| Titel: | Maschine zum Spannen der Zeuge in den Trockenräumen; von C. Horstmann, Director der Spinnerei, Weberei und Bleiche zu Givors. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. VIII., S. 21 | 
| Download: | XML | 
                     
                        VIII.
                        Maschine zum Spannen der Zeuge in den
                           Trockenräumen; von C.
                              Horstmann, Director der Spinnerei, Weberei und Bleiche zu
                           Givors.
                        Nach Armengaud's Génie industriel, Februar 1865, S.
                              91; aus dem polytechnischen Centralblatt, 1865 S. 1060.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Horstmann, Maschine zum Spannen der Zeuge in
                           Trockenräumen.
                        
                     
                        
                           Die baumwollenen, wollenen und seidenen Gewebe sind nach dem Bleichen, Färben und
                              Drucken mit so viel Wasser imprägnirt, daß sie erst getrocknet werden müssen, ehe sie einer weiteren
                              Behandlung unterworfen werden können. Sie werden deßhalb zunächst zwischen Walzen
                              oder Centrifugaltrockenmaschinen ausgerungen und dann durch Berührung mit erhitzten
                              Flächen oder unter Einwirkung mehr oder weniger heißer Luft, wodurch das in den
                              Geweben enthaltene Wasser verdampft wird, getrocknet. Diese zum Trocknen der Gewebe
                              dienenden Trockenapparate sind viererlei Art:
                           1) Apparate zum Trocknen durch Ausstrahlung;
                           2) Apparate zum Trocknen mittelst Dampf, wobei das Gewebe mit
                              einer erhitzten Fläche in Berührung ist;
                           3) Apparate zum Trocknen an freier Luft unter Spannung des
                              Stoffs;
                           4) Apparate zum Trocknen durch heiße Luft unter Spannung des
                              Stoffs.
                           Die Apparate zum Trocknen durch Ausstrahlung, sowie hauptsächlich die Apparate zum
                              Trocknen mittelst Dampf, eignen sich wegen ihrer ununterbrochenen Wirkung und ihres
                              verhältnißmäßig geringen Raumbedarfs vorzüglich für große Etablissements. Sie sind
                              aber ziemlich theuer und haben den Uebelstand, daß sie einen rauhen und harten
                              Appret geben, der sich nicht für alle Arten von Stoffen eignet.
                           Aus diesem letzteren Grunde scheinen die Apparate zum Trocknen an freier Luft oder
                              durch heiße Luft in ausgedehnterem Gebrauche zu stehen, und sie werden nach der
                              Ansicht des Verfassers noch häufiger angewendet werden, wenn man eine einfache
                              Maschine hat, durch welche mehrere Stücke Waare auf ein Mal mechanisch gespannt
                              werden.
                           Gewöhnlich verbindet man drei oder vier hinter einander befindliche Trockenapparate
                              mit einander und theilt jeden derselben in zwei oder drei Fächer, deren jedes drei
                              oder vier Stück Waare neben einander aufnehmen kann. Die Spannmaschine muß nun die
                              Breite eines Faches haben und so angeordnet seyn, daß sie drei oder beziehentlich
                              vier Stücke Waare auf ein Mal spannen kann. Sie steht auf einem Schienengeleis, auf
                              welchem sie vor das eine oder andere Fach und von einem Trockenapparat zum anderen
                              geschoben werden kann, so daß sie im Stande ist, mehrere Trockenapparate zu
                              bedienen.
                           Diese Spannmaschine ist in Fig. 16 in der
                              Seitenansicht und zum Theil durchschnitten dargestellt. Ihr Gestelle besteht aus
                              zwei gußeisernen, gerippten, verticalen Wangen A, die an
                              beiden Enden, sowie in der Mitte durch lange Bolzen a
                              mit einander verbunden sind. Zwischen beiden Wangen liegt ein aus Pfosten
                              zusammengesetzter Boden b, auf welchem der die Maschine
                              bedienende Arbeiter steht. Dieses Gestelle ruht auf vier gußeisernen Rädern B und bildet somit einen Wagen, der auf den gußeisernen Schienen c verschoben werden kann. Die Wangen sind mit Lagern zur
                              Aufnahme der Trommeln, Bäume und Betriebswellen versehen.
                           Die Maschine erhält ihre Bewegung durch eine Kurbel H,
                              welche auf einer gußeisernen Hülse steckt, die ihrerseits lose auf einem festen
                              Zapfen läuft. Auf der gedachten Hülse steckt auch die Riemenscheibe K, von welcher aus die Trommel E vermittelst des geschränkten Riemens C
                              getrieben wird. Von der Trommelachse aus wird durch das Getriebe d von 20 Zähnen, den Transporteur d' von 32 Zähnen und die Vorgelegräder D von
                              90 Zähnen, D¹ von 40 Zähnen und D² von 90 Zähnen die Excentricwelle F getrieben. Das Uebersetzungsverhältniß dieser Räder
                              hängt von der Höhe des Trockenraumes ab und wird so berechnet, daß während einer
