| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. , S. 476 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Feststellung von Typen für gewalzte Eisenträger und deren
                              Anwendung im Baufache.
                           Der österreichische Ingenieur- und Architecten-Verein hat im verflossenen
                              Vereinsjahre (1863/64) beschlossen, ein Comité habe sich mit der Feststellung von Typen für gewalzte Träger behufs deren
                              Anwendung im Baufache zu beschäftigen.
                           Der Verwaltungsrath hat dieses Comité aus folgenden Mitgliedern
                              zusammengesetzt: den Herren Bochkoltz, Fink, Gabriel,
                                 Hummel, Leyser, Tietz, Winterhalder.
                           Das Comité schritt sogleich an seine Aufgabe und hat in einigen Berathungen
                              hauptsächlich die principielle Auffassung, Begrenzung und Behandlung des
                              Gegenstandes präcisirt; hierauf beschloß das Comité, seine nun genau
                              definirte Aufgabe in der Art zu trennen, daß zunächst eine Abtheilung, bestehend aus
                              den dem Baufache angehörigen Mitgliedern, eine im Sinne der allgemeinen
                              Vorberathungen zu behandelnde tabellarische Zusammenstellung aller jener gewöhnlich
                              im Baufach vorkommenden Fälle auszuarbeiten habe, für welche die Anwendung von
                              Eisenträgern durchführbar erscheint.
                           
                           Unter Zugrundelegung dieser tabellarischen Zusammenstellung sollte dann die zweite,
                              aus den Hüttenleuten und Mechanikern zusammengesetzte Abtheilung des Comité's
                              die Berechnungen der einzelnen Eisenconstructionen nach Form und Dimension in der
                              Art durchführen, daß nicht allein durch entsprechende Combination einer möglichst
                              kleinen Anzahl von Typen sämmtliche in der Zusammenstellung der Architecten des
                              Comité's enthaltenen Fälle sollen befriedigt werden können, sondern daß auch
                              bezüglich des Gewichtes, der praktischen Herstellung und des Trägheitsmomentes der
                              Träger die möglichst günstigen Verhältnisse berücksichtigt wären, weil in letzterer
                              Beachtung sich die billigste Anwendung der Eisenconstruction dargestellt. Die
                              darüber entworfenen Tabellen geben vier der hauptsächlichst vorkommenden
                              Anwendungsformen mit eingehenden Daten über die Belastungsverhältnisse eiserner
                              Träger für die im Baufache wiederholt vorkommenden Fälle; sie sind einfach und
                              übersichtlich gehalten, so daß jeder Praktiker sich leicht darin zurecht finden und
                              ohne Schwierigkeit die für verschiedene Geschoßhöhen und Mauerstärken nöthigen
                              Transformationen daran wird vornehmen können, um zu dem gewünschten Resultate zu
                              kommen.
                           Bevor nun die Comité-Abtheilung der Hüttenmänner und Mechaniker daran gieng,
                              die Rechnung für alle vorgemerkten Fälle durchzuführen, fand dieselbe für gut, sich
                              eine vollständige Sammlung der bekannteren Formen von Eisenconstructionen des In-
                              und Auslandes zu verschaffen behufs der vielseitigsten Benützung aller über diesen
                              Gegenstand bereits vorliegenden Daten.
                           Die in Folge der ergangenen Einladungen von den inländischen Werken bereitwilligst
                              vorgelegten Verzeichnisse der bereits von denselben bisher ausgeführten Profile, für
                              welche also die Walzeneinrichtungen schon vorhanden sind, geben zugleich das Mittel
                              an die Hand, um zu beurtheilen, ob und in wie weit sich solche bereits vorhandene
                              Profile in das allgemein herzustellende Schema einbeziehen lassen, ohne der
                              principiellen Durchführung des letzteren Eintrag zu thun.
                           Die sonach aus den vorliegenden in- und ausländischen Typen gemachte
                              Rechnungs-Zusammenstellung bot den sichersten Anhaltspunkt über die für die
                              praktische Durchführbarkeit noch zulässigen Verhältnisse der einzelnen Träger, und
                              gestattete die praktisch möglichen und zugleich hinsichtlich der Trägheitsmomente
                              günstigsten Dimensionen bei der Feststellung der einzelnen Normalprofile zu Grunde
                              zu legen.
                           Die hierbei angestellten Berechnungen ergaben, daß mit den in einer zweiten Tabelle
                              aufgestellten 10 Stück Trägerprofilen alle in der ersten Tabelle enthaltenen Fälle
                              erschöpft sind, so daß bei etwaigen Differenzen zwischen der gegebenen Belastung und
                              der Tragfähigkeit der zugehörigen Profile es dem Constructeur überlassen bleibt, dem
                              speciellen Falle entsprechend, die nächst höher oder tiefer liegende Träger-Nummer
                              zu wählen.
                           Wenn somit von dieser vorläufig für die bezeichneten wichtigeren und allgemeineren
                              Anwendungsfälle im Baufache ausreichenden geringen Anzahl von Profilen geltend
                              gemacht werden kann, daß sie bezüglich ihrer praktischen Ausführung keine besonderen
                              Schwierigkeiten haben werden, weil Träger in analogen Dimensionen bereits ausgeführt
                              sind, wenn ferner unter den jetzt bekannten Profilen die hinsichtlich der Gewichte
                              und Trägheitsmomente günstigsten Verhältnisse gewählt sind, wenn endlich auf das im
                              Inlande bereits vorhandene Walzencaliber theilweise Rücksicht genommen wurde, so
                              ist, glauben wir, allen Umständen Rechnung getragen, die in praktischer und
                              theoretischer Beziehung bei der gestellten Aufgabe in's Auge zu fassen waren.
                           Alle sonstigen für die Berechnung maßgebenden und bei der Anwendung der Tabellen
                              nöthigen Daten finden sich in den denselben angefügten Anmerkungen.
                           Zur Erklärung des Umstandes, daß die Trägerformen nicht von 4 bis 12 Zoll Höhe in
                              stetiger Reihe von 1 Zoll zu 1 Zoll aufeinander folgen, wird noch beigefügt, aß die
                              Commission sich bei der Zusammenstellung und Reihenfolge einerseits durch die
                              Gewichte und die denselben nahezu entsprechenden Tragfähigkeiten bestimmen ließ, daß
                              sie andererseits auf vorhandene Profile, insofern solche ein günstiges Verhältnis
                              zwischen Trägheitsmoment und Materialaufwand nachweisen, daß sie weiters auf die in
                              der Tabelle I dargestellten Fälle des praktischen Bedürfnisses Rücksicht genommen
                              hat, und endlich, daß sie die Trägerformen II und IV deßhalb einschalten zu müssen
                              geglaubt hat, weil bei denselben mit verhältnißmäßig geringer Constructionshöhe eine
                              große Tragfähigkeit verbunden ist, daß sie sich also in gewissen Fällen als
                              besonders zweckentsprechend erweisen werden.
                           
