| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. , S. 243 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Blandin'sche
                              Schmiervorrichtung für Maschinenwellen, insbesondere über das hierbei anzuwendende
                              Schmierfett; von Dr. Reinhardt Hoffmann, Director der
                              Ultramarinfabrik Marienberg bei Bensheim.
                           Ich habe zum Zweck einer näheren Prüfung einen sogenannten Lubrifacteur-
                              Blandin von Gebrüder Heucken in Aachen kommen lassen und denselben bis jetzt in seinem Erfolge
                              so vollständig bewährt gefunden, daß ich den von anderer Seite erfolgten
                              Empfehlungen des Schmierapparates nichts beizufügen habe.
                              Dagegen ist es wohl von Interesse, die Resultate einiger Versuche, welche ich über
                              die Natur des neuen Schmiermaterials angestellt habe, den
                              Lesern dieses Journals bekannt zu machen.
                           Das Material zum Füllen des Lubrifacteur-
                              Blandin wird von oben genannten Verkäufern in
                              ihrer gedruckten Anleitung zum Gebrauch des Apparates als „Olivenöl von
                                 Malaga in fester kalter Form“ bezeichnet und über seine
                              Eigenthümlichkeit wörtlich Folgendes gesagt: „Durch das patentirte
                                 Verfahren des Herrn P. Blandin, Civilingenieur in
                                 Rouen (welches Aehnlichkeit mit dem hat, durch welches man im südlichen Rußland
                                 die Buttertheile aus der Milch zieht), wird das Olivenöl von wässerigen und
                                 unreinen Theilen befreit und bekommt so seine Festigkeit. Diese verschiedenen
                                 Theile werden getrennt, d.h. unter sich freigestellt. In diesem Zustande wird
                                 die Schmierkraft geregelt, anhaltend, ist der Temperatur nicht unterworfen und
                                 hängt bloß von der schnelleren oder langsameren Bewegung des mechanischen Motors
                                 ab.“
                              
                           Meine Versuche zeigen, daß diese Beschreibung sowie der dem Oel durch fremden Zusatz
                              ertheilte Bittermandelgeruch wohl nur darauf berechnet sind, über seine wirkliche
                              Natur irre zu führen. Das neue Schmiermaterial besteht nämlich in 109
                              Gewichtstheilen aus: 65 Theilen reinem Fett, 11 Theilen wasserfreier Seife und 24
                              Theilen Wasser, nebst Spuren von fremden Bestandtheilen, und enthält diese
                              Bestandtheile im Zustande einer sehr vollständigen Emulsion. Es besitzt eine
                              eigenthümliche, pomadeähnliche Consistenz, ist undurchsichtig und etwas schmutzig
                              weiß, schmilzt nicht bei gelindem Erwärmen, sondern bläht
                              sich erst beim sehr starken Erhitzen bis über den Siedepunkt des Wassers stark auf,
                              indem langsam Wasserdampf entweicht. Nur wenn letzterer bei sehr hoher Temperatur
                              vollständig ausgetrieben worden ist, kommt es zum klaren Fließen und erstarrt dann
                              beim Erkalten zu einer durchsichtigen schmalzähnlichen und ziemlich festen Masse.
                              Auf diesen Eigenschaften und besonders darauf, daß das Schmierfett von den
                              Temperaturverschiedenheiten unseres Klima's in der That nicht merklich in seiner
                              Consistenz verändert wird, beruhen offenbar die großen Vorzüge desselben und man sollte denken,
                              daß die Herren Verkäufer keine Ursache hätten, diesen unzweifelhaften Vorzügen durch
                              oben erwähnte Verschleierung seiner wahren Natur einen geheimnißvollen Anstrich zu
                              geben. Aber das sogenannte Olivenöl von Malaga in fester kalter Form (mit 24 Proc.
                              Wasser) wird zu 64 Gulden 10 Kreuzer per Centner
                              verkauft, während reines Olivenöl zu 35 Gulden im Handel zu haben ist! Hieraus
                              dürfte sich alles Räthselhafte erklären und auch dann, wenn das Schmierfett oder das
                              darin enthaltene reine Fett wirklich „nach einem ähnlichen Verfahren wie
                                 im südlichen Rußland die Butter“ bereitet würde, so ist dasselbe und
                              trotz aller Vorzüge und Ersparniß in der Verwendung mit einem Preisaufschlag von
                              fast 150 Proc. offenbar theurer bezahlt, als der Verkäufer seinen Abnehmern gern
                              gestehen mag. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen.)
                           
