| Titel: | Pyrotechnische Werthbestimmung des Thones von Schwarzenfeld bei Schwandorf in Bayern und des in Verbindung damit benutzten Sandes aus dem Flusse Naab, nebst chemischer Analyse des ersteren; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CXV., S. 447 | 
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                        CXV.
                        Pyrotechnische Werthbestimmung des Thones von
                           Schwarzenfeld bei Schwandorf in Bayern und des in Verbindung damit benutzten Sandes aus
                           dem Flusse Naab, nebst chemischer Analyse des ersteren; von Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, pyrotechnische Werthbestimmung des Thones von
                           Schwarzenfeld in Bayern.
                        
                     
                        
                           Dieser außer Bayern in Sachsen, Böhmen und Oesterreich weitverbreitete feuerfeste
                              Thon, welcher, und namentlich die daraus fabricirten feuerfesten Steine, circa eine Million alljährlich, einen reißenden Absatz
                              an die Eisenwerke, Salinen, Glashütten, Maschinenfabriken etc. Bayerns, des
                              Salzkammergutes und Tyrols finden, ist wahrscheinlich ein Zersetzungsproduct des
                              Feldspaths aus granitischem Gebirge.
                           Das bezügliche Thonlager ist gegen Norden und Osten von dem Urgebirge, dem Granit,
                              eingeschlossen; während das Gebirge, worin der Thon unmittelbar vorkommt, zur
                              Tertiärformation gehört.
                           Der Thon liegt zwischen Sand, welcher, wenn er sehr stark eisenschüssig wird,
                              förmliche Sandsteinbänke bildet, 4–8 Fuß unter der Erdoberfläche und hat eine
                              Mächtigkeit von 10–30 Fuß in der Teufe. Die Gewinnungsweise erstreckt sich
                              auf einen Tagebau aus viereckigen, 20–30 Fuß im Quadrate haltenden Löchern,
                              die nach geschehener Ausbeutung wieder zugefüllt werden.
                           Der rohe Thon wird in vierseitig prismatischen Stücken mittelst Hau- und Stecheisen
                              aus den Gruben gewonnen und einige Wochen vor dem Verkaufe in Schuppen behufs des
                              Lufttrocknens aufbewahrt. Der Verkaufspreis ist loco
                              Grube 36 Kreuzer per Centner.
                           Die bisherige Fabrication aus diesem Thon beschränkt sich lediglich auf Darstellung
                              von feuerfesten Steinen, und zwar auf drei Ziegelhütten nach der gewöhnlichen
                              Methode in höchst einfacher Weise. Der Thon wird mittelst Wasser in einer Grube
                              eingeweicht, nach 1 bis 2 Tagen herausgestochen, und lageweise mit Sand im rohen
                              Zustande, wie er aus dem Flusse Raab gewonnen wird, gemengt. Aus der so präparirten
                              Masse werden unmittelbar in gleicher Weise, wie bei den gewöhnlichen Lehmziegeln,
                              die feuerfesten Steine geformt, sodann 3–4 Wochen lang getrocknet und endlich
                              in viereckigen oben offenen Oefen mittelst Holz oder Steinkohlen gebrannt.
                           
                        
                           
                           Thonprobe Nr. 1.
                           
                              
                                 Physikalische Eigenschaften
                                 
                              Der Thon ist von hell-gelblichgrauer Farbe. – Zeigt glänzende Pünktchen
                                 und Blättchen (Glimmer) nicht selten. – Fühlt sich fettig an. –
                                 Schneidet sich ziemlich glatt. – Haftet stark an der Zunge. –
                                 Zerfällt in Wasser unter zischender Bläschenentwickelung; gibt damit
                                 angefeuchtet eine bindende, plastische Masse.
                              Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser nicht wenig.
                                 – Braust nicht beim Uebergießen mit Säure.
                                 – Digerirt man ihn mit Salzsäure, so wird nicht
                                    wenig Eisen ausgezogen, Kalk nur in geringer
                                 Menge. – Enthält keinen Schwefelkies oder
                                 irgend eine schwefelhaltige Verbindung. – Schwärzt sich beim Glühen über
                                 der Weingeistlampe, enthält daher Organisches.
                              
