| Titel: | Beantwortung der Bemerkungen Caron's über die Cementirung des Eisens durch Kohlenoxyd; von F. Margueritte. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XCII., S. 371 | 
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                        XCII.
                        Beantwortung der Bemerkungen Caron's über die Cementirung des Eisens durch Kohlenoxyd; von
                           F. Margueritte.
                        Aus den Comptes rendus,
                              t. LIX p. 518.
                        Margueritte, über die Cementirung des Eisens durch
                           Kohlenoxyd.
                        
                     
                        
                           In seiner (vorstehenden) Mittheilung über die Cementirung des Eisens durch das
                              Kohlenoxyd hat Caron die von mir veröffentlichten
                              Versuche über denselben GegenstandPolytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 226. commentirt.
                           Er bemerkt, reines Eisen bleibe ohne Wirkung auf
                              Kohlenoxyd und die Stählung des im Handel vorkommenden Stabeisens durch die
                              Einwirkung dieses Gases sey dem Siliciumgehalte des ersteren proportional. Ich
                              glaube das Gegentheil bewiesen zu haben, indem ich einen Stahl mit 5,3/1000, also
                              mit mehr als einem halben Procent Kohlenstoff
                              Und nicht 5/10000, wie Caron schreibt. In Folge
                                    eines Druckfehlers ist in meiner Abhandlung (im 1. Novemberheft 1864 des
                                    polytechn. Journals) Bd. CLXXIV S. 231 die Bezeichnung
                                    „Gramme“ der unbenannten Zahl 0,0048 beigesetzt
                                    worden,
                                    also einem Bruch, welcher angibt, daß das Eisen 4,8/1000 seines Gewichts
                                    Kohlenstoff enthält. Dieser Druckfehler leuchtet übrigens sofort ein, wenn
                                    man die Resultate der Analyse durch feuchten Wasserstoff aufmerksam in's
                                    Auge faßt. 3,016 Gramme Eisen erlitten nach neunthalbstündiger Behandlung
                                    einen Gesammtverlust von 0,016 Grm., entsprechend 0,0053 oder 5,3/1000
                                    Kohlenstoff, denn 0,016 Grm. dividirt durch 3,016 Grm. ist gleich 0,0053
                                    oder 5,3/1000. An der verdruckten Stelle meines Aufsatzes muß es heißen,
                                    Seite 231 Zeile 15 von oben: 0,00035 anstatt 0,00035 Gramme; Zeile 17 von oben: 0,0048 anstatt 0,0048 Gramme; Zeile 24 von oben: 0,0053 anstatt 0,0053
                                    Gramme; Zeile 25 von oben: 0,0048 anstatt
                                    0,0048 Gramme; Zeile 5 von unten: 0,00265 statt
                                    0,00265 Gramme; Seite 232 Zeile 2 von oben:
                                    0,00265 statt 0,00265 Gramme. mit einem Eisen erhielt, dessen Siliciumgehalt die Bindung von höchstens
                              3,5/10000 Kohlenstoff hätte gestatten können.
                           