                           Indem wir die Hoffnung aussprechen, daß durch eine recht baldige allgemeine Anwendung
                              und Adoptirung dieses Schema's seitens der Consumenten und Producenten einem
                              wirklichen Bedürfniß abgeholfen werde, sehen wir uns zu dem Antrage veranlaßt:
                           Der löbliche Ingenieur- und Architecten-Verein wolle diesen für den praktischen
                              Gebrauch eingerichteten Tabellen nicht allein durch Veröffentlichung in der
                              Zeitschrift des Vereines, sondern auch in anderer Weise die größtmögliche
                              Verbreitung geben; er wolle ferner mit allen seinen Mitteln dahin wirken, daß die
                              Producenten sich die Festsetzung der Tabelle II aneignen, damit durch gemeinsames
                              Vorgehen die Producenten solche Formen schaffen, wie die Praxis sie erheischt, und
                              andererseits, damit die Consumenten in die Lage kommen, die für die einzelnen Fälle
                              der Praxis erforderlichen Formen ohne Weitwendigkeiten sich verschaffen zu
                              können.
                           In solcher Weise könnte der Vortheil der Producenten mit dem der Consumenten Hand in
                              Hand gehen und der Verwendung des Eisens im Baufache die gewünschte größere
                              Verbreitung gegeben werden.
                           A. Bochkoltz.
                                  P. Fink.
                                  C. Gabriel.
                                  E. Leyser.
                                  J. Winterhalder.
                           Allen jenen Werken, welche sich an den Ingenieur- und Architecten-Verein in Wien
                              wenden wollen, wird derselbe mit größter Liberalität durch Mittheilung der Tabellen
                              und Typen-Zeichnungen im Maaßstabe der Naturgröße entgegenkommen. (Oesterreichische
                              Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1865, Nr. 8.)
                           
                        
                           Thirault's Verfahren zum Färben und
                              Conserviren des Eisens.
                           Der Zweck des Erfinders ist, die Oberfläche des Eisens mit einer vollkommen
                              anhaftenden Schicht von Eisenoxyduloxyd zu überziehen. Dieß wird durch folgende
                              Operationen erreicht:
                           1) man erzeugt auf der Oberfläche des Schmiedeeisens (oder Stahls) eine anhaftende
                              Schicht von Eisenoxyd;
                           2) man verwandelt das gebildete Oxyd unter dem Einfluß des Wassers bei einer hohen
                              Temperatur (90 bis 100° C.) in das niedrigere schwarze Oxyd (magnetisches
                              Oxyd, Fe³O⁴);
                           3) man wiederholt die Operation, bis die schwarze Schicht hinreichend dick und
                              anhaftend ist;
                           4) man taucht die Gegenstände in ein Bad lauwarmen Wassers, um das Schmiedeeisen
                              (oder den Stahl) von den seiner Oberfläche anhaftenden sauren oder salzigen Theilen
                              zu reinigen, wornach man die Gegenstände mit einer schwachen Schicht Olivenöl
                              tränkt. Es folgen nun die Vorschriften für die anzuwendenden Präparate.
                           
                              Erste Vorschrift.
                              
