| Titel: | Beschreibung einer neuen Quecksilber-Luftpumpe; von A. Morren. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XXXVI., S. 117 | 
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                        XXXVI.
                        Beschreibung einer neuen
                           Quecksilber-Luftpumpe; von A.
                              Morren.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, 4
                              série, t. IV p. 820; März 1865.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Morren's Quecksilber-Luftpumpe.
                        
                     
                        
                           Seit länger als sechs Jahren leistet mir die im Folgenden beschriebene Luftpumpe die
                              trefflichsten Dienste; man kann dieselbe Jahre lang gebrauchen, ohne daß sie einer
                              Reparatur bedarf; allerdings kann man damit die Luftleere in sehr großen Räumen
                              nicht leicht herstellen, hingegen in Gefäßen von geringem Volum, z.B. in Kolben von
                              1 Liter Inhalt und darüber, ein so vollkommenes Vacuum hervorbringen, daß das
                              Quecksilbermanometer nicht mehr ausreicht, weil es zur Bestimmung eines so schwachen
                              Druckes nicht empfindlich genug ist; man muß daher andere Manometer anwenden, z.B.
                              das Schwefelsäuremanometer, bei dessen Construction aber besondere
                              Vorsichtsmaßregeln zu beobachten sind, die ich specieller angeben werde und welche
                              namentlich dem Uebelstande begegnen, daß die Schwefelsäure so häufig Schwefligsäure
                              enthält. Ein ausgezeichneter Professor in Paris hat über meinen Apparat folgendes
                              Urtheil gefällt: „Mittelst der gewöhnlichen Luftpumpe läßt sich mit großer
                                 Anstrengung in großen Räumen ein nur unvollkommenes Vacuum hervorbringen:
                                 mittelst der Quecksilberluftpumpe läßt sich in Räumen von geringen Dimensionen
                                 sehr leicht ein vollkommen genügendes Vacuum herstellen. Jedenfalls wird dieser
                                 Apparat, nachdem er weiter bekannt geworden, eine sehr mannichfaltige Anwendung
                                 zu den verschiedensten Arbeiten finden.
                              
                           Meine in Fig.
                                 18 dargestellte Luftpumpe besteht fast gänzlich aus Glas, mit Ausnahme der
                              Hähne A und P und der Hülse
                              M, welche aus Eisen angefertigt werden; nöthigenfalls könnten auch
                              jene Hähne aus Glas hergestellt werden.
                           Der Hahn A ist der wichtigste Theil, gewissermaßen die
                              Seele des Apparates. Er kann nicht sorgfältig genug gearbeitet und eingeschmirgelt
                              werden; der Schlüssel muß lang seyn und eine ziemliche Dicke besitzen, die Wege oder
                              Durchbohrungen desselben dürfen dagegen nur einen kleinen Durchmesser haben, um
                              einen durchaus luftdichten Schluß herzustellen. Die erste Durchbohrung ist ganz so
                              wie bei gewöhnlichen Hahnen; sie geht quer durch den cylindrisch-conischen
                              Theil des Schlüssels hindurch; die zweite Durchbohrung, m,
                                 n in Figur
                                 19, beginnt in der Mitte zwischen beiden Mündungen der ersten, geht nach
                              dem dünneren Theile des Schlüssels zu und tritt am Ende des letztern parallel mit
                              seiner Achse aus. Der Hahn A wird auf das sorgfältigste
                              in die eiserne Hülse oder Dille M geschraubt, welche auf
                              den Hals des gläsernen, etwa anderthalb Liter fassenden Reservoirs G festgekittet ist, so daß diese Theile ganz
                              luft- und gasdicht schließen. Dieses Reservoir ist an einem 84 bis 85
                              Centimeter langen, mittelst eines Kautschukrohres mit dem Dreiweghahn P gasdicht verbundenen Glasrohre K, G befestigt. Durch diesen zweiten Hahn P
                              wird nach Bedarf die Communication zwischen dem seitlich befindlichen Rohre L, H und dem Rohre K, G,
                              bezüglich zwischen einem dieser Rohre und der in die äußere Atmosphäre mündenden
                              Oeffnung S vermittelt. Das Glasrohr H, L ist an seinem unteren Ende durch eine starke
                              Kautschukröhre ganz gasdicht mit dem Hahne P, oben
                              dagegen mittelst eines durchbohrten Korks mit dem etwa zwei Liter fassenden,
                              tubulirten Kolben H verbunden. Da der letztere durch
                              eine rotirende Bewegung, von welcher noch weiter die Rede seyn wird, bis zu dem
                              höchsten Punkte seiner Stellung gehoben in Figur 18 dargestellt ist,
                              so ist seine seitliche Tubulatur T nicht sichtbar; man
                              sieht dieselbe aber in der nebenstehenden Zeichnung, in welcher der Kolben mit H bezeichnet ist.
