| Titel: | Duméry's Eisenbahn-Oberbau. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XCI., S. 331 | 
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                        XCI.
                        Duméry's Eisenbahn-Oberbau.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, September
                              1865, S. 283.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Duméry's Eisenbahn-Oberbau.
                        
                     
                        
                           Das von dem Civilingenieur Duméry in Paris
                              erfundene Oberbausystem ließ sich kürzlich W. Clark in
                              London für England patentiren. Der Patentträger sagt über diese Erfindung
                              Folgendes:
                           Bei dem Legen des Oberbaues ist neben einer möglichst horizontalen Lage der
                              Schienenstränge die Continuität derselben eine Hauptsache; die Schienen müssen steif
                              und von genügendem Querschnitte seyn, damit das Gewicht der Züge nicht so
                              nachtheilig auf sie einwirken kann; auch dürfen sie keinen Stoß, keine Erschütterung
                              verursachen, das heißt sie müssen jede verticale Bewegung des über sie laufenden
                              Fahrzeuges verhüten, so daß dieses in einer zu dem Geleise vollkommen parallelen
                              Ebene erhalten wird. Um dieses Resultat zu sichern, sind bekanntlich verschiedene
                              Oberbausysteme angewendet worden, wie Steinblöcke, Langschwellen, Querschwellen mit
                              eisernen Stoß- und Mittelstühlen etc. Häufig werden die Zwischenstühle
                              weggelassen und die Schienen direct auf die Querschwellen gelegt, auf welche man sie
                              in irgend einer passenden Weise befestigt. Man hat auch versucht, die Schienen direct auf das
                              Füllmaterial ohne weitere Befestigungsmittel als die zur Erhaltung des Parallelismus
                              der Stränge erforderlichen zu legen, aber die hierdurch erzielten Resultate haben
                              nicht befriedigt. Steinblöcke würden wegen ihrer Steifigkeit und ihrer Tragfläche
                              genügen, wenn man sie ohne Unterbrechung neben einander legte; wenn man sie aber in
                              Zwischenräumen legt, werden die Schienen an ihren Unterstützungspunkten so
                              abgenutzt, daß man sie nicht mehr umwenden kann. Man hat deßhalb mit Stein nur bei
                              mäßigen Geschwindigkeiten, verhältnißmäßig schweren Schienen und leichtem
                              Betriebsmaterial ein günstiges Resultat erzielt, aber bei Anwendung von Maschinen
                              und Wagen, welche so schwer sind, daß sie eine Durchbiegung der Schienen bewirken
                              können, besitzt der Stein in Folge seiner Steifigkeit Nachtheile, welche man zu
                              beseitigen suchte. Da es aber unmöglich war, das Gewicht der Schienen dergestalt zu
                              vergrößern, daß eine Durchbiegung derselben vermieden wurde, so hat man es
                              vorgezogen, die Unterlagen aus einer verhältnißmäßig elastischen Substanz
                              herzustellen, welche den Stoß abschwächt. Aus diesem Grunde ist die Anwendung des
                              Holzes zu dem angegebenen Zwecke ganz allgemein geworden; dasselbe mag aber in Form
                              von Lang- oder Querschwellen angewendet werden, die Schwächung des Stoßes
                              findet immer auf Kosten des Holzes statt, welches durch das Eisen bald abgenutzt
                              wird und daher eine begrenzte Dauer hat. Um diesem Uebelstand einigermaßen
                              abzuhelfen, hat man an vielen Orten den doppelköpfigen Schienen die Vignole-Schienen vorgezogen, welche man mit ihrem
                              flachen Fuße direct auf das Holz legt und mittelst Hakennägeln etc. auf dasselbe
                              befestigt; aber der Mangel an Widerstand gegen seitlichen Druck in Verbindung mit
                              der unvollkommenen Befestigung des Eisens auf das Holz und die Abnutzung des
                              letzteren setzen der Anwendung dieser Schienen eine Grenze. Ferner wurden Schienen
                              von der Form eines umgekehrten V seines Sattels)
                              angefertigt, welche unter dem Namen Barlow-Schienen bekannt sind; diese besitzen aber folgende Nachtheile:
                              1) können sie in Folge ihres Gewichtes nur in kurzen Stücken hergestellt werden,
                              daher die Anzahl der Fugen (Stöße) größer wird, was man vermeiden muß; 2) können sie
                              von den über sie gehenden Lasten zerquetscht werden; 3) ist ihre Tragfläche auf dem
                              Boden auf diejenige der Schiene selbst beschränkt und erstreckt sich nicht auf die
                              Breite des Geleises; 4) werden dieselben nur von dem Füllmaterial festgehalten, in
                              welches man sie legt, und wegen der Beschaffenheit des letzteren ist ihre Lage immer
                              eine unsichere; 5) um eine abgenutzte Schiene auszuwechseln, muß auch die
                              unbeschädigte Unterlage mit herausgenommen werden; 6) werden aus den angegebenen
                              Ursachen die
                              Schienenstränge bedeutend wellenförmig gebogen und es entsteht dann ein Schwanken
                              der Züge, welches der Dauer des beweglichen Betriebsmaterials nachtheilig ist und
                              bei großen Geschwindigkeiten zu einer Quelle großer Gefahr wird. Es ist daher
                              begreiflich, daß man es bisher vorgezogen hat, bei der wenn auch sehr unvollkommenen
                              Verbindung des vergänglichen Holzes mit den biegsamen Schienen zu verbleiben und nur
                              darauf bedacht war, die verschiedenen Nachtheile, welche die vorhandenen
                              Oberbauconstructionen besaßen, möglichst zu beseitigen. Um große Geschwindigkeiten
                              anwenden zu können, war es nothwendig, größere und schwerere Stühle, sowie stärkere
                              und schwerere Schienen einzuführen; in Folge dieser Vergrößerung des
                              Schienengewichtes mußte man aber auch, um ein befriedigendes Resultat zu erhalten
                              – da die Durchbiegung der Schienen in directem Verhältnisse zu dem Quadrate
                              des Abstandes der Unterlagen von einander steht – die Querschwellen einander
                              näher legen und ihre Zahl vermehren. Durch Erfüllung aller dieser Bedingungen wurde
                              jedoch nur ein Theil der Uebelstände beseitigt; die noch übrigen sind nur durch die
                              Anwendung eines continuirlichen Trägers zu heben, welcher weder Biegsamkeit noch
                              Elasticität besitzt. Der Träger muß also vollkommen steif seyn; bisher gelang es
                              aber nicht, einen solchen herzustellen.
