| Titel: | Beschreibung eines neuen Kochherdes von J. A. Lehmann in Sargans; von Conrector G. Delabar. | 
| Autor: | Gangolf Delabar [GND] | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XLIX., S. 190 | 
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                        XLIX.
                        Beschreibung eines neuen Kochherdes von J. A. Lehmann in Sargans; von Conrector G. Delabar.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Delabar, Beschreibung eines neuen Kochherdes von J. Lehmann in
                           Sargans.
                        
                     
                        
                           Im 2. Decemberheft 1863 dieses Journals (Bd. CLXX S. 418) habe ich einen amerikanischen Kochherd und zum Vergleiche damit auch
                              einen St. Gallischen Kochherd beschrieben. Es dürfte
                              daher am Platze seyn, nachträglich eine Beschreibung der neuen Kochherde von J. A. Lehmann in Sargans, Canton St. Gallen, folgen zu lassen.
                              Zu diesem Behufe wähle ich den Kochherd, welchen Hr. Lehmann auf die letzte allgemeine Industrie-Ausstellung zu London
                              geliefert hatte und wofür ihm die Ehrenerwähnung ertheilt worden ist.
                           Dieser Kochherd, über den ich zur Zeit als Mitglied der cantonalen
                              Ausstellungscommission die übliche Vorprüfung vorzunehmen hatte, ist nach dem von
                              Hrn. Lehmann selbst erfundenen und sehr vervollkommneten
                              Constructionssysteme erbaut.
                           Früher hielt sich nämlich Hr. Lehmann bei der Fertigung
                              seiner Kochherde mehr an die deutsche, später mehr an die
                              französische Constructionsart. In der neueren Zeit
                              ist es ihm aber nach vielem Nachdenken und mancherlei Versuchen gelungen, eine eigene von den genannten beiden Systemen verschiedene Construction zu Stande zu bringen, welche
                              die Vortheile derselben in sich zu vereinigen sucht, ohne deren Nachtheile zu
                              besitzen.
                           Bei den sogenannten deutschen Kochherden bestehen die
                              Hauptfehler bekanntlich darin: daß die Kochlöcher viel zu hoch sind und die
                              Kochgeschirre zu tief in dieselben hinabreichen, ohne daß das Feuer die Seitenwände
                              derselben bestreicht, indem es nämlich nur an dem Boden derselben hinzieht; daß die
                              Kochlöcher zu weit auseinanderliegen und überhaupt zu groß sind, so daß das Kochen,
                              trotz des großen Brennmaterialverbrauchs, nur langsam von statten geht; daß die
                              Feuerzüge in der Regel unzweckmäßig angeordnet sind, und keine oder doch nur
                              ungenügende Schieber zur Regulirung des Feuers besitzen, und daß auch die
                              Feuerthüren meist ebenfalls zu groß und unzweckmäßig angebracht sind; daß die
                              inneren Räume zu massenhaft mit Backsteinen und Mauerwerk ausgefüttert sind und beim
                              Kochen großentheils nutzlos mit erhitzt werden müssen; und endlich daß sie
                              gewöhnlich keinen Rost haben und nur für Holzfeuerung eingerichtet sind.
                              Andererseits haben sie aber den Vortheil, daß sie ihrer einfachen Construction wegen
                              leicht zu behandeln und, da sie nicht nur aus Eisen, sondern auch aus Backstein und
                              Sandstein u.s.w. ausgeführt werden können, billig herzustellen sind.
                           Bei den sogenannten französischen Kochherden, die im
                              Allgemeinen einen kleineren Raum einnehmen und selbst bei bedeutend geringerem
                              Brennmaterialverbrauch, ein rascheres Kochen möglich machen als bei den deutschen
                              Herden, darum diesen auch meistens vorgezogen werden, finden sich hinwiederum einige
                              der entgegengesetzten Fehler. Dahin zählen wir zunächst die Eigenthümlichkeit, daß
                              die Kochgeschirre gar nicht in die Kochlöcher eingesetzt, sondern mehr nur auf die
                              Herdplatte aufgesetzt sind. Dadurch erreicht man allerdings die Annehmlichkeit daß die Kochgeschirre
                              nicht rußig und schmutzig werden. Allein, da dieselben direct mehr nur am Boden und
                              nicht zugleich auch an der Seitenwand erhitzt werden, so bieten sie dem Feuer eine
                              zu kleine Heizfläche dar, deßwegen die erzeugte Hitze nicht am besten verwendet
                              wird. Sodann bestehen diese Herde in der Regel ganz aus Metall, das die Wärme sehr
                              gut leitet, und besitzen dieselben an den Wänden etc. keine Ausfütterung mit
                              schlechten Wärmeleitern (Backsteinen und Mauerwerk etc.), was zur Folge hat, daß ein
                              großer Theil der Wärme durch Ausstrahlung an den Umfassungswänden des Herdes
                              verloren geht. Und endlich läßt auch die Leitung der Feuerzüge bei diesen Herden oft
                              Manches zu wünschen übrig, obwohl nicht zu verkennen ist, daß durch die damit in
                              Verbindung stehenden Brat- und Dörröfen, Wassercylinder und Wasserschiffe die Wärme
                              im Innern des Herdes möglichst auszunutzen gesucht wird.
                           Beider neuen, von Hrn. Lehmann
                                 selbst erfundenen Construction sind nun die erwähnten Fehler der älteren
                              Herdsysteme beseitigt worden, während das Gute, das ihnen eigentümlich ist,
                              beibehalten wurde.
                           Bei den enormen Holzpreisen, welche durch Einführung der Eisenbahnen,
                              Dampfschifffahrten und den vermehrten Fabriken auch bei uns in dem sonst waldreichen
                              Schweizerlande immer mehr gesteigert wurden, erschien es Hrn. Lehmann zudem als eine unabweisliche Anforderung der Zeit, die
                              Kochherdfeuerung, welche bisher, wenigstens hier zu Lande, bloß für das Holz
                              berechnet war, auch für andere Brennmaterialien, für Steinkohlen, Kohks, Torf etc.
                              einzurichten. Die vielen Erfahrungen, welche sich Hr. Lehmann während seiner langen Praxis auf dem Gebiete der
                              Kochherdfabrication, des Kamin- und Ofenbaues erworben, sowie die gediegenen
                              theoretischen und praktischen Kenntnisse, welche er sich in seinem Berufe
                              angeeignet, befähigten ihn ganz besonders, diesen wichtigen Zweig der
                              Hauswirthschaft zu verbessern und zu vervollkommnen. Hr. Lehmann hat dabei nicht nur die Construction und Bauart der Herde an und
                              für sich in's Auge gefaßt, sondern eben so sehr auch die Beschaffenheit der
                              verschiedenen Brennmaterialien, der Luft, des Feuers, des Rauches und des Dampfes,
                              sowie ihre gegenseitigen Wirkungen zu berücksichtigen gesucht.Als Anerkennung seiner Verdienste um die Kochherdfabrication wurden Hrn. Lehmann darum auch bei verschiedenen Anlässen, so
                                    z.B. bei der cantonalen Gewerbs- und Handwerks-Ausstellung 1852 in St.
                                    Gallen, bei der schweizerischen Industrie-Ausstellung 1857 in Bern, bei der
                                    schweizerischen Kochherd-Ausstellung 1861 in Bern und bei der allgemeinen
                                    Industrie-Ausstellung 1862 in London – verschiedene Auszeichnungen
                                    und Preise ertheilt.
                              
