           
                              
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 10,9 Proc.
                                 11,4 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                     81
                                 86,4
                                 
                              
                                 Polarisation
                                    8,83   „
                                    9,85   „
                                 wirklicher
                                       „
                                  81,2
                                   83,05
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  10,87   „
                                  11,86   „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                    0,479 „
                                    0,390 „
                                 
                                 Asche
                                     5,42
                                     3,96
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                    1,561 „
                                    1,620 „
                                 
                                 Extractivst.
                                   17,68
                                   16,44
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   23,10
                                   20,40
                                 
                              
                           
                        
                           V. Bobrinsky's Verfahren:S. dieses Journal Bd. CLXXIII S. 136.
                              Pressen und Auslaugen der zerkleinerten Preßlinge.
                           Von einer in der Fabrik ohne Zulauf zur Reibe gepackten Presse wurde, als etwa die
                              Mitte der Pressung erreicht war, eine Saftprobe genommen (a), von den wie gewöhnlich ausgeschüttelten Preßlingen ein größeres Durchschnittsmuster mit
                              der Hand so gut wie möglich zerkleinert, und in einem Auslaugeapparat etwa 2 Pfd.
                              dieses Preßlingenreibsels von unten her ausgelaugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 175, S. 54
                              
                           Zu dieser Auslaugung diente der vorstehend gezeichnete Apparat: A ist ein kupferner Cylinder, der oben durch den Deckel
                              B und den Schraubenbügel C geschlossen ist. Ein eingelegter Gummiring bewirkt die Dichtung. Etwas
                              über dem Boden ist das Sieb d angebracht und etwas unter
                              dem oberen Rande befindet sich das Sieb d', welches sich
                              herausnehmen und so einsetzen läßt, daß es von dem Druck von unten nicht gehoben
                              wird. Das Auslaugwasser tritt durch das Rohr a, welches
                              im Innern des Cylinders bis zur Mitte verlängert ist, aus einem höher stehenden
                              Behälter von b her ein; der Auslaugsaft fließt bei c aus. Damit sich keine Luft unter dem Deckel ansammelt,
                              wird dieser erst aufgesetzt, wenn das von unten aufsteigende Wasser den Cylinder bis
                              zum Rande gefüllt hat.
                           Ein Druck von einigen Fußen reicht zur Maceration der 2 Pfd. Preßlinge aus. Durch
                              Einstellung des Einflußhähnchens kann der Ausfluß bei c
                              so regulirt werden, daß er ganz langsam erfolgt. Zum Auslaugen dient reines Wasser
                              von 25°C. Die Höhe der Erschöpfung wurde nicht bestimmt, sondern nur die
                              Zusammensetzung der erhaltenen, im Folgenden näher bezeichneten Säfte
                              untersucht.
                           a. Saft von der
                                 Presse.
                           
                              
                                 
                                 Versuch 1.
                                 Versuch 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 15,6 Proc.
                                 14,5 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                 82,5
                                 83,8
                                 
                              
                                 Polarisation
                                  12,88   „
                                  12,34   „
                                 wirklicher
                                       „
                                 84,1
                                 89,6
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  15,32   „
                                  13,77   „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                    0,541 „
                                    0,570 „
                                 
                                 Asche
                                     4,20
                                     4,62
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                    1,899 „
                                    0,860 „
                                 
                                 Extractivst.
                                   14,74
                                     6,97
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   18,94
                                   11,59
                                 
                              
                           
                           b. Erster Theil
                                 des Nachsaftes.
                           (Bei Versuch 1 Absüßung bis auf 3 Proc., bei Versuch 2 bis auf 2
                              Proc.)
                           
                              
                                 
                                 Versuch 1.
                                 Versuch 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 3,0 Proc.
                                 2,6 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                     91
                                 83,4
                                 
                              
                                 Polarisation
                                   2,73   „
                                   2,17   „
                                 wirklicher
                                       „
                                 88,8
                                 87,3
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                   3,075 „
                                   2,485 „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,140 „
                                   0,145 „
                                 
                                 Asche
                                    5,13
                                    6,68
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                   0,205 „
                                   0,171 „
                                 
                                 Extractivst.
                                    7,51
                                    7,83
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   12,64
                                   14,51
                                 
                              
                           c. Letzter
                                 Theil des Nachsaftes, beim Absüßen bis auf 0,4 Proc. Ball.
                           
