| Titel: | Wheatstone's Inductions-Zeigertelegraph. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XXXI., S. 117 | 
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                        XXXI.
                        Wheatstone's
                           Inductions-Zeigertelegraph.
                        Nach der Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                                 Telegraphenvereins, Jahrg. XI S. 64; aus dem polytechnischen Centralblatt, 1864 S. 1562.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Wheatstone's Inductions-Zeigertelegraph.
                        
                     
                        
                           Wheatstone hat dem von ihm construirten, mit
                              magneto-elektrischen Inductionsströmen arbeitenden Zeigertelegraph, welcher bei dem
                              Londoner Stadttelegraph (Universal Private
                                 Telegraph-Company) im Gebrauche steht, eine äußerst sinnreiche und
                              compendiöse Einrichtung gegeben.
                           Die Inductionsströme werden durch Rotation eines Ankers
                              A aus weichem Eisen von den auf die Pole eines
                              kräftigen hufeisenförmigen Stahlmagnetes M aufgesetzten
                              Kernen der Inductorrollen bewegt. Dieser aus sieben Lamellen bestehende Stahlmagnet
                              ist mit Polschuhen aus weichem Eisen armirt, deren jeder zwei cylindrische
                              Eisenkerne trägt. Auf diese Kerne, welche die Endpunkte eines Quadrates bilden, sind
                              die vier Inductorrollen aufgeschoben und so wie Fig. 17 zeigt, mit
                              einander verbunden; die aus den Rollen hervortretenden Enden der Kerne sind durch
                              Schrauben in einer aufgeschobenen starken Messingplatte befestigt, vor welcher der
                              Eisenanker A rotirt, dessen Achse durch eine in der
                              Mitte der Platte befindliche Durchbohrung frei hindurch geht und zwischen
                              Kernspitzen spielt, welche von zwei an der Platte angebrachten Bügeln getragen
                              werden. Auf der Achse des Ankers ist am vorderen Ende ein Rad mit 45 schräg
                              geschnittenen Zähnen aufgekeilt, in welches ein größeres mit 180 ebenso
                              geschnittenen Zähnen eingreift, dessen Achse der Ankerachse parallel liegt und durch
                              eine Kurbel mit der Hand in Umdrehung versetzt werden kann. So oft nun der Anker A bei seiner Rotation sich zwei diagonal gegenüber
                              stehenden Kernenden nähert, entsteht in den aufgeschobenen Drahtrollen ein
                              Inductionsstrom, und wenn der Anker bei fortgesetzter Rotation sich von eben diesen
                              Kernen wieder entfernt, entsteht ein Inductionsstrom von entgegengesetzter Richtung.
                              Beim Fortgange des Ankers über ein solches diagonales Kernpaar tritt also jedes Mal
                              ein Wechsel in der Richtung der Inductionsstöße ein; dieß wiederholt sich bei jeder
                              Umdrehung des Ankers vier Mal, es entstehen also bei jeder Umdrehung vier Wechsel in
                              der Stromrichtung, denn von den dabei auftretenden acht Inductionsstößen sind je
                              zwei auf einander folgende, nämlich je ein Abreißungs- und der darauf folgende
                              Annäherungsstrom, von gleicher Richtung. Der Empfangsapparat ist so eingerichtet,
                              daß der Zeiger desselben bei jedem Wechsel in der Stromrichtung um eins der 30
                              Felder des Alphabetkreises fortrückt; derselbe wird also bei jeder ganzen Umdrehung
                              des Ankers um 4, bei jeder ganzen Umdrehung der Kurbel aber um 16 Felder fortrücken,
                              so lange beim Zeichengeber nicht die Verbindung zwischen dem Inductor und der
                              Leitung unterbrochen wird.
                           Der eigentliche Zeichengeber besteht, wie gewöhnlich bei
                              derartigen Telegraphen, aus einer Buchstabenscheibe von gleicher Einrichtung und
                              Eintheilung wie beim Empfangsapparate; über der Buchstabenscheibe rotirt beim
                              Telegraphiren ein Zeiger, der mit dem des Empfangsapparates stets gleichen Schritt
                              hält; eine Claviatur von 30 im Kreise um die Buchstabenscheibe stehenden Tasten
                              dient dazu, den Zeiger festzustellen und gleichzeitig den Stromweg zu unterbrechen,
                              sobald ersterer bei seinem Umgange das Buchstabenfeld erreicht hat, dessen Taste
                              niedergedrückt worden.