                           
                              Bestimmung des Grades der
                                    Strengflüssigkeit und des Bindevermögens.
                              Die Bestimmung wurde in der bekannten Weise vorgenommen nach dem in diesem
                                 Journal Bd. CLIX S. 54 und Bd. CLXI S. 208 beschriebenen Verfahren, wornach
                                 Quarzzusatz das Maaß für die Strengflüssigkeit in umgekehrtem und für das Bindevermögen in geradem Verhältniß gibt.
                              Die resp. Cylinderchen der normirten Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt, hat
                              Cylinderchen Nr. 0 (d.h. eine Durchschnittsprobe des Thones für sich) die Form erhalten, ist stellenweise glasirt, der Bruch
                                 ist beginnend porig-sinterig.
                              Vorher behandelt mit Salzsäure und ebenso geglüht – verhält er sich wenig
                                 strengflüssiger.
                              Geschlämmt und geglüht – ist die Probe weniger
                                 porig-sinterig und zeigt sich überhaupt merklich strengflüssiger.
                              Geringerer Hitze, in welcher Gußeisen kaum zum Schmelzen kommt, ausgesetzt, ist
                                 die Probe noch wenig anhaftend, zeigt Risse und ist der völlig lufttrockene Thon
                                 geschwunden von 100 auf circa 95.
                              Versetzt den Thon mit chemisch reinem Quarzpulver und der bezeichneten
                                 Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt, ist
                              Nr. 1 (d.h. versetzt mit 1 Th. Quarz) – außen glasirt, der Bruch ist
                                 glasig-blasig.
                              Nr. 2 und 4 (d.h. versetzt mit 2 und 4 Theilen Quarz u.s.w.) – verhalten
                                 sich ähnlich, wenn auch weniger blasig.
                              
                              Nr. 6 und noch mehr 8 zeigen einen glasigen aber dichten Bruch.
                              Die Strengflüssigkeit ist demnach, Garnkirk Nr. 1 als Einheit gesetzt, = 2
                                 – 3.
                              Das Bindevermögen, in der beschriebenen Weise geprüft, ist = 9.
                              
                           
                              Chemische Analyse.
                              In einer Durchschnittsprobe des bei 100° C. getrockneten Thons wurde
                                 gefunden:
                              
                                 
                                    30,69 Thonerde53,10 Kieselsäure,
                                       darin
                                    
                                       
                                       
                                    31,95 chemischgebundeneund 21,15 Sand
                                    
                                 
                                      3,41 Eisenoxyd  0,28
                                       Kalk  1,33 Kali
                                    
                                       
                                       
                                       
                                    5,02
                                    
                                    
                                 
                                      0,32 Magnesia
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    10,50 Totalglühverlust  (Wasser
                                       und Organisches)
                                    
                                 
                                    –––––
                                    
                                 
                                    99,63.
                                    
                                 
                              Der Thon gehört somit seiner chemischen Zusammensetzung nach zu den ziemlich thonerdehaltigen. Die Menge des beigemengten
                                 Sandes ist nicht geringfügig.
                              Die sogenannten stußbildenden Bestandtheile betragen wenig, mit Ausnahme des Eisenoxyds, dessen Menge allerdings erheblich ist.
                              
                           
                        
                           Thonprobe Nr. 2.
                           Dieser Thon ist von weniger hell-gelblichgrauer Farbe. – Er erscheint in den
                              übrigen Eigenschaften dem Thone Nr. 1 sehr ähnlich; nur dürfte, er etwas mehr Sand
                              enthalten, wie sich beim Schneiden und durch stärkeres Knirschen beim Reiben in der
                              Achatschale zu erkennen gibt.
                           Der bestimmten gleichen Prüfungshitze ausgesetzt –
                              verhält er sich ganz in derselben Weise.
                           Vorher mit Salzsäure behandelt, zeigt er sich nicht günstiger.
                           In geringerer Hitze ist die Probe gleichfalls noch wenig anhaftend. Zeigt hier kein Reißen und Springen, und ist nur geschwunden von 100 auf circa 97,5.
                           Nr. 1 wie oben – ist außen glasirt, der Bruch ist glasig, doch stärker blasig
                              wie bei obigem Thon.
                           Nr. 2 und 4 sind noch sinterig-blasig.
                           Nr. 6 ist glasirt,
                           Nr. 8 völlig glasig, aber dicht.
                           Die Strengflüssigkeit ist somit = nahe 3 zu setzen.
                           Das Bindevermögen ist ein wenig geringer = 8.
                           Der letztgenannte Thon ist also im Ganzen genommen dem Thone Nr. 1 sehr
                                 ähnlich, doch ist er letzterem nachzusetzen,
                              namentlich in feuerfester Hinsicht. Er ist ein Geringes weniger strengflüssig und
                              weniger bindend. Er dürfte sandhaltiger seyn. Er brennt sich in geringerer Hitze
                              günstiger wie der Thon Nr. 1.
                           
