| Titel: | Die Zugutebringung der Behandlungsabfälle bei der Aufbereitung des Torftheeres auf Paraffin und Leuchtöle; von Dr. J. J. Breitenlohner, Chemiker der erzherzoglichen Torfproductenfabrik zu Chlumetz in Böhmen. | 
| Autor: | J. J. Breitenlohner | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CXX., S. 459 | 
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                        CXX.
                        Die Zugutebringung der Behandlungsabfälle bei der
                           Aufbereitung des Torftheeres auf Paraffin und Leuchtöle; von Dr. J. J. Breitenlohner, Chemiker der erzherzoglichen
                           Torfproductenfabrik zu Chlumetz in Böhmen.Wir verweisen auf die zwei vorhergehenden Abhandlungen des Verfassers
                                 „über Aufbereitung des Torftheeres“ im polytechn.
                                 Journal Bd. CLXVII S. 378 und Bd. CLXXI S. 59. A. d. Red.
                           
                        Ueber Zugutebringung der Abfälle bei der Aufbereitung des
                           Torftheeres auf Paraffin etc.
                        
                     
                        
                           Die überschwänglichen Vortheile, welche dem Unternehmen, den Torf auf Kohle, Paraffin
                              und Leuchtöle auszubeuten, seinerzeit verheißen wurden, haben sich am wenigsten in
                              den so lohnend vorgespiegelten Erträgen verwirklicht. Viele Fabriken, welche
                              daraufhin gegründet. wurden, scheiterten schon nach Kurzem an der Schwierigkeit der
                              Ausführung. Bald fehlte es an der Menge und Güte des Rohmaterials und des Theeres,
                              bald war es die Kohle, welche nicht zur erwarteten Verwerthung gebracht werden
                              konnte. Die Vorrichtung des Torfes ist mit verhältnismäßig zu großen Auslagen
                              verbunden, und das Theerausbringen viel zu gering, als daß man, wie bei guten
                              Braunkohlen, auf die Kohksrückstände verzichten könnte. Die Kohlenrente muß hierbei
                              den Ausschlag geben. So geschieht es denn nicht selten, daß auf Kosten des Theeres
                              eine möglichst große Production von Kohle angestrebt wird, was dann um so
                              nachtheiliger für den erstere ausfallen muß, wenn sowohl die Construction der
                              Verkohlungsöfen als die Leitung des Verkohlungsprocesses ohnehin in der Erreichung
                              des Hauptzweckes präponderiren.
                           Schwer wurde schon hin und wieder die so wenig beherzigte Lehre gebüßt, daß weniger
                              die Aufbereitung als die Erzeugung des Theeres die wichtigste und schwierigste
                              Operation der ganzen Industrie ausmacht. Liegt das Gesammte in einer Hand vereinigt,
                              so kommt man mit den Bemängelungen von Seite der Kohleconsumenten namentlich dort,
                              wo dieses Surrogat der Holzkohle nicht entschiedene Vortheile bietet, an kein Ende;
                              ist hingegen die Fabrik Käuferin des Theeres, dann hat die chemische Technik schwere
                              Noth, die zur Darstellung daraus beabsichtigten Producte von dem Uebermaaß der
                              Verunreinigungen zu befreien. Derivate und Stellvertreter der normalen Bestandtheile
                              des Theeres, entstanden durch Zersetzung anläßlich hoher Temperatur, stark gekohlte
                              Oele, empyreumatische
                              Körper und gasige Verbindungen, welche die Reinigungsprocesse hartnäckig überdauern,
                              sind die unausbleibliche Folge einer einseitigen Verschwelung. Gegenwärtig
                              entspringt daraus eine Lebensfrage für die Fabrication von Paraffin und Leuchtölen
                              aus Torf., nachdem durch eine rasch hervorgerufene und sich tagtäglich mehrende
                              Concurrenz vornämlich der Naphta vorgenannte Producte thatsächlich um die Hälfte
                              ihres früheren Werthes gewichen sind, eine Erscheinung, welche in Hinblick auf die
                              Kürze des Zeitraums ohne allen Vergleich in den productiven Kreisen dasteht, durch
                              die ungeahnte Verallgemeinerung der Consumtion gleichwohl aufgeklärt ist. Angesichts
                              dieser Verhältnisse ist somit die sorgfältigste Ausnützung des zu verarbeitenden
                              Rohstoffes nach allen Seiten und Richtungen und eine wie immer geartete, lohnende
                              Rückgewinnung der angewandten Hülfsstoffe die Hauptbedingung der Prosperität dieser
                              Industrie.
                           Es kann nicht meine Absicht seyn, auch die Nutzbarmachung der Abgänge bei der
                              Verkohlung des Torfes zu besprechen. Was insbesondere die Theerwässer anbelangt, so
                              war die Entfernung der Torfwerke voneinander und ihre Abseitigkeit von der Fabrik
                              ein allzu schwer zu besiegendes Hinderniß, als daß sie in die Productionssphäre
                              hätten aufgenommen werden können. Diese Abhandlung soll sich daher auf jene
                              Nebennutzungen beschränken, welche sich bei der Aufbereitung des Theers auf Paraffin
                              und Leuchtöle ermöglichen lassen. Sie betreffen die Abfälle
                                 bei der Behandlung der Theerfractionen mit Schwefelsäure und
                                 Natronlauge.
                           Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht dieser Behandlungsresultate im Mittel einer
                              Betriebscampagne.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 175, S. 461
                              Behandlungsstoffe;
                                 Behandlungsweise; Reine Abfälle in Procenten:; Schwefelsäure; Lauge; im Ganzen;
                                 Anmerkung; Theerfractionen; Theeröle; Die Theeröle gelangten zur Destillation
                                 auf Leuchtöle; Paraffinmasse; Die Paraffinmasse wurde destillirt;
                                 Paraffinmassefractionen; Paraffinmasseöle; Wurden auf Leuchtöle aufbereitet;
                                 Abgepreßte Paraffinöle; Geglühte Oele; Theeröle; Paraffinmasseöle; Abgepreßte
                                 Paraffinöle; Die Theeröle wurden, wenn sie zur Glühung kamen, früher mit 5 Proc.
                                 Säure u. 5 Proc. Lauge behandelt; die beiden letzteren wurden ohne weiters
                                 geglüht.
                              
