| Titel: | Beitrag zur Geschichte der Oelmühlen; von Prof. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LXXIV., S. 258 | 
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                        LXXIV.
                        Beitrag zur Geschichte der Oelmühlen; von Prof.
                           Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1865 S. 164.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Rühlmann, Beitrag zur Geschichte der Oelmühlen.
                        
                     
                        
                           Eine sogenannte deutsche Oelmühle wird, so weit meine
                              Forschungen reichen, zuerst in Zeising's von 1607 bis
                              1612 in Leipzig erschienenen 
                              Theatrum machinarum besprochen und durch eine jedoch
                              ungenügende Abbildung erläutert. Dieselbe besteht aus den bekannten drei
                              Hauptabtheilungen, einem Samenstampfwerke, einem Röstkessel (Wärmapparat) und einer sogenannten Schlägel-Keilpresse. Geometrisch und nach Maaß
                              gezeichnet, findet sich die deutsche Oelmühle zuerst in Leupold's
                              Theatrum machinarum und zwar Bd. IX, welcher erst nach
                              Leupold's Tode 1735 in Leipzig veröffentlicht
                              wurde.
                           Die sogenannten holländischen Oelmühlen sollen zuerst im
                              17. Jahrhundert aufgekommen seyn.Poppe: „Handbuch der Erfindungen,“ S. 74. Das Eigenthümliche derselben besteht hauptsächlich darin, daß sie durch
                              Windräder betrieben werden, die sogenannten Kollersteine
                              (Rollsteine) zuerst zum Zerreiben des Oelsamens Anwendung findenMühlen mit aufrechtgehenden cylindrischen Steinen (Kollersteinen), welche
                                    außer einer rollenden Bewegung beim Arbeiten zugleich eine fortschreitende
                                    annehmen, finden sich schon in dem 1617 in Frankfurt a. M. erschienenen
                                    Werke de Strata's: „Dessins artificians,“ ohne jedoch
                                    dabei deren Anwendung zum Verarbeiten der Oelfrüchte und des Samens zu
                                    gedenken. und daß endlich die Keile der Presse vertical gestellt sind und durch
                              senkrecht herabfallende Stempel (Rammen) in die sogenannten Preßörter getrieben
                              werden.
                           Die ältesten Abbildungen solcher holländischen Wind-Oelmühlen fand der
                              Verfasser in dem Moole-Book von Pieter Limperch
                              Abbildungen in Rühlmann's allgemeiner
                                    Maschinenlehre, Bd. II S. 260. und in dem für den Bau holländischer Windmühlen noch heute brauchbaren Werke
                              Van Zyls: „Theaturum
                                    machinarum universale of groot allgemeene Moolenbook.“ Die
                              Grundgestalt dieser Oelmühlengattung hat sich bis heute in Holland und dem
                              hannoverschen Ostfriesland fast unverändert erhalten.
                           Während in (West- und Nord-) Deutschland die holländischen Oelmühlen
                              bald Eingang fanden, scheint dieß in England und Frankreich erst später eingetreten
                              zu seyn.
                           So weit die Nachforschungen des Verfassers reichen, hat sich seiner Zeit um die
                              Verbreitung der holländischen Oelmühlen in England der berühmte Smeaton verdient gemacht und findet sich u.a. eine von
                              diesem Ingenieur gezeichnete und ausgeführte Oelmühle in Rees'
                              Cyklopaedia,Oil Mill. Vol. XXV und Plates Vol. IV. sowie daraus in des Verfassers allgemeiner Maschinenlehre Bd. II S. 263. Als
                              eine besondere Eigenthümlichkeit dieser Smeaton'schen
                              Oelmühle verdient die Verwendung von eisernen
                              (cylindrischen) Walzen zum Vorarbeiten des Samens (ehe man diesen den
                              Rollsteinen übergibt), hervorgehoben zu werden und scheint es, als hätte Smeaton das Verdienst, diese Maschine zuerst bei der
                              Oelfabrication in Anwendung gebracht zu haben.
                           Der damalige Zustand französischer Oelmühlen wird am besten in Rozier's
                              „Observations sur la Physique“
                              geschildertDie berühmte Abhandlung Coulomb's (S. 417 der
                                    angegebenen Quelle) führt speciell die Ueberschrift „Vues économiques sur les moulins et
                                          pressoirs à huiles etc.“ und ist unstreitig
                                    eine der gründlichsten und sorgfältigsten Arbeiten seiner Zeit, obgleich die
                                    beigelegten Zeichnungen für den Constructeur unbrauchbar genannt werden
                                    müssen., erstreckt sich aber vorzugsweise auf Maschinen zur Gewinnung des Oels aus
                              Früchten (Oliven).
                           Die von Rozier beschriebenen Maschinen zur Oelgewinnung
                              aus Raps- und Leinsamen sind namentlich solche, welche von Windrädern in der
                              Umgegend von Lille betrieben werden und die nach holländischen Mustern construirt
                              sind. An derartigen Mühlen stellte seiner Zeit (1780) der berühmte französische
                              Physiker Coulomb seine heute noch unübertroffenen
                              Versuche über Leistung gutconstruirter Windräder an, worüber in der unten citirten
                              Quelle ausführlich gehandelt wird.Rühlmann, „allgemeine
                                       Maschinenlehre,“ Bd. I S. 369.
                              
                           Hiermit sind wir zugleich zum ersten Abschnitte der Oelmühlengeschichte gelangt,
                              während der zweite Abschnitt in die Zeit verlegt werden kann, wo Bramah (1795) die hydraulische Presse erfunden hatte.
                              Hierüber handelte der Verfasser bereits ausführlich in den Mittheilungen des
                              hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 221, worauf hier verwiesen werden muß.Im polytechn. Journal Bd. CLXXV S.
                                       95; man sehe auch die Bemerkungen von Treviranus in Bd. CLXXV S. 422.Anm. d. Red.
                              
                           Auch die sogenannte Topf-Oelpresse ist eine
                              englische Erfindung.In England waren die Topfpressen bereits vor 1832 unter dem Namen Russel's
                                    Hydraulic Presse bekannt, worüber unter
                                    Beifügung von Abbildungen berichtet wird im Mechanic's Magazine vom 7. April 1832 (Vol. XVII.) und daraus im
                                    polytechn. Journal Bd. XLV S.
                                       38.
                              
                           Bei dieser Gattung hydraulischer Oelpressen wird der vorbereitete Same von einem
                              cylindrischen Topfe mit kreisförmigem Querschnitte aufgenommen, welcher mit dem vertical gestellten Preßkolben auf- und absteigt,
                              während der Preßstempel unbeweglich oben am Holme des Maschinengestelles befestigt
                              ist. Dabei ist der Preßtopf mittelst Rollen auf einer festen Unterlage fahrbar
                              gemacht, um rasch und bequem Füllen und Entleeren vornehmen zu können.
                           
                           Bemühungen englischer und französischer Mechaniker, die hydraulische Presse durch
                              andere ebenfalls geräuschlos (stumm) ohne Stoß wirkende Pressen zu ersetzen, sind
                              ohne eigentlichen Erfolg geblieben, wohin namentlich Hallett's Presse mit excentrischen Scheiben und die Kniehebelpressen von
                              Sudds, Barker, Atkin's u.a. zu rechnen sind. Der
                              Vortheil solcher Pressen, daß bei ihnen mit dem zunehmenden Widerstande der zu
                              pressenden Körper auch die Preßkraft wächst, wird vollständig durch die größeren
                              Reibungen und damit zusammenhängenden Abnutzungen gegenüber den hydraulischen
                              Pressen aufgewogen, so daß sie als der Geschichte anheim gefallen betrachtet werden
                              können.
                           In die Zeit der 1820er Jahre fällt auch die Einführung der Dampf-Wärmapparate statt der flachen Pfannen über freiem Feuer, zur
                              Vorbereitung des Samens, wie sie sich bis zur Gegenwart erhalten haben. Die erste
                              vollständige Abbildung eines solchen Apparates brachte Le
                                 Blanc im ersten Bande seines bekannten Recueil des
                                 machines etc. Pl. 57 und zwar nach der (wahrscheinlich schon 1828 oder 1829
                              erfolgten) Ausführung des französischen Mechanikers Cazalis für die Salleron'sche Oelfabrik in
                              Paris.
                           Bemerkt zu werden verdient hierbei, daß sich in Frankreich schon früher der
                              Mechaniker Montgolfier um den Bau von Maschinen zur
                              Oelfabrication und insbesondere um die Construction vertical stehender,
                              hydraulischer Oelpressen verdient machte, wofür er auch bei der Pariser
                              Industrie-Ausstellung im Jahre 1819 ausgezeichnet wurde.Annales de l'industrie, T. IV pag. 132.
                              
