| Titel: | Sicherheitslaterne zum Gebrauche in Lagerungsräumen und Fabriken für leicht entzündliche Stoffe; von Dr. C. Stölzel. | 
| Autor: | C. Stölzel | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XXX., S. 115 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXX.
                        Sicherheitslaterne zum Gebrauche in
                           Lagerungsräumen und Fabriken für leicht entzündliche Stoffe; von Dr. C. Stölzel.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Stölzel, über eine Sicherheitslaterne für Lagerräume
                           etc.
                        
                     
                        
                           Nicht selten ist man in der Lage dunkle Räume, worin mehr oder weniger leicht
                              entzündliche flüchtige Flüssigkeiten, wie Spirituosen aller Art, Terpenthinöl,
                              Firnisse, Benzin, Photogen, Petroleum, Aether, ätherische Oele u.s.w. lagern,
                              bereitet oder gereinigt werden, mit Licht betreten zu müssen. Es liegt hierin in
                              mehrfacher Beziehung Anlaß zu Feuersgefahr, insofern diese Körper theils durch
                              Verdunsten, Undichtwerden der Fässer beim Ueberfüllen, Destilliren u.s.w. brennbare
                              Dämpfe in der Umgebung verbreiten können, theils auch zuweilen, bei ungeschickter
                              Behandlung, einzelne Theile der Flüssigkeiten durch Verspritzen in die Lichtflamme
                              gelangen und so eine plötzliche Entzündung eintritt.
                           
                           So wie an vielen anderen Orten, hat man auch hier in Nürnberg von Seite der
                              städtischen Behörden der Aufbewahrung und Behandlung feuergefährlicher Stoffe eine
                              erneute Aufmerksamkeit zugewendet, seitdem das Petroleum, durch seinen ausgedehnten
                              Verbrauch, die Reihe derselben vermehrte, welches schöne Beleuchtungsmaterial zwar
                              an sich, im raffinirten Zustande, wie es jetzt fast allgemein in den Handel gelangt,
                              zu keiner Besorgniß Anlaß gibt, aber um so gefährlicher werden kann, wenn es bei
                              einem ausbrechenden Brande die Flamme mit nähren hilft, da es sich rasch ausbreitet
                              und durch Wasser nicht löschbar ist.
                           Bei dieser Gelegenheit habe ich in einem, gemeinsam mit Herrn Chemiker C. Puscher abgegebenen Gutachten eine Sicherheitslaterne zum
                              Gebrauche in Lagerungsräumen und Fabriken für leicht entzündliche Stoffe oben
                              erwähnter Art empfohlen, um etwaigen Entzündungen vorzubeugen und da dieser Apparat,
                              bei einfacher und handlicher Einrichtung, manchem Unglücksfalle vorzubeugen vermag,
                              wo es sich um Vernichtung großer Eigenthumswerthe und Gefährdung von Menschenleben
                              handelt, so dürfte derselbe auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden
                              verdienen.
                           Seine Construction stützt sich ganz einfach auf das bekannte Princip, welches zuerst
                              H. Davy in seiner Sicherheitslampe zum Schutze des
                              Bergmannes gegen die schlagenden Wetter in Steinkohlengruben in so schöner Weise zur
                              Anwendung brachte, wornach die an einer Lichtflamme bewirkte Entzündung von Gasen
                              sich nicht durch ein engmaschiges Drahtnetz fortpflanzen kann. Die in Fig. 8
                              abgebildete Laterne, äußerlich von der Form einer gewöhnlichen kaum abweichend, ist
                              von vier Seiten mit sorgfältig eingekitteten Glastafeln versehen, welche durch
                              darüber angebrachte Drahtkreuze vor dem Zerbrechen von außen geschützt werden. Am
                              Boden befindet sich eine runde Oeffnung mit Schraubenmutter in einem Messingringe,
                              durch welche sich die mit einem leicht greifenden Schraubengewinde versehene Lampe
                              A oder eine Kerze einschrauben läßt, ferner vier
                              cylinderförmige Oeffnungen o von etwa 3/4 Zoll
                              Durchmesser zur Zuführung der Luft, die oben und unten mit engmaschigen kleinen
                              Drahtnetzen (etwa 156 Oeffnungen auf den Quadratcentimeter enthaltend) überspannt
                              sind. Der Deckel D hat einen gut übergreifenden und gut
                              anschließenden Rand mit zwei Scharnieren, durch welche die langen Drahtstifte B, B hindurchgehen und ist oben zur Abführung der
                              Verbrennungsproducte mit einem kleinen domartigen Aufsatze C versehen, dessen seitliche Durchbrechungen ebenfalls ein engmaschiges
                              Drahtnetz von innen bedeckt; derselbe braucht nur abgenommen zu werden, wenn man die
                              Glastafeln reinigen will.
                           Gelangen in eine derartige Laterne Dämpfe, oder etwa verspritzte Theile brennbarer
                              Flüssigkeiten hinein, so können sich diese zwar in derem Inneren entzünden, es ist aber
                              eine weitere Ausbreitung der Flamme nach außen nicht möglich, da letztere durch die
                              kleinen Drahtnetze, welche allein eine Communication nach außen herstellen, dort
                              unter die nöthige Verbrennungstemperatur gebracht wird.
                           Es wurde mit dem Apparate in verschiedenster Weise experimentirt, derselbe namentlich
                              auch in Räume mit Aetherdämpfen, die sich so leicht entzünden, eingeführt, oder
                              flüssiger Aether eingespritzt und er hat sich jeder Zeit vollständig bewährt;
                              während die Lichtflamme plötzlich zum Erlöschen kam, verbreitete sich die Flamme der
                              entzündeten Gase niemals nach außen und trat auch niemals ein Zerspringen der
                              Glastafeln ein. Das Letztere würde nur dann zu befürchten seyn, wenn man mit der
                              Laterne plötzlich in ein stark explosives Gasgemenge
                              einträte, oder mit derselben, nachdem im Innern eine Flamme aufgelodert ist, noch
                              ferner in den brennbaren Dämpfen verweilen wollte, was aber in der Praxis kaum
                              vorkommen wird.
                           Schließlich ist noch hervorzuheben, daß die Zuverlässigkeit der Laterne auf einer
                              exacten, im Uebrigen aber keineswegs schwierigen Ausführung, wie sie jeder
                              geschickte Flaschner bewerkstelligen kann, beruht, und daß, wie bemerkt, auf einen
                              enganschließenden und gut übergreifenden Rand des Deckels, sicheren Verschluß der
                              Lampe (durch eine Schraube), gut eingekittete Glastafeln und sorgfältig eingesalzte
                              engmaschige Drahtnetze gesehen werden muß.
                           Nürnberg, im December 1864.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