                           
                           Die Bedeutung dieser Verluste wird anderen Theeren gegenüber um so größer, wenn man
                              erwägt, daß manche Oelpartien, nachdem sie bereits zweimal in Angriff genommen
                              waren, schließlich noch eine Nachhülfe mit Säure oder Lauge erheischen. Die
                              Verunreinigungen stehen namentlich bei den Theerölen so hoch, daß sich ihre
                              Aufbereitung nur dann lohnt, wenn man zur ersten Reinigung die noch verwendbaren
                              Abfälle von den Nachbehandlungen verwendet.
                           Durch die Behandlung der Theerfractionen mit Säure und Lauge werden die basischen und
                              säureartigen Bestandtheile derselben abgeführt. Man hat sonach in dem Abfall durch
                              Lauge Rosolsäure, Brunolsäure, Kreosot mit Phenylsäure und Cresylalkohol, und
                              vorwiegend Pyrosäuren; in jenem durch Säure die Glieder der Cespitinreihe, die Basen
                              der Pyrrholgruppe, Brandharze, durch die Behandlung entstandene
                              Substitutionsproducte und Derivate der Kreosotöle, mit Kreosot gepaarte
                              Schwefelsäure; in beiden noch verschiedene andere empyreumatische Körper,
                              mitgerissenes Oel und Paraffin. Das Kreosot findet sich vermöge seiner amphoteren
                              Natur in beiden Abfällen. Der größte Abgang erfolgt stets durch das zuerst
                              angewandte Reinigungsmaterial, mag es nun Schwefelsäure oder Aetzlauge seyn.
                              Theeröle, welche vorerst mit Schwefelsäure behandelt werden, enthalten in diesem
                              Abfall bedeutende Mengen Kreosot und mitgerissenes Oel, welche den Angriff der
                              Säuren abschwächen. Ungleich energischer ist ihre Einwirkung, wenn die Oele
                              zuvörderst mit Lauge gemischt werden; dabei entstehen, wenn man die Säure in
                              Ueberschuß zugibt, reichlich geschwefelte Kohlenwasserstoffe und andere
                              Sulfoverbindungen, welche großentheils in den Abfall übergehen.
                           Bei dem Zugutebringen der Abfälle können zwei Wege eingeschlagen werden, welche auf
                              die Gewinnung von Kreosotölen und Asphalt in beiden Fällen abzielen, jedoch
                              hinsichtlich des Rückerhalts der Reinigungsmaterialien entweder die Erzeugung von
                              Glaubersalz oder von Eisenvitriol und Soda verfolgen.
                           
                        
                           Verfahren zur Rückgewinnung der
                                 Reinigungsmaterialien als Glaubersalz.
                           Die Säureabfälle werden in einem starken Wannenbottich mit der dreifachen Menge
                              heißem Wasser tüchtig durchgerührt, bis die vollkommene Abscheidung der wässerigen
                              Theile erfolgt ist. Die Anwendung heißen Wassers ist um so gebotener, als der Abfall
                              von den Theerölen nicht selten außerordentlich zähflüssig ist und jener von der
                              Paraffinmasse zu festen Klumpen erstarrt. Nach einiger Ruhe wird das rothbraune
                              Wasser, welches den größten Theil der Cespitin- und Pyrrholbasen enthält, abgezogen und der
                              Rückstand gut ausgewaschen, wobei er, weil specifisch schwerer als Wasser, zu Boden
                              sinkt. Die weitere Aussüßung und der Abzug der Waschwässer wird dann vermittelst der
                              in verschiedenen Höhen des Bottichs angebrachten Zapfen bewerkstelligt. Bei dieser
                              Operation scheidet sich stets eine gewisse Menge Oel und Paraffin aus, welche
                              sorgfältig abgehoben und der nächsten Theerdestillation einverleibt wird.
                           Gleichzeitig werden auch die Laugenabfälle mit heißem Wasser gut durchgemischt, um
                              hauptsächlich die festen Klumpen von der Paraffinmasse zu verflüssigen. Ist das
                              geschehen, dann wird unter fleißigem Aufrühren das saure Wasser, sowie man es
                              abzieht, portionenweise hineingegeben, bis die Neutralisation eingetreten ist. Der
                              Arbeiter trifft diesen Punkt empirisch. Kreosotlauge löst sich in Wasser unter
                              Ausscheidung von Oeltröpfchen, welche zu Klümpchen vereinigt an die Oberfläche
                              treiben, zu einer mißfarbigen, schmutzig trüben Flüssigkeit auf. Sobald eine nur
                              geringe Uebersättigung mit Säure, welche absichtlich gemacht wird, hergestellt ist,
                              klärt sich die Glaubersalzlauge, soweit es nach dem Proceß und den Materialien
                              möglich ist, zu einer lichten Flüssigkeit. Man läßt nun einige Zeit absetzen, damit
                              sich der Hahnzulauf nicht mit Krystallen versetzt, und gibt die Salzlauge in die
                              Vorrathsbottiche, in welchen bereits ein Antheil herauskrystallisirt. Die
                              Mutterlauge wird sodann in die Abrauchpfanne übertragen und darin der Säureüberschuß
                              mit Kalkhydrat neutralisirt. Während der Abdampfung verflüchtigt sich unter
                              Ausscheidung theeriger Substanzen ein Theil der Cespitinbasen, welche sich durch
                              einen höchst eigenthümlichen, an frisches Opium erinnernden, gerade nicht
                              widerwärtigen Geruch auszeichnen. Die eingeengte Salzlauge läßt man kurze Zeit
                              absetzen, um den Bodensatz und die Theersubstanz wegzuschaffen, und fördert sie dann
                              in die Krystallisirbottiche. Das Salz ist nach der bei der Behandlung angewendeten
                              Sorgfalt mehr oder weniger gelblich und bedarf zum Gebrauche für Glasfabriken keines
                              weiteren Umkrystallisirens, da es ohnedem vor der Mengung des Glassatzes calcinirt
                              werden muß.
                           Die Kreosotmasse wird nur einmal mit warmem Wasser nachgewaschen und der Ruhe
                              überlassen. Sie gelangt nun, sowie die Pechmasse von dem Säureabfall, zur
                              Destillation. Dazu dient eine gußeiserne Blase, deren Boden auf einer flachen,
                              gußeisernen Schale im Sande ruht, so daß nur die um den Kessel herumgeführten
                              Feuergase die Wände desselben direct berühren. Die Kühlung erfolgt durch eine
                              kupferne Schlange, an deren gekrümmtem Ausflußende ein aufsteigendes Rohr die Gase
                              abführt.
                           