                           Mit einem continuirlichen Schienenträger und einer entsprechenden Befestigung seiner
                              Theile hoffe ich nun ein Geleise mit glatter Lauffläche herstellen zu können,
                              welches dauerhaft, billig anzuschaffen und zu unterhalten ist und durch welches
                              zugleich das bewegliche Betriebsmaterial geschont wird.
                           Meine Erfindung besteht zunächst in der Anwendung einer Schiene, deren Obertheil aus
                              einem anderen Metall als ihr Untertheil angefertigt wird; alle Nebenbestandtheile,
                              wie Stühle, Keile, Hakennägel etc. fallen weg, ohne daß deren ersparte Kosten etwa
                              durch vermehrte Abnutzung der Ober- oder Unterschienen aufgewogen werden. Die
                              Oberschiene wird direct an die Unterschiene befestigt, und zwar so innig, daß die
                              gebräuchlichen Laschen wegfallen, statt derselben aber eine continuirliche
                              Verlaschung der Schienen hergestellt wird. Die Schiene ist, wie gesagt, aus einer
                              abnehmbaren Lauf- oder Kopfschiene und einer eisernen Unter- oder
                              Tragschiene zusammengesetzt. Die Schiene berührt mit ihrer Lagerfläche continuirlich
                              den Boden, und die Lagerfläche ist größer als bei den jetzt von den bestverwalteten
                              Bahnen angenommenen Oberbausystemen. Man kann diese Vortheile und die vollkommene
                              Verbindung der beiden Schienentheile mit Hülfe von Schmiedestücken gewöhnlicher
                              Größe erzielen. Die Schiene ist endlich ebenso leicht wie irgend eine von den
                              gebräuchlichen zu legen,
                              indem man sie, wo es die Verhältnisse zulassen, auf eine macadamisirte Fläche legt,
                              die man vorher vorbereitet hat.
                           Die Mittel zur Ausführung dieser Erfindung sind sehr einfach. Ich nehme zuerst ein
                              Stück Eisen und walze es Tförmig; der Fuß (des
                              umgekehrten T) erhält eine solche Breite, daß er, wenn
                              man ihn auf sein Lager aufstellt, eine genügende Fläche darbietet, um das Gewicht
                              gewöhnlicher Züge aushalten zu können und ein Zerquetschen der Schiene oder ein
                              Einsinken des Oberbaues zu verhüten, – während die verticale Rippe (der Steg)
                              der Schiene die für die schwersten Lasten noch erforderliche Unterstützung der
                              Schiene gewährt. Die ebenfalls gewalzte Kopfschiene wird mittelst Schraubenbolzen an
                              die verticale Rippe des T Eisens dergestalt befestigt,
                              daß sie zusammen ein Ganzes bilden, welches das Ansehen einer Vignole-Schiene von sehr großen Dimensionen hat, aber aus zwei
                              stumpf zusammengestoßenen Theilen besteht. Querschwellen zur Verbindung der beiden
                              Schienenstränge eines Geleises vervollständigen die Construction. Da die Enden der
                              Querschwellen hakenförmig umgebogen werden, so genügt an jedem Ende derselben ein
                              Schraubenbolzen, um ein Herausdrängen der Schiene aus der richtigen Linie zu
                              verhindern und um dem Ganzen eine vollkommene Steifigkeit zu geben.
                           Es ist nicht nothwendig, daß man bei dieser Querschwelle, Unter- und
                              Oberschiene, an einer bestimmten Form und an bestimmten Dimensionen festhält,
                              sondern diese können nach der Art der Verwendung verschieden seyn; nur an der
                              Hauptsache dieser Erfindung darf nichts geändert werden.