                                 
                                    Quecksilbersublimat
                                    250 Gramme
                                    
                                 
                                    Salmiak
                                    250 Gramme
                                    
                                 
                                    Wasser
                                        5 Liter
                                    
                                 
                              Man löst auf, läßt absetzen, decantirt oder filtrirt, und bewahrt die Flüssigkeit
                                 in Glasflaschen auf.
                              
                           
                              Zweite Vorschrift.
                              
                                 
                                    Flüssiges Eisenchlorid von 30° Baumé
                                    750 Gramme
                                    
                                 
                                    Kupfervitriol
                                      50      „
                                    
                                 
                                    Salpetersäure von 36° Baumé
                                    200      „
                                    
                                 
                                    Alkohol
                                    300      „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                      10 Liter
                                    
                                 
                              Man verfährt wie für die erste Vorschrift.
                              
                           
                              
                              Dritte Vorschrift.
                              
                                 
                                    Flüssiges Eisenchlorid von 30° Baumé
                                    100 Gramme
                                    
                                 
                                    trockenes Eisenchlorür
                                    300      „
                                    
                                 
                                    Salpetersäure von 36° Baumé
                                      50      „
                                    
                                 
                                    Alkohol
                                    900      „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                      10 Liter
                                    
                                 
                              Man verfährt wie für die erste und zweite Vorschrift.
                              Patentirt in Belgien am 12. Januar 1863. (Armengaud's
                                 Génie industriel, August 1864, S.
                                 69.)
                              Ueber das Verfahren von Thirault zu St. Etienne, auf
                                 dem Schmiedeeisen und dem Stahl einen gefärbten Ueberzug zum Schutze gegen den
                                 Rost zu erzeugen, hat Gaultier de Claubry im J. 1860
                                 der Société d'Encouragement zu Paris
                                 einen sehr günstigen Bericht erstattet, welcher im polytechn. Journal Bd. CLV S.
                                    431 mitgetheilt wurde. Die Redaction.
                              
                           
                        
                           Die galvanoplastische Anstalt von Elkington in Birmingham.
                           Das Practical Mechanics' Magazine December 1864, bringt
                              S. 249 nach dem Iron monger einen Bericht über diese
                              großartige und berühmte Anstalt,Man s. die Mittheilungen über dieselbe im Jahrgang 1863 des polytechn.
                                    Journals, Bd. CLXX S. 269. welchem wir folgende Notizen über die zum Versilbern und Vergolden
                              angewendeten Verfahrungsarten entnehmen:
                           Die zu versilbernden oder zu vergoldenden Gegenstände werden zuerst gereinigt und in
                              Sägespänen getrocknet, dann mit einer dünnen Lösung von salpetersaurem
                              Quecksilberoxyd gewaschen, wodurch sich auf dem Gegenstand eine feine Schicht
                              metallischen Quecksilbers ablagert, welche denselben befähigt, das Silber oder Gold
                              fest haftbar zu machen. Eine Anzahl Löffel, Messer Gabeln etc., die versilbert
                              werden sollen, werden an einen Kupferdraht, der kleine Häkchen trägt, angehängt, und
                              mit demselben in das Silberbad und in Contact mit dem Zinkpol der Batterie gebracht.
                              Sofort schlägt sich darauf Silber in brillanter Weiße nieder, ohne daß in der
                              Flüssigkeit die geringste Bewegung bemerkbar ist, und je nachdem die Gegenstände
                              längere oder kürzere Zeit in der Flüssigkeit verbleiben, wird der Niederschlag von
                              Silber dicker oder dünner seyn. Um die Menge des Niederschlages bestimmen zu können,
                              wird ein Löffel oder ein anderer Gegenstand gewogen, bevor er in das Bad gebracht
                              wird, und indem man ihn zeitweise herausnimmt und wieder wiegt, kann man erfahren,
                              wie viel Silber sich auf jedem einzelnen Gegenstand oder auf einer Fläche von 1
                              Quadratfuß niedergeschlagen hat.
                           Zur Darstellung des Silberbades löst man 2 Th. reines
                              Silber in der Wärme in 6 Th. Salpetersäure und dampft zur Trockne ein; den Rückstand
                              löst man in 25 Th. Wasser und fällt mit 2 Th. Cyankalium, in 10 Th. Wasser gelöst;
                              das Cyansilber wird abfiltrirt, ausgewaschen und in 2 Th. Cyankalium, welches in
                              sehr wenig Wasser gelöst ist, aufgelöst. Diese Lösung wird mit so viel Wasser
                              verdünnt, daß sie 100 Th. ausmacht, und ist dann zum Gebrauch fertig.
                           Man muß darauf achten, daß die Dichtigkeit des Silberbades immer dieselbe bleibt.
                              Während sich aus demselben Silber ausscheidet, wird allerdings in demselben
                              Verhältniß am anderen Pol wieder Silber gelöst, und zwar von den Platten, welche zu
                              diesem Zweck im Trog liegen. Dieses erfolgt indessen nicht so regelmäßig, und die
                              auf und nieder gehenden Ströme veranlassen auf der Oberfläche der zu versilbernden
                              Gegenstände Streifen. Dieses wird vermieden, indem das Silberbad durch eine
                              mechanische Vorrichtung fortwährend langsam bewegt wird.
                           Der Silberniederschlag ist meistens ohne Lüster; um ihm aber ein sehr schönes Lüster
                              zu geben, setzt man dem Silberbad eine geringe Menge Schwefelkohlenstoff
                              zu. Nach vier Stunden
                              ist gewöhnlich die Versilberung beendet, obgleich die Dicke des Silberniederschlages
                              sehr verschieden gegeben wird, je nach dem Zweck, den der Gegenstand erfüllen soll.
                              Für gewöhnliche Artikel rechnet man 1 1/2 bis 3 Unzen Silber aus 1 Quadratfuß
                              Fläche. Wird Schwefelkohlenstoff nicht angewendet, so müssen die Gegenstände noch
                              polirt werden; alle aber erhalten den letzten Glanz durch Poliren mit den Händen
                              junger Mädchen, denn die Feinheit und Weichheit ihrer Haut gibt eine Politur, welche
                              man durch kein anderes Mittel erreichen kann.
                           