                        
                           
                           Destillationsresultate der Laugenabfälle
                                 aus Theerölen.
                           
                              
                                 
                                 Die Theeröle vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Laugenabfälle
                                 –
                                 0,970
                                 –
                                 0,986
                                 
                              
                                 Wasser bis 190° C.
                                   3,2
                                 –
                                   3,5
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 190° C.
                                   3,7
                                 0,848
                                   4,2
                                 0,857
                                 
                              
                                 Fraction bis 260° C.
                                 75,8
                                 0,967
                                 76,3
                                 0,983
                                 
                              
                                 Rückstand, halbflüssig
                                 12,6
                                 1,008
                                 10,7
                                 1,044
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   4,7
                                 –
                                   5,3
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 82,7
                                 
                                 84,0
                                 
                                 
                              
                           Die Laugenabfälle, sowie die daraus erhaltenen Fractionen und Rückstände besitzen
                              durchaus eine größere Dichte, wenn die Theeröle vorerst mit Lauge behandelt werden.
                              Die Lauge sowohl, als die Säure nehmen, sobald sie zuerst angewandt werden,
                              qualitativ und quantitativ die gröbsten Verunreinigungen weg.
                           Die Destillation der Laugenabfälle muß anfänglich sehr sorgfältig und behutsam
                              geleitet werden. Die Kreosotöle können über 10 Procent Wasser verschlucken und
                              halten es hartnäckig zurück. Beim Anfeuern der Blase erfolgt durch die Entwickelung
                              und theilweise Zersetzung der Wasserdämpfe ein starkes Poltern, Stoßen und Aufwallen
                              der Masse, weßhalb die Destillation sehr unregelmäßig und langwierig vor sich geht.
                              Die Wasserdämpfe beladen sich dabei mit Oelantheilen, welche sonst erst bei höherer
                              Temperatur flüchtig würden. Das erste Destillat ist daher dunkelgefärbt und
                              specifisch schwerer, als es der Siedepunkt gestattet. Bei 190° C. wird auch
                              ein Theil des chemisch gebundenen Wassers frei. Dieses gibt sich durch Schäumen und
                              Neigung zum Uebersteigen kund, was durch das Sandbad möglichst verhütet wird. Bei
                              200° C. beginnt das Oel regelmäßig zu destilliren. Es besitzt eine braunrothe
                              Farbe, dunkelt aber alsbald in Schwarzbraun nach. Von 260° C. an ist die.
                              Destillation träge, die Gasentwickelung vermehrter. Das Destillat ist dickflüssig
                              und dunkel gefärbt.
                           
                        
                           
                           Destillationsresultate der Laugenabfälle
                                 aus Paraffinmasse.
                           
                              
                                 
                                 Die Paraffinmasse vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Laugenabfälle
                                 –
                                 1,005
                                 –
                                 1,011
                                 
                              
                                 Wasser bis 190° C.
                                   6,1
                                 –
                                   6,8
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 190° C.
                                 16,3
                                 0,936
                                 18,1
                                 0,950
                                 
                              
                                 Fraction bis 260° C.
                                 48,3
                                 0,986
                                 36,4
                                 0,993
                                 
                              
                                 Rückstand, consistent
                                 24,5
                                 1,115
                                 35,2
                                 1,118
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   4,8
                                 –
                                   3,5
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 70,7
                                 
                                 61,3
                                 
                                 
                              