                           Das Rohr und der tubulirte Ballon H sind an einem
                              hölzernen Querstücke befestigt, welches bei O, N mit dem
                              den ganzen Apparat tragenden aufrechten Gestelle mittelst eines Scharniers fest
                              verbunden ist. Dieses Bretgestell wird mittelst der Schrauben R, R an die Seite des Laboratoriumtisches oder an ein in die eine Wand
                              eingelassenes Querholz gut befestigt.
                           Mittelst eines, das Rohr L, H tragenden Bretes, welches
                              auf- und niedergeklappt werden kann, läßt sich der Kolben vertical stellen,
                              daher dessen Reservoir H sich in seine höchste Stellung
                              bringen (ich werde diese Stellung als die verticale
                              bezeichnen) und wieder (im Niveau des Dreiweghahns P) in der
                              seitlichen Stellung H' auf einen Untersatz Z, Z niederlegen (ich nenne diese Stellung die
                              horizontale). In der Zeichnung ist das, den Theil L, H
                              tragende Bret nicht angegeben, weil dasselbe nicht wahrnehmbar seyn würde; dieses
                              bewegliche Querstück ist nur durch punktirte Linien angedeutet, welche einen
                              ungefähren Begriff von ihm geben werden. Die Tubulatur T
                              wird mittelst eines durchbohrten Korkpfropfs geschlossen, durch welchen ein
                              rechtwinkelig gebogenes Capillarrohr geht.
                           An dem Ende des Hahnrohrs, in welchem der Schlüssel sitzt, ist eine Dille mit
                              Bajonnetschluß eingeschmirgelt, in welche ein rechtwinkelig gebogenes, nach oben zu
                              einem birnförmigen Gefäße c erweitertes Glasrohr
                              eingekittet ist; die Mündung dieses Gefäßes wird durch einen, mit gebogenem
                              Capillarrohr versehenen Kork geschlossen. Ueber dem Hahne ist gleichfalls ein
                              zweischenkeliges Glasrohr eingekittet und durch Löthung oder auch durch ein starkes
                              Kautschukrohr mit einer weiteren, an beiden Enden geschlossenen Glasröhre B verbunden. An der obern Seite dieser letzteren sind
                              drei Röhren angeblasen: die eine derselben, C, ist so
                              gebogen, daß sie ein Quecksilbermanometer bildet; die andere, b, ist nach hinten gebogen und communicirt mit einem
                              Schwefelsäuremanometer von weitem Durchmesser, welches zunächst zur genauen
                              Bestimmung des erzeugten Vacuums, dann aber auch zur vollständigen Austrocknung des
                              Gases dient. Die dritte E der an B angeblasenen Röhren endigt in einem an sie angelötheten Glashahn F, an welchen die luftleer zu pumpenden Kolben, Röhren
                              etc. befestigt werden.
                           Das im Ganzen einfache Spiel des Apparats ist das folgende:
                           Zunächst wird das Rohr L, H in horizontale Stellung
                              gebracht; in H' wird so viel Quecksilber eingegossen,
                              daß dasselbe bei verticaler Stellung von L, H in Folge
                              des Gleichgewichtes der Flüssigkeiten in communicirenden Röhren aus H, L durch den Hahn P nach
                              K, H tritt. Dann erhält der Hahn A die in Fig. 19 versinnlichte
                              Stellung A', so daß also der Schlüssel vertical steht
                              und Y nach oben gerichtet ist. Das Quecksilber tritt nun
                              in das Gefäß c, und man hatte hinreichend Quecksilber in
                              H gebracht, daß dasselbe nach hergestelltem Niveau
                              in kleiner Menge in c vorhanden ist und im Rohre L, H in der entsprechenden Höhe R', R' steht. Hierauf wird der Hahn A um einen
                              Viertelkreis gedreht, wodurch sämmtliche Verbindungen abgesperrt werden; dann wird
                              das Reservoir H in die Horizontallage H' gebracht. Das Quecksilber sinkt nun nach H' hinab, wodurch sich ein geräumiges barometrisches
                              Vacuum in G bildet; wird nun der Schlüssel des Hahnes
                              A horizontal gestellt, so theilt sich das Vacuum von
                              G auch der Röhre B mit.