                        
                           Einfaches Verfahren zum Zerkleinern großer
                              Gußeisenstücke.
                           In der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 29. October 1864
                              theilte Herr L. Gugenheim eine eben so einfache als
                              sinnreiche Methode mit, um große massive Gußeisenstücke von 100 und mehr Centnern zu
                              zerkleinern, eine Aufgabe, welche bekanntlich so große Unbequemlichkeiten
                              verursacht. Er läßt in den zu zertrümmernden Eisenblock ein Loch auf der Dicke
                              bohren, welches mit Wasser gefüllt und durch einen Stahlzapfen geschlossen wird.
                              Läßt man darauf den Kallklotz eines Schlagwerkes fallen, so spaltet sich der
                              Eisenblock beim ersten Schlage in zwei Hälften. (Zeitschrift des österreichischen
                              Ingenieurvereins, 1864 S. 229.)
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen von Vanadium in Roheisen von Wiltshire;
                              von Ed. Riley.
                           Bei einer Untersuchung eines Roheisens von Westbury in Wiltshire, welches aus
                              oolithischem Eisenerze dargestellt war, hatte der Verfasser früher, als er den mit
                              Fluor-Wasserstoffsäure und Schwefelsäure abwechselnd behandelten Rückstand von der
                              Auflösung in Salzsäure mit doppelt-schwefelsaurem Kali schmolz, einen in Wasser
                              unlöslichen gelatinösen Niederschlag erhalten, den er damals für Titansäure hielt.
                              Bei genauerer Untersuchung ergab es sich jedoch, daß derselbe nicht Titan, sondern
                              Vanadium enthielt.
                           Die beste Methode, das Vanadium aus dem Roheisen abzuscheiden, ist dieselbe, die für
                              die Trennung von Titan angewendet wird. Man löst das Roheisen fast ganz in
                              verdünnter Salzsäure, setzt dann concentrirte Salzsäure hinzu und siedet eine Zeit
                              lang, filtrirt die Eisenlösung von dem dabei resultirenden Graphit und der
                              Kieselsäure ab, und behandelt den auf dem Filter bleibenden Rückstand dann mit
                              Aetzkali und hierauf mit Salzsäure, trocknet und glüht über der Gaslampe oder besser
                              in einer Muffel. Man erhält als Rückstand eine halbgeschmolzene Masse, die aus einer
                              Mischung von schmelzbarem und unschmelzbarem Oxyd besteht und bei der weiteren
                              Behandlung in bekannter Weise Vanadinsäure liefert. Das untersuchte Roheisen scheint
                              mehr Vanadium zu enthalten als das aus dem Erze von Taberg in Schweden und kann dazu
                              dienen, bedeutende Mengen dieses bisher seltenen Metalles zu liefern. (Journal of the chemical Society, 1864, vol. II. p. 21; Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 24.)
                           
                        
                           Darstellung von Thallium aus den Unterharzer
                              Zinkvitriollaugen.
                           Die zur Herzog Juliushütte am Unterharze durch einmalige Röstung und Auslaugung der zinkblendereichen
                              Rammelsberger Bleierze (Braunerze) erhaltenen
                              Zinkvitriollaugen von 1,441 spec. Gewicht bei 240 C. sind nach Bunsen so reich an Thallium, daß man dieses Metall pfundweise daraus
                              gewinnen kann, zumal Tausende von Centnern von dieser Lauge zu Gebote stehen. Nach Dr. Neuhoff besitzen 100 Gewichtstheile dieser Lauge folgende
                              Zusammensetzung:
                           
                              
                                 schwefelsaures
                                 Zinkoxyd
                                 21,740
                                 
                              
                                 „
                                 Manganoxydul
                                 8,230
                                 
                              
                                 „
                                 Magnesia
                                 0,717
                                 
                              
                                 „
                                 Kali
                                 0,581
                                 
                              
                                 „
                                 Cadmiumoxyd
                                 0,536
                                 
                              
                                 „
                                 Natron
                                 0,443
                                 
                              
                                 „
                                 Eisenoxydul
                                 0,386
                                 
                              
                                 „
                                 Kupferoxyd
                                 0,285
                                 
                              
                                 „
                                 Kalk
                                 0,075
                                 
                              
                                 „
                                 Thonerde
                                 0,060
                                 
                              
                                 „
                                 Bleioxyd
                                 0,008
                                 