                        
                           Ueber die Reinigung des Steinkohlengases von
                              Schwefelkohlenstoff; von Lewis Thompson.
                           Vor längerer Zeit fand ich, daß Wasserdampf und Schwefelkohlenstoff bei Rothgluth
                              nicht nebeneinander bestehen können; leitet man nämlich beide durch eine
                              rothglühende Röhre, so zersetzen sie sich gegenseitig in Schwefelwasserstoff und
                              Kohlensäure (2 CS² + HO = 2 SH + CO²). In den letzten Monaten habe ich
                              den praktischen Werth dieser Thatsache bei der Reinigung von über 15,000 Kubikfuß
                              Gas erprobt, welche sich bei der genauesten Prüfung als vollkommen frei von jeder
                              Spur Schwefelkohlenstoff erwiesen.
                           Jedenfalls fordern die erlangten Resultate zu weiterer Verfolgung des Gegenstandes
                              von Seite der competenten Techniker auf. Ich mische das Gas, nachdem es die
                              Theercisterne verlassen und bevor es den Condensator erreicht hat, mit Wasserdampf,
                              und leite das Gemisch durch eine vollkommen kirschroth glühende Retorte oder Röhre.
                              Die Weiterleitung nach dem Condensator u.s.w. bleibt unverändert. Ich verwendete
                              bei. meinen Versuchen eine gußeiserne Röhre von kreisförmigem Querschnitt, 5 Zoll
                              Durchmesser und 12 Fuß Länge, durch welche das Gemisch mit einer Geschwindigkeit von
                              1500 Kubikfuß per Stunde durchging. Unter der erwähnten
                              „Kirschrothgluth“ ist eine Temperatur von circa 650° C. verstanden, doch kann dieselbe vom
                              Schmelzpunkte eines weichen Messings bis zu dem des Silbers schwanken, muß aber
                              stets um so höher seyn, je größer die Geschwindigkeit des Gasstromes in der Röhre
                              ist. An Wasserdampf braucht man etwa 60–80 Kubikfuß, entsprechend 3–4
                              Pfd. Wasser, per Tonne Newcastle Kohle, oder für 1000
                              Kubikfuß Gas aus der Theercisterne 7 Kubikfuß Dampf; ein Ueberschuß von Dampf ist
                              indessen nicht sonderlich nachtheilig. (London Journal of
                                 arts, Februar 1865, S. 65.)
                           
                        
                           Ueber das Magnesiumlicht, von Roscoe.
                           Das Spectrum des brennenden Magnesiumlichtes ist äußerst reich an violetten und
                              ultra-violetten Strahlen, theils durch den weißglühenden Dampf des Magnesiums,
                              theils durch die stark erhitzte Magnesia, welche sich durch die Verbrennung bildet.
                              Schon im Jahre 1859 wurde die chemische Kraft dieses Lichtes mit der der Sonne
                              verglichen und zu photographischen Zwecken empfohlen. Die Leuchtkraft der Sonne ist
                              524 Mal größer als die des Magnesiums, aber an chemischer Kraft übertrifft sie
                              dieses nur um fünfmal. Ein brennender Magnesiumdraht von 0,297 Millimeter Dicke gibt
                              so viel Licht wie 74 Stearinkerzen, deren fünf auf das Pfund gehen. Wenn dieß Licht
                              eine Minute dauert, werden 0,987 Meter Draht im Gewichte von 0,120 Grm. verbrannt.
                              Um ein Licht zu erzeugen, welches dem von 74 Stearinkerzen gleich kommt, die 10
                              Stunden brennen (wobei 20 Pfd. Stearin verzehrt werden), sind 72,2 Grm. (circa 4 1/2 Loth) Magnesium erforderlich. Man erhält den
                              Magnesiumdraht dadurch, daß man das Metall aus einer heißen Stahlpresse drückt, die
                              am Boden eine feine Oeffnung hat; den Draht kann man auf Spindeln rollen, welche
                              sich durch ein Uhrwerk bewegen und ihn durch eine Oeffnung in eine Gas- oder
                              Spiritusflamme langsam hinein schieben. (Photographisches Archiv, 1864 S. 502.)
                           
