| Titel: | Neuer Apparat zur Förderung von Erdöl und zur Wasserhaltung in Bergwerken, von F. S. Pease zu Buffalo. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XXXIV., S. 105 | 
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                        XXXIV.
                        Neuer Apparat zur Förderung von Erdöl und zur
                           Wasserhaltung in Bergwerken, von F. S.
                              Pease zu Buffalo.
                        Aus dem Scientific American, t. XII p. 351; Juni
                              1865.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Pease's Apparat zur Förderung von Erdöl.
                        
                     
                        
                           Die anfängliche Gewinnung der verschiedenen mineralischen Reichthümer unserer Erde
                              zeigt eine große Uebereinstimmung. Die erste Steinkohlenförderung fand auf Flötzen
                              statt, welche zu Tage ausgingen, so daß die Kohle lange Zeit hindurch mit geringer
                              Mühe gewonnen werden
                              konnte. Als in Californien das erste Gold gefunden ward, kamen oft größere Geschiebe
                              des gediegenen Metalls an der Oberfläche des Bodens vor und goldführende Alluvionen
                              zeigten sich überall. So ging es auch mit dem Erdöl; aus dem Boden hervorquellend,
                              auf Salz abgeteufte Schächte erfüllend, Bäche und Flüsse überschwemmend, drängte es
                              sich der Aufmerksamkeit der Menschen auf und konnte leicht aufgefangen und gesammelt
                              werden; wo nur ein Bohrloch in den Boden getrieben wurde, schossen sprudelnde Säulen
                              von Oel gewaltsam empor, Zeugniß gebend von den großen, dort unten verborgenen
                              Vorräthen. – Jetzt aber ist dieß Alles ganz anders. Steinkohlen werden in der
                              Regel nur mit Aufwand von vieler Arbeit und oft bedeutenden Geldmitteln gewonnen;
                              nicht mehr liegen Goldgeschiebe auf dem Boden umher; von selbst fliehende
                              Petroleumquellen bilden jetzt nur noch die Ausnahme. Die Natur hat das Ihrige
                              gethan, sie hat die für Menschenalter ausreichenden, früher verborgen gehaltenen
                              Vorratskammern geöffnet, und überläßt die Ausbeutung derselben nunmehr dem
                              Scharfsinn und dem Unternehmungsgeist des Menschen.
                           Die Entdeckung der nordamerikanischen Petroleumquellen hat den menschlichen
                              Scharfsinn mehr in Anspruch genommen und die Erfindung von mehr neuen Maschinen in
                              einem gegebenen Zeitraum veranlaßt, als irgend ein anderer Handelsartikel.
                           Wir geben in Figur
                                 10 die Abbildung eines neuen Systems zur Gewinnung oder Förderung von
                              Erdöl, sowie zur Wasserhaltung in Bergwerken, welches ungewöhnliche Resultate zu
                              liefern verspricht. Bekanntlich sind zur Erleichterung der Gewinnung von Steinöl aus
                              Bohrlöchern und Schächten bereits fast alle möglichen Mittel mit mehr oder weniger
                              Erfolg angewendet worden. Gepreßte Luft, hydraulischer Druck, hochgespannte
                              Wasserdämpfe, Explodirenlassen von Torpedos, luftleer gemachte Recipienten und noch
                              viele andere Vorrichtungen sind zur Anwendung gekommen und noch täglich in Gebrauch.
                              Die Wirkung des hier in Rede stehenden Apparats ist derjenigen einer
                              Niederdruck- oder Condensationsmaschine analog. Mittelst geeigneter
                              Vorrichtungen wird ein Strom comprimirter Luft durch ein Rohr in das Bohrloch oder
                              den Schacht getrieben, wo er auf die Oberfläche des in demselben stehenden Oels
                              (beziehungsweise Wassers) drückt und dasselbe die Verrohrung hinauf in eine Kammer
                              preßt, welche so eingerichtet ist, daß die Flüssigkeit nicht zurückfließen kann.
                              Dann wird diese comprimirte Luft evacuirt, daher das Oel genöthigt ist, aufzusteigen
                              und diesen Leerraum auszufüllen. Die Vorzüge dieses Systems bestehen hauptsächlich
                              darin, daß keine Maschinen – z.B. Pumpen – in größerer oder geringerer
                              Teufe unter Tage zu
                              arbeiten brauchen, daß also durch Neubelidern von Kolben etc. Aufenthalt und Kosten
                              nicht verursacht, durch Beschädigung von Ventilen etc. mangelhafte Leistungen nicht
                              herbeigeführt werden u.s.f.