                           Eine besondere, beachtenswerte Eigenthümlichkeit dieser Montgolfier'schen Pressen war die Anordnung der Injectionspumpen, welche
                              1) zwei unter einander an derselben Stange befindliche Kolben von verschiedenen
                              Querschnitten besitzen, 2) so angeordnet sind, daß man den Hub dieser Kolben leicht
                              vergrößern oder verkleinern kann. Beide Mittel dienen dazu, den allmählich
                              Zunehmenden Widerstand der zusammengepreßten Samenmasse mit möglichst
                              gleichbleibender Kraft überwinden zu können Abbildungen und Beschreibungen der Montgolfier'schen Pumpen finden sich bei Le Blanc
                              Recueil, Tom. I., Pl. 10 und 11. und in der allgemeinen Maschinenlehre des VerfassersBd. II Seite 269., worauf hier verwiesen werden muß.
                           Andere Constructionen der Injectionspumpen für gleichen Zweck führten Hummel in Berlin und die Firma Hick und Rothwell in Bolton unweit Manchester aus.Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1838
                                    S. 194.
                              
                           Bei Hummel besteht der (cylindrische) Kolben aus zwei
                              concentrischen in einander geschobenen Theilen, die beim Anfange des Pressens, so
                              lange der Widerstand noch gering ist, zusammenwirken, während nachher und besonders
                              zuletzt bei sehr groß gewordenem Widerstande bloß noch der äußere, rohrförmige
                              Kolbentheil in Wirksamkeit bleibt. Bei Hick geht zwar
                              auch ein Kolben in den anderen, jedoch so, daß der große nachher als Stiefel für den
                              kleineren dient, was minder vortheilhaft als die Hummel'sche Anordnung ist und zwar sowohl in Hinsicht der Lederdichtung, als
                              auch in Bezug auf die zu erreichende Vervielfältigung der Kraft.In unserer Quelle (a. a. O.) S. 196 durch Beispiele erläutert.
                              
                           Die Hummel'schen hydraulischen Pressen (in Deutschland
                              wegen ihrer Vortrefflichkeit seiner Zeit berühmt) bieten zugleich Veranlassung einer
                              anderen wichtigen Anordnung bei den Injectionspumpen, nämlich der sogenannten Selbstauslösung, zu gedenken, zufolge welcher sich das
                              Saugwerk selbstthätig erhebt, das fernere Ansaugen und Beschaffen von
                              Speiseflüssigkeit unmöglich gemacht wird, sobald der zu überwindende Widerstand eine
                              bestimmte Größe erlangt hat, oder der Druck eine gewisse Zeit hindurch auf demselben
                              Grade erhalten werden soll.
                           Diese Einrichtung scheint man zuerst (am Anfange der 30er Jahre) in der
                              Runkelrübenzuckerfabrik von Crespel zu Arras in
                              Frankreich getroffen zu habenS. Schubarth's Beiträge zur näheren Kenntniß der
                                    Runkelrübenzuckerfabrication in Frankreich, Berlin 1836, S. 13., während Hummel etwas später (wahrscheinlich
                              1836) eine ähnliche Anordnung, jedoch mit mehreren recht zweckmäßigen Abänderungen
                              ausführte, worüber in der unten citirten Quelle nachzulesen ist.Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1838
                                    S. 200.
                              
                           Erwähnt werden können endlich hier noch die Bemühungen eines Engländers Spiller und des bekannten Planer Mechanikers Alban, in ganz eigenthümlicher sinnreicher Weise den
                              zunehmenden Widerstand bei der hydraulischen Oelpresse durch eine möglichst
                              gleichbleibende Kraft überwinden zu können. Spiller
                              Le Blanc„Recueil,“T. I, Pl. 67 und 68,
                                    sowie polytechn. Journal Bd. XX (1826) S. 217. ordnete hierzu zwei Injectionspumpen neben einander an, gab beiden gleichen
                              Durchmesser und einerlei Hub, ließ sie jedoch mit verschiedenen
                                 Geschwindigkeiten (verschiedenen Spielzahlen) arbeiten, während Alban
                              Polytechn. Journal Bd. XXIII (1829) S. 73. zwischen Injectionspumpen und Preßcylinder einen Windkessel einschaltete.Polytechn. Journal Bd. XXIII (1829) S. 73. Beide Ideen scheinen sich in der Praxis nicht bewährt zu haben, weßhalb ein
                              weiteres Eingehen auf dieselben hier ohne Zweck seyn dürfte, nm so mehr als die
                              unten citirten Quellen über beide ausführlich belehren.
                           Unter den Männern, deren Gedächtniß in der Geschichte der Oelmühlen aufzubewahren
                              ist, verdient der deutsche Civilingenieur Scholl in
                              Berlin obenan gestellt zu werden, indem derselbe durch sein 1844 erschienenes
                              vortreffliches selbstständiges WerkDer vollständige Titel des Werkes ist: „Der Bau und Betrieb der
                                       Oelmühlen, nach den neuesten und bewährtesten Erfindungen, eigenen
                                       Verbesserungen und Erfahrungen dargestellt. Nebst einem Anhang über die
                                       Berechnung und Schätzung der Motoren. Ein praktisches Handbuch für
                                       Oelmüller, Maschinenbauer, Unternehmer etc.“ Mit 19
                                    lithographirten Tafeln. 4. Darmstadt 1844, Verlag von Leske.
                              „Bau und Betrieb der Oelmühlen“ sehr
                              viel (so weit dieß der Schriftsteller überhaupt vermag) zur Verbesserung der
                              Oelmühlen und zur Verbreitung guter Constructionen beigetragen hat.
                           Im Scholl'schen Werke wurde das technische Publicum zum
                              erstenmale mit eigenthümlichen Vor- und Nachpressen bekannt gemacht, welche, mehr oder weniger
                              originell, namentlich in den seiner Zeit berühmten Neußer Oelfabriken, in Anwendung
                              gekommen waren und mindestens im südwestlichen Deutschland noch heute als Prototype
                              rationeller und praktischer Maschinenconstruction ihrer Art mit Recht betrachtet
                              werden.
                           Meines Wissens war es ebenfalls in diesen Kreisen, wo man in Deutschland zuerst
                              (vielleicht gleichzeitig oder bald nachher in England) zur Oelfabrication alle Maschinen ausschloß, wobei Stoßwirkung stattfindet, d.
                                 h. weder Samenstampfen, noch sogenannte Rammpressen benutzte, ein Verfahren, was sich jetzt
                              allgemein Bahn gebrochen hat, obwohl noch im Jahre 1844 nicht unerhebliche Bedenken,
                              selbst von den tüchtigsten Fachmännern, gegen ein derartiges Verfahren erhoben
                              wurden.Scholl a. a. O. § 263 und Mühleninspector
                                    Heins in den Mittheilungen des Gewerbevereins
                                    für das Königreich Hannover, 1844 S. 33.
                              