                        
                           
                           Magnesiumlampe.
                           Um das ruhige Verbrennen des Magnesiumdrahtes herbeizuführen, hat der Photograph Grant in Nottingham eine sehr einfache mechanische
                              Anordnung construirt, welche sich ganz vortrefflich bewähren soll. Der doppelte
                              Draht ist auf Spulen aufgewickelt, und wird von diesen zwischen zwei Cylinder
                              geleitet, die ihn durch ihre langsame Drehung nachziehen und in dem Maaße, als er
                              verbrennt, in eine Glasröhre hineinschieben, wo er mit ruhigem, blendendem Lichte
                              verbrennt. Man kann den Apparat zu den verschiedensten Zwecken, Beleuchtung der
                              Bühnen, zu Signalen im Nebel, vor Allem aber zu photographischen Aufnahmen
                              verwenden, welche fast eben so rasch als im Sonnenlichte entstehen.
                           
                        
                           Feuerpapier.
                           In der Londoner chemischen Gesellschaft zeigte Prof. Hofmann Feuerwerkspapier aus Japan vor, das anfänglich mit kleiner, kaum
                              leuchtender Flamme brannte, während sich bei fortschreitender Verbrennung eine
                              rothglühende Kugel von einer salzigen Masse anhäufte. Nachdem das Papier etwa zur
                              Hälfte verbrannt war, fieng die glühende Kugel an glänzende Funken auszusenden; das
                              Phänomen erschien ganz ähnlich wie das beim Verbrennen einer stählernen Feder in
                              Sauerstoff, nur viel zarter, indem die einzelnen Funken in prächtigen dendritischen
                              Verzweigungen ausstrahlten. Bei der Untersuchung des Papiers, sagt Prof. Hofmann, habe er zunächst nach einem fein zertheilten
                              Metall in der Mischung gesucht, die aber nur aus 17,32 Proc. Kohlenstoff, 29,14
                              Proc. Schwefel und 53,64 Proc. Salpeter bestehe; jede Lunte enthalte circa 40 Milligrm. von der Mischung in feines Papier
                              eingewickelt; ein Gemisch von 1 Th. gepulverter Holzkohle, 1 1/2 Th. Schwefel und 3
                              1/4 Th. Salpeter zeigte die Erscheinung sogar noch auffallender. Die Wahl des
                              Papiers ist nicht ohne Einfluß, am besten eignet sich ächtes japanisches. (Durch die
                              deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Ueber Anilinblau (Bleu de nuit),
                              von J. Levinstein.
                           Von Schlumberger und von Passavant wurde essigsaures Natron mit Fuchsin und Anilinöl zur
                              Darstellung des Lichtblaues angewendet. Um das Blau grünstichig zu machen, verfährt
                              man besser nach folgender Methode: 3 Th. Anilinöl werden mit 1 Th. Anilinroth auf
                              180° C. so lange erhitzt, bis das Roth in Violett verwandelt ist, was nach
                              circa 3 bis 4 Stunden eingetreten ist. Alsdann fügt
                              man 1/2 Th. essigsaures Kali hinzu und steigert die Temperatur auf 190° C.;
                              nach circa 1 1/2 Stunden ist alles Roth in Blau
                              verwandelt; man erhitzt dann noch so lange (einige Minuten), bis eine Probe auf
                              Porzellan gestrichen eine grünblaue Farbe zeigt. Dann gießt man die ganze Masse in
                              Spiritus und entfernt das überschüssige Anilinöl durch Kochen in concentrirter
                              Salzsäure; hierbei scheidet sich das Bleu de nuit als
                              compacte bronzefarbene Masse aus; die überstehende Salzsäure wird dann mit Wasser
                              verdünnt, wobei ein Niederschlag von violetter Farbe sich ausscheidet. Dieser
                              Niederschlag löst sich nur in Spiritus und färbt rothblau (im Handel Bleu de Lyon). Das zuerst ausgeschiedene (ausgewaschene)
                              Lichtblau (Bleu de Lumière) löst sich ebenfalls
                              nur in starkem Alkohol. (Jacobsen's chemisch-technisches
                              Repertorium, 1864 1. Halbj. S. 21.)
                           
                        
                           Verhalten des Glycerins zu Chloroform, nach Dr. Wittstein.
                           C. Palm hatte vorgeschlagen (polytechn. Journal Bd. CLXVII
                                 S. 224) eine Verfälschung des Glycerins mit Rohr- oder Traubenzucker dadurch
                              quantitativ zu bestimmen, daß man es mit Chloroform schüttele, weil diese beiden Zuckerarten in Chloroform
                              unlöslich seyen, das Glycerin aber sich darin mit der größten Leichtigkeit auflöse.
                              Die letztere Angabe beruht aber, wie sich nachträglich herausgestellt hat, auf einem
                              Irrthum; das Glycerin ist ebenso, wenig wie jene beiden Zuckerarten in Chloroform
                              löslich. Nichtsdestoweniger gelingt es aber doch, vermittelst Chloroform das
                              Glycerin von dem Zucker vollständig zu trennen, denn dieser scheidet sich dabei im
                              festen Zustande aus, während sich das Glycerin auf die Oberfläche des Chloroforms
                              begibt und durch Hülfe des letzteren weggespült werden kann.
                           Palm's Vorschlag war also keineswegs hinter dem
                              Schreibtische ausgesonnen, wie behauptet worden, sondern der durch Chloroform aus
                              dem verfälschten Glycerin abgeschiedene Zucker wurde wirklich gewogen. Nur hatte Palm übersehen, daß das Glycerin nicht in, sondern auf
                              das Chloroform übergegangen war. (Aus des Verf. Vierteljahresschrift für praktische
                              Pharmacie, Bd. XIV S. 100.)
                           
