| Titel: | Modificirter Bessemerapparat von Christian P. Thal, Eisenhütten-Ingenieur in St. Petersburg. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LXXX., S. 294 | 
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                        LXXX.
                        Modificirter Bessemerapparat von Christian P. Thal,
                           Eisenhütten-Ingenieur in St. Petersburg.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Thal's Bessemerofen.
                        
                     
                        
                           Der in Fig. 21
                              skizzirte Apparat soll vor den üblichen Bessemerapparaten nachstehende Vortheile
                              gewähren:
                           1) eine billigere Production von Stahl oder einem stahlartigen Product;
                           2) ein gleichförmigeres Product, weil die flüssige Masse eine gleiche Zeit gleichen
                              Wirkungen in steter Bewegung bis zur Vollendung des Productes ausgesetzt ist. Bei
                              den üblichen Bessemerapparaten bleibt eine immer kleiner werdende Quantität Stahl
                              noch dem Winde ausgesetzt, während eine immer größere dessen Einwirkung entzogen
                              wird. Das endliche Product muß also, wie es auch wirklich der Fall ist,
                              ungleichartig seyn und als solches in die Formen fließen, da die verschieden
                              gekohlten Stufen des Eisens sich sehr schwer mischen. Als Beweis hierfür braucht man
                              nur die Extreme, weißen Gußstahl und graues Roheisen zusammen zu einer Zeit in
                              gleich starken Strahlen, die sich in der Luft nicht kreuzen, in eine Form zu gießen.
                              Man wird gewiß beim Zerschlagen ganz deutliche Partieen von beiden finden. Um beim
                              Bessemern ein gleichartiges Product zu erhalten, muß die Bedingung erfüllt werden,
                              daß das Roheisen eine gleiche Zeit bis zum Ende der Operation in allen Theilen der
                              Einwirkung des Windes ausgesetzt, dabei während der ganzen Zeit gleichförmig
                              gemischt und dann plötzlich dem Winde entzogen wird. Die mechanische Mischung durch den Wind und
                              die erzeugten Gase wird um so ungenügender, je mehr der Proceß fortschreitet, also
                              je zäher die Masse wird.
                           Bei meinem Apparat, welcher zum Zweck hat, in demselben Ofen graues Roheisen in
                              weißes oder auch in Stahl umzuändern, fließt das Roheisen aus a in einen Trichter b, dessen Rohr mitten
                              durch die Windröhre c geleitet wird, auf welcher sich
                              ein Manometer d befindet. Das Roheisen fällt auf eine
                              mit Masse ausgefütterte rotirende Schale e, die eine
                              kreisförmige Rinne besitzt. An zwei Stellen gehen schief gestellte kurze Röhren f nieder, durch welche das weiße Roheisen in eine
                              größere Rinne g und aus dieser in einem spiralförmigen
                              Gang in einen Sumpf h gelangt. Unter dem Anfang der
                              Rinne läuft ein Canal i hin, dessen Mundloch zwischen
                              dem Sumpf und dem hohen Anfang der Rinne liegt. Durch diesen streichen die Gase in
                              einen unterirdischen Abzugscanal k und erwärmen die
                              Rinne dabei.
                           Es liegt nun in der Hand des Meisters, den Wind, die Schnelligkeit der Rotation und
                              den Roheisenzufluß zu regeln, um darnach bestimmte Producte erhalten zu können.
                              Versuche müssen hierüber entscheiden. Durch das in dem dreitheiligen Deckel des
                              Ofens angebrachte Glas m lassen sich die Vorgänge im
                              Innern beobachten. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1865, Nr. 41.)
                           
                        
                     
                  
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