                              
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                                 
                                 Vers. 1.
                                 Vers. 2.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht 
                                 1,0 Proc.
                                 1,0 Proc.
                                 Scheinbarer
                                 Quotient
                                     81
                                 69,0
                                 
                              
                                 Polarisation
                                  0,81   „Die Polarisation dieser verdünnten Lösungen geschah behufs
                                          möglichster Genauigkeit durch rasches Eindampfen derselben auf ein
                                          geringes Volumen unter Zusatz einer ganz kleinen Menge Kalt, und
                                          Reduction der gefundenen Zahl auf die ursprüngliche Lösung.
                                          Beispielsweise wurden 1000 Kub. Cent. mit etwas Kalk in sehr großer
                                          flacher Metallpfanne (so daß die Concentration, trotzdem die
                                          Flüssigkeit nicht kochte, in wenig
                                          Stunden beendet war) auf 150 K. C. eingedampft. Diese Lösung
                                          polarisirte mit 1/10 Essigsäure 18,7°; die ursprüngliche
                                          würde also 2,80° polarisirt haben, entsprechend einem
                                          Zuckergehalt dieses Saftes von 0,81 Proc. Da unter den vorhandenen
                                          Verhältnissen schon ein kleiner Irrthum in dieser Bestimmung die auf
                                          100 Zucker berechneten Resultate sehr beeinflussen würde, so
                                          geschahen diese Polarisationen natürlich mit der größten Sorgfalt
                                          und nachdem jedesmal der Nullpunkt des Instrumentes auf's Genaueste
                                          controlirt worden war.
                                  0,69   „
                                 wirklicher
                                       „
                                  82,1
                                     91
                                 
                              
                                 Trockensubstanz
                                  0,986 „
                                  0,754 „
                                 Auf
                                    100 Zucker:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                  0,063 „
                                  0,061 „
                                 
                                 Asche
                                     7,78
                                    8,90
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                  0,113 „
                                  0,003 „
                                 
                                 Extractivst.
                                   13,95
                                    0,43
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nichtzucker
                                   21,73
                                    9,33
                                 
                              
                           ––––––––––
                           Diese Zahlen unter einander zu vergleichen, ist direct deßhalb nicht ausführbar,
                              weil, wie man sieht, die Zusammensetzung des Rübensaftes eine gar zu verschiedene
                              ist. So z.B. beträgt die Menge Nichtzucker auf reinen Saft bei III weit mehr als bei
                              den unreinsten Säften von V u.s.w.
                           Wir vergleichen daher zunächst den Gesammt-Nichtzucker
                              dadurch, daß wir die auf eine gewisse Menge Zucker im reinen, ursprünglichen
                              Rübensafte jedes Versuches vorhandene Menge Nichtzucker
                              mit 100 bezeichnen und demnach die Nichtzuckermengen der secundären Säfte berechnen.
                              Es werden durch die so erhaltenen Zahlen dann die Veränderungen dargestellt, welche
                              das Verhältniß von Zucker und Nichtzucker in den einzelnen Fällen erlitten hat und
                              zugleich diese Veränderungen ungestört von der ursprünglichen Verschiedenheit dieses
                              Verhältnisses in Procenten der Anfangs vorhanden gewesenen
                                 Mengen erhalten. Es scheint mir dieß eine der einfacheren Arten zu seyn,
                              wie man die gesuchte Auflösung der Frage übersichtlich darstellen kann.
                           Den Versuch I können wir als in sich abgeschlossen weglassen, III und IV dagegen in
                              einen zusammenziehen und erhalten dann folgende
                              Uebersicht, die bei sonstiger unveränderter Bezeichnung der Säfte leicht
                              verständlich seyn wird. Die Zahlen sind zu Ganzen abgerundet.
                           
                              
                                 Pressen
                                       mit 50 Procent Wasserzulauf.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 a.
                                 b.
                                 c.
                                 
                              
                                 Versuch 1.
                                 
                                    
                                    
                                 AscheExtractivstoffe    Nichtzucker
                                 6832–––100
                                 77173–––250
                                   78147––––––––––––––––––––––225
                                 
                              
                                 Versuch 2.
                                 
                                    
                                    
                                 AscheExtractivstoffe    Nichtzucker
                                 3367–––100
                                 3567–––102
                                 
                                 
                              
                                 Maischverfahren.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 a.
                                 b.
                                 c.Preßsaft durch
                                    Maischsaft.
                                 
                              
                                 Versuch 1.
                                 
                                    
                                    
                                 AscheExtractivstoffe    Nichtzucker
                                 21,578,5––––100
                                 25120–––145
                                   23  75––––––––––––––––––––––  98
                                 
                              
                                 Versuch 2.
                                 