                              Sobald die
                              Quecksilbersäule bei I stationär geworden, wird der Hahn
                              um einen Viertelkreis gedreht, um zur verticalen Stellung zurückzukommen und damit
                              Alles geschlossen wird; dann wird H wieder zur
                              verticalen Stellung emporgehoben und zur Erleichterung der Arbeit wird das das
                              Reservoir H tragende Querstück mittelst eines geeigneten
                              Hakens festgestellt. In Folge des in L, H stattfindenden
                              Druckes tritt das Quecksilber wieder in G ein, und
                              sobald hier die Bewegung desselben ganz aufgehört hat, wird der Schlüssel des Hahns
                              A wieder vertical gestellt, so daß Y nach oben gerichtet ist. Das in G über dem Quecksilber noch vorhandene Gas tritt nun sogleich in das Gefäß
                              c, indem es durch den Canal m, n des Hahns A geht. Durch eine geringe
                              Senkung des Kolbens H läßt man jetzt eine kleine Menge
                              Quecksilber aus der Kugel c nach G zurücklaufen, richtet dann H wieder auf und
                              überzeugt sich auf diese Weise, daß die letzte Gasblase ausgetreten ist; dann gibt
                              man dem Hahne wieder eine Vierteldrehung und beginnt die Procedur von Neuem. In
                              kurzer Zeit ist so ein vollständiges Vacuum hergestellt.
                           Wie man sieht, wird bei diesem Apparate der einzige schädliche Raum auf ein Minimum
                              reducirt; derselbe beschränkt sich auf den Hohlraum des kleinen Canals m, n (Fig. 19), welcher durch
                              den Hahnschlüssel gebohrt ist. Aus diesem und anderen leicht ersichtlichen Gründen
                              darf diese Durchbohrung des Hahnschlüssels einen nur sehr geringen Durchmesser
                              haben; überdieß muß sie innen recht glatt polirt seyn und eine schwach conische
                              Gestalt haben, indem sie an ihrer nach dem Griffe des Hahnschlüssels zu gelegenen
                              Mündung, bei m, etwas weiter ist als bei n, so daß diese weitere Mündung nach unten gerichtet
                              ist, wenn der Hahnschlüssel vertical steht, Y also nach
                              oben gerichtet ist. Durch diese Vorsichtsmaßregeln soll bewirkt werden, daß keine
                              Quecksilberblase in dem Canal des Hahns adhäriren kann für den Fall, daß man aus
                              Ungeschicklichkeit Quecksilber hätte über den Hahn treten lassen. Der Canal m, n kann auch etwas weiter seyn, aber die beiden
                              Oeffnungen der in den Hahnschlüssel gebohrten Canäle müssen ganz genau mit dem
                              axialen Hohlraum der an dem Körper des Hahns befindlichen verticalen Röhrenenden
                              zusammenfallen. Das untere dieser Röhrenenden muß übrigens möglichst kurz seyn; in
                              der Abbildung ist es nur der Deutlichkeit wegen etwas länger dargestellt.
                           Ueber die bei diesem Apparate erforderlichen Kautschukröhren ist nichts besonderes zu
                              bemerken; bekanntlich lassen sich aus Kautschukplatten mit Leichtigkeit Röhren von
                              allen Dimensionen, von jedem Durchmesser, von jeder Wandstärke herstellen, welche
                              ebenso gut inneren Pressungen, als dem atmosphärischen Drucke nach Herstellung des Vacuums in
                              denselben zu widerstehen vermögen.
                           Will man das entstandene Vacuum mit größerer Genauigkeit abschätzen, so läßt sich,
                              falls das Manometerrohr des Apparats einen zu geringen Durchmesser haben sollte,
                              sehr leicht bei F mittelst eines Glasrohrs außer dem zu
                              evacuirenden Kolben oder Rohr auch ein Quecksilbermanometer von stärkerem
                              Durchmesser anbringen, um jede Capillarwirkung zu vermeiden; man mißt dann mittelst
                              des Kathetometers die Niveaudifferenzen der Quecksilbersäulen, nachdem das Manometer
                              vorher in geeigneter Weise bewegt worden ist, damit jede Capillaradhärenz beseitigt
                              wird, und die oberen Flächen beider Quecksilbersäulen einen gleichen Meniscus
                              erhalten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