                           Die von Scholl beschriebenen und empfohlenen sogenannten
                              (verticalen) Topfpressen erinnerten allerdings an die bereits oben erwähnten
                              englischen Pressen von Russel; ihre Detailconstruction
                              war jedoch derartig verändert (z.B. die Töpfe mit durchlöcherten Wänden, zum
                              Durchlassen des
                              ausgepreßten Oeles, als Siebtöpfe construirt etc.), so
                              daß sie gewissermaßen als neu bezeichnet werden konnten.
                           Besondere Ausbildung haben die in dem gedachten Bezirke (namentlich in der größten
                              Oelfabrik Deutschlands, der von Heinrich Thywissen in
                              Neuß) beliebten horizontalen Nachpressen erfahren. Bei
                              diesen Maschinen wird der Rückgang des Preßkolbens (nach verrichteter Arbeit) weder
                              durch Gegengewichte, wie bei den ersten englischen
                              Horizontalpressen, noch durch Anordnung sogenannter Zwillingskolben oder Doppelpressen, wie bei den
                              bereits genannten Pressen von Spiller u.a., sondern durch
                              eine sogenannte Contrepresse bewirkt. Diese besteht in
                              einer besonderen, verhältnißmäßig kleineren hydraulischen Presse, die ebenfalls
                              horizontal liegt, und deren Kolben mit dem der Arbeitspresse (Oelpresse) in eine
                              derartige (die Achsen beider in derselben geraden Linie liegend) Verbindung gebracht
                              ist, daß sich beide stets mit einander bewegen und die eine arbeitet während die
                              andere leer geht.
                           Mit Vorstehendem sind wir aber auch ganz in die Gegenwart der Maschinen zur
                              Oelfabrication gelangt, deren weiterer Zustand zunächst
                              mit der Beschreibung einer nach Neußer Muster angeordneten und ausgeführten, jedoch
                              mit mancherlei Verbesserungen ausgestatteten Oelfabrik dargelegt werden soll, wovon
                              die Anordnung aus Fig. 1 erhellt.
                           Die sämmtlichen Maschinen dieser in Palota bei Pesth im Gange befindlichen Fabrik hat
                              Hr. Maschinenfabrikant J. B. Faßbender zu
                              Michelbacherhütte unweit Dietz im Herzogthum Nassau geliefert, welche sich sämmtlich
                              in jeder Beziehung bewähren, sowie überhaupt Anordnung und Betrieb dieser Fabrik als
                              musterhaft bezeichnet werden können.
                           Die ganze Fabrik enthält 21 Pressen, und zwar 5 verticale SiebtopfpressenSpecielle Abbildungen enthält Bd. II S. 307 und 308 meiner allgemeinen
                                    Maschinenlehre., 16 horizontalliegende Nachpressen, 4 Paar Quetschwalzen, 5 Kollergänge, 2
                              Dampf-Samenwärmer für die Vorpressen und 8 eben solche für die
                              Nachpressen.
                           Der Betrieb erfolgt durch eine 40pferdige eincylindrige, horizontalliegende
                              Dampfmaschine, mit deren Hülfe gewöhnlich per Tag (23
                              Arbeitsstunden) 640 nieder-österreichische Metzen Raps (oder 716 preuß.
                              Schäffe!) zu Oel verarbeitet werden.
                           In Fig. 1 ist
                              die Dampfmaschine mit dem Buchstaben A bezeichnet, die
                              Kurbel mit B, die Schwungradwelle mit B¹ , das Schwungrad mit C und das erste Zahnrad mit D. Von letzterer
                              Stelle aus wird die Bewegung überall durch Räderwerke auf die betreffenden
                              Arbeitsmaschinen übertragen.
                           Die fünf erwähnten mit E, E, E... bezeichneten
                              Kollergänge werden alle durch Kegelradvorgelege von derselben durchgehenden Welle
                              Z, Z (die mit der Schwungradachse in einerlei
                              Verticalebene liegt) bewegt. Der Behälter F neben dem
                              ersten Steingange dient zur Aufnahme des bereits durch die Walzen gegangenen Samens,
                              von wo aus dieser leicht den Steingängen zugeführt wird.
                           Die überhaupt vorhandenen 4 Paar Samenwalzen liegen auf dem ersten Boden des
                              Fabrikgebäudes genau über dem ersten Steingange und wird die Bewegung auf sie von
                              einer Verticalwelle aus übertragen, deren Ort in unserer Grundrißfigur mit dem
                              Buchstaben d bezeichnet ist.
                           J, J sind die erwähnten 5 hydraulischen (verticalen)
                              Vorpressen; N, N sind die horizontalliegenden
                              Nachpressen, deren zugehörige Contrepressen durch die Buchstaben n,n markirt wurden.
                           H, H sind die durch Dampf geheizten Samenwärmpfannen der
                              Vorpressen; M, M sind die der Nachpressen.
                           Die Schwungradwelle B, B¹ der Dampfmaschine macht
                              36 Umläufe per Minute. Die Quetschwalzen (von 12 Zoll
                              Durchmesser und 36 Zoll Länge) laufen 70 bis 90 Mal per
                              Minute um, die Kollersteine (von 51/4 Fuß Durchmesser und 12 Zoll Breite) verrichten
                              in derselben Zeit 9 bis 10 Umgänge In Bezug auf letztere ist noch zu bemerken, daß
                              der normale Abstand zweier Steine von einander 30 Zoll beträgt, wobei die verticale
                              Drehachse jedoch nicht in der Mitte dieser Entfernung, sondern beziehungsweise in
                              den Abständen von 11 1/4 Zoll und 18 3/4 Zoll liegt, so daß jeder Stein einen Theil
                              der Bahn des anderen überschreitet, eine Anordnung, welche für die Arbeit sehr
                              vortheilhaft ist.
                           Die vorhandenen Injectionspumpen hängen sämmtlich an einem Balancier k, k, Fig. 2 (im vergrößerten
                              Maaßstabe gezeichnet), dessen Lage im Grundrisse Fig. 1 durch die
                              Buchstaben K, K angedeutet ist, so daß die Linie LL daselbst die Richtung seiner Drehachse l, l angibt.
                           An dem Balancier k, k (Fig. 2) hängen überhaupt
                              11 Pumpen m, m, m..., wovon 4 rechts, 4 links und 3 in
                              der Mitte stehen, letztere in unserer Abbildung nicht sichtbar, weil sie durch den
                              Balancier verdeckt werden.
                           Bei f, f liegen die Saug- und Druckventile, zu
                              denen man ohne Weiteres nach Oeffnung einer Schlußdeckelschraube gelangen kann.
                              Dabei liegen außerdem die Saugventile so tief unter dem Wasserspiegel des
                              Reservoirs, woraus die Pumpen gespeist werden, daß sich die Saugröhren beim Aufgehen
                              der Kolben selbst füllen. Die Kästen r, r dienen zur Leitung des Wassers
                              aus dem bereits erwähnten Reservoir und weiter zur Aufnahme der Hebel zum Ausheben
                              der Saugventile, sobald die Arbeit der Pumpe selbstthätig oder absichtlich
                              unterbrochen wird. g, g sind die
                              Sicherheitsventilkästen, in welchen sich ein bestimmter Theil der Pumpen vereinigt
                              und von wo aus dann das Wasser (je nachdem mehrere Pumpen auf eine Partie Pressen
                              arbeiten) nach den Pressen geht.
                           Die in unserer Grundrißfigur 1 bei den Wasserleitungsröhren angegebenen Buchstaben
                              a, b und c
                              correspondiren mit denselben Buchstaben des Pumpengrundrisses Fig. 2. Complicirte
                              Wechselhähne (Krahne) sind dadurch umgangen, daß Hr. Faßbender die Fertigpressen N, N symmetrisch
                              links und rechts vertheilte. Die Krahne sitzen hier auf den Contrepressen n, n und sind durch die Buchstaben i bemerkbar gemacht (als viereckige Platte mit
                              abgebrochenen Ecken gezeichnet).Abbildungen derartiger Wechselkrahne oder Wechselhähne finden sich ebenfalls
                                    in meiner allgemeinen Maschinenlehre, Bd. II S. 328.
                              