                                    
                                    
                                 AscheExtractivstoffe    Nichtzucker
                                 2872––––100
                                 30110–––140
                                     
                                    28,5  
                                    118,5––––––––––––––––––––––147
                                 
                              
                                 Bobrinsky'sches Verfahren.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 a.
                                 b.
                                 c.
                                 
                              
                                 Versuch 1.
                                 
                                    
                                    
                                 AscheExtractivstoffe    Nichtzucker
                                 2278–––100
                                 2740–––67
                                   41  73––––––––––––––––––––––114
                                 
                              
                                 Versuch 2.
                                 
                                    
                                    
                                 AscheExtractivstoffe    Nichtzucker
                                 4060–––100
                                 5867–––125
                                   76    4––––––––––––––––––––––  80
                                 
                              
                           Diese Zahlen zeigen zunächst, daß in keinem Falle sich eine bestimmte Regel
                              abstrahiren läßt und daß, wenn auch im Allgemeinen eine Verschlechterung der
                              Rübensäfte durch die verschiedenen Extractionsmethoden stattfindet, dieß doch nicht
                              in solcher Weise erfolgt, daß man dadurch veranlaßt seyn könnte, sich in bestimmter Weise gegen das
                              eine oder andere Verfahren auszusprechen. Es sind sogar Zahlen vorhanden, welche
                              geradezu Mißtrauen zu verdienen scheinen, wie z.B. die Zahlen c beim Maischverfahren und die Zahlen c beim
                              Bobrinsky'schen Verfahren. Indessen ist hierbei
                              Dasjenige besonders zu betonen, was oben über die Bestimmung der Extractivstoffe
                              gesagt worden ist. Die Zahlen „Extractivstoffe“ sind es denn
                              auch, welche vorzugsweise die Regelmäßigkeit der Resultate beirren, und wir erhalten
                              ein zwar einseitiges, aber jedenfalls vollkommen zuverlässiges Bild der
                              stattfindenden Veränderungen, wenn wir nur den
                                 Aschengehalt berücksichtigen.
                           Die folgenden Zahlen liefern ein klares Bild der
                                 Aschengehaltzunahme, indem in jedem Falle die auf eine gewisse Menge Zucker
                              im entsprechenden reinen Rübensafte vorhanden gewesene Aschenmenge mit 100
                              bezeichnet ist. (Alle Zahlen sind zu Ganzen abgerundet.)
                           
                              
                                 Pressen
                                       mit Wasserzulauf.
                                 
                              
                                 
                                   a.
                                 b.
                                 c.
                                 
                              
                                 1.
                                 100            
                                 113
                                    114,6
                                 
                              
                                 2.
                                 100
                                 106
                                 
                                 
                              
                                 Maischverfahren.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Preßsaft durch Maischsaft.
                                 
                              
                                 1.
                                 100
                                 114
                                 108
                                 
                              
                                 2.
                                 100
                                 107
                                 102
                                 
                              
                                 Bobrinsky'sches Verfahren.
                                 
                              
                                 1.
                                 100
                                 122
                                 190
                                 
                              
                                 2.
                                 100
                                 145
                                 193
                                 
                              
                           Um nun diese Unterschiede, welche sich hier nach Beseitigung der
                              „Extractivstoffe“ mit deren Fehlerquellen, an den auch in
                              anderer Beziehung ungleich wichtigeren Salzen sehr klar und sogar mit einer gewissen
                              und kaum erwarteten Regelmäßigkeit darstellen, auf wirkliche Gewichtsmengen
                              zurückzuführen und den wirklich vorhandenen Salzgehalt der einzelnen Säfte zu
                              erkennen, möge es gestattet seyn, da die den Experimenten selbst zu Grunde liegenden
                              reinen Rübensäfte zu weit auseinander gehen, um die Berechnung und Zugrundelegung
                              eines Durchschnittes zu gestatten, den salzärmsten und
                              den salzreichsten der untersuchten reinen Preßsäfte zu wählen und nach Maaßgabe der
                              Versuchsresultate oder der zuletzt aufgestellten Zahlenreihen, zu berechnen, wie
                              sich der Salzgehalt beider auf je 100 Zucker in Wirklichkeit gestellt haben würde.
                              Um die Zusammenstellung zu vereinfachen, legen wir dabei diejenigen der je zwei beobachteten
                              Veränderungen zu Grunde, welche die größere war, also für die beiden ersten
                              Verfahren Versuch 1, für das letztere Versuch 2.
                           Es ist bei obigen Versuchen der Aschengehalt auf 100 Zucker in dem reinsten und in
                              dem unreinsten Rübensafte:
                           
                              
                                 1. die geringste Menge
                                 3,86
                                 
                              
                                 2. die größte Menge
                                 5,03
                                 
                              
                           Diese würden ergeben:
                           
                              
                                 Beim
                                       Pressen mit 50 Procent Wasserzulauf.
                                 