                           Die wesentlichsten Punkte dieser Kombination sind: 1) die Anwendung einer
                              Schienenschwelle oder Schwellenschiene (die Unterschiene); 2) diese Unterschiene
                              bietet einen Vortheil, welchen man bisher vergebens bei den einfachen (aus einem
                              Stücke bestehenden) Schienen erstrebt hat. Die Schiene wird nämlich aus zwei
                              Metallen von verschiedener Festigkeit hergestellt, von denen das eine erneuert
                              werden kann, das andere aber permanent bleibt; 3) die Schiene ist in Bezug auf
                              Construction und Ausführung ebenso einfach wie die Barlow-Schiene; 4) die stumpf zusammengestoßenen Fugen bilden eine
                              continuirliche Verlaschung; 5) die vielen Berührungspunkte, welche bei den
                              gewöhnlichen Stühlen eine ununterbrochene Abnutzung verursachen, sind beseitigt; 6)
                              dagegen findet die continuirliche Berührung mit Flächen statt, welche nicht leicht
                              beschädigt werden können; 7) es sind keine schweren Eisenstücke zu schmieden; 8) das
                              ganze Material der Schiene, sowie der Widerstand von beiden Schienentheilen wird
                              ausgenutzt; endlich kann die Schiene auf eine macadamisirte Fläche gelegt werden,
                              die man vorher dazu vorbereitet. Die Unterschiene wirkt so als Langschwelle, da sie eine
                              große Lagerfläche hat; als Schiene, indem sie den Widerstand oder die Festigkeit
                              gegen Durchbiegung vervollständigt; als Stuhl, weil sie sich jedem Bestreben, sie
                              umzuwerfen, widersetzt; endlich als Lasche, in Folge der Anordnung der stumpf
                              zusammengestoßenen Fugen. Die Ober- oder Fahrschiene entspricht dem doppelten
                              Zwecke, daß sie jedem Bestreben zu einer Durchbiegung widersteht, und eine gehärtete
                              Oberfläche darbietet, um ein Zerquetschtwerden zu vermeiden; oder sie kann auch bloß
                              letzteren Zweck erfüllen.
                           Wenn man das Gewicht der Fahrschiene vermindern und sie anstatt aus Eisen aus Stahl
                              herstellen will, so muß auch in diesem Falle der verticale Theil der Unterschiene
                              stark genug seyn, um das Gewicht der darüberfahrenden Züge zu tragen. Die
                              Kopfschiene wird dann nach Figur 22 mit einer Nuth
                              versehen und mittelst Schraubenbolzen etc. an die Unterschiene befestigt.
                           Die Schienen werden in ihrer Lage entweder wie gewöhnlich durch einfaches Einbetten
                              derselben und der Querschwellen in das Füllmaterial oder dadurch festgehalten, daß
                              man den Grund vorher härtet und die Schiene in Mörtel oder Cement einlegt, wobei man
                              zur Aufnahme der Querschwellen Oeffnungen läßt, die man nachher mit trockenem
                              Material ausfüllt oder auch mit Cement ausgießen kann. Es versteht sich von selbst,
                              daß das Wasser wie gewöhnlich durch Neigung der Bodenfläche mittelst natürlicher
                              oder künstlich angelegter Canäle aus dem Geleise abgeleitet wird.
                           Der Patentträger sagt zuletzt, daß er sich auf bloß ein Beispiel zur Anwendung seines
                              Systems beschränkt habe, weil er es für unnöthig halte, viele Formen anzugeben, die
                              doch alle nur den einzigen Zweck hätten, welcher aus der vorstehenden Beschreibung
                              hervorgeht. Die Erfindung besteht hiernach: 1) in der Schiene und 2) in dem
                              vorherigen Härten des Grundes, in welchen die Schiene auf irgend eine passende Art
                              festgelegt wird; die verbesserte Lagerung ist bei jeder Form und jedem System von
                              Schienen anwendbar; beide Verbesserungen können sowohl zusammen als auch einzeln in
                              Anwendung kommen.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 Abbildungen.
                           Fig. 18
                              stellt einen Querdurchschnitt einer solchen combinirten Schiene dar, welche mit
                              ihrer Querschwelle verbunden ist; Fig. 19 ist eine
                              Seitenansicht und Fig. 20 eine obere Ansicht derselben. Fig. 21 zeigt eine
                              Schiene, die auf einer macadamisirten Bodenfläche mit einem Bette aus untergelegtem
                              Cemente liegt, auf welchem letzteren, damit es sich nicht zerbröckelt, noch eine
                              Holzlage angebracht werden kann. Fig. 22
                              stellt eine Schiene dar,
                              deren Kopf aus härterem Material (Stahl) besteht. a ist
                              die Kopf- oder Laufschiene, b die Unterschiene,
                              welche die Laufschiene trägt, c sind Schraubenbolzen zur
                              Befestigung dieser beiden Theile aneinander, d ist die
                              Querschwelle, e sind die hakenförmig umgebogenen
                              Schwellenenden, e' Schraubenbolzen zur Befestigung des
                              Schienenfußes auf die Querschwellen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