                           
                           Doch schreiten wir nun, um das Gesagte an einem Beispiel darzuthun, zur speciellen Beschreibung des erwähnten Kochherdes.
                           Derselbe enthält einen Feuerungsraum mit dreifachem Roste für Holz-, Steinkohlen- und
                              Torffeuerung, sodann 2 Bratöfen, 1 Dörrofen, 1 Backofen, 1 Glatt- oder Bügelofen, 2
                              Rechauds oder Chaufretten, 1 Wasserschiff und 1 Wassercylinder mit Wasser- und
                              Dampfröhren in Verbindung mit einem Wasserreservoir und einem fingirten Schüttstein,
                              und gilt in dieser Anordnung und Größe als einer der beliebtesten und gangbarsten
                              der von Hrn. Lehmann gefertigten Kochherde.Hr. Lehmann verfertigt zur Zeit seine Kochherde in
                                    siebzehn verschiedenen Nummern:Nr. 1 bis 10 sind Kochherde in solcher Größe, und Anordnung, wie sie nur in
                                    großen öffentlichen Anstalten und Gasthöfen gebraucht werden. Nr. 1, die
                                    größte Nummer, ist für 350 bis 400 und Nr. 10 für 40 bis 45 Personen
                                    bestimmt. Die übrigen Nummern 10 bis 17 genügen dagegen für den Bedarf der
                                    größten bis zu jenem der kleinsten Privatfamilie, und zwar ist:Nr. 11 ein Kochherd, der in eine Wirtschaft mittleren Ranges oder in die
                                    größte Privathaushaltung der vermöglicheren Classe paßt. Er hat eine Länge
                                    von 4' 6'', eine Breite von 3' und eine Höhe von 2' 3'' bis 2' 3'' 5''',
                                    enthält 5 Kochlöcher, 2 Brat-, 1 Back- und 1 Wärmofen, 1 längliche
                                    Chaufrette mit Abtheilung, 1 kupfernes Wasserschiff, 1 kupfernen Cylinder
                                    mit Dampfröhren und Wasserreservoir, welche Einrichtungen alle, bis an den
                                    Backofen, von einem und demselben Feuer aus erwärmt werden, und genügt für
                                    35 bis 40, nöthigenfalls für noch mehr Personen, kann aber auch durch
                                    innerhalb des Herdes zweckmäßig angebrachte Schieber und Klappen für eine
                                    kleinere Personenzahl angewendet werden. Dann folgt:Nr. 12, ein Kochherd mit 4 Kochlöchern, 1 Brat-, 1 Back- und 1 Wärmofen, 1
                                    kupfernen Cylinder mit Dampfröhren und Reservoir und einem Feuer. Wärm- und
                                    Backofen können besonders gefeuert und in diesem Fall auch als Bratöfen
                                    benutzt werden. Dieser Herd, welcher für eine Familie von 30 bis 35 Personen
                                    genügt, ist 3' 2'' breit, 3' tief und 2' 3'' bis 2' 4'' hoch;Nr. 13, ebenfalls ein Kochherd mit 4 Kochlöchern, 1 Brat-, 1 Wärm- und 1
                                    Backofen mit Chaufrette nebst Wasserschiff und genügend für 25 bis 30
                                    Personen;Nr. 14 ist der im Text speciell beschriebene Kochherd;Nr. 15 ist ein Kochherd, welcher mit Ausnahme der beiden Chaufretten und dem
                                    Glättofen, die fehlen, dem vorigen ganz gleich ist und zum Kochen für 12 bis
                                    20 Personen dient;Nr. 16 ein Kochherd mit 2 Löchern, 1 Brat- und 1 Wärmofen, 1 kupfernen
                                    Wasserschiff, nebst länglicher Chaufrette mit Abtheilung, der 3' 7'' lang,
                                    1' 9'' breit und 1' 9'' hoch ist und für 8 bis 12 Personen genügt;
                                    endlichNr. 17 ein Herd mit 2 Löchern, 1 Brat- und 1 Wärmofen und 1 kupfernen
                                    Wasserschiff, 3' 1'' lang und 1' 9'' breit und hoch, und für 5–8
                                    Personen genügend.
                              