                              
                                 
                                 Saft b.
                                 Saft c.
                                 
                              
                                 1.
                                 4,36
                                 4,42
                                 
                              
                                 2.
                                 5,67
                                 5,76
                                 
                              
                                 Beim
                                       Maischen.
                                 
                              
                                 
                                 Saft b.
                                 Saft c.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 (Preßsaft durch Maischsaft.)
                                 
                              
                                 1.
                                 4,40
                                 4,17
                                 
                              
                                 2.
                                 5,73
                                 5,42
                                 
                              
                                 Beim
                                       Maceriren der Preßlinge nach Bobrinsky.
                                 
                              
                                 
                                 Saft b.
                                 Saft c.
                                 
                              
                                 1.
                                 5,60
                                 7,44
                                 
                              
                                 2.
                                 7,28
                                 9,69
                                 
                              
                           Diese Zahlen sprechen sich deutlich über die relative Aschenbereicherung bei den
                              verschiedenen Säften aus, und es kann diese nach dem zu Anfang dieser Besprechung
                              Angedeuteten vielleicht nicht ohne Berechtigung auch als Maaß für die Bereicherung
                              an Extractivstoffen gelten. So lange wir keine gute directe Bestimmungsmethode für den organischen Nichtzucker besitzen,
                              erscheint es wenigstens nicht rathsam, aus den Resultaten, wie sie jetzt derartige
                              Untersuchungen für die Extractivstoffe liefern, specielle Schlüsse zu ziehen, und
                              dürften gewiß diejenigen Anspruch auf ungleich größere ZuverlässigkeitZuverlässiigkeit haben, welche man aus den genau bestimmbaren Aschenmengen – als aus
                              den zuletzt gewonnenen Zahlen ziehen kann. Es ist dieß um so mehr der Fall, als die
                              Salze die am schwierigsten zu entfernenden und zugleich wohl die nachtheiligsten
                              Bestandtheile des Rübensaftes darstellen.
                           Diese Schlüsse dürften sich der Hauptsache nach in Folgendem zusammenfassen
                              lassen:
                           1) Die geprüften Methoden liefern sämmtlich unreinere Säfte als das einfache
                              Auspressen ohne Wasserzulauf.
                           2) Ein erheblicher Unterschied findet zwischen den Säften,
                              welche mittelst 50 Procent Wasserauflauf und welche durch Maischen der Preßlinge
                              erhalten werden, nicht statt; beachtet man dabei jedoch, daß die ersteren das ganze Product, der
                              Preßlingesaft dagegen nur einen Bruchtheil davon darstellt, der erst noch mit der
                              größeren Menge reinen Saftes gemischt wird, so stellt sich das Verhältniß zu Gunsten
                              des Maischens; noch ungünstiger würde sich dasselbe ohne Zweifel für diejenigen
                              Säfte stellen, welche mit mehr als 50 Procent Wasserauflauf
                                 erhalten werden.
                           3) Uebereinstimmend mit dem unter 2. Gesagten stellen sich die Säfte, welche durch
                              Auflaufenlassen des Preßlinge-Maischsaftes auf die Reibe erhalten werden, reiner
                              dar, als diejenigen, welche durch 50 Proc. Wasserauflauf entstehen.
                           4) In der Praxis, wo diese Verfahrungsarten mit verschiedenen Modificationen (der
                              Temperatur, der Zeit, der resp. Mengen u.s.w.) angewandt werden, dürfte die Reinheit
                              der Säfte, wie sie beim Wasserzulauf und beim Preßlinge-Maischen erhalten werden, in
                              geringen Grenzen wenig differiren.
                           5) Die Nachsäfte, wie sie die Maceration der Preßlinge nach dem Bobrinsky'schen Verfahren ergibt, sind ungleich unreiner, als die nach den
                              übrigen untersuchten Methoden erhaltenen; es ist aber dabei zweierlei zu
                              bedenken:
                           
                              a) Diese Säfte mischen sich in
                                 verhältnißmäßig geringer Menge dem Hauptpressensafte bei; nur eine
                                 Berücksichtigung dieses Verhältnisses gestattet die Beurtheilung des
                                 Gesammtproductes (s.u.).
                              b) Die Auslaugung ist bei obigen
                                 Versuchen weiter getrieben worden, als sie in der Praxis vorgeschrieben ist;
                                 hört man früher auf, so gestaltet sich die Reinheit des Productes günstiger. Die
                                 Höhe der Auslieferung steht natürlich im umgekehrten Verhältniß.
                              
