| Titel: | Hydraulische Presse mit nachgebendem und constantem Druck; von Lobry in Lyon. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XLIII., S. 179 | 
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                        XLIII.
                        Hydraulische Presse mit nachgebendem und
                           constantem Druck; von Lobry in Lyon.
                        Aus Armengaud's
                              Génie industriel, December 1864, S. 318.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Lobry's hydraulische Presse.
                        
                     
                        
                           Die sich mehr und mehr verbreitende Anwendung der hydraulischen Pressen findet noch
                              in mehreren Industriezweigen einige Beschränkung; so zeigt z.B. die Compression von
                              Stoffen wechselnden Volumens, selbst bei einer geringen Menge derselben unter der
                              Presse, nicht mehr die nothwendige Regelmäßigkeit, denn die voluminösen Theile
                              werden stark gepreßt, und die schwächeren empfangen fast keinen Druck.
                           Lobry hat durch seine neuen Kombinationen dahin gestrebt,
                              die hydraulische Presse, welche sonst nach dem Abstellen der Pumpe unbeweglich ist,
                              in den Stand zu setzen, mit constantem Druck unter allen Volumenveränderungen der
                              comprimirten Masse nachzugeben und so eine gewissermaßen elastische Pressung
                              auszuüben. Die hydraulische Presse wird dadurch zum Kalandern und Moiriren der
                              Gewebe besser anwendbar, sowie zum Auspressen solcher Substanzen, deren syrupartige
                              flüssige Theile bei fixem Druck nicht so rasch ausfließen, wie es nöthig ist.
                           Diese Elasticität erreicht der Erfinder durch folgende Einrichtungen:
                           1) Durch Hinzufügung eines zweiten Kolbens in einem mit dem ersten verbundenen
                              Cylinder; dieser Kolben ist entweder direct oder mittelst eines Mechanismus so
                              belastet, daß das Gewicht je nach dem Verhältniß der Kolbenflächen dem auszuübenden
                              und zu unterhaltenden Drucke entspricht.
                           2) Durch Einsetzung zweier concentrischer Kolben in demselben Cylinder und Belastung
                              derselben mittelst Hebeln, welche ihre Stützpunkte auf dem äußeren Kolben haben,
                              während sie durch den inneren Kolben gehoben werden, so daß man durch Belastung
                              dieser Hebel den Druck unterhalten kann.
                           3) Endlich durch Anbringung mehrerer getrennter oder in den Tragsäulen der Presse
                              befindlicher Luftbehälter; die Luft wird durch den Druck comprimirt und dehnt sich
                              dann bei dem Nachgeben der Masse aus, so daß sie einen Druck ausübt gleich
                              demjenigen, durch welchen sie zusammengepreßt worden ist.
                           Figur 11
                              stellt als Beispiel eine solche hydraulische Presse mit nachgebendem und constantem
                              Druck im Aufriß dar; sie ist mit einem belasteten zweiten Kolben versehen und
                              dient zum Kalandern und Moiriren von Zeugen mittelst horizontaler Walzen und
                              Platten.
                           A ist der gewöhnliche große Preßcylinder, D sind die Tragsäulen; an diesen Cylinder ist der zweite
                              kleinere B angegossen, dessen Kolben C das Gewicht E trägt,
                              welches mittelst eines Hebels wirkt, der aus dem Gelenk l und l' und den Armen m und m' besteht; das Gewicht kann durch die
                              Stellschraube n, welche den Hebelarm m' verlängert oder verkürzt, verändert werden.
                           Die Cylinder B und A sind
                              verbunden und werden durch eine gewöhnliche Pumpe bedient. Ihre respectiven Kolben
                              übertragen den erhaltenen Druck im Verhältniß ihrer Fläche, und zwar der größere A auf den zu pressenden Gegenstand, und der kleinere B auf das Gewicht E, welches
                              er bei Unterbrechung des Druckes hebt, indem die Verbindung mit der Pumpe zugleich
                              aufgehoben wird. Wenn der gepreßte Gegenstand sein Volumen vermindert, so treibt der
                              Kolben C, unter dem Einfluß seines Gewichtes, den Kolben
                              im Cylinder A nach; wenn dagegen das Volumen des
                              Gegenstandes zunimmt, so sinkt der Kolben A und hebt B nebst dessen Gewicht. Der Druck ist sonach zugleich
                              elastisch und constant.
                           Der übrige Mechanismus der Presse gehört zu ihrer Anwendung für das Kalandern und
                              Moiriren der Zeuge. Es sind dieß die zwei horizontalen heizbaren Platten F, F'. Die Platte F kann auf
                              den Rollen a, welche der Kolben A trägt, verschoben werden; F' ruht auf den an
                              den Säulen angebrachten Rollen b und gleitet bei der
                              Arbeit über die Rollen c am Kopfstück der Presse.
                              Zwischen beiden Platten liegen die Kalander- oder Moirirwalzen G.
                           Die Bewegung der beiden Platten geschieht in entgegengesetzter Richtung und wird
                              durch Zahnstangen an diesen Platten und durch die Räder d und d' bewirkt, welche von der endlosen
                              Schraube H, H' getrieben werden. Die Rückwärtsbewegung
                              erfolgt durch eine am Preßkopfe befindliche Ausrückung.
                           Bei der anderen, hier nicht dargestellten Presse wird die Elasticität und Constanz
                              des Druckes durch einen einzigen Cylinder mit zwei concentrischen Kolben erzielt;
                              der erste Kolben trägt zwei Hebel an ihren Stützpunkten; der zweite Kolben wirkt auf
                              den kürzeren Arm dieser Hebel und der Druck ist also elastisch gemacht sowohl durch
                              die Gewichte als durch die Schubdifferenz der beiden Kolben, welche durch ihre
                              Flächendifferenz veranlaßt wird.
                           Die Anwendung dieser Presse zum Kalandern und Moiriren der Zeuge geschieht durch eine
                              kreisförmige Platte, welche einen hohlen durch Dampf erhitzten Cylinder gegen einen hohlen und ebenfalls
                              erhitzten Halbcylinder drückt, dessen hin- und hergehende, stets derjenigen der
                              Platte entgegengesetzte Bewegung in ähnlicher Weise wie bei der oben beschriebenen
                              Einrichtung hervorgebracht wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