                           Dem Material nach besteht derselbe aus Gußeisen, Schmiedeeisen und Blecheisen, theils
                              aus Kupfer und Messing, theils aus Lehm, Ziegelstein und Mauerwerk. Es darf in
                              dieser Beziehung um so eher auf eine solide und dauerhafte Construction gerechnet
                              werden, als sämmtliche Bestandtheile vom besten und ausgesuchtesten Material gemacht
                              sind. So bestehen z.B. alle Gußwaaren, die Rosteinrichtungen, die Bratöfen etc.,
                              welche zusammen einen nicht geringen Theil des Herdes ausmachen, aus feinstem Cupolguß, Winkel,
                              Schienen, Fallen etc. aus feinem französischen Schmiedeeisen, die Zargen oder
                              Einfassungen aus bestem belgischen Blech, die Wasserbehälter und Röhren aus gutem,
                              festen Kupfer, und die Hähne und Garnituren aus einer sehr zweckmäßigen Komposition
                              von Messing und Kupfer. Bei den Hähnen ist dieß auch wirklich nöthig, da sich das
                              Messing allein an Hähnen, durch welche kochendes Wasser
                              fließt, leicht und schnell abreiben und deßhalb undicht werden würde, während es bei einer passenden
                              Komposition aus Messing und Kupfer einen guten, dichten und haltbaren Schluß
                              gibt.
                           Ueberall, wo die Flammen heftig anprallen und das Material stark in Anspruch nehmen,
                              ist Gußeisen von der genannten guten Qualität angewendet, und wo Schmiedeeisen und
                              Blech in Anwendung kommt, ist es mit einer Fütterung von feuerfestem Material
                              geschützt, so daß jede Schädigung verhindert und sonach keine oder doch nur selten
                              eine dießfallsige Reparatur nöthig wird.
                           Dieser Herd, der sich ganz besonders für eine größere Privatfamilie oder eine
                              kleinere Wirtschaft eignet, nimmt, ohne den Schüttstein, einen Raum von 4' 3''
                              Länge, 2' 6'' Breite und 2' 3 1/2'' Tiefe ein, und genügt für 20 bis 25 Personen.
                              Für ein solches Personal läßt sich in ihm ein Mittagsmahl bereiten mit 6 1/2 bis 7
                              Pfd. buchenem Holz oder einer entsprechenden Menge Steinkohlen, Kohks oder Torf.
                           Von diesem Herde habe ich genaue Zeichnungen aufgenommen, welche in sieben Figuren
                              die Einrichtung und Construction desselben hinreichend vor Augen führen, und zwar
                              zeigt:
                           Fig. 1 eine
                              klinographisch parallel-perspectivische Ansicht des Kochherdes sammt dem mit ihm in
                              Verbindung stehenden Wasserreservoir und Schüttstein;
                           Fig. 2 einen
                              Horizontalschnitt durch die Kochlöcher, Rechauds, Einfassungen und Ausfütterungen
                              nach AB;
                           Fig. 3 einen
                              Horizontalschnitt durch die Feuerung, die Bratöfen, das Wasserschiff und den
                              Wassercylinder nach CD;
                           Fig. 4 einen
                              Horizontalschnitt durch den Aschenfall, den Dörrofen, Backofen und Glättofen nach
                              EF;
                           Fig. 5 einen
                              verticalen Querschnitt durch die Roste, den Wassercylinder und die kleinere
                              Chaufrette nach GH;
                           Fig. 6 einen
                              verticalen Längenschnitt durch die Feuerung und die drei Kochlöcher, beide Bratöfen,
                              das Wasserschiff, den Dörr- und Wärmofen und den Backofen nach JK; endlich
                           Fig. 7 einen
                              verticalen Längenschnitt durch die beiden Rechauds, das Wasser- und Dampfrohr und
                              den Glättofen nach LM.
                           
                           An der Hand dieser Figuren sollen nun die einzelnen Theile des Herdes speciell
                              betrachtet werden.
                           
                        
                           Die Feuerungsanlage (a).
                           Eine zweckmäßige Feuerungsanlage ist die Grundbedingung
                              eines guten Kochherdes, denn von derselben hängt die vollkommene Verbrennung des
                              Brennmaterials, wie die ökonomische Verwendung der dadurch erzeugten Wärme
                              vorzugsweise ab.
                           Der in Rede stehende Kochherd zeichnet sich in dieser Beziehung ganz besonders
                              dadurch aus, daß er für jede Gattung von Brennmaterial mit einem eigenthümlichen,
                              sehr zweckmäßigen Roste versehen ist. Für Torf sind die
                              Roststäbe am weitesten, für Steinkohlen und Kohks sind sie etwas enger, und für Holz
                              sind sie am engsten gestellt. Für dieses Material betragen die Zwischenräume der
                              Roststäbe nicht mehr als 1 1/2 bis höchstens 2''', für Steinkohlen dagegen 2 1/2'''
                              und für Torf 3'''.
                           Zuoberst befindet sich der Holzrost a₁, darunter
                              der Kohlenrost a₂ und zu unterst der Torfrost a₃. Feuert man mit Holz, so bleiben alle drei
                              Roste, die in einem gemeinschaftlichen, nach unten pyramidal verengten Gußrahmen
                              ihre Auflage finden, übereinander liegen; feuert man mit Kohlen, so wird der
                              Holzrost herausgenommen; und feuert man mit Torf, so wird überdieß auch der
                              Kohlenrost weggehoben. Durch diese in der That sehr zweckmäßige Anordnung erzielt
                              man den für jedes Brennmaterial geeigneten Zug, mithin für Holz, welches zur
                              Verbrennung die geringste Menge der zugeführten atmosphärischen Luft bedarf, den
                              schwächsten, für Kohlen, welche zur guten Verbrennung einer größeren Luftzuströmung
                              bedürfen, einen bedeutend stärkeren, und für Torf, dessen reichliche und sich
                              ballende Asche enge Röste leicht verstopft, den relativ stärksten Zug.
                           Will man mit ganz dürrem Holz ohne Luftzug von unten feuern, so wird der Schieber
                              α unter dem Holzrost eingeschoben (wie es in Fig. 1, 5 u. 6 zu sehen ist)
                              und auf diese Weise der Luft durch die Zwischenräume der Rostfläche der Eintritt
                              verwehrt.
                           Durch diesen dreifachen Rost hat Hr. Lehmann es möglich
                              gemacht, daß in feinem Herde die verschiedensten Brennmaterialien, wie Holz,
                              Steinkohlen und Torf, zur Feuerung so zu sagen gleich gut verwendet werden können,
                              und damit eine Aufgabe gelöst, welche unseres Wissens in der Hauswirthschaft sonst
                              noch keine befriedigende Lösung gefunden, hat.
                           Der Feuerraum
                              a (s. Fig. 3, 5 u. 6) ist 9'' tief und die
                              Kochgeschirre reichen 3 1/2'' bis 4'' tief in den Herd oder Feuerraum herab, so daß 5'' bis 5 1/2''
                              lichte Höhe für das Feuer über dem Roste übrig bleiben.
                           Bei diesem verhältnißmäßig kleinen, aber doch genügenden Feuerungsraum ist namentlich
                              auch darauf Bedacht genommen, daß das Brennmaterial stets nur in geringen
                              Quantitäten angelegt werden kann, und daß somit durch die Herdeinrichtung selbst dem
                              Mißbrauch der Brennmaterialverschwendung vollkommen abgeholfen wird. Ueberdieß kann
                              die zur vollkommenen Verbrennung benöthigte atmosphärische Luft durch die beiden Zugscheiben
                              a₁' u. a₁''
                              (s. Fig. 1) in
                              der Feuerthüre und in der Thüre des Aschenkastens nach Bedürfniß zugelassen und
                              regulirt werden. Dabei ist zugleich fürgesorgt, daß der Zug im Herd nicht allzugroß
                              und doch lebhaft wird. Die Größenverhältnisse des Feuerraums, der Feuerzüge und der
                              Zugöffnungen sind nämlich so berechnet, daß nur bei geschlossener Feuerthüre und offener Zugscheibe im Aschenfall, das Feuer im Hero gut
                              brennt. Dadurch wird aber am besten und nachhaltigsten dem nachtheiligen Offenlassen
                              der Feuerthüre, wodurch viele kalte Luft nutzlos in den Herd und das Feuer eintritt,
                              die Feuerluft abkühlt und derselben einen großen Theil der Hitze auf Kosten der
                              Kochgeschirre entzieht, vorgebeugt.
                           