                           Die Destillation geht außerordentlich langwierig vor sich. Sie ist um so
                              verlangsamter, je mehr Wasser beim Auswaschen der Masse zurückblieb. Die Neigung zum
                              Uebersteigen ist sehr bedeutend. Der großen Zeitversäumniß, welche durch das äußerst
                              vorsichtige Heizen erwächst, kann jedoch abgeholfen werden, wenn man diese Abfälle
                              mit jenen der Theeröle zusammendestillirt. Die Oelantheile bis 190° C. sind
                              bei den Abfällen, wenn die Paraffinmasse vorerst mit Lauge behandelt wird, schön
                              violett und werden darüber hinaus dunkelpurpurroth: eine Erscheinung, welche bei der
                              anderen Partie sich kaum bemerkbar macht. Das erste Reinigungsmaterial nimmt dann,
                              wie bereits schon erwähnt, die Hauptsumme der Verunreinigungen und darunter selbst
                              solche Körper hinweg, welche in nur geringer oder gar keiner Affinität zu ihm
                              stehen. Die Qualitätsverschiedenheit des Abfalls, je nachdem zuerst Lauge oder Säure
                              angewendet wird, tritt bei der Paraffinmasse besonders grell hervor.
                           Die Destillate sind bei 190° C. bereits dicklich und werden immer
                              consistenter. Die Fractionen über 200° C. erstarren schon zu einer
                              Krystallmasse und enthalten reichlich Paraffin.
                           Die entsäuerten Abfälle von der Behandlung der Theerfractionen mit Schwefelsäure
                              wurden anfänglich in einem offenen Kessel zur Asphaltconsistenz eingedickt. Dabei
                              ist ungemein viel Vorsicht erforderlich, da wegen des Entweichens des eingeschlossenen Wassers und der
                              Verdampfung der Oelantheile selbst bei dem kleinsten Feuer ein Ueberlaufen kaum zu
                              verhüten ist. Die Verflüchtigung von Schwefelverbindungen und die schließlich
                              abgehenden, brenzlichen Zersetzungsproducte machen den Aufenthalt beim Kessel selbst
                              im Freien unmöglich und erfüllen die Nachbarschaft mit höchst widerwärtigen und
                              erstickenden Dämpfen, welche jedem Gegenstande hartnäckig anhaften. Das Schwarzpech
                              ist auch wegen seiner leichten Oxydation in Berührung mit dem atmosphärischen
                              Sauerstoff und der ohne Druck bewerkstelligten Verkochung von geringerer Qualität
                              als das in geschlossenen Räumen vorbereitete. Diese Mißlichkeiten und der Umstand,
                              daß hierbei fast die Hälfte nicht werthloser Producte in die Luft entweicht,
                              bestimmten die Destillation dieser Abfälle. Man fügt der Masse etwas Kalkhydrat
                              hinzu, um sowohl die Säurereste zu neutralisiren, als auch die Sulfoverbindungen
                              möglichst zu fixiren. Der üble Geruch des Pechs wird dadurch wesentlich
                              verbessert.
                           
                        
                           Destillationsresultate der Säureabfälle
                                 aus Theerölen.
                           
                              
                                 
                                 Die Theeröle vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Säureabfälle
                                 –
                                 1,086
                                 –
                                 1,102
                                 
                              
                                 Wasser bis 150° C.
                                   8,3
                                 –
                                   8,6
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 150° C.
                                   4,5
                                 0,921
                                   6,5
                                 0,954
                                 
                              
                                 Fraction bis 225° C.
                                 28,3
                                 1,034
                                 18,8
                                 1,041
                                 
                              
                                 Rückstand, fast consistent
                                 54,3
                                 1,105
                                 59,8
                                 1,117
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   4,6
                                 –
                                   6,3
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 41,1
                                 
                                 33,9
                                 
                                 
                              
                           Die Destillation dieser Abfälle ist sehr behutsam einzuleiten. Zwischen 110°
                              und 150° C. erscheint das übergehende Wasser milchig getrübt.
                              Schwefelwasserstoff und schweflige Säure treten auf. Das Wasser färbt sich nach
                              längerem Stehen blau bis grün, und Schwefel scheidet sich als pulverige graue Masse
                              und in gelben, nadelförmigen Krystallen aus. Diese Erscheinung ist in viel
                              geringerem Grade bei jenen Abfällen zu beobachten, wenn die Säure zuerst angewendet wird. Die
                              Temperatur steigt sehr langsam bis 225° C. Die Destillate besitzen eine
                              dunkelbraune Farbe, einen eigenthümlich aromatischen Geruch und dickliche
                              Consistenz. Schüttelt man sie mit Lauge, so scheidet sich ein Oel aus, welches nach
                              den Cespitinbasen riecht.
                           
                        
                           Destillationsresultate der Säureabfälle
                                 aus Paraffinmasse.
                           
                              
                                 
                                 Die Paraffinmasse vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Säureabfälle
                                 –
                                 1,125
                                 –
                                 1,099
                                 
                              
                                 Wasser bis 150° C.
                                 13,3
                                 –
                                 13,1
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 150° C.
                                   4,2
                                 0,932
                                   5,3
                                 0,946
                                 
                              
                                 Fraction bis 180° C.
                                 17,4
                                 1,017
                                 26,1
                                 0,968
                                 
                              
                                 Rückstand, spröde
                                 57,5
                                 1,131
                                 48,2
                                 1,126
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   7,6
                                 –
                                   7,3
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                   34,9
                                 
                                   44,5
                                 
                                 
                              