                              Die Bewegung des Zeigers des Zeichengebers wird nicht durch die Telegraphirströme,
                              sondern auf mechanischem Wege durch Räderübertragung bewirkt. Auf der Achse der
                              bereits erwähnten Kurbel sitzt nämlich noch ein conisches Rad mit 48 Zähnen und
                              greift in ein horizontal liegendes conisches Rad mit 90 Zähnen ein; auf dem
                              letzteren ist eine am Umfange mit vorstehenden Nasen versehene Scheibe N befestigt und in einer cylindrischen Vertiefung dieses
                              Rades und in dieser Nasenscheibe hat die verticale Achse des Zeigers lose Führung,
                              ist aber mit diesen Theilen nur durch einen auslösbaren Mitnehmer verbunden, nimmt
                              also an der Bewegung des Rades und der Nasenscheibe nur dann Theil, wenn der
                              Mitnehmer in Eingriff ist. Ist dieß der Fall, so wird der Zeiger bei jeder ganzen
                              Umdrehung der Kurbel über (48 . 30)/90 = 16 Felder der Buchstabenscheibe
                              fortschreiten, also über eben so viel Felder, als Richtungswechsel der
                              Inductionsströme stattfinden. Dieser Theil des Apparates ist durch einen aus dünnem
                              Messingblech gedrückten, nur die Tasten und die mit einer Spiegelglasplatte
                              überdeckte Buchstabenscheibe frei lassenden Mantel gegen Staub und Beschädigung
                              geschützt, während die darunter liegenden Theile nebst Inductor von einem eleganten
                              Holzkästchen umschlossen sind, welches mittelst eines Aufsatzes den in einer drehbar
                              befestigten Holzbüchse enthaltenen Zeichenempfänger trägt. Von den 30 Feldern der
                              Buchstabenscheibe sind 26 mit Buchstaben in alphabetischer Folge, 3 mit den
                              üblichsten Interpunctionszeichen (, ; .) und das 30. mit einem + bezeichnet; ein
                              innerer Kreis enthält die zehn Ziffern zwei Mal.
                           Die Tasten sind Winkelhebel, welche an ihrem horizontalen
                              Arme einen Kropf tragen, mit dem verticalen aber in radiale Einschnitte einer
                              horizontalen Scheibe S hinein ragen; sie werden durch
                              eine Winkelfeder, welche mit dem einen Ende in ein Loch des verticalen Arms, mit dem
                              anderen in eine Vertiefung der Scheibe S eingesteckt
                              ist, in ihrer Stellung erhalten, indem die Feder den verticalen Arm nach außen
                              drückt; wird aber eine Taste niedergedrückt, so kommt die Feder in eine solche Lage,
                              daß sie den verticalen Arm jetzt nach innen drückt, also wiederum die Taste in ihrer
                              jetzigen niedergedrückten Lage erhält. Sobald aber eine andere Taste niedergedrückt
                              wird, springt die vorher niedergedrückt gewesene von selbst in die Höhe; unter der
                              Scheibe S liegt nämlich in einer kreisförmigen Nuth eine
                              um 30 zwischen den Tasten liegende Rollen gelegte Kette ohne Ende und wird, wenn
                              eine Taste niedergedrückt wird, straff angespannt, indem dabei das untere Ende des
                              verticalen Armes die Kette erfaßt und zwischen den beiden benachbarten Rollen in
                              einem Bogen nach innen
                              abbiegt; drückt man nun eine andere Taste, so kann deren verticaler Arm die Kette
                              nur zu einem Bogen abbiegen, indem zugleich der frühere Bogen wieder beseitigt, die
                              frühere gedrückte Taste also wieder in ihre Ruhelage zurückgebracht wird.