                        
                           Die Zugschieber (b₁, b₂).
                           Zur weiteren Regulirung und Ausnutzung des Feuers dienen die beiden Zugschieber
                              b₁ u. b₂ (s.
                              Fig. 1,
                              2 u. 6), die zu
                              beiden Seiten des mittleren Kochloches angebracht sind. Will man das Feuer auf das
                              mittlere Kochloch beschränken, so werden beide Schieber zur Seite desselben
                              eingeschoben. Will man aber das Feuer nur einerseits abschließen und andererseits
                              zum Kochen, Braten und Warmhalten, Dörren und Wasserwärmen verwenden, so hat man nur
                              den einen, entsprechenden Schieber hereinzustoßen, wie dieß beim Schieber b₂ in Fig. 2 zu sehen ist. Will
                              man hier wiederum neben dem mittleren Kochloch auch beide Seitenlöcher, beide
                              Bratöfen etc. gebrauchen, so sind beide Schieber herauszuziehen, so daß dem Feuer
                              nach beiden Seiten der Durchgang gestattet wird, wie dieß in Fig. 6 der Fall ist.
                           Die Einrichtung und Behandlung dieser Zugschieber betreffend mag noch bemerkt werden,
                              daß dieselben aus Schmiedeeisen bestehen, mittelst Nuth und Feder in gußeisernen
                              Rahmen b' u. b'' laufen und
                              vorn mit einem Handgriff nebst Scharnier versehen sind, um sie nach Erforderniß
                              einschieben oder in der ausgezogenen Lage gegen die vordere Wand des Herdes umlegen
                              zu können. In Fig.
                                 2 sieht man wie der Schieber b₂ eingeschoben und der
                              Schieber b₁ ausgezogen und umgedreht ist. Zudem
                              sind diese Schieber so eingerichtet, daß, wenn man sie allenfalls auch zur unrechten
                              Zeit schließt oder sie zu öffnen vergißt, sie dem Rauch dennoch freien Durchgang
                              lassen, weil sie eben nicht ganz schließen, sondern an
                              der hinteren Seite immer noch eine kleine Oeffnung von 1'' bis 1 1/2'' Breite und
                              der ganzen Schieberhöhe von circa 2 3/4'' frei
                              lassen.
                           Diese Schieber sind wirklich äußerst zweckmäßig und bequem angebracht und sehr leicht
                              zu begreifen und zu handhaben, so daß die Köchin wohl sehr ungeschickt seyn müßte,
                              wenn sie dieselben nicht bald richtig zu gebrauchen wüßte.
                           Eine solche Einrichtung muß aber um so höher angeschlagen werden, als sonst die
                              Schieber, Klappen und Register der Kochherde in der Regel mehr schaden als nützen.
                              Denn da sie gewöhnlich zu complicirt eingerichtet und überhaupt unzweckmäßig
                              angeordnet sind, werden sie von den meisten Köchinnen entweder gar nicht, oder doch
                              nur unrichtig und zweckwidrig gebraucht.
                           Außer diesen Zugschiebern sind zur Regulirung des Luftzuges in den Feuerzügen und zur
                              Zurückhaltung der Wärme im Herde immer auch bei der Lehmann'schen Herdanlage einige Schieber in der
                                 Brandmauer angebracht. Ihre Einrichtung und ihr Gebrauch bedarf jedoch
                              keiner weiteren Erklärung.
                           
                        
                           Die Thüren am Feuerraum und
                                 Aschenfall (a', a'').
                           Die Feuerthüre
                              a', d. i. die Thüre am Feuerraum (s. Fig. 1 u. 5), enthält nebst dem
                              Ventilator oder der Zugscheibe a' ein
                              viereckig-prismatisches und ein oval-conisches Luftkästchen
                              a₂' u. a₃',
                              durch welch letzteres die äußere atmosphärische Luft mehr nach unten in's Feuer,
                              statt bloß über dasselbe geleitet wird (s. Fig. 5). Indessen ist der
                              Ventilator a₁' in der Feuerthüre a' nur dann zu öffnen nöthig, wenn der Schieber α unter dem oberen Rost eingeschoben ist. Sonst
                              genügt es, die Zugscheibe a₁'' an der Thüre a'' des Aschenfalls zu öffnen, welche, wie jene an der
                              Feuerthüre, drehbar und so eingerichtet ist, daß der Luftstrom, je nach Bedürfniß,
                              vergrößert und verringert werden kann. Ihre Größe ist den Größenverhältnissen des
                              Kochherdes, resp. der sämmtlichen im Herde befindlichen Einrichtungen, die vom
                              Mittel- oder Hauptfeuer aus genährt oder unterhalten werden, entsprechend. Sie kann
                              deßhalb mit einiger Ueberlegung der Menge der zu unterhaltenden Einrichtungen immer
                              leicht entsprechend berechnet werden.
                           
                        
                           
