| Titel: | Ueber ein neues Anilinschwarz; von Alfred Paraf, vom Hause Roberts Dale und Comp., Fabrikanten chemischer Producte in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CVII., S. 389 | 
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                        CVII.
                        Ueber ein neues Anilinschwarz; von Alfred Paraf, vom Hause Roberts Dale und Comp., Fabrikanten chemischer Producte in
                           Manchester.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, t. XXXV p. 345; August 1865.
                        Paraf, über ein neues Anilinschwarz.
                        
                     
                        
                           Ich fabricire seit einiger Zeit bei den HHrn. Roberts Dale
                              u. Comp. in Manchester ein neues Anilinschwarz, welches
                              durch Einwirkung von Chlorsäure, freiem Chlor (und der Zwischenverbindungen von
                              Chlor und Sauerstoff) auf das Anilin gebildet wird. Hierzu verfahre ich
                              folgendermaßen:
                           Ich bereite vorerst Kieselflußsäure, indem ich ein Gemenge von Flußspath und Sand mit
                              Schwefelsäure zersetze. In einer wässerigen Lösung dieser Kieselflußsäure, welche
                              8° Baumé zeigt, löse ich salzsaures Anilin auf; die so erhaltene
                              Lösung, gehörig verdickt und auf den mit chlorsaurem Kali vorbereiteten
                              Baumwollenzeug gedruckt, gibt das Schwarz durch die beim Fixiren erfolgende
                              Oxydation. Die Vorbereitung des Gewebes mit chlorsaurem Kali ist nur dann
                              erforderlich, wenn man das Unterlagtuch beim Walzendruck ersparen will; hat man
                              hingegen besondere Unterlag-Drucktücher für diesen Zweck, so wird das
                              chlorsaure Kali der Farbe selbst zugesetzt, und das Gewebe bedarf dann keinerlei
                              Vorbereitung.
                           Beim Fixiren mittelst einer Temperatur von 32 bis 35° C. ist der Vorgang nun
                              folgender: die Kieselflußsäure bildet mit dem Kali des chlorsauren Kalis
                              kieselflußsaures Kali; die Chlorsäure wird in Freiheit gesetzt und ein Theil
                              derselben, welcher auf die Salzsäure des salzsauren Anilins wirkt, erzeugt ein
                              Gemisch von freiem Chlor und den Zwischenverbindungen von Chlor und Sauerstoff,
                              welches, gemeinschaftlich mit dem anderen Theil der Chlorsäure auf das Anilin des
                              salzsauren Anilins wirkend, das Schwarz bildet.
                           Jeder Chemiker kann sich leicht von der Richtigkeit meiner Angaben überzeugen, indem
                              er in folgender Weise verfährt: Er bereitet vorerst kieselflußsaures Anilin, indem
                              er in der Wärme Anilin in einer wässerigen Lösung von Kieselflußsäure auflöst. Durch
                              Erkalten erhält er eine Masse, welche aus glänzenden Schuppen von kieselflußsaurem
                              Anilin besteht, das in Wasser sehr löslich ist. Setzt er einer wässerigen Lösung
                              dieses kieselflußsauren Anilins eine Lösung von chlorsaurem Kali zu, so wird er kieselflußsaures Kali
                              und chlorsaures Anilin erhalten. Diese Lösung von chlorsaurem Anilin kann man zum
                              Sieden bringen, ohne daß sich darin eine Spur von Schwarz zeigt. Man braucht aber
                              nur einen oder zwei Tropfen Salzsäure zuzusetzen, damit sofort ein schwarzer
                              Niederschlag gebildet wird.
                           Dieses Schwarz gewährt den Vortheil, daß es neben allen Farben der Krapp-,
                              Garancin- oder Alizarin-Artikel aufgedruckt werden kann, ohne
                              Contouren zu erzeugen; man verfährt genau so wie mit einem Campecheholzschwarz,
                              indem man auf dieselbe Weise fixirt, kuhkothet, färbt, seift etc. Im Krapp zieht
                              dieses Schwarz gar nicht an, denn es enthält keine Spur von einem Metalloxyd, und
                              ist folglich viel wohlfeiler als das bisher dargestellte. Es hat überdieß den großen
                              Vorzug, an der Luft nicht grünlich zu werden.
                           Ich bearbeite gegenwärtig eine ausführliche Abhandlung über dieses Schwarz und feine
                              bisherige Anwendung in England.