                           Unter den wenigen wirklich neuen und empfehlenswerthen Constructionsveränderungen
                              jüngster Zeit bei den Maschinen zur Oelfabrication, ist kaum eine, welche mehr
                              Beifall und Erfolg aufzuweisen hat, als die Herstellung von senkrechten Topfpressen für quadratische
                                 Kuchen mit eigenthümlicher Lösekeil-Anordnung. Nach meinem Wissen
                              ist es die Maschinenfabrik der HHrn. Luther und Peters in Wolfenbüttel, der die Priorität dieser
                              Construction gebührt, die sich übrigens bereits aus der letzten Hälfte der 1840er
                              Jahre datirt. Die Gestalt dieser Pressen, wie sie die genannte Fabrik ausführt,
                              zeigen in 1/32 wahrer Größe die Figuren 6, 7 und 8.
                           Hierbei erkennt man ohne Weiteres den sogenannten Preß-Siebtopf a, dessen Wandlöcher mit Rillen im Preßgefäße b correspondiren, welches letztere direct auf den
                              Arbeitskolben der hydraulischen Presse befestigt ist und mit diesem auf- und
                              absteigt. An zwei Seiten legt sich der Siebtopf genau an die Wände des Preßgefäßes
                              b an, während dieß an den beiden anderen Seiten, wie
                              aus Fig. 7
                              erhellt, nicht der Fall ist, hier vielmehr zwei ebenfalls mit Rillen versehene, oder
                              wie Hohlroste construirte Keilplatten e, e den
                              ausgesparten Raum füllen und dabei zugleich einen vortrefflichen Schluß in der
                              Eigenschaft sogenannter Lösekeile bilden.
                           Jeder der letzteren ist mit einer Oehse d (Fig. 6 u. 8)
                              ausgestattet, die mit einem Haken f correspondirt, der
                              oben am Preßholme aufgehangen ist. Der Stempel m bleibt
                              hier, ähnlich wie bei den älteren Topfpressen von Russel, während des
                              Aufsteigens des Preßkolbens, d.h. während des Arbeitsprocesses, unbeweglich.
                           Nach vollendetem Pressen ist das Gefäß b mit dem
                              Siebtopfe a so hoch in die Höhe gegangen, daß man die
                              Haken f in die Oehsen d
                              hängen kann, was offenbar den Erfolg hat, daß wenn man das Preßwasser abläßt und
                              demnach der Arbeitskolben mit Zubehör a, b vermöge
                              seines Gewichtes niedersinkt, der Keil d herausgezogen
                              und die Presse gelöst wird.
                           Um das Herausnehmen der in Haar- oder Wolltücher geschlagenen, nunmehr
                              zusammengepreßten Saat (Oelkuchen) eben so bequem wie das Einlegen oder Füllen
                              vornehmen zu können, läßt sich der Preßstempel m während
                              dieser Zeit von seinem Platze entfernen. Hierzu ist derselbe mit an zwei Seiten
                              befindlichen prismatischen Vorsprüngen g (Fig. 6) auf
                              einer nach außen gehörig verlängerten Bahn h (deren
                              Querschnitt ebenfalls aus Fig. 6 erhellt)
                              verschiebbar, so daß der Raum über dem Siebtopfe b ganz
                              frei wird. Zum bequemen Anfassen bei dieser Manipulation ist am Preßstempel ein
                              Handgriff i angebracht. In einiger Beziehung von
                              ähnlicher Unordnung wie die Pressen der HHrn. Luther und
                              Peters sind die der Engländer Robinson und Cottam in London, worauf sich
                              diese unterm 30. März 1858 ein Patent ertheilen ließenPatent Specification Nr. 670 von 1858 (Hydrostatic and other Presses). und wovon eine in drei verschiedenen Ansichten in Fig. 3, 4 und 5 abgebildet ist.
                           Preßcylinder A, Kolben B,
                              Verbindungsstangen C und ähnliche Theile sind
                              selbstverständlich, eben so der für den Siebtopf U, V
                              bestimmte Preßstempel E. Letzterer ruht jedoch auf vier
                              Rollen F, F, welche auf den Schienen G, G einer unverrückbaren Eisenbahn laufen. Zum
                              Aus- und Einfahren benutzt man starke Stricke Z,
                                 Z (Fig.
                                 4).
                           Das Preßgefäß H ist hier jedoch nicht auf dem Kopfe der
                              Preßplatte des Kolbens B der hydraulischen Presse
                              befestigt, sondern nur darüber gestülpt, so daß sich der Kopf des Kolbens B im Innern von H
                              auf- und abschieben läßt, während das Gefäß H
                              selbst festgehalten, d.h. verhindert wird an der Bewegung des Kolbens B Theil zu nehmen.
                           Wie bei der vorher beschriebenen Presse dient auch hier II mit seinen durchlöcherten
                              Einsätzen U, V (Fig. 5) zur Aufnahme des
                              in Tücher gepackten Samens, welche beim Aufgange des Kolbens B der hydraulischen Presse nach oben geschoben und endlich dadurch gepreßt
                              werden, daß die Tücherpackete (oder richtiger eine auf die obere Schicht gelegte
                              Deckplatte) gegen den an die rechte Stelle gerückten Stempel E treffen und an diesem eine feste Wand finden. Ist nun hierbei durch die breit
                              gepreßte Samenmasse ein hinreichender Seitendruck auf die Innenfläche des
                              Preßgefäßes H übergetragen, so wird letzteres endlich
                              mit in die Höhe genommen, wobei jedoch sein Weg entsprechend durch Schrauben M, M (Fig. 4) begrenzt werden
                              kann. Reicht der Seitendruck nicht aus, um eine zur Mitnahme von H erforderliche Reibung zu erzeugen, so kann dieses
                              Gefäß H durch folgende Anordnung zum in die Höhegehen
                              veranlaßt werden.
                           In Figur 4 und
                              5 bemerkt
                              man besondere mit K bezeichnete Führungsstangen, nahe
                              deren Mitte Schrauben für die bereits erwähnten und verstellbaren Muttern M, M (zur Begrenzung des Weges von H) eingeschnitten sind. Diesen Stangen dienen
                              gleichzeitig Knaggen L, L zur Führung, an denen man die
                              Drehpunkte von Hebeln P, Q angebracht hat, wodurch
                              horizontalliegende Bolzen O hin und her geschoben werden
                              können. An dem oberen Rande von H hat man ferner
                              prismatische Stücke N angegossen, die mit Löchern
                              ausgestattet sind, durch welche man die bereits erwähnten Bolzen O hindurchschieben kann, so daß diese über den oberen
                              Rand von H derartig treten können, daß sich gegen sie
                              die Deckplatte der Tücherpackete lehnen kann, welche mit den Packeten von dem
                              Preßkolben B aufwärts getrieben wird. Sobald nun diese
                              Deckplatte gegen die weit genug vorgeschobenen Bolzen O
                              drückt und letztere stark genug sind, um nicht zu zerbrechen, so erhellt ohne
                              Weiteres, daß hierdurch das Gefäß H mit zum Aufsteigen
                              veranlaßt wird.
                           Beim Rückgange des Preßkolbens B steigt anfänglich auch
                              das Gefäß H mit nieder, wird jedoch bald von der unteren
                              Schraube M am Weitergehen gehindert, so daß B seinen Weg allein fortsetzt. Läßt sich nach dem
                              Entfernen des Stempels E (nach dessen Herausfahren auf
                              der Eisenbahn G) die gepreßte Masse nicht ohne Weiteres
                              aus dem Gefäße H nehmen, so soll ein geringes
                              Wiederaufwärtstreiben des Kolbens B, während H an dem Mitgehen von der oberen Schraube M gehindert wird, hinreichen, um die Masse aus H nach oben hin etwas zu lüften (herauszustoßen),
                              überhaupt deren Entfernung möglich zu machen etc.
                           Doch dieses Alles wird hinreichen zu erkennen, daß die Presse von Robinson und Cottam der von
                              Luther und Peters an
                              Einfachheit der Construction und Handhabung ungemein nachsteht und ihr daher keine
                              derartige, allgemeine Verwendung (namentlich als Nachpresse, oder auch als
                              Vor- und Nachpresse für kleinere Anlagen)Beschreibung und Abbildung einer kleinen, aber höchst rationell
                                    eingerichteten und betriebenen Oelfabrik (die des Herrn Capelle in Hannover) findet sich in meiner
                                    allgemeinen Maschinenlehre, Bd. II S. 311 und 312. prophezeit werden kann, wie dieß bei den Pressen von Luther und Peters der Fall ist.
                           
