| Titel: | Ueber die reducirende Kraft des Zinks bei Gegenwart eines freien Alkalis; von Dr. H. Vohl in Cöln. | 
| Autor: | Hermann Vohl | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. LIII., S. 215 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LIII.
                        Ueber die reducirende Kraft des Zinks bei
                           Gegenwart eines freien Alkalis; von Dr. H. Vohl in
                           Cöln.
                        Vohl, über die reducirende Kraft des Zinks bei Gegenwart eines
                           freien Alkalis.
                        
                     
                        
                           Wenn man metallisches Zink mit Aetzkali oder Aetznatronlauge zusammenbringt, so
                              bedeckt sich bei gewöhnlicher Temperatur das Metall mit kleinen Gasbläschen. Sammelt
                              man dieses Gas, so zeigt es sich, daß es reines Wasserstoffgas ist.
                           Ist die Lauge, sey es Natron- oder Kalilauge, von 1,2 bis 1,3 spec. Gewicht, so
                              entwickelt das Zink beim Erwärmen mit derselben einen Strom von Wasserstoffgas unter
                              Aufbrausen und die Flüssigkeit enthält Zinkoxyd gelöst.
                           Die Oxydation des Zinks hat auf Kosten des Sauerstoffs des Wassers stattgefunden,
                              wobei der Wasserstoff sich als Gas entwickelte.
                           Das Cadmium, welches in seinen Eigenschaften dem Zink sonst so nahe steht, zerlegt
                              das Wasser nicht bei Gegenwart freier Alkalien. Dagegen theilt das Zinn mit ihm
                              dieses Verhalten.
                           
                           Wird das Zink zu Reservoirs angewandt, z.B. in Photogenfabriken zum Aufbewahren der
                              fertigen Oele, so hat man diese Eigenschaft desselben wohl zu beachten. Bekanntlich
                              müssen manche Mineralöle (Petroleum) nach ihrer Fertigstellung noch mit starker
                              Lauge gemischt werden, um den allenfalls noch in dem Oel enthaltenen Kreosotgehalt
                              zu entfernen. Häufig kommt es nun vor, daß die Lauge nicht gänzlich aus dem Oele
                              entfernt wurde und eine kleine Spur noch in demselben suspendirt enthalten ist, wenn
                              man dasselbe in die Reservoirs gibt; hier greift nun das Alkali das Metall an,
                              durchlöchert dasselbe und man hat ein Auslaufen zu gewärtigen. Es ist dieses schon
                              manchmal vorgekommen und man schob das Undichtwerden der Reservoirs der schlechten
                              Qualität des angewandten Metalles zu.
                           Es scheint, daß alle Metalle, deren Oxyde in ätzenden Alkalien löslich sind, diese
                              Eigenschaft besitzen, z.B. Aluminium etc.
                           Wenn man Natron- oder Kalilauge mit Zink erwärmt, bis eine kräftige Gasentwickelung
                              eingetreten ist und alsdann mit Natron- oder Kalisalpeter versetzt, so hört sehr
                              bald die Gasentwickelung auf, resp. findet eine Verminderung derselben statt und
                              nach sehr kurzer Zeit entwickeln sich Massen von Ammoniak.
                           Es ist klar, daß der freiwerdende Wasserstoff zuerst durch den Sauerstoff der
                              Salpetersäure oxydirt wurde und sich schließlich auf den Stickstoff der Säure warf
                              und denselben hydrogenirte, d.h. mit demselben Ammoniak bildete:
                           NO⁵ + 8H = NH³ + 5 (HO)
                           Auf dieses Verhalten der Salpetersäure in alkalischer Flüssigkeit bei Gegenwart von
                              Zink, begründe ich meine quantitative Bestimmung dieser Säure. (Ich bin eben noch
                              mit den analytischen Belegen beschäftigt und werde später diese Methode genauer
                              besprechen.)
                           Auch werden organische Körper (Säuren) in alkalischer Lösung durch Zink reducirt und
                              dadurch merkwürdige und interessante Resultate erzielt; so z.B. erhält man durch
                              Behandlung der Phenylsäure auf diese Weise rothe, violette und blaue Farbstoffe.
                           Cöln, im Januar 1865.