| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. , S. 164 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine in Schottland gebrauchte Ziegelmaschine.
                           In der berühmten chemischen Fabrik von Tennant zu St.
                              Rollox bei Glasgow wurde mir eine nur für den eigenen Bedarf der Fabrik beschäftigte
                              Ziegelmaschine gezeigt, welche so nett arbeitet, daß sie wohl beschrieben zu werden
                              verdient.
                           Zu ihr gehört zunächst eine Thonmühle, bestehend aus einem Kollergange mit einer
                              eigenthümlichen Gußeisenplatte statt Bodensteins. Sie ist 6–7 Fuß im
                              Durchmesser, mit einer Zarge von 3/4 Fuß Höhe versehen und durchbrochen von feinen
                              Schlitzen, welche radial von dem Centrum nach der Peripherie hin dicht nebeneinander
                              laufen. Die Läufersteine haben nicht viel über 1 Fuß Dicke und 3 Fuß Durchmesser.
                              Indem der Thon gemahlen wird, siebt er sich zugleich durch die Schlitze der
                              Bodenplatte und fällt in einen unten angebrachten Behälter. Von da wird er durch
                              einen Elevator in die Höhe gehoben, in einer Holzröhre durch eine archimedische
                              Schraube bis über die Ziegelmaschine geführt und fällt dann in einen Holztrichter
                              mit Rührwerk, welcher die Maschine speist.
                           Der Haupttheil der Ziegelmaschine selbst ist eine horizontale kreisrunde Scheibe von
                              Gußeisen, von ungefähr 7 Fuß Durchmesser und 7–8 Zoll Dicke, welche sich um
                              eine senkrechte Achse dreht. Rings am Rande herum sind in ihr 14 länglichviereckige
                              Löcher angebracht, welche mit Rothgußmetall ausgekleidet sind und im Lichten genau
                              die Länge und Breite eines Ziegels haben. Der Boden dieser Formen wird von einem
                              lose darin beweglichen, 6 Zoll dicken Gußeisenstücke gebildet. Unter dieser Scheibe
                              läuft, parallel mit ihrem Rande, ein gußeiserner Kranz, auf welchem die Bodenstücke
                              aufruhen, da sie sonst natürlich aus den Formen herausfallen würden. Die Entfernung
                              der Oberseite dieses Kranzes von der Unterseite der Scheibe ist so groß, daß die
                              Bodenstücke, welche auf ihm aufruhen, noch einen Raum von 6 Zoll Tiefe bis zur
                              Oberfläche der Scheibe für den Thon freilassen. Diese 6 Zoll werden auf 3 Zoll
                              zusammengepreßt. Nachdem sich nämlich die Form durch den Trichter mit Thon gefüllt
                              hat, kommt sie beim Umdrehen der Scheibe sofort über eine hydraulische Presse,
                              welche das bewegliche Bodenstück und damit den Thon gegen einen an dieser Stelle
                              über der Scheibe fest angebrachten Klotz anpreßt. Gerade gegenüber der ersten Presse
                              wird es noch einmal eingepreßt, aber nicht so stark, als das erstemal, und darauf
                              der Ziegel aus der Form herausgedrückt, indem der untere Kranz an dieser Stelle
                              ansteigt, und die Bodenstücke sich somit heben; alsdann ist der Ziegel sofort
                              fertig, um in den Brennofen zu kommen, von welchen drei vorhanden sind. Mit dieser
                              Maschine kann man täglich 9000 Ziegeln aus dem rohen Thone bis zum Brennen fertig
                              machen. Dr. Lunge. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1865. Nr. 1.)
                           