                           Die Kammer, in welche das Oel hineinsteigt, kann eine beliebige Länge oder Höhe
                              erhalten; die Flüssigkeit wird sogleich auf diese ganze Höhe gehoben, dieselbe mag
                              noch so bedeutend seyn. Wenn eine gewöhnliche Pumpe einen Hub von dreißig Zoll hat,
                              so wird das Oel bei jedem Hube so hoch gehoben; bei dem in Rede stehenden Apparat
                              dagegen steigt die Flüssigkeit, wenn die Oelkammer dreißig Fuß lang ist, bei jedem
                              Hube und bei jeder halben Umdrehung des Wechselhahnes um dreißig Fuß.
                           Aus diesen Angaben ist leicht ersichtlich, daß das neue System weit mehr leistet, als
                              ein halbes Dutzend gewöhnlicher Pumpen. Nach der Versicherung des Erfinders gehört
                              ein schon sehr reichlich fließender Oelbrunnen oder ein bedeutender Wasserzudrang
                              dazu, den Apparat vollständig zu beschäftigen. Ein Apparat dieser Art kann an
                              mehreren Bohrlöchern oder Schächten zugleich thätig seyn, nur müssen dann die
                              Leitungen, das Steig- und das Luftrohr die diesem Zwecke angemessenen
                              Einrichtungen haben. Auch kann jedes einzelne Bohrloch etc. unabhängig von den
                              übrigen im Betriebe stehen, oder alle können gleichzeitig betrieben werden mittelst
                              eines und desselben Motors; freilich muß dann für unvorhergesehene Fälle stets ein
                              Ueberschuß von Triebkraft zur Verfügung stehen.
                           Der Apparat vermag, nach den Angaben mehrerer Techniker, welche sich mit seinen
                              Leistungen beschäftigt haben, im Minimum bei einem zweizölligen Rohre (Kammer) 2200
                              Barrels per Tag zu heben, bei einem dritthalbzölligen
                              Rohre 4090 Barrels und bei einem dreizölligen Rohre über 8200 Barrels täglich;
                              – die Leistungen variiren selbstverständlich mit dem Fassungsraume des
                              Steigrohres, der Kammer und des Abflußrohres.
                           Der Apparat besteht aus verhältnißmäßig nur wenigen, und gar nicht complicirten
                              Theilen. A ist eine Luftpumpe, welche die Luft aus einem
                              der Recipienten evacuirt; an dem entgegengesetzten Ende der Welle befindet sich eine
                              ähnliche Pumpe, welche dazu dient, Luft in den Recipienten B zu pressen; beide Pumpen werden durch eine Scheibe mit Riemen D getrieben. Der Wechselhahn E (dessen Construction dem Erfinder besonders patentirt ist) kann durch
                              eine an dieser Welle sitzende Rolle oder auch unabhängig von den Pumpen bewegt
                              werden; er vermittelt und sperrt die Communication zwischen dem Brunnen (Bohrloch,
                              Schacht) und der Atmosphäre, sowie zwischen den beiden Recipienten B und C. Das Rohr F, an welchem der Wechselhahn sitzt, führt in beide Recipienten. Durch den
                              Wechselhahn wird comprimirte Luft auf die Oberfläche des Oels in dem Rohre oder der
                              Kammer G hinabgepreßt; das Oel ist daher gezwungen, den
                              durch die Pfeile in der Zeichnung angedeuteten Weg zu nehmen und in die Kammer H aufzusteigen; durch die weitere Bewegung des
                              Wechselhahns E wird die comprimirte Luft sofort evacuirt
                              und in Folge davon steigt das Oel etc. von unten her, bei I, durch das Ventil J auf, um das entstandene
                              Vacuum auszufüllen. In dieser Weise wird das Oel oder Wasser mittelst der
                              percussiven Wirkung der gepreßten Luft gehoben und gelangt durch das Ausgußrohr K in den Sammelbehälter. Der Rückfluß der Flüssigkeit
                              wird natürlich durch dieselben Ventile verhindert. Wo das Wasser oder Oel im
                              Bohrloche oder Schacht hoch genug steht, braucht bloß ein Recipient benutzt zu
                              werden, bis so viel von der Flüssigkeit ausgefördert worden, daß der zweite
                              erforderlich ist. Wird der Hahn F geschlossen, so ist
                              dos Bohrloch oder der Schacht vollständig von der Maschine abgesperrt, daher nichts
                              in die untere Kammer dringen oder das Ventil gehoben werden kann. L ist die Liderung für das Steigrohr. Der Mantel M der Luftpumpe dient zur Abkühlung derselben, indem der
                              zwischen beiden befindliche ringförmige Raum beim Betriebe mit Wasser gefüllt
                              wird.
                           Die Erfindung ist auch in Europa patentirt. Jede gewünschte nähere Auskunft ertheilt
                              der Patentträger F. S. Pease zu Buffalo im Staate
                              New-York.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