                           Die Feuerzüge (c₁, c₂, c').
                           Von dem Feuerraum aus, welcher unter dem mittleren Kochloch auf die beschriebene Art
                              angebracht ist, circulirt das Feuer zu beiden Seiten nach der Richtung der Pfeile
                              c₁ und c₂
                              durch die Leitungscanäle, welche sich zuerst zwischen den
                              Kochlöchern und Backöfen, sodann, zur Seite herabsteigend, Mischen diesen und dem
                              darunter befindlichen Wärm-, resp. Backofen, und hierauf wieder gegen die Mitte
                              neben dem Wassercylinder hinziehen und von da in die Kaminzüge der Brandmauer einmünden.
                           Unter den Bratöfen wird das Feuer durch eine in der Mitte angebrachte theilweise
                              Zwischenwand d₁ und d₂ doppelt hin- und hergeleitet, damit auch der letzte Rest der
                              Heizkraft noch möglichst vollständig ausgenutzt werde. Diese Zwischenwand, welche
                              jedoch nur etwas über die halbe Tiefe des Bratofens vorreicht, ist der guten Leitung
                              wie der Dauerhaftigkeit wegen von starkem Eisenblech gemacht. Dieses Material nimmt
                              zudem weniger Raum ein als eine Ziegel- oder Steinwand, weßhalb die Hitze mehr auf
                              den inneren Theil des Bratofens wirksam wird, sowie auch die Züge selbst leichter zu
                              reinigen sind.
                           Außer diesen beiden Kaminzügen des Hauptfeuers ist hier auch schon der Feuerzug
                              c' des auf der rechten hinteren Seite sehr zweckmäßig
                              angebrachten und mit einem einfachen aber wirksamen Roste e (s. Fig.
                                 7) versehenen Bügelofens q₃ zu
                              erwähnen. Derselbe nimmt in der linken hinteren Ecke des Ofenraumes seinen Anfang
                              und mündet oberhalb der in der Brandmauer angebrachten Schieber in den Kamin
                              C (s. Fig. 5), der ungefähr in
                              der gleichen Höhe auch die beiden Züge c₁ und c₂ des Herdfeuers in sich aufnimmt, wie durch
                              punktirte Linien in Fig. 5 angedeutet ist. In diesem Kamin bringt Hr. Lehmann in der Regel auch noch einen Zug zur Ableitung des in der Küche
                              sich sammelnden Dampfes an, und damit derselbe gut ziehe, wird er mittelst einer
                              eisernen Junge auf eine ziemliche Strecke im Hauptkamin C in die Höhe gezogen. Ist kein Dampf vorhanden, so kann dieser Zug
                              mittelst eines Thürchens geschlossen werden. Aus Platzmangel konnte derselbe in der
                              Zeichnung jedoch nicht mehr angegeben werden. Bezüglich dieser Zugleitungen verdient
                              noch besonders hervorgehoben zu werden, daß dabei alle spitzen Winkel und scharfen
                              Ecken vermieden, und daß, wo Einbiegungen und Ablenkungen nöthig sind, diese stets
                              gehörig abgerundet werden.
                           Was die Querschnittsform dieser Züge betrifft, so kann sie rund oder eckig seyn.
                              Gewöhnlich ist sie, wie im vorliegenden Falle, viereckig. Für einen guten Zug soll
                              die Querschnittsfläche, je nach der Größe der Feuerung, 25 bis 35 Quadratzoll und selbst 45 Quadratzoll
                              betragen und gegen den Kamin hin eine schwache Erweiterung besitzen. Diese
                              Dimensionen und Grundsätze finden sich denn auch an den Lehmann'schen Herden und Zügen wirklich in Anwendung gebracht.
                           
                        
                           Die Putzthüren, Putzkapseln und Putzschieber (f₁, f₂, f₃, f' u. f'').
                           Mit den Feuerzügen stehen in enger Verbindung die Putzthüren,
                                 Putzkapseln und Putzschieber, welche dazu
                              dienen, die Canäle von Zeit zu Zeit von dem an deren Wänden sich anhängenden Ruß zu
                              reinigen.
                           Zuoberst in der Brandmauer befinden sich die (in der Zeichnung ebenfalls nicht
                              angegebenen) Putzthüren für die Kaminzüge. Gewöhnlich
                              sind es deren drei, von denen die beiden unteren, unmittelbar über dem Herd
                              angebrachten Thüren zum Putzen der Kaminzüge der Hauptleitung, und die obere etwas
                              über dem Zugschieber angebrachte Thüre zum Putzen aller drei Züge, vorzüglich aber
                              zum Reinigen des Bügelofenzuges c' dient, der in der
                              Nähe der Brandmauer liegt und leicht auch von unten auf eine ziemliche Strecke
                              geputzt werden kann.
                           Anders ist es mit den beiden Zügen c₁ und c₂, welche viel weiter in den Herd vorreichen.
                              Zum Putzen dieser Züge dienen zunächst die beiden Putzschieber
                              f' und f'' (s. Fig. 6), welche
                              zu beiden Seiten hinten im Aschenkasten der Hauptfeuerung angebracht sind; sodann
                              die beiden Putzkapseln
                              f₁ und f₂ (s.
                              Fig. 1),
                              welche vorn in der Front des Herdes unter den Bratöfen eingesetzt sind. Beim
                              Gebrauche der ersteren hat man nur die Thüre am Aschenkasten zu öffnen und die
                              erwähnten Schieber herauszuziehen, um mit einem Wischer den Ruß der Züge zu
                              entfernen. Ebenso werden die Putzkapseln, welche aus einem dichtanschließenden
                              hohlen, viereckig-prismatischen Blechkästchen mit vorstehendem Rande bestehen und
                              mittelst eines drehbaren Handgriffes verschlossen oder geöffnet werden können,
                              herausgenommen, wenn man die hohlen Räume unter dem Bratofen und dem vorderen Theil
                              der Züge ausputzen will.
                           Auf der linken Seite befindet sich noch eine Putzthüre f₃ (s. Fig. 1 u. 7) zum Putzen der Chaufretten, worüber indessen ebenfalls nichts
                              besonderes zu erwähnen ist.
                           
                        
                           Die Herdplatten und Einlegringe
                              (h, h₁, h₂, i₁ u. h').
                           Die obere Herdplatte, in welcher die Kochlöcher für die
                              Kochgeschirre angebracht sind, ist nicht, wie dieß gewöhnlich der Fall ist, aus einem Stück gefertigt, sondern für jedes Loch aus einem
                              besonderen
                               Stück h, h₁ u. h₂
                              bestehend, welche in den Falz der Rahme
                              i lose eingelegt und nicht angeschraubt werden, damit
                              sie sich bei der Erhitzung leicht ausdehnen können und gegen Verspringen gesichert
                              bleiben. Auch können dieselben nach Belieben abgehoben werden, was namentlich beim
                              Reinigen des Herdes von Vortheil ist, da auf diese Weise jede Magd selbst im Stande
                              ist dieß Geschäft zu besorgen und dadurch der Herrschaft die Auslage für den
                              Kaminfeger zu ersparen.
                           Die Fächer für die Kochgeschirre in diesen Einlegplatten können mittelst Einlegringen, welche ebenfalls einen umstülpten Falz und
                              einen kleinen Spielraum haben, beliebig verkleinert oder vergrößert werden, was beim
                              Kochen mit verschiedenen Geschirren von ganz besonderem Werthe ist. In Fig. 6 ist bei
                              h' ein solcher Einlegring im Durchschnitt
                              angegeben.
                           