                        
                           
                           Verbesserung im Beschlagen von Wagenrädern.
                           Damit die Reifen recht fest auf dem Rade sitzen, empfiehlt sich das Tränken der
                              Felgen mit heißem Leinöl. Eine ziemlich lange gußeiserne Pfanne wird mit Leinöl
                              gefüllt und dieses bis auf 100° Celsius erhitzt. Das unbeschlagene Rad wird
                              mit der Nabe auf einen Stock gesteckt, um den es sich nach Bedürfniß drehen läßt.
                              Man legt den Stock auf zwei Böcke, die neben der Oelpfanne stehen und läßt das Rad
                              mit seinen Felgen in das Oel hineinhängen. Jede Felge muß 1 Stunde in dem Oel
                              verweilen. Das Holz muß trocken seyn, indem es sonst das Oel nicht annimmt. Das Oel
                              darf nicht höher erhitzt werden, als angegeben ist, damit das Holz nicht verbrannt
                              wird. Das so präparirte Holz zieht keine Feuchtigkeit mehr an, und schwindet daher
                              nicht mehr. Durch die abwechselnde Ausdehnung und Schwindung werden aber gerade die
                              Radreifen lose. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 1.)
                           
                        
                           Die Fabrication des Bessemerstahles in Deutschland; von
                              Professor C. H. Schmidt in Stuttgart.
                           Die Herstellung des Stahles nach Bessemer's Methode durch
                              Einblasen von atmosphärischer Luft in flüssiges Roheisen ist nunmehr auch in
                              Deutschland zur Ausführung gekommen. Seit längerer Zeit soll das Bessemern in der
                              Krupp'schen Gußstahlfabrik zu Essen im Gange seyn; in
                              welchem Maaßstabe und mit welchem Erfolg, ist aber bei der gänzlichen
                              Verschlossenheit des Etablissements unbekannt geblieben. Im Mai dieses Jahres hat
                              das Hüttenwerk Horde bei Dortmund die Fabrication auch angefangen und betreibt
                              dieselbe seit dieser Zeit ununterbrochen im großartigsten Maaßstabe. Es werden
                              daselbst jeden Tag 3 Chargen à 7000–8000
                              Pfund gemacht, d.h. das zur Aufnahme des im Flammofen umgeschmolzenen Roheisens
                              bestimmte Gefäß, die sogenannte Birne, wird jeden Tag 3mal mit je 7000–8000
                              Pfund gefüllt. Dieses Roheisenquantum wird durch die in den Boden des Gefäßes
                              eingeführte Gebläseluft innerhalb 25–30 Minuten in Stahl verwandelt, welcher
                              zunächst in eine große zur Aufnahme von 4000 Pfd. vorgerichtete Pfanne gegossen, und
                              von hier den gußeisernen Formen, Coquilles, zugeführt wird. Es werden dadurch Blöcke
                              von cylindrischer oder vierseitig-prismatischer Form mit 3/4–1 Quadratfuß
                              Basis und 2 1/2–3 Fuß Höhe im Gewicht von 900 bis 1500 Pfund erhalten, deren
                              weitere Verarbeitung durch den Schmiede- und Walzproceß erfolgt. Unter
                              Berücksichtigung des Abganges kann man mithin die tägliche Production des Hörder
                              Werkes auf circa 200 Centner annehmen.
                           Die fertigen Fabricate bestehen derzeit vorzugsweise aus Eisenbahnschienen und
                              Radbandagen. Beide Gegenstände werden entweder gänzlich aus Bessemerstahl, oder aus
                              Bessemerstahl und sehnigem Eisen angefertigt. Ferner werden auch Scheibenräder mit
                              aufgeschweißten Stahlbandagen geliefert. Nabe und Scheibe werden aus einem einzigen
                              Stück sehnigen Eisens unter dem Hammer in einem Gesenke vorgeschmiedet, dann wird
                              die Stahlbandage umgelegt und in einem Gesenke unter einem großen Dampfhammer mit
                              der Scheibe zusammengeschweißt.
                           Die ganz aus Bessemerstahl hergestellten Schienen werden mit 70 Thlr., die aus Stahl
                              und sehnigem Eisen angefertigten mit 55 bis 60 Thalern per 1000 Pfd. verkauft. Zur Vergleichung mit diesem Preis geben wir im
                              Folgenden die Preise der Schienen, wie sich dieselben gegen Mitte vorigen Jahres auf
                              westphälischen Werken im Durchschnitt gestellt haben:
                           
                              
                                 gewöhnliche Schienen
                                 33 Thlr.
                                 