                           Die Destillation dieser Abfälle ist ebenfalls sehr schwierig. Auch treten dabei
                              äußerst widerwärtige Gase auf, welche nach schwefliger Säure und brenzlichen
                              Producten riechen. Das Wasser ist nur schwach milchig getrübt. Bis 150° C.
                              sind die Oele bereits dicklich. Von da an geht ein gelbbrauner, paraffinreicher
                              Körper über, welcher schon im Kühlrohr erstarrt und klumpenweise abläuft. Bei
                              180° C. wird das Destillat dünnflüssig und specifisch leichter, und besteht
                              aus übelriechenden Gasen von der beginnenden trockenen Destillation des Rückstandes.
                              Es sind nur 30 Procent, beziehungsweise 40 Procent abzuziehen, da sonst der
                              Rückstand zu spröde ausfallen würde. Man arbeitet kürzer und sicherer, wenn man die
                              Säureabfälle der Theeröle und Paraffinmasse zusammen destillirt.
                           Sämmtliche Rückstände von der Destillation der Abfälle werden mit etwas Kalk in einem
                              Kessel zusammengeschmolzen und versotten. Die Mischung im Verhältniß der
                              Destillationsergebnisse ist nothwendig, um die abweichenden Eigenschaften der einzelnen Rückstände
                              auszugleichen, namentlich die Magerkeit, Kürze, Sprödigkeit und Brüchigkeit jener
                              aus den Laugenabfällen aufzubessern. Ist der Asphalt zur nöthigen Consistenz, welche
                              durch zeitweilige Proben ermittelt wird, gebracht, so zieht man das Feuer weg und
                              läßt, ehe man ihn in die Kübel vergießt, gehörig auskühlen. Abgesehen von dem
                              brenzlichen Geruche, wodurch er sich von   zu seinen Ungunsten
                              unterscheidet, besitzt er schon vermöge seines großen Paraffingehaltes ganz
                              vorzügliche Eigenschaften. Bei gewöhnlicher Temperatur ist er hart und spröde,
                              erweicht jedoch in der Handwärme, läßt sich dann kneten und im zähflüssigen Zustande
                              in klafterlange Fäden ausziehen, welche weder zerreißen noch abbrechen. Durch seinen
                              Glanz ist er als Eisenlack und Schmiedepech, durch seine Geschmeidigkeit zum
                              Kalfatern der Schiffe und als Holzüberzug je nach der Consistenz gut zu
                              verwenden.
                           Die Retorten für die Theerdestillation waren ursprünglich derart eingerichtet, daß
                              durch ein seitlich am Boden angebrachtes Rohr der Rückstand im flüssigen Zustande
                              abgezogen werden konnte. Dieser Vorgang ist aber mit vielen Uebelständen verknüpft.
                              Das Rohr verstopft sich, und man trifft selten den richtigen Moment, die
                              Destillation abzubrechen; im günstigsten Falle ist jedoch immer der Verlust an
                              Paraffin größer, als der Werth des gewonnenen Asphalts beträgt. Zudem sind die
                              Retorten äußerst schwer zu reinigen, während gut abgetriebene Theerkohks sich ohne
                              viel Beschwerde herausnehmen lassen und ein hochwerthiges Heizmaterial liefern.
                           Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht der Dichten und Schmelzpunkte der einzelnen
                              Asphaltarten. Die correspondirenden Rückstände wurden zusammengeschmolzen. So
                              enthält der Asphalt von den Laugenabfällen der Theeröle beide Rückstände von der
                              Destillation der Kreosotmasse, wenn die Theeröle vorerst sowohl mit Säure als mit
                              Lauge behandelt werden. Flüssig ist die Masse, sobald die Tropfen von dem
                              eingetauchten Thermometerstabe noch rasch und sphäroidisch abfallen; sie werden dann
                              birnförmig und ziehen sich in Fäden aus. Es tritt nun ein Moment ein, wo diese Fäden
                              schon träge sich ausdehnen und auf der Oberfläche der Masse bleibend aufrollen.
                              Dieser Zustand heißt weich. Zähe wird die Masse, wenn der Widerstand, welchen sie
                              der drehenden Bewegung des Thermometers entgegensetzt, schon schwierig zu bewältigen
                              ist.
                           
                        
                           
                           Tabelle zur Charakteristik des
                                 Asphalts.
                           
                              
                                 Bezeichnung
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Flüssig
                                 Weich
                                 Zähe
                                 Anmerkung
                                 
                              
                                 
                                 
                                 bei Graden Celsius
                                 
                                 
                              
                                 Theeröle.
                                 
                                 
                              
                                 Laugenabfälle
                                 1,102
                                 130
                                 70
                                 45
                                 Mattbrüchig, mager, kurz, spröde.
                                 
                              
                                 Säureabfälle
                                 1,128
                                 135
                                 75
                                 50
                                 Glanzbrüchig, fett, lange, dehnbar.
                                 
                              
                                 Gemisch
                                 1,153
                                 140
                                 80
                                 55
                                 Durch die Laugenabfälle merklich modificirt.
                                 
                              
                                 Paraffinmasse.
                                 
                                 
                              
                                 Laugenabfälle
                                 1,122
                                 135
                                 75
                                 30
                                 Aehnlich den Laugenabf. der Theeröle,
                                    nur    glänzender, fetter u. länger.
                                 
                              
                                 Säureabfälle
                                 1,135
                                 140
                                 80
                                 55
                                 Nähert sich hinsichtl. der Eigenschaften
                                    den    Säureabfällen der Theeröle.
                                 