                              Umdrehung der Welle F der Umfang der Trommel E so viel Waare abwickelt, als die doppelte Höhe des
                              Trockenraums beträgt, vermindert um 2 oder 3 Meter, damit dem Arbeiter Platz bleibt,
                              zwischen dem Fußboden und den Falten der Waare sich zu bewegen.
                           An den beiden Enden der Welle F sind zwei gußeiserne
                              Kurbelarme X befestigt, die an ihren Enden abgerundet
                              sind, so daß sie leicht zwischen die Zähne der zu beiden Seiten der Schienen
                              liegenden und an diesen festgegossenen Zahnstangen L, L'
                              eingreifen können. Die Zähne dieser Zahnstangen liegen eben so weit wie die
                              Spannstäbe, nämlich um 240 Millimeter, auseinander, und um denselben Betrag wird
                              mithin auch der Wagen während einer Umdrehung der Welle F fortgeschoben. Ferner stecken auf der Welle F zwei Excentrics, welche während jeder Umdrehung durch Vermittelung von
                              zwei schmiedeeisernen Bändern einen langen und starken Stempel M (in der Zeichnung punktirt dargestellt) heben. Dieser
                              Stempel gleitet lose in Führungen der Gestellwangen A
                              und ist unten mit einem Plüsch- oder Tuchkissen versehen, damit er die Waare
                              besser festhält. Durch den Riemen e werden von der
                              Trommel E zwei kleine, ebenfalls mit Plüsch überzogene
                              Holzwalzen N getrieben, welche die Waare im gestreckten
                              Zustande an die Spannstäbe O abgeben. Die Waare wird
                              fest zwischen den Walzen gefaßt und diese üben so viel Druck auf sie aus, daß sie
                              nicht gleiten kann. Um diesen Druck elastisch zu machen, erzeugt man ihn durch zwei
                              Kautschukstreifen, welche die Lagerfutter der beiden Walzenachsen umfassen. Macht
                              man nun die Oberflächengeschwindigkeit dieser Walzen größer als die der Trommel E, so kann man die Waare so viel strecken, daß die durch
                              das Eingehen beim Trocknen verlorene Länge wieder gewonnen wird.
                           Die Wirkungsweise der Maschine ist folgende: Auf jeden der drei Bäume P werden zwei oder drei Stück Waare aufgewunden und die Enden f der Waare über die Trommel E und zwischen die Walzen N gezogen und sodann
                              zwischen den Stempel M und den ersten Spannstab O eingelegt. Dreht man jetzt die Kurbel H, so wickelt man vermittelst der Trommel E eine gewisse Waarenlänge ab, welche bei f' zwischen den Spannstäben O niedergeht. Während dieser Zeit macht die Excentricwelle F eine Umdrehung und bringt die Enden x der beiden Kurbelarme X
                              gegen die Zähne der an den Seiten eines jeden Fachs befindlichen Zahnstangen L, L'. Da diese Zahnstangen fest sind, so stemmen sich
                              die Kurbelarme gegen ihre Zähne und rücken den Wagen um die Entfernung zweier Zähne
                              oder zweier Spannstäbe von einander fort. Sobald die beiden Kurbeln anfangen, die
                              Zähne der Zahnstangen zu berühren, sind die beiden Excentrics an ihrem höchsten
                              Punkte angekommen und haben den Stempel M gehoben.
                              Dieser Punkt ist so bestimmt, daß, sobald der Wagen zum Stillstand kommt, die Bänder
                              des Stempels frei werden und diesen auf den zweiten Spannstab O niederfallen lassen. Dreht dann der Arbeiter fort, so bildet sich eine
                              neue Faltenlage, worauf der Wagen wieder um einen Spannstab fortrückt, und so fort
                              bis an das Ende des Trockenraums.
                           Will man die Maschine von einem Fach zum anderen transportiren, so stellt man sie mit
                              ihrem Wagen auf ein zweites Wagengestell Q, das auf vier
                              gußeisernen Rädern I ruht. Die Geleise, auf welchen die
                              letzteren laufen, sind wieder mit Zahnstangen zum Fortrücken des Wagens versehen,
                              und ihre Richtung ist rechtwinkelig gegen die der oben erwähnten Geleise.
                           Die Maschine dient zugleich zum Aufwinden der getrockneten Waare auf die Bäume. Man
                              bedient sich zu diesem Zwecke des Doppelhakens k, den
                              man einerseits auf dem mittleren Verbindungsbolzen a und
                              andererseits auf der Achse des Baumes U aufhängt. Der
                              Baum U reibt sich an der Oberfläche der Trommel E und nimmt folglich an der Bewegung derselben Theil,
                              wobei er sich bewickelt. Da die auf den Baum U
                              aufgewickelte Waarenlänge ebenso groß ist, als die welche vorher abgewickelt wurde,
                              so bewegt sich hierbei der Wagen um eben so viel rückwärts, als er sich vorher beim
                              Spannen vorwärts bewegt hatte. Bei Betrieb durch Elementarkraft kann man den Wagen
                              stehen lassen, so lange die getrocknete Waare aufgewunden wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