                                    per
                                    
                                 1000 Pfund,
                                 
                              
                                 Schienen mit Feinkornkopf
                                 36   „
                                 „
                                 „       „
                                 
                              
                                 Schienen mit Puddelstahlkopf
                                 45   „
                                 „
                                 „       „
                                 
                              
                                 Puddelstahlschienen
                                 52   „
                                 „
                                 „       „
                                 
                              
                           Die Schienen aus Bessemerstahl stehen mithin um 40 Procent höher als die beste
                              Qualität der bisher erzeugten Schienen. Eine theilweise Ausgleichung der
                              Anschaffungskosten dürfte indeß durch das geringere Gewicht, welches man den
                              Bessemerstahlschienen in Folge ihrer größeren Festigkeit geben kann, hervorgehen.
                              Wie sich die Bessemerstahlschienen in Bezug auf die Abnutzung verhalten, müssen die
                              Erfahrungen späterer Zeiten lehren. Läßt man aber die Annahme gelten, daß der
                              Bessemerstahl bezüglich der Abnutzung in demselben Range stehe, wie der Gußstahl, und daß ferner die
                              Abnutzungen der Schienen aus Gußstahl, Puddelstahl und sehnigem Eisen sich ebenso
                              verhalten, wie die Abnutzungen der Radbandagen aus denselben Materialien, für welche
                              sich aus vielfachen Beobachtungen das Verhältniß von 1 : 2 : 6 herausgestellt hat,
                              so lassen sich von der Verwendung dieser Schienen große Vortheile erwarten.
                           Ueber die Festigkeit des in Hörde erzeugten Bessemerstahles können aus eigener
                              Anschauung mit aller Zuverlässigkeit folgende Angaben gemacht werden. Auf absolute
                              Festigkeit wurden mehrere abgeschmiedete Stücke mit rechteckigem Querschnitt von 13
                              und 9 Millim. Seite, d. i. 117 Quadrat-Millim. Querschnittsfläche, untersucht. Das
                              Zerreißen erfolgte bei einer Belastung von 10,200 Kilogr., mithin erreichte die
                              Festigkeit per Quadrat-Millim. den Werth von 87 Kilogr.
                              Für die älteren Stahlsorten liegen die Festigkeitscoefficienten zwischen 75 und 100
                              Kilogr.; es gehört der Hörder Bessemerstahl sonach nicht zu den geringeren Sorten.
                              Die Festigkeit des Schmiedeeisens ist nur etwa halb so groß.
                           Neue Anlagen zur Erzeugung des Bessemerstahles in der gleichen Ausdehnung wie in
                              Hörde sind im Bau begriffen in der Gußstahlfabrik zu Bochum und auf einer durch eine
                              Commanditgesellschaft neu gegründeten. Stahlfabrik zu Oberbilt bei Düsseldorf. Für
                              das Staatshüttenwerk Königshütte in Oberschlesien soll ebenfalls eine Anlage in
                              Aussicht stehen. In Oesterreich hat man in zwei Werken die Fabrication des
                              Bessermerstahles angefangen, nämlich auf dem fürstl. Schwärzenbergi'schen Eisenwerke zu Turrach und dem der Comp. Rauscher zugehörenden Eisenwerk zu der Heft in Kärnthen.
                              Von Seiten des Staats ist eine dritte Anlage auf dem Hüttenwerk Neuberg im Bau
                              begriffen. Eine andere hat die Südbahn in Prag errichtet; auch in Mähren ist eine
                              Anlage projectirt und ebenso im Banat.
                           Die durch das Bessemeren möglich gemachte massenhafte Stahlproduction und der billige
                              Preis des Productes werden nach verschiedenen Richtungen hin von Einfluß seyn. Außer
                              der Verwendung des Bessemerstahles zu Schienen, Bandagen, Achsen, Kanonen,
                              Kesselblechen u.s.w. dürfte zunächst seine Verwendung zu Brückenbauten von
                              Wichtigkeit werden. Das gewöhnliche Schmiedeeisen kann bei Brücken mit großen
                              Spannweiten nur unter ungünstigen Verhältnissen angewandt werden, da es im
                              Verhältniß zu seiner Festigkeit ein viel zu großes Gewicht hat; es sind z.B. bei der
                              Dirschauer Weichselbrücke 3 Centner Eisen nöthig, um 1 Centner Nutzlast zu tragen,
                              bei der Britanniabrücke ist das Verhältniß noch ungünstiger. Bereits hat man bei
                              Mastricht in Holland drei Brücken aus Gußstahl von 100–124 Fuß Spannweite für
                              den Straßenverkehr ausgeführt und hat die Absicht, mehrere Eisenbahnbrücken von
                              300–500 Fuß Spannweite aus demselben Material herzustellen. Einer
                              allgemeineren Verwendung des Gußstahles zu solchen Zwecken steht aber der hohe Preis
                              desselben, 160–180 Thaler per 1000 Pfd. hindernd
                              entgegen, wogegen der um circa 60 Proc. billigere
                              Bessemerstahl sich sehr gut dazu eignen würde.
                           Schließlich wäre noch zu bemerken, daß aus England und Schweden (Högbo) Bessemerstahl
                              von besserer Qualität und zu höheren Preisen als die oben angegebenen in den Handel
                              kommt. Er kann zu Werkzeugen, Schneidwaaren u.s.w. verwandt werden und kostet per Centner 16–18 Thaler. Um dieses Product zu
                              erzeugen, wird angeblich der Bessemerstahl mit gewissen Zusätzen in Tiegeln
                              umgeschmolzen, und dadurch in wirklichen Gußstahl verwandelt.
                           Dieser Industriezweig erscheint somit als einer von denjenigen, welchen vorzugsweise
                              eine günstige Zukunft in Aussicht steht. (Württembergis. Gewerbeblatt, 1865, Nr.
                              1.)
                           