                              
                                 Gemisch
                                 1,139
                                 145
                                 85
                                 60
                                 Die Qualität etwas geringer als die von
                                    dem    correspondirend. Abfallen der
                                    Theeröle.
                                 
                              
                                 Gesammtabfälle.
                                 1,146
                                 150
                                 90
                                 65
                                 Bereits erwähnte, allgemeine Eigenschaften.
                                 
                              
                           Die Gemische und Gesammtabfälle wurden in dem Verhältniß der Destillationsergebnisse
                              und des Abganges bei der Behandlung der Theerfractionen gemengt. Bei dem
                              Zusammenschmelzen der Abfälle von den Theerölen findet eine bedeutende Verdichtung
                              statt, wornach die Brandsäuren mit den Brandharzen gleichsam eine chemische
                              Verbindung einzugehen scheinen. Diese Verdichtung ist ungleich geringer bei den
                              Abfällen von der Paraffinmasse. Die Schmelztemperaturen steigen progressiv und
                              stehen mit der Dichte im geraden Verhältniß. Bei der Schwierigkeit, den absoluten
                              Schmelzpunkt solcher Körper zu bestimmen, sind die Werthe nur annähernd und durch
                              vielfache Vergleiche miteinander festgestellt. Der beste Asphalt resultirt von den
                              Theerölen. Der Geruch ist bei den Laugenabfällen entschieden schwächer, als bei
                              denen durch Säure.
                           
                        
                           Verfahren zur Rückgewinnung der
                                 Reinigungsmaterialien als Eisenvitriol und Soda.
                           Die sauren Wässer werden in Wannenbottiche geschüttet, worin sich Eisenabfälle
                              befinden. Man läßt die Masse längere Zeit stehen und rührt sie öfter durcheinander.
                              Die körnige Salzmasse wird sodann in die Abrauchpfanne geworfen und mit der nöthigen
                              Wassermenge gargekocht. Da die Salzlauge noch freie Schwefelsäure enthält und
                              während des Kochens Eisenoxyd herausfällt, so wird unter stetem Umrühren Eisen
                              zugesetzt, wenn man nicht Körbe mit groben Eisenabfällen hineinhängen kann. Die
                              Lauge trübt sich von den sich ausscheidenden Verunreinigungen. Hauptsächlich sind es
                              die Cespitinbasen, welche sich als zähe, theerige Masse an der Oberfläche ansammeln
                              und mit ihrem stechenden Geruch den Arbeitsraum erfüllen. Ist die Hellung der Lauge
                              eingetreten, so wird sie in die Abklärbottiche und von da in die Krystallisirgefäße
                              abgelassen, in welche man zur Beförderung des Wachsens rechenartige Hölzer einlegen
                              kann. Die Mutterlauge kommt zum nächsten Gutsud.
                           Die Laugenabfälle werden sammt und sonders in die Retorte geworfen. Die Feuerung ist
                              mit größter Vorsicht zu leiten. Insbesondere der Abfall von der Paraffinmasse ist so
                              schwierig zu destilliren, daß kein anderer Ausweg bleibt, als ihn mit dem Abfall der
                              Theeröle zusammenzugeben. Die Destillation ist schon wegen der Wasserhältigkeit des
                              Materiales sehr langwierig. Nachdem das Wasser abgezogen, wird stärker nachgefeuert,
                              und die Hitze allmählich bis zur Trockene des Retorteninhaltes gesteigert.
                           
                        
                           Destillationsresultate der Laugenmasse
                                 von den Theerölen.
                           
                              
                                 
                                 Die Theeröle vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Wasser bis 190° C.
                                 16,6
                                 –
                                 14,8
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 190° C.
                                   7,5
                                 0,875
                                   8,7
                                 0,882
                                 
                              
                                 Fraction bis 300° C.
                                 45,9
                                 0,970
                                 48,3
                                 0,988
                                 
                              
                                 Rückstand
                                 23,8
                                 –
                                 21,6
                                 –
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   6,2
                                 –
                                   6,6
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                   100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 70,0
                                 
                                 71,8
                                 
                                 
                              
                           Die Dichten der ersten Antheile sind zufolge des mechanischen Transportes durch die
                              Wasserdämpfe größer als jene der correspondirenden reinen Abfälle. Ueber
                              260° C. nimmt die Dichte der Oele alsbald ab; sie werden flüssiger und
                              brenzlicher, und sind schließlich Producte der Destillation zur Trockene.
                           
                        
                           Destillationsresultate der Laugenmasse
                                 aus Paraffinmasse.
                           
                              
                                 
                                 Die Paraffinmasse vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Wasser bis 190° C.
                                 27,7
                                 –
                                 22,9
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 190° C.
                                   3,6
                                 0,923
                                   2,8
                                 0,933
                                 
                              
                                 Fraction bis 360° C.
                                 27,9
                                 0,958
                                 36,7
                                 0,964
                                 
                              
                                 Rückstand
                                 36,3
                                 –
                                 32,7
                                 –
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   4,5
                                 –
                                   4,9
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 59,2
                                 
                                 62,4
                                 
                                 
                              