                           Von den Bestrebungen, die selbstthätigen Ausrückungen bei
                              den Injectionspumpen der hydraulischen Pressen zu vereinfachen und zu vervollkommnen, verdient
                              unter anderen die des Herrn Ingenieur Fischer (zur Zeit
                              in Bremen) angeführt zu werden, wovon sich Beschreibung und Zeichnung in den
                              Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 273 vorfindet, vorzüglich
                              aber eine andere mit Regulatorkolben und pendelartigem Ausrückgewichte, welche sich
                              in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1864 S. 222 (im polytechn.
                              Journal Bd. CLXXIV S. 5) beschrieben und
                              abgebildet findet. Bei dieser Unordnung läßt sich der beabsichtigte und erreichte
                              Maximaldruck nicht bloß für einen Augenblick, sondern von hinlänglicher Dauer
                              erhalten, um dem Oele gehörige Zeit zum Herauslaufen zu lassen.
                           Eine mindestens mir ganz neue sinnreiche Methode, um bei den Injectionspumpen
                              hydraulischer Pressen eine absatzweise oder continuirliche Hubveränderung eintreten
                              zu lassen und dadurch (wie schon bei der oben besprochenen Montgolfier'schen hydraulischen Presse) bei zunehmendem Widerstande mit
                              möglichst gleichbleibender Kraft arbeiten zu können, fand ich bei Pressen der
                              Maschinenfabrik etc. der Herren Albert Wewer und Comp. in Barmen, welcher letzteren ich zugleich die
                              beigegebenen Zeichnungen der betreffenden Anordnung verdanke.
                           Figur 10 und
                              11 zeigen
                              die Wewer'sche Injectionspumpe in 1/8 wahrer Größe, wobei
                              zunächst hinsichtlich der Unordnung darauf aufmerksam zu machen seyn dürfte, daß man
                              überall von oben zum Saug-, Steig-, Sicherheit- und
                              Ablaß-Ventil gelangen kann.
                           Zur erwähnten Hubveränderung ist die Scheibe 9. (Fig. 12 und 13 im größeren
                              Maaßstabe gezeichnet) der Kurbelwarze b, an welche die
                              Lenkstange l faßt, mit einem supportartigen Schlitten
                              c ausgestattet, der durch eine Schraube d derartig verstellbar gemacht ist, daß man die Warze
                              b dem Mittelpunkte z der
                              Scheibe a beliebig nähern oder entfernen kann.
                           Um dieses Stellen mit Zuziehung der Menschenhand vornehmen zu können, ist die
                              Schraubenspindel in ihrer Fortsetzung nach rechts hin quadratisch gestaltet, so daß
                              bei f ein Schraubenschlüssel aufzustecken ist.
                           Um jedoch die Hubveränderung selbstthätig und continuirlich geschehen lassen zu
                              können, hat man folgende Anordnung getroffen.
                           Auf der Schraubenspindel d ist zunächst ein mit
                              Sperrzähnen versehenes Rad g befestigt, so daß, wenn
                              letzteres umgedreht wird, auch die Schraube eine gleiche Drehung verrichtet.
                           Sodann ist seitwärts der Warzenscheibe a am Gestell der
                              Maschine ein Arm e mit einem Einschnitte befestigt,
                              worin eine vorspringende Nase i senkrecht auf- und abgeschoben werden
                              kann. Diese Nase sitzt wieder an einem geeigneten Stücke h, dessen unteres Ende mit einem Stifte k in
                              Verbindung gesetzt ist, welcher in einem Längenschlitze des kürzeren Armes eines
                              Hebels p, m Platz findet. Der längere Arm des letzteren
                              ist ferner zwischen einen Bügel r geklemmt, worin er in
                              wünschenswerther Lage gehalten werden kann.
                           Bei derjenigen Stellung dieses Hebels, welche in unseren Abbildungen gezeichnet ist,
                              befindet sich die Nase i genau in derselben Entfernung
                              von der Achse z als die Warze b an der Scheibe a, woraus, mit Bezug auf das
                              Vorstehende, erhellt, daß bei jedem Umlaufe der Warzenscheibe immer ein Zahn des
                              Rades g einmal an die Nase i
                              stößt, was zur Folge hat, daß g um eine Zahntheilung
                              gedreht und in diesem Maaße proportional die Warze b
                              verschoben und damit der Hub des Kolbens y der
                              Injectionspumpe verändert wird.
                           Will man zeitweise mit constantem Hube arbeiten, so braucht man nur den Arm p des Hebels k, m, p gehörig
                              hoch in der Klemme r zu verschieben, so daß die Nase i tief genug herabrückt, diese dem Rade g aus dem Wege geht und letzteres mit der Warzenscheibe
                              umläuft, ohne auf die Drehung der Schraube d zu
                              wirken.
                           Die im Bau guter Maschinen zur Oelfabrication in Norddeutschland rühmlichst bekannte
                              Maschinenfabrik der Herren Luther und Peters in Wolfenbüttel hat bei einigen ihrer Pressen zur
                              Proportionirung der bewegenden Kraft bei zunehmendem Widerstande, die Idee Montgolfier's wieder aufgefaßt, nämlich gleichsam in
                              verbesserter Auflage zwei an derselben Stange a, b
                              Fig. 9
                              sitzende Kolben c und d von
                              verschiedenen Querschnitten ausgeführt, wovon ersterer einen Durchmesser von 9/8
                              Zoll rhein., letzterer von 5/4 Zoll rhein. besitzt.
                           Beim Anfange des Pressens arbeitet man auch hier mit beiden Kolben zugleich, was
                              offenbar dasselbe ist, als wäre nur ein Kolben vom Querschnitte des größeren d (= 1,227 Quadratzoll)
                              vorhanden, in welchem Falle g das Steigventil für den
                              Kolbentheil c, und h das
                              Steigventil für den Kolbentheil d bildet.
                           Um bei zunehmendem Widerstande mit der Differenz der Querschnitte (1,227 –
                              0,994 = 0,233 Quadratzoll) beider Kolben arbeiten zu können, hebt man hier ebenfalls
                              das unterste Saugventil f von seinem Sitze gänzlich ab,
                              hält es schwebend über demselben, d.h. macht es überhaupt wirkungslos, so daß dann
                              g das Saugventil bildet.Bemerkt zu werden verdient vielleicht noch, daß der Durchmesser des
                                    zugehörigen Preßkolbens 12 Zoll rhein., der Hub des Injectionskolbens a, b 2 1/2 Zoll beträgt und letzterer per Minute 52 Doppelhube macht.
                              