                        
                           Ueber das größere specifische Gewicht des Bessemer-Metalles im
                              Vergleich mit den anderen Eisensorten und über die besondere Verwendbarkeit des
                              weicheren Bessemer-Metalles.
                           Bei einem Besuch des Eisenwerks zu Store bei Cilli (Steiermark) wurde Sectionsrath
                              Tunner von dem dortigen Werksdirector Hrn. Frey darauf aufmerksam gemacht, daß das Bessemer-Metall ein größeres
                                 specifisches Gewicht haben müsse, als für Eisen und selbst für Stahl
                              gewöhnlich angenommen wird. Tunner, der den Gegenstand
                              weiter zu verfolgen sich veranlaßt sah, theilt nun in dem Steiermarker Gewerbeblatt
                              Folgendes darüber mit:
                           
                           Bekanntlich ist das spec. Gewicht des Roheisens 7,1 bis 7,5, des Stahles 7,7 bis 7,85
                              und des Stabeisens 7,5 bis 7,85. So wie das Roheisen entschieden leichter als der
                              Stahl ist, sollte auch der Stahl leichter als das Stabeisen seyn. Daß dieses aber
                              häufig nicht der Fall ist, liegt theils in der verschiedenen mechanischen
                              Bearbeitung und den verschiedenen Temperaturgraden, in welchen die Bearbeitung
                              vorgenommen wurde, theils in den verschiedenen Temperaturverhältnissen, denen die
                              bearbeiteten Stücke hinterher ausgesetzt waren, und theils endlich in den mechanischen Beimengungen, namentlich von Schlacken und
                              Eisenoxydaten, von denen besonders das Puddlingseisen, weniger das Herdfrischeisen,
                              stets mehr oder weniger enthält. Das Bessemer-Eisen,
                              welches dünnflüssig aus dem Ofen kommt und längere Zeit in diesem Zustande ruhig
                              verbleibt, muß offenbar rücksichtlich der mechanischen Beimengungen das reinste
                              weiche Eisen seyn. Unter sonst gleichen Verhältnissen bezüglich der
                              Temperatureinflüsse und der mechanischen Bearbeitung muß demnach das weiche
                              Bessemer-Eisen unter allen Eisensorten das größte spec.
                              Gewicht haben. Auf das größere spec. Gewicht, die größere Dichte, weist bei dem
                              Bessemer-Eisen auch der Umstand hin, daß dasselbe bei gleicher Härte mit
                              gewöhnlichem Schmiedeeisen auffallend steifer ist als dieses. Ingleichen erklärt
                              sich daraus die größere absolute Festigkeit des Bessemer-Eisens im Vergleich mit
                              anderem Schmiedeeisen von demselben Härtegrad, worüber in Storé directe
                              Versuche ausgeführt worden sind. Möglich, wiewohl nicht absolut nothwendig, ist, daß
                              mit dieser größeren Widerstandsfähigkeit des Bessemer-Eisens eine vermehrte
                              Brüchigkeit bei Biegungen und Stößen verbunden ist.
                           Um eine genaue Bestimmung des spec. Gewichts vorzunehmen,