                        
                           Ueber den Kunstguß von Naturmodellen, von Schütze in Dresden.
                           Um z.B. eine Gruppe von Eidechsen abzuformen, werden die Thiere durch etwas Strychnin
                              bewußtlos gemacht (bei todten würden die Muskeln schlaff zusammenfallen), dann
                              gerichtet, mit Spiritus oder Wasser begossen, um das genaueste Anschließen der
                              Formmasse in allen Theilen zu erreichen, in einer Mischung von Gyps und Asbest
                              abgeformt und nach deren Erstarrung behutsam herausgezogen. Nach dem Gusse taucht
                              man das Kupfer in Essigsäure, um ihm eine schwache Patina zu geben. Weit künstlicher
                              ist die Abformung von Insecten, Pflanzen mit den feinsten Theilen etc., denen man
                              zuerst das überflüssige Wasser durch Eintauchen in Spiritus entzieht. Durch Glycerin
                              werden die Blumen feucht und frisch erhalten, in eine Lösung von etwas Phosphor in
                              Schwefelkohlenstoff getaucht, durch eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd
                              gezogen und dadurch mit einer feinen Silberhaut überzogen, auf welcher sich Kupfer
                              leicht niederschlägt und so die Form bildet. Durch Glühen wird die Blume
                              eingeäschert, die Asche durch angesäuertes Wasser entfernt, die Form in einen Kasten
                              mit Formsand eingefüllt, der Kasten mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetzt und so
                              die Form luftleer gemacht. Auf der unteren Seite des Kastens ragt ein außen mit
                              einer Gutta-percha-Platte geschlossenes Saugrohr hervor; taucht man dieses in ein
                              geschmolzenes Metall, so wird die Platte zerstört und durch den Druck der äußeren
                              Luft das Metall in den luftleeren Raum getrieben, den es sofort ausfüllt.
                              Schließlich wird die Kupferform durch Schwefelsäure abgeätzt. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1865, Nr. 3.)
                           
                        
                           Mittel gegen die Zerstörung der Holzschnitzereien durch
                              Insecten.
                           Es war in England häufig vorgekommen, daß Holzschnitzereien schon nach wenigen Jahren
                              durch Insecten völlig zerstört waren; ja wenn diese Thierchen zu einem oder dem
                              anderen Gegenstand besondere Zuneigung gefaßt hatten, gieng die Zerstörung noch
                              schneller. Demzufolge war eine Commission niedergesetzt, deren Aufgabe es war, die
                              Ursachen der Zerstörung festzustellen und Mittel zur Abhülfe vorzuschlagen, und wir
                              entnehmen dem Commissionsbericht, welchen das Mechanics'
                                 Magazine mittheilt, Folgendes:
                           Das Insect, welches am meisten zerstörend wirkt und die Möbel und andere
                              Holzschnitzereien in allen Richtungen durchbohrt, gehört in das Genus Anobium, dasselbe Genus, welches auch den Bibliotheken
                              so gefährlich wird. In der Bodleian-Bibliothek hatte dieses Insect schon früher
                              großen Schaden gethan, wovor man sich später in der Weise schützte, daß man die
                              beschädigten Bücher in Glaskästen schloß und Schälchen mit Benzin hinein stellte.
                              Das Insect kann den Geruch des Benzins nicht vertragen, und sobald die Bücher damit
                              imprägnirt sind, sterben die Insecten, sowie die Larven und die Eier, und das Insect
                              kommt in die so behandelten Bücher nie wieder hinein. Bei den Möbeln und
                              Holzschnitzereien wendet man dasselbe Mittel an. Eine Tränkung des Holzes mit Benzin
                              wäre einfacher, doch diese läßt sich wohl bei neuem Holz anwenden, nicht aber bei fertigen Möbeln. Die
                              Möbeln und andere Schnitzereien, die schon sehr von den Angriffen der Insecten
                              gelitten hatten, wurden in verschließbare Räume gebracht und bei der Wärme des
                              Sommers Schalen mit Benzin hinein gestellt. Wenn eine Portion Benzin verdampft ist,
                              muß eine neue Portion aufgegossen und diese Operation so oft wiederholt werden, bis
                              man größere Mengen todter Insecten oder Larven im Zimmer findet. Die Tödtung dauert
                              einige Wochen bis Monate und man kann durch diese sehr geringe Mühe kostbare
                              Meublements erhalten. Man hat statt Benzin auch Kreosot, Carbolsäure und Chloroform
                              versucht, aber diese Körper haben nicht die guten Resultate gegeben wie Benzin.
                              Nachdem diese Thatsache festgestellt war, war es wichtig zu ermitteln, ob es nicht
                              ein Mittel gibt, neue Holzschnitzarbeiten so zu schützen, daß der Wurm nie hinein
                              kommt. Es wird von der Commission vorgeschlagen, die Gegenstände mit einem Ueberzug
                              von Leim zu versehen, weil der Leim thierischen Ursprungs ist, und es
                              erfahrungsmäßig feststeht, daß das Insect nur von Vegetabilien lebt und alle Körper
                              thierischen Ursprungs unberührt läßt. Um den Leimüberzug wirksamer zu machen, kann
                              man auf 1 Quart der Leimlösung noch 2 Grm. Quecksilberchlorid lösen. Wenn es sich
                              darum handelt, Schnitzereien wieder herzustellen, die so sehr von den Angriffen des
                              Insectes gelitten haben, daß sie aus einander zu fallen drohen, schlägt die
                              Commission folgendes Verfahren als geeignet vor. Die einzelnen Stücke des schon aus
                              einander gefallenen Gegenstandes werden mit einer starken Auflösung von
                              Quecksilberchlorid in Wasser getränkt, und nach dem Trocknen, wenn alle Insecten und
                              Larven getödtet sind, werden dieselben mit einer starken Leim- oder Harzlösung
                              imprägnirt, die dazu bestimmt ist, die Gänge, welche das Insect gebohrt hat,
                              auszufüllen und den geschnitzten Gegenständen wieder Festigkeit zu geben. Die
                              einzelnen Stücke werden dann wieder zusammengesetzt, so daß der Gegenstand sich dem
                              Auge als wieder hergestellt darbietet, was für Liebhaber von Alterthümlichkeiten
                              genügend ist. War der ursprüngliche Gegenstand gemalt, so geht die Farbe bei dieser
                              Behandlung verloren, da man noch kein Mittel gefunden hat, welches das Insect
                              vernichtet, aber die Farben nicht angreift. Benzin wäre ein solches Mittel, aber
                              dasselbe ist nicht ausreichend, um Möbel zu schützen, bei denen die Zerstörung
                              bereits einen hohen Grad erreicht hat. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1865,
                              Nr. 4.)
                           