                           Der Mitnehmer besteht zunächst aus einem auf der
                              Zeigerachse unwandelbar befestigten radialen Arme Q, der
                              über der Scheibe S liegt und beinahe bis zu den radialen
                              Schlitzen derselben reicht; an seinem Ende sitzt ein leicht drehbarer Winkelhebel,
                              dessen radialer Arm q über Q
                              so weit vortritt, daß er die Tastenhebel in der Ruhelage nicht erreicht, wohl aber
                              an dieselben anstößt, sobald sie niedergedrückt sind; der andere tangential an der
                              erwähnten Nasenscheibe N liegende Arm des Winkelhebels
                              kann mit einem Haken hinter die Nasen der Nasenscheibe eingreifen und thut dieß für
                              gewöhnlich durch die Wirkung einer Messingfeder, welche mittelst einer Trommel T ebenfalls unwandelbar an der Zeigerachse befestigt
                              ist; die Bewegung des Winkelhebels ist durch zwei Stifte begrenzt, damit er nicht
                              ganz zurückfallen, aber auch nicht zu tief zwischen die Nasen einfallen kann. Für
                              gewöhnlich ist also die Zeigerachse mit der Nasenscheibe und deren Zahnrade
                              verbunden, folgt also der Umdrehung dieser beiden oder der Kurbel. Ist aber eine
                              Taste niedergedrückt, so stößt, wenn der Arm Q an die
                              betreffende Stelle gelangt, erst die Feder f, dann der
                              Arm q an den Tastenhebel; dadurch wird die Wirkung der
                              Feder f aufgehoben und eine zweite, mit f an derselben Trommel T
                              befestigte Feder hebt den Sperrhaken des Winkelhebels aus der Nasenscheibe aus und
                              der Arm Q und die Zeigerachse folgen von jetzt nicht
                              mehr der Drehung der Nasenscheibe, bis eine andere Taste gedrückt wird, wodurch die
                              Feder f los gelassen wird und den Sperrhaken in die
                              Nasenscheibe wieder einrückt. Die Zahl der Nasen ist fast ganz gleichgültig, da die
                              Verbindung zwischen der Leitung und dem Inductor erst in dem Augenblicke hergestellt
                              wird, wo der Arm Q sich zu bewegen beginnt, und sofort
                              unterbrochen wird, wenn dieser Arm festgehalten wird. Zu diesem Behufe ist nämlich
                              auf die Zeigerachse ein Arm a lose aufgesteckt, der
                              durch drei Federn fest an die Trommel T der Feder f angedrückt wird, so daß er, so lange f und der Arm Q sich
                              bewegen, diesen folgt, bis sein über den Rand der Scheibe S merklich vorstehendes Ende n an eine
                              Contactschraube s¹ anstößt, während dasselbe, so
                              lange f und Q stillstehen,
                              durch eine messingene Spiralfeder an eine zweite Contactschraube s² herangezogen wird; s¹ ist mit dem Anfange, s² mit
                              dem Ende der Inductorwindungen leitend verbunden und außerdem führt von s² ein Draht nach dem Empfangsapparat und von da
                              zur Erde; der Arm a endlich ist durch die Metalltheile
                              des Apparates mit der Luftleitung in Verbindung. Liegt also n
                               an s², so ist die Leitung unmittelbar mit dem
                              Empfangsapparate in Verbindung; legt sich dagegen n an
                              s¹, so ist der Inductor zwischen Leitung und
                              Empfangsapparat eingeschaltet und nur während dieser Zeit können Inductionsströme
                              entstehen, weil außerdem das eine Ende der Inductorwindungen isolirt ist.