                           Indem Caron daran erinnert, daß Stammer i. J. 1853 mittelst Kohlenoxyd ein Eisen mit einem Gehalte von
                              70,23 Proc. Kohlenstoff dargestellt hat und seine eigenen Versuche anführt, erkennt
                              er an, daß durch reines Eisen in sehr fein zertheiltem Zustande das Kohlenoxyd
                              zersetzt wird und daß diese Zersetzung „keine Grenzen zu haben“
                              scheint. Es hat demnach den Anschein, als ob seine Ansicht der meinigen conform
                              geworden wäre.
                           Indem aber Caron zugibt, daß bei einer Temperatur, welche
                              zum Erweichen des Glases nicht genügt, die Zersetzung des Kohlenoxyds durch reines,
                              fein zertheiltes Eisen leicht und gewissermaßen ohne
                                 Grenzen ist, meint er, daß diese Zersetzung bei einer höheren Temperatur
                              absolut null ist. Er glaubt, daß die
                              Kohlenstoffmenge, welche ich an das Eisen gebunden habe – und die er für
                              zehnmal kleiner genommen, als sie in Wirklichkeit ist – sich während der zum
                              Erhitzen und zum Erkalten des Apparats erforderlichen Zeit, wo das Eisen einer unter
                              der Rothglühhitze liegenden Temperatur ausgesetzt war, ausgeschieden habe. Außerdem
                              spricht er die – übrigens ganz irrige – Vermuthung aus, daß nicht alle
                              erforderlichen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden seyen, um allen freien Sauerstoff
                              aus dem Apparate fern zu halten und somit eine Kohlensäurebildung durch denselben zu
                              verhindern.
                           Caron hätte sich wohl denken sollen, daß bei Versuchen so
                              delicater Art, wie die, welche beim Studium der Stahlbildung erforderlich sind, die
                              größte Sorgfalt angewendet wurde. Die von ihm hervorgehobenen Schwierigkeiten der
                              Operation sind von keiner Bedeutung. Er empfiehlt Anordnungen, mittelst deren, wie
                              es mir scheint, der Zweck sich nicht so gut erreichen läßt, als mit den von mir
                              angewendeten Mitteln, welche ich in den Comptes rendus
                              nicht sämmtlich beschreiben konnte.
                           
                           Ein in meinem Laboratorium-Buche im März 1863 verzeichnetes Verfahren besteht in
                              Folgendem:
                           In ein doppelt glasirtes Porzellanrohr wurde bei hoher Temperatur ein Strom von
                              vollkommen gereinigtem und getrocknetem Kohlenoxydgas geleitet. Nach dreistündiger
                              Entwickelung war beinahe gar keine vorhandene Kohlensäure wahrzunehmen. Dann wurden
                              zwei vorher mit Wasserstoffgas behandelte Eisendrähte von 1,5 Millimeter Durchmesser
                              in das Rohr gebracht. Unmittelbar darauf entwickelte sich die Kohlensäure und ihre
                              Bildung hielt in ziemlich reichlichem Maaße während eines dreistündigen Glühens an; nach Verlauf
                              dieser Zeit waren die Drähte vollständig cementirt. Nachdem sie aus dem Rohre
                              herausgenommen waren, sank die Kohlensäurebildung wiederum auf ein Unbedeutendes
                              herab.
                           Durch diesen von mir mehrfach wiederholten Versuch werden Caron's Einwürfe vollständig widerlegt; denn derselbe liefert den
                              augenscheinlichen Beweis, daß das Kohlenoxyd bei hoher Temperatur durch Eisen
                              zersetzt wird, und daß letzteres durch jenes Gas in Stahl verwandelt werden
                              kann.
                           Wenn Caron zum Experiment gegriffen, wenn er so operirt
                              hätte wie ich es gethan, oder nur wie er selbst es empfohlen hat, so würde er zu der
                              Ueberzeugung gekommen seyn, daß wirklich Stahlbildung und Kohlensäureentwickelung
                              stattfinden.
                           Demzufolge halte ich an meinen, den von Saunderson und Caron aufgestellten, absolut entgegengesetzten
                              Folgerungen fest. Saunderson hat die Behauptung
                              aufgestellt, daß der reine Kohlenstoff nicht cementirend
                                 wirkt. Caron hat ausgesprochenComptes rendus vom 1. April 1861, t. LII p. 635;
                                    polytechn. Journal Bd. CLX S. 207., daß in der Praxis die Cyanverbindungen allein
                                 cementiren. Ich glaube den Beweis geliefert zu haben, daß der reine
                              Kohlenstoff (Diamant) und ebenso das Kohlenoxyd das Eisen in Stahl zu verwandeln
                              vermag und daß diese Körper sicherlich zu den Cementirungsmitteln der industriellen
                              Praxis gerechnet werden müssen.
                           Schließlich muß ich jedoch Hrn. Caron mein Bedauern
                              bezüglich des erwähnten Druckfehlers ausdrücken, welcher zu seiner unbegründeten
                              Kritik Anlaß gab.