                        
                           Ueber das Resonanzbodenholz der Urwälder des Böhmerwaldes, von
                              Prof. Dr. Goeppert.
                           Hr. Geheimerath Prof. Dr. Goeppert hielt in diesem Betreff in der allgemeinen Versammlung des
                              Breslauer Gewerbevereins am 7. März d. J. einen demonstrativen Vortrag, den wir in
                              folgende Skizze zusammenfassen:
                           Ausgehend von dem Grundsatz, daß in der Vereinigung von Wissenschaft und Technik das
                              wahre Heil der Gewerbe zu suchen und zu finden sey, wies der Redner darauf hin, daß
                              es allerdings längst bekannt sey, wie unersetzbar die
                                 Nadelhölzer für gewisse technische und bauliche Zwecke in Folge ihrer
                              großen Festigkeit bei leichter Bearbeitbarkeit und ihrer Fähigkeit, sich innerhalb
                              gewisser Grenzen biegen zu lassen, seyen; worin dieß aber begründet, sey weniger
                              bekannt und selbst die Wissenschaft habe darauf noch nicht eingehend genug
                              geantwortet. Amati, Straduari u.a. wußten
                              erfahrungsgemäß, daß Nadelhölzer der Alpen die besten Resonanzböden für ihre Geigen
                              gäben; warum? das wußten sie nicht. Um dieses Warum? zu beantworten, ist es nöthig,
                              die Structur der Hölzer zu untersuchen. Nadel- und Laubhölzer unterscheiden sich in
                              Bezug darauf und in Folge dessen hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit wesentlich von
                              einander. – Der Stamm bei beiden besteht aus der Rinde in verschiedenartiger
                              Zusammensetzung, aus dem Holzkörper, der das eigentliche Holz (Splint und Kernholz)
                              und das Mark umfaßt. Der Holzkörper der Nadelhölzer, auf den es hier uns allein
                              ankommt, wird gebildet durch senkrecht stehende, prismatische, nicht durch
                              Zwischenzellengänge unterbrochene, sondern eng verbundene und ineinandergreifende,
                              ziemlich gleichförmige Holzzellen; der Holzkorper der
                              Laubhölzer dagegen durch Holzzellen, Parenchymzellen und Gefäße, jede einzelne von
                              sehr verschiedenem Durchmesser. Beiden kommen ferner noch vom Mark vorzugsweise
                              ausgehende und die gedachten Bestandtheile in horizontaler Richtung durchsetzende
                              Zellenbündel zu, die unter dem Namen 
                              Markstrahlen oder Spiegelfasern den Technikern allgemein bekannt sind. Bei den Nadelhölzern
                              bestehen sie fast durchweg nur aus einer einzigen Reihe
                              von Zellen, bei den Laubhölzern aus mehreren, oft aus vielen, wodurch natürlich auch
                              die innige Verbindung des ganzen Holzcomplexes bei ihnen mehr gestört wird als bei
                              jenen. Das Mark oder der Markcylinder ist bei europäischen Waldbäumen nur von
                              äußerst geringem Umfange und hier überhaupt für unsere Untersuchung ohne Bedeutung.
                              Die Bildung der Holzschichten erfolgt bei unseren heimischen Bäumen in
                              concentrischen Schichten, in normalem Zustande jährlich eine, daher die Möglichkeit,
                              aus der Zahl derselben deren Alter zu bestimmen. Bei den tropischen Bäumen sind
                              diese Schlüsse sehr unsicher. Durch Einschieben von Stanniolblättchen zwischen Rinde und Holz kann das jährliche Wachsthum des
                              Baumes leicht constatirt werden. Als zufällige Mittel hierzu dienen Inschriften,
                              welche im Innern von Bäumen angetroffen werden, wenn sie nämlich Jahreszahlen enthalten. Vortragender legte einen im Jahre
                              1841 gefällten Buchenklotz vor, in dem die Jahreszahl 1809 unter 32 Jahresringen