                           
                           Zu den bemerkenswerten Dingen bei der Verwendung hydraulischer Pressen zur
                              Oelfabrication, gehört noch das in neuerer Zeit vielfach wahrzunehmende Bestreben
                              ohne Woll- oder Roßhaar-Tücher zu pressen, in welche man den Samen nach dem
                              Vorwärmen einzupacken pflegt. An der Stelle der letzteren verwendet man ebene
                              Filzplatten, die je nach der Form beabsichtigter Oelkuchen rund, quadratisch etc.
                              geschnitten sind, zwischen denen man die Saat packt ohne das Umschlagen an den
                              Kanten nöthig zu haben, wo bekanntlich die Hauptabnutzung der gewöhnlichen Tücher
                              oder Säcke erfolgt. An manchen Stellen (u.a. bei den sogenannten Fesca-Pressen)Wahrscheinlich nach dem Maschinenfabrikanten gleichen Namens in Berlin so
                                    genannt. klemmt man über die obere Filzplatte einer Saatschicht einen sich federnden
                              Stahlring,Abbildungen in meiner allgemeinen Maschinenlehre, Bd. II S. 314. wodurch ein besserer Verschluß gebildet und das Herausdringen des Samens an
                              den Kanten verhindert wird.
                           Bei einer Sorte kräftiger Oelpressen für kreisrunde Kuchen, die mir unter dem Namen
                              der Bodmer-Pressen (in Zürich?) bekannt geworden
                              sind, wird unter Verwendung von Filzplatten und je einer durchlöcherten Stahlscheibe
                              in Töpfen zweier Etagen über einander (gleichzeitig) gepreßt, wobei sich nach dem
                              Pressen die angewandten Preßtöpfe seitlich auf fester Bahn ausfahren und auf
                              geeignete Tische leeren lassen, die zu letzterem Zwecke mit entsprechenden
                              kreisförmigen Oeffnungen versehen sind.
                           Allerdings erspart man bei diesen Methoden die kostspieligen, viel Reparatur
                              verursachenden und bald unbrauchbaren Tücher, gelangt aber wieder zu anderen Uebeln,
                              wohin ohne die gedachten (Fesca'schen) Stahlringe
                              besonders gehört, daß sich viel Same seitlich herausquetscht und gleichzeitig nicht
                              geringe Unreinlichkeit erzeugt wird, was natürlich nicht so schlimm ist bei neuen,
                              weichen Filzplatten, als bei solchen, welche durch
                              den Gebrauch (namentlich an den Rändern) mehr oder weniger hart geworden sind.
                              Jedenfalls ist die Pressung mit Filzplatten (ohne Tücher) nur für den Vorschlag, nicht aber für den Nachschlag zu rathen.
                           Interessant und unter Umständen auch von Nutzen ist die neuerdings von den Franzosen
                              und Engländern versuchte Verwendung der sogenannten Accumulatoren, Kraftsammler oder Apparate, welche gleichsam
                              Vorrathsmagazine für bewegende Kräfte bilden und worüber ich ausführlich bereits in
                              den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 223 (polytechn. Journal
                              Bd. CLXXV S. 93) berichtete.
                           Soweit mir bekannt, hat zuerst Falguière in
                              Marseille für eine Oelfabrik in Bordeaux, mit 44 hydraulischen Pressen, von den
                              Accumulatoren Gebrauch gemacht, dadurch die erforderlichen Injectionspumpen auf 8
                              reducirt und nicht geringe Vortheile für den Arbeitsproceß erreicht.Armengaud: Publ. indust.
                                       Tome XIII Pl. 36 und 37; polytechn.
                                    Journal Bd. CXXXIX S. 404.
                              
                           Zur Londoner Ausstellung hatte Lacointe in St. Quentin
                              einen sehr compendiösen und doch wirksamen Accumulator für hydraulische Oelpressen
                              eingesandt, der sich in meiner Maschinenlehre Bd. II S. 288 (und im polytechn.
                              Journal Bd. CLXXV S. 98) beschrieben und
                              abgebildet findet.
                           In England (obgleich das Land, woher die Accumulatoren stammen) scheint man dennoch
                              erst später für Oelfabrication davon Gebrauch gemacht zu haben und ist es meines
                              Wissens das bekannte Huller Etablissement für
                              Oelmühlen-Constructionen von Martin Samuelson und
                              Comp.,Beschreibung und Abbildung eines Samuelson'schen
                                    Accumulators für hydraulische Oelpressen im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 107. denen dieß Verdienst zuzuschreiben ist.
                           Zu den bemerkenswerthen Oelmühlen-Anlagen rationeller Construction der
                              jüngsten Zeit, die mir specieller bekannt geworden sind,
                              gehören außer den bereits ausführlich beschriebenen Faßbender's, die von Lecointe
                              Armengaud: Publ. indust. Tom. XIX, pag. 179, Pl. 12, 13 und 14. mit horizontalen Doppelpressen (gleichzeitig um Contrepressen entbehrlich zu
                              machen), ferner die bereits erwähnte von Falguière
                              mit Verticalpressen, die großartigen Anlagen (32 hydraulische Pressen) zu
                              Wittenbergs an der Elbe (Kreis Westprignitz), Hrn. S. Herz in Berlin gehörig,Die Oelfabrik des Herrn Herz ist, nach meinem
                                    Wissen, zur Zeit das größte Etablissement seiner Art in Norddeutschland.
                                    Nachstehende Angaben verdanke ich größtentheils gütigen persönlichen
                                    Mittheilungen des Herrn Besitzers.Zunächst sind an Arbeitsmaschinen folgende vorhanden: 4 Paar Quetschwalzen
                                    (16 Zoll preuß. Durchmesser, 26 Zoll Länge, 75 Umgänge per Minute), 11 Kollergänge und die
                                    erforderlichen durch Dampf geheizten Samenvorwärmer (Temperatur 95°
                                    C.), 32 verticale hydraulische Pressen und zwar 10 Stück Vorpressen
                                    (Topfpressen mit runden Kuchen) und 16 Stück Nachpressen (trapez- und
                                    keilförmige Kuchen). Beide Gattungen Pressen haben gemeinsame Pumpenkästen
                                    und je 8 Stück Injectionspumpen. Außerdem sind zum Zerkleinern der
                                    Vorgutkuchen zwei Paar Zackwalzen vorhanden und überall werden die Saaten
                                    durch vom gangbaren Zeuge aus betriebene Schnecken und Elevatoren
                                    bewegt.Die Preßzeit beim Vorgute ist circa. 15 Minuten,
                                    beim Nachgute circa 8 Minuten.An Betriebsmaschinerie (Motoren) besitzt das Etablissement folgende:
                                    a) ein großes verticales Wasserrad von 14 Fuß
                                    Durchmesser, 22 Fuß Schaufellänge und 3 Fuß Kropfhöhe bei 4 bis 4 1/2 Fuß
                                    Gefälle;b) zwei kleinere, ähnliche Räder von 14 Fuß
                                    Durchmesser, 16 Fuß Schaufellänge und 21 Zoll hohem Kropf bei 2 1/2 Fuß
                                    Gefälle;c) eine Woolf'sche
                                    Dampfmaschine von 80 Pferdekräften.Das erforderliche Aufschlagwasser wird aus dem Stepenitzflusse in einem
                                    eigenen, von Herrn Herz erbauten Canale zugeführt
                                    und variirt dessen Arbeitsvermögen von 35 bis 100 Pferdekräften.Bei hinreichender Wasserkraft treiben die drei angeführten Räder das Werk
                                    allein, während in wasserarmen Zeiten die Dampfmaschine zur Aushülfe dient.
                                    Auch wenn die Dampfmaschine mit voller Kraft arbeitet, muß sie zum Betriebe
                                    des ganzen Werkes noch eines der kleineren Wasserräder zur Hülfe nehmen. Für
                                    die Füllbassins und die Raffinerien ist außerdem noch eine sechspferdige
                                    Dampfmaschine aufgestellt.Sämmtliche Fabrikgebäude sind ganz von Stein und Eisen mit massiven Dachungen
                                    erbaut. In den Speichern können etwa 7000 Wispel (168,000 Scheffel preuß.)
                                    Saat, 20,000 Pfund Oel und eben so viel Kuchen gelagert werden. Der eine
                                    dieser Speicher hat (bei 5 Etagen) 300 Fuß Länge und 40 Fuß Tiefe, der
                                    andere (bei 4 Etagen) 50 Fuß Länge und 30 Fuß Tiefe.Endlich ist eine Darre zum Trocknen der Saat zu erwähnen, welche 60 Fuß lang
                                    und 28 Fuß breit ist und über dem gewölbten Fabrikraume liegt. und die jüngsten Schöpfungen der Egells'schen Maschinenbauanstalt in
                              Berlin für eine Leinölfabrik in St. Petersburg.Wiebe's Skizzenbuch für den Ingenieur und
                                    Maschinenbauer, Heft 30 (1863) und Heft 31 (1864). Andere hieher gehörige
                                    Angaben und einige Berichtigungen der Wiebe'schen
                                    Zahlenwerthe verdanke ich der gütigen Mittheilung des Hrn. F. A. Egells. (Man sehe hierüber auch Bd. II S.
                                    295–303 meiner allgemeinen Maschinenlehre.) Diese Fabrik enthält 3
                                    Paar Quetschwalzen, 8 Paar Kollersteine, 16 Vorwärmpfannen und 16
                                    hydraulische Verticalpressen für trapezförmige (oder sogenannte
                                    Zungen-) Kuchen. Construction und Ausführung dieser sämmtlichen
                                    Maschinen zeigen überall den rationell gebildeten erfahrenen Mechaniker.Zum Betriebe vorbemerkten Werkes ist eine Woolf'sche Dampfmaschine von mehr als 50 Pferdekräften vorhanden, so
                                    wie zwei Dampfkessel (Fairbairn's System), jeder
                                    von 750 Quadratfuß Heizfläche.Ueber die Leistungen dieser Oelfabrik wird weiter unten (in einer
                                    deßfallsigen allgemeinen Zusammenstellung) ausführlich berichtet.
                              
