| Titel: | Ueber den Einfluß des Wolframs auf Holzkohlen-Roheisen; von Le Guen. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. LXXXIX., S. 363 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber den Einfluß des Wolframs auf
                           Holzkohlen-Roheisen; von Le Guen.
                        Aus den Comptes rendus,
                              t. LIX p. 786, November 1864.
                        Le Guen, über den Einfluß des Wolframs auf
                           Holzkohlen-Roheisen.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1864 stellte ich in der Gießerei der kaiserlichen Marine zu Revers eine
                              Reihe von Versuchen an, um den Einfluß des Wolframs auf Holzkohlenroheisen kennen zu
                              lernen. Die erhaltenen Resultate liefern den Beweis, daß das letztere, ebenso wie
                              dieß früher für das Kohksroheisen bewiesen worden,Man sehe: Le Guen über die Festigkeit des
                                    wolframhaltigen Gußeisens, im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 281; ferner:
                                    Caron über Legirungen von Gußeisen und
                                    Wolframmetall, im polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 44. A. d. Red. dadurch einen höheren Grad von Festigkeit (Tenacität) erhält. Das
                              Kohksroheisen, welches bekanntlich stets fremde Substanzen, namentlich Schwefel und
                              Phosphor, enthält, kann durch die im Wolfram enthaltenen Metalle von diesen
                              Bestandtheilen gereinigt worden seyn, weßhalb Manche die durch den letzteren
                              veranlaßte Verbesserung des Eisens dieser Ursache zuschrieben und demnach glaubten,
                              daß sehr reines Holzkohlenroheisen durch Wolfram nicht gleichfalls noch verbessert,
                              werden könne.
                           Die neuen Versuche wurden abgeführt: 1) mit Roheisen von Raveau (Nièvre-Dep.)
                              von ausgezeichneter Qualität; 2) mit Artillerie-Roheisen von Nevers und Ruelle, so
                              genannt wegen seiner Anwendung zum Geschützguß.
                           Die Versuche wurden mit hohlen Cylindern angestellt, welche durch Pulver gesprengt
                              wurden und denen mittelst Anwendung eines große Genauigkeit ermöglichenden
                              Verfahrens gleiche Dicke und gleicher innerer Hohlraum gegeben wurde. Der Guß eines
                              jeden Cylinders erforderte 80 Kilogr. Eisen; er wurde unter genau gleichen Umständen
                              und Bedingungen ausgeführt, um sämmtliche Cylinder von gleicher Qualität zu
                              erhalten. Die Legirungen erhielten einen Wolframgehalt von 1 1/2, 2 und 2 1/2 Proc.
                              Die größere Widerstandsfähigkeit blieb fortwährend auf Seite des Wolframeisens.
                           Um mich zu überzeugen, ob dieselbe nicht etwa von einer entkohlenden Wirkung des
                              Wolframs herrühre, vervielfachte ich die Versuche, und stellte aus dem reinen
                              Roheisen durch allmählich gesteigerte Zusätze von zweimal geschmolzenem Roheisen von
                              Nevers und Ruelle verschiedene, immer hellere Sorten dar, welche dann den Proben
                              unterworfen wurden. Dieser Zusatz von umgeschmolzenem Eisen wurde bis zu einer Höhe
                              gesteigert, wo ein Mehr von Vortheil zu seyn aufhörte. Durch diese verschiedenen
                              Mittel gelang es mir aber doch nicht, dem Metall dieselbe Festigkeit zu ertheilen,
                              welche der Wolfram ihm verlieh. Uebrigens wurde auch durch eine in der Ecole des Mines ausgeführte Analyse die Gegenwart von
                              Wolframmetall sowie die Menge desselben in den Cylindern besonders constatirt.
                           Aus diesen Thatsachen ergibt sich, daß der Wolfram auf das Holzkohlenroheisen einen
                              ganz speciellen, von der Farbe des Eisens, d.h. von dem Kohlungsgrade desselben
                              unabhängigen Einfluß ausübt, welcher von der Legirung des Eisens mit dem
                              Wolframmetall herrührt. Allein dieser Einfluß des Wolframs auf Holzkohlenroheisen
                              ist geringer, als der auf Kohksroheisen, woraus sich schließen läßt, daß ein Theil
                              der Wirkung jenes Minerals auf das letztere wirklich der Reinigung von fremden
                              Bestandtheilen zugeschrieben werden muß.
                           Die Zunahme der Festigkeit stieg beim Roheisen von Raveau auf etwa 1/6 und bei dem
                              von Ruelle auf etwa 1/7. Möglicherweise liegt diese Zahl unter dem zu erreichenden
                              Maximum, da die Versuche sich auf die Nachweisung der Ursache dieser bedeutenden
                              Verbesserung beschränkten.