                              sich vorgefunden und ein besonders seltenes Exemplar eines Buchenscheites, das, von
                              einem im Jahre 1864 gefällten Baume herrührend, unter 53 Jahresringen die Inschrift:
                              „† P. L. 1811. C. V. M.“ in Umrahmung trug. Diese
                              Inschrift war auch auf der Rinde in gleicher Höhe, nur in weiterer Entfernung der
                              Buchstaben bemerkbar.
                           Aus dieser Auseinandersetzung geht nun hervor, daß die Nadelhölzer wegen ihres eben
                              so festen als gleichförmigen inneren oder anatomischen Baues, wodurch alle Arten von
                              Tonschwingungen sich um so intensiver zu entwickeln vermögen und nicht so leicht
                              unterbrochen werden, sich vorzugsweise zur Verwendung für Resonanzböden der verschiedenen Saiteninstrumente eignen, und in noch höherem
                                 Grad wird dieß der Fall seyn, wenn auch die Jahresringe, welche stets durch
                              etwas mehr verdickte und in der Radialrichtung schmälere Zellen gebildet werden,
                              möglichst schmal und gleich
                                 breit erscheinen, wobei Knotenlosigkeit sich von
                                 selbst versteht. Unter allen unseren einheimischen Nadelhölzern besitzt
                              diese Eigenschaften in höchstem Grade die Fichte oder Rothtanne (Pinus Abies L.),
                              wenn sie auf steinigem Boden in gewisser Höhe wächst, wie
                              sie unter anderen in den Urwäldern des Böhmerwaldes
                              vorkommt, die zu den ausgedehnten Besitzthümern des Fürsten von Schwarzenberg
                              gehören, aber auch selbst hier nur in vorzüglichster Weise in einem Reviere
                              derselben, in dem Stubenbache zwischen 3500 bis 4000 Fuß
                              Seehöhe auf Gneis angetroffen wird. Dort in den sogenannten Maderhäusern befindet sich die Fabrik des Hrn. Bienert, des Schöpfers dieser Böhmen zu großer Ehre gereichenden
                              Industrie, der auf die ausgedehnteste Weise die musikalische Welt in allen
                              Erdtheilen mit den Producten dieser Waldungen versorgt, Wälder, deren Besuch Jeden
                              mit Staunen und Bewunderung erfüllt, gegen welche die unserigen nur als schwächliche
                              Epigonen erscheinen. Herr Bienert, ein überaus
                              freundlicher und trotz seiner 78 Jahre noch rüstiger Greis versorgte den
                              Vortragenden auf höchst dankenswerthe Weise auf seinen Wunsch mit einem ganzen
                              Sortiment seiner Producte, die hier vorgelegt wurden. Zunächst dem Querschnitt einer
                              solchen Fichte von 20 Zoll Durchmesser mit nicht weniger als 470 Jahresringen (das
                              erste 100 I. von 3 I. 10 L., das zweite von 2 Z. 2 L., das dritte von 1 Z. 9 L., das
                              vierte von 1 Z. 6 L., die letzten 70 Jahre von 9 L.). Die für Violine, Guitarre,
                              Mandoline und Piano bestimmten Resonanzböden zeigten in ihrer ganzen Breite durchweg
                              auf eine Linie nur 3–4 äußerst zarte Jahresringe. Weniger feine Hölzer dienen
                              zu Claviaturhölzern, Siebarbeiten etc. (Adresse: K. k. ausschließlich privilegirte
                              Resonanzholz- und Siebwaarenfabrik von D. Bienert und
                                 Sohn, Maderhäuser bei Schüttenhofen in Böhmen.)
                           Von dem gedrängten Wachsthum leitete der Vortragende auch die weltbekannte Güte des
                              norwegischen Schiffsbauholzes her, welches aber nicht
                              von der Fichte, sondern von der Kiefer (Pinus sylvestris) stammt. Ein
                              vorgelegter Stammschnitt von Altea (70° n. Br.) ließ in 2 Fuß 6 Zoll
                              Durchmesser 430 Jahresringe erkennen.