                           Zwischen diesen Fractionen und den correspondirenden der reinen Abfälle obwalten
                              wesentliche Unterschiede. Das Natron hält mit ungemeiner Strenge jene Körper fest,
                              welche für die Dichte maaßgebend sind. Auffallend gering ist auch die Oelfraction
                              bis 190° C. Am schwierigsten wird die Operation, sobald das Wasser
                              abdestillirt ist; wenn nur ein wenig zu stark gefeuert wird, kann der ganze Inhalt
                              der Retorte in die Vorlage übergehen. Die Destillate sind gelbbraun und dicklich von
                              Paraffin. Das bei 300° C. übergehende Oel ist leicht und flüssig, der letzte
                              Antheil zähe und übelriechend. Das Ende der Destillation zeigt sich durch das
                              Auftreten unverdichtbarer, grauer Dämpfe an.
                           Ein Uebelstand bei der Procedur, die Laugenmassen zu destilliren, besteht darin, daß
                              die Retorten sehr schwierig zu reinigen sind, da sich die Wandungen des Kessels
                              zufolge des schließlichen Aufblähens des Rückstandes beim Beginne der Verkohlung
                              stark verkrusten, und der Arbeiter durch das caustische Alkali ungemein belästigt
                              wird.
                           Die Schlacke ist sehr hygroskopisch und zerfällt nach längerem Liegen an der Luft zu
                              feuchtem Pulver. Sie wird, sobald sich eine größere Partie angesammelt hat,
                              calcinirt. Dieses kann in Schachtöfen geschehen, welche wechselweise mit Spaltholz
                              beschickt werden. Vortheilhafter dagegen ist die Calcination in Flammöfen, wobei ein
                              vollkommenes Durchbrennen der Schlacke erzielt wird. Die Salzmasse wird sodann wie
                              in Potaschesiedereien ausgelaugt. Man kann sich die Lauge so vorbereiten, daß sie
                              unmittelbar zur Fabrication von Aetznatron dient.
                           Diese Rückgewinnung des Natrons ist offenbar lohnender, als jene durch Erzeugung von
                              Glaubersalz, selbst dann, wenn man in naheliegenden Glasfabriken willige Abnehmer
                              findet. Einigermaßen wäre es befriedigender, wenn man zur Abscheidung der Kreosotöle
                              eine billige Kohlensäurequelle zu Gebote hätte, da es auf die Reinheit der
                              darzustellenden Aetzlauge eben nicht ankommt, die Destillation des Kreosots dabei
                              erleichtert würde und im Rest ein gewisser Antheil auf Asphalt verbliebe.
                           Beim Zugutebringen der Abfälle sind vornämlich die Oele, welche bei der Behandlung
                              der Theeröle mechanisch mitgerissen und durch die fractionirte Destillation wieder
                              erhalten werden, nicht außer Acht zu lassen. Man bringt sie zur Verwerthung, indem
                              man sie fractionenweise destillirt, wodurch man sie von dem größten Theil der
                              Verunreigungen befreit. Den ersten Antheil behandelt man mit Lauge und unterwirft
                              ihn der Destillation. Die Oele der Abfälle von der Paraffinmasse werden ebenso
                              bebrochen destillirt, und die ersten Antheile gleich den Paraffinölen aufbereitet.
                              Der Rest von beiden Partien wird zu Kreosot oder Pechöl genommen. Manipulirt man mit
                              gleichartigen Gesammtabfällen, so separirt man die bei der späteren Destillation
                              abgehenden Oele nach ihren Dichten und nimmt sie für sich in weiteren Angriff.
                           
                        
                           Aufbereitungsresultate der ersten
                                 Oelfractionen aus den Abfällen.
                           
                              
                                 Bezeichnung.
                                 Fractionsprocenteaus den Abfällenim
                                    Mittel.
                                 MittlereDichte.
                                 Dichte nach derDestillation
                                    undBehandlung.
                                 Ausbringung der destillirtenund
                                    behandelten Oele;berechnet
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 auf die Abfälle
                                 auf den Theer
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 in Procenten
                                 
                              
                                 Theeröle
                                   9,5
                                 0,880
                                 0,835
                                 4,3
                                 0,71
                                 
                              
                                 Paraffinmasse
                                 22,0
                                 0,945
                                 0,865
                                 5,2
                                 0,48
                                 
                              
                           Man kann somit noch einen, bei großer Production nicht zu verachtenden Antheil von
                              Photogen und Solaröl gewinnen. Sie sind als Lampenöle ohne Anstand verwendbar; namentlich zeichnen
                              sich jene von den Laugenabfällen der Theeröle durch Leichtigkeit und Geruchlosigkeit
                              aus.
                           Die letzten Fractionen der sauren Abfälle werden über Kalk rectificirt und als Zusatz
                              zu ordinären Wagenfetten verwendet, wozu sie sich auch durch ihre Consistenz und den
                              nicht unbedeutenden Paraffingehalt ganz gut eignen.
                           Die Kreosotöle sowohl von den Theerölen als der Paraffinmasse werden zusammen
                              rectificirt. In diesem raffinirten Zustande kommen sie in den Handel und werden
                              ausschließlich zur Conservirung verbraucht. Dieses Rohproduct ist zur
                              Reindarstellung von Kreosot nicht geeignet. Selbst die Kreosotöle aus den Theerölen,
                              welche zuerst mit Lauge behandelt wurden, sind durch bloße Rectification nicht von
                              den beigemengten störenden Körpern zu trennen, weil diese, wenn auch specifisch
                              leichter, mit dem Kreosot gleichlaufende Siedepunkte besitzen. Um sich das
                              Rohmaterial für reines Kreosot zu beschaffen, muß man bei der Theerdestillation,
                              nachdem bereits 25 Procent separirt sind, die nachfolgenden 10 bis 15 Procent
                              schwere Oele besonders auffangen und sie zuvörderst mit Lauge behandeln.
                           
                        
                           Rectificationsresultate der letzten
                                 Antheile der destillirten Laugenabfälle aus Theerölen.
                           