                              hat Tunner von Store ein größeres, auf 2 1/4 Zoll im
                              Durchmesser geschmiedetes und gewalztes, abgedrehtes und polirtes Stück des
                              weicheren Bessemer-Metalles (Härte Nr. VI) mitgenommen, welches an der Leobner
                              Bergakademie untersucht, ein spec. Gewicht von 7,865 ergab, also in der That ein
                              größeres spec. Gewicht hat als bisher an irgend einer Eisensorte gefunden worden ist
                              und wobei angenommen werden muß, daß dasselbe bei einer weiteren mechanischen
                              Bearbeitung des Stückes noch größer geworden wäre. Obgleich diese besondere
                              Eigenschaft des weicheren Bessemer-Metalles, bei dessen wichtigster Verwendung, d.
                              i. im Maschinenwesen und für Bauten, sich mit verwerthen wird, so soll hier zunächst
                              doch die Aufmerksamkeit auf die vorzügliche Tauglichkeit dieses neuen Materiales für
                              solche Verwendungen gelenkt werden, bei denen ein möglichst schlackenfreies Eisen von vorzüglichem Werthe ist. Zu solchen Verwendungen
                              zählen: die Erzeugung von Weißblechen, Dachblechen, Schiffsblechen, Kesselblechen,
                              von Eisendrähten, polirten Eisenwaaren, Kattundrucker-Walzen u. dergl. m. Während
                              das härtere Bessemer-Metall die Concurrenz mit den Guß-
                              und Gerbstahlsorten nur allein durch billigere Preise
                              bestehen kann, wird sich bei dem weicheren voraussichtlich auch die bessere Qualität Geltung verschaffen. (Berggeist, 1865,
                              Nr. 4.)
                           
                        
                           Das Meggener Schwefelkieslager.
                           Das Schwefelkieslager bei Meggen, 1/4 Stunde unterhalb der Ruhr-Sieg-Bahn, Station
                              Altenhunden, wurde im Jahre 1852 aufgefunden, und wird als eines der großartigsten
                              Erzvorkommnisse von Deutschland geschildert. Die Lagerstätte tritt in Begleitung von
                              mächtigem Schwerspath in dem sogenannten Kramenzel auf,
                              ist dem Streichen nach auf 2000 Lachter Länge bekannt und wechselt in der
                              Mächtigkeit von 3/4–3 Lachter und darüber. Das allgemeine Streichen des
                              Lagers ist h. 4,2, sein Einfallen südöstlich mit einer
                              Neigung, die zwischen 24 und 65° schwankt. Es folgt im Streichen von dem
                              Lennefluß aus einem tiefen Gebirgseinschnitt und ist mit dem tiefen Carolinenglücker
                              Erbstolln schon bei 13 Lachter Länge noch 1 Lachter mächtig überfahren, so daß das
                              Niedersetzen bis unter die Thalsohle evident nachgewiesen ist. Der Schwefelkies,
                              sogenannter Graueisenkies, kommt nur ganz derb frei von Arsenik vor, ist seiner
                              chemischen Zusammensetzung nach in allen Teufen gleichartig und enthält
                           