                              
                                 „
                                 Lithion
                                 Spur
                                 
                              
                                 arsenige Säure
                                 Spur
                                 
                              
                                 Antimonoxyd
                                 Spur
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 Spur
                                 
                              
                                 Chlorthallium
                                 0,050
                                 
                              
                                 wasserhaltige Schwefelsäure
                                 0,119
                                 
                              
                                 Chlorwasserstoffsäure
                                 0,009
                                 
                              
                                 Wasser
                                 66,761
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,000
                                 
                              
                           Die Ausziehung des Thalliums geschieht nach Bunsen dadurch
                              auf die einfachste Weise, daß man mittelst eines Zinkbleches Kupfer, Cadmium und
                              Thallium aus der kalten Lösung ausfällt, das Metallpulver rasch abspült, in einem
                              Spitzbeutel von Wollenzeug wenige Minuten auswäscht und den Niederschlag mit Wasser,
                              dem man von Zeit zu Zeit etwas Schwefelsäure zusetzt, digerirt. Dabei lösen sich
                              unter Wasserstoffentwickelung Thallium und Cadmium leicht auf, während Kupfer
                              zurückbleibt. Aus der Lösung fällt man mittelst Jodkaliums chemisch reines gelbes
                              Jodthallium aus, welches durch Decantiren ausgewaschen wird, und aus der
                              zurückbleibenden Cadmiumlösung das Cadmium durch Zinkblech. 1 Kubikmeter Lauge gibt
                              in wenigen Tagen, indem sich 7,4 Kilogr. Zink lösen, 6,4 Kil. schwammigen
                              Niederschlag, welcher 4,2 Kil. Cadmium, 1,6 Kil. Kupfer und 0,6 Kil. Thallium
                              enthält.
                           Aus der schwefelsauren Lösung des Cadmiums und Thalliums erfolgen durch 0,5 Kil.
                              Jodkalium 0,97 Kil. Jodthallium. Aus der schwefelsauren Lösung läßt sich das
                              Thallium auch als Chlorverbindung niederschlagen, aber es bleibt dann immer noch ein
                              nicht unbedeutender Theil davon im durch Zink abgeschiedenen Cadmium. Auch läßt sich
                              aus der rohen Lauge direct durch Jodkalium Jodthallium fällen, wenn man zur
                              Löslicherhaltung des Kupfers eine hinreichende Menge unterschwefligsaures Natron
                              zusetzt. In diesem Falle wird aber der Betrieb der Vitriolgewinnung durch die
                              angewandten Reagentien erheblich gestört. (Im Auszuge aus den Annalen der Chemie und
                              Pharmacie, Bd. CXXXIII S. 108.)
                           
                        
                           Nachweisung von Jod, Brom, Chlor in organischen Substanzen;
                              von Dr. Emil Erlenmeyer.
                           Ich bin in den letzten Jahren häufig in der Lage gewesen, flüssige organische
                              Verbindungen, welche aus Jodüren dargestellt waren, auf einen Rückhalt an letzteren
                              zu prüfen und habe mich dazu folgender höchst einfacher Manipulation bedient.
                           Von der zu untersuchenden Flüssigkeit bringe man auf bekannte Weise einige Tropfen in
                              den langen Schnabel eines sogenannten Kügelchens, wie man sie zur Aufnahme von
                              Flüssigkeiten benutzt, die der organischen Elementaranalyse unterworfen werden
                              sollen. Das so vorbereitete Kügelchen schiebe man, den offenen Schnabel nach unten
                              gerichtet, in ein gewöhnliches Proberohr, dessen Boden man auf einer freien Lampe
                              zum schwachen Glühen erhitzt. Läßt man nun die Flamme auf den Theil des Proberohrs,
                              wo das geschlossene Ende des Kügelchens liegt, wirken, so ergießt sich die Flüssigkeit in das Rohr
                              und zersetzt sich an dem glühenden Boden, indem das Jod daraus frei wird.
                           Ist der Gehalt der Flüssigkeit an Jodür nicht zu gering gewesen, so läßt sich auf
                              einem weißen Hintergrund oder beim Einsehen von oben ganz deutlich violetter
                              Joddampf erkennen. Ist die Menge sehr unbedeutend, so läßt sich immer noch mit Hülfe
                              eines mit feuchtem Stärkekleisterpapier umwickelten Glasstabes, den man in das
                              Centrum des Proberohrs einführt, Jod nachweisen. Ich habe diese Manipulation sehr
                              häufig in Anwendung gebracht und sie hat mich niemals im Stich gelassen.
                           Auch brom- und chlorhaltige Flüssigkeiten lassen sich in ähnlicher Art untersuchen,
                              man braucht nur nach der Zersetzung der organischen Substanz etwas Wasser in das
                              Proberohr zu bringen, oder die Mündung desselben unter Wasser, das sich in einem
                              anderen Proberohr befindet, zu tauchen, die gebildete Brom- oder
                              Chlorwasserstoffsäure löst sich auf und läßt sich in der, wenn nöthig, filtrirten
                              Lösung mit Silberlösung, beziehungsweise mit Chlorwasser und Aether oder Chloroform
                              nachweisen. Auch feste Substanzen lassen sich auf die Halogene prüfen, indem man sie
                              auf den erhitzten Boden des Proberohrs streut und im Uebrigen wie angegeben
                              verfährt. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1864 S. 638.)
                           