                           6) Die Schlußfolgerungen, welche Scheibler
                              Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd. XIV S. 271. aus seinen Untersuchungen über das Walkhoff'sche
                              Verfahren gezogen hat, daß nämlich die Nachsäfte desselben nur Melasse liefern
                              würden, sowie die Beobachtung über die großen Mengen Nichtzucker, welche Heidepriem bei den Walkhoff'schen Macerationssäften machte,A. a. O. S. 275. haben für die Säfte, welche das Object meiner Ermittelungen bildeten, nicht
                              in gleichem Maaße Geltung, da auch die größte Bereicherung der unreinsten Rübensäfte
                              mit Nichtzucker, namentlich mit Aschebestandtheilen, immer noch Säfte von größerer
                              Reinheit als die gewöhnlichen Melassen sind, ergeben hat. Ich lasse es dahin
                              gestellt seyn, ob diese Nichtübereinstimmung ihren Grund in dem Unterschiede zwischen dem
                              Walkhoff'schen und dem Bobrinsky'schen Verfahren, oder in den angewandten Untersuchungsmethoden
                              hat.
                           Endlich möge hier noch eine annähernde Berechnung des
                              Aschengehaltes der Säfte Platz finden, wie sie den Säften zukommt, welche bei der
                              Bobrinsky'schen Arbeit aus reinem Preßsaft und
                              Preßlinge-Macerationssaft gemischt, schließlich erhalten werden. Da ich ein solches
                              Gemisch nicht dem Fabrikbetrieb entnehmen konnte, ein Vergleich seiner
                              Zusammensetzung mit derjenigen der wirklich entsprechenden Rüben auch schwer
                              ausführbar seyn möchte, so können wir dieser Berechnung nur das von Bobrinsky angegebene Verhältniß (s. dieses Journal Bd.
                                 CLXXIII S. 136) und die oben gefundenen Zahlen zu Grunde legen. Um hierbei der
                              Wahrheit möglichst nahe zu kommen, könnte man wohl annehmen, daß in der Praxis das
                              Absüßen zwar nicht bei Saft b des zweiten Versuches
                              abgeschlossen, aber auch nicht bis zu Saft c getrieben
                              wird; die Unreinheit des Macerationssaftes dürfte sonach wohl zwischen b und c liegen. Nehmen wir
                              indessen den ungünstigsten Fall, nämlich Saft c als
                              Repräsentanten des ganzen Macerationssaftes, und berechnen wir den Aschegehalt des
                              Gesammtproductes unter der Annahme, daß die Pressen ohne allen Zulauf 80 Procent,
                              die Maceration 12 Proc. des ganzen Saftes liefern, so erhalten wir für die reinsten
                              der obigen Rüben einen Gehalt von (80 . 3,86 + 12 . 7,44)/92 = 4,32 Theilen und für
                              die unreinsten einen solchen von (80 . 5,03 + 12 . 9,69)/92 = 5,64 Theilen Asche auf
                              100 Theile Zucker.
                           Diese Säfte würden also reiner als die mit 50 Proc. Wasserzulauf ausgepreßten, aber
                              unreiner als der mit Auflaufenlassen von Maischsaft erhaltene Preßsaft ausfallen;
                              mit dem einfachen Maischsaft der Preßlinge sind sie nicht vergleichbar, weil dieser
                              ja in der Praxis erst mit reinem oder (wohl zumeist) mit unter Wasserzulauf
                              erhaltenem Preßsaft gemischt wird, weßhalb man die Beschaffenheit des betreffenden
                              Productes nur in den einzelnen Fällen genau ermitteln kann.
                           Sieht man also einmal von dem einfachen Auspressen des Rübenbreies ohne allen Zulauf
                              ganz ab, so kann nach den vorliegenden Ermittelungen ein sehr erheblicher Unterschied in der Beschaffenheit der Säfte, wie sie die hier
                              untersuchten Verfahrungsweisen liefern, kaum angenommen werden. Sehr interessant
                              würde unzweifelhaft eine ähnliche Untersuchung der übrigen Extractionsmethoden seyn,
                              und es ist wohl kaum zu bezweifeln, daß die Schützenbach'sche (grüne wie trockene) so wie die Robert'sche Maceration die unreinsten Säfte ergeben wird.