| Titel: | Ueber künstliche Darstellung der Benzoësäure; von Prof. Rud. Wagner. | 
| Autor: | Johannes Rudolph Wagner [GND] | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CXVIII., S. 456 | 
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                        CXVIII.
                        Ueber künstliche Darstellung der
                           Benzoësäure; von Prof. Rud. Wagner.
                        Wagner, über künstliche Darstellung der Benzoesäure.
                        
                     
                        
                           Die Benzoësäure wird seit einigen Jahren außer zur Herstellung von Tabaksaucen
                              und zur Befestigung gewisser Mordants in dem Zeugdruck in größerer Menge zur
                              Darstellung von Anilinblau und anderen Theerfarben benutzt.Auf die Anwendbarkeit der Benzoësäure (gleich dem Anilin eine
                                    Phenylverbindung) wurde zuerst von mir 1860 (mein Jahresbericht 1860 S. 484)
                                    aufmerksam gemacht. W. Sie hat mithin in industrieller Hinsicht eine gewisse Bedeutung erlangt, und
                              würde ohne Zweifel noch häufiger Anwendung finden, wenn sie billiger herzustellen
                              wäre als aus dem Benzoëharze oder aus der Hippursäure, obgleich aus letzterer
                              in Wöhrd bei Nürnberg größere Quantitäten sehr rein und zu verhältnißmäßig niedrigem
                              Preise (7 fl. das Zollpfund) dargestellt werden. Es ist daher von Interesse, daß
                              seit Kurzem in der Fabrik von Laurent und Casthelaz in Paris Benzoësäure künstlich, und zwar
                              aus Naphtalin, dargestellt wird. Das angewendete Verfahren ist folgendes: Nach einer
                              neuen Methode, nach welcher beträchtlich an Salpetersäure gespart wird, führt man
                              das Naphtalin in Phtalsäure über. Letztere wird in Gestalt von neutralem phtalsaurem
                              Kalk mit einem Aequivalent Kalkhydrat gemengt und das Gemenge bei Abschluß der Luft
                              einige Stunden einer Temperatur von 330 bis 350° C. ausgesetzt, wobei der
                              phtalsäure Kalk in Benzoësäure übergeht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 175, S. 455
                              
                           Aus dem benzoësauren Kalk wird dann mittelst Salzsäure die Benzoësäure
                              ausgeschieden. Das neue Verfahren der Benzoësäure-Darstellung rührt von Gebr. Depoully her, obgleich Andeutungen der Möglichkeit der
                              Ueberführung der Phtalsäure in Benzoësäure schon vor zehn Jahren von Gerhardt und neuerdings von Berthelot
                              Berthelot sagt in seiner trefflichen, auch für
                                    den technischen Chemiker beachtenswerthen Chimie organique fondée sur la
                                          synthèse, Tome I p. 348
                                    bei Gelegenheit der Spaltung der Phtalsäure in Benzol und Kohlensäure:
                                    „Sollte es gelingen, diese Zersetzung halben Weges
                                       aufzuhalten, so würde man wahrscheinlich Benzoësäure
                                       erhalten.“
                                     gegeben wurden.