                        
                           Lithionreiche Mineralquelle in England.
                           In der Nähe von Redrutte in Cornwall ist neuerlich eine heiße Mineralquelle entdeckt
                              worden, die wohl die reichste an Lithion seyn dürfte, welche man bisher kennt. Ihr
                              Wasser bricht aus einer Tiefe von etwa 230 Faden hervor, besitzt eine Temperatur von
                              50° C., eine Dichte von 1,007 bei 15° C., und liefert innerhalb 24
                              Stunden ungefähr 400 Kilogrm. Chlorlithium.
                           Nach der von Prof. W. A. Miller ausgeführten Analyse
                              enthält das Wasser in einem Gallon (4,543 Litern):
                           
                              
                                 
                                 Grains
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 14,84
                                 
                              
                                 Chlorlithium
                                 26,05
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 363,61
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 8,86
                                 
                              
                                 Chlorcalcium
                                 216,17
                                 
                              
                                 schwefelsauren Kalk
                                 12,27
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 3,65
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 645,45
                                 
                              
                           nebst Spuren von Chlorcesium, Eisenoxyd, Manganoxyd und
                              Thonerde. Dieselbe Quantität enthält außerdem 8,91 Kubikzoll Gas, bestehend aus 1,89
                              Kohlensäure, 1,72 Sauerstoff und 5,30 Stickstoff. (Dr. Phipson im Cosmos, vol. XXV p. 443.)
                           
                        
                           Ueber das Wild'sche
                              Saccharometer.
                           Hr. Dr. C. Scheibler hat das
                              im polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 146 näher beschriebene neue
                              Polarisations-Instrument von dem Verfertiger desselben, Hrn. Hofmann in Paris bezogen, um dasselbe im Auftrage des Directoriums des
                              Rübenzucker-Vereins einer eingehenden Prüfung auf seine Verwendbarkeit zu Zwecken
                              der praktischen Zuckerfabrication zu unterwerfen, worüber er seinen Bericht in der
                              Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein, Octoberheft
                              1864, S. 797 veröffentlicht hat.
                           Aus den von ihm mit größter Sorgfalt mit dem Wild'schen
                              Instrument angestellten Versuchen und den Resultaten der Parallelversuche, welche
                              für dieselben Zuckerlösungen unter Benutzung eines Soleil'schen Saccharometers erhalten wurden, geht hervor, daß beide Saccharometer unter gleichen Umständen, d.h. auf gleiche Rohrlängen bezogen, etwa dieselbe Genauigkeit
                                 besitzen.
                           Ein Vorzug, worauf das Wild'sche Instrument schon in
                              seiner jetzigen Form und Einrichtung Anspruch machen kann, ist folgender: Die
                              Einstellung auf das Verschwinden der Interferenzfransen ist für das Auge viel
                              weniger ermüdend und angreifend, als das Einstellen auf gleichen Farbenton zweier
                              Quarzplatten, was namentlich für Praktiker, die täglich eine große Zahl von
                              Zuckersäften zu untersuchen haben, von großer Bedeutung ist; ja es scheint sogar,
                              daß Augen, die für Farben ganz unempfindlich sind, sogen, farbenblinde Augen, welche
                              also weder das Soleil'sche noch Mitscherlich'sche Instrument benutzen können, dennoch mit dem Wild'schen zu arbeiten vermögen.
                           Uebrigens bedarf das Wild'sche Instrument noch sehr der
                              Vervollkommnung, ehe es den Anforderungen der praktischen Zuckerfabrikanten
                              entsprechen dürfte, und zwar bleibt zu wünschen:
                           1) daß dem Instrumente Beobachtungsröhren von mindestens 200 Millimeter Länge gegeben
                              werden;
                           2) daß eine Compensations-Vorrichtung durch Quarzplatten geeigneter Dicke, behufs
                              Untersuchung concentrirterer Zuckerlösungen dem Instrumente beigegeben und wo
                              möglich so angebracht werde, daß die Ablesung nicht mehr am Kreise einer Trommel
                              nach Graden, sondern an einer linearen Scale, etwa nach Procenten einer bestimmten
                              Normal-Zuckerlösung bewirkt wird;
                           3) daß schließlich dem Instrumente ein stabileres Stativ statt der Handhabe gegeben
                              werde, da die Untersuchungen der Zuckerfabrikanten fast nur bei Lampenlicht
                              stattfinden können.
                           