                           Der Zeichenempfänger enthält aufrecht zwei neben einander
                              stehende Elektromagnete mit stabförmigen Eisenkernen, in welchen die
                              Telegraphirströme zur Wirksamkeit gelangen. Die Kerne beider Elektromagnete sind an
                              beiden Enden mit Polschuhen versehen, deren Gestalt aus Fig. 18 ersichtlich ist;
                              zwischen ihnen befinden sich die Pole des permanent magnetischen Ankers. Derselbe
                              besteht aus zwei, in einer Verticalebene gebogenen und mit entgegengesetzt
                              gerichteten Polen mit ihren Rücken an einer verticalen Achse F befestigten Stahlmagneten; die Achse F liegt
                              zwischen den Elektromagneten, denselben parallel und dreht sich auf zwei
                              Schraubenspitzen. Es liegt also zwischen den unteren Polschuhen der Elektromagnete
                              der Nordpol des hinteren und der Südpol des vorderen Stahlmagnetes, zwischen den
                              oberen Polschuhen der Südpol des hinteren und der Nordpol des vorderen; daher wirkt
                              jeder durch die Rollen der Elektromagnete laufende Strom auf die beiden Hälften des
                              Ankers und oben wie unten in gleichem Sinne drehend ein und bewegt den Anker je nach
                              der Richtung des Stroms nach der einen oder anderen Seite gegen die Polschuhe hin.
                              Hört der Strom auf, so bleibt der permanent magnetische Anker in seiner Lage bei den
                              ihm nächsten Schenkeln der Polschuhe liegen. Ein zweiter Inductionsstrom von der
                              nämlichen Richtung wie der vorhergehende, bleibt ohne Wirkung auf die Lage des
                              Ankers; folgt aber ein Inductionsstrom von entgegengesetzter Richtung, so legt sich
                              der Anker auf die andere Seite, an die anderen Schenkel der Polschuhe. Es haben also
                              nur die Wechsel in der Richtung der Inductionsströme eine Bewegung des Ankers zur
                              Folge. Die Umsetzung der schwingenden Bewegung des Ankers in eine rotirende bewirkt
                              ein Sperrrädchen r (Fig. 19), und ein
                              Mitnehmer überträgt diese dann auf die Zeigerachse. Das Rädchen r sitzt auf einer Achse, welche sich mit seinen
                              Zapfenspitzen gegen zwei conische Rubinlager stützt, von denen das untere sich am
                              Ende eines an der Ankerachse F befestigten Armes h befindet, während das andere in die Unterseite eines
                              an der Zeigerachse befestigten kleinen Querstücks t
                              eingelassen ist. Die Zeigerachse selbst läuft in einem Halse in einem in der Mitte
                              der Buchstabenscheibe in dieselbe eingesetzten durchbohrten Rubinlager und endet
                              dicht unterhalb dieser Scheibe in dem Querstückchen t.
                              Zwei an diesem befindliche abwärts gerichtete Stifte umfassen einen an der Achse des
                              Rädchens r befestigten Arm und dienen als Mitnehmer für
                              die Zeigerachse. Gegen den Umfang des Rädchens r drücken
                              leicht zwei schwache Federn d und verhindern eine
                              zufällige Drehung desselben; ferner stehen zwei feine Stahlspitzen e auf beiden Seiten des Rädchens einander fast diametral
                              gegenüber, von denen stets die eine und die andere abwechselnd in die sägenförmigen
                              Zähne des Rädchens eingreift. Beim Hin- und Hergange des Ankers beschreibt nun der
                              Arm h und mit ihm das Rädchen r einen kleinen Bogen; letzteres wird dabei aus dem eben im Eingriffe
                              befindlichen Stifte ausgehoben und wälzt sich an den auf seinem Umfange schleifenden
                              Federn d etwas herum, bis der andere Stift auf der
                              anderen Seite in den nächstfolgenden Zahn eingefallen ist. Die Achse des mit 15
                              Zähnen versehenen Rädchens r dreht sich dabei um ein
                              halbes Zahnintervall, die Drehung wird durch den Mitnehmer auf die Zeigerachse
                              übertragen und der Zeiger rückt um ein Feld weiter. Dasselbe geschieht, so oft ein
                              Wechsel in der Richtung der Inductionsströme eintritt.
                           Außerdem ist eine Vorrichtung vorhanden, mittelst deren man den Zeiger nach Bedarf
                              mechanisch fortbewegen kann. Endlich ist ein Lärmapparat (Wecker) vorhanden, welcher
                              mittelst eines Kurbelumschalters beliebig eingeschaltet werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
