| Titel: | Ueber die Anwendung des Leukanilins; von Horaz Köchlin. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CVI., S. 387 | 
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                        CVI.
                        Ueber die Anwendung des Leukanilins; von
                           Horaz
                              Köchlin.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, t. XXXV p. 347; August 1865.
                        Köchlin, über die Anwendung des Leukanilins.
                        
                     
                        
                           Wenn man das von Dr. A. W. Hofmann im J. 1862 entdeckte Leukanilin,Man s. Hofmann's Abhandlung „über die
                                       von Anilin derivirenden Farbstoffe“ im polytechn. Journal
                                    Bd. CLXV S. 60. oder eines seiner Salze, mit sauerstoffreichen Verbindungen behandelt, so
                              verwandeln sich diese Körper in ein braunes Product, dessen Anwendung ich im
                              Folgenden besprechen will.
                           Das von mir angewandte Leukanilin verdanke ich Hrn. L. Durand, einem der Erfinder des Verfahrens Anilinroth mittelst
                              salpetersauren Quecksilbers darzustellen. Er bereitet das Leukanilin durch Kochen
                              einer wässerigen Fuchsinlösung mit pulverförmigem Zink. Sobald das Sieden einige
                              Minuten gedauert hat, ist das Fuchsin reducirt; der größte Theil des Leukanilins
                              wird vom gebildeten Zinkoxyd mitgerissen. Nachdem man filtrirt hat, behandelt man
                              den Rückstand mit Alkohol, welcher das Leukanilin auflöst, und dampft dann ab; man
                              erhält so das Leukanilin als eine harzige gelbe Masse.
                           Ich habe bei der Darstellung des Anilinschwarz mit Schwefelkupfer, das Anilin durch
                              weinsteinsaures Leukanilin oder durch Fuchsin ersetzt; nach dem Aufdrucken der Farbe
                              unterzog ich die Kattunproben den für das oxydirte Anilinschwarz gebräuchlichen
                              Operationen, wodurch ich ein Braun erhielt, welches der Luft, den Säuren, den
                              Alkalien und den Seifebädern sehr gut widersteht.
                           
                           Wenn man die Farbe durch Dämpfen fixiren will, ist die Anwendung des Schwefelkupfers
                              nicht unumgänglich nöthig.
                           Auf Wolle ersetzt das Fuchsinbraun vortheilhaft das Orseillebraun.
                           Die erwähnte Druckfarbe für Kattun habe ich folgendermaßen bereitet:
                           0,25 Liter Fuchsinlösung, 50 Grm. Fuchsin per Liter
                              Alkohol;
                           0,75 Liter Gummiwasser;
                           50 Gramme Oxalsäure;
                           25 Gramme chlorsaures Kali.
                           Man kann so (mit Zusatz von Indigcarmin zur Farbe) alle Töne vom Granatbraun bis zum
                              Schwarz erhalten. Will man ein röthlicheres Granatbraun, so muß man die Oxydation
                              vermindern, also weniger chlorsaures Kali oder weniger Oxalsäure nehmen. Um ein
                              gelblicheres Braun zu erhalten, braucht man der Farbe nur einen gelben Lack
                              zuzusetzen, dessen Basis aber nicht Zinnoxydul seyn darf, weil dieses die Oxydation
                              verhindern und ein röthlicheres Braun erzeugen würde.
                           Indem ich eine Fuchsinlösung mit chlorsaurem Kali und Salzsäure behandelte, erhielt
                              ich die braune Verbindung wovon Hofmann spricht. Dieses
                              Product ist in Wasser unlöslich, aber löslich in Alkohol und concentrirter
                              Schwefelsäure; durch Zusatz von Wasser wird es aus seiner alkoholischen und
                              schwefelsauren Lösung gefällt. Es läßt sich auf Baumwolle mittelst Eiweiß
                              fixiren.
                           Das pikrinsaure Ammoniak, wie das Fuchsin mittelst zertheilten Zinks reducirt, gibt
                              einen braunrothen Farbstoff, welcher die Wolle färbt. Diese Verbindung ist ohne
                              Zweifel pikraminsaures Ammoniak.
                           Hr. Durand hat von der Eigenschaft des zertheilten Zinks,
                              in kurzer Zeit die Anilinfarben zu reduciren, eine Anwendung gemacht. Er druckt
                              Zinkpulver auf ein Gewebe, welches mit Anilinfarben roth, violett, blau oder grün
                              gefärbt ist, dämpft und wäscht. Die unter dem Zink zerstörte Farbe hinterläßt eine
                              weiße Enlevage. Das bei dieser Reaction entstandene farblose Product ist ebenfalls
                              Leukanilin.
                           Das Zink kann auch als Reserve für das Anilinschwarz dienen.
                           Hr. Durand ließ sich in Frankreich nicht nur das Zink,
                              sondern alle Metalle welche die Anilinfarben reduciren, Zinn etc., sowie das
                              Cyankalium patentiren (!).