                           Die Bemühungen der allerneuesten Zeit, das Oel aus Samen nicht auf mechanischem Wege
                              und zwar durch Extraction mit Schwefelkohlenstoff zu
                              gewinnen,Im polytechn. Journal sind die hierzu dienenden Apparate von Deiß Bd. CLIX S. 436, Seyferth Bd. CXLVIII S. 268 und Lunge
                                    Bd. CLXX S. 378 beschrieben.Anm. d. Red. haben leider zur Zeit noch nicht zu erwünschten Resultaten geführt, obwohl
                              es Thatsache ist, daß man auf diesem Wege durchschnittliche ProcentDas in den Preßkuchen noch verbleibende Oel ist jedoch nicht als ohne
                                    Weiteres verloren anzusehen, vielmehr repräsentirt dasselbe einen gewissen
                                    Futterwerth und hat bis jetzt die Erfahrung gelehrt, daß die Landwirthe
                                    Preß-Oelkuchen bei weitem lieber kaufen als die Rückstände der
                                    Oel-Extraction mittelst Schwefelkohlenstoff. Man sehe deßhalb die im
                                    Haupttexte beigefügten Bemerkungen des Hrn. Dr.
                                    Dullo in Berlin. Oel mehr gewinnen kann, als dieß auf mechanischem Wege der Fall ist.
                           Sehr beachtenswerth in Bezug auf diese ganze Frage erscheinen mir die Mittheilungen
                              und Ansichten des Hrn. Dr. Dullo in Berlin, welche derselbe unter der Ueberschrift: „Die Extraction
                                 der fetten Oele mittelst Schwefelkohlenstoff“ in Nr. 19 (S. 152) und
                              Nr. 20 (S. 159) der Wieck'schen deutschen illustrirten
                              Gewerbezeitung von 1865 veröffentlicht, denen wir entnehmen wollen, was dort am
                              Schlusse gesagt ist:
                           
                              „Zieht man die Schädlichkeit, die viele Schwefelverbindungen für den
                                 thierischen Organismus haben, in Betracht, bedenkt man, daß die Dämpfe des
                                 Schwefelkohlenstoffs und das Schwefelwasserstoffgas keinem Menschen gesund sind,
                                 vielen aber nachtheilig, ja sogar gefährlich, so wirft sich unwillkürlich die
                                 Frage auf, ob nicht durch gewisse Schwefelverbindungen die sich in den
                                 Samen-Rückständen befinden, und die erst durch die Fabrication
                                 hineingebracht sind, ob nicht durch diese der Gesundheit des Viehes geschadet
                                 wird; – ob der Landwirth immer sicher seyn kann, daß aus den Rückständen
                                 absolut aller Schwefelkohlenstoff beseitigt ist, der, wenn er auch nur in den
                                 kleinsten Mengen vorhanden war, sicherlich auf den thierischen Organismus nicht
                                 vortheilhaft wirkt. Der Landwirth wird sich gut stehen, wenn er unter allen
                                 Umständen Nahrungsmittel für das Vieh verwendet, die nicht in nahe Berührung mit
                                 chemischen Industriezweigen gekommen sind; sie sind gewöhnlich dadurch nicht
                                 verbessert, sie mögen mitunter brauchbar und gut seyn; der Landwirth läuft aber
                                 auch Gefahr, in weniger glücklichem Falle sein Vieh damit zu vergiften und er
                                 wird sich besser stehen, wenn er Oelkuchen mit 5 Thlr. per Centner bezahlt, als
                                 diese Rückstände mit 3 Thlr. – Daß diese ganze Fabrication für den
                                 Fabrikanten von Vortheil seyn mag, ist wohl möglich, aber der Vortheil der
                                 Consumenten fällt nicht immer mit dem des ersteren zusammen, und weil dem in
                                 dieser Fabrication so ist, deßhalb scheint sich auch die Extractionsmethode des
                                 Oels mittelst Schwefelkohlenstoff nicht recht Bahn brechen zu wollen, und wird
                                 als ephemere Erscheinung wohl auch wieder vom industriellen Himmel
                                 verschwinden.“
                              
                           ––––––––––
                           Schließlich theile ich nachstehende Daten über die Leistungen
                                 verschiedener neueren Oelmühlen mit, welche theils vertrauenswerthen
                              Angaben, theils eigenen Beobachtungen entnommen sind.
                           
                        
                           1) Oelmühle des Hrn. Capelle in der
                                 Stadt Hannover.Beschrieben und abgebildet in meiner Maschinenlehre, Bd. II S. 311 und
                                    312.
                              
                           (Zwei Verticalpressen, welche man beide nach einander zum Vor- und Nachschlage
                              benutzt. Quadratische Kuchen, vier Stück in jeder Presse von 30 Pfund
                              Gesammtgewicht.)
                           
                           Wenn die Betriebsdampfmaschine (nach sorgfältigen Berechnungen) eine Nutzarbeit von 6
                              Pferden entwickelte, wurden in 13 Stunden täglicher continuirlicher Thätigkeit, 55
                              Himten oder 31,17 preußische Scheffel Winterraps zu Oel verarbeitet, wobei der
                              Himten Raps 40 bis 42 Zollpfund oder der preußische Scheffel 70 1/2 bis 74 Pfund wog
                              und per Himten 14 bis 16 Pfund Oel gewonnen wurden.
                           Hiernach betrug die Leistung per Stunde und per Pferdekraft 31,17/6,13 = 0,399 oder 0,4 preußische
                              Scheffel.
                           