                        
                           Patentproceß zwischen Renard und
                              Levinstein hinsichtlich Girard's Verfahren blaue Anilinfarben darzustellen.
                           Vor Kurzem wurde in London ein Patentproceß zwischen Renard und Levinstein verhandelt, der in vieler
                              Hinsicht Interesse erregte. Es handelte sich um das bekannte Verfahren Girard's, blaue Anilinfarben darzustellen (m. s.
                              polytechn. Journal von 1861, Bd. CLXII S. 297). Girard
                              erklärte, daß er seine Entdeckung mit de Laire beim
                              Suchen nach neuen Farben gemacht, in Frankreich drei Patente genommen habe und daß
                              nach seinem Verfahren bis jetzt für 550–800,000 Thlr. (nach einer späteren
                              Aussage von de Laire für 1,200,000 Thlr.) Farben
                              dargestellt worden setzen. Es werde jetzt in Frankreich durch 4–5stündiges
                              Erhitzen von gereinigtem Anilinroth und Anilin (zu etwa gleichen Theilen) in einer
                              eisernen Retorte zunächst eine violette Farbe dargestellt, die dann mit mehr oder
                              weniger starker Salzsäure, je nachdem man eine mehr oder weniger blaue Farbe
                              darzustellen beabsichtige, in einer emaillirten Pfanne gekocht werde. Das Anilinroth
                              darf etwas Chlor enthalten, auch lassen sich Rosanilinchlorid, essigsaures,
                              schwefelsaures etc. Rosanilin ganz gut verwenden. Nach Franc, Mitglied der Firma Gebr. Renard in Lyon,
                              begann diese Fabrik im April oder Mai 1861 Anilinblau darzustellen und hat seitdem
                              400,000 Pfd. geliefert; das Anilinroth wurde durch Erhitzen von Anilin mit
                              Zinnchlorid, auch mit salpetersaurem Quecksilberoxydul dargestellt.
                           Dr. Hofmann erklärte, daß er
                              kürzlich mit Dr. Frankland,
                                 Redwood, Warrington etc. Versuche über Darstellung des Anilinblau gemacht,
                              die essig-, oxal-, schwefel- und arsensauren Salze, sowie das Chlorid von Anilin und
                              Toluidin verwendet und die einzelnen Salze mit Anilin auf circa 165° C. erhitzt habe; die nöthige Zeit zur Darstellung der
                              blauen Farbe habe im Minimum zwischen 1 1/2–2 Stunden geschwankt, im Maximum
                              aber 5 Stunden betragen. Die erhaltene violette Masse wurde zur einen Hälfte auf
                              Violett, zur anderen auf Blau verarbeitet; für die erstere wurde Wasser mit 2 Proc.,
                              für die letztere Wasser mit 10 Proc. käuflicher Salzsäure verwendet. Das essigsaure
                              Rosanilin lieferte am schnellsten Violett, das Chlorid am langsamsten, in jedem Fall
                              aber wurde ein gutes Blau erhalten. Mit Toluidin war der Proceß ganz ähnlich. Nicholson (Firma Simpson,
                                 Maule und Nicholson) erklärte, daß seine Fabrik
                              seit Juli 1862 nach Girard's Patent arbeite und den Patenteigenthümern
                              106,000 Thlr. Abgaben gezahlt habe; man nehme in ihr 20 Pfd. Rosanilin, 60 Pfd.
                              Anilin und 4 Pinten Essigsäure, erhitze auf 150–2000, zuweilen auf
                              205° C. – Warrington hatte das Anilinblau
                              untersucht und darin Spuren von Anilinroth, Anilin und Salzsäure gefunden,
                              Essigsäure war gar nicht vorhanden. Dieß möchten etwa die wesentlichsten Punkte von
                              allgemeinerem Interesse seyn, welche von Seiten der Kläger vorgebracht wurden.
                           Die Angeklagten (Levinstein u. Comp.) erklärten, daß ihr Verfahren nicht das Girard's sey; sie verwendeten Rosanilin, zuweilen auch das Chlorhydrat
                              davon, in beiden Fällen unter Zusatz von Essigsäure, fügten aber nicht käufliches
                              Anilin hinzu, sondern den Rückstand, der bei der Fabrication von Magentaroth
                              überdestillirt und kein Anilinroth liefert. Sie erhitzen 1/2–1 Stunde und
                              erhalten so eine blaue Farbe, die durch Schwefelsäure oder Salzsäure gereinigt
                              werden kann. Sie wird durch Schwefelsäure gefällt und dann mit Essigsäure und
                              Alkohol (1 Unze Säure auf 1 Pinte Alkohol) erhitzt.
                           Das Resultat der (in der Chemical News, December 1864,
                              Nr. 263, 264 und 265 mitgetheilten) Verhandlung ist noch nicht bekannt. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1865, Nr. 3.)
                           