                        
                           Nr. 3. Sand aus dem Flusse
                                 Raab.
                           Derselbe besteht aus einem Gemenge von Sand und Thon. Die Sandkörner sind von
                              verschiedener Größe, vom feinsten Korn (Staubsand) bis zur Größe von Pfefferkörnern
                              u. einzelnen noch größeren. – Er enthält deutliche Glimmerblättchen. –
                              Durch Salzsäure wird aus dem Sande merklich Eisen, aber
                              höchst wenig Kalk ausgezogen.
                           Gleichmäßig den Sand zerrieben und eine Durchschnittsprobe davon der bestimmten
                              Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt – sind die Körner fest verkittet unter
                              einander.
                           Vorher behandelt mit Salzsäure und geglüht – erscheint die Probe wenig
                              strengflüssiger.
                           Vorher den Sand geschlämmt und untersucht einestheils das Abgeschlämmte und
                              anderntheils den Schlämmrückstand, besteht ersteres vorherrschend aus Thon nebst
                              Staubsand und letzterer aus fast reinem, durchscheinenden Sand von vorwiegend
                              gröberem Korn. Durch Salzsäure wird daraus nur noch wenig
                                 Eisen und kein Kalk ausgezogen.
                           Proben von beiden der Prüfungshitze ausgesetzt – verhält sich der
                              abgeschlämmte Thon weniger strengflüssig wie der Thon 1 oder 2; dagegen zeigt sich
                              der gewaschene Sand merklich strengflüssig er als der
                              ungewaschene, welches Verhältniß noch deutlicher hervortritt beim Versetzen mit dem
                              Thon 1 oder 2.
                           Versetzt den rohen pulverisirten Sand mit obigem Thon Nr. 1 in den verschiedenen
                              Verhältnissen und Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt ist
                           Cylinderchen Nr. 1 aufgebläht blasig-sinterig.
                           Versetzt 1 Theil des Sandes so (unpulverisirt) mit dem Thon und ebenso geglüht
                              – ist er theilweise aufgebläht blasig-sinterig, theilweise finden sich
                              erhaltene quarzige Stellen.
                           Cylinderchen Nr. 2, 4 und 6 sind sinterig-blasig.
                           Der vorstehende rohe Sand steht somit chemisch reinem
                              Quarze beträchtlich nach. Er enthält merklich Eisen,
                              reichlich Staubsand, Thon und Glimmerblättchen beigemengt. Wird der Sand geschlämmt
                              oder gewaschen, so gewinnt er dadurch beträchtlich an
                                 Strengflüssigkeit.
                           
                        
                           
                           Zusammenfassung.
                           Der Thon von Schwarzenfeld gehört somit zu den entschieden
                                 strengflüssigen und vorzüglich bindenden.
                           Er ist jedoch nicht strengflüssig genug, um ihn mit entschiedenem Vortheil zu der
                              kostspieligeren Fabrication reiner Chamottesteine zu
                              verwenden; dagegen ist er zur Darstellung von kieselreichen feuerfesten Steinen besonders
                                 geeignet. Sein ausgezeichnetes Bindevermögen neben einem schon höheren Grad
                              von Strengflüssigkeit kommt ihm dabei sehr zu Statten und ist gerade durch reinen reichlichen Quarzzusatz dem schädlichen Einflusse
                              eines größeren Eisenoxydgehaltes am leichtesten entgegenzuwirken. Je reiner der
                              dabei benutzte Quarz, respective grobkörnige Sand, eine um so strengflüssigere Waare
                              ist zu erzielen, wie auch aus obigen Bestimmungen hervorgeht. Kommt dazu noch eine
                              Reinigung des Thones, der nicht wenig eisen- und
                                 sandhaltig ist, so ergeben sich außer den vorliegenden Verhältnissen zur
                              Darstellung der besten kieselreichen feuerfesten Waare
                              für eine rationelle Fabrication auch die Mittel und Wege allen höheren
                              pyrotechnischen Anforderungen zu genügen.
                           Durch Behandlung mit Salzsäure, wobei freilich das Eisen aber auch gleichzeitig
                              Thonerde mit ausgezogen wird, ist der Thon in feuerfester Hinsicht wenig zu
                              verbessern; dagegen mit mehr Erfolg durch Schlämmen. Eine Verminderung des
                              Eisengehaltes möchte auch durch Faulung oder längere Verwitterung zu bewerkstelligen
                              seyn.
                           Verglichen mit anderen, im Handel vorkommenden feuerfesten Thonen steht der rohe Schwarzenfelder Thon an Güte den besten belgischen
                              nach, nähert sich aber den in nächster Linie darunter stehenden feuerfesten
                              Thonen.
                           Ehrenbreitstein am Rhein, den 25. Februar 1865.