| Titel: | Bohrmaschine von F. Cochrane. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LXXIII., S. 256 | 
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                        LXXIII.
                        Bohrmaschine von F. Cochrane.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1865, Nr.
                              13.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Cochrane's Bohrmaschine.
                        
                     
                        
                           Bei dem Baue einer neuen Eisenbahn wurde eine eiserne Brücke über die Themse bei
                              Hungerford angelegt, deren Fächer 47 Meter im Lichten haben und deren beide
                              Seitenbalken, da die Brücke vier Gleise ohne Zwischenunterstützung trägt, eine sehr
                              große Widerstandsfähigkeit bieten müssen. Es wurden dieselben daher aus fünf
                              zusammengenieteten Lagen Eisenblech. von je 15,875 Millimeter Dicke hergestellt, die
                              durch vier Reihen angenieteter Winkeleisen von 15 Centimeter verbunden wurden. Um
                              die Bleche genau zu verbinden, mußten die Nietlöcher mit der größten Genauigkeit und
                              vollkommen cylindrisch hergestellt werden. Zu diesem Zwecke hat nun Cochrane die Maschine construirt, welche Fig. 22 im Laugen-
                              und Fig. 23
                              im Querdurchschnitt darstellt. Das Blech wird auf die Tafel A aufgelegt, wo es von dem auf derselben aufgebolzten schmiedeeisernen
                              Gestelle umgeben ist und hier von vier Stellschrauben in der passenden Lage
                              erhalten, welche durch vier Längsstäbe und drei Traversen unterstützt werden. Die
                              Tafel wird von zwei an den Enden liegenden Rahmen B, B
                              getragen, welche durch hydraulischen Druck von den beiden Cylindern C mit den Kolben D gehoben
                              werden können. Durch den Druck des Wassers, welches aus einem in passender Höhe gelegenen
                              Wasserreservoir durch einen zweiwegigen Hahn und das Rohr E in den Cylinder C geführt wird, wird die
                              Tafel gehoben und das Blech gegen die Bohrer angedrückt; dieser Druck reicht nicht
                              aus, um die Bohrer angreifen zu lassen, vielmehr wird der hierzu nöthige Druck durch
                              einen Accumulator hervorgebracht, der aus einem verticalen Cylinder mit einem
                              beliebig belasteten Mönchskolben besteht. Wird der zweiwegige Hahn des Reservoirs
                              geschlossen und das Ventil des Accumulators geöffnet, so beginnt sofort das Bohren;
                              sobald dasselbe beendet ist, wird das Ventil geschlossen und der Hahn im Ausflußrohr
                              geöffnet, so daß sich die Tafel durch ihr eigenes Gewicht so weit als nöthig senkt,
                              die durchbohrte Platte entfernt und durch eine neue ersetzt werden kann. Auf diese
                              Weise wird der beträchtliche Druck, den der Accumulator liefert, nicht dazu
                              verwendet, die Tafel bis zur Höhe der Bohrer zu heben, sondern für den zum Bohren
                              nöthigen Druck reservirt. Das Gewicht der Tafel ist zum Theil durch das Gegengewicht
                              F ausgeglichen, damit sie rasch genug gegen die
                              Bohrer gehoben werden kann, wenn ein neues Blech zum Bohren fertig ist; sie hat aber
                              immer noch Uebergewicht genug, um nach dem Aufhören des hydraulischen Druckes rasch
                              zu sinken und sich von den Bohrern zu entfernen. Die Bohrer G, G werden von zwei Traversen im oberen Theile der Maschine getragen und
                              durch die horizontalen Wellen H, H mittelst Winkelrädern
                              und stehender Wellen I, I in Bewegung gesetzt. Die
                              Maschine ist so eingerichtet, daß alle Löcher eines Bleches gleichzeitig gebohrt
                              werden. Jedes Blech erhält vier Reihen von je 20 Löchern von 0,025 Meter
                              Durchmesser; jede der beiden horizontalen Wellen H setzt
                              zehn verticale Wellen I und jede der letzteren wieder
                              vier Bohrstangen G, G in Bewegung, deren Zahnräder in
                              verschiedenen Niveau's unter dem Mittelpunkte der stehenden Welle J sich befinden. Die Muffe, welche das untere Ende der
                              Bohrstangen umfassen, sind von Schmiedeeisen und unten mit Stahl gefüttert, um dem
                              während des Bohrens von unten nach oben wirkenden Drucke besser widerstehen zu
                              können. Ihre Bohrung (Fig. 24) ist um 3
                              Millimeter größer als der Durchmesser der Bohrstangen bis auf die unteren 12
                              Millimeter Länge, welche ausreicht, um den Bohrern einen sicheren Halt zu geben. Der
                              auf diese Weise im oberen Theile frei bleibende Raum bildet eine Schmierbüchse für
                              die Bohrer; dieselben sind mit conischen Ansätzen versehen, die in den Bohrstangen
                              durch Preßschrauben festgehalten werden können. Das Schmieren aller Bohrer geschieht
                              gleichzeitig auf die Weise, daß in den Raum, den das Gestelle über dem Bleche
                              umschließt, Seifenlösung gegossen wird, die, wenn nöthig, durch Seitenröhren
                              entfernt wird. Da die meisten Bohrer in dem Augenblicke brechen, wo sie durch das Blech
                              gedrungen sind, so sind an dem oberen Rahmen Spiralfedern (Fig. 24) angebracht,
                              welche dem Drucke, den die Kolben D von unten nach oben
                              ausüben, einen allmählich zunehmenden Widerstand entgegensetzen, so daß der Druck
                              auf die Bohrer in dem Maaße abnimmt, als sie tiefer in das Blech eindringen, und da
                              die Tafel mit einem festen Widerhalt in Berührung kommt, sobald die Bohrer
                              vollständig durchgedrungen sind, so können letztere nicht in die Tafel selbst
                              eindringen. Die Federn können je nach der Länge der Bohrer, welche durch die
                              Abnutzung bei der Arbeit vermindert wird, verstellt werden.
                           Zum Heben der Tafel ist der hydraulische Druck deßhalb vorgezogen worden, weil
                              dieselbe rasch muß gehoben und gesenkt und der Druck in dem Augenblicke, wo das
                              Blech die Bohrer berührt, rasch muß verstärkt werden können. Das Heben mittelst
                              Zahnrädern würde viel Zeitverlust herbeiführen, und um Aenderung der Geschwindigkeit
                              zu ermöglichen, hätte die Maschine unpraktisch complicirt werden müssen. Bei
                              Anwendung des hydraulischen Druckes hat der Arbeiter die Regulirung des Druckes und
                              die Geschwindigkeit vollständig in der Gewalt. Als der geeignetste Druck auf einen
                              Bohrer hat sich der von 5 Ctr. herausgestellt, was 400 Ctr. für die Tafel der
                              Maschine ergibt; die Bohrer machen 40–50 Umdrehungen per Minute und dabei werden 80 Löcher von 25 Millimeter Durchmesser in
                              Blech von 15,875 Millimeter Stärke ohne Schwierigkeit in 15 Minuten gebohrt; die
                              Bohrer halten durchschnittlich 10 Stunden aus, bis sie geschärft werden müssen; ein
                              vorheriges Ankörnen der Bleche ist nicht nöthig.
                           Die nöthige Betriebskraft beträgt 10 Pferdekräfte und wird durch Riemen auf Scheiben
                              an den entgegengesetzten Enden der horizontalen Wellen H,
                                 H übertragen; der Accumulator wird durch zwei Pumpen von 25 Millimeter
                              Kolbendurchmesser bedient.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
