| Titel: | Ueber die richtige Lage und Größe des Feuersitzes bei den Pultöfen; von Max Sponfeldner, k. Sudfactor in Berchtesgaden. | 
| Autor: | Max Sponfeldner | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. LXV., S. 268 | 
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                        LXV.
                        Ueber die richtige Lage und Größe des Feuersitzes
                           bei den Pultöfen; von Max Sponfeldner, k. Sudfactor in
                           Berchtesgaden.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Sponfeldner, über die richtige Lage und Größe des Feuersitzes bei
                           den Pultöfen.
                        
                     
                        
                           Wohl sind die Bestrebungen unseres Zeitalters im Allgemeinen auf Verdrängung des Holzes als Brennstoff durch Surrogate
                              gerichtet; doch fehlt es auch heut zu Tage noch keineswegs an Gegenden, welche durch Klima und Boden
                              zumeist auf Waldbau angewiesen, von den großen Verkehrsmitteln und Absatzquellen
                              aber noch viel zu sehr abgeschnitten sind, als daß sie den Umsatz ihrer massenhaften
                              Holzproduction hauptsächlichhaupsächlich im Commercialwege zu bewirken vermöchten.
                           Für die große Industrie solcher Gegenden wird darum das Holz als Brennmaterial sobald
                              noch nicht durch Surrogate verdrängt werden, zumal solche nicht überall in
                              angemessener Nähe zu haben sind.
                           Gerade aber für Holzbrand im Großen zunächst hat sich seit
                              wenigen Decennien eine Feuerungsart, Pultfeuerung
                              genannt, besonders in Süddeutschland eingebürgert, welche bei richtigem Bau und kundiger Bedienung alle jene Vorzüge eines vollkommenen
                              Verbrennungsprocesses auf die einfachste Weise gewährt, die mit anderweitigen
                              Systemen von oft complicirter Form oder umständlicher Behandlung meistentheils nur
                              unvollkommen zu erfolgen pflegen.
                           Wer die Pultfeuerung erfunden, wo ihre Wiege gestanden,
                              scheint unbekannt; doch ist zu vermuthen, daß Südbayern, woselbst sie zuerst
                              praktische Bedeutung und einen hohen Grad von Vollkommenheit gewonnen hat, die
                              Priorität gebührt.
                           So vollkommen die Wirkung des Pultofens ist, so einfach und kunstlos sind gleichwohl
                              die Mittel, wodurch er wirkt.
                           Fig. 22 sey
                              eine gewöhnliche Feuerung mit Planrost, Fig. 23 dieselbe Feuerung
                              mit Pultheizung. – Trenne Feuersitz a und
                              Heizraum b
                              oben hermetisch durch eine Scheidewand c (Feuerbogen), öffne dafür unterhalb einen Zugang d (Feuerhals) in den
                              Heizraum, verschließe die Aschenthüre wohl, und lasse dagegen der Luft freien
                              Zutritt ober dem Holze, so wird die Flamme, durch die Rostfugen hindurchschlagend,
                              in den Heizraum aufsteigen – und der Pultofen ist fertig. Nun können wegen
                              der Scheiterform die Roststäbe wegfallen; denn es genügt zur Unterstützung, wenn das
                              Holz querüber mit den beiden Hirnenden aufliegt.
                           Durch diese einfache Umkehrung des Flammenspiels ist aber das Problem der
                              Rauchverzehrung gelöst.
                           Der Rauch des frisch aufgegebenen Brennmaterials kann nicht mehr unverbrannt
                              entweichen, sondern ist genöthigt, die Flamme und Gluthen
                              der unteren brennenden Schichten zu passiren, und muß daher, weil mit frischer (noch nicht desoxydirter) Luft innig gemengt, in dem im höchsten
                                 Temperaturstadium befindlichen Feuerhals angezündet werden. Da hiermit allen Erfordernissen für die Rauchverzehrung
                              Genüge geschieht, so muß der Rauch vollständig verbrannt werden.
                           Das continuirliche Nachrücken der Beschickung findet ohne
                              alle künstliche Beihülfe
                              statt. Während rückwärts der Feuerbogen, so begrenzt die Holzfassung vorn eine
                              (bewegliche) Wand e (Regulator), deren Höhe, welche sich
                              nach der verfügbaren Zugkraft des Kamines richtet, eine constante Zahl von
                              Scheiterlagen bestimmt.
                           Der Heizer hat nur nach Maaßgabe des Verbrandes die oberste Schichte zu erneuern,
                              sobald durch das Zusammensinken der unteren brennenden Beschickung hinlänglicher
                              Raum geworden ist.
                           Wir haben soeben die Pultfeuerung aus einem gewöhnlichen Planroste entstehen lassen.
                              Dieselbe erscheint als ein Rostfeuer mit abwärts gekehrter Luft- und Flammenführung,
                              wobei nur die Scheiter selbst als Roststäbe fungiren.
                           Ist nun nicht schon durch diesen einfachen Entwicklungsgang den Holzauflagen ihr
                              natürliches Niveau am Feuerbogen angewiesen?
                           Und doch ist es gerade dieses Niveau, wornach sämmtliche
                              bis jetzt im Großen ausgeführte Pultöfen in zwei Systeme A und B, Fig. 24, zerfallen.
                           Bald befindet sich die Holzauflage unter dem Niveau des
                              Feuerbogens (System A), bald in gleichem oder wenige Zolle höherem Niveau
                              (System B).
                           Offenbar wird das Gemenge von Luft und Rauch den diagonalen (weil kürzesten) Weg durch die Beschickung nach dem Heizraum
                              suchen. Bei A wird aber nur ein
                                 Theil der glühenden Schichte vom Rauche durchströmt, die unterhalb des
                              Flammbogens befindlichen Theile empfangen zu wenig Luft, und es nähert sich dieses
                              System, wenn man von der Richtung der Lufteinströmung absieht, um so mehr der
                              Rostfeuerung, je tiefer die Holzauflage unter dem Bogen, und je mehr sich letzterer
                              zum Niveau der Brustmauerkrone erhebt. In Oberösterreich
                              ist diese Zustellung die gewöhnliche.
                           Bei System B muß das Gemenge von Luft und Rauch die ganze im besten Verbrennungsstadium befindliche Schichte
                              passiren, ehe die Gase in den Heizraum gelangen können. So die bayerische Bauart.
                           Um nun die praktischen Leistungen beider Systeme zu vergleichen, hat Verfasser eine
                              Reihe von Pultöfen nachgemessen, ihre Zugbedingungen und Verbrandgröße erhoben,
                              daraus den relativen Zug und Verbrand berechnet, und die erhaltenen Daten in eine
                              Uebersicht gebracht. Weil nur Oefen von gleichem Zug
                              unter sich vergleichbar sind, so ist für jeden Ofen der verfügbare Zug, d. i. die
                              Menge der secundlich beiströmenden Luft von 0° für eine mittlere äußere
                              Temperatur von + 5° C. berechnet worden. Man bediente sich zu dem Ende der
                              für bayer. Maaß vereinfachten Formel Péclet's für die
                              Geschwindigkeit der Kaminluft per Secunde
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 175, S. 271
                              