                              
                                 
                                 Theeröle vorerst behandelt
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 mit Säure.
                                 mit Lauge.
                                 
                              
                                 
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Kreosotöle
                                 –
                                 0,967
                                 –
                                 0,983
                                 
                              
                                 Wasser bis 190° C.
                                   1,2
                                 –
                                   1,6
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 190° C.
                                   5,1
                                 0,930
                                   6,2
                                 0,942
                                 
                              
                                 Fraction bis 260° C.
                                 83,9
                                 0,962
                                 84,5
                                 0,976
                                 
                              
                                 Rückstand
                                   7,8
                                 weich
                                   5,9
                                 weich
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   2,3
                                 –
                                   1,8
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 90,2
                                 
                                 92,3
                                 
                                 
                              
                           Diese Oele bestehen zum guten Theil aus kreosotartigen, brenzlichen Körpern, welche
                              in Bezug auf Siedepunkt und Reaction mit dem Kreosot nahezu übereinstimmen.
                           
                        
                           
                           Resultate der Destillation und
                                 Rectification der Laugenabfälle aus schweren Theerölen.
                           
                              
                                 Destillation.
                                 Rectification.
                                 
                              
                                 Bezeichnung.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 Bezeichnung.
                                 Procente.
                                 Dichtebei 14° R.
                                 
                              
                                 Laugenabfälle
                                 –
                                 1,031
                                 Kreosotöle
                                 –
                                 1,024
                                 
                              
                                 Wasser bis 190° C.
                                   4,2
                                 –
                                 Wasser bis 190° C.
                                   2,3
                                 –
                                 
                              
                                 Fraction bis 190° C.
                                   6,3
                                 0,987
                                 Fraction bis 190° C.
                                   4,5
                                 1,006
                                 
                              
                                 Fraction bis 260° C.
                                 68,2
                                 1,024
                                 Fraction bis 260° C.
                                 80,7
                                 1,017
                                 
                              
                                 Rückstand
                                 17,5
                                 consistent
                                 Rückstand
                                 10,2
                                 weich
                                 
                              
                                 Gase und Verlust
                                   3,8
                                 –
                                 Gase und Verlust
                                   2,3
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                                    100,0
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Abgezogen
                                 78,7
                                 
                                 Abgezogen
                                 87,5
                                 
                                 
                              
                           Man kann demnach durch Fraction der Oele bei der Destillation des Theers einen
                              Antheil absondern, in welchem die Kreosotöle weniger von analogen Körpern alterirt
                              sind. Die daraus erhaltenen und rectificirten Oele besitzen den bekannten,
                              durchdringenden und lange anhaftenden Kreosotgeruch und enthalten ungefähr 80
                              Procent Kreosot. Sie haben jedoch im Verkehr eine viel zu geringfügige Bedeutung,
                              als daß ein Fabriksbetrieb auf ihre besondere Gewinnung Rücksicht nehmen könnte.
                           Dagegen steht den Kreosotölen im allgemeinen Sinne eine große Zukunft im technischen
                              Verbrauche bevor. Ihre antiseptische Wirkung ist für gewisse Fälle allgemein
                              anerkannt. Die Kreosotirung des Holzes ist stets zuverlässig bei Bauten im süßen
                              Wasser und auf dem Lande. Das Kreosot dürfte namentlich als Imprägnationsmittel der
                              Eisenbahnschwellen noch die hervorragendste Rolle spielen. Die Hölzer müssen jedoch
                              vollkommen lufttrocken seyn und mit erwärmtem Kreosot getränkt werden. Die Anwendung
                              von Kreosotnatron ist verwerflich und so manche andere Applicationsmethode
                              überflüssig und kostspielig.
                           Die Theorie nimmt es sicherlich zu strenge, in der Coagulirung des Eiweißes durch das
                              Kreosot ein Hinderniß seiner ersprießlichen Wirkung zu erblicken. Die fäulnißwidrige
                              Eigenschaft des Kreosots macht sich schon durch sein Vermögen geltend, das Wasser
                              des lufttrockenen Holzes chemisch zu binden. Sein Eindringen ist nur abhängig von der Art und Weise
                              der Tränkung. Paraffinreiches Kreosot dringt leichter in das Holz ein und erhöht
                              dessen Haltbarkeit durch die Unveränderlichkeit des Paraffins gegen Wasser, Säuren,
                              Alkalien und Hitze. Leider hat die Erfahrung gelehrt, daß das Kreosot kein
                              Präservativ für Meeresbauten und Seeschiffe ist; das Holzwerk ist schon in kurzer
                              Zeit von gewissen Seethierchen angefressen und durchlöchert. Das Kreosot dient in
                              diesem Falle nur insolange als Schutzmittel, als eben sein Ueberzug an der
                              Außenfläche des Holzes noch besteht. Die Salze des Meerwassers machen es löslich und
                              somit für die holzfeindlichen Insecten unschädlich.
                           
                        
                           Schlußtabelle, enthaltend die
                                 Productionsresultate aus wasserfreiem Theer.
                           
                              
                                 Aushundert
                                       Theilen
                                 Paraffin
                                 Photogen0,830
                                 Solaröl0,860
                                 Kreosot
                                 Pechöle
                                 Asphalt
                                 Kohks
                                 Velust
                                 
                              
                                 wasserfreiem Theerresultiren:
                                 4,2
                                 5,4
                                 26,3
                                 12,4
                                 6,5
                                 10,5
                                 12,2
                                 22,5