| Titel: | Dr. Bradley's Elektromagnete mit unbedecktem Drahte. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LIX., S. 202 | 
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                        LIX.
                        Dr. Bradley's Elektromagnete mit unbedecktem
                           Drahte.
                        Nach dem Scientific American, August 1865, S.
                              118.
                        Ueber Elektromagnete mit unbedecktem Drahte.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich hängt die Stärke des Magnetismus, welchen ein Eisenstab durch Einwirkung
                              eines Volta'schen Stromes annehmen kann, unter Anderem
                              ab von der Reinheit und Homogenität des hierzu verwendeten weichen Eisens, dann aber
                              auch von der Gesammtlänge der sämmtlichen Windungen der Spirale, welche den
                              Eisenstab umgibt, da die magnetisirende Kraft eines Stromes von bestimmter Stärke
                              der Gesammtlänge aller Windungen gerade proportional ist. Hierbei ist aber
                              vorausgesetzt, daß alle Windungen so nahe an dem Eisenkern sich befinden, daß die
                              magnetisirende Kraft der einzelnen über einander liegenden Lagen nahezu dieselbe
                              bleibt. Bei den gebräuchlichen Anordnungen kann dieser Bedingung nicht vollständig
                              entsprochen werden, da der hierbei verwendete Draht, um die Windungen und die
                              einzelnen Lagen von einander zu isoliren, mit Seide oder Baumwolle umsponnen oder
                              überhaupt mit einer geeigneten isolirenden Substanz umgeben werden muß. Es sind
                              schon mancherlei Vorschläge, um diesem Uebelstande abzuhelfen, gemacht wordenPolytechn. Journal Bd. CXLII. S. 422;
                                    Bd. CXLIII S. 155., die jedoch zu praktischen Resultaten nicht führten.
                           Unserer Quelle gemäß soll es nun dem Dr. L. Bradley in Jersey gelungen seyn, in dieser Beziehung
                              einen bedeutenden Fortschritt zu erzielen. Er verwendet blanken Draht, ohne ihn
                              durch irgend welche Umspinnung zu isoliren, und benutzt zur Isolation der einzelnen
                              Lagen, sowie zur Befestigung der innersten Lage bloß Schellack; welches Verfahren
                              er aber sonst noch
                              anwendet, um Windungen unter sich und Lagen in den gehörigen Isolationszustand zu
                              versetzen, wird in unserer Quelle nicht auseinandergesetzt. Es wird nur unter
                              Anderem erwähnt, daß Bradley zwei Elektromagnete
                              vorgezeigt habe, von welchen die Magnetisirungsspirale eines jeden, von der
                              Drahtsorte Nr. 30 angefertigt, einen Leitungswiderstand von 4 1/4 engl. Meilen (Nr.
                              8 des galvanisirten Eisendrahtes als Widerstandseinheit angenommen) hatte, die mit
                              unbedecktem Drahte umwickelte Spule 1 Zoll im Durchmesser und 3256 Windungen,
                              während die andere mit umsponnenem Drahte umwickelte Spule 1 3/8 Zoll im Durchmesser
                              mit 2912 Windungen hatte.
                           In den letzten vier Jahren sollen die von Bradley
                              angefertigten Elektromagnete in Amerika mannichfache Anwendung bei der Construction
                              von Telegraphenapparaten gefunden haben.
                           ––––––––––
                           Ob es dem Constructeur gelungen ist, Elektromagnete herzustellen, die auch für Relais
                              oder überhaupt für telegraphische Organe mit sehr bedeutendem
                                 Widerstande brauchbar sind, läßt sich aus der vorliegenden Quelle nicht
                              ersehen. – Bezüglich der von Carlier construirten
                              Elektromagnete mit unbedecktem DrahtePolytechn. Journal Bd. CLXXVI S.
                                       164. hat sich nach einem in der letzten Zeit von du
                                 Moncel hierüber bekannt gewordenen BerichteBulletin de la Société d'Encouragement, August 1865, S.
                                    467. herausgestellt, daß bei diesen Elektromagneten derlei feine Drahtsorten, wie
                              sie für elektrotelegraphische Zwecke angewendet werden müssen, nicht verwendbar
                              sind, und daß daher die Elektromagnete von Carlier bloß
                              in solchen Fällen, wo der äußere Widerstand der Kette im Allgemeinen unbeträchtlich
                              ist, von Nutzen seyn können. In diesen Fällen bieten dieselben aber – nach
                              du Moncel – den großen Vortheil dar, daß der
                              bei der Unterbrechung des Stromes entstehende Extrastrom fast unmerkbar wird,
                              weßhalb in den Organen, bei denen die Carlier'schen
                              Elektromagnete Anwendung finden, der Unterbrechungsfunke beseitigt werden kann. Die
                              Abschwächung des Extrastromes soll hier vermöge des Umstandes, daß bei der
                              Construction von Carlier metallene (isolirt über einander
                              gesteckte) Röhren verwendet werden, die zur Verbindung der einzelnen Lagen dienen,
                              erzielt worden seyn.