                           woraus mittelst des gegebenen Kaminquerschnittes F die secundliche Luftmenge
                           
                              
                                 
                                    Q
                                    
                                 = Fv Kubikfuß Kamin = t₁° C. warme
                                 
                              
                                 
                                 = (F . v)/(1 +
                                    0,00367 t₁) Kubikfuß zu 0°
                                 
                              
                                 
                                 = (F . v)/(1 +
                                    0,00367 t₁) × 0,0576 Pfd. kalte
                                    Luft,
                                 
                              
                           berechnet wurde, nachdem eine Probemessung auf directem Wege
                              eine genügende Uebereinstimmung mit den Formeln ergeben hatte.
                           In der S. 272 folgenden Tabelle sind die einzelnen Pulte nach ihrem Fassungsraum
                              gereihet.
                           Nr. I bis IV gehören dem System A, Nr. V bis X dem System
                              B an.
                           Durch tiefen Holzschacht, mithin großes Volum, zeichnet
                              sich die erste, durch geringe Holztiefe und kleines Volum
                              die zweite Gruppe aus.
                           Das Bestreben, den Verbrand zu forciren, mag die voluminösen Pulte der Gruppe A hervorgerufen haben. Tiefe
                              Pulte sind aber zu dem Ende nicht wohlgewählte Mittel, sie bewirken einen höheren
                              absoluten Verbrand höchstens auf Kosten der reinen
                                 Verbrennung.
                           Es verhält sich damit genau wie mit einem zu hoch beworfenen Roste; denn nur die
                              Pultfläche (analog der Rostfläche) ist es, deren
                              Größe bei genügender Zugkraft die Luftmenge, und durch diese die Verbrennung
                              bestimmt. Der geringe relative Effect tiefer Pulte (z.B.
                              I bis IV), die unvermeidliche Wärmestrahlung nach außen, der träge Zug gegenüber der
                              Gruppe B, um so träger, je mehr derlei Pulte durch
                              Erhebung des Flammbogens über die Holzauflagen den Grundcharakter der Pultfeuerung
                              verlieren und sich den Rostfeuern nähern, erklären sich hieraus. Dagegen zeigt auch
                              Tab. I, daß bei Pultöfen von gleicher Zugstärke, aber verschiedener Feuertiefe,
                              dennoch auf die Pultflächeneinheit beim System B in
                              gleichen Zeiten nahezu gleichviel verzehrtes Holz trifft,
                              wie bei A.
                           Demzufolge müßte z.B. das Pult II vom System A, im Sinne
                              von System B Pult VIII umgebaut, mit 56/108 ×
                              12,67 = 0,52 × 12,67 = 6,59 Kubikf. bei 1' Tiefe, daher 6,59 Quadrats.
                              Pultfläche dasselbe (und zwar mit reinerer Verbrennung
                              und weit geringerem Wärmeverlust) leisten, wie jetzt bei 26'' Feuertiefe.
                           