                              
                                 Schwefel
                                 47,50
                                 
                              
                                 Eisen
                                 43,55
                                 
                              
                                 Kohle
                                 0,32
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 8,22
                                 
                              
                           Schon seit mehreren Jahren fabriciren die chemischen Fabriken von Rheinland und
                              Westphalen Schwefelsäure aus Meggener Kies, während selbige früher nur
                              sicilianischen Rohschwefel verbrauchten.
                           
                           Die jetzige Förderung erreicht 800,000 Centner per Jahr,
                              von welchem Quantum die inländischen Fabriken nur etwa 300,000 Centner consumiren,
                              während 500,000 Centner über den Canal nach England wandern, um den großartigen
                              Sodafabriken zu Newcastle als Material zur Darstellung der Säure zu dienen. Hierbei
                              wird darauf hingewiesen, daß Preußen, trotzdem es im Besitze der wichtigsten
                              Factoren für Sodafabrication ist, dennoch 2/3 seines
                              Bedarfs an Soda von England bezieht.
                           Nach mäßiger Voraussetzung wird die oberhalb der Thalsohle anstehende Erzmasse des
                              Lagers auf circa 85,000,000 Ctr. geschätzt. Wie tief die
                              Erze unter die Thalsohle niedersetzen, ist noch unbekannt. (Berggeist, 1864, Nr.
                              79.)
                           
                        
                           Verordnung der Pariser Polizeipräfectur über den Gebrauch des
                              Petroleums.
                           Das gereinigte Petroleum ist fast farblos. Der Liter darf nicht weniger als 800
                              Gramme wiegen (spec. Gewicht 0,800). Es darf sich nicht unmittelbar durch die
                              Berührung mit brennenden Körpern entzünden. Um diese wesentliche Eigenschaft
                              festzustellen, gießt man etwas Petroleum in eine Untertasse und berührt die
                              Oberfläche der Flüssigkeit mit einem brennenden Schwefelholz. Wenn das Petroleum
                              vollständig von den leichten sehr brennbaren Oelen befreit ist, entzündet es sich
                              nicht, und selbst, wenn man das brennende Zündhölzchen hineinwirft, erlischt
                              dasselbe, nachdem es einige Zeit fortgebrannt hat. – Jedes Mineralöl, das
                              diese Probe nicht aushält, ist als gefährlich zu verwerfen.
                           Die Brennbarkeit selbst des brauchbaren Petroleums ist sehr groß, besonders, wenn
                              poröse Stoffe, Gewebe, Papier etc. damit durchtränkt sind. Seine Aufbewahrung und
                              Handhabung erfordert daher große Vorsicht.
                           Lampen. Eine zum Brennen von Petroleum bestimmte Lampe
                              darf keinen Sprung, keine Fehlstelle besitzen, durch welche Petroleum nach außen
                              dringen und sich an dem brennenden Dochte entzünden könnte. Das Reservoir muß mehr
                              Oel enthalten, als man an einem Abend verbrennt, damit es sich nicht ganz entleert
                              und mit den Dünsten des Petroleums füllt, oder ein Nachfüllen bei Lampenlicht nöthig
                              macht.
                           Um den Stand des Oeles im Reservoir leicht ermitteln zu können, sind die Behälter aus
                              Glas oder Porzellan, d.h. aus durchsichtigen Substanzen vorzuziehen. Die Wände
                              müssen hinreichend dick, der Brennerkopf nicht bloß aufgesetzt, sondern mit einem in
                              Petroleum unlöslichen Kitt (Gyps und Gummi) aufgekittet seyn. Der Fuß der Lampen muß
                              hinreichend breit und schwer seyn, damit die Lampe nicht leicht umgeworfen werden
                              kann. Beim Gebrauch der Lampen muß man das Reservoir vor dem Anzünden fast
                              vollständig füllen und dann sorgfältig verschließen. Ist das Petroleum verbraucht,
                              so muß man die Lampe auslöschen und abkühlen lassen, ehe man sie öffnet und von
                              Neuem füllt; wenigstens muß man beim Füllen einer noch warmen Lampe sich hüten, mit
                              Licht in die Nähe zu kommen.
                           Wenn der Cylinder einer Lampe zerbricht, muß man sie sofort auslöschen, indem sich
                              die Metalltheile sonst leicht so stark erhitzen können, daß sich Dämpfe im Reservoir
                              bilden, die sich an der Flamme entzünden und eine Explosion veranlassen können. Zum
                              Löschen des brennenden Petroleums ist Wasser weniger geeignet, als Erde, Asche,
                              Sand. Bei Verbrennungen durch Petroleum thut man wohl, bis zur Ankunft des Arztes
                              die verbrannten Theile mit in kaltes Wasser getauchten Tüchern zu bedecken. (Cosmos)
                           
