| Titel: | Construction eines Thermometers, welches die Temperatur selbst regulirt. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XCVIII., S. 389 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XCVIII.
                        Construction eines Thermometers, welches die
                           Temperatur selbst regulirt.
                        Mit einer Abbildung.
                        Construction eines Thermometers, welches die Temperatur selbst
                           regulirt.
                        
                     
                        
                           In den Comptes rendus vom 26. December 1864 (t. LIX p. 1082) findet sich
                              ein Vorschlag von General Morin zu einem Instrumente,
                              welches er thermomètre-vigie nennt, zu übersetzen
                              etwa mit „Wecker- oder Signal-Thermometer.“ Der specielle Zweck
                              dieses Apparates ist die Ueberwachung von Treibhäusern, in welchen durch
                              Temperaturerniedrigung in kurzer Zeit ein erheblicher Schaden entstehen kann.
                           Die Idee ist sehr einfach und sinnreich. In ein gewöhnliches Quecksilberthermometer
                              führen zwei Leitungsdrähte für einen galvanischen Strom (etwa Platindrähte in das
                              Glas eingeschmolzen), der eine von ihnen in die Kugel, der andere zu dem Punkte, bei
                              welchem einem weiteren Sinken des Quecksilbers Einhalt gethan werden muß. Offenbar
                              findet Schluß der Leitung bei jedem höheren Stande statt, und ein in den Stromkreis
                              eingeschaltetes elektromagnetisches Läutewerk von passender Construction, etwa in
                              der Wohnung des Wächters, schweigt, wenn nicht das Sinken der Temperatur den Strom
                              unterbricht. So lange aber der tiefere Stand dauert, wird der Signalapparat
                              tönen.
                           Ich finde nun nach der einmaligen Ausführung des Gedankens, die Bewegungen einer
                              Quecksilbersäule zum Oeffnen und Schließen einer Kette zu benutzen, kein Hinderniß,
                              ihn weiter auszudehnen und unter Umständen ein solches Thermometer selbstregulirend
                              zu machen. Ueberall, wo Luftheizung angewandt ist, also in den meisten neuerbauten
                              Gesellschaftsräumen, läßt sich die Selbstregulirung der Klappen durch das
                              Thermometer gewiß mit Leichtigkeit herstellen.
                           Die Aufgabe z.B., daß in einem Raum mit Luftheizung, welchem: aber außerdem eine
                              nicht vorher zu bestimmende Wärmequelle durch Gasflammen und Menschen entsteht, die
                              Temperatur nicht unter + 15° sinke, nicht über + 18° steige, ließe
                              sich etwa auf die in der folgenden Skizze angedeutete Weise lösen.
                           T ist das Thermometer mit eingeführten Leitungsdrähten,
                              B eine constante galvanische Kette, E₁ und E₂ sind
                              Elektromagnete, A₁ und A₂ die zugehörigen Anker in Verbindung mit Klappen, welche die
                              Oeffnungen O₁, und O₂ für erwärmte und kalte Luft schließen und öffnen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 175, S. 390
                              
                           In der Zeichnung, wo das Thermometer zwischen 15° und 18° zeigt, sind
                              beide Klappen in Wirksamkeit; O₁ öffnet sich,
                              wenn die Temperatur unter 15° sinkt, O₂
                              dagegen, wenn sie über 18° steigt. Wie man die Vorrichtung außerdem so
                              modificiren kann, daß etwa bei 14° eine zweite Klappe für erwärmte, bei
                              19° eine zweite für kalte Luft sich öffne, ist ohne Weiteres klar.
                           In Wohnzimmern wird eine Klappe für die Luftheizung genügen.
                           Ich sehe keine Hindernisse, welche sich der Ausführung einer solchen Anlage
                              entgegenstellten, und im Vergleich mit dem zu erreichenden Vortheil scheinen mir die
                              Kosten gering. Eine schwache galvanische Kette, welche lange Zeit genügend constant
                              bleibt, läßt sich leicht beschaffen, und unsere ausgebildete Glasbläserkunst wird
                              das erforderliche Thermometer ohne Mühe herstellen. Wenn die zum Bewegen der Klappen
                              nothwendige Kraft nicht groß ist, so dürfen die Ströme schwach seyn, so daß auch von
                              einer Oxydation des Quecksilbers durch die Unterbrechungsfunken in einem
                              einigermaßen weiten Thermometer, dessen Spielraum für den Zweck nicht groß zu seyn
                              braucht, kaum etwas zu befürchten seyn wird. Erforderlichen Falles wäre der primäre
                              Strom auch zum Oeffnen und Schließen eines zweiten stärkeren anzuwenden, welcher
                              seinerseits die Klappen regulirt.
                           Dr. F. Kohlrauschin Frankfurt a. M.