                           Tabelle I.
                           Bau und Consum einiger Pultöfen (in bayer. Maaßen).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 175, S. 272
                              Pultöfen; Vortrag; Tiefe der
                                 Holzauflage unter dem Flammbogen; Zug-Elemente; Zug. Luft von 0°
                                 secundlich per Ofen; Pultdimensionen; Relat. Zug. Luft von 0°, secundl.
                                 per Qdtf. Pultfläche, per Kubf. Pultfassung; Verbrand an Fichtenholz von 14.
                                 Proc. Wassergehalt per Ofen täglich N. Klafter, stündlich; Relativer Verbrand
                                 stündlich per Qdrtf. Pultfläche, per Kubf. Pultfassung; Verbranntes wasserfreies
                                 Fichtenholz, secundlich; Luft von 0° secundlich per Pfund verbranntes
                                 Fichtenholz
                              
                           
                           Um aber letzteren Satz auch experimentell zu prüfen, hat der Verfasser einige
                              specielle Versuche an einem und demselben Pultofen bei verschiedenen Pultweiten und
                              Feuertiefen aber gleichem Zuge vorgenommen, welche in der folgenden Tab. II
                              zusammengestellt sind.
                           Tabelle II.
                           Verhältniß zwischen der Holzhöhe und dem
                                 relativen Pulteffect.
                           
                              
                                 
                                 
                                    Pulthöhe
                                    
                                 
                              
                                 
                                 7''
                                 10''
                                 13''
                                 
                              
                                 
                                    Pultweite
                                    
                                 Stündlich verbrannte Normal-Klafter
                                    Fichtenholz.
                                 
                              
                                 
                                 Quadratf.Pultfläche
                                 KubikfußPultfass.
                                 Quadratf.Pultfläche
                                 KubikfußPultfass.
                                 Quadratf.Pultfläche
                                 KubikfußPultfläche
                                 
                              
                                 12''
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1/43
                                 1/45
                                 
                              
                                 15''
                                 1/50
                                 1/31
                                 1/50
                                 1/43
                                 1/50
                                 1/53
                                 
                              
                                 17''
                                 1/50
                                 1/29
                                 1/50
                                 1/40
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 21''
                                 1/54
                                 1/32
                                 1/50
                                 1/41
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Man sieht auch hieraus wiederum, wie die relative Leistung
                              des Pultes mit der Zunahme der Pulthöhe bei
                              gleichbleibender Pultfläche abnimmt. Auf größere
                              Feuertiefen konnten diese Versuche nicht ausgedehnt werden, da es der Zweck des
                              Betriebes verbot.
                           Dagegen fand sich noch an einem anderweitigen Pultofen Gelegenheit zu einem
                              Vergleiche.
                           Bei einem Kalkofenpultfeuer mit 31/2 fußigem Holze bei 15'' Weite und 3,28 Kubikfuß
                              Fassung betrug der stündliche Verbrand per Kubikfuß
                              Pultfassung 1/39 Normal-Klafter, wenn die Holzschicht 9'', dagegen 1/28
                              Normal-Klafter, wenn selbe nur 6'' hoch war (= 2,18 Kubikfuß Fassung). Im ersteren
                              Falle verzehrte das ganze Pult stündlich 1/12, im zweiten Fall 1/13 Normal-Klafter.
                              Mit 28/39 × 3,28 = 2,35 Kubikfuß Fassung, d. i. 2,35/(3,5 × 0,5) =
                              1,34' oder circa 16'' Oeffnung würde man folglich
                              dieselbe Leistung, nämlich 1/12 Klafter stündlichen Holzconsum mit diesem Pulte
                              erzielen, wenn man das Holz statt 9'' nur 6'' hoch legt; denn es ist 2,35 ×
                              1/28 = 0,084 = 1/12.
                           
