| Titel: | Neuer Abschneidapparat für Maschinen-Ziegeleien; von Friedrich Bosselmann. | 
| Autor: | Friedrich Bosselmann | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. LXXXII., S. 341 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXXII.
                        Neuer Abschneidapparat für Maschinen-Ziegeleien;
                           von Friedrich Bosselmann.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Bosselmann's Abschneidapparat für Maschinen-Ziegeleien.
                        
                     
                        
                           Manchem Besitzer einer guten Ziegelpresse fehlt es noch an einem zweckmäßigen
                              Abschneidapparate, d.h. demjenigen Instrumente, durch welches man auf leichte Weise
                              das aus der Maschine gepreßte Thonband in gute Mauersteine zerlegt. Man sieht sogar
                              noch Abschneidapparate, welche den, von der Presse gelieferten, untadelhaften
                              Thonstreifen in ganz schlechte Mauersteine verwandeln, so daß sie theils windschiefe
                              Flächen haben, theils von sehr ungleichen Massen an ihren correspondirenden Seiten
                              sind. Es sind auch Abschneidapparate in Betrieb, welche sehr genau und gut arbeiten,
                              die aber fast zu complicirt und in ihren einzelnen Theilen sehr fein construirt
                              sind, in Folge dessen dieselben theuer und gewiß auch bald der Reparatur bedürftig
                              werden.
                           Die Rollen oder Walzen zur Unterlage des sich aus der Presse fortbewegenden
                              Thonbandes sollte man aber unter allen Umständen verwerfen, weil durch die Schwere
                              des weichen Thones und die, wenn auch noch so geringe Ungleichheit im Gange der
                              Walzen stets die aufliegende Seite des Thonstreifens Eindrücke erhält und die genaue
                              rechtwinkelige Form der Steine damit verloren geht. Ferner ist es bei den meisten
                              Einrichtungen zum Abschneiden der Mauersteine sehr umständlich und zeitraubend, neue
                              Drähte statt der zerrissenen einzuspannen, was doch öfter vorkommt, und ist dieß
                              dann allemal eine kostspielige Manipulation, da man in wenigen Minuten bei
                              ungestörtem Fortgange 100 Mauersteine abschneiden kann.
                           Ich glaube mit meinem Apparate, der in seiner Construction ganz von den bis jetzt
                              angewandten abweicht, allen oben angeführten Uebelständen abgeholfen zu haben und
                              gebe zu leichterem Verständniß in Fig. 14 und 15 eine Skizze
                              desselben.
                           Fig. 14 ist
                              die Endansicht ohne Geleise x;
                           Fig. 15 ist
                              die Seitenansicht mit Weglassung des Bogen- oder Führungsstückes r (Fig. 14) zur klaren
                              Uebersicht und in der Schnittlinie vw
                              genommen.
                           Der Apparat besteht aus drei Theilen: 1) dem mit x
                              bezeichneten gußeisernen Geleise; 2) dem darauf passenden, mit a', a, b, e, h, i, k, l, m, n, o, p und r bezeichneten gußeisernen Schlitten mit Schneidblock
                              u.s.w. und 3) dem mit
                              c, d, f, g bezeichneten gußeisernen Rahmen mit darin
                              gespannten Drähten. – Die Geleise x sind in
                              derselben Richtung auf hölzerne Unterlagen festgeschroben, wie der Thon aus der
                              Maschine kommt und so daß, wenn der Schlitten mit dem Schneidblock darauf gesetzt
                              wird, die Seite a' der Maschine zunächst und genau so
                              hoch ist, daß der fortlaufende Thonstreifen willig hinauf geht. – Ist der
                              Thonstreifen aus der Presse über den, in der Mitte zwischen a' und b (Fig. 14) getheilten
                              Schneidblock gegangen, so daß die eine senkrechte Seite ganz hart an den beiden
                              senkrechten Bretern e, e vorbeigeht, und ist der Thon
                              mit seiner Stirn gegen die Wehr b gelangt, so wird der
                              Schlitten sammt dem Schneidblock auf dem Geleise durch den langsam weiter gehenden
                              Thon fortbewegt, da die Wehr b an a und e festgeschroben ist. Der Rahmen c, c, d, eine Seite offen, hat zwei Drähte f, f an vier kleinen Haken g,
                                 g, von welchen die beiden obersten an ihrer Verlängerung Schrauben haben,
                              durch welche die Drähte angespannt werden. Der eine Arm d dieses Rahmens ist an zwei Stellen abgedreht, welche genau in die, in
                              a eingebohrten Lagerstellen h, i und k, l passen. Wenn nun ein solcher
                              Rahmen, wovon zwei ganz gleiche Exemplare erforderlich sind, mit seiner Welle d in die Lagerstellen h, i
                              und k, l gebracht ist, indem man die Welle d durch die Spalte m, n, o,
                                 p des Schneidblockes a schiebt, und das
                              Schraubenende des Rahmens den Bretern e, e gegenüber
                              ganz niedergelegt ist, so lasse man den Thon aus der Maschine über a weg gegen b gehen, den
                              ganzen Schneidblock mit eingelegtem Rahmen sich ein wenig weiter bewegen und fasse
                              dann den Rahmen am Schraubenende, drücke während dieser Fortbewegung des Apparates
                              auf seinen Schienen x die beiden Drähte durch das
                              Thonband, und zwei Mauersteine sind fertig. Der Abschneider rückt den Apparat ein
                              wenig vor, hebt mit beiden flachen Händen die beiden Mauersteine zusammen ab und
                              stellt sie neben sich auf kleine Breter, während ein Junge mit demselben Griff den
                              Rahmen zurückgelegt, den Apparat befeuchtet und wieder dicht an die Maschine
                              geschoben hat. Reißt ein Draht, so zieht man den Nahmen heraus, legt den anderen,
                              mit neuen Drähten bereit gehaltenen Rahmen hinein und verliert auf diese Weise gar
                              keinen einmal gepreßten Thon. r, r ist ein an den
                              Schlitten geschrobenes Bogenstück zur Führung des Rahmens, welches zur Erzielung
                              eines geraden Schnittes nothwendig ist.
                           Bemerken will ich noch, daß ich mit einem solchen Apparate
                              durch einen Burschen und einen kleinen Jungen in einem Arbeitstage bis zu 12300
                              Mauersteine hiesigen großen Formats (10 1/2 Zoll lang) habe abschneiden und
                              unmittelbar daneben auf kleine Breter setzen lassen.
                           
                           Meine Ziegelerde ist leider sehr steinreich, was ein öfteres Reißen der Drähte
                              verursacht; trotzdem kommt es selten vor, daß auch nur die geringste Unterbrechung
                              des Abschneidens nothwendig wird. In der Anschaffung ist der Apparat – der in
                              allen Theilen sehr dauerhaft construirt werden kann und daher gewiß viele Jahre ohne
                              alle Reparatur arbeitet – nicht theuer, und habe ich denselben hier für 36
                              bis 40 Rthlr. herstellen lassen. Ganz ähnliche Apparate lassen sich für Röhren,
                              Gesimssteine etc. mit Nutzen anwenden.
                           Auf portofreie Zuschrift ertheile ich sehr gerne nähere Auskunft.
                           Reetz bei Perleberg, den 24. Januar 1865.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