                        
                           Die Einfassungen der Kochlöcher und die
                                 Herdausfütterung (l₁, l₁, l₂, m).
                           Eine besonders werthvolle Eigentümlichkeit im Lehmann'schen Herde bilden auch die eisernen
                                 Einfassungen der Kochlöcher. Während die Umfassungswände der letzteren
                              sonst gewöhnlich nur aus Lehm, Ziegel- oder Mauerwerk bestehen, welche Stoffe sich
                              bald ausbrennen oder sonst durchs Anschüren verstoßen werden, sind dieselben bei
                              diesem Herde in der Nähe des Hauptfeuers mit 3''' dicken Gußwänden l und weiter davon abstehend, mit 1 1/2''' dicken
                              Blechwänden l₁ und l₂ eingefaßt. Dadurch wird der Herd nicht nur solider und werden die
                              sonst so häufigen Ausmauerungen und Ausbesserungen nicht nur ganz unnöthig gemacht,
                              sondern die Wärme wird dadurch auch viel besser zusammengehalten und nach den
                              verlangten Punkten geleitet.
                           Im Uebrigen sind die Räume m zwischen den
                              Kochvorrichtungen und Zugleitungen, sowie die äußeren Umfassungswände des Herdes mit
                              Lehm, Ziegelstein- und Mauerwerk ausgefüttert, wodurch
                              die unnütze Ausstrahlung der Wärme verhindert und die Solidität des Herdes ebenfalls
                              vergrößert wird.
                           
                        
                           Die Kochgeschirre und Kochlöcher
                              (o, n).
                           Hr. Lehmann liefert zu seinen Herden auf Verlangen immer
                              auch hierzu besonders geeignete und zweckmäßige Kochgeschirre
                              o (s. Fig. 5). Dieselben
                              bestehen gewöhnlich aus gutem Kupfer und sind innen gut verzinnt; es sind aber auch
                              Kochgeschirre aus Eisen erhältlich. Da sie, gleichviel ob sie die Kessel- oder
                              Pfannenform besitzen, immer gleich tief, nämlich wie bereits bemerkt 3 1/4'' bis
                              4'', in die Kochlöcher
                              n, n₁ u. n₂
                              (s. Fig. 1 u. 6) herabreichen, und
                              zugleich auch an den Umfangswänden und nicht bloß, wie dieß sonst meist bei den
                              Herden deutscher Construction der Fall ist, am Boden vom Feuer bestrichen werden, so
                              trägt diese Anordnung der Kochgeschirre und Kochlöcher wirklich sehr bedeutend zur
                              Brennmaterialersparniß bei. Hr. Lehmann behauptet, einzig
                              durch diese allerdings sehr wesentliche Verbesserung ein
                              Drittel des Brennmaterials zu ersparen. Obwohl wir in dieser Beziehung keine
                              speciellen Versuche mit dem vorliegenden Herde angestellt haben, so glauben wir
                              doch, daß Hr. L. den dadurch erzielten Vortheil nicht zu hoch angeschlagen hat, denn
                              man darf hierbei nicht übersehen, wie mangelhaft und schlecht die Herdeinrichtungen
                              in unseren Küchen noch so häufig beschaffen sind.
                           
                        
                           Die Bratöfen (p₁, p₂)
                           Zu beiden Seiten des Feuerraumes und unter den beiden Seitenlöchern befinden sich die
                              beiden gußeisernen Bratöfen
                              p₁ u. p₂ (s.
                              Fig. 3 u.
                              6),
                              welche, wie bereits erwähnt, ringsherum vom Feuer und der Feuerluft umspült und in
                              Folge dessen rasch erhitzt werden. Da sie ihrem Umfang nach einem verschiedenen
                              Hitzegrade ausgesetzt sind, so ist deren Wanddicke auch entsprechend ungleich stark.
                              Auf der inneren Seite, wo dieselben unmittelbar an das Feuer stoßen, ist ihre
                              Wanddicke am größten und beträgt 6'''; an der oberen Seite, wo das Feuer schon
                              weniger Kraft hat, ist sie geringer und beträgt nur noch etwa 4'''; noch geringer
                              ist sie an der entfernten Seite, an welcher der Zug abwärts unter den Bratofen
                              steigt, und welche nicht mehr als circa 2 1/2''' mißt;
                              und am dünnsten ist sie am Boden des Bratofens, weil die sich unter demselben
                              hinziehende Feuerluft noch mehr geschwächt und ausgenutzt ist.
                           Durch diese Ausgleichung des Materials wird nicht nur die verschiedene Inangriffnahme
                              desselben compensirt, sondern eben dadurch wird auch im Innern des Ofens eine
                              möglichst gleichmäßige Hitze entwickelt, welche als eine Hauptbedingung zum guten,
                              gleichmäßigen Braten und Backen erforderlich ist. Deßhalb ist es auch nicht nöthig,
                              das Fleisch und das Backwerk so oft umzuwenden, wie dieß sonst geschehen muß, wenn
                              die Speisen einerseits nicht verbrannt und andererseits nicht ungebraten und
                              ungebacken bleiben sollen.
                           Beide Bratöfen, die wie zum Braten so auch zum Backen benutzt werden können, sind
                              überdieß, wie man aus Fig. 1 sieht, ungleich
                              hoch, damit die größeren Stücke Fleisch, hohes Geflügel u. dgl. mehr in dem größeren
                              Ofen p₁ und die kleineren Stücke mehr in dem
                              kleineren Ofen p₂ gebraten werden können.
                           Ueberhaupt aber sind die Bratöfen im Lehmann'schen Herde
                              etwas niedriger, als
                              sie sonst angetroffen werden, und mit Recht, weil dadurch die Hitze schneller und
                              stärker zur Wirkung gelangt.
                           Einer ganz besonderen Erwähnung verdienen auch noch die Bratofenthüren, indem dieselben sowohl hinsichtlich ihres sicheren und
                              doch außerordentlich leicht zu handhabenden Verschlusses
                              p' u. p'', als auch in Bezug
                              auf die solide und äußerst bequeme Auflage derselben auf den in beiden unteren Ecken
                              angeschraubten Consolträgern
                              π₁ u. π₂ beim Hineinthun und Herausnehmen der Speisen in der That
                              alles Lob verdienen.
                           