                           Scheint es endlich nicht ein Maximum des Effectes zu
                              geben, welches für ein bestimmtes Pult bei einem gewissen, von der Stärke des Zuges
                              bedingten Minimum der Dimensionen zur Geltung kommt?
                           Die Länge des Pultes ist jedesmal durch die Scheiterlänge
                              gegeben. Die Höhe findet ihr dem Zuge günstigstes Minimum
                              in der Dicke der Holzschicht, welche von 2 Scheiterlagen gebildet wird
                              (6–7''). Geringere als 2 Scheiterlagen Höhe darf nicht stattfinden, da außerdem die brennende Schichte aufhören würde
                              überdeckt zu seyn, mithin deren Strahlungswärme nach Außen nicht aufgefangen
                              würde.
                           Variabel bleibt demnach zunächst nur die Pultweite. Für
                              ein bestimmtes Minimum dieser aber wird bei gleichem Zuge
                              die Kubikeinheit der Pultfassung die relativ größte Menge
                              Luft empfangen und ihr Consum ein Maximum werden.
                           Offenbar muß mit dem variabeln Factor des Zuges t (äußere
                              Temperatur) die Stärke des Zuges, d. i. die Luftmenge auf die Flächen- und
                              Raumeinheit des Pultes oder die Lebhaftigkeit des Zuges
                              und mit ihr die Verbrennungsgröße ab- und zunehmen, wenn Holzhöhe und Pultweite
                              constant bleiben. Um daher eine nahezu gleiche Verbrennungsgröße in gleichen Zeiten
                              festzuhalten, ist der in horizontaler Ebene verschiebbare Regulator ganz
                              geeignet.
                           Nur die Verbrennungsgröße, keineswegs aber die Lebhaftigkeit des Zuges, ist daher auf
                              solche Weise regulirbar. Durch richtige Handhabung des Kaminregisters könnte aber
                              auch die Stärke der Luftzuströmung mehr gleichförmig gemacht werden.
                           Aus dem Gesagten dürften sich nun für die den Holzpulten zu gebende Lage und
                              Dimensionen folgende Grundsätze ergeben:
                           1) Man lege die Holzauflagen stets in oder wenig über das
                              Niveau des behufs gleichförmigeren Ausstreichens der Flamme am besten scheitrecht geformten Fenerbogens.
                           2) Die Höhe des Holzraumes besteht am besten aus nur zwei
                              Scheiterlagen.
                           3) Die Pultweite sey nach Maaßgabe des Zuges das zulässige Minimum.
                           Schließlich noch ein Wort über Pultfeuerung im Allgemeinen.
                           Hr. Vogl erklärt in seiner Kritik der rauchverzehrenden
                              FeuerungsanlagenIm polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 262 u. 339. die Pultheizung nur für Holz anwendbar, für mineralische Brennstoffe aber unzulässig, und zwar weniger wegen der
                              ungünstigen Form der Stücke, sondern „weil der viele Rauch, wollte man ihn
                                 durch Flamme und
                                 Gluthen zugleich passiren lassen, die Speiseluft so verdünnen würde, daß dadurch
                                 das Verbrennen der unteren Schichten gestört werden müßte.“
                              
                           Abgesehen aber davon, daß auch beim Langen'schen
                              Etagenroste die Passage des Rauches durch Flamme und
                              Gluthen zugleich, ohne den von Hrn. Vogl befürchteten Nachtheil stattfindet – warum sollte sich nicht
                              auch da das richtige Verhältniß zwischen Zugkraft und
                              Pultinhalt ermitteln lassen, und so vielleicht der Pultfeuerung auch in der
                              Anwendung auf mineralische Brennstoffe ihre Zukunft vorbehalten seyn?
                           Hat doch für Torf auf südbayerischen Salinen lediglich
                              durch Einschaltung einiger feuerfesten Steine zwischen Brustmauer und Feuerbogen
                              unter entsprechender Erhöhung der ersteren, die Umwandlung der
                                 Holzpulte in Torfpulte stattgefunden, deren Leistung und Verbrennungsproceß
                              so wenig zu wünschen übrig läßt, daß ihre Anwendung im Großen eingeführt worden ist.
                              Darum dem weiteren Gedeihen dieser ebenso einfachen als
                              vorzüglichen Feuerungsweise im Dienste der Industrie ein hoffendes Glückauf!
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