                        
                           Ueber Fleischextract.
                           Hr. Professor v. Liebig in München hat aus Montevideo in
                              Uruguay von einem Ingenieur Giebert aus Hamburg, der nach
                              Liebig's Methode versucht hat, das Fleisch der Büffel
                              und Hämmel, welches die Eingeborenen nicht verwerthen konnten, in Fleischsaft zu verwandeln, zwei große Gefäße mit solchem
                              Saft zugeschickt erhalten. Bisher war es nur theilweise gelungen, das Fleisch dieser
                              halbwilden Ochsen und Schafe, die lediglich der Häute und des Fettes wegen
                              geschlachtet wurden, durch Einsalzen oder Trocknen so zu conserviren, daß man es in
                              den europäischen Handel bringen konnte, und es machte auf den Unternehmer, wenn er
                              sah, wie nur der kleinste Theil zum Einsalzen verwendet und alles Uebrige in. die
                              Flüsse geworfen wurde, im Hinblicke auf Europa einen peinlichen Eindruck und erregte
                              in ihm den Wunsch, dieses Fleisch nützlich zu verwerthen. Da kamen demselben die
                              chemischen Briefe Liebig's zu Gesicht, worin der
                              Fleischextract beschrieben ist,Man s. die Abhandlung des Hrn. v. Liebig
                                    „über das zweckmäßigste Verfahren Fleisch zu kochen, Fleischbrühe
                                       und Fleischextract zu bereiten, und das Fleisch einzusalzen“
                                    im Jahrgang 1847 des polytechn. Journals, Bd. CVI S. 54. und nachdem er sich im Jahre 1862 in München in der Hofapotheke, wo
                              wöchentlich Fleischextract bereitet wird, mit dem genauen Verfahren bekannt gemacht
                              und in Berlin mit dem dazu nöthigen Apparate sich versehen hatte, kehrte er im Jahr
                              1863 nach Uruguay zurück und hat nun glücklich einen köstlichen Extract hergestellt,
                              der durch seine fett- und leimfreie Beschaffenheit ebenso unveränderlich als
                              wohlschmeckend und dabei so concentrirt ist, daß der Extract von 30 Pfund
                              Muskelfleisch 1 Pfund jener honigartigen Masse bildet: ein Quantum, das z.B. genügen
                              würde, durch bloßes Zugießen von heißem Wasser, mit Brod oder Kartoffeln vermischt,
                              für 128 Soldaten eine so kräftige und nahrhafte Suppe zu bereiten, wie man sie in
                              den ersten Gasthöfen nicht schmackhafter bekommen könnte. Seit den letzten zehn
                              Jahren ist die wohlthätige Wirkung des Fleischextracts immer mehr bekannt geworden,
                              und der Verbrauch desselben beweist, daß er nicht nur von Aerzten in Fällen
                              gestörter Ernährung, Verdauung und körperlicher Schwäche gegeben wird, sondern daß
                              er auch gleichsam ein Hausmittel geworden ist, indem er längst im Handverkauf, d.h.
                              ohne ärztliche Vorschrift, gebraucht und trotz des hohen Preises desselben von 1 fl.
                              12 kr. für die Unze so viel abgesetzt wird, daß allein die Hofapotheke in München
                              jährlich 5000 Pfund Rindfleisch zu ihrem Bedarf an Fleischsaft verbraucht. Auch ist
                              schon länger bei der französischen Armee von Parmentirer
                              und Proust der Fleischextract
                              (extractum carnis) in Wein aufgelöst als das beste
                              Stärkungsmittel für durch Blutverlust geschwächte Verwundete auf dem Schlachtfelde
                              und Reconvalescenten in Feldspitälern dringend empfohlen worden. Da also die
                              Einführung des Fleischsaftes zur Hälfte oder einem Drittel des gegenwärtigen Preises
                              in Europa aus Ländern, wo das Fleisch kaum einen Werth hat, für die europäische
                              Bevölkerung ein wahrer Segen Wäre, so hat Hr. v. Liebig
                              sich bereit erklärt, falls der Fleischextract aus Montevideo den Anforderungen der
                              Wissenschaft genüge, seine Echtheit zu bezeugen, unter der Bedingung, daß der
                              Unternehmer das Pfund Fleischextract im Kleinverkauf zu einem Drittel des
                              gegenwärtigen Preises in Europa zu liefern im Staude sey. Nach den vorliegenden
                              Erfahrungen dürfte sich dieser Preis auf etwa 3 Thlr. per Pfund stellen. Hr. Giebert hofft monatlich
                              5–6000 Pfd. nach Europa senden zu können.
                           