                        
                           Der Wärm- oder Dörrofen (q₁).
                           Dieser Ofen q₁ (s. Fig. 4 u. 6), der sich gerade unter
                              dem linken Bratofen p₁ befindet und von der
                              zwischen beiden hindurchziehenden Feuerluft erwärmt wird, dient um Speisen warm zu
                              halten, Speisegeschirre vorzuwärmen, Holz und Obst zu dörren u.s.w.
                           Da die Hitze, welcher er ausgesetzt, nicht mehr bedeutend ist – er wird nur
                              mehr von der oberen Decke erwärmt – so genügt es, ihn aus starkem Eisenblech
                              zu machen.
                           Wünscht man diesem Ofen mehr Wärme als bloß von oben beizubringen, so kann füglich
                              der Zug auch noch unter denselben geleitet werden.
                           Zum Oeffnen und Schließen dieses Ofens wie des folgenden dient eine gewöhnliche Thüre
                              mit Handgriff, worüber nichts Besonderes zu bemerken ist.
                           
                        
                           Der Backofen (q₂).
                           Dieser Ofen q₂ (s. Fig. 4 u. 6) befindet sich ebenso
                              unter dem rechten Bratofen und wird zwar ebenfalls von der darüber hinziehenden
                              Feuerluft theilweise erwärmt, was zum Zwecke des Warmhaltens verschiedener
                              Gegenstände genügen möchte, für den Hauptzweck, um Brod und anderes Backwerk darin
                              zu backen, aber nicht hinreicht. Dafür muß der Ofen besonders gefeuert werden.
                              Deßhalb ist derselbe oben, seitwärts und hinten mit Backsteinen q₂' gefüttert und der steinerne Boden überdieß
                              auf eine angemessene (circa 2 1/2'' dicke) Schicht
                              Kieselsteine q₂'' gelegt. Aus dem gleichen Grunde
                              ist die Thüre, welche im Uebrigen mit jener des Dörrofens übereinstimmt, mit
                              Zuglöchern q₂''' versehen. Je nachdem dieser Ofen
                              mehr oder weniger erhitzt wird, können darin viel oder wenig Hitze erfordernde
                              Backwerke gebacken werden.
                           
                        
                           
                           Der Glätt- oder Bügelofen (q₃).
                           Der vorliegende Herd ist gleichzeitig auch mit einem sehr zweckmäßig eingerichteten
                              Glätt- oder Bügelofen
                              q₃ (s. Fig. 3, 4 u. 7) versehen, welcher nach
                              Belieben von Hrn. Lehmann kleiner und größer bezogen
                              werden kann. Gewöhnlich wird er in solcher Größe gebaut, daß man darin 4, 5 oder 6
                              Glättsteine auf einmal glühend machen kann. Dieser Ofen ist, wie bereits oben
                              bemerkt wurde, im rechten hinteren Eck des Herdes angebracht und mit einem eigenen
                              Rost und Zug c' versehen, wovon oben ebenfalls schon die
                              Rede war.
                           
                        
                           Die Chaufretten oder Rechauds (r₁, r₂).
                           Hinter den Kochlöchern gegen die Brandmauer zu ist der Herd auch mit zwei Chaufretten oder Rechauds,
                              einer größeren r₁ und einer kleineren r₂ mit Zwischenatheilung r' (s. Fig. 1, 2 u. 7) versehen, worauf mittelst dem Bratspießapparat oder einem anderen
                              Extrarost gebraten oder auch nur Einzelnes geröstet wird. Dieselben können gute
                              Dienste leisten, wenn gleichzeitig vielerlei Speisen zu bereiten sind, wie in jenen
                              Fällen, wo nur wenig. Speisen zu kochen sind, derentwegen man den inneren Herd gar
                              nicht anfeuert. Diese Rechauds, welche sich, wie gesagt, auf mannichfache Art und
                              für sehr verschiedene Speisen verwenden lassen, sind namentlich bei den Engländern,
                              Franzosen und Italienern eine beliebte Vorrichtung.
                           
                        
                           Das Wasserschiff und der
                                 Wassercylinder (t, s).
                           Für eine Küche und eine Haushaltung überhaupt ist es immer angenehm, wenn man stets
                              warmes Wasser zur Verfügung hat, ohne solches erst besonders bereiten zu müssen.
                              Zudiesem Behuf ist der Lehmann'sche Herd mit einem sogen.
                              Wasserschiff
                              t (s. Fig. 1, 2, 3 u. 6) und überdieß mit einem
                              sogen. Wassercylinder
                              s (s. Fig. 3 u. 7) versehen, wovon
                              ersteres den Raum auf der rechten Seite neben dem Kochloch und dem Bratofen einnimmt
                              und von dem anstoßenden Feuerzug c erwärmt wird, und
                              letzterer hinter dem Feuerraum, unter der kleinen Chaufrette und über den beiden
                              Feuerzügen c₁ u. c₂ sich befindet und durch diese, vorzüglich aber direct vom
                              Hauptfeuer, erhitzt wird.
                           Beide sind aus starkem Kupfer gefertigt, mit Schlagloch gelöthet und gut
                              verzinnt.
                           Das Wasser im Wasserschiff kommt schnell, wenn auch nicht
                              zum Sieden, so doch auf eine ziemlich hohe Temperatur. An
                              der vorderen Seite ist das Schiff mit einem Hahn t' (s.
                              Fig. 1)
                              versehen, um das warme Wasser beliebig ablassen zu können, welches dann wieder mit kaltem Wasser, das
                              oben im Deckel t'' von Hand zugesetzt, zeitweise ersetzt
                              wird. Auf dem Deckel des Schiffes ist auch noch eine Oeffnung t''' für ein sogen. Sauce-Geschirr angebracht.
                           Im Cylinder
                              s dagegen, welcher, wie gesagt, unmittelbar an das
                              Hauptfeuer stoßt, kommt das Wasser rasch zum Sieden und Verdampfen, und durch die
                              damit in Verbindung stehende Dampfröhre u wird alsdann
                              das kochende Wasser, resp. der Dampf, vom Cylinder abgezogen und im Falle dasselbe
                              nicht zum Kochen benutzt wird, in das Wasserreservoir v
                              über dem Schüttstein w geleitet (s. Fig. 1).
                           Außer dieser Wasser- und Dampfröhre, welche zur Bequemlichkeit in einiger Höhe über
                              dem Herde noch mit einem Hahnen u' (s. Fig. 1) versehen ist,
                              stehen noch zwei andere Röhren mit dem Cylinder und dem Reservoir und Schüttstein in
                              Verbindung. Durch die eine x derselben, welche in der
                              Nähe des oberen Bodens in den Cylinder einmündet, wird das warme Wasser vom Cylinder
                              nach dem Hahn x' über dem Schüttstein zum Abwaschen und
                              Aufspülen geliefert, und durch die andere y, welche am
                              unteren Boden in den Cylinder einmündet, wird umgekehrt aus dem Reservoir kaltes
                              Wasser in den Cylinder rückgeleitet. Die beiden Röhren x
                              und y sind, wie die Dampfröhre u, von Kupfer. Die ersteren werden aber in einiger
                              Entfernung vom Cylinder an eiserne (gezogene) Röhren geschraubt; dieß geschieht
                              mittelst Manischen x₁ u. y₁ in dem hohlen Raum δ, der
                              durch die Thüre δ' verschlossen ist (s. Fig. 1, 4 u. 7).
                           Diese Anordnung des Cylinders (mit den dreifachen Röhrenleitungen) in der Nähe des
                              Feuerraums, wodurch während des Kochens in wenigen Minuten siedendes Wasser erhalten
                              werden kann, was früher nicht der Fall war, ist ebenfalls als ein besonderer Vorzug
                              des neuen Lehmann'schen Herdes zu betrachten.
                           