                        
                           2) Oelmühle des Hrn. Struß in
                                 Linderte (unweit Hannover).
                           (Zwei Verticalpressen für Vor- und Nachschlag, wobei ohne Tücher, jedoch mit
                              Anwendung von Roßhaarplatten gearbeitet wird.)
                           Die Betriebsdampfmaschine trug nach sorgfältigen Berechnungen vier Pferdekräfte auf
                              die Schwungradwelle über.
                           Verarbeitet wurden:
                           a. Raps (der Himten von 42 Pfund Gewicht) in 14 Stunden
                              (continuirliche Thätigkeit) 40 Himten oder 22,67 preußische Scheffel, so daß die
                              Leistung betrug per Stunde und per Pferdekraft 22,67/(4 . 14) = 0,405 preußische Scheffel. Erhalten
                              wurden bei jeder Pressung zwei runde Kuchen per Presse,
                              jeder von 10 bis 11 Pfund Gewicht.
                           b. Leinsamen (der Himten von 41 bis 42 Pfund
                              Zollgewicht, gab 10 bis 11 Pfund Leinöl).
                           Verarbeitet wurden in 14 Stunden 36 Himten oder 20,4 preußische Scheffel, daher die
                              Leistung per Stunde und per
                              Pferdekraft 20,4/(4 . 14) = 0,364 preußische Scheffel.
                           
                        
                           3) Oelfabrik in Goslar.
                           Unter Verwendung von ebenfalls zwei Verticalpressen (gleichzeitig für Vor- und
                              Nachschlag) und betrieben von einem oberschlägigen Wasserrade, dessen Nutzarbeit
                              (unter Annahme von 0,70 als Güteverhältniß) zu 4 Pferdekräften berechnet wurde,
                              verarbeitet man täglich (volle 23 Stunden) allerhöchstens 30 Zollcentner Raps (von
                              43 bis 45 Pfd. per Himten), d. i. 68 Himten oder 38,5
                              preußische Scheffel, so daß man als Leistung erhält per
                              Stunde und per Pferdekraft 38,5/(4 . 23) = 0,418
                              preußische Scheffel.
                           
                           4) Die großartige, vorher beschriebene Oelfabrik des Hrn. S.
                                 Herz in Wittenberge verarbeitet durchschnittlich täglich in 23 Stunden 800
                              Zollcentner oder circa 1111 preußische Scheffel Raps
                              unter Aufwendung einer Betriebsarbeit von ungefähr 100 Pferdekräften, so daß sich
                              die Leistung per Stunde und per Pferdekraft herausstellt zu 1111 / 100. 23 = 0,483 preußische
                              Scheffel.
                           5) Die oben erwähnte Petersburger Oelfabrik verarbeitet an
                                 Leinsamen, nach Angabe des Hrn. Eges in Berlin,
                              als den Lieferanten der betreffenden Maschinen, in 12 Stunden 430 Scheffel, wobei
                              jedoch nur 10 Pressen (von den überhaupt vorhandenen 16) in Thätigkeit sind, wenn
                              die Betriebsdampfmaschine etwa 50 Pferdekräfte entwickelt, was per Stunde und per
                              Pferdekraft eine Leistung gibt von 430 / 50. 12 = 0,71 preußische Scheffel.
                           6) Eine kleine Neußer Oelfabrik,Meine Maschinenlehre, Bd. II S. 325. wozu die Maschinenbauanstalt von A. Wewer in
                              Barmen die Maschinen lieferte, verarbeitet täglich (23 Arbeitsstunden gerechnet)
                              ungefähr 240 Scheffel Raps, wobei die Betriebsdampfmaschine 20 Pferdekräfte
                              entwickelt, so daß sich die Leistung per Stunde und per Pferdekraft herausstellt zu 240 / 20. 23 = 0,50
                              preußische Scheffel. Die dabei gewonnenen Kuchen haben per Stück ein Gewicht von 2 Pfund.
                           7) Ueber die Production einer Oelmühle bei Hamm
                              (Westphalen), wozu die Herren Keller und Banning daselbst die Maschinen lieferten,Diese Oelmühle enthält zwei Paar Samenwalzen, drei Kollergänge, eine
                                    verticale Vorpresse, vier horizontale Nachpressen (nach dem Neußer Systeme)
                                    zu Keilkuchen und eine stehende Nachpresse für große runde Kuchen. Zum
                                    Betriebe dient eine horizontalliegende Dampfmaschine mit Expansion und
                                    Condensation von 16 Zoll rhein. Kolbendurchmesser, 30 Zoll Hub und 36 bis 40
                                    Schwungradumläufen per Minute, und 30 Pfund (per Quadratzoll) Ueberdruck des
                                    Wasserdampfes. wurden dem Verfasser folgende Thatsachen mitgetheilt:
                           Jede liegende Nachpresse verrichtet in 8 Stunden 48 Pressungen à 8 Kuchen von je 2 Pfund Gewicht oder man erhält täglich per Presse 768 Pfund Kuchen. Die verticalstehende
                              Nachpresse liefert das Doppelte einer liegenden, weßhalb nach den Angaben der Note
                              im Ganzen 6 Pressen zu rechnen sind, welche 4608 Pfund Kuchen in 12 Stunden abgeben.
                              Aus einem preußischen Scheffel Rübsamen erhält man annähernd 50 Pfund Kuchen, so daß in 12
                              Stunden 92 Scheffel verarbeitet werden. Da die Dampfmaschine gut 13 Pferdekräfte
                              entwickelt, so stellt sich hiernach die tägliche Leistung per Stunde und per Pferdekraft heraus zu
                              92/(13 . 12) = 0,59 preußische Scheffel.
                           8) Eine Oelmühle in Mainz (Neußer System).Außer den erforderlichen Samenquetschwalzen enthält diese Fabrik 3 Paar
                                    Kollersteine und 1 Kuchenbrecher, 1 Wärmapparat für die vorhandenen 2
                                    Vorpressen und 3 Wärmapparate für die vorhandenen 6 Nachpressen. Die Arbeit
                                    dauert Tag und Nacht, und sind dabei beschäftigt 12 Arbeiter zum
                                    Fertigpressen, 4 Arbeiter zum Vorpressen und 4 Arbeiter zur Bedienung der
                                    Steine und Walzen.
                              
                           a. Wenn man Keilkuchen das Stück zu 1 1/3 Pfund Gewicht
                              bei den Nachpressen erhält, werden in 23 Stunden 175 Centner (altes preußisches
                              Gewicht) Rübsamen verarbeitet, was den Centner zu 80 (alten) Pfunden gerechnet, 218
                              Scheffel gibt. Die Dampfmaschine entwickelt eine Nutzarbeit von 18 Pferden, so daß
                              sich per Stunde und per
                              Pferdekraft eine Leistung ergibt von 218/(18 . 23) = 0,55 preuß. Scheffel.
                           b. Wenn man unter sonst gleichen Umständen Kuchen von 2
                              1/4 Pfd. Gewicht erhält, werden in 23 Stunden 225 Centner, d. i. 281 preuß. Scheffel
                              verarbeitet, wornach sich die Leistung per Stunde und
                              per Pferdekraft berechnet zu 281/(18 . 23) = 0,67
                              preußische Scheffel.
                           9) Die schöne, oben beschriebene Faßbender'sche
                                 Palota-Oelmühle zu Pesth soll täglich, d. i. in 23 Stunden, 640
                              nieder-österreichische Metzen oder 716 preußische Scheffel Raps verarbeiten,
                              und die Betriebsdampfmaschine 40 Pferdekräfte auf die Schwungradwelle übertragen, so
                              daß sich die Leistung derselben per Stunde und per Pferdekraft berechnet zu 716/(40 . 23) = 0,77 preuß.
                              Scheffel.
                           Das Gewicht eines der Keil- oder Trapezkuchen, wovon jede Nachpresse 8 Stück
                              liefert, beträgt 2 1/4 Pfund.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