                        
                           Kaffee als Mittel bei Vergiftungen durch Pilze.
                           Bei der Vergiftung durch Pilze hat Dr. Humbert mit dem besten Erfolge Clystiere von Kaffee
                              angewandt, und berichtet darüber im Journal de Chimie
                                 médicale Folgendes:
                           Der regnige Herbst des letzten Jahres hat sehr viel zu dem Gedeihen der Pilze
                              beigetragen, und ist dieses eine Ursache zu häufigen Vergiftungen geworden.
                              Verfasser hat mehrere solche Fälle beobachtet und unter Anderem sehr interessante
                              Einzelheiten mitgetheilt, die wohl verdienen aufgezeichnet zu werden. Besonders
                              handelte es sich um eine Familie, die aus vier Mitgliedern besteht, dem Vater, der
                              Mutter und zwei Kindern, welche alle vier zu derselben Zeit durch denselben
                              Champignon vergiftet worden sind. Bei den beiden Kindern trat heftiges Erbrechen
                              ein, und nach der Aussonderung des Giftes folgte eine schnelle Besserung. Was aber
                              die Eltern betrifft, bei denen sich kein Erbrechen einstellte, so zeigte sich die
                              Vergiftung sehr deutlich, aber die Symptome derselben stellten sich bei den beiden
                              Persönlichkeiten ganz verschieden heraus. Die Frau befand sich nämlich in einem
                              Zustande außerordentlicher Gehirnaufregung, charakterisirt durch große Wuth und
                              unaufhörliche Gesprächigkeit. Der Mann hingegen war in eine Stumpfheit versunken,
                              welche bis zum Zustande völliger Unempfindlichkeit, bis zum Starrkrampf anwuchs. Da
                              ihm aber das Schlucken unmöglich war, so wandte man wiederholte Clystiere von Kaffee
                              an. Dieses Verfahren brachte vortreffliche Wirkungen hervor; der Krampf und die
                              Betäubung gingen vorbei, und bald war der Mann wieder hergestellt. Bei der Frau
                              wurde durch die Anwendung desselben Mittels keine Erleichterung erzielt; auch nicht
                              durch Aether und Kirschlorbeerwasser; erst Blutegel, die am folgenden Morgen
                              gebraucht wurden, schienen die Aufregung zu vermindern und führten ziemlich schnell
                              die Genesung der Kranken herbei. (Industrieblätter, 1864, Nr. 11.)