                        
                           Das Wasserreservoir und der
                                 Schüttstein (v, w, x, y, z).
                           Wie bereits erwähnt, ist der Lehmann'sche Herd durch
                              verschiedene Röhrenleitungen mit dem Schüttstein und dem darüber befindlichen Wasserreservoir in Verbindung gesetzt. Der Schüttstein
                              w, zum Abwaschen und Aufspülen bestimmt, ist der
                              Solidität wegen aus Stein gefertigt. Das Reservoir
                              v dagegen, welches als Wasservorrathsbehälter dient, ist
                              inwendig aus verzinntem Kupfer, sonst meistens von Zinkblech hergestellt und
                              außerhalb mit Holz bekleidet. Oben ist es mit einem Deckel v' und Scharnieren v₁' u. v₂' versehen, um es zeitweise mit frischem Wasser
                              füllen zu können.
                           Im hinteren Theil des Deckels mündet auch das oben besprochene Dampfrohr u ein, wodurch der Dampf und das kochende Wasser vom Cylinder in das kalte
                              Wasser des Reservoirs geleitet werden. Am Boden desselben hingegen ist die
                              Röhrenleitung y angebracht, durch welche, wie bemerkt,
                              das kalte Wasser vom Reservoir in den Cylinder durch den Ueberdruck des Wassers
                              übergeführt wird. Ebenso mündet in den Boden eine kurze Röhre z mit Hahn z' ein, wodurch man nach Belieben
                              kaltes Wasser zum Abwaschen und Aufspülen abziehen kann. Außerhalb befindet sich
                              daneben an der Schüttsteinwand ein zweiter Hahn x', in
                              welchem, wie ebenfalls schon bemerkt, die Röhrenleitung x endigt, welche warmes Wasser vom Cylinder zum Schüttstein führt, so daß
                              man daselbst nur den einen oder anderen Hahnen zu drehen hat, um warmes oder kaltes
                              Wasser zu erhalten, was für jeden Besitzer, namentlich für das Küchenpersonal, gewiß
                              als eine große Annehmlichkeit und Bequemlichkeit zu betrachten ist.
                           
                        
                           Vorzüge des Lehmann'schen Kochherdes.
                           Nachdem wir im Vorhergehenden den Lehmann'schen Kochherd
                              in allen seinen Theilen näher beschrieben und kennen gelernt haben, sollen zum
                              Schluß dessen Unterschiede und Vorzüge gegen die Herdconstructionen der übrigen
                              Systeme hier nochmals kurz im Zusammenhange hervorgehoben werden. Die wesentlichsten
                              derselben sind:
                           
                              1) die ganz vortreffliche Rosteinrichtung, wodurch es möglich
                                 ist, im gleichen Herd die verschiedensten Brennmaterialien, wie Holz,
                                 Steinkohlen, Kohks und Torf, relativ gleich gut zu verwenden;
                              2) die ebenso vorzügliche Einrichtung der Feuerthüre mit dem
                                 niederwärts gerichteten Luftkästchen und der drehbaren Zugscheibe, wodurch die
                                 der vollkommenen Verbrennung angemessene Regulirung des Luftzuges bewirkt
                                 wird;
                              3) die sehr zweckmäßig angebrachte Einfassung der Kochlöcher
                                 mittelst geeigneter Guß- und Blechwände, wodurch der Herd nicht nur solider
                                 wird, sondern auch die Wärme viel besser zusammengehalten und sparsamer
                                 verwendet wird;
                              4) die ebenfalls sehr zweckmäßig angebrachte Fütterung der
                                 Zwischenräume und Umfassungswände mittelst Lehm, Ziegelsteinen und Mauerwerk,
                                 wodurch die nachtheilige Ausstrahlung der Wärme verhindert und überdieß die
                                 Solidität des Herdes vergrößert wird;
                              5) die sehr wirksame doppeltangeordnete, zum Theil
                                 niederwärtsgehende Zugleitung des Feuers, wodurch die Hitze desselben viel
                                 besser und ökonomischer als sonst ausgenutzt wird;
                              6) die ebenso einfache als leicht zu handhabende Anordnung der
                                 zwischen den Kochlöchern angebrachten Zugschieber für die beiden
                                 Zugleitungen;
                              7) die ebenfalls sehr zweckmäßig angeordneten Putzthüren,
                                 Putzschieber und Putzkapseln, beziehungsweise in den Kaminzügen der Brandmauer
                                 und den Feuerzügen des Herdes unter den Bratöfen;
                              8) die zur vollkommenen und ökonomischen Verbrennung des
                                 Brennmaterials ganz besonders geeignete Form und Größenverhältnisse der
                                 Kochlöcher und Kochgeschirre;
                              9) die ganz besonders gut bewährte Construction der Bratöfen und
                                 Bratofenthüren;
                              10) die im Herd sehr passend vorgenommene Anbringung eines
                                 Backofens in kleinem Maaßstabe, mittelst dessen man Brod und anderes Backwerk
                                 auf sehr bequeme und ökonomische Weise zugleich backen kann;
                              11) die zweckmäßige Anordnung des Wassercylinders in der Nähe des
                                 Feuerraums, wodurch man in wenigen Minuten siedendes Wasser und Dampf erhalten
                                 kann; endlich
                              12) die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit, welche durch die
                                 Verbindung des Cylinders mit dem Schüttstein mittelst dreier Röhrenleitungen
                                 erreicht ist, indem man nur die Hähne zu drehen hat, um nach Belieben kaltes
                                 oder warmes Wasser abziehen zu können.
                              
                           Was den Preis des Herdes und die weitere Auskunft
                              bezüglich etwaiger Bestellungen betrifft, so beliebe man sich direct an Hrn. Lehmann in Sargans zu wenden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