                        
                           Humfrey's Verfahren den Kautschuk
                              in Petroleum zu lösen.
                           Man hat mehrfach, aber ohne Erfolg, Kautschuk in rectificirtem Petroleum zu lösen
                              gesucht; der Kautschuk löst sich zwar leicht, beim Abdampfen bleibt aber ein
                              pechiger Rückstand, der Kautschuk hat seine Elasticität verloren und ist auch in
                              anderen Beziehungen unbrauchbar. Nach dem Patent, welches sich Ch. Humfrey in London am 5. Mai 1864 ertheilen ließ (London Journal of arts, December 1864, S. 347), soll man
                              auf folgende Weise einen guten Erfolg erreichen. Man hat sich zunächst wasserfreies,
                              rectificirtes Petroleum dadurch zu verschaffen, daß man 450–500 Liter
                              käufliches rectificirtes Petroleum von circa 0,725 spec.
                              Gew. in einem gut schließenden, mit einem Rührer versehenen eisernen Gefäße mit
                              45–50 Litern concentrirter Schwefelsäure von wenigstens 1,840 spec. Gew.
                              mischt, das Ganze lebhaft umrührt, das Gemisch kurze Zeit absetzen läßt und die
                              Säure durch einen Hahn am Boden des Gefäßes abzieht. Dann setzt man etwa dieselbe
                              Menge concentrirter Schwefelsäure zu und wiederholt die Operation. Das Petroleum
                              wird unter möglichster Beschränkung des Luftzutrittes in ein anderes verschlossenes
                              und ebenfalls mit einem Rührer versehenes Gefäß decantirt und nach Zusatz von
                              1–1 1/2 Klgr. Bleiglätte und 1/2 Klgr. Mangansuperoxyd (Braunstein), beide
                              fein gepulvert, gut umgerührt. So behandelt, ist das Petroleum zum Gebrauch fertig
                              und wird in einigen Stunden hell. Man kann auch 500 Liter rectificirtes Petroleum in
                              einem geschlossenen, mit Rührer versehenen Eisengefäße mit 12–13 Klgr. fein
                              gepulvertem und frisch geglühtem Chlorcalcium gut umrühren, nachdem sich die
                              Flüssigkeit geklärt hat, in ein anderes Gefäß decantiren, zum zweitenmale mit
                              calcinirtem Chlorcalcium behandeln und endlich abdestilliren. Dieses letztere
                              Verfahren ist langwieriger, es erfordert wenigstens mehrere Tage. Der zweite Punkt
                              besteht darin, daß man sich ganz trockenen Kautschuk verschafft, was man dadurch
                              erreicht, daß man den kleingeschnittenen Kautschuk in einer warmen Atmosphäre
                              austrocknet. Den so behandelten Kautschuk digerirt man mit dem auf angegebene Weise
                              behandelten Petroleum unter Umrühren in einem geschlossenen Gefäße und erhält so
                              eine beliebig starke Lösung, die aber der Luft, namentlich feuchter, nicht
                              ausgesetzt werden darf.